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63. Jahrgang Dieser, Angebot der Firma beinahe Inserate werden bis Montnq, Mittwoch u. Fre-wg Mittag angenommen und kosten: die 1 spalt. Zeile 20 Pf. Unter Eingesandt: L0 Pf. Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur uud Verleger Herrmann Müller das »Geschäft" aus den Händen geglitten wäre, rächte sich nun, indem er die Verbindung abbrach und die Waggons durch eine andere deutsche Firma in Braun schweig liefern ließ. Zur Uebernahme der Wagen wurden Ingenieure deS EisenbahnmintsteriumS nach Braunschweig entsandt, aber als zwei von ihnen das dort vorgefundene Material als unbrauchbar bezeichneten, rief man sie wieder heim. Der dritte Ingenieur nahm sich daS zur Lehre, erkannte die Brauchbarkeit von vorläufig 110 Stück an und ließ sie nach Sofia senden. Die Wagen müssen nun thatsächlich ungenügend gewesen sein, denn sie waren noch keine Woche in Sofia, da erhob sich in der Presse ein Riesengeschrei über da- „Rumpelzeug". In den Redaktionsfenstern wurden vermoderte Holztheile und von Rost zerfressene Eisen- KeuMton. Der Bauer vom Wald. Novelle von Anton von Perfall. (Nachdruck verboten.) (4. Fortsetzung.) „O, mei Vater, wie kannst Du nur so frag'n? TaS giebt'S ja net. DaS wär' ja was Furchtbares." Der RoSl wurde bang vor dem drängenden Blick drS BaterS. »Net wahr, daS beareisst, daß da« waS Furcht bares wär'. A Wald, der zweihundert Jahr zum Wachs'» braucht, weg mit an Hui. Also, wenn d' wähl'» müaßt, den Ferl oder den Wald, wen thatst opfern? Red, net lüag'n!" Da warf sie sich weinend an die Brust de» Bauern. „Den Wald! Alle Wälder der ganzen Welt!" kam eS schluchzend heraus. „I kann's net ander» sag'», wenn Du mi dazua zwingst." JohauueS sprach kein Wort, er athmete nur schwer ans und drückte den Blondkopf fest an sich. „Jetzt weiß t'S. I dank Dir schön. Ehrli bist wenigstens." Alle versuche deS Mädchen-, ihren Ausspruch ihm zuliebe abzuschwächen, waren fruchtlos. „Laß! Laß! RoSl, i bin Dir net gram d'rüber. Brad wiss'n hab' i woll'n, ob i wirkt»' ganz allein steh' — jetzt weiß i'S." Er verließ den Stall. mÄn-^ustimmung rechnen konnte, müssen wir doch Lf 2" machen, daß die Publikation in 9okalblatte auf einem VertrauenSmißbrauche be- E, d-du'n ,°lch-n SMn n°'Und^ ... NerSstentlichung nlcht erthetlt worden war. Es allerhSchftcn Jnlmtionm und au«. ^nÄ»,?We>Iunaen Seiner MajekSt, daß Ansprachen ^W^n^ bei mtlU-tnschen «reisen ohne au«. drückNche Enndchiigung >"4 °-rb^ Der Reichskanzler und Ministerpräsident Graf Bülow hat, der „Nordd. Allg. Ztg- rufolge, auS An- laß der ungünstigen Nachrichten, we che ihm in letzter Zeit über den Saaten stand und die ErnteauSsichten in weiten Gebieten der preußischen Monarchie zuge- gangen find, im StaatSministerium angeregt, alsbald innerhalb der einzelnen Ressort- alle geeigneten Maaß- nahmen zu treffen, um angeficht- der drohenden Miß stände nach Möglichkeit die staatliche Fürsorge ein- reten zu lassen. Im Anschlusse an diese Meldung adett die „Nationalztg.", daß die LandwirthschastS- kammern fich bei dieser Frage schlecht bewährt hätten Ihre natürliche Aufgabe sei e- gewesen rechtMg auf die Größe deS drohenden NothstandeS hinzuweisen und, so weit erforderlich, die in einem außerordentlichen Falle durchaus gerechtfertigte staatliche Unterstützung, z. B. durch Vorschüsse für die rechtzeitige Beschaffung neuen Saatgutes, zu beantragen. Für derartige Hilfe dürfte jetzt die Jahreszeit zu weit vorgeschritten sein. ES wird aber allgemeines Einverftändniß darüber be- stehen, daß jede sonst mögliche Unterstützung denjenigen Landwirthen, welche zur Ueberwindung eine- außer ordentlichen NothstandeS solcher bedürfen, zu Theil werden muß. Ein Bericht, den der Borfitzende der ständigen Kommission de» königl. preußischen Lande-- Oekonomie-KollegiumS soeben dem Reichskanzler und den zuständigen preußischen StaatSministerien er stattet hat, beziffert nach der „Kreuzztg." den AuS- fall, den die preußische Landwirthschast infolge der schlechten Entwicklung der Saaten erfahren habe, für Weizen überschläglich auf 183'/« Millionen, für Roggen auf 103 Millionen, für Brotgetreide im Ganzen also auf 286'/« Millionen. Im Juni 1895 hat in Paris unter Betheiligung von Deutschland, Belgien, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Monako, den Niederlanden, Oesterreich-Ungarn, Portugal, Schweden und Norwegen, Spanien und der Schweiz eine Kon ferenz stattgefunden, welche den Abschluß eines Vogel- fchutzabkommenS bezweckte. DaS Srgebniß der Be- Mit einem Zündhölzchen trennte er sie, versuchte sie zu zählen. Er kam auf hundert — zweihundert — die Augen versagten ihm den Dienst darüber, e» waren wohl tausend und au- jedem kroch im nächsten Früh jahr ein Räupchen. Sein Gehirn schmerzte ihn, wen« er fich die Zahlen dachte, die fich da ergeben müßten und er de- gann die Möglichkeit zu begreife», daß ein ganzer Wald von ihnen verzehrt werden konnte. Noch etwa» sagte ihm der Schmetterling: der Ausflug hatte begonnen! Jeden Augenblick konnte ein Uebklfall diese» grauenhaften Heere» geschehen. Von da ab schlief er nicht mehr. Jo der Nacht brannten im Walde riesige Feuer, deren Ranch die Threre abhalten sollte. Da» einzige Schutzmittel, welche» die Forstbehörde aozugebeu wußte und Johannes hielt die Wacht. Die Holzerhütte war jetzt sein Nachtquartier. Um Alle» hätte er jetzt den Ferl da haben mögen, ab- von seiner Arbeitskraft. Es war ihm in der fatalffttfchen Denkweise, welche allen Landlenteu eigen, al- ob in seiner Billigung der Liebe von Ferl und ^/gewissermaßen ein Opfer liegen könne an die Schicksal-mächte, damit sie seine» Wald verschonten. Doch Ferl kam nicht und der alte Grimm schrieb ihm nutzt. Johanne» athmete leichter. „ " ^uptgefahr war wohl vorüber, den Berichten ^ür diese» Jahr und wer weiß, wa» ? s.U F,ühjahr geschah. Die Natur Trn.nülki E uw Besten. Dann war an ihm da» Lnumphiren, dann wird er ihn doppelt heilig halten Inseraten- Annahmestellen: Jnvalidendank, Hamenstein L Baller, Ruools Mosse, G. L. Daube L Co. in Dresden, Leiv;ig, Frankfurt a M., G. Kohl, Keuelodi'is, Hugo Muckler, »öpschenbroda u. s. w. Exped. u. Redaktion Dresden-Neustadt v. Meißner Gasse 4. Die Zeitung erscheint Dienstag, Donnerstag und Lonnadend früh. Abonnement»- Preis: vjencljährl. M. 1,80. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalren und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung m- Haus erhebt die Post noch eine Ge bühr vor: 25 Pf. Der Minifierprocefi in Sofia. Der Procrß gegen die früheren bulgarischen Minister, der augenblicklich in Sofia verhandelt wird, hat eine eigenthümliche Vorgeschichte. Man erwartete in Bulgarien sür den Herbst 1900 eine ungewöhnlich reiche Getreideernte und um auf alle Fälle in der Lage zu sein, dieselbe gebührend auszunutzen, beschloß die damalige Regierung, Eisenbahngüterwagen zur Ausfuhr leihweise zu beschaffen. Auf dem gesetzlichen Wege wurde zunächst eine öffentliche Submission aus geschrieben, allerdings, wie eS scheint, nur um der Form zu genügen, denn von den eingegangenen Ge boten wurde keines berücksichtigt, angeblich weil sie zu hoch waren. Eines Tages erschien nun ein Sofioter Makler namen» Weißenberg und bot der Regierung alte, aber, wie er behauptete, noch brauchbare Waggon- sür 1500 FrS. das Stück zum Kauf an. Da ver schiedene Minister sür diesen Herrn Weißenberg ohne recht ersichtlichen Grund Feuer und Flamme waren, so behaupteten die Mißtrauischen sofort, daß fie mit dem Agenten unter einer Decke steckten. DaS Gerücht erhielt bald neue Nahrung. Weißenberg war nur der Vermittler sür eine große deutsche Firma und al- dieser da» Ge schäft zu lange dauerte und fie es offenbar um jeden Preis machen wollte, trat fie direkt an die Regierung heran und bot ihre Wagen Stück für Stück für 750 Mark an. Und nun folgte das Merkwürdige: der Ministerpräsident Jvantschow lehnte in Vertretung deS Verkehrsministers Tontschew daS Angebot als „nicht ernst zu nehmen" ab, und ein MinisterrathSbeschluß übertrug die Lieferung von 250 Stück alter Waggons Dienstag, den 4. Juni 1901. theile ausgestellt. Ein eigenhändig aus einem Wagen herausgebrochenes Stück sandte Fürst Ferdinand seine Eisenbahnminister als Geschenk. Die Regierung konnte schließlich nicht gut ander-, als die Annahme weiterer Sendungen verweigern und die 110 Wagen "lall' stellen"; Weißenberg aber verlor den Muth nich^ setzte einen Ausgleich durch, nach welchem die Regie rung die von dem Ingenieur übernommenen iio Wagen bezahlen sollte, während Weißenberg auf den Rest seines Kontrakte- verzichten wollte. Dies Ueber einkommen mußte die Sobranje und der Fürst schanden halber genehmigen. Der letztere that eS durch einen veröffentlichten Brief, der die Worte rnthielt: „Ich er warte, daß die Urheber dieser schmutzigen Geschichte, die dem Staate so große und überflüssige Verluste ver ursacht hat, ermittelt und exemplarisch bestraft werden . Die Kammer wählte darauf einen Untersuchungs ausschuß und dieser stellte folgende frühere Kabmetts- minister unter Anklage: Ministerpräsident Jvantschow, Minister deS Innern Radoslawow, HandelSmmister Natschewitsch, Finanzminister Tenew, Unterrichtsminister Natschew und Etsenbahnminister Tontschew. Vorder hand eine hübsche Kollektion! zum Preise von 1500 FrS., sowie 5 Lokomotiven zu 30,000 FrS. dem Agenten Weißenberg. welchem durch dies direkte Angebot der Firn Bon diesem Tage an litt er unsäglich. Ec sah in jeder M ene ein ungeduldige» Erwarten, er deutete jede- Wort in diesem Sinne. Matthes erschien ihm heiterer al- je, und wenn er von feinen abendlichen Ausflügen zurückkehrte, forschte er in seinem Angesicht nach irgend einer entsetzlichen Nachricht. Die Berichte in den Zeitungen verstummten, da- machte die Sache immer noch unheimlicher, drohender. Täglich durchpürfchte er den Wald, untersuchte er jede» Stamm, doch nicht» verdächtige» ließ fich sehe». Eine» Tage- brachte Matthe» in einer Schachtel einen dieser gefürchteten Schmetterlinge, eine lebendige Nonne. Sie war ans dem Wagen eine» Güterzuge», der au» der Richtung der Hauptstadt kam, gefunden worden. Ein furchtbarer Bote! Johanne» betrachtete ihn mit einem Gemisch von Haß und Ehrfurcht. Eine dämonische Naturgevalt verkörperte sich für ihn in diesem unscheinbaren Thiere Da» fraß ganze Wälder aus! Der reinste Hohn auf alle» menschliche Wollen und Streben. Die schwarzen Zickzacklinien auf den weißen Flügeln nahmen sich ans wie eine Zanberschrift. Er konnte sich nicht satt sehen daran, nicht genug den fammrten Körper befühle». Er setzte da» Thier unter ein Glas in feinem Zimmer. Al» den nächsten Tag fein erster Blick auf den kleinen Dämon fiel, da bemerkte er auf dem weißen Papier, da» zur Unterlage diente, eine Fülle kleiner gelber Punkte, zu -arten Schnüren gereiht, welche au» dem Körper der Nonne drangen. Es waren die Tier, der unglückschwaogere Keim sür da» nächste Frühjahr. Politische Weltschau. Deutsche» Reich. Die Aufnahme der Königin Wilhelmina und ihre» Gemahles, de- Prinzen Heinrich, in Pot-dam und Berlin, war sehr herzlich, auch von Seiten des großen Publikum-. Eine große Parade und eine Galavorstellung im Opernhause bildeten die Glanzpunkte der Festlichkeiten. Die Königin wurde zum Chef de- Garde-JägerbataillonS ernannt, in dem ihr Gatte al- Officier gedient hat; letzterer erhielt den Schwarzen Adlerorden. Am Sonnabend Nachmittag beendete das hohe Paar seinen Besuch und reiste nach herzlicher Verabschiedung von dem Kaiser und seiner Gemahlin nach Ravensteinfeld ab. Die Rede des Kaiser- bei Gelegenheit deS Paradediner-, die wir in der vorigen Nummer wiedergeben, hatte von allen Berliner Blättern allein der „Berliner Lokalanzeiger" gebracht und die sänmt, lichen übrigen Zeitungen der Reichshauptstadt beeilten fich, Klagelieder darüber anzustimmen, daß ein Blatt von dieser geringen politischen Bedeutung sür die halb- amtliche Veröffentlichung der Rebe gewählt worden sei. Jetzt schreibt nun in dieser Sache die „Nordd. Allg. Ztg." osficiöS: Ein hiesige- Lokalbla t hat Mit- theilungen über einen Trinkspruch veröffentlicht, den Seine Majestät der Kaiser im OsficierSkastno deS 2. Garderegiment- zu Fuß nach dem Exerciren der 2. Garde-Jnfantertebrigade gehalten hat. Von einiger älh Uche DocheiluG Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt Dresden, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl.