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*tr. *78 — LO. Tatzrg««» Sounrag dev S Dezcmber IVL» iiMcheUolksze «rftfteUit täglich u«chm. mit Nutnahmr der Somi- und Fasttage. « mit .Die Leit in »oN und^ild' vierteliSbrlich I»»aa> si. Ha» In Dreien durch Boten 2,4« ^ In gan- Deutschland si-et Haus S.SS in Oesterreich 4,48 L. 8 ohne Multrtertr Beilaae dtcrieljükrttch >,diO 4». , Dresden durch Voten 8,1« In ganz Deutschland frei in Oesterreich 4,«7 L. - Linzei-Nr. I« 1 «» s.«r «»-. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat« werden die «gespaltene Petttzeile over deren Raum «N 4L 4, Reklamen mit 8« 4 die Zeile berechnet, bet Wiederhol«,,«» entsprechenden Rabatt «achdruckeeet, Redaktion und tklrschäftsstelle, Dresden. 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Trüb sind die Tage, lang die Nächte — sprechende Sym bole für Sünde und Sühne. „Finsternis bedecket die Erde und Dunkel die Völker." ") lieber den Bergen ein matter Schein,— das ist der Morgen, Weihnachtsmorgen. Sein Silber wird wachsen, golden aufstrahlen und „erfüllen alles Lebendige mit Segen." ^) Wenn wir die Erlösung in Lichtstrahlen ausdrücken könnten, wenn wir Augen hätten, Gnade zu schauen wie Sonnenschein, wie er über Wälder flutet, Höhen erklii mt, Meere durcheilt, aus Tiefen und Abgründen Nebel ver drängt, den Schlaf zum Leben und zur Auferstehung küßt — selig dann die Augen, die sehen, was wir sehen. Nie wird mehr vom Lichte erzählt als in der Finster nis, nie so viel von Weihnachten gesungen wie im stillen Advent. Soll man es tadeln? Keineswegs! Es ist Glaube, Hoffnung und ungeduldig klopfende Liebe. „O komm, o komm Emmanuel!" Unser ganzes Leben ist ein Advent. Violett ist seine Farbe, Buße seine Forderung ein nächtliches Firmament, dunkel und ernst, aber aus Millionen Stellen bricht Licht und Sternenglanz. Das ist Glauhel Wie Unglaube? Unglaube hat keinen Advent. Mit Kunst, Kultur. Wissenschaft und Genuß wird die Gemeinde gewonnen und vertröstet. Groß ist der Un gläubigen „Glaube"! Welch ein trübes Wissen und Ge wissen, sich mit den Ideen schiffbrüchiger Menschen zu be gnügen! Hätte einer aus uns dahin sich verloren her aus aus Irrtum, Zweifel und Begierde, aus der Taverne sinnlicher Gefühle ins Freie, Fröhliche — dem Lichte zu! „Auf den Schwingen der großen Sehnsucht" — des Alpha und Omega aller Bekehrungen'') — zu den Bergen, auf deren Gipfel der Morgen dämmert, wenn auch die Täler noch schlummern im Dunkel des Advents! In jeder Menschsnbrust liegen Saiten, die auf den An schlag Gottes warten. „Nach Sternen dürstet deine Seele," °) nach Glück und Hunmelsfricden Der Verirrten Heimweh ist größer als wir denken. „Die Seele in eurem Innern weint unter den Hüllen von Sinnlichkeit und Weltsinn." °) Iminan Obrittti! Licht Christi, leuchte ihnen! Latz auch ihrem „Advent" die Weihnacht folgen — den Heiland und Erlöser' K. l) Psalm 14« 18. 2) JKia« 69. 2. -) Pmlm 141. 16 K Bergs. lklse Hasse. „4 »»teq Mögliche «>'wüi>l<>." ? ,,np 248. Fried?. Nietzkch-. »^ssg sprach ZirEustra.' S 6l. "> Olta'or PrabtlSzka. .Betrachlunren übe« das ikianaelinm." I. ^ War England kriegsbereit? Dresden, den 2. Dez wber 1911. Der „politische Alkoholismus" des Kapitän Faber ist be kanntlich durch ein Helles Lachen desselben quittiert worden, und wir danken ihm, daß er dem deutschen Volke sagte, wie nahe man am Kriege war und daß es England ist, das als Weltobervormund diese Gefahr heraufbeschworen hat. Dm tritt in England immer mehr in den Vordergrund die Frage, ob Faber auch darin recht hat, daß die englische Flotte nicht verwendungsbereit gewesen sei, und der Marinekorre spondent des „Standard" sagt, daß sie es heute noch nicht sei. Wie steht es bannt in Wirklichkeit? Diese Frage ist für Deutschland von noch höherem In teresse. als für England, zumal das Reichsmnrineamt an einer neuen Flottenvorlage seit einigen Monaten arbeitet. Nach dem „Standard" sind von den 91 mit voller Besatzung in Dienst befindlichen Schiffen und Fahrzeugen der Hei- mat- und der Atlantikflotte zurzeit nur 50 in der Heimat anwesend und vollständig kriegsbereit, eine Zahl, die sich zum Teil daraus ergibt, daß die Schiffe der Atlantikflotte und des zugehörigen fünften Kreuzergeschwaders, die augen blicklich vor Gabraltar liegen, vollkommen aus der Berech nung ausscheiden. Von den Linienschiffen der ersten und zweiten Division der Heimatflotte sind „Neptune", das Flaggschiff deS Obcrstkommandierenden, Admirals Bridge- mans. ferner „Bellerophon", „Lord Nelson" und „Bri- tannia" zu Repargturen auf den Werften: „Inflexible", „Achilles", und „Shannon", während „Defence", „Cochrane" und „Natal" die Königliche Jacht „Medina" auf der Reise nach Indien begleiten. Es ergibt sich also folgende Zusam menstellung für den Bestand an Kampfschiffen in der Heimat: So Iwesrond Jarestand 1. Linicnschiffsdivision .... 8 6 2. Linicnschiffsdivision .... 8 6 1. Kreuzergeschwader 5 2 2. Kreuzergeschwader 5 1 Atlantik-Linienschifssflotte. . . 0 — 5. Kreuzergeschwader 4 — Zusammen 30 16 Von den der Heimatflotte zugeteilten 6 geschützten Kreu zern sind 3 in Reparatur: aus demselben Grunde sind von den 49 Torpedobootszerstörcrn der ersten und zweiten Flot tille 17 abwesend, so daß nur 32 verfügbar bleiben. Im ganzen stellt sich also das Bild der Heimatflotte wie folgt: Solwekiand Jsllestond Linienschiffe 22 12 Panzerkreuzer 1-1 3 Geschützte Kreuzer 6 3 Torpedobootszerstörer .... 49 32 Zusammen 91 .50 Hierbei ist aber außer acht gelassen, daß ein Schiff, auch wenn es zu einer Reparatur in der Werft liegt, sofort oder in allerkürzester Zeit kriegsbereit sein kann. Die große An zahl der mit Stammbesatzungen von verschiedener Stärke in der Heimat im Dienst befindlichen Schiffe (20 Linienschiffe. 9 Panzerkreuzer, 27 geschützte Kreuzer, 38 Torpedobootszer störer. 86 Torpedoboote) ist in der angestellten Berechnung überhaupt nicht erwähnt, ebensowenig wie die 55 mit voller Besatzung in Dienst befindlichen Unterseeboote. Man sieht also, daß England einen großen Vorrat verwendungsfähiger Schiffe hat, daß Deutschland mit seinen 17 Linienschiffen damit nicht konkurrieren kann. Schon im Frühjahre 1911 ist daher auch im Reichstage angeregt worden, jetzt nicht Neiter Schiffe zu bauen, sondern mehr in Dienst zu stellen, das heißt die Reserveflotte zur aktiven Schlachtflottc zu nehmen oder mindestens einen Teil derselben. So würden wir statt zwei Geschwadern drei Geschwader im Dienst haben. Es ist selbstverständlich, daß diese allesamt in der Nordsee üben müssen, denn wir müssen damit rechnen, daß die .Kriegserklärung durch einen englischen Kanonenschuß er folgt. So hat es der Zweitlord der Marine. Lee, schon vor Jahren gesagt und der Sepiember 1911 aufs neue erwiesen Der Krieg zwischen Italien und der Türkei. Aus .Konstantinopel schreibt unser Berichterstatter unter dem 28. November: Für gestern hatte alle Welt hier den Beginn der Blockade der Dardanellen durch die Italiener erwartet. Nun hat sich aber zum Glück die Hoffnung auf eine Intervention der Mächte bewahrheitet, die Blockade ist vorläufig unter blieben. Es sei ausdrücklich gesagt: vorläufig, denn ganz ist die Gefahr einer feindlichen Aktion gegen die Dardanellen keineswegs beseitigt. Interessant ist ein Umstand, der fast gar nicht beachtet worden ist, und der doch zu denken gibt. Im Schwarzen Meere kreuzten noch vorgestern ganz in der Nähe des Bos porus 15 russische Kriegsschiffe. Es scheint, daß Rußland eine Gegenaktion geplant hatte, für den Fall einer Blockade der Dardanellen. Dies wäre sehr verständlich, da durch eine Blockade oder durch eine Sperrung der Straße von türki scher Seite auch gleichzeitig alle Häfen des Schwarzen Mee res gesperrt würden, was namentlich der russischen Getreide ausfuhr kaum gutzumachenden Schaden zufügcn würde. Die wirtschaftliche Schädigung der Türkei lxit Italien schon erreicht. Allen offiziellen Konsulatsberichten entgegen muß gesagt werden, daß die Geschäftslage, besonders in Europäerkreisen, eine sehr traurige ist. Neuerdings veröffentlicht das Kriegsministerium einig? Depeschen vom Kriegsschauplätze, denen zufolge verschiedene kleine Angriffe von türkischer Seite schwere Verluste auf seiten der-Jtaliener gebracht haben. Besonders werden der Heldenmut und die Opfcrfeudigkeit der arbischen Frei willigen rühmend betont. Auf einen diesbezüglichen Vor schlag des Höchstkommandicrendcn in Trjpolis Rcschad Bey hin wurde eine große Anzahl von Ordensauszeich- nungcn nach Tripolis gesendet, die unter die Kämpfer, welche sich hervorgetan haben, zur Verteilung gebracht tver- den sollen. Im Laufe dieser Woche soll auch noch eine zweite Ab- teilung deS roten Halbmondes, die für Benghasi bestimmt ist. nach dort über Aegypten abgehen. Die freiwilligen Spenden für den Krieg mehren sich immermehr. Gestern hat der Scheich von Koweit, Mubarek el Sabah Pascha, 5000 türkische Pfund geschickt als Beitrag zu den Kricgskosten. So konnte auch gestern der Finanz- minister in der Kammer anläßlich der Budgetdebatte sagen, daß dank der Subskription gegenwärtig der Staatsschatz den Krieg noch nicht spüre. Neue Unannehmlichkeiten scheint nun auch noch Kreta, dieses alte Sorgenkind, heraufbeschwören zu wollen. Be waffnete Versammlungen werden in allen Teilen der Insel abgehalten. Als Losungswort gilt Hie Durchführung der Annexion. Es soll auf allen Forts der Insel die griechische Flagge gehißt werden. Die Negierung ist ohnmächtig, dein bewaffneten Volk ernstlich entgegentreten zu können. Man befürchtet die Plünderung der Waffendegiots und Be- freiung der Gefangenen. Die Stimmung ist gegen Venize- los, dessen Sturz verlangt wird. IiMchne NiMwrGaL. Dresden, den 2. Dezember ISll. — Der Reichstag nahm am Freitag das Kleinaktien- gesetz mit erheblicher Mehrheit an. Die Kämpfer dagegen (Dr. Arendt, Raabe und Nösicke) sahen sich von Anfang an in der Minderheit, vom Zentrum erklärte sich Abg. Nacken lür die Zulassung der 200-Mark-Aktien für China, nur lürfen diese erst nach Genehmigung des deutschen Reichs kanzlers an den deutschen Börsen gehandelt werden. Die Kommission nahm einen entsprechenden Zentrumsantrag an: das Plenum stimmte dem zu. Auf diese Weise kommt man den Wünschen der Ostasiaten entgegen und beugt Be denken vor. Dann folgte die dritte Lesung des Schiffahrts- abgabengesetzes: bei dieser Gelegenheit hielt der badische Sozialistenführer Dr. Frank noch eine Rede, die das Aus- land gegen uns aufpeitschen mußte, dann gab er den einzel nen Parteien die Noten vor dem Wahlkampfe: seine Partei erhielt In, was der Reichstag mit Hurra aufnahm. Nach dem Abgeordneten Oeser wird die Mehrheit der Volkspartei gegen den Antrag stimmen und ihn ablehnen. Das Gesetz wurde mit großer Mehrheit gegen einen Teil der Liberalen und Sozialdemokraten angenommen. Dann folgte die Fort setzung der Privatbcamtenversicherung mit 8 10. Die De batte drehte sich durchweg um Einzelfragen, die sehr lange aufhielten. — Drr Reichstag und Persien. Di? persische Kolonie in Konstantinopcl hat folgende Depesche an den deutschen Reichstag gerichtet: „Die russische und die englische Regierung haben sich mehr als einmal förmlich verpflichtet, sich jeder Einmischung in die inneren Angelegenheiten Persiens zu enthalten und die territoriale Integrität und nationale Unabhängigkeit dieses Landes zu achten. Aber infolge der vollständigen Niederlage des ehemaligen Schahs haben Rußland und Eng land in vollen, Widerspruche mit ihren Versprechungen und förmlichen Verpflichtungen soeben unter nichtssagenden Vorwänden die territoriale Integrität und nationale Un abhängigkeit Persiens verletzt. England hat Soldaten auf persischem Gebiete ausgcschifft. Rußland befördert Kosaken nach Persien, nachdem es die persische Regierung vor ein Ultimatum gestellt hatte, das an nichts dem berüchtigten italienischen Ultimatum an Schroffheit und Unangemessen heit des Tones und Inhaltes nachsteht, und droht, in daS nördliche Persien einzufallen und Kazvine und andere Städte, die noch näher an Teheran liegen, zu besetzen. An gesichts einer solchen Gewalttat und außerstande, die in so ungerechter Weise durch brutale Gewalt bedrohte nationale Ehre zu verteidigen, sah sich das persönliche Kabinett zum Rücktritt gezwungen. Tiefbewegt durch die Vergewaltigung und Beugung des internationalen Rechtes und der Men schenwürde, die mit einem Zynismus ohnegleichen behandelt worden sind, protestieren wir, die persische Kolonie in Kon stantinopel, lebhaft vor der zivilisierten Welt gegen diesen Ueberfall unseres Landes und drücken unseren tiefen Ab scheu darüber aus. Wir rufen alle Verteidiger der Men schenwürde, des Rechtes und der Gerechtigkeit unter allen Völkern auf, sich mit uns zu vereinen zum gemeinsamen Kampfe gegen einen so gewalttätigen und ungerechten An griff. ülnckjmimoii Knackat." Solche Depeschen sind recht nett: aber die Perser sollten erst so viel Kraft besitzen, um die „Menschenwürde" im eige nen Lande zur Geltung zu bringen, ehe sie an andere Na- tionen herantreten mit solch schönen Worten. — In der Einkimmrnstruernovellt sollten, wie wir kürzlich berichtet haben. Bestimmungen enthalten sein, nach denen Steuerhinterziehungen mit Gefängnisstrafen gesühnt werden könnten. Eine offiziell bediente Berliner Korre spondenz bestätigt das. Eie führt über diesen Punkt au»: Selbstverständlich kann e« sich nur um schwer« Fälle bandeln, bei denen eine absichtliche Steuerhinterziehung im Rückfälle vorliogt. oder wo die verhängte Geldstrafe uneinziehbar ist. — Die Kouserv,tiveu nutz die M«r,kkopolitik. Der Fünfziger-AuSschuß der deutschkonservativen Partei hat am s I