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NI-' ich M,MM» - l-i ' . oios ^ «glich früh 7 llhr. wrrdul angtuonsmen: -i«Abrnd»6,Gonu- ta»S bi, Mittag» 1L phr: Marienstraße 18. Anzelg. in dies. Blatte Hadtnrine erfolgreich« Verbreitung. o Auflage: 18,000 Lkkmp»««. ÜRIHWOch-f 18 'IUÜt-'18I8^v M .ul> ^ zft.c« Zr-»Ak»ttli:"' Liertell Mitredacteur: Theodor Arabisch. «d EiOMchmn d«r HrrauHeber: Lirpsch är Neichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neilhardt. betuueutgelblichrrl frrnug in'I Ha«. Durch dir USnigl. Piß vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseratenpreise: ' Für den Raum einer gespaltenen Zeile t 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile r D««<de«, den 18 Juli. — I. Hoheit die Gräfin von Hohenthrl, geb. Prinzessin von Holstein, welche dermalen am Hofe ihre» Bruders, des König» von Dänemark verwert, hat ihre hiesige Wohnung der Verpflegungscommission als ExpeditionSlocal einräumen lassen. — — Se. Majestät der König von Preußen hat mittelst allerhöchster KabinetSordre, datirt Hauptquartier Pardubitz, den 8. d. M., den Generalleutnant von Briefen zum ersten und dm Oberst von Gontard zum zweiten Commandanten von Dres den zu ernennen geruht. — Das Geschäft-local der Comman- dantur befindet sich im Blockhause. (Dr. I.) — Ueber das schon gestern erwähnte Gerücht von Ver- theilung gesundheitswidrigen oder gar vergifteten Fleisches an preußische Truppen wird vom Dr. Journal nach eingezoge- ner näherer Erkundigung an amtlicher Stelle Folgendes mitge- Iheilt: Am Sonntag fand sich unter den für das k. preußische Militär gelieferten Fleischportionen ein Stück, welche« an dm Fetttheilen einen grünen Flecken in der Größe eines Zehn-Neu- groschenstückeS zeigte; in der Ader steckte eine feste grünliche röhrenartige Maste, die von dem zuerst hinzugezogenen Arzt als wahrscheinlich Kupfervitriol enthaltmd erkannt wurde. Unter Zuziehung eine» Sachverständigen wurde das Stück Fleisch noch mals von einem k. preußischen Oberarzt untersucht, und stellte sich da» Gutachten dahin heraus, daß dieses Stück Fleisch wohl zu lange auf der kupfernen Wagschale gelegen und dadurch die oben genannten Substanzen an sich gezogen habe, wodurch die Fäulniß und grünliche Färbung entstanden war. — Zum Besten verwundeter Krieger geben heute Herr Nerges im Volksgarten und Frau Direktor NeSmüller im Eleven theater Concert und Vorstellung. — In dem Verwundetenzuge, welcher in der Stärke von IMM 60 Mann am Montag Abend hier eintraf, befand sich nur ein Sachse, welcher sofort den Seinigen überwiesen würde. dm Morgenstunden des Dienstags kam ein weiterer Zug ilit circa 200 Mann an; von Sachsen war nur die Leiche des f Jäger Oberleutnants von Hake dabei. Der greise Vater desselben ^-ltcht der Gmeral) erwartete am Bahnhof die Leiche seine» Sohnes, der erst vor wenig Wochen in voller Gesundheit von ihm fortgezogen war. Trauriger Anblick! Und doch möchte mm fragen, wer glücklicher sei, der Jüngling, der dm Heldmtol gestorben und nun von Vaterhänden in die mütterliche Erde gebettet wird, oder jene Krüppel, welche die Lazarethgehilfm kaum irgendwo anzufaflen vermögm, so verstümmelt sind sie. Wenn sie die schrecklichen Operationen überleben, welch' eine Perspective erschließt sich ihnen! Bejammernswerter Rest eines AUS einem entsetzlichen Kriege geretteten Lebms! So wechselt ein erschütterndes Gemälde nur mit einem noch erschütternder». Oder fühlt man nicht ein tiefes Mitleid mit jmem altm Müt terchen, welches meilenweit hergekommen, zu Fuße in der Son nenhitze gewandert ist, um zu erfahren, ob ihr einziger Sohn noch lebt? Die gute Alte steht Stundm lang da und fragt die Soldatm jeder Uniform, sei es eine preußische, sei es eine österreichische oder sächsische, ob man ihr nicht Auskunft über ihr Kind geben könne. Man tröstet sie, man verweist sie auf Andere, die Oesterreicher, welche kein Wort Deutsch verstehen, scheinen zu ahnen, was sie will, sie zucken mit den Achseln; sie campirt im Sonnenbrände, ein Zuz nach dem andern kommt und geht, keine Nachricht! Da endlich! Ein Soldat au« dem Nachbardorfe. Der hat mit dem ihrigen in einer Compagnie gestan den. Er bringt Kunde, wenn auch nicht Gewißheit. Krüh, als er leicht verwundet abgeschnitten wurde, lebte Jener noch und war gesund. Was am Mittag, am Nachmittag, am Abend, wo dieser das Geschrei der in dm Königgrätzer Laufgräben Ertrin kenden gehört hatte, mit Jmem geschehen sei, das wisse er nicht. Die Alte mag's auch gar nicht wissen, sie hört ja s» nichts «ehr, sie weiß das Eine, früh lebte er — er wird auch dm Abend erlebt habm, so tröstet sie sich. Ja! es giebt noch Son- »enblicke in jmem finsteren Bilde und einer der wärmmdsten ist die Humanität, welche sich auf Alle, gleichgiltig welches Fürsten Rock sie tragen, erstreckt. Da ist kein Unterschied, ob Freund oder Gegner, Offizier oder Gemeiner, und wenn man ja einen feinen Unterschied ausfindig machen will, sc» wäre es der, daß die sächsischen Lazarethgehilfm und Civilärzte mit be sonderer Liebe die Preußm pflegen und behandeln und die preußischen Sanitätssoldaten und Mllitairärzte ihre meiste Liebe den Oesterreichern und Sachsen zuwenden, gleichsam als woll ten sie dem Waffengefährten durch erhöhte Sorgfalt wenigstens theilweise die ferne Heimath wieder ersetzen. So was trollet Luch für die Zukunft. Mag der Krieg auch die Menschen hart- herzig und grausam machen, es lebt in unserem Geschlechts ein unverwüstlicher Kern ächter Humanität, der sich gerade jetzt recht glänzend entfaltet. Die geistige Entwickelung de» Men schengeschlecht» kann durch diesen blutigen Krieg zwar aufae- halten werden — da» rothe Kreuz auf schneeweißem Felde aber ist da» Zeichen, in welchem die Gesittung schließlich doch siegen wird. — In dem Morgmzuge von gestern befanden sich au-h noch vier Särge, wir vermuthm, die Leichen ge fallener preußischer Offizine mthaltend. Der Zug selbst ging nach dem in Naumburg an der Saale errichteten Lazareth. — Neuere Nachrichten, die hier eingegangm sind, lassen Se. Maj. dm König von Sachsen von Wim nach der Schweiz abgereist sein. — — Das „Dresd Journ." schreibt: In dm letzten Wo chen sind theils an die königl Landes commission, theils an das königl. Justizministerium wiederholt Anträge gestellt wor den, welche darauf gerichtet sind, daß von StaatSwegm für fällige Geldzahlungen Gestundung ertheilt, insbesondere eine zeitweilige Entlassung der in Wechselhaft befindlichen Schuldner verfügt werdm möchte. So wenig sich verkennen läßt, daß der Wunsch nach Anwmdung möglichster Milde gegm säumige Schuldner während der gegenwärtigen Geldkrisi» von Seiten der Humanität sich sehr empfiehlt, so ist doch die Regierung außer Stande, wider dm Willen der Berechtigten derartigen Humanitätsrücksichten Geltung zu vwschaffen, da deren Durch führung auf einen der Verfassung und den übrigen Gesetzen des Landes geradezu widerstreitenden Eingriff in die Privat rechte hinauskommm würde. Um aber doch zur Abhilfe des vorhandmen wirklichen Nothstande» beizutragen, hat das kgl. Justizministerium bereits durch Verordnung vom 20. Juni dem Gerichtsamt am hiesigen Bezirksgerichte anheimgegeben, durch Befragung und Verständigung der betreffenden Wechselgläubi ger den Versuch zu machen, ob diese Letztem ihren in dm Wechselstuben des Bezirksgerichts in Haft befindlichen Schuld nern zeitweilige Nachsicht zu gcwährm sich herbeilassen würdm. Dieser Versuch ist, soweit man aus dem Verhältniß zwischen dm "Zahlen der vorher vorhanden gewesenen und der gegen wärtig noch vorhandmm Wechselgefangenen schließen kann, von günstigem Erfolg begleitet gewesen. Denn während in der Zeit vM 14. b« Ä4?Äuni die Zahl der Wechselverhastetm gewöhnlich 22 betrug, ist dieselbe am 25. Juni auf 14 und am 2. Juli auf 11 herabgesunken, und diese letztere Zahl ist seitdem nur auf kurze Zeit um 1 und an einem Tage um 2 überschritten wordm. — Die in unserem vorgestrigen Blatte enthaltene Notiz, aß der auf dem Bahnhofe befindlichen Commission die Namen er Personen angegeben werdm möchten, welche Sachsen zur Pflege ins Quartier nehmm wollen, hat auf die Schultern der ohnehin vielgeplagten Commission eine Arbeitslast gewälzt, welche von ihr nicht getragen werden kann. Wir hatten nur beab sichtigt, daß sich solche Personm melden sollten, welche schon vorher durch Korrespondenz erfahren haben, daß ein Angehöriger von ihnen verwundet ist Man scheint es aber so aufgefaßt zu haben, daß wer überhaupt einen Angehörigm in der Armee hat, seine Adresse abgiebt. Hiemach könnte jene Commission bald die Namm der ganzen sächsischen Armee erhalten, in dicke Bücher eintragm und bei jedem Zuge, wo vielleicht 10 Sachsen kommen, mit diesem Register an den Waggons hin- und her laufen müssen. Man überlasse es daher vertrauensvoll jener Commission, welche auch ferner bemüht sein wird, die Wünsche aller hier ankommenden Verwundeten soviel als möglich zu befriedigen. >— 6t. Wie bekannt, sucht das hiesige Pestalozzistift seinen Hauptzweck „Verhütung der Verwahrlosung unter dm Kindern" auch dadurch mit zu erreichen, daß es in seinem Grund stücke auf der Löbtauer Straße eine Anzahl armer Knaben in den schulfreien Stunden mit nützlicher Arbeit beschäftigt. Da durch werden die Kinder vom müsssigen Herumtreiben, Vetteln, Unfugmachen u. s. w. abgehalten und verdienen sich nebenbei noch ein paar Pfennige, welche sie an ihre Eltern abliefern müssen. Bei günstiger Witterung können sie in dem großen Anstaltsgarten zweckmäßig beschäftigt werdm; bei ungünstigem Wetter sind sie aber auf Stubenarbeit angewiesen, wozu es bis her auch noch nie an geeigneten Aufkägm gefehlt hat. Die gegenwärtigen Zeitverhältnisie aber sind jedenfalls die Ursache, daß dergleichen Aufträge jetzt spärlicher eingehen. Sollte nun der eine oder der andere Leser dieser Zeilen im Stande sein, jener Anstalt Arbeit zuzuweisen, so würde der Inspektor des Pestalozzististes, Herr Pfau (Löbtauer Straße Nr. 3 erste Etage), dergleichen Anerbietungen mit Dank entgegmnehmen. Solche Arbeiten sind z. B.: das Lesen von Kaffee, Linsen, Erbsen, Boh nen, Caraghenmoos, Gummi arabicum, Sago, Stiefmütter chen re., Dütenpappen, Tabakpacken, Etiquettenfertigen, SchiffS- wittdezupfen, Fertigen von Decken aus Sahlleisten, Pappar beiten u. s. w. — In der vorvergangenen Nacht wollte die erwachsene Toch ter eisteS hiesigen Handarbeiters unterhalb der Terrasse in die Elbe springen, um sich auf diese Weise das Leben zu Nehmen. Mit Mühe und Noth gelang e» einem hinzugekommenen Gen darm, sie an der Ausführung ihres Planes zu verhindern. LiebeSintriguen sollen bei dem Mädchen die Sclbstmordgedan» km veranlaßt habm. — — In Delitzsch bei Leipzig sind folgende verwundet« kö niglich sächsische Soldatm gesehm wordm: Weitzenmann an» Hart-nstein, Schuß im Fuß, 8. B. 2. C.; Ferdinand Zähne aus Hartenstein bei Schneeberg, Schuß durch den Oberschenkel, 6. B. 3. C.; K. O. Reichelt aus Dresden, Schuß durch beide Backen, 9. B. 4. C.; Stücke! au« Gottleuba, Schuh in die Wade, 1. B. 1. C.; Eifert, Schuß im Fuß, 4. B. 2. C.; Heinrich Bergmann aus Reichenau bei Königsbrüä, 2. B. 1. C.; Johann Feurich au« Rohnau bei Zittau, Schuß im Aon, 4. B. l. C.; Robert Hasse aus Leipzig, Streifschuß am Hin terkopf, 9. B. 1. E; Karl Zothe aus Leipzig, Schuß durch die rechte Brust, 3. Reilerreg. 3. Schwadr.; Hermann Vogel aus Elterlein, Streifschuß im Nacken, 2. Jägerb. 2. C. — Als V.rwundete noch in Delitzsch: Peter Nagel, 2. B. 1. C.; Johann Lange, 4. B. 3. C.; Fr. Thierbach, 10. B. 2. C; Anton Rosmbaum, 8. B. 2. E.; Adam Felfe, 2. B. 1. C.; Friedrich Grille, 2. B. 1. C.— Im Lazareth Bautzen: August Bauch, 8. B. 2. C.; Johann Bennd, 16: B. 2. C.; Aerd. Rud. Schubert, 16. B. I.C.; Paul Wüstner, 3. Jägerb. 1. C. — Eine hohe Frau, die wir mit Namm nicht erst zu nennen brauchen, da unsere Leser dieselbe sicher errathen werdm, hat ihren sonst splendiden Mittagstisch auf ein einzige« Gerußt zu beschränken anbefohlen und läßt die dadurch entstehende Ä- sparniß den hiesigen Verwundstm noch über Demjenigen zu- fließen, was ihr WohlthätigkeitSsinn ohnedies schon in reichlichem Maße denselben spendet. — l — Verläßlichen Nachrichten aus Wim zufolge sollte da» königlich sächsische CadettencorpS und die Artillerieschule von dort anfänglich nach der ungarische« Festung Komorn überaeführt werdm. Wegen der dort zu befürchtenden Sumpsfieber ist diessr Plan aber aufgegeben wordm und an Stelle Komorn» nunmehr Gratz in Aussicht genommen morden, wohin die jungen Leute demnächst aufbrechen werdm. Gratz ist gleich ausgezeichnet durch herrliche Lage, «tt durch gesundes Klima. — a — In Adelsdorf bä Großenhain ist am 16. Juli früh halb 2 Uhr die Windmühle nebst Wohnhaus und Scheune nie^- dergebrannt. Man vermuthet Brandstiftung. Die herzugekom menen Spritzen konnten wegen Wassermangel nicht in Thätig- keit gesetzt werdm. > , — Unter dm edlen Menschenfreunden, welche ihren lei denden Brüdern nach dm böhmischen Lazarethen zu Hilfe ge kommen sind, befindet sich auch der k. sächsische Generalmch« a. D. von Heygendorff, der am vergangenen Sonntage in süd licher Richtung von hier abgereist ist. — — Vor einige» Tagm wurde in einem Felde neben dm l Scheunenhöfen der Leichnam eines neugeborenen Kindes männ lichen Geschlechts in schon sehr verwestem Zustande aufgeftm- dm und polizeilich aufgehoben. — ^ — Die königl. sächs. Eisenbahnlocomotiven und Waggons, die noch vor dem Einrücken der königl. preuß. Truppen in Sachsen von hier weg und zuerst nach Bayern bez, Böhmen geschafft wurden, sollen sich dermalen in Pesth befinden. — —> Mehrere Rittergutsbesitzer, wie Kammcrherr v. Miltitz auf Siebrneichen und Graf Schönburg auf Gauernitz haben in ihrm Schlössern eine Anzahl Bettm für Verwundete ausgestellt: Wegen des bequemen Transportes auf dem Wasserwege und der gesunden, freien Lust sind diese kleineren Lazarethe sehr er wünschte und von den Herren preußischm Aerzten gern acceptikte Filiale. Nichts vermag mehr den Schmerz um ein gefallene» oder verwundetes Familienglied zu lindexn, nichts besser die Sorge und Angst um ein solches zu zerstreuen, als die werk- thätige Liebe, welche den Verwundeten der Freunde so gut wie i der Feinde unterstützt und pflegt. Da« haben wir recht deut- 's lich jetzt mehrfach erlebt, wo gerade diejenigen, die um ein« Todtm in ih>er Familie trauerten, mit doppelten Händen gaben. — Möchte daher auch der Adel und der große Grundbesitz über haupt, welcher ja ein so reiches Contingent tapferer Söhne unserem Heere geliefert hat, dem Beispiele jener Menschenfreunde nacheifern! ^ — Da in den Leipziger Lazarethm, namentlich in dem jenigen der Turnhalle, vielfache Wäschdiebstähle vorgekommm sind, besonders von Handtüchern, so ist dorthin ein Polizist permanent stationirt worden. — Vorgestern Abmd zog man in der Nähe von Heidenau die Leiche eines Mädchens von höchsten» 20 Jahren aus der -Elbe. Dieselbe war anständig gekleidet und verrieth ihr An sehen, daß solche aus guter Familie stamme. Gestern Morgen fand die gerichtliche Aufhebung derselben statt. — Gegmüber der Wahrnehmung, daß sich die Dresdner vornehme Damenwelt in die hiesigen Lazarethe einzudrängen sucht, dürfte wohl zu wünschen sein, daß dieser Eifer für die Ver wundeten bald in eine richtigere Bahn eingelenkt werde, d. h. -daß die Damen wie bisher fleißig für Verbandgegenstände u.f. w. sorgten, aus den Lazarethen aber ganz wegblieben. Die. Artig keit nöthigt, anzunehmen, daß menschliche Theilnahme die Haupt triebfeder ist, die an die Krankenbetten führt, die Wahrheit aber