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Poigtländischer Anzeiger. Fünfundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaktion: vr G. 2 a h >. Druck und Li erlag van Morip Wieprecht in Plauen. Jährlicher AbonnementSpreiS für diese- Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die Jnsertion-gebühren werden mit 1 Ngr, für die gespaltene Corpus-Zelle berechnet, größere Schrift nach VerhälMiß des Raumes. — Sonnabend. TV« 4. März 1854. geitunge» Preußen. Die neuesten aus London und Paris ein. gegangenen Nachrichten Haden in allen Kreisen Berlins auch die letzten Friedensaussichten zerstört. B> sonders die vom englischen Parlamente beschlossene Aushebung von 58,000 Mann für den Seedienst befestigt die Meinung, daß es die Absicht deS britischen EabinetS sei, den Kampf mit aller Kraft aufzunehmen. Ein im Stillen entworfener Mobilma- chungSplan für die preußische Arme« soll dem Petersburger Eabinet verrathen worden sein, was in Berlin nicht wenig Ueberraschung hervorgerufen Haden mag. — Den immer wie der auftauchenden Gerüchten von neuen Verhandlungen über einen Anschluß Preußens an Rußland wird von sonst wohl unterrichteter Seite mit ganzer Bestimmtheit widersprochen. Nach in Wien eingetroffenen Nachrichten ist der Ausstand in Epirus fortwährend im Wachsen. Ana ist von den Aufständischen genommen worden, und Provosa wird von denselben bedroht. — Von Korfu find zwei englische Dampf- fregatten nach Provosa abgegangen. Frankreich. Der Moniteur vom 26. v. M. enthält ein Dccret, welches die Ausfuhr von Gegenständen zum Kriegs bedarf verbietet. Em Bericht des Marineministers kündigt an, daß die dritte Eskadre gebildet sei und aus 10 Linien schiffen, 14 Fregatten und 15 Corvetten, unter dem Eom- manbo von Perceval Deschesnes, besteht. Der Moniteur enthält ferner ein Schreiben des Prinzen Napoleon, in wel- ch,m ders.lde um einen Dienst im Orient nachsucht. Ein Kaiser!. Decret ruft abermals 80,000 Mann unter die Fah nen, nämlich die beiden bis dahin noch nicht ausgehobenen Hälften der Altersklassen von 1849 und 1850, nachdem zwei frühere Decrete dieß schon mit den Altersklassen 1851 und 1852 gethan haben. Hierdurch findet sich der Effectiv- bestand der Armee bereit- u« 100,000 Maa», und wenn man in Berechnung dringt, daß auch die Altersklasse von 1853 im Augenblicke ganz auSgehoven wird, waS ohne die äußeren Umstände schwerlich geschehen wäre, um 200,000 Mann über den normalen Fri,denSfuß verstärkt. Nach einer in PimS am 25. Februar auS Bayonne «iagegangeuen telegraphischen Depesche ist ganz Spanien in Belagerungszustand erklärt. Das Ministerium bewahrt «irre feste und entschlossene Haltung. ES find zahlreiche Bertzaf. tustgen vrm Mitgliedern der Opposition vorgenommen wor den. Eine revolutionaire Bewegung scheint hier ebenfalls im Anzüge zu sein. In Paris war das Gerücht verbreitet, daß Ludwig Na poleon vom Kaiser von Oesterreich ein eigenhändiges Schrei, ben erhalten habe, welches die thätige Mitwirkung Oesterreichs gegen Rußland in Aussicht stelle. Auch anderwärts wird glaubwürdig versichert, daß aus Wien die befriedigendsten Versicherungen über die Haltung Oesterreichs eingelaufen seien. — Auf der Börse herrschte die beste Stimmung, aber das Geschäft war nicht sehr thätig. Russische Bons fielen um 2 Procent. Nach Berichten aus London vom 25. v. M. hat das Unterhaus für die Flotte 58,000 Mann votirt. Die Land armer wird um 11,000 Mann vermehrt. Die Rüstungen zu Wasser und zu Lande dauern fort. Die Ausfuhr von Kriegsmaterial aller Art ist verboten. Die erste Sendung von Truppen nach dem Orient ist bereits abgegangen. Malta soll als Sammelplatz bestimmt sein. Aus Ober- und Mittelitalien, namentlich aus dem Kirchenstaat, treffen wiederholt Nachrichten über Aufruhrver suche ein. Die italienische Revolutionspropaganda scheint außerordentlich thätig zu sein, und dürfte demnächst die Wach, samkeit der dortigen Regierungen in,Anspruch nehmen. Oe sterreich und Frankreich werden sich wohl binnen Kurzem wie für die Ordnung der orientalischen Händel, so auch für die Niederhaltung der Revolutionsgelüste in Italien innig die Hand reichen müssen, wenn sie ein drohendes Ungewitter in Zeiten von sich abwenden wollen. Der Aufstand in den griechisch-türkischen Provinzen greift heftig um sich. Die Jnsurgentenarmee in Epirus wird auf 8000 Mann angegeben. Freiwillige strömen aus allen Theilen deS griechischen Königreichs hinzu, und die griechische Regierung scheint nicht im Stande, dem Enthusiasmus der leicht erregten Bevölkerung entgegenzulreten. Man glaubt daher, daß binnen wenigen Wochen französisch-englische Gar nison Athen und andere Städte Griechenlands besetzen wird, um das Feuer zu dämpfen. Türkische Truppen sind bereits von Makedonien nach Albanien zur Beilegung des Aufruhrs abgegangrn. — Vom Kriegsschauplatz an der Donau wird nichts NeueS von Bedeutung gemeldet; die Plänkeleien und Vorpostengefechte dauerten mit abwechselndem Glücke fort.