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Mmuer Anzeiger Erschein« Dienstag, Dounerslafl u. Sonnabend. Inserate kosten die Spaltenzelle oder deren Advnnementspreis einschließlich zwei illnstrirter >111^ II 11II I I Raum 10 Ps., snr ausivartige Inserenten IS Pf., achtseitigen Beilagen sowie eines illustrirten 1 I 4 Reklamen 20 Pf. Annahme von Unzeigen Witzblattes l,so Mk. I l ' für alle Zeitungen. Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lnban, Borlas, Spechtritz re Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Stummer 30. Donnerstag, den 13. März 1902. 15. Jahrgang. Aus Nah und Fern. — Der Stuhlfabrikant Herr Julius Oesterreich in Kleinölsa beabsichtigt auf dem Grundstücke Nr. 42s des Flurbuchs und Nr. 17 des Braiidversicherungs-CatasterS für Kleinölsa eine Knochenstampfanlage zu errichten. Etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besondere» Privatrechtstiteln beruhen, sind bei deren Verlust binnen 14 Tagen bei der König!. Amtshauptmannschaft Dresden- Altstadt anzubringen. — Das nunmehr vorliegende endgültige Resultat der ArbeitSlvsen-Zählung im Plauenschen Grunde vom 19. Januar stellt sich folgendermaßen: Es wurden 953 Arbeitslose gezählt, davon 566 verheirathet mit 1371 Kindern. Sie waren insgesammt arbeitslos 8764 Wochen und 2 Tage, cs kommen also iin Durchschnitt über zehn Wochen auf den Einzelnen. — Vorige Woche hat sich der etwa 65 Jahre alte Schmiedemeister Karl August Rehn in Kreischa aus seiner Wohnung entfernt, angeblich nm Verwandte im Plauenschen Grunde zu besuchen. In einem ain Sonn abend dort eingegangenen Briese mit dem Bahnpoststempel Potschappel-Nossen nimmt Rehn jedoch von seiner Frau und Kindern Abschied mit dem Bemerken, daß er nicht wiederkomme. Der Aufenthalt Rehns ist unbekannt. Ob der betagte, sich sonst eines guten Leumunds erfreuende Mann, der in letzter Zeit Spuren von Schwermuth gezeigt haben soll, sein Vorhaben, sich das Leben zu nehmen, aus- .. a^ibrt ,bak war bi« jetzt nicht -vmit.UIn, — Wegen in Ammelsdvr s auftretender Masern- Epidemie ist auf Anordnung der Bezirksschutinspeklivn zu Dippoldiswalde der Schulunterricht in der zweiten Schul klasse auf acht Tage geschlossen worden. — O weh, das arme junge Blut. Im Ballkleid ertrunken ist ein unbekanntes Mädchen, das man in Hermsdorf i. M. aus dem Wasser gelandet hat. Die Ertrunkene, die etwa 20 Jahre alt gewesen sein mag, hat scho>r längere Zeit im Wasser gelegen. Sie hat blondes Haar und trug ein rothes Seidenkleid, weiße Handschuhe, zwei goldene Ringe und eine goldene Uhr. Man vermuthet, daß sie auf dem Wege zum Ball über das Eis gehen wollte und eingebrochen ist. — Ein 21/2 jähriges Kind in Schmalkalden, das zu Hause allein gelassen worden war und mit Streichhölzern spielte, setzte seine Kleider in Brand. Vorübergehende sahen den Rauch aus dem Hause kommen und hörten da Wimmern des Kindes, konnten es aber nicht mehr retten; bald nach dem man den Brand gelöscht, starb es. — Auf der Lokomotive gestorben ist der 29 Jahre alte Hilfsheizer Richard Bieberstein aus Berlin. Als der Zug Nr. 1771 sich um Mitternacht zwischen den Bahnhöfen Friedrichstraße und Börse befand und sich diesem näherte, fiel Bieberstein neben dem Lokomotivführer plötz lich um- Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Er hinterläßt Frau mit zwei Kindern. Der Stich ins Herz. In Wiesenfels bei Königsfeld i. B. hat ein 60jähriger Landmann, der schon früher wegen Todtschlags mit -U/z Jahren Zuchthaus vor bestraft ist, iin Streite seinen Schwiegersohn durch einen Stich ins Herz getvdtet. Der alte Mann hält sich iin Walde versteckt. — L a n d f r i e d e n s br e ch er. Die Gendarmerie verhaftete 6 Bergleute aus Aken wegen Landfriedensbruch. Die Verhafteten sollen sich Gewaltthätigkeiten zu Schulden kommen haben lassen. — Das war die Höch st e Zeit! Auf dein Wege zum Richtplatz begnadigt wurde der zum Tode verurtheilte Mörder Gligo Gvozdan, welcher in Banjaluka (Bosnien) schon un^-r dem Eklü»» stAude K:uH> öre^imchi» kam telegraphisch die Begnadigung oom Kaiser aü. Diese Wendung machte auf alle Anwesenden liefen Eindruck. Der Begnadigte wurde in seine Zelle zurückgeführt. — In Heiligen-Geist bei Marburg erschlug der 20 jährige taubstumme Bauernsohn Cipus seine Mutter und einen zu Hilfe herbeieilenden Knecht, weil seine Mutter in eine von ihm geplante Heirath nicht einwilligen wollte. Ein anderer Knecht konnte sich vor dem Äsenden nur durch eilige Flucht retten. Der Mörder vMßub danach die Leiche seiner Mutter in einem Düngerhaufen und ver scharrte den erschlagenen Knecht unter Kartoffeln im Keller. — Die Ortschaft Schlegelberg bei Teplitz ist durch verheerendes Großfeuer total eingeäschert. Sämmt- liche Häuser sind niedergebrannt. Die gesammte Bevölker ung ist abdachlos. — In letzter Zeit ist viel von amerikanischen Offizieren und Befehlshabern gesprochen wor den. Als 1774 der Unabhängigkeitskrieg mit England begann, da hatten die Amerikaner noch keine geschulten Führer und Berufssoldaten. Wer tüchtig war, brachte sich durch und entwickelte Talente, die man vorher nicht geahnt. Der „Fr. Ztg." gehen aus einer offiziellen Liste von 1781 interessante Angaben über die hervorragendsten Offiziere der siegreichen amerikanischen Armee zu: Oberbefehlshaber Georg Washington, war 1756—1762 Kapitän der virgi nischen Miliz, Generalmajor Gates, zweiter General im Kommando, war Oberstleutnant in englischen Diensten, ein sehr fähiger Offizier, Generalmajor Moeduggel, dritter General iin Kommando, war Matrose, Generalmajor Lee, war Major in englischen Diensten, ein capabler Offizier, Baron v. Steuben, General-Inspektor der Armee, war Quartiermeister-Leutnant in preußischen Diensten und hatte 1760 quittirt, Generalmajor Arnold war Pferdehändler, Generalmajor Putman war Gastwirth, Generalmajor Sullivan war Schneider, nachher Pächter einer Fähre, zu letzt Advokat, Generalmajor Knoex, Oberbefehlshaber der Artillerie, war Hufschmied. Es folgen m-ch viele andere Generäle und Regimentskommandeure, dis? ihre friedliche, bürgerliche BeschMtAMH cnMgehen Haspen um aru-L^. lreluugstriege theiMNP uns die sichMld zu tüchtig^ Offizieren hernnbirdeten. Einer der lu m.^endsten Generäls war, wie vielen Lesern bekannt sein w'rd, der genannt^ ehemalige preußische Offizier v- Steuben. Von einem General der Artillerie sagt er: „Er war Buchdrucker in Boston, ein würdiger Mann, der sein Metier aus dein Grunde verstehet und seine gegenwärtige Stelle mit vielen Ehren verwaltet." — Zerstreut. Professor (einem Bekannten er zählend): „Denken Sie sich, mein Neffe ist in den Alpen abgestürzt und ist todt! . . . Hoffentlich läßt er sich der artige Ausflüge zur Warnung sein!" Der rothe Stern. Von M. F. Bal p. - (MchdnM verbot»»!. >,Jch muß sehr um Entschuldigung bitten, daß ich so früh störe," begann sie, mich mit ausgestreckter Hand be grüßend, „aber haben Sie die große Neuigkeit gehört? Die Mörder meiuec Susi sind verhaftet, und mit ihnen die meisten Mitglieder der Verschwöcerbande, zu der Ed mund Dalton gehörte!" „Ist Dalton auch ergriffen?" fragte ich lebhaft. „Leider nicht- Aber wenigstens wird man ihm jetzt eher auf die Spur kommen, und dann wird auch er seiner Strafe nicht entgehen." „Sie sind noch ebenso erbittert gegen ihn?" Ich habe keinen Grund, ihn inilder zu beurtheilen; meine Ansicht hat sich nicht geändert." „Wäre es denn nicht denkbar, daß er todt wäre?" warf Jack ein. Bei seinem plötzlichen Dazwischenreden blickte Fräu lein Stanhope auf, als wundere sie sich, wer er wäre, und ich beeilte mich, sie einander vorzustellen. Darauf sagte sie nicht unfreundlich: „Nun, Herr Deimock, dann wissen Sie natürlich alles durch Ihre Braut. Nein, ich sehe wirklich nicht ein, weshalb Edmund Dalton todt sein sollte, wenn Sie da mit meinen, daß ihn seine Gefährten umgebracht haben. Mir scheint es ganz klar, daß er nur aus Furcht schweigt." Jack widersprach nicht, doch glaubte ich einen unter drückten Seufzer zu vernehmen, als er sich wieder nach dem Fenster wandte. Fräulein Stanhope und ich unterhielten uns von den Ereignissen seit ihrein letzten Besuch, als wir durch einen Ausruf Jacks voin Fenster her erschreckt wurden. Ohne auf unsere Fragen zu antworten, stürzte er aus dem Zimmer; wir eilte» daher aas Fenster, von dessen weit vorspringendem Erker aus man die ganze, sehr lange Straße übersehen konnte. Ein Fleischerwagen raste, anscheinend führerlos, dahin, die Zügel schleiften, und auf dein Trittbrett hing vorn über ein kleines Kind, daß jeden Augenblick auf's Pflaster geschleudert werde» konnte. Was nun folgte, war das Werk weniger Sekunden; i» Todesangst sah ich Jack sich dem durchgehenden Pferde entgegen werfen, von demselben zwar eine Strecke ge schleift, es aber dennoch zum Stehen zu bringen — dann sprangen ein paar Männer zu und hielten das zitternde Thier, während Jack das Kind, welches besinnungslos schien, aus dem Wagen hob. „Ich bringe ihn herein," rief er mir zu; als er Jack stand regungslos und sah uns beide an. dann mit seiner Bürde die Stufen zur Hausthttr Hinan stieg, sah ich, daß sein Nockärmel bis zum Ellbogen auf gerissen war. Er achtele aber nicht darauf, sondern bettete den Kleinen sorglich auf das Sopha. „Lauf und hol ein Glas Wein, Minnie, er scheint nicht verletzt, nur zu Tode erschrocken zu sein; kein Wunder! lvie konnte man solch ein kleines Geschöpf so allein auf dein Wagen lasse»!" Als der kleine Patient sich erholt hatte, fing er bald an nach „Vater" zu schreien; dieser trat eben ein, und Jack konnte nicht umhin, ihn« Vorhaltungen zu machen, daß er sein Kind einer so großen Gefahr ausgesetzt habe. „Daran ist allein der Geselle schuld," gab der Mann zur Antwort, „immer bittet und bettelt er, wir sollen ihm den Jungen mckgeben, wenn er ausfährt, und wir mochten's ihin nicht abschlagen, weil der Kleine auch so gern bei ihm ist. Aber heut' war es das letzte Mal, so viel ist gewiß. Ich weiß nicht, was meine Frau gethan hätte, wenn dem Jungen was zugestoßen wäre — sie ist krank und kann nicht aus dem Haus, sonst käm' sie selber, uin Ihnen zu danken!" „Ich will keinen Dank," sagte Jack freundlich. „Und nun laß mich nach Deiner Wunde sehen," bat Dann erhob Alice Stanhope den verstörten Blick zu ihm: „Die Augen sind es nach der Beschreibung," sprach sie wie im Traume, „aber das Haar ist dunkler — viel leicht gefärbt. Die Gestalt —" Ich erwachte endlich aus meiner Betäubung. „Jack, so sprich doch!" schrie ich in meiner Angst und Ver zweiflung. „Merkst Du denn nicht, was sie meint? Sprich und strafe sie lügen!" Alice stand und wartete auf die Antwort, die so lange ausblieb, er aber sah nur mich an, als staune er über die Worte. Dann klang es rauh und hastig von ihren Lippen: „Edmnnd Dalton! Ich beschuldige Sie des Mordes meiner Schwester und der Theilnahme an hochverräther- ischen Umtrieben." 12. Kapitel. Schuldig oder nicht? So lange ich lebe, werde ich die fürchterliche Spannung dieser Augenblicke nicht vergessen. Die Uhr tikte laut und deutlich, und mir war, a s wiederhole sie immer nur die Worte: Edmund Dalton! — Edmund Dalton! nämlich, daß FrH merkte.^M zwei obachteM ich, nachdem sich Vater und Kind entfernt hatten. Ge horsam streckte er den Arin aus, und da — ich hatte mich nicht getäuscht — auf der Innenseite des Armes klaffte ein mehrerer Zoll langer Riß! „Wie gräßlich! Wart', ich hole gleich Wasser zum kühlen. Ist auf der andern Seite keine Verletzung?" Blitzschnell hatte ich den Arm umgedreht — dort war keine Wunde, wohl aber leuchtete mir, dicht überm Handgelenk, grellroth, als sei er eben erst eingebrannt wo.den, der Stern entgegen! Im stummen Entsetzen starrte ich darauf, fast traute ich meinen Augen nicht — aber es war wirklich der Stern, genau wie ich ihn im Trauin auf dem Arm des „Nein, nein!" schrie ich und warf mich vor meinem Bräutigam auf die Kniee, „sie ist ja im Jrrthuin. Sage ihr, Jack, daß sie iin Jrrthuin ist — sage ihr, daß Du nicht Edmund Dalton bist, daß Du nichts mit jenem Mord zu schaffen hattest!" Aber während ich noch sprach, regten sich leifi Zweifel an meinen eigenen Worten — der dunkle Veil dacht, der mir am Morgen aufgestiegen war, er schief sich zu bestätigen. Jacks geheimnißvolle Ausgänge n der ersten Zeit unserer Bekanntschaft, sein Widerstreben, mir die Erklärung des Lederarmbands zu geben, seine Bitte, ich solle ihm stets und unter allen Umständen vertraut» — alles dies jagte jetzt mit Blitzesschnelle durch mein regtes Hirn und strafte meine Worte Lügen. Ach, wo war mein felsenfester Glaube, wo mein blindes, rückhaltloses Vertrauen geblieben? Es ist gar ein ander Ding, an einein „Verschwörer" ein freundliches, theilnehmendes Interesse zu nehmen, woran man nicht mit dem Herzen betheiligt ist — als zu erfahren, daß der jenige, dein man seine Liebe für Zeit uns Ewigkeit ge schenkt hat, sich verbrecherischer Handlungen schuldig ge macht habe! und gar, wenn auch indirekt, den Tod se"kr Gatteterursacht habe — der Gattin, deren Pla> "Mn in HM>e einnehmen sollte! ' . — Fortsetzung V- — Md^mir noch eins klar; Me dttk Ster» ebenfalls be- bu AilfMrei, beugte sich vor 0auer. ^.elte sie und ihre Stimme I^erne. « Es kann doch nicht an, und ich be- AMilfloser Angst. Maunes mit der Maske gesehen! Ich fühlte, wie mich eine Schwäche anwandelte, und wußte,, daß Jacks Augen unverwandt auf mir ruhten. Im nächsten