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stb«ad»Kusaobe ^lchvgapg Hon-els-Arttung ftnUsblLtt ÜLS NQtLS rurS Les 1>vUAeLQrntes Lee StclLL LsIpAtg Äk. 440 Hauptschriftlelker: Dr. Everth, Leipzig DoNNekStSg, dkN Ä. A«gUft Drrlag: Dr. Reinhold L Co., Leipzig 1818 Sin neuer Großkampftag Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Großes Hauptquartier, 29. August 1918. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Boehn. Auf dem Schlachtfelde südöstlich von Arras brach am frühen Morgen dicht südlich der Searpe ein englischer An griff lur Feuer zusammen. Um Mittag nahm der Feind seine Durchbruchsversuche mit neuer Wucht wieder auf. Zwischen Searpe und Senföe-Bach setzte er fünfmal zmn Angriff an. Pommerfche und westpreußische Regimenter brache» auch gestern wieder den Ansturm des Feindes. Durch flankierende- Feuer ihrer Artillerie wirksam unter stützt, warfen fie jedesmal den Feind wieder zurück. Boiry Rotre Dame war Brennpunkt erbitterten Kampfes. Dreimal wurden die Trümmer der Ortes im Gegenstoß dem Feinde wieder entrissen. Bei erneutem feindlichen An griff am Abend blieb der Ort in FelndeShand. Der Haupt- floh des englischen Angriffs traf württembergische Regimenter bewerseits der Straß« Arrat —Lambrai. Siebenmal stürmte der Feind vergeblich an. Panzerwagen fuhren auf und neben der Straße immer wieder von neuem heran, in tiefer Gliederung folgte die Infanterie. Sie blieb lm Feuer unserer Maschinengewehre und in vorderster Linie auf fahrender Geschütze liegen. Wo der Feind in unsere Stellung eindrang, warf ihn unser Gegenstoß wieder völlig zurück. Südlich von Lroisllles und südöstlich von Mory wurden englische Angriffe abgewiesen. Südwestlich von Bapaume keine Infanterietätigk»». Auf der Stadt selbst lag schweres englisches Feuer. Bel den Kümpfen am 27. August um Th Moy tat fich das Infanterie-Regiment Nr. 206 besonders hervor. Seine 9. Kompanie hielt den Westrand des Ortes, obwohl sie durch feindlichen Einbruch nördlich von ihr im Rücken bedroht war, bis zur letzten Patrone, und dann mit dem Bajonett. Aus selbständigem Entschluß kam ihr die S. Kompanie desselben Regiments zur Hilfe und warf den Feind aus dem Ort wieder hinaus. Nördlich der Somme erneuerte der Feind am frühen Morgen seine Angriffe zwischen FlerS und Turlu. Bel Hardecourt drang er in unsere Linien ein. Im Gegen angriff warf ihn das Kaiser Franz-Gardegrenadier-Regi- ment Nr. 2 unter Führung seines Kommandeurs Major Otto im Verein mit hessischen Kompanien wieder zurück. Zwischen Somme und Oise blieben Dortruppen vor unseren neuen Stellungen in Gefechtsfühlung mit dem Feinde, der am 27. 8. nur zögernd, gestern schärfer über Dom- pierre—Bello y — N es le—Beaulieu—Suzoy folgte. Sie zwangen ihn mehrfach zu verlustreichem Angriff und wichen dann aus. Südwestlich von Noyon griff der Feind nach stärkster Feuervorbereitung unsere alten Linien an. Sie waren von uns nicht mehr beseht. Noyon lag unter schwerstem Feuer der Franzosen. Die Stadt liegt vor unserer Kampffront. Nördlich der AiSne nahm der Franzose unter Heran ziehung von Amerikanern seine Angriffe wieder auf. Unter schweren Verlusten wurden sie abgewiefen. Am Pasly- Kopf schlugen Kavallerie-Schühenregimenter fünfmaligen An sturm des Feindes zurück; mehrere Panzerwagen wurden zerschossen. Der Erste Generalquartiermeister Ludendorff. (W. T. B.) Zwei englische Truppentransporte versenkt Rotterdam, 29. August. (Drahtbericht.) Wie der «B. Z.' von ihrem Londoner Gewährsmann gemeldet wird, sind zwischen dem 11. und 23. August zwei englische Transport schiffe torpediert worden. Auf dem einen kamen 264 und auf dem anderen 619 Soldaten ums Leben. Die Dampfer fuhren in getrennten Konvois, aus denen noch ein dritter Dampfer, der mit Munition und Lebensmitteln beladen war, torpediert wurde. Die Versenkung der Truppendampfer wurde von dem ameri kanischen Nachrichten dienst geheim gehalten. Der Zensor ließ nur Angaben der Opfer der Schiffsbemannung durch» die auf dem einen Schiff neun, auf -em anderen Schiff 16 Mann be- trugen. * (Amtlich.) Berlin, 29. August. Auf -en Dampfer wegen zwischen Port Said und dem westlichen Mittel- ureer versenkte« nufere U-Boote neuerdings über siebzehn tausend Brutto-Registertonnen Schiffsraum, darunter einen neue« englische« Dampfer von über 8000 Brutto-Register- tonne«, der Reis und andere Landesprodukte aus Indien für England geladen hatte. Der Chef det Admiralstabet der Marine. Oesterr.-ungar. Heeresbericht Wie», 29. August. — Amtlich wird gemeldet: Italienischer Kriegsschauplatz Zu den Indikarien be! Bozzeeca und auf der Hoch- fläche der Sieben Gemeinden ErkundungSgefechte. Sonst nichts von Belang. Albanien Zwischen Ianlea und Dojusa sowie im Südteil des Lomor-Gebirges hat der Feind erneut Stellung genommen. Der Lhef det GeneralfiabeS. Das Ringen um Bapaume (zlc.) Basel, 29. August. (Eig. Drahtberich k.) Die Schweizer Blätter halten sich über die onzuverläfslg« Berichterstattung der Enlenleagentur auf. Während schon vor- gestern eine Aeulerdepesch« die Einnahme von Bapaume durch neuseeländische Truppen verbreitete, besagt ein gestriger HavaS- bcricht, daß sich erst Kämpfe in der Näh« von Bapaume entwickell hätten, wo der Feind noch zähesten Widerstand leiste. Die .Basler Nachrichten" melden, daß an der südlichen Bogesen- front ununlerbrochen Artilleriefeuer erfolg« und daß kleiuere Palroulllenkämpfe sich dort zwischen amerikanischen und deutschen Truppen fortgesetzt absplelen. Die kriegerisch« Tailgkett längs der canzen Bogesenfronl sei reger geworden. Die Angriffslust der ameri kanischen Soldaten in diesen Abschnitten sei sehr gering. Zn den .Basler Nachrichten" schreibt Oberst Egli, daß seit dem 18. Juli die deutsche Front um über 7» Kilometer verkürzt wurde, was einer Ersparnis von mindestens 25 Divisionen gleichkomme, selbst wenn man den Umstand nicht in Betracht ziehe, daß einzeln« der neuen Abschnitte wie berspielsweise an der Oise von Natur aus viel stärker sind als die bisherigen Stellungen. Es ist also wohl «in Irrtum, zu glauben, daß di« Deutschen mit ihren Neserven zu End« sind. Oberst Egli hält die militärisch« Lage der Deutschen nach wie vor für g s u.ft l g und bemerkt, daß ein Durchbrachsversuch der Alliierten nur dann Aus sicht auf Erfolg haben könnte, wenn man die feindliche« Streitkräfte durch den Angriff aoseinandertrelbe, während die Deutschen fich gegen wärtig auf einen engeren Raum zurückziehen, also ihre Front ver dichten und damit naturgemäß auch verstärken. Haag, 29. August. (Eig. D r a h t b e r i ch l.) Reuter bericht«»: Heftige Gegenangriffe der Deutschen bei Oppy haben veranlaß», daß die Briten nicht allen Terraingewinn, den sie am Montag nördlich von der Searpe gemacht haben, haben halten können. Die Deutschen haben Verstärkungen herangezogen und sie in die Schlacht geworf««. Der Erfolg war, daß die Briten an verschiedenen Stellen zurückqehen mußten. , (,k.) Bösel, 29. August. (El,. Drehtbertcht.) Laut .Basler Nachricht«' behauptet etn« Passer Havosnote, doß äste«. *etch!sch-ungarische Truppeneinheiten an Front südlich von Bcrdun testgestellt wurden, deren Gröhe-man noch nicht kennt. Di« Anwesenheit österrcichisch-vnparischer Infanterie im Westen wird von der gesamten französischen Prefle kommentiert. Zürich, 2S. August. (Eig. D r a h t d e r i cht.) Die .Zürcher Morgen zeitung" erfährt aus dem Haag, dah nach Mitteilungen der holländischen Prefle Marschall Fach über ei« neues wirksames Gas verfügen soll, das als schlagendes «etter wirkt u«d riesige Fknnnrrnexplofionen erzeugt. Infolge sei««, technisch«« Ilcherlr^ch«« und dem Zuwachs an amerikanischen Truppen könne Marschall Foch dl« Offensiv« welter in Fluh erhalten. Zürich, 29. August. (Eig. Dr ahtbe richt.) Die .Zürcher Morgenzoitung" meldet aus Paris, daß gestern zwe" große Truppen- abkeilungen von Tschechen und Polen aus den Bereinigten Staaten in Bordeaux eingetroffen sind. Die Sowjetherrschast aufs neue gefestigt Bafel, 29. August. (Eig. D ra hl d e richt.) Di, .Times" melden über die Lage in Rußland: Die Sowjets Haden in den letzten Tage» in Tula, Wologda und Moskau gegenrevolutionäre Aufstand« nicdergeworfen. Die Herrschaft der Sowjets Kana auf absehbare Zeit in Rußland«, als gefestigt angesehen werden. Die Hoffnungen auf einen baldigen Zusammenbruch der Bolschewistenherrschaft in Ruhland sind Utopien. Alle Kongreffe billigen di« Politik des Nates der Volks kommissare und das Zentralexekutivkomitees. Die Versuche der Gegen revolutionäre werden durch die allrussisch« außerordentliche Kommission schonungslos unterdrückt. Vor kurzem wurden einige hervorragend« Mitglieder der Moskauer Verwaltung erschaffen, nachdem festgestellt worden war, daß fie im Dienst der Gegenrevolution standen. Genf, 29. August. (Drahtbericht.) Etn an Wilson gerichtetes Tele gramm des amerikanischen Sozialisten Sinclair spricht daS tiefe Bedauern darüber auS, daß die gegenwärtige Haltung der Vereinigten Staaten d:n Bürgerkrieg In Rußland begünstige, wodurch die Sozia listen Amerikas und aller Länder eine bittere Täuschung erführen, die folgenschwer werden könnte. EinclairS Mahnungen finden bei den französischen und einem großen Teil der englischen und italienischen Soz-alisten volles Verständnis. Einzelstaatttche deutsche Gesandtschaften in Bulgarien? Berlin, 2d. August. (Drahtberichf unserer Ber liner Schrtftlsitung.) Wie die «B. Z.* erfährt, haken die bayerische und die sächsische Regierung beschlossen, in Sofia etn« eigene Gesandtschaft ihrer Staaten zu errichten. Schon in der nächsten Woche bei einem besonderen Anlaß soll die Schaffung dieser diplomatischen Vertretungen bekanntgegcbrn werden. Bayern wird seinen jetzigen Gesandten in Wien als Ver irrter in Sofia akkreditieren, während Sachsen einen eigenen Ge- sendten nach Sofia entsenden wird. ES wird erzählt, daß der Ge- sandte zunächst ein unverheirateter Monn sein mutz, weil für einen verheirateten mit Familie gegenwärtig in Sofia kein eigenes Haut I erworben werden konnte. - Aufrol Sonnino und die Südslawen 6.?. Italien steht seit ungefähr einer Woche iin Zeichen einer Ministcrkrise, die sich leicht zu einem Rücktritt des gesamten Kabinetts hätte auswachsen können. Die Ursache ist der Wider stand Sonninos gegen die südslawische Bewegung, die von Paris und London ins Leben gerufen wurde und mit allen Mitteln unterstützt wird, um Oesterreich, das weder Rußland noch Italien von außen her zerschlagen konnten, von innen heraus aufzulöscn und auf diese Weise den Krieg möglichst bald zu liquidieren. Diese Politik der Entente, die mit der Anerkennung der Tschccho- Slowaken als verbündeten Nation einen Anstoß zum inneren Zer fall Oesterreichs geben wollte, läuft Sonninos Licblingsplan, der Beherrschung der Adria, zuwider. Im Londoner Vertrage waren ihm Istrien, Norddalmatien und die der dalmatischen Küste vor gelagerten Inseln von seinen Verbündeten versprochen worden. Mit der ihm eigenen eisernen, man möchte und könnte sagen eng lischen Stetigkeit und Zähigkeit hat er durch die drei Kriegsjahre an diesem Ziele festgehalten. lieber dieses Zielbewußtsein der Politik, eine notwendige Eigenschaft des wirklichen Staatsmannes — das ist Sonnino, und zwar der tüchtigste, den Italien während des Krieges hatte —, wäre er zu Fall gekommen, wenn man, wie der .Eorriere* ver riet, nur einen Ersah gewußt hätte. Die südslawische Frage hat die italienische Volksstimmung entzündet, weil eü dem italienischen Stolze schmeichelt, als Schutzmacht auf dem Balkan austretcn zu können, und weil man sich an jede Idee klammert, die eine Zer schmetterung Oesterreichs bringen könnte. Und darum verstand man es im Lande nicht, weshalb Sonnino, der sich sonst zu dem Nationalikäkenprinzip bekennt, hartnäckigen Widerstand entgegen setzt, wo. es sich um eine praktische Anwendung dieses Grundsatzes handelt. Freilich ist der italienische Außenminister ein eifriger An hänger des NationalitSkenprinzips, das er theoretisch in seinen Veröffentlichungen vertreten hat, und er mutz es bei der politischen Vergangenheit seines Landes auch sein, aber er ist cs nur, wenn es dabei, wie bei Polen, auf die Kosten eines Dritten geht. Darum hat die Unabhängigkeitserklärung Polens in Paris seine Zustim mung gefunden. Sie verwirrt ja seine Kreise nicht. Durch die Aufrollung der südslawischen Frage aber werden seine imperialisti schen Pläne, die er mit anerkennenswerter Ehrlichkeit garnicht bemäntelt oder verheimlicht, gestört. Er kennt die Serben, denen durch das im Vertrage von Korfu beschlossene Großserbien oder Südsawien die Führerrolle auf dem Balkan zufallen müßte, recht genau und weiß, daß dann die Beherrschung der Adria durch Italien und die Ausübung der Schuhherrschaft über Albanien schwierig, wenn nicht unmöglich wäre. Ein Südstawien ohne Zu gang zum Meere wäre nicht lebensfähig, ein geschlossener Natio nalitätenstaat auf dem Balkan aber ein unbequemerer Nachbar, als ein Oesterreich, dessen Ausdehnungsbedürfnis durch innere Zerrissenheit gehemmt würde. Deshalb hat er sich der südslawi schen Politik der Verbündeten widersetzt, ohne allerdings die Anerkennung der Tschecho-Slowaken verhindern zu können. Kein Vertrag, der mit den Südslawen geschlossen wurde, trägt seinen Namen, allen Veranstaltungen in ihrem Sinne, wie dem Kongreß der «Unterdrückten Völker* usw., die er nicht verhindern konnte, blieb er fern und wußte dabei geschickt den Ministerpräsidenten Orlando in -en Vordergrund zu schieben. Auf diese Weise hat sich auch ein Gegensatz zwischen ihm und Orlando gebildet, so daß eS den Anschein haben könnte, als habe die Krise ihre Ur sache im Schoße der Lonsultk. Hier jedoch kann er auf unbedingte Anhänger seiner imperialistischen Pläne rechnen, wenn man ihm auch manchmal wegen seiner Eigenmächtigkeiten, wie cs z. B. die Angliederung Albaniens an Italien war, die er, ohne seine Kollegen zu befragen, vorgenommen hatte, ernstlich zürnte. Man kennt seine Fähigkeiten, weiß, daß er kein Kleber ist und daß er in London und Paris Ansehen und Einfluß genießt. Auch im Lande verfügt er über eine große Anhängerschaft. So konnten ihm seine einzigen Feinde, die Demokraten, die er mit Gering schätzung behandelte, bisher nicht schaden. Der dem italienischen Volke so wesensfremde, schweigsame Sidney Sonnino ist der ein zige unter allen italienischen Staatsmännern, ja von allen Außen ministern überhaupt, der sich von Anfang des Krieges bis jetzt zu halten wußte. Bei dem ganzen Streit, der Sonnino gefährlich zu werden drohte, handelt es sich im Grunde nur um einen Zank über LaS Fell deS Bären, der nicht erlegt ist. Im Augenblick freilich bietet Oesterreich da- Bild innerer Zerrissenheit. Die zentrifugalen Kräfte sind eifrig an der Arbeit, seine Kraft zu zerstören, am lautesten die Tschechen, und es läßt sich noch nicht absehen, wo hin die neueste Bewegung unter den Polen und den anderen slawischen Stämmen und Völkerschaften führen wird, wenn un seren Verbündeten nicht ein Staatsmann ersteht, der die Be wegung mit kluger Hand zu hemmen und in ruhige Bahnen zurückzuleiten versteht. Kein Zweifel, die Aussichten des eng- lischen Slawenpferdes sind zurzeit vielversprechend und besitzen Werdekraft, die landflüchtigen slawischen Agitatoren vermögen schwankende Gemüter zu überzeugen, daß der Augenblick für die Zertrümmerung Oesterreichs gekommen sei und damit das Mor genrot des Friedens heraufdämmcre. Sie tun das um so leiden schaftlicher, da sic Sonnino kennen und wissen, welche Gefahr ihnen von Italien droht, wenn sejne Pläne Wirklichkeit werden sollten. Der Hauptgrund aber, weswegen die Opposition gegen den Außenminister so anwachsen konnte, ist die Tatsache, dah Wilson für die imperialistischen Pläne SonntnoS — ob auf einen Wink von London und Paris, sei dahingestellt — kein Verstände niS zeigt und nicht geneigt zn sein scheint, sie aus der kflnftigctt FriedenSkonserr z zu unterstützen; denn ein starkes Italien am Mittelmeer liegt nicht in der Absicht Englands und demgemäß bet der Verquickung der beiderseitigen Interessen auch nicht im Willen der Bereinigten Staaten. Der Mißstimmung des großen Bruder»