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o.ir r.7» k». Jahrgang. W zz» Menö-Ausgabe Dtenvtag, 27. Juli Gegründet 18S8 DrakIanlchrM: «,ch»tch»«> Dr„d»». E«rnlpr»ch»r - Sammelnumm»r: 2SL41. vm >ür Nachlg»lprüch,: SV 011. u», A« r» Äeriirxr-kÄojijjkiy «b- v» si. g»u >vsv u„ >aottch rwiunau«« Zuo-Uun^ ,r»> «uu» - 1vrvUt)t Vokd«iua»,r«t» >ür Mona! 8uU 3 Mar» »kn» PoItjuft»Uun«S!,«t-ühr. .. . Dt« 1lnj»«a»n ward«, nach Volkmar» o««chn»>: di« »mipaINg, mm °r»N> Anzeigenpreise: ukrrkolb 2k>ü Plo, Vfserl»n«»dUdr lO UIn Ausw. Äuftran» rorn Dorauod«»-'»! Schr»M»»un?> und L»upIg»tchüN«K»ll»: «,ri»»ilr»>» L»S/»2. Dru» u. Varlaa von Utrplch » «*lch«r», m Draodo». PoMch«ll>-Äonlo IOSKI L-«»«>. «iachftr» , nur m» d»unlch»r vurllrnnnnad» Dr-.ftn.r -Nv^r '»InNiv Unn«lnn"Ir SMr,«NU<». m»rd»n -n<n u> -wxdrl Junlle Vorgänge in Magdeburg. Die Untersuchung der Mordsache Helling durch politische Einflüsse gestört? Abessinien protestiert beim Völkerbund. - Neues Abgteilen -es Frankik. - Der Asabun- siir Verkürzung -er Arbeitszeit. ls iö ) NV. u'/« öM 7«,00 ul, >7ö >7ö -e i« Die Dienstenthebung -es Magdeburger Kriminalkommissars. Berlin, 27. Juli. Zu der Suspension beS Magdeburger Sriminalkommifsars ten Holt wird noch berichtet: Nach dem in den Berhandlnngen zwischen der Magdeburger lkriminalpolizci, der dortigen Staatsanwaltschaft und dem Magdeburger Untersuchungsrichter einerseits «nd dem preußischen Justiz» und Innenministerium, sowie der Landcs- kriminalpolizei anderseits in der vorige» Woche in Magde burg Einigungsverhandlungen stattgesunde» hatten, schien es, als ob die Aufklärung der Mordtat seht schnellere Fort, schritte machen würde. Es hieb, das» der Magdeburger Sommissar ten Holt mit seinem Kollegen Bußdors aus Berlin Hand i« Hand arbeiten würde. Wenige Tage nach der Einigung wurden Bußdors angeblich wieder Schwierig keiten bereitet, die ihm seine Tätigkeit fast unmöglich machten. Der Ehcs der LandeSkriminalpolizci entsandte baranfhin den Berliner Kriminalpolizcirat Galzow nach Magdeburg «nd schließlich snhr Regierungsdircktor Dr. Weiß selbst noch mals dorthin. Beide Herren müssch, sich nun wohl an Ort und Stelle davon überzeug« haben, daß ein weiteres Zu sammenarbeiten der Kommissare unter den obwaltende» Um- siäadcn nicht möglich war «nd kehrten bald wieder nach Berlin znriick. Gestern sand im preußischen Instizministerinm eine Besprechung der Angelegenheit statt. Das Ergebnis dieser Besprechung dürste wohl die Einleitung des Disziplinarversahrens gegen ten Holt sein. Dr. Weiß «nd Galzow find nach der Konferenz nach Magde burg znrlickgckehrt. Galzow wird voraussichtlich dort bleibe». Neuorganisation -er Unkerluchung. Berlin, 27- Juli. Ncgierungsdirektor Tr. Weib, der Im Aufträge des preußischen Ministeriums des Innern in Magdeburg weilt, ist zusammen mit dem Obcrvräsidenten börsing der Auffaiinna daß setzt die ganze Untersuchung ia der Hellingschen Mordassäre unbedingt neu organisiert werden müsse, -.. h. wohl im parteipolitischen Sinne, lieber die Persönlichkeit des Uiitcrsnchiingsrichtcrs haben die Herren z» ihrem Leidwesen nicht zu verfügen, sonst wäre Herr Kölling rasch beiseite geschoben worden Dadurch soll seine Tätigkeit möglichst dadurch beschränk werden, daß ihm «ier Kriminalbeamte ans Berlin, die als zu verlässig" gelten, zur Seite gestellt werden. sic durch die Presse verbreitet worden. Der Beschuldigt« wäre entflohen, und er <Lcvy> hätte sich dann von den Münch ner Behörden sagen lassen müssen: Hättet ihr uns das Mate rial rechtzeitig gegeben, so würden wir den Beschuldigten ge faßt haben. Jedermann, auch ein RcichstagSabgevrdueter, habe das Nccht, Beobachtungen über strafbare Handlungen, die er mache, der zuständigen Behörde vorzutragen, auch als Privat person. Im Anschluß daran erhebt nun Abgeordneter Levy schwere Anklagen gegen den bayrischen I u st i »Mini st er Dr. Gürtncr. Die unteren Organe, auch bei der Polizei, hätten im allgemeinen gut und willig gearbeitet. Daß keiner der Fememorde zur Sühne gelangte, habe an öderen Stellen und an dem Einfluß eines Kreises von höchstens zwanzig Leuten gelegen, die die Mörder deckten, und leider sei der Justizminister Dr. Gürtncr dem Einfluß dieser Leute unter legen. Zum Schluß sagte Levy, der Beginn jeder krimina listischen Erledigung der Fc-mcmvvd« werde immer sein müssen, den gegenwärtigen bayrischen Justizminister wegen seiner „Intervention zugunsten der Fememörder" neben den Mördern auf die Anklagebank zu bringen. Di« bayrische Regierung wird nicht verfehlen, ihren Justiz- minister gegen dies« unerhörten Anklagen in Schutz zu nehmen und die Beschuldigungen des Abgeordneten Levy als Ver leumdungen zu erweisen. . Ein Opfer des Pvtemkin-Derbotes? Berlin, 27. Juli. OberregierungSrat Mühletsen, der in der Linkspresse in letzter Zeit wegen des Verbots des Potcmktn-Ftlms scharf angegriffen worden war, tritt einen längeren Urlaub an. Wirkt» gründe! eine Zeitschrift. Berlin, 28. Juli. Der frühere Reichskanzler Dr. Wirth will, einem hiesigen Montgsblatt zufolge, eine Zeitschrift herausgcbcn. in der die Republikaner aller Schattierungen zu Worte kommen und so die Idee einer Zusammenarbeit der verschiedenen Gruppen gefördert werden soll. Sozialdemokratischer Dorskok gegen -en bayrischen Justizminister. Berlin, 27. Juli. ReichStagSahgcordnctcr Schaeffer, Mit- bttichterstatter des Femeausschusscs des Reichstages, hat in der „München-Augsburger Abendztg." gegen den sozialdemo- kratischcu Abgeordneten Levy den Borwurf erhoben, daß er ohne Auftrag »nh Kenntnis des Fcmeausichusses Anzeige gcgcn Schwcighart erstattet habe. Levy erklärte setzt, Mn» er diese Tinge im Ausschuß vorgetragcn hätte, so wären Wohin kommt -as Aeichsehrenmai? Besichtigung der Toteninscl im Rhein durch die Frontkämpfer- organisatione«. Berlin, 27. Juli. Wie aus Bingen gemeldet wird, fand gestern von Lorch ans die Besichtigung der Toteninscl im Rhein mit einer anschließenden Versammlung der Ver treter der Froiitkämpferorgantsationcn, der Kriegsbeschädigten und Kricgcrhtntcrbliebcncn statt. Die Redner setzte« sich sämtlich sür das ReichSehrcnmal ans der Toten- iusel bei Lorch ei« «nd brachten das in einer Ent- schlicbung a« die Reichsregicrung zum Ausdruck. Der Urlaub des Reichspräsidenten. Berlin. 26. Juli. Entgegen anderslautenden Meldungen wird Reichspräsident v. Hindcnburg seinen Urlaub erst Mitte August antreten und am 11. August an der Verfassungs feier tcilnchmcn. lieber sovvvo Angestellte erwerbslos. l»M t7.fr Der Asabun- sür Wochenfrlihschluß. Berlin. 27. Juli. Nach einer Kundgebung des AsabundeS iat sich die Zahl der arbeitslosen Angestellten seit »er amtlichen Erhebung im Juki v. I. von 88 888 ans über ivO lUIN vermehrt. Darunter befinden sich Zchntansendc, die bereits zwei Jahre «nd länger arbeitslos lind. Der Nsavund hält es als eine der dringendsten Aufgaben, «iese Angestellten wieder in Beschäftigung zu bringen, was durch eine Verkürzung der Arbeitszeit S« einem erheblichen Teil erreicht werden könnte. Bet der gegenwärtigen Dauer der täglichen Arbeitszeit wäre eine wehere Verlängerung als Ausgleich für eine etwaige Ver kürzung am Wochenschsuß einfach unmöglich, vielfach geradezu suuilos, z. B. im Bankgeivcrbe, wo mit Ncberstnnden ge arbeitet werde. Die technischen Fortschritte auch in der orireouorganisation, die sich i» der Mechanisierung und 'Intensivierung der Angcstclltenarbcit auSgomirkt haben, ver- kauglc» gebieterisch eine Herabsetzung der Dauer der täglichen «rb-l,s,eit und die Einführung des Sonnabend- '„Abschlusses. Nus diesen Gesichtspunkten heraus er- kwst sich der Afabund bereit, auf das Zustandekommen von Aeretiibariiiigen mit den in Frage kommenden Stellen und «ttbäirdei, hinzuwirke», um den Wochenfrühschluß "^glichst rasch h c r b e i z u f ü h r c n. Verukskortbit-unq -er Erwerbslosen. . Ncrlin. 27. Juli. Aus der A r b e i t S b c s ch a i f f u n g S- k»gskrenz ist von den Vertretern des Ncichsarbeits- ^Eeriumö und des Städtciagcs auch die Frage der Be- ">irsortbtlbung der jugendlichen Erwerbs losen gestreift morden- Zur genaueren Erörterung dieses Problems findet ln etwa acht Tagen eine von dem Städte- tag veranstaltete Besprechung statt. Dte Anregung zu dieser Veranstaltung geht hauptsächlich von den Städten aus. die sich bisher schon für die Berufsausbildung iugcndllcher Er werbsloser eingesetzt haben. Reich und Länder werden zu der Besprechung etngeladen. Zulassung Ser Frauen zum Schiedsmannsamt. Berlin. 27. Juli. Dem Preußischen Landtag ist ein Gesetzentwurf über dieZulassungder Frauen» um Schiedsmannsamt zugegangen, wodurch das Schteds- mannsamt auch den Frauen zugänglich gemacht wird. Es soll se'-och den Frauen ein Nccht zur Ablehnung des Amtes für den Fall elngeräumt werden, daß ihnen die Fürsorge für ss-" Familie die Ausübung tu besonderem Maße erschwert. Besuch amerikanischer Wirtschaftler aus -er Leipziger Messe. Leipzig, 26. Juli. Der Präsident der Handelskammer v o n L o u i s hat dem Leipziger Meßamt mitgeteilt, daß 50 Mitglieder der Handelskammer von St. LouiS im August b. I. Deutschland einen Siesuch abstatten werden. Nach einem Besuch Berlins werden die amerikanischen Gäste vor aussichtlich am 80. »nd 31. August nachLeipztg kommen, um die Leipziger Herbstmesse eingehend zu besichtigen. Dte Reise der amerikanischen Handelsvertreter bezweckt, wirtschaftliche imd Handelsbeziehungen zwischen den großen deutschen Städten und St. Louis anzubahnen. Hamburg. 28. Juli. Der Neichsmlnlster b«s Innern Dr. Külz stattete heute vormittag dem Hamburger Senat einen Besuch ab. Mit dem Nachmittagszuge kehrte der Minister nach Berlin zurück. Sächsischer Kausbesih un- Lan-kagswahle«. Zu unseren Ausführungen in dem Leitartikel: „Der Sachseiikonflikt im Reichsbanner" in unserer heutige» Morgenausgabe iNr. 347j. erhalten wir vom Verband der Sächsischen Grund- un- Hausbesitzer» verci ne folgende Zuschrift: „In Ihrem Lcitaufiatz „Der Sachsenkonflikt im Reichs- banner" wird gesagt, daß „im bürgerlichen Lager besonder- die Hausbesitzcrorganiiationen eine rege Tätigkeit ent wickelten, um mit einer eigenen Liste auf den Plan zu treten". — Diele Angabe entspricht nicht den Tatsachen. Richtig Hiera« ist. daß der Verband der Sächsischen Grund- und Ha«S» bcsitzcrvcreine und die ihm angeschlossenen Vereine, zumeist tu Gemeinschaft mit den übrigen Gruppen deS Mittelstandes, Handel. Handwerk. Gewerbe, auch der Landwirtschaft, in letzter Zeit etne außerordentlich reg« Tätigkeit entwickelt haben. Jedoch schon daraus, daß alle diele Versammlungen durchweg als Protest Versammlungen aufgezogen waren, und daß ein Teil dieser Versammlungen mit Demonstrationszügen vor die Rathäuser und Finanzämter endigten, aus diesen Tatsachen geht ohne weitere» hervor, daß unsere V e r s a m m l u y g e n lediglich der Ab wehr der unerhörten BedrückungSmaßnahm r» durch die heutige RegierungSkvnkllt»» 1» Sachsen galten Die untragbaren Belastungen, die de« Sächsischen Grund- und Hausbesitz insbesondere durch die t« letzter Zeit verabschiedeten Steuergesetze — MtetztnSfteuer, Grundsteuer, Feuerichutzsteucr — auferlegt wurden, obwohl der Regierung und den Parteien des Landtages, die diese» Gesetzen -»gestimmt haben, bekannt war. daß der HauSbesttz bis zum 31. März 1927 nicht in der Lag« ist. auch nur et« einziges Prozent der neuen Belastungen aui die Schulter» der Nutznießer seiner Ware abzuwälzen, haben den Grund» und Hausbcsitz auf den Plan gerufen. Di« Ausführung«« unserer Redner richteten sich immer nur gegen dte brutale Finanzmtnifterpolttik der Demo kraten und gegen die unerhörte Oberbürger» metsterpolitik der Deutschen Bolkspartet. Der organisierte Hausbesitz fühlt sich verraten insbesondere von diesen beiden bürgerlichen Parteien, die sich eigentlich seiner Ausplünderung entgegenstemmen müßten. Es ist nun natürlich, daß in derariigcn Protest versammlungen. zumal wenn uns dies« untragbaren Be lastungen vier Monate vor einer Landtagsneuwahl beschert werden, Rufe nach einer besseren parlamen- tartschen Vertretung deSHauSbekitzeS laut werden. Eine parlamentarische Vertretung, die sich unser« wirtschaftlichen Belange annimmt, ist denn auch tatsächlich i« all diesen Versammlungen gefordert worden. Damit ist aber nicht gesagt, wie im heutigen Leitaufsatz Ihres Blattes auS- geführt wird, daß die Hausbesitzer nun Mlö Splittergruppe" „Anstrengungen" machten, „um mit einer eigenen Liste auf den Plan zu treten". Nichtig ist vielmehr, was auf Sette4 derselben Ausgabe der „Dresdner Nachrichten" unter der Uebcrschrift „Die kommende Landtagswahl" ausgekührt wird, daß die Entscheidung über dte Haltung de» Sächsischen HauSbeiitzes erst im September fällt. Erst dann wird entschieden werden, ob wir unser« parlamentarische Bertretuna weiterhin bet allen Par teien suchen, die heute im Landta« sitzen, ober uns unseren Einfluß bei der Wirtschaftsvartei sichern, oder ob wir letzten Endes mit eigenen Listen aus den Plan treten, um unsere Ansprüche an die Gesetzgebung durch eine eigene Gruppe zu vertreten. Zurzeit sind iedensallS be stimmte Meldungen über unsere voraussichtliche Haltung verfrüht." » Daß die Aufstellung einer eigenen Hausbcsitzerliste in Der. bindung mit anderen wirtschaftlichen Gruppen, wenn auch ernstlich erwogen, so doch noch nicht beschlossene Tatsache ist. Ist tm allgemeinen nationalen Interesse sehr zu begrüßen. Bei der besonderen Lage in Sachsen ist — wie hier schon immer betont wurde — ein bürgerlicher Erfolg nur durch engen Zu sammenschluß aller Anttmarxisten möglich. Mehr denn je gilt es jetzt, bas Trennende in Einzeliragen zurückzustellen und das Etnlgenbe in allen wesentlichen Dingen »u betonen. Nach den autoritativen Darlegungen des HauSbesitzerverbandeS darf man hoffen, daß nach einer weiteren Klärung der Lage die Hausbesitzer eine genügende Vertretung ihrer berechtigten Irr» teressen bei den bestehenden Parteien finden, und daß sie in folgedessen am entscheidenden 81. Oktober die gesamtbürger« liche Front verstärken, und nicht durch einen Wahlkampf gegen andere, gleichgesinnte Gruppen die Stoßkraft des Bürgertum- schwächen werden. Zusammenstoß von Kommunisten mik -er Polizei. Berlin. 27. Juli. Gestern fanden an verschiedenen Plätzen Berlins Protestkundgebungen der Kommunisten gegen da» Verbot der „Noten Fahne" Natt. Auf der Koppenstraße kam es zu Zusammen st ößen mit derPolizet. Dte Polizei nahm zwei Personen fest. Eine große Anzahl von De- monstranten versammelte sich vor dem Polizeirevier, so daß die Beamten schließlich Berftärkungcn herbeirufen mußten, um die umliegenden Straßen zu räumen.