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Voigtländischer Anzeiger. 24. Stück. Plauen, SsnnabendS den 14» Iuny 152z. Bei meinen verschiedenen Geschäftsreisen im Voigtländschen Kreise, so wie in den man» cherlci eingegebenen Schriften der Accisanten und Unterredungen mit diesen, auch mehrer» redlich denkenden Accis, Officianten habe ich, Plauen zu meinem Erstaunen selbst nicht aus genommen, die für mich traurige und niederschlagende Erfahrung machen müssen, baß von vielen untergeordneten Gleits« und Accis - Officianten und sogar von ihren Wei bern und Kindern, vngescheut Geschenke von den Accisanten genommen werden, ja daß man sich erfrecht, letzteren außer den abzuentrichtenden, öfters sehr wenig betragenden Regie, Abgaben, Geld oder Viktuolien abzuforbern, und so vngescheut, unter dem Vor wande, als habe man wegen der geringen Emolumente ein Recht dazu, gleichsam den stürmischen Bettler macht, und daß die Accisanten sich für Drohungen und Cbikanen die ser eidbrüchigen Menschen »u sehr fürchten; so daß selbst der gebildete redliche Mann, der seine merkantilischen Geschäfte mit Talent und Ehrgefühl treibt, und seine schuldigen Ab gaben gern und willig entrichtet, von dieser Furcht gleichsam augesteckt ist und blindlings gibt, wo er nicht sollte, wo er es nicht brauchte, und wo er nur den Vorgesetzten eine» Wink ju geben nöthig hätte. Natürlich müssen jedem gebildeten, redlichen Manne, der solide Geschäfte treibt und den der patriotische Eifer für König und Vaterland beseelt, diese Geschäfte in solcher Lag« zur Last werden und daher muß man sich nicht wenig wun dern, wenn er vielleicht auch mit Schaden, da er keine Divinations, Gabe besitzt, um die Zukunft zu erspähen, hinter die Brustwehr der Fixation, wo er endlich Sicherheit gegen die Unholde zu finden glaubt, sich flüchtet. Als in dem Fache unterrichteter, vorgesetzter Regie-Beamter, muß ich, dazu berufen, meine warnenden Bemerkungen und Ansich ten, so wie bas jetzige Zeitalter es erfordert, bescheiden öffentlich mittheilenr Die bis herige Handelsweise vieler Accisanten und mehrererAccis, Unter-Officianten — viel Aus nahmen dürft« es wohl bei der fürchterlich eingelretenen Präscripkion nicht geben! — war von jeher wider olle Moralität und gab selbst den etwas herangewachsenen Kindern, die das Beginnen der Eltern im Stillen beobachten konnten, ein böses Beispiel. — Auf der einen Seite ward die dem Landesherrlichen Fiscus gehörige Abgabe, die, wie andere, znm Etat der Einkünfte des Landes und direkten Ausgaben gehöret, listig hinterzogen, man scheute zwar den versteckten Betrug, als moralischer Mensch, allein man überlegte nicht, daß man auf der andern Seite neben seinem Vergehen auch den Unter,Officianten zur Eideebrüchigkcit verleitete und während, daß man sich selbst in dieser Hinsicht für ei nen nicht consequent und wider seinen Bürgereid handelnden Staatsbürger stillschweigend erklärte, beging man mit den verführenden Accis-Unterosficianten mit krummer Hans rin Vergehen, über welches man spottete, aber dabei nicht überlegt«, daß ein einziger Betrug, seine Quellt sey scheinbar noch so ungetrübt, dennoch Einfluß auf die übrige Lebensweise eines solchen alternden Sünders hat, besonders aber seine wirkende Kraft auf die beobachtende Jugend äußert. Der Geist des jetzigen Zeitalters, der seine wohl,