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Nr. 135. Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 14. Juni. — Der Bau der Turnhalle des Neustädter Turn- Vereins ist soweit vorgeschritten, daß am Freitag das Hebefest stattfinden kann. Die Turnhallenweihe ist für Ende August oder Anfang September in Aussicht ge nommen. — Auf dem Schützenplatze regt sichs, die Buden stadt wird in der gewohnten Weise wieder aufgebaut und bald wird Leben in den Zelten herrschen. Der hier bekannte Circus Reiffarth kommt wieder nach hier und wird auf einige Tage Schaustellungen hier geben. In Plauen passirte dem Circus Reiffarth ein Inter mezzo, indem ein Bär auskniff und in der Elster ein Damenbad aufsuchte, woselbst er heillose Panik ver ursachte. — Im Salon wird die schon voriges Jahr hier gewesene Künstlertruppe von Büttner Vorstellungen geben, namentlich sollen am Dienstag und Mittwoch im großen Saale Elitevorstellunaen mit ganz neuem Personal stattfinden. drei Jahre verflossen sind, seit Herr von Tirpitz als Nachfolger des Admirals Hollmann die Leitung des Reichs-Marineamts übernahm. — In der gestrigen Sitzung der bayrischen Reichs- rathskammer hat Prinz Ludwig wieder eine bedeutsame Rede gehalten. Nach einem Telegramm aus München sprach der Prinz bei Berathung des Etats des Donau- Main-Canals in längerer Ausführung über die bayrischen Canalprojecte. Dabei begrüßte der Prinz den Fort schritt der Main-Canalisation und sprach seine Freude darüber aus, daß ein Staatsvertrag mit Preußen und Hessen in Bälde bevorstehe. Wie der größte Theil Norddeutschlands einen Zugang zur See habe, wie Mitteldeutschland durch Ströme und Canäle geeignete Schifffahrtsstraßen besitze, so wünsche man für Bayern gleiche Bortheile durch die Verbindung von Rhein und Donau. Prinz Ludwig wies sodann den Vorwurf zu rück, daß er particularistische Interessen verfolge. Wenn er particularistischen Interessen huldigen würde, würde er sich damit begnügen, daß der Main bis Aschassen- bürg canalisirt würde. Denn dann wäre auf bayerischem Boden ein Umschlagplatz für bayerische Schiffe zum See verkehr. Er wünsche aber, daß der Verkehr durch ganz Bayern hindurchgehe und das ganz Bayern dem Verkehr auf dem GroßschiffsfahrlSwege zugeführt werde. Werde der Großschifffahrtsweg Aschaffenburg-Passau gebaut, so würden nicht nur bayerische Schiffe, sondern die Schiffe des ganzen deutschen Reiches diese Wasserstraße beleben. Er wünsche also, daß Bayern in den Welt- i verkehr hineingezogen werde. — Nachdem der Etat des Donau-Main Canals erledigt war, erklärte bei der Be- chollschen Hofkirche zu Dresden nur Cadetten katholischer Konfession zum Pagendienst und auch zu allem übrigen Dienst nur Officiere, Unterofficiere und Mannschaften katholischen Bekenntnisses befohlen werden. Die Wünsche der protestantischen kirchlichen Kreise sind damit erfüllt. Eine Lehre ist die Entschließung deS Königs für die jenigen protestantischen Kreise, die aus Furcht, oben an» zustoßen, oder in dem Wahn befangen, den Standpunkt der conkessionellen Duldung oder der Veistesfreiheit durch Gleichgiltigkeit vertreten zu müssen, an der Com- mandirung von Protestanten „nichts Schlimmes finden zu können" erklärten. — Der Kaiser hat den Vice-Admiril Tirpitz, Staats- secretär des Reichsmarineamts, Staatsminister und Mitglied des StaatS-Ministerium«, in den erblichen Adel stand erhoben. Diese Auszeichnung, die unmittelbar nach der endgiltigen Annahme des Flottengesetzer durch den Reichstag erfolgte, beweist, einen wie hohen Antheil der Kaiser dem Staatssekretär des Reichsmarineamts an dem Gelingen des schwierigen Werke» beimißt. Auch al» da» Flottengesetz vom Jahre 1898 alle parlamen tarischen Sturmfluthen glücklich passirt hatte, wmde Herr von Tirpitz durch Ernennung zum actrven MttgUede des preußischen Staatsministeriums vom Kaffer ausge zeichnet. Im Dezember vorigen Jahres erfolgte seine Ernennung zum Vice-Admiral. Eine eigenthümliche Fügung des Schicksals ist es, daß jetzt gerade genau ra'.hung des Eisenbahnetats Ministerpräsident Fre.herr v. Crailsheim, daß Bayern ebensowenig wie Preußen an eine Eisenbahngemeinschaft denke. Die Schaffung eines Reicks-Eisenbahngesetzes unter Einschluß der baye rischen Bahnen würde eine Durchbrechung des bayerischen Reservatrechtes bedeuten. Dieses aber wolle, könne und werde Bayern nicht aufgeben, und auch für die Pfalz würde sich eine Unterordnung unter ein Reichs-Eisen- bahnsystem nicht empfehlen. — Der Großherzog Peter vonOldenburg ist gestorben. Er hat ein Alter von 72 Jahren erreicht. Großherzog August von Oldenburg, auf den nunmehr die Krone übergeht, ist 47 Jahre alt und steht als preußischer Generalleutnant L la suite des 1. Garde-Dragoner- Regimentes, des oldenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 19 und des 2. Seebataillons. Er war in erster Ehe mit der Prinzessin Elisabeth von Preußen ver- heirathet und vermählte sich, als diese gestorben war, 1896 zum zweiten Male mit der Herzogin Elisabeth, zu Mecklenburg. — Die Grundsteinlegung der deutschen evangelischen Kirche in Schanghai, für die Kaiser Wilhelm II. und Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar und andere Fürsten Deutschlands, sowie verschiedene in China thätige deutsche Firmen größere Summen gespendet haben, fand am Sonntag, 6. Mai, statt. England. London, 13. Juni. Das Bureau Dalziel meldet folgendes Gerücht aus Schanghai: Die ausländischen Truppen hätten auf dem halben Wege zwischen Tient sin und Peking einen Zusammenstoß mit den Boxern und chinesischen Soldaten gehabt und circa sechzig der selben erschossen. — In der aw Dienstag stattgefundenen General versammlung ist der Verein der HauS- und Grund stücksbesitzer in Hohenstein - Ernstthal mit großer Stimmenmehrheit aufgelöst worden. DaS vorhandene Vermögen und das Inventar wird dem neuen Haus besitzerverein überwiesen. — Nacks in Oormanx. Den untrüglichsten Be weis dafür, wie außerordentlich fest die Waaren des Zeichens maüs in Korman^ in der Gunst der eng lischen Kundschaft sich behaupten, wird man, so sagt < die „Tägl. Rundschau", in der Thatsache erblicken dürfen, daß die Bezeichnung mucks in 6siinan^ jetzt von englischen Fabrikanten vielfach ihren eigenen Er zeugnissen beigesügt wird, um ihre Absatzfähigkeit zu erhöhen. So schreibt ein Correspondent an das Fach blatt „Pottery Gazette", daß er neulich eine Schüssel kaufte, die als mucks in ülsrmun^ feilgeboten wurde, und deren englischer Ursprung sich bei näherer Prüf ung als zweifellos herausstellte. Ferner wird von einer großen Londoner Exportfirma berichtet, welche ein London, 13. Juni. Das „Reut. Bur." Efbet aus Maseru von gestern: Die Buren haben im Süd osten des Oranje-Flusses in der „Colonie Oranje-Frei- statt" eine sehr ausgedehnte Stellung inne, werden aber durch die über 35 OOO Mann und 50 Geschütze verfügenden Generale Methuen und Brabant vollständig umzingelt. London, 13. Juni. Der Correspondent der „Daily Expreß" im Hauptquartier des Präsidenten Krüger in Machadadorp meldet, General Dewet hatte am 7. d. M. ein Gefecht. 3000 vollständige Bekleid ungsausrüstungen und Decken fielen in seine Hände. Das Material mußte verbrannt werden, da Dewet es nicht fortbringen konnte. Dewet nahm ferner 1000 Stück Lydditgranaten und Shrapnells, die eben falls zerstört wurden. Dewet beziffert die am 7. d. M. außer Gefecht gesetzten Engländer auf 1000 Mann, den Werth des zerstörten Materials aus 2 Millionen Mark. Die Engländer klagen über die Kälte und leiden sehr. Die englischen Hospitäler sind voll von tranken und erschöpften Soldaten. In Kroonstad fielen Zausende von Pferden an der Pferdekrankheit. Tage sHHHH Deutsches Reich. - Kaiser hat an die Direction der Hambura- Amerlka-Llme auf deren telegraphischen Glückwunsch zur Annahme der ^lottenvorlage folgende Antwort ge- für Ihr Telegramm. Ich that Me n Bestes und bin dankbar und hocherfrmt zum Ziele gelangt zu sein. Der treuen, unermüdlichen Hüfe aller Memer Mitarbeiter lasse Ich dabei in Dankbarkeit alle Anerkennung wiederfahren. Nun aber weiter, daß unsere Flotte auch bald wirklich achtung gebietend aus dem Meere erscheinen kann als Kraftzu wachs in Meiner Hand, der Welt den Frieden zu be wahren. Wilhelm, I. Ii." — Die „Münch. Allgem. Ztg." und die „Kreuzztg." sprechen ihre hohe Genugthuung über die Beilegung der Kniebeugungs-Angelegenheit in Sachsen aus. Das erst, genannte Blatt äußert sich hierzu u. A. wie folgt: Vor einigenJahrentelegraphirtederDeutscheKaiser and.«König Albert etwa folgendes: Dein Glaube ist auch Mein Glaube! auch für Mich liegt, wie für Dich, das Heil in dieser und jener Welt allein bei Christus. Dies im Gedankenaustausch der beiden gekrönten Herren ausge drückte Bekenntniß zur Einheit des Glaubens ist im Lärm unserer Zeit, die im Ganzen nicht geneigt ist, bei Fragen des Gemüths und des Glaubens zu verweilen, bald vergessen worden. Wir frischen hier die Erinner ung daran auf, um darzuthun, von welcher Höhe König Albert, der katholische Fürst eines protestantischen Landes, die Dinge anzusehen gewohnt ist. Man weiß von ihm, daß er leidenschaftslos wie über dem politischen Tages hader, so über den confessionellen Streitigkeiten steht. Aus dieser freien Gesinnung ist auch jetzt die Entscheid ung geflossen, durch die er den protestantischen Beschwerden in der Kniebeugungsangelegenheit abgeholfen hat. Es sollen in Zukunft bei den kirchlichen Feiern in der ka- an unsere Stadtsteuereinnahme abzuführen. . . werden dem Raths- Alle nach Ablauf dieses Termins noch verbleibenden Reste weroen oem Vollzieher zur zwangsweisen Beitreibung überwiesen. Hohenstein-Ernstthal, am 14. Juni 1900. Der Stadtrat h. vr. Polster. Redaction und Expedition: Bahnstraßc 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 10 Uhr. Gröbere Anzeigen Abends vorher erbeten. U B2""üuachun gen nunmehr bis spätestens ^wirrch letztmalig aufgefordert, äum 1^3. Hz gs. „ f" HchWu-tzMihü, MilnMtz, ArsMs, ^Wchteiibrand, Ursprung, Mittelbach, Bernsdorf, Langenbergs^ ! «a - Dreßes Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtag täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alte Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt viertelzährlich 1 Ml. 25 Psg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage.