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Amts- mH Aiizchckatt für den Abounemenl oiertelj. 1 M 20 Ps. einschließl der .Jllustr. Unterhaltttttgsbl." u. der Humor. Beilage ^Seifen blasen"' in der Expedition, bei ansrrn Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Cibenktock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. s» LAOS Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. — —— 49. Jahrgang. -n- -— Sonnabend, den 8. März Kerr Kemeindeältester Grösser in MmdsMek ist anderweit für diese Funktion verpflichtet ivorden. Schwarzenberg, den 3. März 1902. Königliche Amtshauptmannschast. I. A.: vr. Jani, Bezirksassessor. R. 3. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten - Collegiums Montag, den 10. März 1W2, Avends 8 Mr im Sitzungssaale »es Rathhauses. Eibenstock, den 7. März 1902. Der Stadtverordneten - Vorsteher. «. Diersch. mi iitzx. 1) Beschlußfassung bezgl. Abänderungen des Entwurfs zu einem Ortsgesctze über die Her stellung der Fußwege. 2) Desql. wegen Einfügung eines Zusatzes zu den: Regulative der gewerbl. Zeichenschule. 3) Festsetzung des Bebauungsplanes für die Grundstücke des Herrn Bretmühlenbesitzer Richard Möckel an der Bahnhofstraße. 4) Kenntnißnahme a. von der erfolgten Festsetzung^der Fluchtlinie für eine Seite der unteren Bergstraße, b. von der Gewährung von Staatszuschüssen zur Herstellung der Winklerstraße und zur Unterhaltung des Kreuzlerweaes, e. in Sachen, den Ankauf von Anschlagesäulen betr. ö) Beschlußfassung in Sachen, Leistung von Beiträgen zur Herstellung und Unterhaltung des sog. Gerstenbergiveges betr. 6) Zuschriften eines sächs. Stadtrathes wegen Einreichung von Petitionen bezüglich a. der Regelung des Gemeindcsteuerwesens, b. der Zwangserziehung Minderjähriger. Der Hyeater-Mtsch in Serbien. Seitdem sich vor mehreren Jahren durch einen GcwaltS- und Staatsstreich der damals »och unmündige und unreife Sohn Milans der Vormundschaft ernster und besonnener Staatsmänner entrissen hatte, war man es gewohnt, von Zeit zu Zeit au« Belgrad Meldungen zu vernehmen, die den Charakter des Possen hasten, der Karrikatur hatten. Da« Wort Oxcnstjcrna«: „Du glaubst gar nicht, mein Sohn, mit wie wenig Verstand die Welt regiert wird" fand in Belgrad fortgesetzt Illustrationen, und ver- wundcrbarer noch schien der Umstand, daß da« Scrbcnvolk sich diese Summe von Narretei ruhig gefallen ließ, ohne die llrhcbcr sortzujagcn. Das mag wohl auch Peter Karagcorgewitsch, der serbische Kronprätendent, gedacht und seine Zeit für gekommen gehalten haben. Da aber sein Hirn nicht Phantasie genug entwickelt haben mag, nm selbstständig einen Plan zu entwickeln, wie er aus den serbischen Thron gelangen könnte, so hat er aus das Beispiel zurückgcgriffen, da« der dritte Napoleon zweimal, wenn auch beide Male erfolglos gegeben hat: in Straßburg und Boulogne. In der Ausführung de« Putsche« machte Prinz Peter aber auch noch den seinen Unterschied, daß er nicht seine eigene höchslwcrthe Person aufs Spiel setzte, wie das Louis Napoleon zweimal gethau, sondern daß er mit der Ausführung deS Plane« einen seiner Anhänger, Alawantitsch benamst, zu betrauen die Vorsicht hatte. Am Mittwoch wurde die Tragikomödie in Scha- batz aufgesührt. Schabatz liegt an der Einmündung der Save in die Donau und ist gewissermaßen der Schlüssel Serbien«. Diese« Schlüssel« suchte sich Alawantitsch zu bemächtigen, indem er sich in eine serbische General-uniform steckte und nun al« serbischer General die Zollwächter und Gendarmen zu komman- dircu versuchte. Da« Mißtrauen und die Geistesgegenwart des Gcndarmeriekommandanten machte dem Theatcrputsch ein schnelles Ende. Der Kommandant forderte von dem „General" die Legi timation, was dieser mit einem Rcvolvcrschuß beantwortete. Die Kugel glitt aber an der Patronentasche des Obersten ab und letzterer schoß nun den Theatergcncral nieder. Die dicke Patronentasche de« Obersten Nikolitsch hat wahr- icheinlich dem Könige Alexander die Krone gerettet. Denn wäre Nikolitsch gefallen — wer weiß, wie die Affäre abgelaufen wäre. Nachdem sic schief gegangen war, hat die Skupschtina dem Könige . Alexander sofort von neuem ihre treue Anhänglichkeit versichert. Wäre der Putsch gelungen, hatte einstweilen wenigsten« in Scha- l-atz Prinz Peter Karagcorgewitsch festen Fuß fassen können, dann hätte vielleicht anfangs die Wage etwa« geschwankt, schließlich aber von Alex zu Peter übergekippt. Der Urgroßvater de« König- Alexander hatte ja zweifellos ganz bedeutende Verdienste um Serbiens Unabhängigkeit von den Türken erworben. Von seinen 'Nachfolgern — und diese haben zweimal mit Fürsten au« dem Hause Karageorgewitsch abgc- wcchselt — läßt sich von „Verdiensten" nur in kaufmännischem Sinne reden. Woher sollte also im Serbenvolke die von der Skupschtina bctheuerte „Anhänglichkeit und Treue" an die „Dy nastie" stammen? König Alexander vollends hat noch gar keine Gelegenheit gehabt, sich hervorzuthun. Nachdem ihm nun auch rer Hauptzweck seiner Vcrheirathung mit Frau Draga so lächer lich mißlungen ist, weiß man gar nicht, wo im eigenen Lande er einen anderen Halt suchen sollte, al» an der allgemeinen Rath- losigkeit. Den Karagcorgewitsch' geht cS aber auch nicht besser. Auch iic zehren nur von dem Ruhm ihrer Vorfahren und haben ihr fürstliche« Ansehen nur halten können durch Hineinheirathen in vic Zaren- und die montenegrinische Fürstensamilie. Seit dem nicht weniger thcairalischen Revolution-Versuche vcS französischen „Barden" Deroulede, der nach dem Leichen begängnisse Felix Faure« den General Roget zum Sturze der Republik überreden wollte, ist der tragikomische Uebersall von Schabatz der erste umstürzlerische Streich in Europa. Wie man fleht, war er nicht geeignet, Serbien zu erschüttern. Alawantitsch scheint sich die Sache doch wohl zu leichi und zu gcmüthlich vorgestellt zu haben, und wenn wirklich die Karagcorgewitsch' den Plan veranlaßt haben sollten, können Alexander und Draga einstweilen wieder ruhig schlafen. Serbien ist gerettet! Tagesgeschichte. — Deutschland. Namen« der Flottcnvcrcine und Ab teilungen der Deutschen Kolonialgcsellschaft im Ausland über reichte Vizeadmiral a. D. Valois am 4. März in besonderer Audienz dem Kaiser einen Betrag von 300000 M. als Ge schenk der ü b er sc e i sch e n D e u I sch c n zurBeschasf- ung eines Flußkanonenbootes. Der Kaiser sprach sich sehr anerkennend über die Bestrebungen der Deutschen im Au« lande au«, zu den Kosten, welche der Schutz ihrer Interessen er fordere, beizusteuern. Auf die Mitthcilung, daß bereits Samm lungen für ein zweite« Kanonenboot cingcleitet seien, gab er seiner Freude hierüber und der Hoffnung Ausdruck, daß die Thätigkcit der Deutschen Flottenvereinc im AuSlandc wie bisher auch weiterhin erfolgreich sein und erfreuliche Früchte zeitigen möge. Kronprinz Wilhelm hat Mittwoch Vormittag von Bonn au« eine größere Reise nach den RcichSlandcn und Süv- dcutschland angetreten. — Zu Beginn de« vorigen Monat« fanden im deutschen Reichstag die Debatten über va« „Gcsundberen" in Berlin statt, die ein grelles Licht auf den Umfang warfen, den dieser hcillose und abenteuerliche Schwindel in der „Metropole der Intelligenz" erreicht hatte. Der Staatssekretär Graf Posabowsky kündigte damals an, daß die Behörden diesem Unfug und ven damit ver wandten Kategorien entgegentrelen würden, so weit sich eine Hand habe dazu biete. Der Staatssekretär kam dabei auch auf den spiritistischen Unfug zu sprechen, und er erklärte dabei: „Ich habe noch kürzlich, sogar bei einem hochgebildeten Manne, die Beobachtung machen können, vaß er sagte, in einer spiritist ischen Sitzung wären die Blumen von der Decke gefallen." lieber diese von der Decke fallenden „spiritistischen Blumen" war unter- dcß Nähere« bekannt geworden. Frau Anna Rothe hatte mit Hilfe ihres Mannes und des „Impresario" Ientsch einen richtigen spiritistischen Salon in der Gleditschstraßc 6 eingerichtet. Dort wurden in aller Form spiritistische Sitzungen abgehalten, bei denen die Geister klopften, die Tische rückten, Blumen von der Decke sielen und zum Schluß die Geister der Verstorbenen durch den Mund des „BlumcnmedinmS" Anna Rothe den andächtig Horchenden allerlei interessante Dinge aus dem „Jenseits" be richteten. So plump der Schwindel war und so lheucr sich die Geister ihre Auskünfte bezahlen ließen, die spiritistische Auskunftei erfreute sich trotzdem eines regen Besuches, und zwar zum größten Thcil aus den sogenannten besseren Kreisen, die nicht immer die aufgeklärteren Kreise sind. Der nunmehr zu erwartende Prozeß gegen da« Blumenmedium wird vou kulturhistorischem Interesse sein, wenn sich auch spätere Zeiten darüber wundern werden, daß derartiges im Jahre l9O2 und noch dazu im „aufgeklärten Berlin" geschehen konnte. Die Indizien des raffinirten Betrüge« sind bei dem Treiben der Anna Rothe zweifellos in vollem Maße vorhanden, und die Gerichte werden die Dummheit der Hinein gefallenen schwerlich als mildernden Umstand gelten lassen. Die Liste dieser Hineingefallenen, die al« recht traurige Zeugen in dem Prozesse fungiren werden, wird vielleicht manches Interessante bieten, ebenso wie der Prozeß selbst. Ob dem spiritistischen Hum bug mit dieser Entlarvung und mit diesem Prozeß der Garaus gemacht werden wird, da« wird man füglich bezweifeln müssen, denn wie viel derartige Entlarvungen auch schon stattgefunden haben, die Dummen sind trotzdem noch niemals alle geworden. E» ist ungefähr ein halbe» Jahrhundert her, al« in Berlin in den vornehmen und vornehmsten Kreisen der Spiritismus an der Tagesordnung war. Damals versicherte ein Höfling dem berühm ten Gelehrten Alexander v. Humboldt: „Aber ich schwöre Ihnen, Exzellenz, der Tisch hat nachgegeben." „Aber natürlich", erwiderte Humboldt, „der Klügere giebt nach!" — Scrbien hat wieder eine Tragikomödie erlebt. Man kann cS dem Kronprälenden Peter Karageorgewitsch nicht verdenken, daß er bei den jetzigen schnurrigen Zuständen de« jüngsten europäischen Königreiche« seine Zeit für gekommen erachtet. Einer seiner Anhänger, Rale Alawantitsch, kleiocte sich in eine Generalsuniform, landete vom ungarischen Ufer her in der serbischen Stadt Schabatz, aiarmirtc die Zollwäcbler und befahl ihnen, ihm zu folgen, machte e« dann auf der Finanzwache ebenso und besetzte sodann da« Gemeindehaus. Dann wurvcn die Feuerwehrleute zusammeugctrommelt und gleichfalls bewaffnet. Dann zog man nach der Präfektur, wo die Gendarmerie zusam menberufen wurde. Der Anführer derselben roch aber Lunte. Er zog den Revolver, stellte sich vor Alawantitsch und forderte diesen auf, sich zu legitimircn. Statt der Antwort feuerte Ala- wantitjch einen Schuß auf den Kommandanten ab, die Kugel prallte jedoch an dessen Patronentasche ab. Nikolitsch schoß daraus de» maSkirtcn Ausrührer nieder. Dieser war sofort todt und die Krone Alexanders von Serbien gerettet. — Amerika. Am Mittwoch war Prinz Heinrich in Milwaukee, das durch seine Gastfreundschaft bekannt ist, fuhr dann nach Buffalo zwo im vergangenen Jahre Mae Kinley ermordet wurde) Mid besuchte von dort aus die Nia garafälle, bei welcher Gelegenheit er auch den Boden Ka nada« al« Privatmann betrat. Leider ist der Prinz heiser ge worden, so daß er schon am Morgen in Cleveland keine Ansprache an die ihn begrüßende Volksmenge richten konnte. — Am Abend erfolgte die Wcitersahrk über Rochester und Sy- racuse nach Boston, wo die Ankunft Donnerstag Vormittag erfolgte. Locale und sächsische Nachrichten. Carlsfcld. Die durch die Zeitung gehende Nachricht, baß im benachbarten WeiterSglaShütte der älteste Mann Deutsch lands, der am 22. März >793 geborene Glasarbeiter Müller wohne, ist frei erfunden. Ein Mann diese« Namen« und diese« Alters lebt weder hier noch in WeiterSglaShütte. — Dresden, ü. März. Die Familie des Prinzen Heinrich von Preußen wird, wie au« zuverlässigster Quelle berichtet wird, demnächst einen längeren Kuraufenthalt im l)r. Lah- mannschc» Sanatorium auf den, „Weißen Hirsch" bei Dresden nehmen. Aller Voraussicht nach wird auch Prinz Heinrich von Preuße» nach seiner Rückkehr von Amerika auf dem „Weißen Hirsch" eintrefsen. — Dresden. Am 6. diese« Monat« hat eine abermalige AuSloosung Königlich Sächsischer StaatSpapierc stattgefunden, von welcher die 3"/„ StaatSschulden-Kasscnscheine vom Jahre l8ök> betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten StaatSpapierc werden hieraus noch besonder» mit dem Hinzufügen ausmcrksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichcn BczirkS-Steucr-Einnahmcn, sowie bei allen Sravträthen, Bürgermeistern und Gcmcindevor- ständen de« Lande» zu Jedermann« Einsicht auSgelcgt werden. — Dresden. Eine interessante Petition ist indcr PetitionSdeputarion der Zweiten Kammer berathen worden. E« handelt sieb um eine Bitte der Kaufleute Paul Herrmann und Clemens Götze in Dresden um Gewährung einer Entschädigung au« Staatsmitteln. Dem sehr umfangreichen Bericht ist folgen der Sachverhalt zu entnehmen: Die Petenten hatten I895> in Copitz eine Fabrik mit elektrischem Betriebe errichtet. Hiergegen wurde von sciten mehrerer Anwohner Beschwerde erhoben unter Hinweis aus eine Bestimmung der Copitzcr Bauordnung, wonach nur „villenartig gebaut und keine geschlossene Häuserreihe beziehen! sich Fabrikanlagen aufgesührt werden sollten." Die KrciShauxt- mannschast gab dem Einsprüche nicht statt, hingegen verfügte da« Ministerium auf erhobene Nichtigkeitsbeschwerde die Schließung der Fabrik. Die Petenten haben daraus ihren Betrieb nach ArnSdors verlegt. Sic behaupten, dadurch einen Schaben in Höhe von 42000 M. erlitten zu haben. Auf dem Rechtswege sind sic mit ihrem Entschädigungsansprüche abgcwiescn worden und petitioniren nunmehr um eine Entschädigung au« Billigkeit« gründen. Die Deputation hat sich süt eine solche Entschädigung ausgesprochen und zwar au» zwei Gründen: einmal, weil der Ausdruck „villcnartige Gebäude" geeignet sei, in der Praxi« Streit um die Auslegung Hervorzurusen, und zum anderen, weil die Schließung anordnende Ministerialversügung aus einem „recht lich mindesten« höchst zweifelhaften Boden" stehe. Der Antrag der Deputation lautet, die Petition der StaatSregicrung zur Er wägung zu überweisen und die StaakSregierung zur Zahlung einer Entschädigung an die Petenten bi« zur Höhe von 13000 M. aus Staatsmitteln ;U ermächtigen.