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Frankenberger NachrichtMatt Bezirksanzeiger OertlicheS und Sächsisches Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zn beziehen durch alle Buchhandlungen vnd Post-Expeditionen. KvIÄIIIsvn Nachbestellungen ans unser Blatt nehmen wir sowohl vom 1. Juli, als auch vom 1. August ab an. Vie Lxpeäition äe» krankenberxer blLckricktstblLttes Ein« betrübende, die schlimmsten Besürch- jungen weckende Nachricht kommt vom könig lichen Hoflager zu Pillnitz. DaS Dresdner Journal enthält folgendes vom 30. Juli datirteS Bulletin: Obgleich die asthmatischen Zustände Er. Majestät des Königs in letzten Wochen sich wesentlich gebessert hatten, ist im Zusammenhang« mit der großen Hitze seil gestern Abend eine be- denkenerregende Abnahme der Kräfte «ingctreten. Frankenberg, 30. Juli. Unsre Mitthcilung im letzten Blatte, daß unser Schützenfest diesmal vom Wetter besonders begünstigt sei, hat recht bald eine Berichtigung „von oben" erfahren. Während daS Blatt noch im Drucke war, thürm- 1«n sich von Westen bis Osten dichte tiesschwarze unbeildrohenb« Wolken auf, die alle unterwegs Befindlichen zur Flucht nach der Stadt veran laßten. Als sich noch dazu ein äußerst heftiger, wohl aber die drohende Gefahr eines schweren Gewitters, wenn nicht Wolkenbruchs ablenken- der Sturm erhob, der förmliche Staubsäulen emporjagte, ward die Flucht, besonders vom Schießplätze herein, allgemein. Die unheimliche Färbung des Himmels, eine wahre Verfinsterung hervorrufend, war besorgnißerregend und jam mernd stürzten Kinder der Stadt zu, eilend flüch teten Väter und Mütter, meist weinende Kleine in den Armen, der Wohnung zu, die zu erreichen wohl.aber nicht Allen glückte, denn mitten im Sturme brach ein starker Regenguß loS und Blitze entluden sich in fast ununterbrochener Reihenfolge, wenn auch die Schläge nicht so heftig wie am vorhergehenden Tage waren. Nach -etwa einstündiger Dauer zeigte fich die Macht deS Unwetters gebrochen; während des intereffan- ten Schauspiels ganz eigenartig aber brillant ge färbter Wolken, bje auf einem Gemälde gesehen man als Produkt überreizter Phantasie deS Künst- lerS erklären würde, zeigte ein prächtiger reflectiren- der Regenbogen den unter den Elementen ein- getretenen Waffenstillstand an. Nichts anderes als ein solcher war eS aber auch, denn bereits gegen 6 Uhr heute früh hatten in keineswegs gelinder Weise Sturm, Regen, Blitz und Don ner schon wieder ihr Spiel, ohne glücklicherweise auch diesmal besonder« hervorragenden Schaden anzurichten. Am Nachmittage deS heutigen Tages thürmten sich abermals Gewitterwolken auf, die sich hier zwar nur durch Rollen des Donners bemerklich machten, nach Sachsenburg und wei ter abwärts aber mehr zur Entladung gekommen jein sollen. — Das am Montag hier in so be- deutender Heftigkeit ausgetretene Gewitter hat auch an verschiednen andern Orten, nameniltch im Gebirge, sehr stark gewüthet und wieder namentlich auf der Strecke Dresden - WilSdrusi- Lommatzsch, entgegen, daß «S als unerläßlich erscheint, daS ganze Projekt aufzugeben. Bch» volkSwirthschaftlichen Standpunkte auS ist die» negative Resultat wohl kaum zu bedauern, da die vorhandenen beiden Linien den BerkehrS-gu- teressen Dresden- und Leipzigs ausreichend ent sprechen. Um Vie Interessen der Städte wie Mügeln, Lommatzsch, Brandts w., die durch ha» Scheitern jene- ProjectrS ohne Eisenbahnver bindung bleiben würden, wahrzunehmen, hat die Leipztg-DreSdn« Eisenbahn-Compagnie bekannt lich sich bereit erklärt, durch Zweigbahnen diese Orte an die Hauptlinien heranzuziehen und so mit dürfte wohl dem Interesse aller Betheiligte» besten- gedient sein. Die „Leipz. Ztg." schreibt: ,Mn jüngst statt- gehabtes Borkommuiß in der Stadt Lausigk, bei welchem Offiziere und Soldaten der bafigen Gar nison betheiligt gewesen find, ist Gegenstand mehr oder weniger eingehender Erörterungen t» verschiedenen TageSblättern geworden. Wie und aus guter Quelle berichtet worben, unterliegt« die bezüglichen Vorgänge dermalen einer kriegs gerichtlichen Untersuchung, deren AuSgany ab zuwarten sein wird, bevor authentische Mitchet, lungen über den Sachverhalt gegeben werde» können. Eine auf die Sache selbst eingehende Darstellung deS Vorkommnisse- verbietet fich daher zur Zeit von selbst." Nach der Verordnung vom 9. Juli 1872 müssen vom I. Januar 1874 ab alle Hem«- unb Schletfzeuge so eingerichtet sein, daß bti deren Anwendung die FuhrwerkSbesitzer nicht ge- nölhigt find, die Zügel loSzulaffen und find Zu widerhandelnde außer der Verpflichtung zu« Ersatz der verursachten Schäden mit Geldstrafe b S zu 20 Thalern oder mit Hast bi- zu 14 Tagen zu bestrafen, woraus wir für Neuanschaf fungen von Wagen und damit die Fuhrwerks besitzer die erforderlichen Hemm- und Schletf zeuge rechtzeitig beschaffen, schon jetzt hierdurch besonders aufmerksam machen wollen. Die Eontrolgrbühr, welche bisher mit «in«« Silbergroschen für den Erntner von dem zu laud- wirthschaftlichen Zwecken und mit 2 Eilberg,o- schen für den Cenmer von dem zu andern Zwecke» abgabenfrei verabfolgten Salze erhoben Word«« ist, wird vom 1. Oktober d. I. ab auf die Hälft« der genannten Beträge ermäßigt. Die sonstigen Bestimmungen über die Erhebung der Eontrolgrbühr und die Befreiung von derselbe» bleiben unverändert in Geltung. Der sächsische Pestalozziverein, wrlcher die Unterstützung von Lehrerwaisen and Wittwen b«- zweckt, hat während seine- Bestehens 42,237 Thln an Waisen, SSL Thlr. an Wittwen und Feuersbrünste verursacht. Zwickau und seine Umgebung sind dabei während 10 Minuten von einem Schloßenwetter betroffen worben, wie eS dort nach Versicherungen Aelterer seit 40 Jahren nicht vorgekommen. Dabet wurde außer beträcht lichem Schaden an Feldfrüchten und Fensterschei ben (Hunderte) auch ein Menschenleben vernich tet: ein 70jähriger Mann, der einen Pulver- tran-port begleitete, ward vom Hagel erschlagen. Ein noch größeres Unglück konnte dadurch herbei geführt werden, daß da- bespannte und mit 56 Clrn. Pulver beladene Geschirr ohne Führer weiter fortging, am Brückenberge aber ohne Hemmung den Berg hineinfuhr. Unterwegs blieb eS an einem Baum« hängen, wodurch weiteres Unglück verhütet wurde. Dresden, 30. Juli. (D. I.) Morgen (Donnerstag) findet die feierliche Enthüllung des auf dem Schlachtfeld« von St. Privat-la-Mon- tagne «richteten Denkmals statt, welches dem Andenken aller im Feldzüge gegen Frankreich Gefallenen des königlich sächsischen ArmeecorpS gewidmet ist, Die Frier findet in Gegenwart Sr. königl. Hoheit deS cowmandirenden Gene rals deS XII. ArmeecorpS, Generalfeldmarschalls Kronprinzen Albert, sowie Sr. königl. Hoheit des General- der Infanterie Prinzen Georg von Sachsen statt. Ferner haben sich zur Begehung dieser Feierlichkeit mehrere Generäle und zahl reiche Deputationen, aus Offizieren, Unterosfi- zieren und Mannschaften aller Regimenter be stehend am gestrigen Tage mittelst Ertrazuge- von hier nach Metz begeben. AuS Straßburg wird dazu gemeldet: Ein rom- binirteS Bataillon deS königl. sächsischen In fanterieregiments Nr. 105 von hier und von Schlrttstadt, 490 Mann und 28 Offiziere, fuhr heute Morgen 3 Uhr mittelst ErttazugeS nach Metz, um der morgen stattfindenden Einweihung deS auf dem Schlachtfeld« von St. Privat zum Andenken an die Gefallenen des XII. (königl» sächsischen) ArmeecorpS errichteten Denkmals beizuwohnen. Auch der commandirende General deS XV. Armeekorps (Elsaß-Lothringen), Gene ral der Infanterie v. Fransecky, ist dahin abge reist. Bekanntlich ist auf dem letzten Landtage be- züglich einer sogenannten dritten Linie Leipzig- Dresden über BrandiS, Mügeln, Lommatzsch und Wilsdruff beschlossen worden, die Regierung zur Gestattung der Vorarbeiten zum Baue dieser Linie zu ermächtigen, worauf sich in Berlin ein Consortium für diese Bahn gebildet und die Ausmessungen vorgenommen hat. Wie nun den „L. N." auS zuverlässiger Quelle mitgetheilt wirb, treten der baulichen Ausführung derselben ab«, so bedeutende technische Schwierigkeiten,