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Dresdner Journal. I ' ' !>> I. 0::U I» l b'- l > M>1 N'^ n.^rün »Mil9 Sr:u n ,.1 >,, 1:, n -,nu .: Verantwortlicher Redaetemr 3. G Hartmann. V:tt Erscheint mit «u.nahme der Sonn, und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstaltrn zu beziehen. ———— - - -—— ———-— m- a- Preis für da» Vierteljahr Lhaler. M Mittwoch, de« LI. Februar. 3«s-rtto°».G.b»br.° für den Raum einergesvaltenrn geile l Neugroschen. « ». E» .. > > Nichtamtlicher Lheil. Nederficht. ^agetgrschichte. Mailand. Begnadigungen. — Ber lin: Oberst v. Manteuffel dem Kriegsministerium atta- chirt. Der Lindemann'schr Proceß. Die Finanzcommission und di« Häusersteuer. Freih. v. Brunnow angekommen- — Ko bürg: Die Actienbirrbrauerei. Gasbeleuchtung. Die Werrabahnangelegenheit. GewerbeauSstellung. — Aus Thüringen. Vermischtes. — Hamburg: vr Wicher behält die Leitung des Rauhen Hauses. Die Corvin - WierSbihky'scheAngelegenheit — PariS: Vermischtes.— Madrid: Das Resultat der Municipalwahlen. Gonza les Bravo krank. — London: Lord Palmeiston unwohl. Die Opposition gegen die Einkommensteuer. Parlaments verhandlungen. Eine Stimme gegen die Vereinigung der Donausürstenthümer. — Flensburg: Aus den Verhand lungen der schleSwigschen Ständeversammlung. Local- und Proviuztalaogelegeuheite». Dresden. Aus den Miltheilungen für die Generalversammlung der AlbertSbahn. — Chemnitz: Uebersicht über die Verwal tung des Armenhauses. — Freiberg: Eine Schrift über Maidanpek. — Pirna: Eisbrücke. veffentttchc Gerichtsverhandlungen. (Dresden. Mitt- Weida.) Erledigte Pfarr- u. Schulstellen. KeMeto« Inserate. Lageskalender. Börsennachrichteu Tage-geschichte. VO Dtatland, 7. Februar. Die „Gazzetta uffiziale di Miimno" meldet: Se. k. k. apost. Majestät Haden im Gnaden wege 29 km Strafhatrse vn Maltas befindlichen Individuen den Rest, zweien die Hälfte der Strafe erlassen, eine-n die zweimonatliche Kerkerstrafe in Hausarrest zu verwandeln ge ruht; ferner wurde 13 Criminalverhasteten in BreScia, 9 in Como und 7 in Pavia der Rest der Strafe erlassen. Der schwebende Proceß gegen 24 Bewohner der Gemeinden Ca rola, Padianv und Cremenzano wegen geleisteten Wider standes gegen Gendarmen am 8. Juli 1855 wurde auf aller höchste Anordnung niedergeschlagen und die gegen dieselben eingeleitete Untersuchung eingestellt. Berit«, 9. Februar. Wie der „Nordd. Atg." aus Berlin berichtet wird, hat General v. Schöler die Function alS militärischer Berichterstatter Sr. Majestät des Königs niedrrgelegt. Dieselbe ist dem Obersten v. Manteuffel über tragen, welcher bereits in Berlin eingetroffen ist und fortan dem KriegSministerium attachirt bleibt. — (N. Pr-Z-) Die Untersuchungtsache wider den ehe maligen Redacteur Lindenberg kam am Sonnabend Nach mittag vor dem k Kammergericht in der Appellationsinstanz zur Entscheidung. Den Vorsitz de« Senat« führte der KammergerichtSpräsident Büchtemann, die Staatsanwaltschaft wurde durch den Oberstaatsanwalt Schwark, der nicht er schienene Angeklagte durch den Justizrath CaSper vertreten. Auf den Antrag d«S Oberstaatsanwalt« wurde bei Beginn der Verhandlung die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Dem Ver nehmen nach ist da« Erkenntniß erster Instanz bestätigt worden. Es lautete bekanntlich,auf 9 Monate Gefängniß und Verlust der Ehrenrechte auf rin Jahr. — Die Finanz commission de« Abgeordnetenhauses Ist heute an die Br rathung de« Gesetzentwurf« wegrch einer allgemeinen Gebäude steuer gegangen. Die allgemeine DiScussion wurde mit der über §. 1 verbunden und schließlich dieser Paragraph mit 14 gegen 5 Stimmen abgelrhnt. — Der kaiserlich russische Ge sandte am diesseitigen Hofe, Baron v. Brunnow, traf am 8. d. M. Nachmittags von Park« hier ein. -fs Koburg, 8. Februar. In Bezug auf den Bau der hiesigen Actienbierbrauerei haben bereits die hiesigen Maurer meister, welche auf die Arbeiten hei diesem Bau reflectiren, dir öffentliche Aufforderung erhalten, die vorliegenden Zeich nungen, Auszüge aus den Kostenanschlägen und Accordbe- dingungen bei dem GründungSepmitö der Aktiengesellschaft einzusthen, um ihre Submissionen bi« zum 9. d. M. zu übergeben. ES geht daraus hnvor, daß mit der Ausfüh rung der entsprechenden Bauten Demnächst begonnen werden wird. DaS gesammte Bau- und Betriebskapital, welche« durch Zeichnungen bereit« gedeckt rst, beträgt Million Gul den. — Der Verwaltung«rath der Actiengesellschaft für die Gasbeleuchtung in hiesiger Stadt hat auf den 26. d. M. die statutenmäßig zu haltende Jahres - Generalversammlung der Mitglieder der Aktiengesellschaft anberaumt. Die Aktien, welche mit verzinst werden u«d 103 stehen, sind schon seit dem Bestehen dieser Anstalt sehr gesucht und werden e«, bei der fortwährenden Zunahme der GaSconsumtion, welche namentlich infolge des Bau«« de« Bahnhofs rc. im steten Wachsen sein wird, noch mehr »erden. — Die aus drei Mitgliedern bestehende Commission d,S BerwaltungSrathS dn Werrabahn, welche sich gegen Ende d,S verflossenen Monats nach München begeben hat, um mit der königl. bayrischen StaatSregierung wegen d»S Anschlüsse« rk. der Lichtens,l«- Koburger Eisenbahn an die Werrabahn, welche hier bekannt- lich mündet, in Berathung zu treten, ist von München noch nicht zurückgrkehrt. — In gleicher Weise wie hier hat auch der Vorstand des Gewerbaverein« für das Herzogthum Gotha die dortiaen Gewerbtreidenden zu einer lebhaften Betheiligung an der Ausstellung aufgefordert, welche gleichzeitig mit der Versammlung deutscher Land- «. Forftwirthe im September diese« JahreS hier stattfindet. * AuS Thüringen, 9. Februar. Der in Worms zu sammengetretene Verein zur Errichtung eines „Luther-Denk mals" daselbst hat von der dietseitigen Landesregierung die Erlaubniß erhalten, zu dem genannten Zwecke unter den evangelischen Bewohnern de« gothaischen Lande« Geldsamm- lungen zu veranstalten. — Diejenigen Einwohner des preuß. Dorfe« Dachwig, welche vor einigen Monaten einen preu ßischen und einen gothaischen SpecialadlösungScommiffar bei einem zum Behuf» gütlicher Verständigung anberaumten Ter mine über Grenzregulirung rc. bedeutend mißhandelten, wer den nächstkommenden 2. März vor da« Schwurgericht gestellt werden. — Au« Hildburghausen wird berichtet, daß ein ka tholischer Priester, der, vom bischöflichen Ordinariat zu Würz burg adgeordnet, ohne Zustimmung der meiningenschen StaatS regierung der kleinen katholischen Gemeinde zu Hildburg hausen sich al« ihr Pfarrer darstellte und über eine Woche lang gottesdienstliche Handlungen vornahm, endlich auf höhere Anordnung polizeilich auSgewiesen werden mußte. — Alle weimarischen Blätter sind voll von Aufrufen zur Theilnahme an der Ausführung de« kürzlich angeregten und schnell zum patriotischen LieblingSgedanken der Bevölkerung gewordenen Projekt«, dem hochseligen Großherzog'Karl August »in wür dige« Denkmal zu errichten. Einer der neuesten Vorschläge geht dahin, durch eine sechs Monate lang durchs ganze Land zu veranstaltende SIlbergroschrnsammlung, an welcher sich Alle, reich und arm, betheiligen sollen, die zur Herstellung de« Monuments erforderliche Summe aufzubringen. * Hamburg, 9. Februar. Der Verwaltungsrath de« Rauhen RauseS zeigt an, daß vr. Wichern, welcher al- Ober- consistorialrath und Mitglied de« evangelischen Oberkirch,» rath« und zugleich al« Vortragender Rath im Ministerium de« Innern für die Angelegenheiten der Strafanstalten und des ArmenwesenS nach Berlin berufen ist, neben seinem neuen Berufe unverändert als Vorsteher die Leitung der An stalten de« Rauhen Hauses in seiner Hand behalten wird. Sein Wohnsitz wird ein doppelter sein, im Winker vorzug weise in Berlin, im Sommer in Horn. — Der „Hamb. Corresp." schreibt: Die Presse hat sich in neuerer Zeit vielfach mit Herrn v. Corvin-WierSbizky und den gegen denselben getroffenen polizeilichen Maßregeln b, schäftigt, wobei denn, wie immer in solchen Fällen, viel Un richtige« und geradezu Unwahre« geschrieben worden ist. W l haben von wohlunterrichteter Seite Erkundigungen ringe zogen und können versichern, daß die Verhaftung d,S Herrn v. Corvin niemal« beabsichtigt war, daß, wie dem genannten Herrn bekannt sein wird, da e« ihm in seiner Wohnung offieiell mitgetheilt wurde, er nur nach seiner Genesung Ham bürg zu »erlassen angewiesen wurde, und daß man seinen sächsischen Paß jeder Zeit nach einem ihm beliebigen Orl visirt, ja seiner Abreise in jeder Weise Vorschub geleistet Haden würde. Wenn trotzdem Herr v. Corvin wirklich al« Dame verkleidet, wie die „Reform" erzählt, Hamburg verließ, so finden wir diesen Schritt der gegenwärtigen Carneval«z^t ganz angemessen, können un« aber eine« Lächeln« nicht er wehren, daß Der, dessen Gehen man unter allen Umständen gern sah, seine Abreise so geheimnißooll antrat. Wir kennen nicht dir Motive, welche die Schritte gegen Herrn v. Corvin veranlaßten, glauben aber, daß, wie ein Wirth nur von seinem HauSrechte Gebrauch macht, wenn er einen seiner Gäste, der in seinem Hause nicht Frieden hält, ganz einfach zur Thür hinauSweist, auch ein Staat, von der Größe und Bedeutung Hamburg«, keinen Leuten Asyl zu gewähren brascht, die e< benutzen, um den gastfreundlichen Staat über kurz oder lang Unannehmlichkeiten aller Art zu bereiten. Kür solche Leute ist Hamburg keine Freistatt mehr, denn sie haben noch immer diese TastfreundschafV mit fthnützen» Undank delahnt. - ss Paris, 8. Februar. Der „Moniteur" von diesem Tage ist uns bis zum Schlüsse unser- Blattes nicht zuge- gangen. — Ein Correspondent des „Nord" will wissen, daß dir „Patrie" an die Herren Troplong, Barsche und Gueronniöre verkauft worden sei. — DaS gegen die „Revue de Paris" ge fällte Urtheil ist deshalb bemerkenSwerth, weil darin der Re alismus al« ein Irrweg bezeichnet wird, auf den sich gewisse Künstler und Literaten unklugerweise verlören. — Der Bischof von Nancy, Menjaud, hat die römische Liturgie grundsätzlich adoptirt. — (K. A.) DaS Gesetzbulletin bringt ein Decret, da« dem Staat-Minister für 1857 einen außerordentlichen Credit von 100,000 Fr. zur Bestreitung der Kosten d,S Sammelns und der Herausgabe der Correspondenz deS Kaisers Napoleon I be willigt. — Die Ernennungen der neuen Erzbischöfe von TourS und Air werden al« entschiedene Kundgebungen gegen die Partei deS Nuntiu«, der schon vergeblich gegen die Ernenn ung Morlot'S protestirte, und de« von ihm beschützten „Uni- verS", betrachtet. Vom Erzbischof Morlok erwartet man, daß er sich keineswegs mit Einführung 'der römischen Liturgie beeilen werde, gegen die der Pariser CleruS sich so entschikden ausgesprochen hat. Feuilleton. Der Kampf der Bügel in den Lropengegevdev. Bon I. «Michelet. (Fortsetzung au« Nr. L3.) Di« Griechen stellten di« Natur unter dem edeln, ater kalten Bilde der Lhbele dar, deren Wagen von zwei Löwen gezogen wird. Der indische Gott Siwa, der Gott de« Leben« und de« Tode», blinzelt fortwährend mit dem Auge, blickt niemal» fest wohin, »weil er sonst mit einem seiner Blicke da« Weltall in Brand setze« würde. Schwache Phantasten der Menschen gegen über der Wirklichkeit! Wa» find diese menschlichen Fiktionen dem Herde gegenüber, wo atomweise und sekundenweise da» Leben stirbt, wieder erzeugt wird, strahlt, Funken sprüht? ... Wer kann in die« blitzende Sprühen hineinsrhen, ohne daß ihm graut und schwindelt? Da« Zaudern de« Reisenden ist sehr berechtigt beim Eintritt in diese furchtbaren Waldungen, wo die tropisch« Natur, häufig unter den reizendsten Formen, di« erbittertsten Kämpfe vor stch gehen läßt. Lr hat Grund, zu zaudern, denn man weiß, daß e» al« ein« der besten Lertheidigungsysteme der spanischen Festungen angesehen wird, eine Waldung von Lactu« ring» herum anzu pflanzen, dir sehr bald mit Schlange« durch und durch bevölkert ist. Man nimmt dort sehr häufig einen starken MoschuSgeruch wahr, der «nschmackhaft, unheimlich ist. Er deutet un« an, daß wir auf einem Boden gehen, der nur Leichenstaub ist, auf Lebn- resten von Thier««, welch« diesen Geruch haben, Bisamkatzen, Krokodils«, Geirr, Nattern und Klapperschlangen. Dir Gefahr Ist in diesen Urwäldern vielleicht noch größer, wo Alle» von Leben spricht, wo immerwährend der Schmelz tiegel der Natur im Sieden ist. Hier und dort verdichtet sich da» Dunkel durch ein dreifache» Dach, ersten» der Riesenbäumr, dann durch die Verschlingungen der Lianen und endlich die Wölbungen dreißig Fuß hoher Kräuter mit breite«, herrlichen Blättern. An Stellen stehen diese Krauter in dem alten Urschlamme, während hundert Fuß höher über der dunkeln Blätternacht die stolzen, mächtigen Blüthen flch im Glanze der Sonne spiegeln. In den Lichtungen, den wenigen Durchgängen, wo der Sonnenstrahl bi« zum Boden fällt, da girbt e« ein Schwirren, ein ewige» Summen von Scarabäen, Schmetterlingen, Fliegen schneppern, Tolibri», bewegliche, lebende Edelsteine, die fort während hin- und herschimmern. In der Nacht ist der Anblick noch wunderlicher , da beginnt die feenhafte Illumination der Glühwürmer, die zu Millionen Mal Millionen phantastische Arabesken, erschreckende Lichtfiguren, eine wahre Zauberformel von Feuer bilden. Bei allem diesen Glanze plätschert unten im Schlamme rin niedrige» Volk, eine schmuzige Welt von Kaiman», Wasser schlangen und dergleichen. An den Stämmen der Ungeheuern Bäume ranke« di« märchenhaften Orchideen, dir Lieblinge de» Fieber«, die Kinder der verpesteten Luft, wie seltsam« vege tabilische Schmetterlinge empor und scheinen zu fliegen. In dieser mörderischen Einsamkeit erquicken und baden fir fich in den fauligen MiaSmrn, trinken den Tod, der ihr Leben ist, und vrrfinnbilden in der Launenhaftigkeit ihrer verwegenen Farben spiele di« Trunkenheit der Natur. Aber wehe dem Menschen, welcher der Schwäche hier nach- girbt und fich den schwer gewordenen Kopf von diesem Zauber rinnehmen läßt! Auf, auf, in hundert Gestalten umgiekt dich hier die Gefahr! Da» gelbe Fieber lauert unter diesen Blumen und der schreckliche Bomito nero; zu deinen Füßen schleppen fich die Reptilien hin. Giebst du der Müdigkeit nach, so nimmt eine schweigsame Armee von unerbittlichen Anatomen dich in Besitz und macht mit Millionen Lancetten au« den Geweben deine« Körper» eine bewunderungswürdige Spitze, eine Gaze, einen Hauch, ein Nicht». Dieser Welt de» Tode», dem heißhungrigen, räuberischen Leben, wa» stellt Gott ihm entgegen, um un« zu beruhigen? Eine andere nicht minder gierige, nach Lekenlraub hungernde Rotte, die aber für den Menschen minder gefährlich ist. Ich sehe den Bogel und athme wieder auf. Wie? Ihr seid e«, ihr sollt unsre Rettung sein? Eure be freiende Jagdlust, gegen die übermäßige Fruchtbarkeit schädlicher Thirre gerichtet, macht den Zutritt in diese Gegend gefährlichen Zauber» allein möglich. Wenn ihr nicht wäret, müßte die geheimnißvolle gährrnde Arbeit der eifersüchtigen Natur unbe- obachtrt vor stch gehen. Wer bin ich hier? Wie sollte ich mich vertheidigen? Welche Macht wäre stark genug, um hier zu wider stehen? Der Elephant, da« vorweltliche Rammuth würde hier hilflo» unter Millionen tödtlicher Stacheln untergehen. Wer vermag ihnen allein zu trotzen? Ist - der Eondor, der Adler? Nein, ein mächtigere-, unerschrockenere« Volk: die Fliegen schnepper. Die Bogelfliegen und EolibriS, ihre Brüder von allen Farben, leben ungestraft in diesen glänzenden Gegenden, wo Alle» Gefahr droht: die giftigen Insekten wir die verhängniß- vollen Pflanzen, deren Schatten schon Tod bringt. Einer von ihnen, grün und blau mit einer hübschen Haube, hängt sein