Volltext Seite (XML)
MsdrufferTaMblatt alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laui ausliegender Preisliste Nr. 8. — Zisser-Gebühr: 2V Rpsg. — Dorgeschrie- bene Erscheinungslage und Platzwünsche «erden nach Möglichkeit berücksichtigt.---A n z e i g e n - A n n a h m e bis vormittags w Uhr. . ... Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermit- Fernsprecher: Ami Wilsdruff 200 teilen Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. - — Bei Konkurs »d ZwangSvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und DaS „WilSdrusfer Tageblatt" erscheint werktags nachm. 4 Uhr. BezugSpr. monatl. 2RM. srei HauS, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer 1g Rps. All- Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. GeschästSstcll« nehmen zu jeder Zeit Be- . stellungen entgegen. Im Salle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Betriebsstörun gen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Nr. 230 — 94. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 2. Oktober 1935 Bemerkungen am Rande. Memel hat gewählt. Es gibt wohl keinen Wahlakt in der Geschichte, der unter derartigen Umständen stattgefunden hat wie das Volksbekenntnis des Memellandes am Sonntag und Montag. Die Augen der Welt waren an diesen beiden Tagen auf das kleine deutsche Ländchen, das unter der Ge waltherrschaft eines fremden, gegen die primitivsten Grundsätze des Rechts und der Menschlichkeit verstoßenden Staates steht, gerichtet. An diesen beiden Tagen haben die Beobachter der Weltöffentlichkeit, die nicht immer mit besonders großem Verständnis für das Memeldeutschtum in dies Stückchen Welt kamen, vielleicht etwas davon gespürt, wie unendlich großes Unrecht und Vergewaltigung an diesen deutschen Menschen verübt worden ist, nur weil sie nicht freiwillig aus ihr Volkstum und ihre Ehre verzichten wollten. Aber welches unendliche Leid für jeden einzelnen während eines Jahrzehntes diesen beiden Tagen voraus gegangen ist, davon haben diese Beobachter keine wirklich umfassende Vorstellung bekommen. Sonst hätte man etwas von wirklicher innerer Entrüstung spüren müssen. Welche geradezu ungeheuerliche Disziplin, die beinahe die Menschenkraft überstieg, hier von deutschen Menschen geleistet worden ist, als eine qualvolle Zeit an diesen beiden Tagen ihren Höhepunkt erreichte, das kann gar nicht er messen werden. Man hat in der Welt sich nahezu daran gewöhnt, daß der neue Geist, der heute alle Menschen deutschen Blutes erfüllt, bei solchen Gelegenheiten ein so unerhörtes Maß von Disziplin voraussetzen kann. Das Saargebiet War der letzte Beweis dafür. Und an der Mein el ist dieser Beweis fast noch härter und klarer gewesen, weil der Terror Formen angenommen hatte, die alles Erdenkliche überstiegen. Glaubt denn aber die Welt, daß diese Vor gänge, die sich im Memelland abspielten, wo drei große europäische Mächte für Recht und Gerechtigkeit garantiert baden, das Vertrauen zu internationalen Garantien steigern könnte? Was sich an der Memel ab spielt, ist mehr als die Mißachtung der Grundbegriffe des Rechts durch den litauischen Staat, ist ein Versagen des Systems der internationalen Garantie, ist darüber hinaus ein eindeutiger Beweis des Friedenswillens und der Diszi plin dieser Menschen an der Memel und, unabhängig von dem Ergebnis der Stimmenzählung, ein tiefes Be kenntnis zu ihrem Deutschtum. Achtung, Kitschfabrikantcn am Werk! Eine bekannte Redensart sagt: Den Letzten beißen die Hunde. Diese kennzeichnet höchst treffend eine Einstellung, wie sie eigentlich im nationalsozialistischen Staate unmög lich sein "sollte, nämlich: Hauptsache ist, ich bringe mein Schäfchen ins Trockene, alles andere ist mir gleichgültig. Man ist versucht, den geschäftstüchtigen Kreisen eine solche Einstellung nachzusagen, die jetzt anläßlich der Olym pischen Spiele den Einzelhandel mit Dingen über schwemmt, die man nur als Kitsch schlimmster Sorte be zeichnen kann. Da gibt es kaum etwas, was nicht als besonderen „Reklamewert" irgendeinen Hinweis auf die Olympiade trüge: von der Puderdose bis zum Porzellan- teller, vom Schlips bis zur Brieftasche, vom Mkao bis zum Olympiaaulo, Olympiakaffee oder Olympiaapfel sprudel, Olympiasprachinstilute usw. — die Reihe ließe sich fast unendlich fortsetzen. Da hat irgendein tüchtiger Propagandachef die „fabelhafte Idee" gehabt, man könnte anläßlich der Olympiade doch besondere Artikel herausbringen, die in irgendeiner Beziehung zu diesem Weltereignis stehen, und deren Absatzchancen dem entsprechend mehr als günstig sein könnten. Die Kon kurrenz hat ebenfalls einen solchen Einfall gehabt, und dann geht die Kitschproduktion los. wobei natür lich einer den anderen zu überbieten trachtet, um mög lichst viel des zu erwartenden Geschäftserfolges für sich hereinholen zu können. Den genau so „tüchtigen" und strebsamen Vertretern muß es eben gelingen, diese Artikel heim Einzelhandel unterzubringen. Gelingt es ihnen nicht, so treten „tüchtigere" an ihre Stelle. So liegen die Dinge. Es wird gut sein, wenn man diese Geschäfte macher ganz energisch zurückpfeift. Der Werberat der Deutschen Wirtschaft hat bereits im vorigen Jahre durch seine Bekanntmachung vom 28. Juni 1934 die Ver wendung der fünf Olympischen Ringe für die W i rts ch a ft s w e r b un g als nicht zu lässig erklärt. Wie sich aber jetzt aus der Praxis ergehen hat, scheinen die ewig Geschäftstüchtigen auf dem Standpunkt zu stehen, daß alles, was nicht besonders ver boten sei, erlaubt sei. Wenn die Appelle an nationalen Anstand und an den guten Geschmack ohne Erfolg bleiben, dann wird es notwendig sein, die Wirtschaftswerbung von diesem Kitsch durch eine grundsätzliche, für alle be teiligten Wirtschaftszweige gültige Anordnung zu befreien. Sowjetregierung und Komintern Hand in Hand. Es verlohnt zweifellos, die Reden zu verfolgen, die äuf dem Kongreß der kommunistischen Stätte der ewigen Ruhe. Die Gruft für den verewigten Generalfeldmarschall und Reichspräsidenten von Hindenburg im Tannenberg-Nationaldenkmal. Vor der feierlichen, endgültigen Beisetzung der sterb lichen Überreste des Generalfeldmarschalls Paul von Beneckendorff und Hindenburg in dem vom Führer bestimmten-Hindenburgturm des Tannenberg-Nationaldenkmals wurde alles aus das genaueste vorbereitet, um der Feier einen würdigen Rahmen zu geben. Die ostpreußischen Regimenter, die an der Trauerparade teilnahmen, waren bereits am Vortage eingetroffen, um den Aufmarsch der Fahnen kompanien einzuüben. Auch waren die notwendigen Vorbereitungen für die Rundfunkübertragung der Feier gctiioffen worden. Etwa zwanzig Stufen führen jetzt nach der baulichen Ausgestaltung des Denkmalraumes von dem Umgang, der an den acht Türmen vorbeigeht, hinab zu einem Thingraum, der vollständig mit Granitplatten ausgelegt ist. In der Nähe dieses Thingraumes öffnet sich die Gruft, in welcher die Särge mit den sterblichen Überresten des Generalfeldmarschalls des Weltkrieges und seiner im Jahre 1921 in Hannover verstorbenen Gemahlin ihre letzte Ruhestätte finden. Der Turm über der Gruft wird später Ku einer Gedenkhalle für Hindenburg ausgestaltet und mit einem großen Denkmal versehen werden. Die Gruft wird durch schwere bronzene Türen abgeschlossen. Den Gruftturm schmücken bunte Glasfenster mit Bildern und Tex t e n aus alten S al d a t e n- liedern. Die beiden bronzenen Türen tragen die Wählsprüche Hindenburgs. Zu beiden Seiten der Gruft stehen zwei einfache steinerne Kreuze mit der Aufschrift: „Zehn deutsche Soldaten." Dort haben in unterirdischen Räumen 20 Särge unbekannter deutscher Soldaten des Weltkrieges von der Schlachtfeldern Ostpreußens ihre endgültige Ausstellung gefunden. Die Särge Hindenburgs und seiner Gemahlin tragen nichts weiter als die Daten des Geburts- und Todes tages, und sie stehen in Erde aus Neudeck, da es der Wunsch des Verstorbenen war, in der Heimat erde bestattet zu sein. Hinter dem Hindenburgturm wird die Anlage eines kleinen Gartens vor bereitet, in dem später Bäume aus Neudeck Platz finden sollen. Zwei wuchtige FigurendeutscherSoldaten bewachen den Eingang zur Gruft. An dem großen Find ling, der über der Gruft liegt, und der nun den Namen Hindenburg trägt, wurde noch bis zur letzten Minute ge arbeitet. Sämtliche in das Mauerwerk zwischen den acht Türmen einge,Kgten Gedenksteine halten den Schmuck Jugendinternationale in Moskau gehalten werden. Der neugewählte „Steuermann der Komintern" und rechte Hand Stalins, der berüchtigte bolschewistische Agitator Dimitroff, hatte es nicht verabsäumt, gleich am Eröffnungstage in einer Brandrede den jugendlichen Kommunisten mit seinen Hetzparolen die Köpfe noch mehr zu verdrehen. Auch der ebenfalls von der Tagung der Moskauer Internationalisten her sattsam bekannte finnische Kommunist Kuusinen erstattete einen 314stündi gen Bericht über die Ergebnisse des 7. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale. So versuchte Kuusinen nach dem bekannten Beispiel der Potemkinschen Dörfer das Bild des heutigen Sowjetlandes in den rosigsten Farben hinzuwerfen, wobei er aber nicht umhin konnte, die aufzubringenden gewaltigen Anstrengungen zur Über windung der im Wege stehenden großen Schwierig keiten im einzelnen zu schildern. Auch er tischte wie der die alte Mär auf, daß angeblich die Sowjets aus einem auf wirtschaftlichem Gebiete zurückgebliebenen und zcywacyen Lnaai ein „unzerstörbares Bollwerk" geschaffen hätten, ohne dabei einzugestehen, daß die Kom munisten selbst das einstmals blühende Land in ein Chaos verwandelt haben. Der „antifaschistische Kämpfer" Dimi- troff, der chinesische Kommunistenführer Maotsedun und andere werden als „Vorbilder" den „Avantgardisten der Weltrevolution" hingestellt. Zum Schluß das übliche Bild — alle singen gleichzeitig verschiedene Lieder in ver schiedenen Sprachen durcheinander. Durch die Töne der Internationale hört man die Bandiera Rosscha, den Marsch der chinesischen Roten Armee hindurch. Auch dieser Kongreß der kommunistischen Weltrevolu tionierung ist wieder unter der Schirmherr schaft der Sowjetunion aufgezogen. Das zeigte schon die Aufmachung. Im Sitzungssaal des „Domm Sojusow" (Moskauer Gewerkschaftshaus) prangten an der Stirnseite große Bilder von Stalin und Dimitross: Sowjetregierung und Komintern Hand in.Handl grüner Kränze erhalten. Die Türme wären mit langen grünen Girlanden geschmückt worden. Der Hindenburg- Turm trägt ferner jetzt außen das Wqppen der Familie Beneckendorff-Hindenburg mit den beiden Büsfelküpfen und den zwei Hindinnen, und eingefügt in das Mauerwerk das große Kreuz, das früher inmitten des Denkmals stand. Alle übrigen Türme des Tannenbergdenkmals haben neue prächtige Türen erhallen und sind auch in ihrem inneren Schmuck ausgestaltet worden, besonders .der Fahnenturm, der Turm der Feldherren und der Turm der feldgrauen Soldaten. Der Eingang zur Hindenburggruft. Im Hintergrund die beiden Kreuze, die über den Tavkp- Phagen des großen Toten und seiner Gemahlin stehen, über der Gruft das Familienwappen. (Sckerl Bilderdienst.) Tagesbefehl des Reichsjugendsührers an die HZ. Der Reichsjugendführer Baldur von Schirach erläßt an die Einheiten der Hitler-Jugend nachstehende» Tagesbefehl: Die deutsche Jugend gedenkt am 2. Oktober in Treu« und Dankbarkeit des großen Generalfeldmarschalls. A» allen Standorten der Hitler-Jugend legen daher im Laufe des Mittwoch Abordnungen der Hitler-Jugend, des BDM. und des Deutschen Jungvolks Blumensträuße oder Kränze zum Gedächtnis Paul von Hindenburgs am Ehrenmal der Gefallenen des Weltkrieges nieder. Aur noch eine Flagge. Amtlich wird mitgeteilt: Durch das Reichsflaggengesetz vom 15. September 1935 ist die Hakenkreuzflagge zur alleinigen Reichs- und Nationalflagge bestimmt worden. Auf Grund des Artikels 4 dieses Gesetzes hat der Reichsminister des Innern durch Erlaß vom 16. September 1935 angeordnet, daß sämtliche öffentlichen Gebäude des Reiches, der Länder und der Körperschaften des öffentlichen Rechts künftig allein mit der Hakenkreuzflagg« flaggen und daß von ihnen die Flagge Schwarz- Weiß-Rot sowie die Flaggen der Länder und Provinzial verbände nicht mehr zu zeigen sind. Es wiud der Erwartung Ausdruck gegeben, daß sich die Bevölkerung diesem Vor gebe» anschlietzt und nur noch die Hakenkreuzflagge zeigt. Verboten ist das Zeigen der schwarzweißroten Flagge nur für Luden.