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Lonnabend, am 29. November 1930 96. Jahrgang Nr. 278 Bezugspreis: Für einen Monat 2.20 ^-6 mit Zutragen; einzelne Nummern 15 -HZ : Gemeinde - Verbands - Girokonto Nr. S : Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 4VS Postscheckkonto Dresden 125 48 Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breite Pelltzeile 20 Reichspfennige, Eingesandt und Reklamen! 60 Nekhspfenntge WeHeritzZeilung raaeszeilmg mW Mzeig« siir DWoUiswMe, Schmieoederg LU- «rttrpr »«« «<»«»»» Versteigerung. Montag, den 1. Dezember d. I.» vormittags 1V Uhr ^apKasse^WÄSMlde Geschäftszeit: Werktags '/-1 Uhr .und 2—5 Ahr. Sonnabends nur '/,Ü—12 Ahr. Verzinsung der Spareinlagen. 5 Proz. bei täglicher Verfügung, 5-/, H bei monatlicher Kündigung und 6 A bei vierteljährlicher Kündigung ,, . Annahme von Wertpapieren (auf Reichs- oder Goldmark lautend) in offene Depots. Abschluß von Bausparverträgen für die Landesbausparkasse Sachsen in Dresden. Stadtbank Konto Nr. 20. — Postscheckkonto Dresden Nr. 2890. Fernsprechanschluß Nr. 541. Örtlichesund Sächsisches Dippoldiswalde. Gestern gegen Mittag kam ein aus wärtiger Motorradfahrer mit außerordentlicher Geschwin digkeit die Bahnhofstraße herauf und über den Kirchplatz gefahren. Am Rathaus hatte er, der offenbar mit dem .Wege zum Marktplatze und Herrengasse nicht vertraut war, die scharfe Kurve nicht erwartet. Er fuhr über die Fußsteigecke dicht am Rathaus hin, beschädigte dabei stark mit Fußraste und Lenkstange die am Rathaus herabfüh rende Dachrinne und brachte endlich vor dem Schaufenster der Firma Otto Bester sein Rad zum Stehen. Eine An zahl Erwerbsloser, die an der Ecke stand, konnte noch zur Seite springen; das Fahrrad des einen wurde mitgenom^ men und fiel erst um, als auch das Motorrad stand. Beide Fahrzeuge wurden leicht beschädigt, Personen nicht verletzt. Hoffentlich wird die Strafe für den Motorradfahrer so, daß sie ihm eine Mahnung wird, in Zukunft so zu fahren, wie es das Gesetz verlangt und wie es die einfachste Anstands pflicht vorschreibt. Mppoviswalde. Am 18. Mai, einem Sonntag, vormittags, überholte der am 7.1. 00 geborene Kaufmann Erwin Pollack aus Teplitz mit seinem Kraftwagen auf der Staatsstraße Dippoldiswalde—Dresden beim Gasthof Wendischcarsdorf den in gleicher Richtung fahrenden Personenkraftwagen des Kauf manns Rosenberg aus Aussig. Hierbei kam er aus Unvor sichtigkeit zu nahe an diesen Kraftwagen heran. Er streifte dessen vordere Schutzstange mit der Hinteren Schutzstange seines Wagens, so daß der überholte Wagen nach der Seite gedrückt wurde und an einen Baum stieß. Dabei wurden die Eheleute Rosenzweig verletzt. Frau Rosenzweig erlitt einen Bluterguß Im Gesicht und eine leichte Gehirnerschütterung, ihr Ehemann einen Bluterguß im rechten Kniegelenk. Wegen dieses Vorganges hatte sich Pollack am Donnerstag vor dem hiesigen Amtsgericht zu verantworten. Die Verhandlung fand in Wendischcarsdorf statt. Nach einer längeren Beweisauf nahme wurde der Angeklagte wegen einer Uebertretung nach §8 17 Abs. I, 23 Abs. 3 der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 16.3. 28 in Verbindung mit § 21 des Gesetzes vom 3. 5. 09 und in Tateinheit mit einem Vei- gehen nach § 230 Abs. 1 und 2 StGB, zu einer Geldstrafe von 80 RM., Hilfsweise 10 Tpgen Gefängnis und zur Tragung der Kosten verurteilt. Der Verurteilte hat sofort auf Rechtsmittel verzichtet. — Die am 1. 12. 06 geborene Haus tochter Freya Preuß in Dresden hatte sich am Donnerstag gleichfalls zu verantworten, weil sie am l 8. Juli v. I. mit dem von ihr geführten Personenkraftwagen von der Dorf- straße Wendischcarsdorf in die Staatsstraße Dippoldiswalde— Dresden nach links nicht in weitem Bogen, sondern in kurzer Wendung einbog und es dadurch verschuldete, daß sie mit einem auf der genannten Staatsstraße von links kommenden Motorradfahrer zusammenstieß, der dadurch vom Krastrade geschleudert wurde und Hautabschürfungen am rechten Unter schenkel davontrug. Die Verhandlung fand ebenfalls in Wen dischcarrdorf statt. Der Angeklagten konnte ein schuldhaftes Verhalten nicht einwandfrei nachgewiesen werden. Sie wurde deshalb sreigesprochen. Die Kosten fallen der Staatskasse zur Last. — 2n der Nacht vom Sonnabend, dem 29., zum Sonn tag, dem 30. November, wird in den Räumen des Fern sprechamts in Dresden ein neues Schnellverkehrsamt in Betrieb gesetzt, das den Verkehr zwischen den Teilnehmern der Ortsnetze Dresden, Dippoldiswalde,. Meißen, Tharandt, Ottendorf-Okrilla, Freital, Heidenau, Pirna, Radeberg, Cosse baude, Klotzsche, Pillnitz und Langhennersdorf, Lohmen, und Weesenstein vermittelt. Zum Anruf des Schnellverkehrs amts stellen die Teilnehmer mit der Nummernscheibe die Ziffer 9 ein, woraus sich das Schnellverkehrsamt in Dresden mit „Hier Schnellverkehr" meldet. Der rufende Teilnehmer nennt Amt und Rufnummer seines und des gewünschten Anschlusses z. B. „Hier Dippoldiswalde 507, bitte Dresden 13 l 14" und wartet nach Wiederholung der Anmeldung durch die Be amtin dann mit dem Hörer am Ohr auf die Meldung des verlangten Teilnehmers. 2m Verkehr mit den Selbstanschluß- netzen Dresden, Meißen, Tharandt und Ottendorf-Okrila wirkt eine zweite Beamtin mit, die nochmals Amt und Nummer des gewünschten Anschlusses verlangt und die Verbindung so fort herstellt. Bei Schnellverkehrsgesprächen in ankommender Richtung beantwortet der Teilnehmer den Anruf wie im Ortsverkehr. Ist der verlangte Anschluß besetzt, so erhält der anrufende Teilnehmer das Besetztzeichen in Form eines un unterbrochenen Summertons. Ein in Zeitabständen von etwa 5 bis 10 Sekunden hörbarer Summerton dagegen bedeutet, daß der verlangte Anschluß frei ist und gerufen wird. Auch die Teilnehmer der an das Ueberweisungsfernamt Dippoldis walde angeschlossenen Selbstanschlußnetze Glashütte, Lauen stein und Höckendorf erhalten künftig Verbindungen mit den Teilnehmern der Selbstanschlußnetze Dresden, Meißen, Tharandt und Ottendorf-Okrilla sofort über das Schnellverkehrsamt. Die Teilnehmer dieser Ortsnetze rufen das Fernamt Dippol diswalde wie bisher an und melden dort an z. B. „Hier Lauenstein 243, bitte Dresden 13 114". Alsdann meldet sich eine zweite Beamtin (in Dresden), die nochmals Amt und Numnier des gewünschten Anschlusses verlangt und die Ver- Verbindung sofort herstellt. Der Teilnehmer kann also mit dem Hörer am Ohr auf die Antwort des Verlangten warten. 2n umgekehrter Richtung, d. h. zu Gesprächen nach Glashütte, Lauenstein und Höckendorf, muß wie bisher das Femamt verlangt werden. MppotNswalde. Heute Sonnabend, Sonntag und Mon tag findet eine Radio-Apparate-Ausstellung der Viktoria-Ge sellschaft statt (siehe Inserat). Interessante Neuigkeiten zu annehmbaren Preisen werden gezeigt. Reinhardtsgrimma. Die nächste Mütterberatuvgsstunde findet am Montag, dem 1. Dezember 1930, nachmittags 2—3 Uhr, in der Schule statt. klpscftbacli. Zur Richtigstellung manch falscher Auffassung sei hier festgestellt, daß sich der Fleischergeselle U. entfernt hat, nachdem ihm gekündigt worden war, weil ihm Unregelmäßig keiten nachgewiesen werden konnten. SlasliMke hatte für Anfang nächsten Jahres eine erste Quote von 12 v. H. an ihre Gläubiger in Aussicht gestellt. Wie wir erfahren, will einer der Gläubiger den Staatsfiskus verklagen, da er ihn für die Schulden der Stadt Glashütte haftbar machen will. Kreischa. Bom 1. Dezember 1930 ab wird bei derFern- sprech-Vermittlungsstelle Kreischa ununterbrochener Fern sprechdienst abgehalten. Huppen-ork. 2m Erbgerichtsgasthof werden morgen Sonntag die Oskar-Junghähnel-Sänger ein Gastspiel mit voll kommen neuem Programm bieten. (Siehe 2nserat.) Dresden. Die Landtagsstaktion der Deutschen Vollspartei hat einen Antrag eingebracht, folgendes Gesetz zu beschließen: „Bis zur Abänderung der gesetzlichen Vorschriften über die Aufwandsentschädigung der Mitglieder des Deutschen Reichs tages erhalten die Abgeordneten des Landtages nur 80 v. H. der Bezüge, die ihnen nach dem Gesetz über die Aufwands- cntschädigung der Landtagsabgeordneten vom 14. Dezember 1922 zustehen. Dieses Gesetz tritt sofort in Kraft " 2n der Begründung heißt es: Da im sächsischen Landtag eine Eini gung auf dieselbe Herabsetzung der Aufwandsentschädigung nicht möglich war, ist eine vorläufige gesetzliche Regelung not wendig, wenn dem Sinne des sächsischen Aufwandsentschädi- gungsgesetzes entsprochen werden soll, nach dem die Aufwands entschädigung der Landtagsabgeordneten den gesetzlich fest- gelegten Hundertsatz der tatsächlichen Bezüge der Reichstags- abpeordnetrn betrogen soll. Dresden. Regierungsrat Or. Friedrich Purlitz der seit 1919 der Nachrichtenstelle der sächsischen Staatskanzlei an- gehört hat, scheidet wegen Krankheit zu Beginn des neuen Jahres aus dem Dienst aus und tritt in den Ruhestand. Ans Sparsamkeitsgründen wird der Posten nicht wieder be setzt werden. —- Dresden. Am Freitag abend gegen 2/46 Uhr^wurde auf dem Dippoldiswalder Platz eine 62 Jahre alte Frau von einem Lieferkraftwogen überfahrens und in verletztem Zustand nach ihrer Wohnung^gebracht.-—jMe Leipziger und Rehe- felder Straße stieß am späteren Nachmittag ein Motorrad fahrer mit einem Straßenbahnzug zusammen. Der Motor radfahrer wurde leicht verletzt. Die Schuldfrage konnte nicht sofort geklärt werden. Dresden. Bor mehreren Monaten verhandelte das Amtsgericht Dresden gegen den Berufsschuloberlehrer Paul Güttler aus Tolkewitz. Güttler hatte unter Verschweigung der Tatsache, daß er verheiratet sei, einer Bedienung eines Dresdner Speiselokals ziemliche Beträge zu entlocken ver-» standen, die das Mädchen nicht hergegeben hätte, wenn es gewußt hätte, daß das Verhältnis zu einer Ehe nicht füh ren könnte. Güttler erhielt sechs Wochen Gefängnis. Ec sowohl wie die Staatsanwaltschaft legten gegen das Urteil Berufung ein und das Landgericht verhandelte nunmehr über den Gegenstand mit dem Ergebnis, daß das Urteil erster Instanz für weitaus zu niedrig angesehen wurde und Güttler vier Monate Gefängnis erhielt. Meißen. Der Rat hak in seiner letzten Sitzung unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. Busch beschlossen, gegenüber einer erneuten Anweisung der Kreishauptmann- schafk auf Einführung der Bürgersteuer auf dem bisher von den städtischen Kollegien eingenommenen ablehnenden Standpunkte stehenzubleiben. Waldheim. Trotz eingehender Befürwortung seitens des Bürgermeisters Dreßner wurde die Bürgersteuer mit 25 gegen eine Stimme wieder abgelehnt. Die Redner der ver schiedenen Fraktionen betonten erneut, daß erst eine wei-- tere Stellungnahme der Regierung abzuwarten sei. Schon tags darauf hat die Kreishauptmannschaft durch Verordn nung die Einführung der Bürgersteuer verfügt. Leip^g. Die verschiedenen Krawalle, die sich in der letzten Zeit um einige Zeitungsverkäufer herum in Leipzigs Straßen abgespielt haben, veranlaßten das Polizeipräsidium, das ent geltliche Verbreiten von Zeitungen und Flugblättern im Straßen- handel für bestimmte Stadtgebiete von einer besonderen Ge nehmigung abhängig zu machen. Außerdem wird mitgeteilt, daß das Auftreten von Sprechchören bei Zusammenrottung Haftstrafen von wenigstens einer Woche für jeden Teilnehmer nach sich zieht, und daß zum Zwecke der Zerstreuung von Ansammlungen die Polizei die Waffen jetzt rücksichtslos ge brauchen wird. Leip^g. Vom Leipziger Gemeinsamen Schöffengericht wurde der frühere Verwaltungsobersekretär P., der seit 1914 bei der Gemeinde Colditz angestellt war und der sich dort Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen ließ, wegen Untreue und Unterschlagung zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. P. hat für einige hundert Mark nicht den Nachweis der be- stimmungsgemäßen Verausgabung erbringen können, behauptet aber, er habe das Geld für Zwecke der Wohlfahrtspflege ver wendet. HeisuM (Erzgeb.) Als ein hiesiger Einwohner seinen Taubenschlag betrat, mußte er die betrübliche Wahrnehmung machen, daß seine wertvollen Brieftauben, trotzdem der Schlag gut verschlossen gewesen war, verschwunden waren. Offenbar ist ein 2ltis oder Marder am Werke gewesen. Man fand mehrere totgebissene Tauben in einem Versteck des Räubers, ohne feiner selbst habhaft werden zu können. Zwickau. Dieser Tage wurde der hiesigen Kriminal polizei von einem Geschäftsinhaber angezeigt, daß sein Lehr ling im Kraftwagen nach Reichenbach i. V. entführt wor-> den wäre. Der Lehrling sei erst abends 7 Uhr gekommen, das er früh vor dem Geschäft seines Lehrherrn vom Führer eines Kraftwagens nach dem Wege nach Reichenbach ge-- fragt und aufgefordert worden sei, ein Stück mitzufahren. Das habe er auch getan. Unterwegs wurde er dann be täubt und in Reichenbach wieder abgesetzk. Bei den krimi- nalpolizeilichen Erörterungen verwickelte sich der Lehrling in Widerspruch und mußte schließlich zugeben, die Entfüh rung erdichtet zu haben. Um nicht mit auf Montage gehen zu müssen, habe er sich im Keller seines Lehrherrn versteckt gehalten. Plauen. 2n den letzten Wochen sind in Plauen eine Reihe von Geflügel-Diebstählen ausgeführt worden. Jetzt ist es gelungen, drei der Täter und zwar einen invaliden Diplom- 2ngenieur, einen Meller und einen Malergehilfen festzunehmen und der Staatsanwaltschaft zuzuführen. Beamte der Kriminal abteilung erschienen unerwartet in den Wohnungen der Ver dächtigen, wobei festgestellt wurde, daß ein Teil der Beute sich gerade in Kochtöpfen und in Bratpfannen befand. Wellen kür morgen: Meist schwache Winde aus südlichen Richtungen, vor- wiegend schwach bewölkt, Temperaturverhältnisse wenig ver ändert, höchstens unbeträchtlicher Niederschlag.