Volltext Seite (XML)
»t« „Weißeritz. Zeitung" ^scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei ded bedeutenden Auflage A Blattes «int sehr wnw same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. dl« Spaltenzeile oder oere» Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complicirt» Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, die Epaltenzeile 2V Psg. zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Psul Ithnr in Dippoldiswalde. Mit ichlseitigem „Zllustrirtrn ünterheltuiigsblstt". » Mit humoiistischkr llochendeilsge „geifenblrsen". * Mit land- und heuswirthschllftlicher L«ii»t»beil«se. Nr. 112. Sonnabend, den 23. September 1893. 59. Jahrgang. - -- ' - . nriM -Lokales und Sächstfches. Dippoldiswalde» 20. September. Der Tags vor her abgehaltenen Hauptversammlung der Bezirkslehrer schaft folgte unmittelbar heute die Hauptkonferenz der Geistlichkeit unserer Ephorie, beginnend mit dem Liede: „Herr Jesu Christ, Dich zu uns wend'" und einem vom Herrn Ephorus gesprochenen Gebete, der darauf zunächst den erschienenen Vertreter des Hohen Ktrchenrcgiments, Herrn Oberkonfistortalrath I). Ackermann aus Dresden, herzlich begrüßte und sodann an die ihm unterstellten Geistlichen mit einer aus Offenb. 2, 13—17 gegründeten Ansprache sich wendete. Diesem dritten Sendschreiben der Offenbarung an den Engel, d. h. geistlichen Hirten, der Gemeinde zu Pergamus wußte der Herr Sup. Meier in der ge rade ihm eigenen, so tiefen und packenden Weise theils gewissenschärsende Mahnungen zu entnehmen, wie z. B. die, in der Gestalt unserer Landeskirche eine von Gott selbst gefügte Volksküche zu erkennen, entschieden in den Kamps gegen Welt und Sünde einzutreten und vor nachgiebiger Milde sich zu hüten den Irrlehren gegenüber, die im letzten Grunde auf einem falschen Gottesbegriffe ruhen, theils schöpfte er aus diesem Sendschreiben erhebende Verheißungen und Tröstungen, die dem Ueberwinder zugssichert sind und mit neue», heiligen Entschlüssen zu treuer Amtsführung unwill kürlich erfüllen und entzünden müssen. Daß diese An sprache nicht ein „Streichen in die Luft" gewesen, vielmehr „eingeschlagen" habe, bezeugte die von ihr gewirkte, sichtliche Ergriffenheit aller Zuhörer. Unter solchem Eindrücke milstehend, überbrachte sodann der Herr Oberkonsistorialrath v. Ackermann Grüße und Segenswünsche des Hohen Landeskonsistorium und nahm dabei Anlaß, über das Paulusworl: „Wir brauchen großer Freudigkeit" überaus spannend sich zu ver breiten, nicht ohne dankbar hervorzuheben, daß seit der vor nunmehr 25 Jahren eingesührten Kirchenvorstands ordnung das kirchliche Leben im Ganzen sichtlich sich gehoben habe. — Im Namen der Versammelten dankte der Herr Ephorus für solche Stärkung in der Amts freudigkeit, die unter Hinweis auf den Paulus und auf die Quellen, woraus dieser Glaubensheld geschöpft, dargereicht worden war, welchem Danke die Versamm lung durch Sicherheben von den Plätzen freudig zu stimmte, und gab nunmehr dem Herrn Diak. Arland aus Possendorf das Wort zu dem von ihm über nommenen Hauptvortrage. Der Herr Referent be handelte die gerade jetzt sehr zeitgemäße Frage: „Was berechtigt und verpflichtet uns, das Apostolicum als Bekenntniß des ev.-lutherischen Gemeindeglaubens fest zuhalten?" und beantwortete sie dahin: Wir sind dazu berechtigt, weil das apostolische Glaubensbekenntniß eben apostolischen Ursprungs und daher biblischen In halts ist, und wir sind dazu verpflichtet, weil es uns den biblischen und daher wirklichen Christus vor Augen stellt. Ziemlich lebhaft gestaltete sich die darüber ent- stehenve Debatte und ging aus in die allgemeine An erkennung der gründlichen, lichtvollen, frei durchge führten Arbeit, welcher der Herr Ephorus das wohl verdiente Lod ausdrücklich widerfahren ließ. — Ge schäftliche innere Angelegenheiten sanden hierauf noch ihre Erledigung und so wurde denn nach Verlesung des von Herrn k. Kramer in Börnersdorf sorgfältig geführten Protokolls die Konferenz, die Vormittags 10 Uhr begonnen hatte, mit Gesang und dem Vater unser in der 3. Nachmittag-Kunde geschloffen. — Das diesjährige Kirchweihfest wird Montag, den 9. Oktober, gefeiert werden. — Wie stets, so veranstaltet auch am Schluffe des gegenwärtigen Halbjahre- die Direktion der hiesigen Deutschen Müllerschule eine Ausstellung von Schüler arbeiten am nächsten Sonntag. Diese sowohl, als die Schlußfeier am Montag Vormittag erfreuen sich hoffent- lich eine- zahlreichen Besuche-. — Nachdem der Dresdner Innungs-Ausschuß im Laufe voriger Woche eine größere Handwerker-Ver sammlung in Brauers Hotel abgehalten, findet eine solche wiederum von dem dortigen konservativen Ver ein nächsten Sonnabend in Meinholdts Sälen statt und zwar über den Entwurf des preußischen Handels - Minister über die Reorganisation des deutschen Handwerks. Wie nun aus den Inseraten unseres Blattes in vor. Nummern hervorgeht, werden auch unsere Innungen eine gröbere Versammlung nächsten Sonnabend im Sternsaale veranstalten, um über die selben Zwecke zu berichten, bez. dazu Stellung zu nehmen. Wir wollen nicht verfehlen, hiermit noch mals daraus aufmerksam zu machen, umsomehr als Jedermann eingeladen ist.' — Anläßlich der gegenwärtig erfolgenden Ent lassung der Reservisten und Dispositions urlauber machen wir darauf aufmerksam, daß Mann schaften, welche aus dem aktiven Dienst entlassen werden, sich spätestens 14 Tage nach ihrer Entlassung bei dem Bezirksfeldwebel, zu dessen Kompagniebezirk der von ihnen gewählte Aufenthaltsort gehört, zu melden haben. Die Meldung ist auch dann erforderlich, wenn der Entlassene an dem Orte bleibt, in welchem fein bis- bisheriger Trupprntheil in Garnison steht. Die näch sten Vorgesetzten der Mannschaften des Beurlaubten standes sind der Feldwebel des Kompagniebezirks, der BezirkSosfizier und der Bezirkskommandeur des Land wehrbataillonsbezirks, in welchem ihr Aufenthaltsort liegt, und deren Stellvertreter. Bei Anbringung dienst licher Gesuche und Beschwerden sind die Mannschaften des Beurlaubtenstandes verpflichtet, den vorgeschriebe nen Dienstweg einzuhalten. Jngleichen sind dieselben im dienstlichen Verkehr mit ihrem Vorgesetzten oder wenn sie in Militäruniform erscheinen (wozu auch der Entlassungsanzug gehört), der militärischen Disziplin unterworfen. Verändern später die Mannschaften des Beurlaubtenstandes ihren Aufenthaltsort oder die Wohnung innerhalb des Kommandobezirks, so ist dies innerhalb 14 Tagen dem Bezirksfeldwebel zu melden. Wer aus einem Kompagniebezirk in einen anderen verzieht, hat sich vor dem Verziehen bei seinem bis herigen Feldwebel ab- und bei dem Bezirksfeldwebel seines neuen Aufenthaltsortes innerhalb 14 Tagen nach erfolgter Abmeldung anzumelden. Frauenstein. In einer am vor. Montag hier stattgesnndenen Versammlung der Gemeindevertreter des Amtsgerichtsbezirks Frauenstein wurde einstimmig beschlossen, den bisherigen bewährten Landtagsabgeord neten, Herrn Gutsbesitzer Eteyer in Reinholdshain, wieder als Kandidat für die nächste Landtagswahl in unserem 13. ländlichen Wahlbezirk aufzustellen. — Ferner wurde in derselben Sitzung und von denselben Vertretern ein Bedürfniß zum Bau eines Bezirks - krankenhauses in Dippoldiswalde nicht anerkannt und beschlossen, die bezügliche Petition nicht zu befür worten. - Hänichen. Das Schulfest am vergangenen Dienstag, welches anläßlich des 25jährigen Bestehens unserer Schule gefeiert wurde, kann als in jeder Hin sicht wohlgelungen bezeichnet werden und wird unser» Kindern langehin beglückende Erinnerung gewähren. Nach einem kurzen, aber erhebenden Festakte, bestand auch hier, wie üblich, das Hauptvergnügm für die Kinder in Vogel- und Sternschießen, Verloosung von Prämien, mancherlei Spielen und leiblichen Ge nüssen. Im Gasthose fand zum Schluffe ein fröhlicher Ball statt, an welchem die Ortsbewohner zahlreich theilnahmen. H Kleincarsdorf. Das seit einer lange Reihe von Jahren im Besitz des Herrn Rittmeister Schreiber- Bischoff befindliche Rittergut Kleincarsdorf ist durch Kauf an Herrn Baron von Wulfsen übergegangen. Dresden. Königin Karo la wird sich heute Freitag zu mehrtägigem Aufenthalt nach Morawetz in Mähren begeben und sodann von dort auf einige Wochen zum Besuche der verwittweten Fürstin von Hohenzollern nach Umkirch im Breisgau reisen. — Auf dem alten Postgebäude am Postplatz, das gänzlich umgebaut und um eine Etage erhöht wird, um dann nur den Zwecken des Telegraphenamtes zu dienen, hat man nun, nachdem die sämmtlichen Leitungsdrähte schon seit einiger Zett höher gelegt worden sind, auch mit der Hebung des Daches be gonnen. Es läßt sich schon jetzt erkennen, daß der Bau eine ziemliche Höhe erreichen und einen würdigen Prospekt des Postplatzes bilden wird. — Die Zahl der evangelisch-lutherischen Männer- und Jünglingsvereine ist erfreulicherweise Dank der vielfachen Anregung immer im Steigen begriffen.' Im Jahre 1892 erhöhte sich dieselbe von 134 auf 149 und auch im Laufe dieses Jahres sind Neugrün dungen zu verzeichnen. Die Zahl der Mitglieder be trägt gegen 8000. Freiberg. Vom künigl. Landgericht wurde mit 18 anderen Angeklagten Karl Edwin Weser, geboren am 23. Dezember 1870 in Dippoldiswalde und zuletzt daselbst aufhältlich, wegen Entziehung der Militärpflicht aus Z 140 Abs. 1 des Reichsstrafgesetzbuchs zu 300 Mark Geldstrafe event. zu 8 Wochen Gefängniß ver- urtheilt. Auerbach. Als am Sonnabend Nachmittag die an der Nempesgrünerstraße gelegene im vorigen Jahre erst neuerbaute, dem Fleischermeister Pilz hier gehörige Scheune niederbrannte, lenkte sich der Verdacht, daS Feuer angelegt zu haben, sofort auf zwei auS der Bezirksanstalt Sorga entlaufene Menschen, welche man einige Tage vorher sich herumtreibend gesehen hatte. Die sofort eingeleiteten polizeilichen Erörterungen haben nun auch mit Gewißheit ergeben, daß der Brandstifter ein zur Zeit in per Bezirksanftalt untergebracht gewesener, schon mehrfach vorbestrafter Mensch Namens Bösewetter ist. Derselbe ist flüchtig geworden. — Die diesjährige Ernte der.Angelikawurzel, die hauptsächlich in der G.-gend von Bockwa angebaut wird, wird reißenden Absatz finden, weil alle Vor- räthe aufgebraucht sind und wegen ihres hohen Preises den Landwirthen eine gute Einnahme bringt. Die Chronik von Bockau, angelegt von dem im Jahre 1773 am Hungertyphus gestorbenen Pastor Körner, berichtet, daß 1849 der Centner Angelikawurzel 15 Mark, 1888 18 Mk., 1889 23 Mk. und 1890 nur 14,50 Mk. gekostet hat. Beim Austreten der Cholera sind aber so bedeutende Bestellungen gemacht worden, daß der Centner Angelika 1891 aus 50 Mk. stieg. Im vorigen Jahre wurde er mit 60 Mk. verkauft und dieses Jahr wird er sogar mit 72 Mk. bezahlt. Leider war für die diesjährige Aussaat der Same so schwer zu erlangen, weil bei dem Preisrückgang der Anbau nur schwach betrieben wurde und die Samen nur zwei Jahre sicher die Keimfähigkeit bewahren. Neuerdings wird der Anbau von Heilkräutern und besonvers von der Angelika auch in dem benachbarten Lauter betrieben. Da das Ausziehen der Angelika erst nach der Kartoffelernte statlfindet und die Wurzelbüschel sauber von den erdigen Anhängsel be freit werden müssen, so ist die Ernte durch das Han- tiren in dem kalten Wasser zuweilen recht beschwerlich. Eibenstock. Der Stadtrath ist, nachdem die Stadt verordneten die Kosten für die Einführung der Kirch en- Heizung abgelehnt haben, bei seinem früheren, der Anlage zustimmenden Beschlüsse stehen geblieben und will nun an die vorgesetzte Behörde Bericht erstatten. Festgestellt wurde dabei von ihm, daß die Gemeinde bedürfnisse nicht eine Steigerung von 20 Prozent, sondern höchstens von 8 Proz., einschließlich der Auf wendungen für die Kirchenhetzung erfahren werden, f Eine erhebliche Steigerung der direkten Steuern werde