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Wienstag. M 11 7. Februar 1860. Erscheint Dienstag- und Freitags. Au bezirken durch alle Post anstalten. Weißerih-Aeitnng. Preis pro Quartal l v Ngr. Inserate die spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter and Stadträthe zn Dippoldiswalde, Fraueusteiv and Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. — ------- —. i Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Am verfloffencn Dienstage, 31. Jan., wurde in der Abendschicht der Doppelhäuer Richter aus Höckendorf in dem Richtschachte der „Edlen Krone Fdgr." bei Höckendorf beim Aufzuge des Förderkübels durch eine, muthmaßlich aus letzterem herausgestürzte, 9 Pfund schwere Wand dermaßen am Kopfe getroffen, daß er sofort getödtet wurde. Wie wir hören, sind sowohl von der königl. Gerichtsbehörde, als vom königl. Bergamte, Erörterungen angcstellt worden, ob und wessen Nachlässigkeit dieser Unglücks fall (der zweite in diesem Jahre) zuzuschreiben sei, doch bat noch Nichts über deren Ergcbmß verlautet. Der Gegeustand ist so wichtig, daß eine nähere Aufklärung und Besprechung in diesem Blatte wohl wüuschenSwerth wäre. — Seit einigen Tagen finden im Gasthof zum Stern hier Vorstellungen einer Künstlergescllschaft statt, die wir als bas Beste bezeichnen, was von Derartigem seit langer Zeit uns geboten worden ist. Außer hübschen Taschcnspielcrkünstcn, sind es gymnastische, akrobatische u. a. Uebnngcn, die von den kräftigen Künstlern mit einer Leichtigkeit und dabei großen Sicherheit und Präcision, ganz besonders aber verschiedene Tänze und hübsche Pantomimen, die mit außerordentlicher Schnle in sehr ansprechender Weise uns gezeigt wurden. Das bescheidene Wesen der Künstler und Künstlerinnen, die hübsche Garderobe, die schnelle Aufeinanderfolge der einzelnen Produktionen, nntcr denen wir die Flaschen pyramide, den Kugellanf nnd Stellungen auf einer Säule erwähnen wollen, waren sehr angenehme Bei gaben zu den Vorstellungen, die auch in dieser Woche (Mittwoch und Freitag) noch siattfindcn, und worauf wir hiermit besonders aufmerksam machen. Dippoldiswalde. Nach eingkgangencn sichern Nach richten hat die Rinderpest im benachbarten Königreiche Böhmen keine weitern Fortschritte gemacht. Die unserer Grenze am nächsten liegenden Scuckendistricte sind, noch wie früher, die Bezirke Weißwasser, Dauba und Melnik: aste hiervon westlich gelegenen Bezirke, namentlich der lcitmeritzcr, saatzcr und eger Kreis sind von der Seuche noch gänzlich verschont geblieben. In allen Distrikten ist die Seuche im Abnehmer, und deren baldiges Er löschen zu erwarten. * Altenberg, den 5. Febr. Unfern Gewerbe- verein betreffend, so las, nach Mittheilung des Protocvlls vom letzten Vereinsabend, der Vorstand einen Aufsatz aus dem Centralblatte über das neue österreichische Gewerbegesetz vor. — Ihm folgte der augekündigte Vortrag des Herrn Bergmeister Perl aus der Geognosie, beziehendlich auf die Entstehung und Bildung der Erdrinde, dem durch gespannte Aufmerk samkeit alle Würdigung zu Theil wurde. Referent spricht gewiß >m Sinne Aller, wenn er den Wunsch äußert, daß Herr Bergmeister Perl uns öfters mit ähnlichen Vorträgen erfreuen möchte. — Auch der mit anwesende blinde Virtuos Bormann aus Dresden, dessen Piöcen der Vorstand mit der Physharmonica begleitete, erntete Beifall; nicht minder fanden auch dessen declamatorischc Vorträge Anklang. Einige Gesellschaftslieber, im Chore gesungen, von den beiden Musikkünstlern accompagnirt, brachten die Anwesenden in eine höchst gemüthliche und heitere Stimmung. — In Böhmen sind in mehreren Kirchen und Kapellen nächtliche Einbrüche geschehen, nnd hie und da heilige Gefäße re. geraubt worden. Durch einen Israeliten, welcher ein Leichentuch, nach Abtrennung der Franzen, zu einem Schneider in Teplitz gebracht, um sich einen Rock daraus fertigen zu lassen, sind die Kirchcnräuber entdeckt worden. Leider hat sich aber der fragliche Israelit vorige Woche in dem Stadtgefängnisse er hängt. — In voriger Woche wurden zwei Knaben von 11 nnd 13 Jahren, welche aus der Corrections- anstalt in Bräunsborf entsprungen waren, an der böhmischen Grenze aufgegriffen, in die hiesige Frohn- vcste cingeliefcrt, und von da wieder an den Ort ihrer Bestimmung weiter spedirt. Aus dem Plauen'schen Grunde. Zu den interes santesten industriellen Unternehmungen im Plauen'schen Grunde, diesem „Wupperthale" Sachsens, gehört die Stahlhütte zn Döhlen. Unter andern werden daselbst Stahlfedern für Lokomotiven und Waggons gefertigt, die mit den vorzüglichsten Producten dieser Art im Aus lände concurriren und auf verschiedenen ausländischen Bahnen verwendet werden (— in Sachsen selbst haben sie nach einem bekannten Sprichworte bis jetzt noch keine Anwendung gefunden.) Neuerdings Hal man auch versucht, Kanonen aus Gußstahl im Auftrag der österreichischen und baicrschen Regierung anzuferligen, doch fehlt es bis jetzt noch an den nöthigen Vorrichtungen zum Auöbohrcn derselben. Auch genügt der jetzt in der Fabrik vorhandene Dampfhammer von 60 Cenlncr Gewicht noch nickt ganz zur Herstellung solcher Kanonen, nnd man beabsichtigt deshalb, einen von 100 Centncr Gewicht anzuschaffcn. Dorf Plauen. Wie Menschenliebe und Bruder sinn in unftrm Vatcrlande stets zu helfen bereit sind, wo die Hand des Schicksals schwer getroffen hat, oavon haben die Resultate der Sammlungen für die nachge lassene Wittwc und die 7 unerzogenen Kinder des Zeug-