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Wochenblatt für für Nr. v» 1879. Fmtag, den 1. Angnst sür die Königl. Amlshanplmaunschafl zu Maffm, das KöuiA Gcrichlsaait mid dcn Nadttalh zu Wilsdruff. NcununddreiHigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal lDienstag und Freitag). Abonnemtntspreis dietteljährlich I Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Nbr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenanna hme Montags u. Donnerstag- bis Mittag 12 Nhr. ilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umqeaenden Amtsblatt Die Erträge der neuen Zoll- nnd Steuersätze. (D. A. Z.) Berlin, 25. Juli. Die non dcn Abg. v. Benda, Del brück und Karsten veranstaltete „Specielle Abschätzung der Minimal ertrüge nach dem neuen Zolltarif" liegt jetzt als Reichstagsdrucksache vor. Wir entnehmen derselben das nachfolgende Tableau der finanziellen Ergebnisse, welche der neue Zolltarif über die bisherigen Erträgnisse hinaus nach jener Schätzung zur Folge haben wird. Zu bemerken ist dabei, daß bei einigen Positionen in dritter Lesung noch Erhöhungen vorgenommen worden sind, deren Wirkung noch nicht berücksichtigt werden konnte. Die wichtigste dieser Erhöhungen fand beim Roggen zoll statt, wo die Abschätzung noch auf Grund des niedrigen Satzes von 50 Pfg. erfolgte. Ebenso sind bei den Positionen Eisenwaaren, Flachs, Kaffee nachträglich noch Aendcrungen vorgcnommen worden. Hier und da ergibt also die Abschätzung ein für die schließliche Ge staltung des Zolltarifs nicht ganz zutreffendes Bild; die wirklichen Er träge werden muthmaßlich höher fein. Bei den meisten Artikeln aber, Wo Aenderungen in dritter Lesung nicht mehr vorgenommcn wurden, behalten diese zuverlässigen Berechnungen ihren dauernden Werth, und in: großen Ganzen wird auf diese Uebersicht über dcn finanziellen Effect des neuen Zolltarifs stcts zurückgekommcn werden müssen. Zu bemerken ist noch, daß der Taback nicht mit in Rechnung ge zogen ist. Es werden also die künftigen Finanzerträgnisse — abgesehen von der Tabackssteuer — gegen früher mehr betragen in Mark bei Baumwolle 1,711,687, Blei 17,337, Bürstenbinderwaaren 2,349, Drogucn 549,993, Eisen 5,485,027, Getreide 12 Mill., Glas 50,370, Haare 174,090, Holz 5,033,310, Instrumente 1,049,087, Kautschuk 20,382, Kleider 503,693, Küpser 137,201, Kurze Waaren 177,180, tKdcr 180,196, Leinen 254,476, Lichte 18,337, Materialwaarcn 14,103707, Oel 4,728,053, Papier 40,524, Pelzwerk 4017, Petroleum 16,500,000, Seide 1,621,300, Seife 47,624, Steine 429,679, Stroh 136,170, Thiere 360,667, Thon 338,625, Vieh 4 Mill., Wolle 1,654,369, Zink 5631, Zinn 1068. Nur bei Wachstuch wird ein Minderertrag von circa 17,900 M. wahrscheinlich. Alles in allem würde also das Reich an Zollen und Steuern gegen bisher mehr einnehmen: 71,294,3c 6 M. — ohne die Tabackssteuer. Davon 47,950,529 auf bisher zollfreie Artikel, 23,343,857 auf Er höhungen schon zollpflichtiger Artikel. An Schutzzöllen entfallen auf die Landwirthschast 24,120,201, auf die Forstwirthfchaft 3,796,821, auf.die Textilindustrie 5,744,550, auf die Metallindustrie 6,641,760, auf andere Industrien 3,421,828. Die Finanzzölle (Ma- terialwaaren und Petroleum) ergeben 27,572,226 Ai. Tagcsqcschichte. Die letzte Nummer des Neichsgesetzblattes veröffentlich die Gesetze, betreffend den Zolltarif des deutschen Zollgebietes und die Besteuer ung des Tabaks. Die neue Zollerhebung tritt sofort ein für Eisen, Hopfen, Instrumente, Lichte, Materialwaaren (ausgenommen Mühlen fabrikate), Fette, Petroleum und Thiere (Vieh); Anfang Oktober für Getreide (?) und Holz; Anfang Juli 1880 für Flachs, Spinnstoffe (ausgenommen Baumwolle); zu Neujahr 1880 für alle übrigen Tarif gegenstände einschließlich der Mühlenfabrikate. Den Ultramontaneu geht es bezüglich der Umkehr in Deutsch land nicht nach Wunsch; es werden nun auch in den dem Zentrum treu verbliebenen Parteiblättern Stimmen laut, aus denen die Beforg- viß herausklingt, daß Fürst Bismarck am Ende doch noch früher aufstehe als Herr. v. Windthorst. Die „Germania" bringt jetzt einen Trostartikel für die Ungeduldigen, welcher nichtswcuiger als zuver sichtlich klingt. Die national-liberale „Dresdner Zeitung" ist der Ueber- zeugung, „daß es einen entschiedenen Bruch mit der Vergangenheit be deute, wollte die national-liberale Fraktion aus Verdruß über die neue konservativ-klerikale Mehrheit und über die ihren Ansichten widersprechende Zollreform sich zu unbedingter und konsequenter Oppo sition Hinreißen lassen". Die national-liberale Partei habe in ihrer alten patriotischen Thätigkeit zu beharren. Gerade wenn die „förder- ativcn Garantien" des Franckenstein'schcn Antrages so gefahrdrohend seien, wie geglaubt werde, sei es erst recht geboten, dem Reichskanzler die Unterstützung nicht zu verweigern, falls er sie braucht. Weiter heißt es dann: „Es muß ihm (dem Reichskanzler) möglich sein, der eigennützigen Hülfe des Zentrums zu entbehren, und in den lächerlich Pathetischen Ausruf der „Volks-Zeitung": „Fürst Bismarck muß fort von seinem Platze!" kann kein aufrichtig rcichsfreundlicher Mann cin- stimmen. Seine Unentbehrlichkeit ist heute nicht geringer, sondern größer geworden". Ans Anlaß des Arbcitcrkrawalls in Zabrze haben nachträglich, wie der „Kattow. Ztg." berichtet wird, noch mehrere Verhaftungen stattgefunden, sodaß am 19. und 21. d. noch 9 Exzedenten in das ölreisgerichtsgefängniß zu Beuthcn O/S. abgeliefert wurden. Die letzteren Verhaftungen sind auf Grund der in den ersten Verhören er folgten Aussagen der am Tage des Krawalls Verhafteten erfolgt. Im Ganzen sehen jetzt 67 Jnhaftirte der gerichtlichen Verfolgung entgegen. Znsolge des publizirten kriegsgerichtlichen Erkenntnisses in der An gelegenheit des „Großen Kurfürsten" ist der Contre-Admiral Batsch zu 6 Monat Festungshaft und der Kapitän-Lieutenant Klausa zu 1 Monat Festungshaft vcrurtheilt worden. Kapitän znr See Kühne ist freigesprvchen, gegen dcn Grafen Monts wird ein drittes Kriegsgericht entscheiden. Bekanntlich sind gegen die Zweckmäßigkeit der kleinen silbernen Zwanzigpfennigstücke von Zeit zu Zeit Bedenken laut geworden, und es ist wiederholt eine andere Gestaltung dieser Münze in Anregung gekommen. Es heißt jetzt zuverlässig, daß es als sestbcschlvssene Sache anzusehen sei, für fünf Millionen Mark Zwanzigpfennigstücke außer Kurs zu setzen und sie in Ein- und Zweimarkstücke umprägen zu lasse«. Am Sonntag Abend kam auf der Rhede zu Triest ein sehr hef tiger Orkan zum Ausbruch, welcher an den im Hafen befindlichen Schiffen großen Schaden anrichtete nnd auch mehrere Menschenleben gekostet hat. Im Ganzen sind 23 Schiffe mehr oder weniger erheblich beschädigt worden, ein österreichisches mit Holzkohlen beladenes Schiff ging zu Grunde. Im Pariser Stadtrath gelangte ein amtliches Schriftstück zur Verlesung, welches vorschlügt, auf dem Kirchhof Pöre Lachaise einen Leichenverbrennungsofen anfzustellen. Ferdinand de Lesseps hat dcn Prospekt seines neuen Projekts für die Durchstechung der amerikanischen Landenge veröffent licht. Die für diesen Zweck zu gründende Gesellschaft soll die „Inter- Ozeanilche Kanal-Universalkompagnie" genannt werden, und ihr Kapital soll nominell 400,1X10,000 Franks oder 16,1X10,000 Pfund Sterling betragen. Dieses Kapital soll in 800,000 Aktien von je 500 Franks oder 20 Pfund Sterling eingetheilt werden; 790,000 dieser Aktien werden dem Publikum vsferirt und 60,000 für die ursprünglichen Kon zessionäre als Zahlung für die von ihnen an de Lcsseps übertragene» Konzessionen rc. reservirt. Für's erste werden nur 125 Franks per Aktie eingefordert. Die Zeichnungen werden in Europa und Amerika am,6. und 7. August eröffnet. In seinem dem Prospekt angesügten Memorandum veranschlagt de Lesseps die Einkünfte aus dem Kanal nach dessen Vollendung auf 90,000,000 Franks und da 85pCt. des Nutzen ertrages den Aktionären Angewiesen sind, rechnet er, daß dieselben 47,000,000 Franks j>or aunam oder 11V, pCt. erhalten werden. Die bekannte Wera Sassnlitsch ist, wie die „Moskowskija Wcdomosti" aus glaubwürdigen Quellen erfahren, unter die Journalisten gegangen und betheiligt sich gegenwärtig an dem in London wieder erscheinenden revolutionären Blatte „Rabat" („Sturmglocke") als Mit arbeiterin. In diesem Blatte veröffentlicht jetzt Wera Sassnlitsch unter Anderm auch ihre „Briefe", in welchen sie eingcsteht, auf den General Trepvff nicht wegen ihres sogenannten Geliebten Bogoljubvff, sondern einfach deshalb geschossen zu haben, um der ihr von den Nihilisten aufgetragenen Pflicht nachzutommen und den Stadthauptmann zu tödten. Dee Ex-Khedive von Egypten, Ismail Pascha, hat nach seiner Abdankung eine Reise nach Neapel gemacht und haust vorläufig auf der türkischen Dampferfrcgattc „Mahrüssa" an der Küste von Sorrent. Hunderte von Fahrzeugen aller Größen, mit Neugierigen jeden Ge schlechtes und Alters und aller Stände, streichen unablässig um die Fregatte, auf die aber Niemand zugelassen wird. Der abgetakelte Vicckönig wohnt in dcn drei Stockwerken des Hinterdecks der „Mah- russa"; im Unterdeck sind die Sklaven, im Zwischenraum ungefähr ein Dutzend frühzeitig abgewelkter Frauen. Im obersten Stockwerk ist der Khedive mit seinen dickbangichen und nsit näselnder Stimme kreischenden Enuuchen; nichts an ihm mahnt au dcn Orient, cr trägt europäische Kleidung und sitzt nicht mit gekreuzten Bcincn, sondern wie jeder andere Christenmensch; selbst der Fcz als Kopfbekleidung ist verbannt. Nach den letzten Nachrichten aus China herrscht daselbst die schrecklichste Hungersnoth, welcher Hunderttausende von Menschen zum Opfer fallen. Dcn Vcrhnngcrnden dienen nicht nur Leichen als Nahrung, sie werfen sich ans Lebendige, zerfleischen sie und verschlingen ihr Fleisch. So wurde ein Bettler festgenommen, in dessen Bcttclsack mau die Ueberreste eines Kindes fand. Beim Verhör bekannte er, daß er schon seit längerer Zeit von frischem Menschenfleisch gelebt habe, da ihm das Flcisch von Leichen widerstehe. Ein junger Mann bewog seinen Vater, mit ihm die eigene Braut umzubringe». Nach vollbrachter That theiltcn sie das Fleisch untereinander. In einer Familie tödtcte der Vater seinen sechsjährigen Sohn und verzehrte ihn, in einer anderen tödtete der Sohn seinen Vater zu demselben entsetzlichen Zweck. Solche Fülle erzählt man eine Menge. Es giebt Dörfer, in welchen die ganze Einwohnerschaft ausgestorben ist. Deutliches und Tächsifches. Nächsten Montag den 4. August, wird in Eisenberg der in der Regel zahlreich besuchte Sommermarkt, bestehend aus Roß-, Vieh- und Krammarkt, auf gewohnter Weise abgehalten. Der sächsische Stellmacherverein hält seine diesjährige Ver sammlung am 31. August in Döbeln ab und wird u. A. auch über ein allgemeines Jnnungsstatut der Stellmacher und Wagner Deutsch lands berathen. Chcmnitz. Wie wir hören, sind der Bebörde ca. 150 Erkrankungs fälle von Leuten, die von der von einem hiesigen Fleischermeister feil-