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Dresdner Journal : 24.08.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187208246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720824
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720824
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1872
-
Monat
1872-08
- Tag 1872-08-24
-
Monat
1872-08
-
Jahr
1872
- Titel
- Dresdner Journal : 24.08.1872
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V IS«. Son»abk»d, de» 24. August. I87L Lba»»»»«»wpr»1»* t tritt iIkrU<si »Urlr 8t»mp«tz«düt^ lloieds« ko«^ a»ä Dorslv» Nawwsrv: l ügr 8t»rup«lrn»obl»tt bü»««- I»»rded« . . . « 11>lr äe, ä«ut»ck«» ^MrUo»! 1 H»Ir. 1« N»r. I»»»r»t«ipr«l,«r K» -«» L»vm siv«r aeipaltav«» 2«ü»r IN ÜUr. V»t«r ,Mio^««mät" äi« 2eü«- > Ngr. Lreebel»«»» Ht»Uod, mit äsr 8orm- vvä k'slsrtag«, Fd«oä» Mr äsv kolgaväeu AreMerMuuml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. I>«r»teoiu»aab»o »>,n»i-1,r L«Ip«lU: F>. 6orvim«iouLr äs« vrssäusr ävanl«!»; «b«»ä», : L Ln-i-A, L«asn ?'or« u L. S»M- V»r,-LsrU»-Vt«»-L«tp»t»->«»«I.>r«^»a-Kr»i»Ltllr1 ». N., Laassnstsin <s ^o-i«A, >«rU» -VI,»-S»»>dilrU-ri»»L- Aae ». ».-»»»«»«: Lio««,- Ü,rU»: L.Ftdrec^t, Ir«a«»: LUr«I»a: L.S<a»v«M'» Lvr«»u u. K. /ent«, »r»KNlre ». U.: L ^asAsr',«»« u. ck </. ^er^mann'sode Lucdd, /-a«-e «t 60., k»»M! öaetä» ; VL-ouUt,: F>. ^oiat,- k»rt»! er», TaMe, <s t?o., Visu: Ft. Oxxr/it, »tuL^urdr La«Le -t 60. Nvr«u8«sk»ri KSmsl Lrpkäitioa äs« vresäoer äourruä», Orssäsu, It»r^Lrett:eii^üS8« Ho. 1. Amtlicher Theil. vrestz«», 22. August. Stine Königliche Majestät haben geruht, den Stabsarzt vr. Ziegler zum Ober stabsarzt H. Elassr, den Assistenzarzt mit Preütterlieute- nantsrang vr. Müller zum Stabsarzt und den As sistenzarzt mit SecondelirutenantSrang vr. Hirsch zum Assistenzarzt mit Prrmierlteutenantsrang allergnädigst zu befördern. Nichtamtlicher Theil. Uetersicht. Telegraphische Nachrichte». Zrikmg-scha«. (Reue- Fremdenblatt. — Norddeutsche Allgemeine Zeitung. — Time-.) Tage-geschichte. (Berlin. BreSlau. Boun. Metz. Koburg. Karlsruhe. Wien. Karlowitz. Triest. Paris. Bern. Rom. London. Kopenhagen. St. Petersburg. Konstantinopel. Toronto.) Drettzuer Nachrichten. Vrcvinztainaedrickten. (Zittau. Leipzig. Zwickau. Plauen. Hirschfelde. Niederau. Weißenberg.) Vermischte». Statist,! «ub »ott-mtrthschast Keuilleto». Inserate. Tageskalender. Wörse«»ach- richte«. Vellage. Dresdner Nachrichten. Vrovinzialnachrichteu. (Großenhain.) Vermischte» EiugesandteS. Kruilletou. Inserate.- Telegraphische AachrWen. Berlin, Freitag, 23. August, Nachmittags. (W. T. B.) Der Kaiser Wilhelm begiebt fich am 27. d. von vasteiu per Extrazug nach Salzburg, am 28. nach Ischl, am 29. von Ischl über Ehe«- see per Dampfer nach Gmvndeu und von dort nach Lambach, Passau und NegeuSbvrg, am 3V. über Eger, Reichenbach und Leipzig nach Berlin. Die Ankunft Sr. Majestät in Berlin erfolgt am 30. AbevdS 9 Uhr. Augsburg, Freitag, 23. August. (W. T. v.) Der Kronprinz des deutsche« Reiches ist gestern Abend 1l Uhr hier eiugrtrvssen «ad von sammt- licheo Offizieren sowie von de« Spitze» der städti- HULWrtzStdru und «uzer »»Absehbare» Bolk-meu-e köutgl. Hoheit fahr uuter aaauSaesetzte» Hochrafe», «ach eine« kurze» Aafeathalte i» KöaigSsalou deS BahuhotzS, i» offearr Equipage, vou mehrer» höher« Stabsoffiziere« begleitet, durch die festlich geschmückte und tllumtuirte Straße zu seiue« Ab steigequartier, dem „BayerscheuHof". Die städtische Kapelle brachte darauf de» Kroupriuze« eiue Sere nade, welcher fich mehrmals am offeueu Fenster zeigte und für dir allerseits gewordene« Haldigaage« daakte. Agram, DoauerStag, 22. Aagast, AbendS. (W. T.B.) Der kroatische Landtag ist bis zvm 3. November d. I. vertagt worden. London, Donnerstag, 22. August. (W.T. B.) Rach ringegaagenru Nachrichten an» Valparaiso vom l3. Juli richtet die Blatteraeptdemie ia San tiago immer größere Verheerungen an. Der Eoa- grrß hat eine Unterstützung für Einrichtung von »latteruhospttälern bewilligt. — Die telegraphische Linie zwischm Montevideo und Valparaiso wird am 28. Juli eröffnet »erde». St. Petersburg, DouuerStag, 22. August, Mittag-. (W. T. B.) Der iuteraatioaale statistische Eougrrß ist heute Vormittag K12 Uhr feierlich er öffn« worden. Großfürst Koastaatiu hielt die Er öffnungsrede. (Vergl. unter „Tagesgeschichte".) ck_ä_.. t? Koustautiuopel, DounerStag, 22. August. (W. T. B.) Sia officielleS Eo«muaiq«4 betreffs der erfolgte« Verhaftung des NedactearS deS bal- aarischev JourvalS „Makedonia" erklärt, da- diese Verhaftung «icht wegen eines einfachen Preßver- gehens, sonder« am deswillen erfolgt sei, weil der Verhaftete fich der Lerbindnag mit dem revolntio- »Lre« Eomttö in Bnkarest verdächtig gemacht habe, übrige»« auch «och durch andere schwere Verdachts- gründe compromittirt sei. Belgrad, Dovu«Stag, 22« August, Nach- mittags. ^W. T. B.) Uut« Lösung von 101 Ka- «»»easchüffen wird eben etae Proelamatio« deS Fürste« Mila« aa de« Straße« augeschlagea. Die Proklamation deS Fürsten spricht der serbischen Nation für die begeisterte Aufnahme, die ihm dieselbe habe zu Theil werden lassen, sowie der Regentschaft für da- ihm von derselben im blühendsten Zustande übergebene Land den Dank desselben au-, und giebt der Befriedigung des selben darüber, daß er konstitutioneller Fürst von Ser bien sei, Ausdruck. Die Proklamation verheißt ferner, daß die nationalen Ideen deß Fürsten Michael fort und fort gepflegt werden sollen, bestätigt alle StaatSwürden- träger in ihren Aemtern und fordert dieselben und die ganze Natton auf, dem Fürsten ihre Unterstützung zu Theil werden zu lassen. Serbien habe sich durch Ord nungsliebe und Gesetzlichkeit die Achtung anderer Staa ten erworben; der Fürst verspreche semersetts, dem Wohle de- serbischen Volke- sein Leben zu widmen. Auf der Fahrt «ach der Kirche wurbe der Fürst voa de« LolkSmaffea mit sicht enden wollende« ZtvioS begrüßt. Nach dem GotteSdtevste wird der Vertreter England- am hiesigen Hofe dem Kürsten namens der übrige« Vertreter der auswärtigen Mächte die Glückwünsche darbriugru. Sämmtliche Gesandte find zur fürstliche« Tafel geladen. Der Kürst hat heute defiaitto et« «eueS Ea- biset gebildet and dessen Präsidium, sowie daS Ministerium deS Krieges und daS für Communi- eatioue» a» Blaznavac, daS Ministerin» deS Aea- -er» au Ristic, dasjenige de« Inner» an Miloj- kovie, dasjenige brr Kiua«zeu au Jovauovic, das- jenige für Justiz uud provisorisch auch daS für d« LultuS au »elikovic übertragen. Der seit herige KriegBmiuiüer Beli Markovic und der seit- hertge EultuSmiuister Matic «urdeu zu Senator «» eruauut; daS bisherige dritte Mualied der Negentschäft, Gavriaaovic, wurde in Ruheftaud Dresden, 23. August. Große Festlichkeiten finden gegenwärtig in Belgrad statt: Serbien feiert das Fest der Großjährigkeit seineSFürstrn Milan IV. Obrenowitsch, welcher gestern sein 16. Lebensjahr vollendet hat. DaS Wiener „Neue Fremdenblatt" weist heute nach, daß die Frst'reude des serbischen Volkes ihre volle Berechtigung hat. „Als am 10. Juni 1868 der Fürst Michael Obrenowitsch unter den Dolchen der Meuchelmörder sein Leben auShauchte", schreibt dasselbe, „da bemächtigte sich aller Serben, die es mit ihrem Vaterlande wohl meinten, Bestürzung und bange Sorge. Nicht ohne Grund fürchteten sie, daß es der abenteuernden Partei, welche die Dolche der Mörder gedungen, gelingen werde, die Kräfte deS Lande- an tolle, unmöglich au-zuführende Pläne zu verschwenden und so die mühsam durch Fürst Michael geschaffene Ordnung im Innern umzustürzen. Die bangen Befürchtungen gingen nicht in Erfüllung. Die Mörder, die Anstifter und Helfer-Helfer ereilte ein strenge-, ja grausame- Strafgericht. Uud mü derselben Energie, mit welcher der Frevel gestraft ward, wurden die von dem Ermordeten ein geleiteten Reformen sort- grführt. Die sofort eindrrufene Skuptschina procla- mirte den letzten, noch nicht einmal 12 Jahre rltm Obrenowitschzum Fürsten und setzte eine Regentschaft ein, deren Mitglieder ihrer schweren Aufgabe mit Ge schick und Kraft gerecht wurden. Große Hoffnungen knüpfen sich an den jungen Fürsten. Er selbst hat zwar noch Nichts gethan, waS die Liebe, welche ihm von seinen Untertanen entgegen getragen wird, al- berechtigt erscheinen ließe; desto größer ab« sind die Verdienste, welche sich seine Dynastie um Serbien er worben hat. Ja, man kann mit Recht behaupten, daß eS der Stammvater de- Hauses, Milosch Obrenowitsch, gewesen, dem daS Fürstenthum seine selbstständige Existenz verdankt. WaS er angebahnt und was ihn au-zuführen der Tod verhinderte, setzte sein Nachfolger Michael mtt Glück und Erfolg fort. Milde, versöhnlich und vor Alle» vorsichtig nach außen, kvncentrirte er seine ganze Kraft auf die Entwickelung der innern Verhältnisse. Straßen wwwen gebaut, Schulen gegründet und das Gerichtswesen und die Verwaltung einer gründlichen Revision unterworfen. Die Finanzen befinden sich in trefflichem Zustande; die Steuern, welche halb als Kopf steuer, halb als Vermögenssteuer entrichtet werden, gehen pünktlich und reich ein, so daß Serbien, trotzdem es eine bedeutende Summe auf sein Militär verwendet, frei von jeder Staatsschuld ist. Der plötzliche Tod des Fürsten hat in diesen Verhältnissen nicht- geändert. Die Regenrschast hat die Verwaltung in seinem Geiste ge führt. Möge der junge Fürst fortsrtzen, waS seine Dor- aäuger Milosch und Michael begonnen, möge er in seinem Fürstenthume Ruhe, Ordnung uud Gesetzlichkeit dauernd begründen. Wir in Oesterreich Haden das größte Interesse daran, daß in den unS benachbarten Staaten Gesetz und Recht herrschen. Serbien verdankt der Un terstützung Oesterreich- viel. DaS Fest in Belgrad würde voraussichtlich uuter den Mündungen türkischer Ka nonen abgehalten werden müssen, hätte sich Oesterreich nicht der berechtigten Wünsche der Serben angenommen, ihnen seine energische moralische Unterstützung zu Theil werden lassen. Möge man das in Belgrad nie vergessen!" — In ähnlicher Weise spricht sich die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" aus, welche schreibt: „Es knüpfen sich an den Regierungsantritt Milan' 1V. viel fache Hoffnungen der serbischen Bevölkerung, begründet sowohl durch die trefflichen Eigenschaften de- neue« Regenten als auch durch die günstige innere und äussere " Lage des Landes. Dank der Weisheit und Einsicht deS Fürsten Ntichael und der staatsmännischen Begab»«- der Minister, welche heute seinem Sohne die seit d«S Vaters Tode mtt fester Hand geführten Zügel über-" geben, befindet fich das Land tv steter und fortschrei tender Entwicklung, den übrigen LehenSstaate« der Pforte vielfach eia Vorbild rüstigen Strebes» uud star ker, aufdlühevder nationaler Kraft. Jeder abenteuer lichen Politik abgeneigt, hatte Fürst Michael wiederholt der Versuchung widerstanden, die von der serbischen Nationalpartei begehrte Unabhängigkeit von der Türkei durchzusetzen. Soweit ging sein Streben nicht. Er begnügte fich damit, beim Sultan die Räumung der Landesfestungen von türkischen Truppen zu erreichen und wendete im Uebrigen seine Aufmerksamkeit nur den Cultursortschrttten zu. Die Regentschaft ist, soweit ihre Handlungen dafür einen Maßstab abgeben können, ihm auf diesen Bahnen gefolgt. Auch sie ist bemüht gewe sen, der langsam aber stetigen Entfaltung deS natio nalen Wohlstandes nach Kräften vorzuarbeitrn, ohne Illusionen und Selbsttäuschung, mtt den gegebenen Thatsachen rechnend. Fürst Milan IV. wird ohne Zweifel die Männer, auS deren Händen er heute sein Vaterland empfängt, auch ferner seine Berather sem lassen und damit ebenfalls das Programm des gemäßig ten Fortschritts accrpttren, welches diese bisher inne gehalten haben. Mtt Recht begrüßt daher die serbische Bevölkerung ihren jugendlichen Fürsten mtt freudiger Zuversicht, ebenso wie die Nachdarreiche und Staaten auch in ihm fortan jene Bürgschaft für den Frieden des Orient- erblicken, als welche die Weisheit seines Va ter- und der Männer der Regentschaft seither galt." Urber die Unruhen in Belfast schreibt man der „Times" Näheres auS Dublin. Die Abschaffung deS Gesetzrs über Parteiprocessionen in der letzten Parla- mentSsesston hat sich als ein gefährliches Experiment gezeigt, und da- großmüthtge Vertrauen, daS die Re gierung in den Grist der Ordnung und des Friedens bei sämmtlichen Klassen der irischen Bevölkerung gesetzt hat, ist arg getäuscht worden. Nach einer langen Ruhe pause, auf deren Fortdauer man hoffen zu können glaubte, find die Elemente der inneren Zwietracht wie derum in Gährung gerathen, und die Hauptstadt von Ulst«, rühmlichst bekannt wegen ihrer guten Haltung, ihrer industriellen Blüthe und ihres geordneten Sinnes, steht in Hellem Aufruhr. Seit dem 15. d. ist die Auf regung unter den unteren Klassen ununterbrochen, und die alte Feindseligkeit zwischen den beiden Parteien, die zu «löschen schien, ist mit aller Animosität wieder er standen, die sie in früheren Zeiten zu zeigen gewohnt war. Man kann dieses Wiederaufleben des alten Grolls direct auf die Aufhebung der Schranken zurückführen, die, wie die Erfahrung gezeigt hat, zur Aufrechterhal tung der öffentlichen Sicherheit nothwendtg waren. Beide Parteien waren über diese Schranken erbittert, und besondns die Orangisten ließen keine Gelegenheit vorübergehen, sich ernstlich darüber zu beschweren. Das Resultat der diesjährigen Nachgiebigkeit liefert aber den Beweis, daß die Politik der Beschränkung sichrere Ga rantien bot für daS öffentliche Wohl und für die Par teien selbst, welche zu ihrem eigenen Schaden ihre Lvüusche erfüllt sehen mußten. Man setzte allgemein voraus, daß wie die römischen Katholiken gegen die Orangisten und ihre Processtonen Duldung gezeigt und sie in ihren Feierlichkeiten nicht gestört hatten, so auch diese gegen die Katholiken sich tolerant bezeigen und ihrer Fein des Marientags im „nationalen" Sinne nicht- m den Weg legen würden. Man hatte ad« bei dieser Annahme den Geist der untern Klassen unter den Orangisten nicht berücksichtigt, und die Ansichten, die sie geflissentlich in sich hegen und pflegen. Während sie das Recht für sich in Anspruch nehmen, einen Prmckaufzug wegen ihrer Vereinigung mit England zur Schau zu stellen und die Erinnerung gewisser Er eignisse aufrechtzuerhalten, denen ihrer Meinung nach dir „ruhmreiche Constitution von 1688" ihren Ursprung »«dankt, läugnen sie die Berechtigung ihr« Gegner zu ähnlichen Ansprüchen. Sie können nicht begreifen, daß es eine Forderung unparteiischer Gerechtigkeit ist, daß, wenn der einen Partei erlaubt ist, die gelben Fahne» aufzuziehen und zu singen: „Die protestantischen Jungen all", es der andern Partei nicht verboten wer den darf, die grüne Flagge Erins aufzuhissen und ihr „Gott segne Irland" «schallen zu lassen. Zwischen beiden Kundgebungen sehen sie einen gewaltigen Unter- schted und hatten eS für die Pflicht der Regierung, die eine zu unterstützen und die andere als aufständisch zu unterdrücken. So kam es, daß Die fich täuschen mußten, welche auf Frieden und Ruhr gehofft hatten. Zur Entschuldigung der Orangisten mag gesagt wer den, daß sie am 12. Juli gewissenhaft die Districte vermieden haben, wo das Uebergewicht der Bevölkerung römisch-katholisch war, um nicht Anstoß zu erregen, während die Gegner als Sammelplatz eine Etadtgegend in Belfast auswählten, die als Sitz des Protestantis mus bekannt war, und dies in einer herausfordernden Weise thaten. Das Factum indeß bleibt sicher: die Orangisten haben am 12. Juli und am 12. August ihre Demonstrationen ohne Unterbrechung halten kön nen, die römisch-katholische Partei aber ward am 15. August angehatten und angegriffen. Wie auch das orangistische Organ, die „Belfaster Zeitung", die Ihri gen in Schutz nehmen mag, das unparteiische Publicum wird diese undankbare Unduldsamkeit der Orangisten auf das Härteste verurtheilen müssen, so sehr sich diese als die „loyale" Partei immer brüsten mögen. (Vgl. die „Tagesgeschichte" unter London.) iLagesgrsHllyk. * Berlin, 22. August. In Bezug auf die Re organisation des Artilleriewesens wird heute, anscheinend officiLL versichert, daß der Kriegsminister noch Feuilleton. (Redigirt von Ott» va»ck.) K. Hoft-eater, 22. August. „Der fliegende Holländer", romantische Oper von R. Wagner. Senta — Fräulein Aglaja Orgeui als Gast. Die Vorstellung der Oper war eine vorzügliche und nur der Erik Herrn Jäger's konnte nicht befriedi gen, da diesem die Reinheit der Intonation zu sehr versagte. Gern mag zugestanden werden, daß größere Stimmmittel für den Gast auch noch manche größere Steigerung der Wirkung «geben würden, aber so schön ge sungen als von Frl. Orgem wurde die Senta auf unserer Bühne noch nicht, und im durchgeistigten Ausdruck und Spiel, in dn dramatischen Ausfassung und Gestaltung dieser Partie steht sie d« ersten Darstellerin derselben am nächsten. Keineswegs zwar in der Art d« Gestal tung, die ihre Individualität und Begabung ganz ander bedingen alS da- Genie der Schröder-Devrient, wohl aber hinsichtlich deS künstlerischen WertheS. Sie gab die Senta nicht blo- krauthast schwärmerisch uud passiv sentimental, sondern so tief von ihr« phanlasiischn, Träumerei ^griffen und vom dämonischen Zauber be rückt, daß sic sich von allem Andern fast nur noch äußerlich berührt fühlt, und zugleich voll Euergie und Willenskraft nur der Idee sich hingebend, die ihr ganze- Inneres erfüllt Hat. Sehr schön spielte sie die schwierige t-k feelische. Anschauscene im zweiten Act — die Wagner in besonder« Liebhaber« in ein« späteren Oper minder. gut^motivirtswiederholt hat — uud meister haft gelang es ihr in diesem Act, die Wandlung ihres Wesens «kennen zu lassen. In dn Scene mtt dem Jäger spielte sie naiv mädchenhast und be- befangen, ad« mtt' dem Erscheinen d«S Holländer», , drssr« Anblick al- Berwtrtlichung ihr« phantastische« Traumwett ihr Leib und Seele ahnungsvoll und be glückt durchschauern macht, wurde sie zum selbstbewuß ten Weibe, da- mtt ihrem ganzen Sein ihre Bestim mung erfaßt, sich ihr bis zum Tode hingiebt. Und stets bleibt von der Künstlerin in Senta das Bild de» einfachen SremannskindeS sestgrhattrn. Nur hinsicht lich der ersten Scene (2. Act) sei bemerkt, daß die lang andauernde Körperhaltung des sitzenden, auf da- Bild starrenden Mädchens einen Theil der Zuschauer — je nach dem Platze — zu der Annahme führt, Senta sei eingrschlummert; da- muß vermieden bleiben. Der zu unendlichem Leid und zu opfergieriger Zer störung verdammte Holländer gehört kotz seiner un günstig tiefen Tonlage zu den besten, charakteristisch durchgeführten dramatischen Leistungen Hrn. Degele' S, und eine löbliche Mäßigung im Vorträge hob den Ein druck drrselben. Sehr brav sang und spielte Hr. Köh ler den Daland; zu farblos und langweilig aber wurde von Hrn. Joseph Erl das originelle Makosenlied im ersten Acte vorgekagen. C. Banck. Rhätische Wauderuu-e«. Boa Adolph Etera. (Schlag aa« Rr. !»».) Dit Straße von Reicbenau bis Thusts steigt fortwäh rend, so daß der Flecken schon ziemlich hoch liegt. Gleich wohl bildet die letzte Höhe de-DomleschgnThal- nur eine Terrasse zu wetteru Anstrigungen, sowohl die Via mal» als die Straße üb« den Schyn führen ununterbrochen auf wärts. Ab« ThufiS liegt doch schon hoch genug, um nach rückwärts die Dörfer deS Domleschg (soweit sie nicht vom Heinzenberg herabschaurn) und zahlreiche Wett« und Häuser längs des breiten Rheinbette» unter sich zu erblicken. Vom Flecken und den nächstgelegenrn Höhen auS überschaut man nur dir rt»e link- vom Rhein gelegene Thalseite mtt ihren massenhaften Burg ruinen und allen Schlössern — wett im Hintergründe erhebt sich der Ehur überragende prächtige Calanda mtt seinen Frlsstirnen uud Schnerseldrrn. Es ist ein sonnige- prächtiges Thalbild, in dem Thusts den Mittelpunkt bildet — aber Sonne gehört freilich darüber! Ziehen Wetter üb« das Thal, oder verhüllt ein nebliger Regentag die höhern Berge und die Wette de- Rheinthales, dann «scheint die Land schaft wesentlich düskn und starrer. Dann begreift man auch einigermaßen die «regte Phantasie der Reise handbuchverfasser, welche in der Nollaschlucht dm In begriff deS Schrecklichen schildern und dem wildm, wüthenden Wasser, daS schwarz wie Tinte über sein drei Mal zu breites Bett rinnt, da- Uebelste nachzu- sagen wissen. Wenn, wie vor einigen Tagen, heftige Gewitter lo-brechen, die sich um den höchsten Berg, d« ganzen Landschaft, dm Piz-Veverin gelagert hatten, reißt die Nolla Massen von Erde und Gestein nach dem Rhein hinab, und man sieht, daß der schwärzliche Bergbach wirklich ein« d« Haupturhcber dn Rhein überschwemmungen ist, die von Zett zu Zett den Ean- ton St. Gallen betreffen und bedrohen. Durch die Erd- und Steinmassen, welche dies Bergwasser in de« Rhein wirst, wird da- Bett desselben fortwährend er höht, und so sollten wohl alle Rheincorrectionen hier in Thusts ihren Anfang nehmen. Thusts ist durchaus deutschredender Ort, während ring» umher und den Hrtn-enberg empor sich meist romanisch redende Dörfer finden. Thusis selbst ist re- formirt, das benachbarte Katgis mtt einem Fraurnklo- st« durchaus katholisch, andere nahgelegene Dörfer pa ritätisch: übrrall et« Bild d« wuvderbarrn Mannich- faltigkeit, die au- der uralte« und seit dem 1b. Jahr hundert schrankenlos geübten Gemeindestrihrit Grau ¬ bündens hervorging. Nicht immer gereichte dieselbe zum Segen des Landes: gerade an Thusis knüpft sich ein Stück graubündischer Geschichte bedenklichster, eine Epi sode düsterster Natur, das berüchtigte Strafgericht von Thusts „im Jahre 1v18", welches gleichsam den Pro log zu den unseligen Wirren dcs 30jährigen Krieges bildete, in. dm das kleine Graubünden durch die Wuth uud Kurzsichtigkeit seiner Parteien so rettungslos hinein- getrieden ward, als das benachbarte große deutsche Reich. Seit dem 15. Jahrhundert bildeten „die drei Bünde im hohen Rhätien" (der graue oder obere Bund, der Gotteshausbund und der zwischen beiden liegende Zehn gerichtebund) dem AuSlande gegmübcr nominell einen einheitlichen Staat mit drei Bundeshäuptern und einem Bundestage. Als „Souverän" ab« gatten nach wie vor in allen großen und kleinen Fragen die „Hoch gerichte" dn Gemeinden und Thalschasten deS Lande-, welche so gut wie die einzelnen Bünde und der Ge- sammtbund das Recht beanspruchten, hohe Politik zu treiben und Bündnisse und Beziehungen zu auswärti gen Souveränen zu pflegen. Diesen vrrhängnißvollen Zustand benutzten die großen Mächte Oesterreich, Frankreich, Spanien, neben ihnen Venedig und dre Schweizercantone zu fortwährender Einflußnahme auf die hündische Politik. Der Besitz der großen Alpen- Übergänge, der Pässe, die nach Italien führten, machte die Republik von Bauern und Alpenhirten zu ein« gesuchten BundeSgenossin; die Zerklüftung, die seit der Reformation in Graubünden herrschte, d« Widerstreit katholischer und protestantisch« Interessen machte eine feste Haltung der drei Bünde unmöglich und durch Pen sionen von verhältnißmäßign Geringfügigkeit, die in dem gewannen Lande doch vor. Bedeutung waren, such ten sich Vevrdrg, Oesterreich, Spanien und Frankreich Parteien zu schaffen. Da diese» Pmfions» uud Be-
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