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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830817
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830817
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-08
- Tag 1883-08-17
-
Monat
1883-08
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1883
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A»rkchftuu-,ll -er «rdrrti,»: Vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag- b—6 Uhr. gm t», «sä,-»« kt»,rändln »acht »» »>, U«d«cn»» »icht »«r*tätlich, »»««>«« »er f»r »te »ächftf«l,e»»e N««»er »eftimutte« Jnsrrate «, Wscheutagcn »iS S Uhr «achmittag«. au Sa««- u«» -rfttagru früh »t«'/,» Uhr. 2n den Filialen str Ins.-Tiunahme: vtt« Klemm, UniversitätSstraße S». Laut« Lösche. Katharineustraße IS, v. ,«r bis '/.» Uhr Taaclilalt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anslage IS,100. Ldonnement,»reio viertelt. 4'/, Md. iacl. Bringer loh» b ML, durch die Post bezogen 6 VN. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren lür Extrabeil«»«» »hur Postl-esörderung 39 LN. «tl Postdesördernng 48 ML Inserate Sgespaltme Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut unserem PretS- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach hüherm Tarif. Leclamen nnter dem Nedactionsftrich die Epaltzeile SO Pf. Inserate find stet« an die Erprtzition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuumeranäo oder durch Post- Nachnahme. ^-2LS. Freitag den 17. August 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Die zur Pflasterung der Weberstraße hlerselbst erforderlichen Arbeiten und Lieferungen, veranschlagt exrl. der JnSgemeinkosten aus 11,865 sollen am Sreitoa. »en 24. d. «t».. v«rmitt«g» 10 Uh, im Wege der Submission vergeben werden. «erschlossene und mit der Aufschrift „Pflasterung -er Weber- straffe" versehene Offerten sind auf dem Rathhause — Zimmer Nr. 10 — Hierselbst, woselbst auch Anschlag und Bedingungen während der Dicnststunden ausliegen, abzugcben. Zeitz, den 13. August 1883. Le, Magistrat. Nichtamtlicher Theil. Spanien. Der Aufstand, welcher in der Miticrncichtrstunde de» 4. August in Badajoz in der Provinz Estremadura lo-brach, in Nagera in der Provinz Logroüo in Santo Domingo in der Provinr BurgoS, in Seo de Nrgel in Catalonicn und endlich in Barcelona Widerhall fand, ist durch das feste und energische Auftreten der Regierung, welche im entscheidenden Augenblick in der Hand deS General- Martinez EampoS lag. innerhalb einer Woche unterdrückt worden und die Monarchie darf heute in Spanien als stärker denn zuvor eracktcl werden. Das Gefährliche an dem Aufstand war die Be» thciligung der Armee an demselben, aber der Geist deS Un gehorsams und der politischen Parteizerklüftung hatte nur einzelne deS lebendigen Zusammenhangs mit dem Ganzen sich nicht hinreichend bewußte Theile de- Heere- ergriffen, der Kern war davon unberührt geblieben und hat sich auch als geeignet erwiesen, die Meuterer zu bekämpfen und zur Pflicht zurückzuführcn. lieber die Ursachen deS Ausstandes ist noch nicht hinreichende Klarheit verbreitet; wir sind daraus beschränkt, au- dem hier und dort zerstreuten Material diejenigen Thatsacheu zu sam meln, welche geeignet erscheinen, Licht in da- herrschende Dunkel zu bringen. Da» Kriegsgericht zur Aburtheilung der Meuterer »st in Santo Domingo nicdergesetzt worden, dort also wird alle» da- offenkundig werden, wovon bi» jetzt nur zusammen« hanglose Andeutungen verbreitet sind. Die Anfänge der Be wegung reichen, wie gemeldet wird, bi« in da« Jahr 1877 zurück, aber erst in drn letzten Monaten wurde eine Anzahl MilitairS für die rcvolutionaire Sache gewonnen. Ruiz Zorilla, der Minister unter Aniadeo, und Salmeron, welche feit dem Regierungsantritt Don Aifonso'S Spanien ver lassen haben und Paris zum Aufenthalt erwählten, sind die Anstifter de» Aufstande-, denn da- in Badajoz veröffentlichte RcvolutionSprogramm trägt ihre Unter schriften. Sie verlangen Wiedereinführung der Ver fassung von 1869, Aufhebung der Sklaverei auf Cuba, allgemeine Wehrpflicht und Reform der Verwaltung im liberalen Sinne, die hauptsächlichste Forderung aber besteht in der Einführung der republikanischen StaatSsorm. Zur Durchführung dieses Programm« waren zwei Voraussetzungen unerläßlich, die eine, daß sich alle Republikaner um die Fahne deS Aufstande» scbaarten »nd daß die Basken, welche von jeher Sonderrechte für sich in Anspruch nahmen, sich der Bewegung anschlosscn. Beide- ist nicht geschehen. Castelar hat vielmehr ausdrücklich jede Gemeinschaft mit Zorilla ab- gelchnt und die Fucristen haben ebensowenig in die dar gebetene Hand eingcschlagen. WaS blieb den Aufständischen unter diesen Umständen, nachdem sie von allen Seiten ver lasen waren, übrig» als in der Flucht oder in der Unterwerfung unter die monarchischen Behörden ihr Heil zu suchen? Die Ncvolntionaire hatten Ein- über sehen bei Veranstaltung de- Aufstande-, daß Spanien unter AlfonS angefangcn hat, in geordnete Finanzver- hältiiisse einzutrctcn; daS Deficit hat sich verringert, der Staat hat die regelmäßigen Zinszahlungen für seine Anleihen wieder ausgenommen, die vorher darniederliegende Industrie und der Handel sind im Aufschwung begriffen; eS herrscht überhaupt in Spanien ein vcrhältnißmäßiger Wohlstand, wie er seit Mcnschcngedenkcn nicht vorhanden war. Darin beruht eine Hauptstütze der NegierungAlsonso'S XU.; eS fehlt an Un zufriedenen in Spanien, welche sich den unruhigen Elementen der Bevölkerung anzuschließen bereit wären; die Besitzenden ballen eS mit Demjenigen, welcher ihrem Besitz Dauer ver bürgt, und das erwarten sie von der Nepuvlik nicht, mit dieser Staatsform haben sie die übelsten Erfahrungen gemacht. Die französischen Republikaner haben ein Intereste daran, daß die republikanische StaatSsorm auch außerhalb Frankreich- zur Geltung gelangt, deshalb wäre eS ihnen angenehm, wenn Zorilla und Salmeron ihren Zweck erreichte». Dir Nach richten, welche die Hauptorganc der französischen Republik, wie die „Röp. franx." und der „TempS", über die AusstandS- vcrsuche in Spanien verbreiten, sind diesen günstig und stellen die Sache so dar, als ob der Ausstand noch in vollster Blüthe stände. Die gegenteiligen Nachrichten wären nur von der Negierung verbreitete Lügen. Nun, wenn diese LeSart mit der Wahrheit nbcrcinslimmt, dann würden doch die angeblich siegreichen Aufständischen al- erstes Zeichen ihrer Macht die Besitznahme des TclegraphennetzeS für ihre Zwecke inS Werk setzen und die spanische Regierung würde in ihrer Ohnmacht vergebliche Anstrengungen machen, um die wachsende Ausdehnung de« Aufstande- der Welt zu verschweigen. Nein, da- Manöver der französischen Republikaner ist zu durchsichtig, um unerkannt bleiben zu können; die an« Madrid zu un« dringenden Mitthrilongen berichten die Wahrheit, da- geht schon au» dem ununter brochenen Zusammenhang derselben hervor. Während au» PariS telegraphirt wird, daß die Reise Alsonso'S nach Deutsch land ans unbestimmte Zeit verschoben sei, wird im Gegentbeil au» Madrid gemeldet, daß diese Reise demnächst stattfinden wird. Alsonso hat durch zwei Acte bewiesen, daß er sich noch im Vollbesitz seiner königlichen Machtvollkommenheit brsindet; er hat eine Ncvne über eine bedeutende Truppen- zabl abaenouimen und den ihn beglückwünschenden Deputirtcn und Senatoren die Versicherung gegeben, daß der Aufstand an seinem Entschluß, die Interessen de» Throne» mit den Wünschen de- Volke» in Einklang zu bringen, nicht» ge ändert habe. Fühlte Alsonso, daß sein Thron erschüttert sei, er würde die Zügel der Regierung sicherlich straffer anziehen und statt Freiheiten zu gestatten, die vorhandenen einschränken. Aber der König bält fest an dem, wa» er für Recht erkannt hat und läßt sich durch vereinzelte revolutionäre Elemente nicht von den bisher befolgten Grundsätzen abbringen. Daß er EanovaS del Castillo, den Mann, welcher ihm beim Antritt seiner Negierung al- Nathgeber diente, tele graphisch von Karlsbad nach Madrid entboten hat, wer wollt« ihm daran» «inen Borwurf macken, oder allein au» dieser Thatsacbc schließen, daß die Monarchie gefährdet sei? Weniger günstig könnte eS scheinen, daß Mar- linez Campo« zurückzutrcten beabsichtigt. Aber »vor er eS denn nicht, unter besten Führung de» KriegministeriumS die DiSciplin in der Armee sich lockerte, mußte er nicht An stalten treffen, um da» Geschehene zu verhindern? Die Acten über die Ursachen de» Aufstande» sind noch nicht ge schlossen ; eS bedarf noch mannigfacher Aufklärungen, nm hier da» Richtig« zu treffen. An den nöthigen Enthüllungen wird e» nicht fehlen; die Hauptsache ist, daß der Aufstand jetzt al» bewältigt anzufehen ist, daran vermögen auch die Ab- leugnungcn "der französischen Republikaner nichts zu ändern. Leipzig, 17. August 1883. * Wenn eS etwa der Zweck der neuesten Auslastung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" über die gegenwärtige staatsrechtliche Lage de» spanischen Handelsvertrages war, die obwaltenden Verfassung»« bedenken zu beschwichtigen und die wirthschaftlickcn Inter essenten über die Sicherheit de» Geschäft» zu beruhigen, so muß man dock sagen, daß diese Ausgabe einer reckt unglück lichen Hand anvcrtraut worden ist. Denn genau vaS Gegen- thcil ist durch drn Artikel erreicht. Nach der bisherigen all gemeinen Auffassung lag die Sacke so: die Negierung hatte sich über die Bestimmung de» Artikel» 1l der Verfassung hinweggcsetzt unv die Meinungen gingen nur darüber aus einander, ob diese» Verfahren mit Rücksicht auf die in Frage stehenden materiellen Interessen nothwendig bezw. entschuldbar sei oder nicht. Jedenfalls konnte man vorau»- setzen, daß vor der Hand die Vorthcile deS Vertrage» durch ein provisorisches Abkommen tbätsäcklich gesichert scien, und daß der Reichstag da» Provisorium zweifellos nach träglich autheißen und in ein Desinitivum verwandeln werde. Damit war dem deutsch «spanilchen Geschäfte, wenn auch nicht die dolle, so doch wenigsten» eine rinigrrmaßen genügende Sicherheit gegeben. Dabei hätte man sich wohl beruhigen können. Statt besten aber komme» nun die Ossiciösen und rühren an dem wunden Punct in so ungeschickter Weise, daß «S wahrlich nicht ihr Verdienst ist, wenn die Sacke nickt gänzlich verdorben wird. Ein völker rechtlich bindender Vertrag, eine „Verpflichtung von Kaiser und Reich dem AuSlande gegenüber" soll zur Zeit noch nicht vorlicgcn, sondern lediglich „eine bloße Berwaltungöinaßregel, welche die Regierung aus ihre eigene Verantwortung hm an- geordnct hat." Von dem Erforverniß einer nachträglichen Genckmigung de- Reichstag» kann also gar keine Rede sein. Der Reichstag wird einfach vor der Frage stehen, ob er dem Vertrage zustimmen will ober nicht. Lehnt er ihn ab, nun, dann ist, wie die „Nordd. Allg. Ztg." meint, eben kein Ver trag zu Stande gekommen. Ob die von der Regierung be liebte „Verwaltungtmaßrrgcl" dann aufgehoben sein soll oder ob sie ruhig weiter bestehen wird, sagt leider der SlaatS- rcchtSgelebrte der „Nordd. Allg. Ztg." nicht. ES ist ein nicht eben vorsichtiges Spiel, welche- hier einerseits mit der Ver fassung, andererseits mit dem wirthschasllichen Interesse der Nation getrieben wird. ES wurde die Erwartung au-gcsprochen, daß den Auseinandersetzungen über die BerfastungSfrage der Conflictöton fern bleiben werde. Leider muß man das Geacnlheil fürchten, wenn der Versuch unternommen wird, selbst die nachträgliche Mitwirkung deS Reichstag an einer einschneidenden materiellen Aenderung gesetzlich fixirter Eingangsabgaben durch Statuirung eines in der Verfassung durch nichts begründeten, völlig unerhörten, in die Gesetzgebung Ubcrgreifenden Rechte- der Executive zu umgehen. ES versteht sich von selbst, daß der Reichstag sich durch solche ossiciösen Deductionen nickt wird abhalten lasten, sich seinen Anlheil an derartigen Maßnahmen zu sichern. ES wird dann nur der Nachthcil entstehen, daß der gegen wärtigen provisorischen Inkraftsetzung de- vereinbarten Tciris« die nachträgliche Ergänzung zu gesetzmäßiger rechtsverbind licher Giltigkeit nicht zu Theil wird, und daß zahlreiche rechtliche Schwierigkeiten erwachsen. Und nun denke man sich die Lage deS Geschäft» gegenüber einem rechtlich und that- sächlick so in der Luft schwebenden Abkommen, wie e» nach der Darlegung de» Regierungsblattes daS mit Spanien getroffene ist. Dasselbe ist nicht einmal mehr ein zuverlässige» Provisorium. So wenig „Kaiser und Reich" für sich eine lÜer- pflichtung anerkennen, so wenig erkennt eine solche die spanische Regierung für sich an. Jeden Tag. wenn c- ihr einfällt, kann sie den hoben Tarif für dir deutsche Einfuhr wieder ein- treten lasten. Daraus hin und auf die Gefahr, daß nach dem Zusammentritte de» Reichstag» dieser ganz« unsichere Zwischenzustand schließlich noch ganz und gor für null und nichtig erklärt werden könnte, mit allen daran sich knüpfenden Folgerungen, soll sich rin gesunde« Geschäft entwickeln? Die Beschwerven, welche jetzt von Seiten der Chocoladefabrikantcn über di« dem hohen Eacaozoll nicht entsprechende Herab setzung de» EhocoladezollS laut werden, verstärken ohnehin die sachlichen Bedenken gegen den von der Regierung ein- gcschlagrnen Weg. Man hätte also um so mehr Äeranlasiung, die rechtliche Seite der Sache nickt noch mehr zu verwirren. Steht in der That daS provisorische Abkommm mit Spanien aus so schwachen Füßen, dann ist e» erst recht unbegreiflich, daß man nicht durch unverzügliche Berufung de« ReickSlag« den Vertrag rechtlich und materiell endgiltig sichergestellt hat. * Die jüngste „Provinzialeorrespondenz" bespricht in einem Artikel.die Kaiser-Zusammenkunft in Ischl. Das halbamtliche Blatt schreibt: Rach mehnvScheatllcher «bimsenheit ist unser Kaiser am 10. d. M. wohlbehalten in seine Eammerrestdenz Potsdam zurückgekehrt. Wie ln früheren Jahren hat der Monarch auch diese» Mal während der zweiten Hülste de» der Erholung und Kräftigung gewidmeten IahreSablchnittS eintge Zeit in einer Gebirg-landschast de» Ssterreichück - ungarischen Kaiserstaats grweilt und darau« zu einem sreundschastlichtn Zusammentreffen mit dem Kaiser Franz Jos« ' Veranlassung genommen. In dem Programm der Kaiserlichen Iahre-emlhcilung haben die während de« Hochsommer« statlfindenden Begegnungen mit dem Beherrscher de« mäct»>gen und befreundeten Nachbarstaat« seit ge. raumer Zeit eine so feste Stelle behauptet, daß denselben von deutscher wie von österreichisch ungarischer Seite wie selbstverständ lichen Ereignissen entgegengesehen wird. Auf beiden Seiten ist die Thellnahm» an diesen Belägen sllr da« fortgesetzt freundschaftliche Einvernehmen zweier durch die Natur selbst auf einander ange- wiesen« Reiche stets eine herzliche und allgemeine gewesen. In der Ueberzeuguna, daß die Interesten deS deutschen Reiches sich in allen wesentlichen Punkten mit denjenigen Oesterreich-Ungarn» berühren und daß das Zusammengehen der Eabinete von Berlin und Wirn nicht nur den Betheiligten selbst, sondern der Sach« de» allgemeinen Frieden» Dienste von unveräußerlichem Werth erwiesen habe, treffen die Meinungen Aller, die eS mit der Sache de» Frieden» und einer edeihlichen inneren und äußeren Entwickelung der Verhältnisse «ider Reiche wohl meinen, schon lange zusammen. Ja der jährlichen Wiederkehr der beiden Monarchen und den zum Bedürsniß gewordenen persönlichen Begegnungen sehen die Völker darum einen Ausdruck de- freundschaftlichen und ver trauensvollen Verhältnisse-, welche- die Staaten verbindet und da mehr «nd mehr in das Bewußtsein der Bürger derselben über gegangen ist. ,. Zu dem Besuche, welchen Kaiser Wilhelm seinem ln Ischl weilenden Kaiserlichen Freunde abstattete, hat eS besonderer Ver anlassungen ebensowenig bedurft, wie zu den gleichen Zusammenkünften früherer Jahre. Die in der Presse de- In- und Ausländer aus- gestellten Bermuthungen über in Ischl sveciell verhandelte Fragen lassen außer Betracht, daß der Welttheil sich im Zustande un- getrübten Friedens und allleitiger gedeihlicher Beziehungen zwischen den Mächten befindet, die sich in dem Wunsche begegnen, die Ruhe und da» gegenseitige Einvernehmen aufrecht erhalten zu sehen. Do sest Jahren bestehende FreundschastSverhältniß »wischen den beiden Reichen, deren Herrscher während der ersten Augustwoche an den malerische» Usern der Traun zu freundschaftlichem Gedankenaus tausch zusammengetroffen, hat sich aber al» einer der wesentlichsten Träger diese- FriedenszustandcS bewährt «nd dadurch eine zunehmende Bedeutung für die Bctheiligten wie für das gesammte europäische Lonccrt gewonnen. Auf gegenseitiger Vertrauen ge gründet, hat diese- Bcrhültniß den Erfolg gehabt, da» Ver trauen zu wecken und zu befestigen, aus welches eS seiner eminent friedlichen Charakter- wegen von jeher den vollsten An spruch besessen. Al» erneute Bürgschaft für die Fortdauer de» ge- deihllchen Verhältnisses, welches die beiden mittel europäischen Reiche seit Jahren verbindet und als Ausdruck ungetrübten Einvernehmen» zwischen den Regierungen derselben, wird die Jschler Kaiser- begegnung vom 8. August eine wichtige und bedeutungs volle Stelle in der Geschichte de« lausenden Jahre« eionehmea. * An die Erwähnung der Anwesenheit de» Cardinal» Hvward in Kissinarn lniipst ein ultramontane« süd- Vrnksche» Blatt, der „Bayer. Kur.", folgende Bemerkungen: Mau darf annehmen, daß der Cardinal nicht allein zum Gebrauch« d«z Aüher de» ftenndlicheu Surort ausgesucht hat, fanden, von der Curie beauftragt worden ist, mit dem Fürsten Bismarck in persönlichen Verkehr zu treten und, wo möglich, die zwischen Berlin und Rom schwebenden Unterhandlungen zu einem gedeihlichen Abschlüsse zu bringen. Eduard Howard ist ein jüngerer Sohn de» durch seine Glaubenstreue und großartige Opserwilligkeit bekannten herzoglichen Hauses von Norsolk. Er mag— von seiner fürstlichen Abkunft und seiner ost erprobte» diplomatischen Geschicklichkeit abgesehen — vom heiligen Vater vielleicht auch deshalb dazu auserschen worden sein, zu dem deuischcn Reichskanzler in nähere Beziehungen zu treten, weil er, i» einem protestantischen Lande geboren nnv erzogen, sür die Lage der katholischen Kirche ln Preußen von vorn herein ein größeres Verständnis; hat, als sich di« Eardinäle italienischer Abkunft gewöhnlich zu erwerben im Stande sind. Wir ständen also vor einer zweiten Auslage der Kissingcr Verhandlungen. Hoffentlich wird dieselbe endlich einen sür beide Theile befriedigende» AuSglkich herbeisühren und einem Kampfe ein Ende machen, der sür unser gesammte» reli giöse», politisches und sociales Leben von den unheilvollsten Folgen gewesen ist. Wir sagen einen sür beide Theile befriedigenden Aus gleich; denn nicht um Vieles möchten wir, daß einer der beiden Streitenden sich mit dem Bewußtsein, eine vollständige Niederlage erlitte» zu haben, vom Kample zurüiizöge. Tenn dieser Stachel würde den Gedanken an Revanche nicht ruhen lasten »nd uns über kurz oder lang in einen neuen Kamps von unabsehbaren Folgen verwickeln. Die Weisheit unsere- glorreich regierenden hl. Bater», Papst Leo XIII., hat die- ja auch längst eingesehen; denn er hat schon zu wiederholten Malen erklärt, daß er in den Zugenständnisten bl» an die äußerste Grenze deS Möglichen zu gehen gedenke. Frei- lich muß Fürst Bi-marck, sollen die bevorstehenden Verhandlungen nicht von vornherein au-sicht-lo- sein, endlich einmal darauf ver zichten, die katholischen Angelegenheiten vom einseitig protestantischen Standpunkte sl l) au- behandeln und erledigen zu wollen, und ihm die» klar zu machen, ist der Cardinal Eduard Howard gerade der richtige Mann. * Die socialpolitischen Auseinandersetzungen innerhalb x der katholischen Partei nehmen ihren Fort gang und e» ist nicht uninteressant zu beobachten, wie sich der Gegensatz zwischen einer mehr von österreichischen Aristo kraten und Klerikalen vertretenen staatSsocialistischen Rich tung — wie sie in den Beschlüsten der „Conserenz katholischer Socialpolitikcr" zn Tage trat — und der in Deutschland von der CentrumSpartci vertretenen Richtung schärfer anSbilbct. Dabei tritt der Charakter der vom Centrum befolgten Socialpolitik sehr deutlich hervor. Da» Ccntralorgan dieser Richtung, die „Christltch-socialen Blätter", lasten sich darüber in einem „socialpolltischen Rückblick" näher aus. Danach stand in den letzten parlamentarischen Sessionen da» Centrum treu und fest gegen die „übertriebene Auf fassung von der Staatsgewalt". ES hat von Anfang an die Gefahr einer „der antiken heidnischen Politik entsprechenden Austastung de- Staat»" richtig zu würdigen gewußt und sich gegen die Tendenz einer..Verstaatlichung der Gesellschaft" gekehrt, wie sie „am schärfsten im Eulturkampse hervortrat". Nachdem die Reaiernng sich mit dem Gedanken, den unerträglichen reli giösen Druck der Katholiken einigermaßen zu mildern, noth> gedrungen befreundete, bringt sie in der Schulsrag« den Hegel'schen Standpunet um so fester zur Geltung, und wir sehen sofort den Abg. Windthorst wieder den Kernpunct der Frage klarstellen, indem er da» staatlich« Schulmonopol bekämpfte". Die Frage, ob die Isocialpolitischen Dinge sofort im Gesetzgebung-Wege zu entscheiden seien, verneint da» Blatt. Weder die Bureaukratie noch die Mehrheit der Volks vertretung sei in diesem Augenblicke katholisch gesinnt. Eine ersprießliche Entscheidung der socialen Frage sei, wie Windthorst richtig sage, so lange nicht zu erwarten, al» der Culturkamps dauere. — Man sieht, der Ring schließt sich vor- trefflich. Nicht der „antik-heidnischc", sondern der moderne Staat ist e». den diese Partei überall bekämpft, der moderne Staat, der sich von den international-hierarchischen Einflüssen emancipirt hat, um den MenschheitSzweck aus ethisch-recht licher Grundlage zu verwirklichen. Ihn wieder unter da» päpstliche Joch zu beugen, ist da» Ziel, da» sie verfolgt nicht allrin aus dem kirchenpolitischen Gebiete, sondern überall, zumal in der Schule und in der gesellschaftlichen Orga nisation. * Zu dem von ihr an erster Stelle wirdergegcbeaen Schreiben Sr. kaiserl. und königl. Hoheit de« Kronprinzen an den Reichskanzler Fürsten von BiSmarck vom 10. August bemerkt die „Provinzial-Corresp": Die vor acht Lagen an dieser Stelle ausgesprochene Hoffnung, daß Deutschland es an einer dem Umfange der stattgehe ölen Zer störung und der Würde seine» Namen» entsprechende» Beisteuer zu Gunsten der Nothleidcnden in J-chia nicht werde fehlen lasten, ,st in einer alle Erwartungen übersteigenden Weise erfüllt worden. Den schmerzlichen Gefühlen, von welchen da« ganze deutsche Volk au» Anlaß der über J-chia hereingebrochcncn ttatastcophe bewegt wird, wie dem Wunsche, den Verunglückten eine Linderung ihrer Leiden bringen zu können, hat unter Zustimmung des Kaisers unser Kronprinz im Vereine mit seiner erlauchten Gemahlin einen ttesempsundene» Ausdruck in der vorstehend wieder- gegebenen Kundgebung gegeben, in welcher er sich zugleich an die Spitze der »u veranstaltenden Sammlungen stellt. Ueberall hat dieser Ausruf freudigen Wiederholl gefunden, und daS erhabene Bci- piel, welche« unser Kronprinzenpaar ln demselben giebt, wird die edlen Zwecke, zu deren Trägern e» sich gemacht hat, mächtig fördern helfen. Wo e» sich, wie in dem vorliegenden Falle, um die Er- üllung einer Pflicht der Menschlichkeit handelt, die an alle Zeugen der Katastrophe vom 28. und 29. Juli mit gleicher Gewalt heran- tritt, ist eine einseitige Betonung derjenigen Umstände, welche dem Deutschen die Theilnadme an dem schweren Geschicke de» i.alicnischen Eilande» besonder» an da» Herz legen, durch die Natur der Sache aus geschlossen. Der Hinweis auf die Stelle, von welcher der Anstoß zu nationaler Förderung des internationalen Rettung-Werke- auS- egangen ist, sagt in dieser Rücksicht Alle«, was zu sagen ist. — l»m erste» Male seit Begründung de« deutschen Reiche» ist die iatlon Namen« de» Reichs zur Bctheiligung an einem Unternehmsn auigerusen worden, da» einen außerhalb de» Kreise» unserer nächsten .niereffen liegenden Zweck verfolgt. Neben dem bewältigenden indruck, den da- schreckeuSvolle Ereigniß selbst macht, wird dieser Umstand dazu au-reichen, Herzen und Hände der Deutschen einer Sache zu öffnen, deren ersprießliche Durchführung zugleich eine menschliche und eine nationale Ehrensache geworden ist. » » » * Man schreibt un» au» Prag: „Während hier und in Böhmen da» Priester - Jubiläum de- Cardinal - Erz- ischose» mit großem Pomp gefeiert wird, hat die evan gelischen Gemeinden Böhmen» ein harter Schlag ge troffen. Der böhmische Landtag hat nämlich in seiner Uber» wiegend czcckisch - klerikalen Mehrheit dem Antrag« der Schulcommission, fortan keine Suoventionen sür confessionelle Schulen zu bewilligen, zugrstimmt und auch sonst nicht daS Geringste sür die schwer bedrückten evangelischen Schuten ge» lhan. Man versucht diese Ablehnung damit zu begründen, daß unter deit Heuer überau» zahlreich rmgegangenen Pel .ionen auch viele Subventions-Gesuche sich befinden und wirkliche Nothstände nicht durch eine einmalige Subvention. sondern nur un ge- S° setzgeberischcn Wm« sich beseitige» ließen. Diese angeblich prtncipieNe Ablehnung aller Subventionsgesuche trifft di« böh misch-evangelische Suverintendenz A. C. besonder» schwer, weil dieselbe schon seit fünf Jahren unablässig die Beseitigung de» seit l86S über die evangelischen Schulgemeinden herein- gebrochenen Nothstände» anstrebt. Zu diesem Zwecke wandte sich die Suverintendenz zuerst mittelst einer Denkschrift an de» LandeSschulratb» dann zweimal an den Reichstag und schließlich an den Landtag. aber alle diese Schritte blieben leider völlig erfolglos. Nachdem diese Abweisungen erfolgt und die von der reformirten Kirche eingebrachte Petition um Befreiung der evangelischen Schulgemeinden von der Bei- tragSleistung für die Concurrenz-Schulen der OrtSgemeinden nicht erledigt, beziehungsweise für die nächste Session zurück- gelegt worden ist, so bleibt jetzt der evangelischen Kirche in Böhmen zunächst nur die Hoffnung auf die General-Synode übrig, die am 20. Octobcr d. I. in Wien zusammentreten wird. Um für diese die geeigneten Anträge in der Schul srage festzustellen, wird hier in Prag am 20. d. die Super- lntendential-Versammlungderböhmisch-evangelischeit Kirche A.C. tagen. Außerdem wird eS sich in dieser Versammlung noch um die Feststellung de» Programm» zur Lutherseicr handeln. Die überaus bedrückte Lage der Evangelischen Böhmen» dürste zumal geeignet fein, iui deutschen Reiche die verdiente Aufmerksamkeit und Theilnahme zu erregen." * Die Aufregung, welche in Pest seit den jüngsten anti-semitischen Ausschreitungen herrscht, wird nicht allein für die Juden, sondern auch für daS gegenwärtige RegicrungSsystem al» sehr bedenklich geschildert. Die Zahl der bisher Verhafteten beträgt über 250. die sich noch täglich vermehrt, weil an jedem Abend neue Straßen-Demonstratiönen stattsinden, die abermal« zu Verhaftungen Veranlassung geben. So rottete sich wieder, trotz de» großen AusacbolS an Polizei und Militair, am 13. Abends em starker Volkshaufc unter Verwünschungen gegen die Negierung und die Juden in der Neupester Straße zusammen und griff den Laden eine- jü dischen Bäcker» an. Als die Polizei heranrückte, wurden gegen diese au» der Menge vier Ncvolverschüsse abacscuert, wodurch ein Schutzmann schwer verwundet wurde. Der Bäckerladen wurde gestürmt, während die aus der Straße befindliche Menge einen Steinhagel gegen die Läden und Fenster der benachbarten Häuser richtet«. AlS zwei Compagnien Infanterie aninarschirlcn, wurden auch diese mit Stcinwürfcn empfangen, woraus in einem unbeschreiblichen Durcheinander die Verhaftung von 42 Personen erfolgte. Gleichzeitig kam eS auch in der einem Juden gehörigen SpiriluSsabrik in einer entfernten Vorstadt zu gewaltsamen Ausschreitungen. Die Arbeiter zertrümmerten die Fenster und machten Miene, die Fabrik zn stürmen. Die herbeigeeilte Polizei trieb die Menge auseinander und nahm achtzehn Verhaftungen vor. — Die Cladthauptmannsclwsl (Polizei-Direclion) ist bereit» in Kenntniß, daß diese Ruhe störungen planmäßig geleitet werden, woran sich sogar ReichS- togSabgeordnete der äußersten Linken belheiligrn sollen. In den von den Arbeitern besuchten Weinschänken werden Spott- liedrr gegen den Minister-Präsidenten TiSza gesungen, ja in einem Hause der Hatyaner Straße soll man eine große Zahl von Dolchen und Revolvern nebst Munition entdeckt haben. * Gutsbesitzer au» Russisch-Polen, deren Güter dicht an der preußischen Grenze liegen, erzählen, daß sie von der Militairbehürde die Weisung erhallen haben, ihre Scheuern leer zu taffen und da« Getreide in Schobern nnterzubringen. Die Scheuern sollen zur Unterkunft von Pferden bereit gehalten werden, da unweit der Grenze Cavalieri«, Manöver stattsinden werden, sobald die Felder leer sind. Demnach stehen in diesem Jahre diesseits und jenseits der russischen Grenze Cavalleriemanöver — freundnachbarlich I — in Aussicht. * Au« Gal atz wird telegraphisch gemeldet: „An der Regulirung de» Kilia-Ärme« arbeiten fortwährend 3006 russische Soldaten. Da« Fahrwasser dürste für den Verkehr größerer Schiffe bald die entsprechende Tiefe haben, von Petersburg ist der Befehl eingetrofsrn, di« Arbeiten «vg- lichst zu beschleunigen."
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