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Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189006135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18900613
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18900613
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-06
- Tag 1890-06-13
-
Monat
1890-06
-
Jahr
1890
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.06.1890
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Nr. 134. — ly. Jahrgang« Dir an jedem Wochentag Abend (mit de« Datum des folgenden Tages) zur Ber» jendnng gelangende unparteiische Zeitung »»Sächsischer Landes»Nuzeiger" Mt täglich eine», Extra-Beiblatt: 1 Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler L Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei v. Jllustr. Nnterhaltnngsblatt 6. Sonntaaöblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei de» Ausgabestelle» monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anstalten 7ö Psg. «chslfch« Lli»i>ks-A»)tiljer. BerbreitetsteS unparteiisches tägliches Lokalblatt. DieHariptblätter des »Sachs. LandeS-AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-AuSgab« als: „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Psg. frei in- Hans; auherhalb Chemnitz monatlich 50 Pfg. mit Zntragen. Postzeitnngspreisliste für 1890: Nr. 1307. Freitag, 13. AitM 1890. Der Stichs. Landes-Anzeiger ist «ingetUtgsff i.d.L8S0erPost.Ztg,.-Preisliste: R«.»7L FarAbonnentenerscheintieelnmällmJahlU § Jllustr. llalenSer des Sächsischen Sendbett». Jllustr. WcilinachtSbnch (Jahresbnch). Verlags-Anstalt: Alexander Wied« Chemnitz» Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. Telegr.-Adr.: LandcS-Anzeiger. Chemnitz. Anzeigenpreis: Raum einer schmalen Corpuszeile 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (Isvaltige Petitzeile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Ansmärt» wolle MR» den Einrüänngsbetrag (in Briefmarke») beifügen tje 8 Silben Corpusschrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. — Die Anzeige» ,'inden ohne Preisausschlag gleichzeitig Verbreitung durch den »Chemnitzer General-Anzeiger* (billigere Sonder-Ausgabe der Hauptblätter des »Sächsischen Landes-Auzeigers ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter. Drahtnachrichten mrseres Anzeigers. Vom 12. Juni. Berlin. Die Annahme der Militärvorlage gewinnt immer mehr an Gewißheit. Rew-Nork. Im Brooklyner VariStS-Theater ist gestern ein großer Brand ansgebrochen, der das Gebäude vollständig zerstörte. Ebenso wurden die benachbarten Häuser eingeäschert. Auch find die Germania-Bank und das Parktheater theilweise niedergebrannt. Der Ge- fammtschaden, der dnrch das Feuer ungerichtet wurde, ist ganz enorm. Kiew. Nachdem neuerdings weitere «nliebsame Maßregeln gegen die Inden geplant werden, wandern dieselben massenhaft nach Amerika aus. Budapest. Dem amtlichen Bericht zu Folge hat sich der Saatenstand wesentlich verschlechtert; es wird in dem Berichte besonders das starke Umsichgreifen des Ge treiderostes eonstatirt. Zur Kinleh-BM. Ueber die Berathung der beiden Mc. Kinley-Billr berichtet di? »New.-Iorker Handcls-Ztg." unterm 30. Mai: DaS war eine schwere Geburt! kann man von der nun endlich seitens des Congresscs erledigten Mc. Kiiiley-Zollverwaltungsbill wirklich sagen. Nachdem die Vorlage bereits seit längerer Zeit seitens beider Zweige des Congresscs angenommen worden war» ruhte sie seitdem im Schooße eines Conferenz-AusschusseS, welcher seitens der zwei Hänser ernannt worden war, um eine Einigung hinsichtlich der vielen vom Senate zu der Bill gestellte» Amendements zu erzielen. Diese Einigung ist nun endlich in dieser Woche zu Stande gekommen; das Haus hat sich fast mit den sämmtlichen wichtigeren Senatsameude- vents einverstanden erklärt, mit Ausnahme desjenigen betreffs de» Salairs der General-Appraisers, welches anstatt auf 7600 Doll, auf 7000 Doll, festgesetzt wurde. Auch von dem ursprünglich für daS Inkrafttreten des neuen Gesetzes festgesetzten Termin, dem 1. Juli, hat der Conferenzausschnß Abstand genommen, da der Finanzininister erklärt hatte, es sei ihm unmöglich, bis dahin unfern Consul sowie die Zvllcollectoreu von den Bestimmungen des Gesetzes rechtzeitig in Kenntniß zu setzen n»d die daraus resultirend en Regulationen zu erlassen. Demzu folge wird das Gesetz nun erst am 1. August in Kraft treten. Die unseren Importeuren anstößigen Bestimmungen der Vorlage sind durch die Senats-AmendementS leider nicht beseitigt worden. Wenn auch zugegeben werden muß, daß das neue Gesetz manche zeitgemäße und durchaus zu billigende Verordnungen enthält, so ändert dies doch nichts Pi der Thatsache, daß die Maßregel im großen Ganzen darauf berechnet ist, die Einfuhr aus dem Aus lände in jeder Weise zn erschweren. Jeder anständige Importeur !wird voll und ganz mit den in dem Gesetz vorgeschriebenen Maß nahmen zur Unterdrückung der seitens einzelner europäischer Ex Portcure systematisch betriebenen, durchaus verwerflichen Minder- bewcrthnng von Maaren in den begleitenden Factnras und Lade scheinen einverstanden sein, die wahrhaft drakonischen Bestimmungen aber, durch nelche das erreicht werden soll, und durch die unseren Importeuren endlose Scherereien »nd Schwierigkeilen bereitet werde», können nun und ni»»»ermehr die Billigung unserer am Handelsverkehr mit dem Auslande interessirten Geschäftswelt finden. — Was nun die andere Mc. Kinley-Bill, die berüchtigte republikanische Tarif-Gesetz vorlage, die bekanntlich in letzter Woche seitens des Repräsentanten Hauses angenommen worden, betrifft, so ist dieselbe anfangs dieser Woche seitens des Bundes «Senates an dessen Finanzausschuß zur Belichterstattung verwiesen worden. Der letztere Ausschuß hat beschlossen, Eine Reisebekanntschaft. Novelle von Fred. Vincent. Fortsetzung. Nachdruck verboten Bald saßen auch unsere Reisenden in einem Coupe erster Claffe und dampften der englische» Metropole zu. „Nach welcher Station lautet Ihr Billet, Fräulein?" „Victoria. Denn von dort aus kann ich gleich weiterfahren." „Ach wie schade I Ich steige am Holborn-Viadnct an-, kann Ihnen also nicht behilflich sein, Ihr neues Billet zu lösen und Ihr Gepäck in den anderen Zug besorgen zu lassen. Sie wissen doch, daß man i» England sich um sein Gepäck selbst bekümmern muß?" „Gewiß. Sie vergessen, daß ich nicht zum ersten Male hier bin. Ich bi» auch eine so erfahrene Reisende, daß ich ganz gut ohne Ihre Hilfe fertig werden kann, wenn es auch angenehmer ist, männlichen Schutz zn haben, wie ich vom Dampfer her weiß." „Ja, wenn mich nicht ein Frennd an der Station abholcn wollte, würde ich gerne mit Ihnen fahren, doch —" „O bitte, ich könnte das ja gar nicht annehinen. Und da Sie erwartet werden, ist es überhaupt unmöglich. Haben Sie viele Freunde in London?" „Nein. Ich habe Verwandte in England, doch nicht in der Hauptstadt. In London habe ich nur diesen einen Freund, der dort verheirathet ist und ein litterarisches Unternehmen begründet hat, dar sehr günstig ausgefallen." „Ah, und diesen Freund besuche» Sie jetzt?" Angeregt von dieser Frage, erzählte der junge Mann, wie der Frennd ihn zu sich berufen, »m die kaufmännische Leitung der Anstalt zu übernehmen, wie er jetzt sich die Sache nilsehen, dann aber, ehe er sich in London festsetze, noch einen Ausflug zu seiner Schwester Machen wolle, deren Mann eine Baumwollspinnerei in einem kleinen Landstädtchen habe. Mit wachsendem Interesse hatte seine Begleiterin dieser Er zählung zugehört, und als cr zu Ende, spielte ei» leises Lächeln um ihre Lippen, das jedoch sofort wieder verschwand, als sie seine Blick? auf sich gerichtet sah. die Vorlage im volle» Ausschüsse, anstatt in einem Snbcomitch para graphenweise durchzuberathen und persönliche Proteste gegen einzelne Bestimmungen derselben entgegenzunehmen. Damit ist dem Gerede über Substituirung einer neuen Vorlage für die Haus-Tarif-Bill ein für allemal ein Ende gemacht. Da die demokratischen Mitglieder des Ausschusses fest entschlossen sind, in löblichem Gegensätze zu ihren Parteigenossen im Hause die anstößigen Punkte der Vorlage energisch zu bekämpfen, und da diese Mitglieder, wie Carlisle, Mac Pherson und VoorheeS, gewiegte und schneidige Parlamentarier sind, so steht zn erwarten, daß die Tarif-Bill in wesentlich anderer Fassung ans dem Schooße des Aus schusses hervorgehen wird, wie sie das Hans verlassen hat. Am Donnerstag hat die Berathung des Tarif-Gesetzentwurfes begonnen. Um die Berathung so viel wie möglich zu beschleunigen, ist auf Vor schlag der demokratischen Mitglieder des Ausschusses beschlossen worden, daß die republikanische Majorität jeden Abschnitt der Vorlage erst allein dmcchberathen und denselben nach erfolgter Erledigung den demokratischen Mitgliedern behufs Amendirung vorlegen soll. Ob dieser Modus viel z» einer schnelleren Beendigung der Durchberathung der Bill beitragen wird, ist noch sehr fraglich und ist man allgemein der Ansicht, daß die Schlußabstiminung über die Tarifvorlage im Senat sich sehr weit hinausziehen wird. - Pollllschs Nnndfchim. Chemnitz, 12. Juni. Deutsches Reich. Die Reisedispositionen des Kaiserpaares für den Sommer sind folgende: Gegen den 25. Juni reist der Kaiser über Kiel an Bord der „Hohenzollern" nach Kopenhagen, um dem dortigen Hofe einen Besuch abzustatten; von da nach etwa drei Tagen nach Christiania, wo ebenfalls langer Aufenthalt genommen wird. Das größere Gefolge geht von da zurück und mit kleinerem setzt der Kaiser die Reise nach Norden fort. Dort dauert der Aufent halt etwa bis 25. Juli. Dann reist der Kaiser über Wilhelmshaven nach England. Die Kaiserin wird in der Zwischenzeit in Ems und in Saßnitz auf Rügen sein. Dann erfolgt die Reise des Kaisers nach Rußland und zwar von Kiel nach Kronstadt. Der Rückweg von den Manövern in Rußland wird über Kronstadt nach Swineinünde ge nommen. In der Nähe, in Pommern, wird der Kaiser den Garde- Jnsanterie-Uebnngen beiwohnen und von da über Kiel nach Flens bürg gehen, wo die großen Manöver zu Wasser und zu Lande am 2. September beginnen. Dorthin wird die Kaiserin ihre» Gemahl begleiten und von da mit dem Kaiser zu den Manövern in Schlesien sich begeben. Am 10. September wird Breslau besucht, in den nächste» Tagen ist Parade und Corpsmanöver. Zwischen den Mailövern bei Breslau und den Uebnngen der Cavalleriedivision wird der Kaiser sich einige Ruhetage in Rohnstock gönnen lind dann mit der Kaiserin nach Liegnitz gehen, wohin auch der Kaiser von Oesterreich kommt. — I» Allwesenheit des Kaisers und seines Gastes, des Kron prinzen von Italien, der in Berlin und Potsdam anwesenden Prinzen und Prinzessinnen» der Staatsbehörden und Hofstaaten hat am Mitt woch Vormittag im Jnvalideupark in Berlin die Grundsteinlegung für die, zum Andenken an die Kaiserin Angusta zn errichtende Kirche stattgefu»de». — Fürst Biswarck hat mit dem Redakteur Kingston vom Londoner „Daily Telegraph" eine Unterredung gehabt, dem er u. A. Folgendes mittheilte: „Es gäbe keinen größeren Verehrer und wärmeren Be wunderer Kaiser Friedrich's als ihn. „Hätte der Kaiser länger gelebt, so würde er die ganze Welt durch die Kraft seiner Persönlichkeit und Herrschaft überrascht haben. Er war ein echter Hohenzvller von den allerbesten Eigenschaften und glänzendsten Fähigkeiten. Deutschlands Beziehungen zn Frankreich seien ausgezeichnet. Die Haltung der sranzösischen Regierung sei musterhaft. Die Aussichten des Friedens „Verzeihen Sie. Fräulein," fuhr er fort, „daß ich Sie da mit Dingen langweile, die Sie gewiß nicht interessiren; doch Sie sind durch Ihre Frage eigentlich selbst schuld daran. Ach, da sind wir am Ziel, an dem meinen wenigstens. Und nnn, eine Bitte. Wir haben ein paar heitere Stunden zusammen verlebt, und wen» wir uns auch vielleicht im Leben nicht Wiedersehen, so werde ich doch manchinal an diese Reise zurückdenken, und ich möchte wissen, wer meine liebenswürdige Begleiterin war. Hier ist meine Karle. Darf ich um die Ihre bitten?" Der Zug fuhr eben in die Station ein, als cr ihr die Karte gab. Rasch nahm sie dieselbe entgegen und zog ein kleines Täschchen her vor, aus dem sie eine ebensolche nahm und sie ihm reichte. Er warf rasch einen Blick darauf, und rief dann: „Adieu, Fräulein Walter! Vergessen Sie mich nicht ganz!" „Gewiß nicht, Herr Noeßler, leben Sie wohl, und viel Glück bei Ihrem Unternehmen!" „Auch ich wünsche Ihnen den besten Erfolg," sprach er noch im Aussteigen, und bald war cr im Gedränge ihren Augen entschwunden. DaS lustige Lächeln von vorhin spielte wieder um die Lippen des jungen Mädchens, das ganz allein im Coupä zurückgeblieben. „Er ist cS also wirklich gewesen," flüsterte sie, indem sie die Karte in ihren Händen drehte. „Ferdinand Roeßler, der Name hebt ja jeden Zweifel auf, den ich noch hätte hegen können. Es ist wirk lich köstlich, und daß ich gerade die Karte von Elise Walter bei mir hatte und ihm geben konnte, das traf sich prächtig; denn hätte er erfahren, daß ich Bertha Lindner bin. so hätte aller Spaß ein Ende gehabt. Es ist zu nett!" Und sie lachte fröhlich vor sich hin. Unter diesen Betrachtungen war auch sie an ihrem vorläufigen Bestimmungsort angckominc», wo sie zu ihrer großen Freude ihren Bruder vorfand, den ein unvorhergesehenes Geschäft »ach London geführt, und der sic nach dessen Erledigung hier erwartet hatte. Er brachte ie zuerst in sein Hotel, wo ein Frühstück für sie bereit stand, und nach einige» Stunden der Ruhe fuhren sie nach dem Euston-Square- Bahnhof, von wo der Zug sie in kurzer Zeit nach Exton, dem Wohn orte ihres Bruder- brachte. »O Amalie," rief sie »ach der ersten Begrüßung ihrer Schivägerin seien überhaupt völlig befriedigend. Die russisch-deutschen amtliche Beziehungen seien höchst freundlicher Art und der Dreibund sta genug, um eine ernst« Störung der europäische» Ruhe wegen B» , gariens zu verhindern. Der Dreibund sei fester als je begründet auf H der breiten Grundlage gegenseitigen Vertraue, S und gemeinsamer z Interessen. Dank dem Dreibunde sei Europa der Friede auf lang« H Zeit verbürgt. Was England und Deutschland betreffe» so sei Krieg oder ernster Streit zwischen Beiden geradezu unmöglich. Differenzen könnten natürlich über Fragen, wie die afrikanischen Tolonieen ent stehen, aber hier werde ein billiger Ausgleich nicht lange auf sich warten lassen." — Ueber den wahren Grund des Rücktritt» des Oberhofmar schalls von Liebeuau wird jetzt folgende Mittheilung gemachst: In Königsberg i. Pr. hatte sich auch eine Arbeiter-Deputation beim Kaiser aiigemeldet, wurde aber vom Oberhofinarschall von Liebeuau ^ nicht vorgelaffe». Dies erfahr der Kaiser erst, als er mit dem Ober präsidenten zum Bahnhof fuhr. Sofort wurde Herr von Liebeuau zur Rede gestellt, und als er bemerkte, daß das Programm bereits überlastet gewesen sei, wurde ihm bedeutet, die Entscheidung darÄber hätte er dem Kaiser überlasse» und jedenfalls dem Monarchen von dem Gesuche der Arbeiter-Deputation Kenntniß geben sollen. Al» H Herr von Liebeuau die ihm »ahegelegte Bemerkung machte, dann bleibe ihm wohl nichts übrig, als seine Entlassung einzureichen, er hielt er die Antwort, die Entlassung sei bewilligt. Dieser Vorgang beweist, wie ernst es der Kaiser mit seinen socialpolitischen Btstrc.b» ungen nimmt. - ' ^ — Ein interessanter Brief König Ludwig'S II. von Bayern an König Wilhelm I. von Preuße» wird jetzt bekannt. Derselbe ist vom 30. August 1866, also »»mittelbar nach dem deutsche» Kriege datirt und lautet: „Nachdem der Friede zwischen uns geschloffen und eine feste und dauernde Freundschaft zwischen unseren Häusern und Staate» begründet ist, drängt es mich, diesem auch einen äußerlichen symbolischen Ausdruck z» geben, indem ich E,v. Majestät anbiete, di« ehrwürdige Burg Ihrer Ahne» zn Nürnberg gemeinsam mit mir zu besitze». Wenn von den Zinnen dieser gemeinschaftlichen Ahnenburg^- die Banner von Hohenzollern und Wittelsbach vereinigt weh«,» darin ei» Symbol erkannt werden, daß Preußen und Bayern elv-7^ trächtig über Deutschlands Zukunft wachen» welche die Vorsehung ' durch Ew. König!. Majestät in neue Bahnen gelenkt hal.*-^ - — Im Befinden des Ministerpräsidenten a. D. v.Lntz in München ist eine kleine Besserung eingetrete». Die Gefahr ist indessen noch -nicht be- - festigt. — Major Wißmar», wird am 30. Juni und 1. Juki in dir ' Versammlung des Colonialvereins in Köln erscheinen. > ^ — Schon seit längerer Zeit tauchen Gerüchte auf, der Regent von Braunschweig, Prinz Albrecht von Preußen, wolle zum Theil an» Gesundheits-, zum Theil auch aus anderen Rücksichten die Regentschaft niederlegen. Jetzt werden dieselbe» mit verdoppeltem Nachdruck ver breitet, weil der in der letzten Zeit wiederholt kränklich gewesene Prinz. Branuschweig für längere Zeit verlassen hat. Trotzdem bisher keine entschiedene Zurückweisung dieser Mittheilungen bekannt geworden ist, sind dieselben doch wohl als unbegründet zu betrachten. — Preußisches Abgeordnetenhaus. 72. Sitzung vom 11. Juni. 1 Uhr. Der Gesetzentwurf bclr. die Errichtung von Renlengütttu wird nach unwesentlicher Debatte in dritter Lesung definitiv ange nommen. Alle dazu gestellte» Abänderungsanträge wurden abgelehnt. Darauf wurden noch Petitionen erledigt. Eine Petition von An- wohnern des Drausenscees wegen Heranziehung ihrer Grundstücke zu ? einem Deichvcrband wird der Negierung mit der Forderung, de« Deichverbande die Neguliruug des Elbingflusses aufznerlegen, zur Be rücksichtigung überwiesen. Eine Reihe von Petitionen wird durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt. Nächste Sitzung, wie der Prä sident ankündigt, die letzte dieser Session, Donnerstag 11 Uhr. (No tariatsgesetz, Wahlprüfnngeii» Petitionen.) zu, „wenn Du wüßtest, mit wem ich von Vlissingen herüber ge-, ahren bin!" „Nun, darf man nicht erfahren, wer die interessante Persönlichst- war?" kragte Herr Lindner, während seine Frau der Ankommende« Hut »nd Mantel abnahm. „Du nicht, liebster Bruder; Amalien will ich es nachher unter dem Siegel der tiefsten Verschwiegenheit mittheilen." „So, so? Na, Ihr Franenzimincr habt ja immer Geheimnisse miteinander, also plaudert nur z», ich gehe noch einmal auf'S Contor, uni zu sehen, ob Alles in Ordnung ist. Beim Essen sehen wir »in» dann wieder. Lange werde ich ja doch nicht in Unwissenheit bleiben, denn Damen können ja bekanntlich keine Geheimnisse bewahren." Diesmal sollte sich Herr Lindner jedoch getäuscht haben; denn es vergingen mehrere Tages, ohne daß man ihn zum Vertraute» ge macht hätte. Oft fand er seine Fra» und Bertha in eifrigem Ge spräch, das bei seinem Eintritt sofort abgebrochen wurde. „Ich möchte nur wissen, was die ewige Geheimnißkrämerci be deutet," rief er einmal fast ärgerlich. „Die Herren der Schöpfung sind nicht neugierig, lieber Otto," meinte da Bertha lachend, „das ist ein ganz weiblicher Fehler, den Du uns überlassen mußt." Eines Morgen fand er die beiden Damen bei dem Lese» eines Brieses, der sie sehr zn amüsiren schien, denn schon vor der Thür« hatte er Bertha's Helles Lachen gehört, und auch Frau Amalie zeigte eine sehr heitere Miene, die sie jedoch in eine ernste zu verwände!« strebte, als er eintrat. „Hier ist ein Brief von Ferdinand," sprach sie und reichte ihm das Schriftstück. „Er meldet wohl seine Ankunft?" „Ja, er ist schon seit vierzehn Tagen in London und wird morgen hierherkommen." > „Vierzehn Tage, da must er ungefähr zur selben Zeit wie Bertha herübergesahren sein; schade, daß man daS nicht wußte, sonst hätte« die Beide» ja zusammen fahren können." Schluß solgt. I
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