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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, E>as Wilsdruffe, Tagcblo«' erschein« an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— AM. »re, Haus, bei Postbcsiellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpjg. Alle Popanpallen, Post- n"men"° i^Pei.^r Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend .salle höherer Gewa!>, ———————— - ' Krieg oder sonstiger Be° »rleosstSrungen besteht dein Anspruch aus Liesernng der Leitung -der Kürzung des Bezugspreises. — Nückjendun» eingesandter Schriststüch« erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis! die ügcspaltene Banmzeile 20 Bpsg., die «gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen <v Brichs» psennigc, die Sgespaltene Sieklamezeile im tertlichrn Teile 1 SiMK. Slachweisungsgebühr 2i Beichspsennige. Vor» geschriebeneErscheinungs. « tage und Pllchvorschrifte» werden nach Möglichksit p>ernfvrkcher. ANll r!t5tlSorUss Llr. v berüchstchtigt. Anzeigen» annahmcbisvorm.IüUhr. Für die Nichtigkeit der durch Fernruj übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. JederAadananspruch erlischt, wenn der Betrag Lurch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 16. März 1938 Nene KrikMW m Renen Osten. Nach Schanghai Tsingtau? Gefährliche japanische Manöver in der Mandschurei. Im japanisch-chinesischen Konflikt scheint an der S ch a n g h a i f r o n t jetzt Gefechtsruhe ein getreten zu sein. Der Mandschurei-Ausschutz, der zur Prüfung der Verhältnisse im Fernen Osten vom Völkerbund dorthin entsandt worden ist, ist jetzt endlich in Schanghai angelangt, und Japaner und Chinesen werden sich während seines Besuches sicherlich bemühen, ihm zu zeigen, datz jeder von ihnen friedfertig und der andere es ist, der immer wieder angefangen bat. Wenn der Besuch wieder abgereist ist, wird man sich keine Scheu mehr auferlegen und wahrscheinlich wieder weiterknallen. Japan scheint bereits wieder an einem anderen Orte eine neue Aktion zu seiner „Sicherheit" vorzubereiten. Nach japanischen Meldungen haben in Tsingtau neue japanfeindliche Kundgebungen stattgefunden. Zur Wahrnehmung der japanischen Interessen wurde der japanische Panzerkreuzer „Kuma" nach Tsingtau entsandt. In Schanghai sing die Sache genau so an. Die Ankunft des Mandschurei-Ausschusses des Völkerbundes wurde von der chinesischen Bevölkerung Schanghais mit großem Beifall ausgenommen. Es fanden große Studentenumzüge statt. Die Demonstranten trugen Fahnen mit Aufschriften, die den Friedenswillen der Chinesen verkündeten. Lord Lytton erklärte, der Völker bundausschuß werde sehr gern zu einer Mitarbeit bei den örtlichen Verhandlungen zur Lösung des chinesisch-japa nischen Streitfalles bereit sein, falls er dazu eingeladen werde. In der Mandschurei spielen inzwischen die Japaner ein gefährliches Spiel. Eine japanische Division befindet sich zur Zeit auf dem Marsch nach Manschuria an der mandschurisch-sibirischen Grenze, wo die chinesische Garnison gemeutert hat. In russischen Kreisen wird der Marscheutschluß der japanischen Militärbehörde als ein gefährliches Manöver bezeichnet, da ein so nahes Heranbri»gen japanischer Truppen an die russische Grenze zu einem Zusammenstoß mit den russischen Truppen führen könne. Die neue mandschurische Republik ist auch insofern ein heißer Boden, als die chinesische Rankingregierung gedacht hat, die mandschurische Selbständigkeit zu ver nichten und man bemüht ist, innerhalb der Mandschurei Meutereien und Aufstände der chinesischen Trup pen anzuzetteln, zu deren Nicderkämpfung Japan nur allzu bereit der mandschurischen Regierung ihre mili tärische Hilfe bietet. Der Diktator der Mandschurei, Puyi, erklärte, daß, sollten die chinesischen Truppen versuchen, militärisch gegen die Mandschurei vorzugehen, sie auf den stärksten Widerstand stoßen werden. Die mandschurische Regierung werde verlangen, datz die S e l b st ä n d i g k ei 1 der Mandschurei auch von chinesischer Seite an erkannt werde. Andernfalls werde der Kriegszu stand zwischen beiden Seiten dauernd bestehen bleiben. * Chmas Bedingungen. Verhandlungen nicht unter dem Druck von Waffengewalt. Der chinesische Gesandte Den hat im Auftrage seiner Regierung dem Präsidenten der V ö l k e r b u n d ver sa m m l u n g milgeteilt, daß die chinesische Regierung die große Entschließung der Völkerbundvcrsammlung für die weitere Behandlung des japanisch-chinesischen Konfliktes und die Einsetzung eines Sonderausschusses annehme. Die chinesische Regierung betont, daß für die Regelung des Konfliktes folgende Grundsätze maßgebend seien: Die Regelung dürfe nicht unter dem Druck von Waf fengewalt erfolgen, und die Zurückziehung der japanischen Truppen müsse den Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen vorangehen. Die Mitgliedstaaten des Völkerbundes seien verpflichtet, keinerlei Lage anzu erkennen, die durch Mittel außerhalb des Völkerbundpaktes und des Kellogg-Paktes geschaffen sei. Nr. 64 — 91. Jahrgang T.l.gr »Adr.: Vernachlässigte Außenpolitik. Es ist geradezu ausfallend, mit welchem Eifer der französische Ministerpräsident sich auf der Genfer Ab rüstungskonferenz seiner Aufgabe widmet, die ihm schon übertragen war, als er nur Mitglied des Kabinetts, aber nicht Regierungschef gewesen ist. Dr. Brüning hingegen ist nur für eine ganz kurze Zeit in Genf gewesen und suhr aus innenpolitischen Gründen wieder in die Heimat zurück, sobald er seine Rede beendet hatte. Daß aber in Gens nur weniges vor den Kulissen, desto mehr Hinter denselben vorgehl, ahnt man nicht bloß, sondern weiß es, seit dort die letzten Vereinbarungen für den französischen Vorschlag der Donaukonföderation ge- trofsen wurden. Außerdem „tut sich" dank der emsigen Geschäftigkeit des Herrn Tardieu — er ist ja auch noch zu allem französischer Außenminister — doch zwischen ParisundLondonso manches, worüber man kaum Andeutungen erfährt; trotzdem ist unschwer zu erraten, datz hierbei das Reparationsproblem, aus deutsch: die Frage des Aoung-Plans und unserer Tributleistungen, allmählich in den Vordergrund rückt. Wenn es daneben von Ge rüchten geradezu hagelt. Tardieu wolle auf der Ab rüstungskonferenz selbst einen Stotz gegen Deutschlands Verlangen nach einer tatsächlichen Abrüstung und nach einer Rüstungsgleichheit führen, so erscheint ein derartiges Vorhaben verständlich, wenn man — wie Tardieu es tut und in der Leichenrede auf Briand in nicht gerade takt voller Weise unterstrich — die ganze Politik Frankreichs aus das Hauptziel eingestellt hat: Unbedingte Auf rechter Haltung der Versailler Dik 1 atbe - st immung e n einschließlich aller „Fortsetzungen". Das gilt für die deutsche Entwaffnung ebenso wie für die deutschen Tribute. Schließlich soll in dieser Richtung auch der Plan der Donaukonföderation wirken. Und man darf angesichts der Betriebsamkeit des Herrn Tardieu nicht ver gessen, daß er dabei zum mindesten mit einem Auge auf die in nächster Zukunft erfolgenden französischen Kammer wählen blickt, bei denen er sicherlich ein stark außenpolitisch gefärbtes Programm in den Kampf werfen wird. Die Abrüstungskonferenz selbst gibt also nur gewisser maßen die Kulissen her, hinter denen sich ganz andere, für Deutschland hochbedeutsame Dinge abspielen. Wie weit Tardieu wegen der Donaukonföderation bereits mit dem englischen Außenminister einig geworden ist, wird man wohl in den nächsten Tagen erfahren; denn in Genf soll eine Art Vorkonferenz hierüber stattfinden, an der auch Deutschlands Vertreter teilnehmen wird. Daß dies Dr. Brüning nicht persönlich tut, muß man schon deswegen bedauern, weil Frankreichs und Englands Außenminister in Genf anwesend sein werden, Italien einen besonderen Delegierten entsenden wird. Wenn man also vom deutschen Standpunkt aus nicht mit Unrecht die Genfer Abrüstungskonferenz schon heute als ein — Horn berger Schietzen zu betrachten geneigt ist, so verlangen doch die Geheimverhandlungen anderer Art eine um so größere Aufmerksamkeit der deutschen Außenpolitik. Auch dann übrigens, wenn man in England aus wirtschaftlichen Gründen den Tardieu-Plan der Donaukonföderation immer noch sehr skeptisch beurteilt, weil er nicht die Frage lüftet, wo die „konfödcrierten" Länder des Donau beckens denn nun eigentlich ihren Uberschuß an Agrar erzeugnissen absetzen sollen. Das aber ist die K a rd i n a l- frage, um die man selbst auf den goldenen Krücken einer etwaigen französischen Anleihe doch nicht so ohne weiteres herumkommt. Während die deutsche Innenpolitik bei uns das Hauptinteresse der Öffentlichkeit auf sich zieht, hat sich ja auch eine uns Deutsche besonders stark berührende Streit frage in einer für die deutschen Forderungen höchst ungünstigen Art zugespitzt: Der Konfliktim Memel land. Die Litauer haben dort einfach ein Direktorium eingesetzt, das infolge seines absolut litauischen Aussehens niemals vom Landtag gebilligt wird. Kowno will ganz bewutztdenKonfliktausdieSpitzetreiben, wenn nun der Landtag ein Mißtrauensvotum gegen das neue Direktorium beschließt. Die Litauer kümmern sich gar nicht um die vor und von dem Völkerbundrat eingeleiteten Bemühungen, den Konflikt aus schiedsgerichtlichem Wege wenn auch nicht zu lösen, so doch wenigstens zu mildern. Auch die deutschen Mehrheitsparteien des Memelländischen Landtages haben weitestes Entgegenkommen bewiesen, — darauf antwortet Kowno mit der völligen Litauisierung des Direktoriums, mit der Ernennung von Persönlich keiten, denen schon früher einmal der Landtag das Miß trauen aussprach und die damals infolgedessen wieder zurücktreten mußten. Offenbar will Litauen den Land tag jetzt auflösen, sobald er dieses Mißtrauens votum wiederholt, und wann dann Neuwahlen und die Einberufung des neugewählten Landtages stattfindet, ist eine Frage, die nicht durch das Memelstatut und die Ver fassung des „autonomen" Memellandes beantwortet wird, sondern nur durch die Gewalt. Besteht dort doch seit etwa sieben Jahren der — Belagerungszustand! Es scheint allerhöchste Zeit zu sein, daß man über die Innenpolitik nicht allzu sehr die Entwicklung ver -^inge außerhalb der deutschen Grenzen vergißt! „Für Treu und GlauSen!" II. Eine Programmredc Direktor Wittkes. Im weiteren Verlauf der großen Tagung des Ver bandes Sächsischer Industrieller im Vereinshaus zu Dres den hielt Direktor Wittke eine großangelegte Rede über das Thema „Treu und Glauben in der Krise". Treu und Glauben fei ein guter deutscher Begriff und troßdem auf dem besten Wege, eine leere, nichtssagende Formel zu werden. Das sei das schlimmste vielleicht, was einem Volke geschehen könne. Das Gesetz habe das Ge bühren des ordentlichen Kaufmanns von je ganz besonders auf Treu und Glauben abgestellt. Die Kreise, die heute nach dem Wort handeln, „mache Geld, wenn es sein kann ehrlich, aber mache Geld!" könnten Gott danken, daß sie sich nur vor den ordentlichen Gerichten und nicht vor einem Standesgericht ihrer Berufsgenossen für ihren Leichtsinn, ihre Großmannssucht und ihre skrupellose Gier zu verantworten hätten. Fälle wie der der Favag erfüllten jeden anständigen deutschen Wirtschaftler mit Scham. Es sei bemerkenswert, datz die Gesellschaft wie die Literatur den glücklichen Spekulanten als tüchtigen Kerl feiere und nur der Mißerfolg zum Verbrecher mache. Mit Treu und Glauben sei es auch unvereinbar, durch Luxus und Ver schwendung eine Kluft zwischen Arbeitnehmer und Unter nehmer aufzureißen. Derartige Sünden blieben lange im Bewußtsein haften, besonders wenn Millionen beschäfti gungslos darben. Sucht nach Reichtum, ungeistige Lebens haltung, Lust an Spiel und Spekulation seien noch immer Zeichen schwerster Krise gewesen. Dagegen sei der Eigen nutz im Grunde die einzig wahre Triebfeder menschlichen Handelns, werde aber dadurch zum Wohle, wenn jeder da nach trachte, den eigenen Rutzen in dem Nutzen anderer zu suchen. Sachsens Industrie brauche den Weltmarkt. Die dichtgedrängte Bevölkerung Sachsens brauche Erwerb über die Grenzen hinweg. Er betone dies, weil sich eine romantische Wirtschaftsanffassung breit mache, die sich am liebsten von einheimischen Eicheln und Regenwürmern nähren möchte, und weil eine neue Biedermeierei daraus aus sei, in Deutschland eine wirtschaftliche Autarkie zur Grundlage eines neuen Wirtschaftsdilettantismus zu machen. Der Redner wandte sich sodann scharf gegen einige besonders krasse Mißstände des heutigen Wirtschaftslebens, wie gewisse Methoden der Preisdrückerei, Unsitten im Sub missionswesen und vor allem gegen gewisse Erscheinungen der Konzern- und Großunternchmens- bildung. Scharf wandte sich Direktor Wittke sodann gegen die Poli tik der Großbanken, die heute mit den Steuergeldern der übrigen Wirtschaft saniert würden, und forderte vom Staat als Großbankier eine Abkehr von der sturen Politik des Realkredites und eine auf Treu und Glauben basierende Hinwendung zum Personal-Kredit. Das neue Insolvenz- recht, besonders das oft schamlos ausgenützte Vergleichs verfahren, nicht weniger aber auch das Sicherungsverfahren der fogen. Osthilfe, werde eine grundstürzende Änderung des gesamten Kreditwesens bringen. Der Vortragende sprach sich sodann für eine Aufhebung aller Bindungen der Wirtschaft, für befristeten und gestaffelten Abbau der Arbeitslosenfürsorge, nötigenfalls unter zeitweiliger allge meiner Verkürzung der Arbeitszeit und für eine innere Kreditaufnahme der öffentlichen Hand aus, zwecks schlag fertiger Arbeitsbeschaffung größten Stiles. Eine solche Er weiterung des Geldumlaufes wäre keine Inflation, selbst bei einer vorübergehenden Schwächung der Mark. In un ermeßbarer Höhe sei der Bedarf angestaut und nichts ge schehe zu seiner Befriedigung. Wenn, was Gott verhüten möge, ein Krieg entstünde, so hätten wir mit einem Schlage Arbeit und Geld in Hülle in Fülle, um Güter zu erzeugen, die zur Vernichtung ihrer selbst bestimmt seien. Warum mache man diese starken Kräfte nicht mit der gleichen Energie besseren Zwecken, nämlich dem Aufbau der Wirtschaft dienstbar? Eine Rationalisie rung sei bisher nur an der Sache geschehen, da man dabei nicht an die Menschen gedacht habe, müsse sie unwirt schaftlich bleiben. Eine neue freie Wirtschaftsgesinnung und eine Neugestaltung der Haushaltgestaltung des Staates seien die Voraussetzungen für eine Überwindung der Krise. Wir würden diese Krise auf alle Fälle überstehen, es frage sich nur, wie! Der große Ausgleich für alle Spannungen, der Weg zu Arbeit und Wohlstand, Staatssinn und Le bensfreude köunen nur gefunden werden, wenn sich die Wirtschaft und das ganze Volk in Selbstzucht auf Trem und Glauben besinnen, und wir unsere sittlichen Kräfte auf den Stand unseres technischen Könnens heben. Gelänge es uns, dem alten, einfachen Grundsatz von Treu und Glauben wieder zur Geltung zu verhelfen, werde trotz allem zu hoffen sein, daß die deutsche Wirtschaft wieder eine freie und gesunde werde. Die Ausführungen Wittkes fanden stürmische Zustim mung. Nach der Aufnahme von über hundert Firmen, die in den letzten Katastrophenjahren ein mehr als SOjähriges Jubiläum gefeiert haben, in das „Goldene Buch" legte Dr. Schierig als Vertreter der iudustriellen Junioren in temperamentvoller und weltanschaulicher Rede ein Be kenntnis zur Parole des Tages ab. Den Charakter einer Veranstaltung der gesamten sächsischen Wirtschaft erhielt die Kundgebung durch die Zustimmungserklärung von Prof. Dr. Kastner, der im Namen der sächsischen Wirt schaft, Landwirtschaft, des Groß-, Einzel- und Klein handels sprach. Imanzminiffer Bedrich gegen Versailles. Von den Reden der übrigen Sprecher des Tages unter denen sich Vertreter der Reichsregierung und des Reichsverbandes der Deutschen Industrie befanden, ist be sonders bemerkenswert die Ansprache des