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Dresdner W Munal. Mniglieh Sächsisehev Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- nnd Mittelbehörden. Nr. 301. Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat DoengeS in Dresden. < Sonnabend, den 29. Dezember 190V. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerftraße 20, sowie durch die Post im Deutschen Reiche 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 1295. Ankündigungen: Die Zeile kleiner Schrift der 6mal gespaltenen Anlündigungsseite 25 Pf., die Zeile größerer Schrift der 3mal gespaltenen Textseite im amtlichen Teile SO Pf., unter dem RcdaktionSstrich (Eingesandt) 7b Pf. Gebührenermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Im deutschen Buchdruckgewerbe tritt mit dem 1. Januar 1907 ein veränderter Lohntarif in Kraft, der eine allgemeine Erhöhung der Löhne um 10 bis 15 Prozent vorsteht. In den Verhandlungen des Tarifausschusses der deutschen Buchdrucker ist auf Grund unanfechtbaren amtlichen Materials eine in den letzten Jahren eingetretene allgemeine Verteuerung der Lebens haltung nachgewiesen worden. Eine entsprechende Lohn erhöhung war daher, sowohl im Interesse der Arbeiter schaft selbst, wie zur Erhaltung des gewerblichen Friedens unvermeidlich. Gleichzeitig sind aber schon seit geraumer Zeit die Preise für Druckmaterialien, sowie die allgemeinen Unkosten und die Aufwendungen für Herstellung und den Vertrieb der Zeitungen erheblich gestiegen. (Bei spielsweise ist für Schriften und Metalle ein PreiS- ausschlag von mehr als 100 Prozent in einem Jahre eingetreten.) Die Dresdner Tageszeitungen weisen aber trotz ihrer großen Auflage bisher sämtlich so niedrige Inseratenpreise auf, wie keine anderen bedeutenden deutschen Zeitungen, sogar die Tageblätter in kleineren Städten wie Chemnitz, Halle, Magdeburg mw. sind schon längst um 40 bis 50 Prozent, die in München um das Doppelte, die Berliner um das Drei- bis Fünsfache höher gewesen, trotzdem werden überall auch anderwärts entsprechende Preiserhöhungen vorgenommen. Auch wir sehen uns im Verein mit den übrigen maßgebenden Tageszeitungen von Dresden genötigt, angesichts unseres eigenen bedeutenden Mehraufwandes den Preis für die Grundzeile von 20 auf 25 Pfennig z« erhöhen. Unser neuer Tarif tritt für alle nach dem 1. Januar erscheinenden Inserate (das ist beginnend mit den Inseraten in der Nummer vom 2. Januar) in Kraft. Die neuen Zeilenpreise finden sich wie üblich am Kopfe unseres Blattes von heute an abgedruckt. Gleichzeitig treten alle bisherigen Tarife außer Kraft. Dresden, am 29. Dezember 1906. Königl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Leit. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Vorstände des Hauptzollamts Grimma Oberzollinspektor Lucius den Titel und Rang eines Oberzollrats zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Bureauvorstand bei der Oberrechnungskammer, Oberrechnungs- inspekior Heinr. Wilh. Schulze den Titel und Rang als Rechnungsrat zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den in den Ruhestand versetzten nachgenannten Beamten der Staatseisenbahnverwaltung, und zwar dem Güterkassierer Bräunlich in Meerane das Verdienstkreuz, dem Lokomotiv führer Kirsten in Leipzig sowie den Oberschaffnern Friedrich August Lehmann in Dresden und Maucksch in Ölsnitz i. E. das Albrechtskreuz, ferner dem Portier Dobermann in Werdau, dem Schaffner Hänel in Chemnitz-Hilbersdorf, den Bahnwärtern Protze in Grottau und Sandig in Meerane sowie dem Packer Lehmann in Zittau das Allgemeine Ehren zeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Gerichtsdiener bei dem Amtsgerichte Lommatzsch Karl Heinrich Herklotz das Allgemeine Ehrenzeichen zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staatsangehörige Baumeister Hans Richter in Berlin den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Kronenorden 4. Klaffe annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Leutnant v. Minckwitz im 2. Gren-Regt. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" die Erlaubnis zur j Anlegung des ihm verliehenen Ritterkreuzes 2. Klasse des Königl. Norwegischen Ordens deS heiligen Olaf zu erteilen. Personalveränderungen in der Armee. Offiziere, Fähnriche usw. 24. Dezember. Frhr. v. Finck, Oberltnt. im 2. Jäg-Bat. Nr. 13, von dem am 11. d. M. verfügten Kommando zur Dienstleistung bei der Gesandtschaft in Berlin enthoben. Im Sanitätskorps. 24. Dezember. Petzoldt, Unterarzt beim Schützen- (Füs.-) Regt. „Prinz Georg" Nr. 108, zum Assistenzarzt befördert. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentliche» Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Kinauze«. Bei der Post-Berwaltung ist ernannt worden: Schröter, seither Postverwalter in Mockau (Amtsh. Leipzig), als solcher in Kieritzsch (Sa ). Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: Ostern 1907: die ständige Lehrerstelle an der bis auf weiteres dreiklassig ein gerichteten Schule zu Thierbach b. Penig. Kollator: die oberste Schulbehörde. 1300 M. Grundgehalt neben freier Wohnung und Gartengenuß, 110 M. für Fortbildungsschul-, 27,50 M. für Turn unterricht, 330 M. für Überstunden, 60 M. der Frau, falls sie den Unterricht in weibl. Handarbeiten übernehmen kann, und 159 M. vom Kirchendienste. Gesuche sind mit den erforderlichen Zeugnissen bis 16. Januar 1907 bei BezirkSschulinspektor vr. Schilling in Rochlitz einzureichen; — die dritte ständige Lehrerstelle an der oberen Schule zu Gelenau (Erzg.). Kollator: der Gemeinderat. 1200 M. Grund gehalt, 200 M unwiderrufliche pers. Zulage, freie Wohnung. Be werbungsgesuche mit den erforderlichen Zeugnifsen bis 26. Januar 1907 erbeten Im Geschäftsbereich- des Ministeriums deS Kriegs. Beamte der Militärverwaltung. 22. Dezember. Sauer, Unterzahlmstr., zum Zahlmftr. beim II. Bat. 11. Inf -RegtS Nr 139 unterm 1. Januar 1907 ernannt — 24. Dezember. Fauth, Ober- zahlmstr. deS II. BatS. Schützen- (Füs.-) RegtS. »Prinz Georg* Nr. 108, auf seinen Antrag unterm 1. April 1907 mit Pension in den Ruhestand versetzt. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hose. Dresden, 29. Dezember. Se. Majestät der König be gab Sich heute früh mit mehreren mit Einladungen beehrten Herren zur Jagd auf Pillnitz-Hosterwitzer Revier. Das Königliche Jagdfrühstück fand mittags im Schlöffe zu Pillnitz statt. Heute abend diniert Se Majestät der König beim Münster des Königlichen Hauses StaatSminister v. Metzsch Reichenbach, Exzellenz. Dresden, 29. Dezember. Bei Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde fand heute ein größerer Nach- mittagStee statt, zu dem Einladungen an mehrere Damen der Hofgesellschaft ergangen waren. Deutsches Reich. Zur Verlobung im Kaiferhause. Prinz August Wilhelm von Preußen, dessen Verlobung mit der Prinzessin Alexandra Viktoria zu SchleSwig-Holstein- Sonderburg-GlückSburg wir meldeten, ist ein naher Verwandter seiner Braut, da die Mutter der Prinzessin die Schwester unserer Kaiserin ist. ES bestand daher auch schon in frühester Jugend der beiden Verlobten ein enger freundschaftlicher Ver kehr Während da» Kaiserpaar in den Ostertaaen 1905 mit den Prinzen Eitel-Friedrich und Otkar auf Messina weilte, verbrachte Prinz August Wilhelm mit dem Prinzen Joachim und der Prinzessin Viktoria Luise die Festtage m Grünholz im Kreise der Familie des Herzogspaare« sfticdrich Ferdinand. In dieser Zeit faßten die jungen Fürstenkinder zueinander eine tiefe Neigung Da« junge Paar hatte dann noch vielfach Gelegenheit, einander näher zu treten; so gelegentlich der Hoch zeit deS Herzogs Karl Eduard von Sachsen-Coburg, der im Oktober vorigen Jahres die Schwester der Prinzessin heimführte Dann weilte die Prinzessin mit ihren Eltern aus Anlaß der Feier der silbernen Hochzeit des KaiserpaarS längere Zeit in Berlin, wo sie im Königlichen Schlöffe Wohnung genommen hatte. Im Anschluß an die HochzeitSfeierlichkeiten hatte sich die Prinzessin Alexandra Viktoria zum Besuch deS coburgischcn Herzogkpaar« nach Coburg begeben, wohin zu Beginn deS Frühjahrs auch der Prinz einer Einladung des jungen Herzog« folgte Während der Kieler Woche hatte dann da« junge Paar erneut Gelegenheit, sich zu sehen, auch weilte im Sommer Prinz August Wilhelm mehrere Male in Schloß Glücksburg. Prinzessin Alexandra Viktoria ist ganz einfach, schlicht und hausmütterlich erzogen worden, wie die» den Gewohnheiten des herzoglichen Elternpaar« entspricht. Die Verlobung wurde zu erst nn Glücksburger Schlosse bekanntgegeben. Prinz August Wilhelm war vorgestern kurz nach Mittag in einem Sonder zuge in Glücksburg eingetroffen und am Bahnhof vom Herzog Friedrich Ferdinand empfangen worden, der den Prinzen in da« Schloß geleitete. Die Verlobung fand im engsten Familien kreise statt; anwesend waren nur die Angehörigen der Prin zessin und der Herzog und die Herzogin Karl Eduard von Coburg-Gotha Die Verlobung der Prinzessin mit einem Hohenzollernprinzen erregt bei der Glücksburger Bevölkerung großen Jubel. Die braunschweigische Angelegenheit. Am Schluß einer (auch von uns wiedergegebenen) Dar legung, in der da« braunschweigische Ministerium sich gegen Behauptungen eines braunschweigischen Blattes wendet, heißt es: „Ein endgültiger Beschluß darüber, ob eine Entscheidung de« Bundesrat« über die braunschweigische Thronfolgefrage jetzt anzurufen sei, ist im Regentschaftsrat noch nicht gefaßt" Dazu bemerkte die „Köln. Ztg": „Wir hoffen, daß em solcher Be schluß nie gefaßt werden wird, weil er die Lage nicht ändert, wohl aber da« braunschweigische Ministerium in ein recht zweifelhaftes Licht setzt. WaS man in den nationalen Kreisen des Reiches und Preußens jetzt von den führenden Männern in Braunschweig erwartet, ist ein Aufhören de« Schwankens und der Zweideutigkeit, man erwartet Entschlüße, die Braun schweig Beruhigung und geregelte Zustände bringen, ohne die Empfindungen Preußens noch mehr zu verletzen, als e« bisher schon geschehen ist" — Hierauf erwidert jetzt das braun schweigische Staatsministerium in den amtlichen „Braun schweigischen Anzeigen": „Vor längeren Jahren schon erschien in der „Kölnischen Zeitung" ein die braunschweigische Frage betreffender, von hier au« sofort zurückgewiesener Artikel, der sich herausnahm, die braunschweigische Regierung über da«, wa« ihr zu tun obliege, in unangemessener Weise zu belehren. Da« gleiche wiederholt sich jetzt gegenüber dem StaatS- ministerium. Dem Schreiber dieses Artikel« wird anheim- gegeben, seine guten Ratschläge für sich zu behalten; das StaatLministerium weiß auch ohne sie, was in der da« Herzog tum beschäftigenden, außerordentlich wichtigen Frage die Pflicht gebietet" Teuerungszufchüffe. (Berl. Lokalanz.) Eisenach, 28. Dezember. Da« Fürsten tum Schwarzbura-SonderShausen bewilligte allen in Staats betrieben beschäftigten Arbeitern einmalige außerordentliche Teuerungszuschüsse. ReichstagSwahlbeweguug. Angesichts der Wichtigkeit der bevorstehenden Reichstagswahlen seien kurz die Bestimmungen über die Wahlberechtigung wiedergegeben. Nach 8 1 des Wahlgesetzes sür den Norddeutschen Bund, das auch sür die Wahlen zum Deutschen Reichstage gilt, ist jeder Deutsche, der das 25 Lebensjahr zurückgelegt hat, in dem Bundesstaate Wähler, wo er seinen Wohnsitz hat. Wer das Wahl recht in einem Wahlbezirke auSüben will, muß in diesem zur Zeit der Wahl seinen Wohnsitz haben (8 7); jeder darf nur an einem Orte wählen. Bon der Berechtigung zum Wählen sind ausgeschlossen: 1. Personen, die unter Vormundschaft oder Kuratel stehen; 2. Personen, über deren Vermögen Konkurs- oder Fallitzustand eröffnet worden ist, und zwar während der Dauer dieses Konkurs- oder FallitverfahrenS; 8. Per sonen, die eine Armenunterstützung auS öffentlichen oder Gemeinde mitteln beziehen, oder im letzten der Wahl vorangegangenen Jahre bezogen haben; 4. Personen, denen infolge rechtskräftiger Erkennt niffeS der Bollgenuß der staatsbürgerlichen Rechte entzogen ist, für die Zeit der Entziehung, sofern sie nicht in diese Rechte wieder ein gesetzt sind. Ist der Bollgenuß der staatsbürgerlichen Rechte wegen politischer Vergehen oder Verbrechen entzogen, so tritt die Berechti gung zum Wählen wieder ein, sobald die außerdem erkannte Strafe vollstreckt oder durch Begnadigung erlassen ist Das sind die AuS- schließungSgründe, die 8 3 des Wahlgesetzes sestsetzt Somit ist in kurzem gesagt wahlberechtigt jeder, der bis zum 25 Januar 1907, dem Wahltage, das 25 Lebensjahr vollendet hat, nicht unter Vor mundschaft steht oder sich nicht im Konkursverfahren befindet, im Jahre 1906 oder im Jahre 1907 bis zum Wahltage keine Armen unterstützung bezogen hat und im Besitz der bürgerlichen Ehren rechte ist. * Generalmajor z. D. Schmaltz ist als Kandidat für den 4. Reichstagswahlkreis nicht, wie gestern bemerkt war, in einer Sitzung deS Konservativen Landes Vereins, sondern in einer Sitzung deS KreiSverbandS deS 4 RetchstagSwahlkreiseS aufgestellt worden, zu der neben den im Wahlkreise wohnhaften Einzelmitgliedern des Landesvereins die Vertreter sämtlicher konservativen Organisationen de» Kreises erschienen waren. Die Versamm lung nominierte nahezu einstimmig den Generalmajor z. D Schmaltz al» konservativen Kandidaten de» Kreise» und akzeptierte einstimmig sür den Wahlkampf und für eine etwaige Stichwahl die von dem Kammerherrn v Blumenthal vorgetragenen Gesichtspunkte * In Chemnitz erklärte eine am Donner-tag abgrhaltene DertrauenSmännrrversammlung den Rechtsanwalt Vr. Zöphel in