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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.04.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191104142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19110414
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19110414
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-14
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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BrzugS-Prel- vleneljShlt. vet unser»tztltale» ». >»- nahmestellen abaeh»U: 7» PI. «»nntL, llS Btt. »ieeteltLhel. »«ch »t, P» tnn«r-alb DeucschtanL» »nd der d«»ych« Kolonien oiertellährl. 2.« Mk., «„all. l.St MI. «»»Ichl. Poildeftellaeld. Ferner in Bellten. Dänemark, de» Donauftaaten, Italien, L»r««d»ra. Ktederlanbe, Rar» weaen. Oekerretch-Ungarn, Rutzlan», Schweden, Schweig n. Spante». 2n alle» üdngen Staaten »ar direkt darch dia Leschästestell« de» Blatte» erhältlich. Da» Leip,i,er Tageblatt «rlchetnt 2 «al täglich. Senn» ». Feiertag» »ar «argen». Adonnementr-Banahm«: S«han»i»gast« >» dei unteren Trägern, Filialen, Spedttearen und Annahmestellen, towie Postämtern und Briesträgern. Si»,«l»«rraas»»r,i» »Ps. LMM Tag MM Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Rokiieiamles der?»tadt Leipzig. Anzeigru-Prels Mr Salerat« a»» Leipzig »ad Umgeb«», dt« lspaltig« Petit,eile L Ps. di» Reklame nil« > vkk.: »an «»»wärt» SV Pf., Reklamen l^V Mk.: Inserat« von Behörden im amt- lichen Teil di« P«,it»eil« SV Ps. Trlchäft»anj«igen mit Platzoorlchrtiten », in der lilvendausgad« >m Preis« erhöht. Rabatt nach Tarrs, «eilagegedühr Gesamt» auflage ü Mk. o Taulend »rkl. Postgebühr. Terldeilag« hoher. Festertetlt, Aufträge tonnen nicht «urück» a,zogen werden Für da» Erscheinen an »«stimmten Tagen und Plagen wird kein« Garantie übernommen. An,eigen - Annahme Johanni»,«Ise ch bet sämtlichen Filiaien u. ollen Annoncen- L,»«diti«nen de» In- «nd Ausland«». Den« ,n» ««»lag de» Leipzig»» Tage blatt«» S. Pol,. Inhaber Port Kürst«». Redaktion »nd Seschäst.ftell«: Iohannirgass« 8. Fernsprechern Itb--. ,4«iM. 14SS4 Haupt-Filiat« Dresden: Seestrag« 4. l iTelephon 462ix» Nr. 104. frrtisg. üen >4. kiprll lSll. 105. Jahrgang. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 24 Seiten Dss Wichtigste. * Der Bundesrat hat den Antrag der badischen Regierung abgelehnt, die Einfuhr däni schen Schlachtviehs unter Vorsichtsmaßregeln zu gestatten. * Es wird als nicht ausgeschlossen bezeichnet, daß im Sommer 1911 ein« Konferenz zur Revi sion der Algeciras-Akte zusammentritt. (S. d. bes. Art.) * Im Marnegebiet haben neue Barri ¬ kadenkämpfe stattgefunden. Die Bewegung be ginnt auch auf die Gironde überzugreifen. (S. Ausl.) * Zn Südwales und Monnouthshire ist der Ausbruch eines allgemeinen Kohlen arbeiterstreiks zu befürchten. (S. Ausl.) Ltlsmpggner-Kellolulion. Die ernsten Ereignisse, die seit langem in den französischen Weinbaulanden vorausgesagt wurden, sind jetzt eingetreten. 2n den lachenden Fluren des reichen Champagnegebiets, die sich mit Frühlingsgrün zu schmücken beginnen, läuten die Glocken der Dorskirchen Sturm. Mit Hacken und Spaten bewaffnet steigen Männer, Weiber, ja selbst Kinder von ihren Weinbergen herunter und in schwarzen Massen wälzen sie sich über die Chausseen den Städten zu, wo sich die großen Schaumweinfabriken befinden, nach T>amery, Dizy-Magenta, Ay, Epernay und Reims. Feuersäulen röten den nächtlichen Himmel; sengend und plündernd dringen die sonst so friedlichen Winzer in die weltbekannten Champagnerhäuser ein, in die sie ehedem so vergnügt die Fässer ihres gekelterten köstlichen Nasses, die Frucht ihrer Arbeit, abzuliefern pflegten. Mit ihren Hacken und Spaten schlagen sie die Flaschen kurz und klein, deren goldene Hälse mit lautem Knall in Trümmer gehen. Und die perlenden Weinströme ergießen sich über die Kellerfliesen, manche aristokratische „Extra-Cuv's", gerade wie der gewöhnliche Sekt, der in des biedern Mannes Feststimmung billigen Hochgenuß tragen sollte. Ihrem eigenen Wohlstand fügen so die erbitterten Winzer schwersten Schaden zu, da sie ohne den Zwischenhändler, ohne den großen Fabri kanten ihre Weine nicht verkaufen, nicht leben könnten. Aber sie begnügen sich nicht damit, die Firmen zu zerstören, die sie beschuldigen, auch Wein von außerhalb des Champagne landes zu beziehen: sie revoltieren gegen die Staatsordnung, bauen Barrikaden und widersetzen sich der Truppe, die mit gezogenem Säbel attackieren und Männer, Frauen und Kinder niederschlagen muß. In Paris tagt das hohe Parlament und fällt die wider sprechendsten Beschlüsse, die bald das eine, bald das andere Weinbaugebiet beruhigen sollen und dabei nur Mißstimmung, Zorn und schließ lich die Emeute zur Folge haben. Der Senat, der zumeist aus alten und sonst besser beratenen Herren besteht, hat eine Tages ordnung votiert, die nach der Voraussagung aller parlamentarischen Vertreter des Marne departements zu einer augenblicklichen Ex plosion der angesammelten Wut in der Cham pagne führen mußte. Es handelt sich um das vielbesprochene Deliminationsgesetz, das zum Namenschutz der berühmtesten Weinarten erfunden worden war. Kammer und Senat hatten die Regierung beauftragt, genau geogra phisch festlegen zu lasten, welche Orte in die Weinreviere „Bordeaux", „Champagne", „Cognac" usw. einzubegreifen wären. Eine fachtechnische Kommission hatte die Delimi- tierung peinlichst ausgearbeitet. Nachdem zu nächst die Unzufriedenheit gewisser Gebiete im Süden beschwichtigt worden war, erhob sich im Osten großer Lärm, weil nur dem Marne departement die Berechtigung zuerkannt wurde, seine Weine „Champagne-Weine" zu nennen. Die Departements Aube, Aisne, Seine-et-Marne unb Haute-Marne, die zur früheren Provinz Champagne gehörten, ver langten in immer drohenderer Sprache, nicht um ihr altes Privilegium gebracht zu werden. Dadie letzteMißernte einen großen Notstand in den Dörfern zurFolge hatte, haben sich die Bauern des Marnedepartements über den Vorteil, den sie gegenüber den umliegenden Gebieten erlangten, so gefreut, daß sie sich ihn jetzt um keinen Preis mehr nehmen lasten wollen. Eine Interpellation desSenatorsRambourget ermöglichte dem Ministerpräsidenten Monis, im Oberhaus den Regierungsstandpunkt darzulegen. Wenn das Ministerium den aus der alten Pro vinz Champagne entfernten Departements recht gebe, würden die dort zu befürchtenden Ereig nisse vermieden werden, dagegen im Marne- Departement der Aufstand losbrechen; würde dem letzteren recht gegeben werden, stünden in den übrigen Departements die schlimmsten Er eignisse bevor. Monis lehnte es darum klug ab, selbst den Schiedsrichter zu spielen. Er ver wies den ganzen Streitfall an die höchste Instanz, die in der Republik über bedeutendere Rechts fragen zu befinden hat, an den Staatsrat. In der Hauptsache wollte er wohl Zeit gewinnen: Denn welches Heilmittel beruhigt unfehlbarer als die Zeit? Mit dem Frühjahr kommt die Arbeit im Weinbaulande, und wenn die Reben treiben, hat der Winzer anderes zu tun, als zu Wirtshausdebatten und in Ver sammlungen zu gehen. Da der Minister präsident selbst Weinhändler ist, versicherte er den Senat, daß er alle Verant wortung für die Schlichtung des Bruderstreits im Osten dem Staatsrat überlasten werde, der keinerlei Befehle oder Winke, sondern ein „weißes Blatt zum Dekretieren" vom Ministe rium erhalten werde. Während Senator Vallö die Unparteilichkeit der Regierung in dieser Frage lobte, protestierten Poincarö, Rivet, Denoix und Mougeot dagegen, daß Monis jede Verantwortlichkeit von sich abweisen und einer nur zu konsultierenden Instanz, dem Staatsrat, die Befugnisse, ein wahres Regierungsdekret zu erlassen, geben wolle. Monis und nach ihm der sehr geachtete, sozialistisch-radikale frühere Ministerpräsident Leon Bourgeois, der als Senator das Marne-Departement ver tritt, warnten das Oberhaus davor, das Delimitationsgesetz zu entkräften. Es half aber alles nichts, der Senat nahm mit der bedeutenden Mehrheit von 213 gegen 62 Stimmen jene berüchtigte Tagesordnung an, in der die Preisgabe der Abgrenzungen der Weinbezirke gefordert wird. Dieser Be schluß bildete das Sturmsignal. Gerade weilten in Paris die Vertreter von 162 Winzer genossenschaften des Marne-Departements, die gemeinsam mit den Deputierten und Sena toren ihrer Wahlkreise über die Mittel berieten, mit denen die Fortdauer des im Delimitations gesetz erlangten Vorteils durchgesetzt werden könnte. Als ihnen die Abstimmung des Senats bekannt wurde, reisten sie sofort sehr deprimiert nach Reims, Epernay usw. zurück, gewillt, die Ruhe zu predigen, aber wenig überzeugt, daß sie Gehör finden würden. Sie sagten voraus, daß die bloße Nachricht von dem Votum den Aufruhr entfesseln würde. Und in der Tat be gannen nun jene geschilderten wüsten, wilden Gewaltakte, die zur Vernichtung der Ordnung führen mußten und die Regierung zu scharfen Gegenmaßregeln geführt haben. Sollte es den Truppen auch gelingen, zeitweilig den Aufruhr zu dämpfen, Ruhe wird in die aufgeregten Winzergemüter nicht gleich wieder einziehen. Die Schwierigkeit eines befriedigenden Schieds spruchs der Regierung liegt ja eben darin, daß jede Entscheidung zugunsten der einen Gegend den heftigsten Widerspruch der Winzer der anderen Distrikte herausfordern würde. Ge lingt es der Negierung nicht, glücklich aus diesem übrigens selbst verschuldeten Dilemma herauszukommen, dann drohen Frankreich noch ernste Tage. * Die revolutionäre Bewegung der Winzer ist auch am Donnerstag nicht zum Stillstand gekommen. Es liegen im Gegenteil neue Meldungen von schweren Ausschreitungen vor. Epernay, 13. April. lTel.) Winzer plünderten heute vormittag die Weinteller in Vinay aus. Die Truppen mußten, ehe sie die Demonstranten ver treiben konnten, eine Barrikade zerstören. Die in Brand gesteckten Häuser in Ay brannten voll kommen nieder. Die Straßen in Ay fließen von Wein und sind mit Flaschenscherben bedeckt. Reims, 13. April. lTel.) Die Winzer verbarri kadierten sich in den; Dörte Venteuil und hin derten die Truppen daran, es zu besetzen. Die tele graphische wie telephonische Verbindung mit Ven teuil ist unterbrochen, da die Drähte bei Reuil zer schnitten wurden. Auf eine Dragonerpatrouille wurden Revolverschüsse abgegeben, die jedoch fehlgingen Epernay, 13. April. lTel.) Aus Ay ist noch der Zwischenfall nachzutragen, baß das Feuer von einer der angesteckten Kellereien auf das Haus des Bürgermeisters Menson Übergriff. Die Auf rührer hatten das Eingreifen der Feuerwehr bis dahin verhindert und nicht gestattet, daß die von ihnen angezündeten Brände gelöscht wurden. Als jedoch das Haus des Bürgermeisters zu flammen be gann, eilten sic selbst nach dem Stadthause, schleppten die Feuerspritze der Gemeinde herbei und löschten den Brand mit den wie geschwollene Bäche durch die Straßen fließenden Wein ström en. Paris, 13. April. lTel.) Die Gironde beginnt ebenfalls sich über den Senatsbeschlug auszuregen. Der Vorsitzende der Landwirtschaftlichen Genossen schaft von Bordeaux erließ an die dortigen Blätter folgende Kundgebung: „Nach mehr als lOjährigem Kampfe für die Aner.ennung eines jahrhunderte alten Rechts, wird die Gironde sich ein so mühselig errungenes Schutzwerk eug nicht entreißen lassen; sie wird mit allen Mitteln den Anschlägen aus ein Gesetz widerstehen, das allein den skandalösen Machenschaften ein Ziel setzen kann, die sie zu grunde gerichtet haben. Die Genostenschaft schreitet sofort zur Einsetzung eines Wachlamkeitsaus- schusses, der die bedrohten Interessen der Gironde- Winzer zu hüten hat." Jugenderziehung und )and noch erwarten k Zugcnümehren. Die vor einiger Zeit erfolgte Vorführung einer seit 15 Jahren in Berlin bestehenden Zugendwehr vor einem Kreise geladener Gäste in der Kaserne des Alexander-Regiments lenkt die Aufmerkiamkett er neut auf die „Zugendwehren". Sie bestehen bereits nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich und Italien — in beiden in den Turnvereinen mit militärischer Organisation — ferner in manchen dem Sporlbetrieb verwandten Kreisen Englands, und sind neuerdings in den in fortschreitender Bildung begriffenen Schulertruppen Rußlandsim Begriff, zu einer gesetzlich geregelten, für das gesamte russische Reich obligatorischen Insti tution zu werden. Der preußische Kricgsminister widmet der militärischen Jugenderziehung sorgfältige Beachtung und hat in einer programmatisch.'« Erklä rung zu der Denkschrift des Zentralausschußvorsitzcn- den für Volks- und Jugendspiele in Deutschland, Abg. von Schenckendorff, über nationale Erziehung durch Leibesübungen in zustimmendem Sinne Stellung ge nommen. Vom Standpunkt der Heeresverwaltung aus müsse er die bestmögliche körperliche Vorbereitung des Heeresersatzes als Endziel aller Zugendpflegemaßnahmen bezeichnen. Soweit aber auf Exerzieren und Schießen in dem Uebungs- plan ein Hauptwert gelegt werde, könne er sich nicht verhehlen, daß eine derartige Ausbildung sich für militärische Zwecke weniger nützlich erweisen werde als eine planmäßige Durchbildung des Körpers, wie sie in den Vereinen für Körperpflege betrieben werde. Damit trifft Ser Minister für unsere deutschen Verhältnisse offenbar das Richtige. Denn eine militärische Organisation und Ausbildung der Ju- gendweürcn lenkt die Jugend zweifellos sowohl von der Erfüllung der Zwecke des Schulunterrichts, wie auch von der der Aufgaben ab, die unmittelvar nach erfolgtem Schulbesuch in den mannigfachen Zweigen der Erwerbstäligkeit an sie herantreten, und vermag nur militärisch minderwertige Resultate zu erzielen. Die gescheiterte Bildung der „Schülerbataillone" in Frankreich hat beides bewiesen. Inzwischen ent standen in Frankreich, vorbereitet durch die Gesetze über den obligatorischen Turnunterricht und mit ihm verbundene militärische Vorbereitung, vermöge pri vater Initiative militärische Zugendvereine sür die von der Militärbehörde nur Weisungen über die Art und Methode der militärischen Hebungen und die Bedingungen für die Erlangung von Diplomen er gingen, die jedoch bisher ohne besonderen Erfolg ge blieben sind. Die militärische Bedeutung der Jugendweh ren in den verschiedenen Ländern ist für diese ver schiedenartig. Für Länder, der.'n Bevölkerung es an Sinn für das Mllitärvxsen mangelt, wie z. B. in Italien, England und Rußland, und in neuester Zeit infolge der antimilitaristtschen Bestrebungen wie in Frankreich zu mangeln oeginnt, besitzen die Zu- aendwchrcn eine z,anz andere Vedcu.ung wie für Länder, wo Liefer Sinn noch vorhanden rsc, wie z. B. in Deutschland, dcsstn Heer und Marine jährlich rund 49 600 zweijährig und dr ijährig Freiwillige zählen. Ungeachtet dessen vermögen jedoch militä rischer Sinn und Verständnis bei unserer Jugend wehr noch dadurch eine willkommene Steigerung zu erfahren, wenn den Heranwachsenden Gelegenheit ge geben wird, durch einen freiwilligen Ausmarsch einer einfachen U'bung bcizuwohnen, und derart elnen Teil des schon von Gras Hacseler beim XVI. Armeekorps angewandten und nunmehr vom Kaiser angeregten „Anschauungsunterrichts" zu erhalten. In Ztalien bestehen bereits seit längerer Zeit militärisch organisierte Turnvereine. Allein da nur etwa 70 Prozent s iner schulpflichtigen Knaben aus einige Jahre Sie Schule besuchen, so bleiben jene Turnvereine ohne weitreichende Wirkung, obgleich alles geschieht, um du:ch schmucke Uniformen und Musikkorps sie zu einer Attraktion zu machen. So verhältnismäßig geringen Erfolg man daher von den Schritten Italiens auf dem Gebiet der italienischen Jugenderziehung und Körperansbildung vorder- )and noch erwarten kann, um so bedeutender ver- pricht der Erfolg des jetzt von Rußland einge- chlagenen Weges zu werden. Zn der österreichischen Fachpresse wird von militärischer auswärtiger Seite berichtet, daß die militärische Vorbereitung der Ju gend und die Bildung von Schülerirupprn in Ruß land immer weitere Fortschritte mache. Vor kurzem sei inAschabad das erste transkaspisch: Schüler- reglm « nt gebildet worden^iür das eingehende Be stimmungen erlassen sino. Sic beziehen sich haupt sächlich auf di« den milttäriich.'n Schülern, den „Patjäschnnie", zustehenden Rechte und auf ihre Aus bildung. Gutes Dcrhal'en während des ganzen Dienstjahres wird mit einem metallenen, auch außer Dienst an der linken Brust zu tragenden Abzeichen belohnt. Zn bezug auf Vie Ausbildung wird bestimmt: Alle Schulertruppen be:re den ganzen Infanterie dienst durch Exerzieren, Feld-, Garni'on-, inneren Dienst, sonn; Gamnast.k, Hufe bei U glückssällrn, Ver wundungen usw. nach dem bestehrnten Reglement, ferner Fechten mit Gewehren und Rapieren, desgl. Schießen mit Gewehren 'leinen Kaliber» und schwank Pulverladung, jedoch nur die zwei ältesten Kompanien. Außerdem wird Unterricht in der russi schen Sprache, Geographie, Geschichte und im Rechnen erteilt. Die älteren Patjüschnyje müssen mit den Taten der hervorragendsten russischen Feldherren, so wie mit den BeziehungenRußlanoszuden anderen Großmächten, besonders Frankreich, England, Deutschland, Oesterreich Ungarn und Japan vertraut gemacht werden. Zur Deckung der Kosten für Bekleidung und anderen Bedarf, Gerät schaften, Fahnen, Musik und dergleichen lassen sich die Offiziere derjenigen Truppenteile, bei denen derartige Zugendwehren errichtet worden sind, monatlich kleine Gehaltsabzüge machen. Ferner werden die Musikkorps und Lehrer zum Unterricht in der Musik sowie Exer zierplätze und Reitschulen zur Verfügung gestellt. Bei st.'uern zu den Kosten werten auch von Privat personen und ganzen Korporationen geliefert. Die Jugend widmet sich der Sache mit voller Begeisterung, und man verspricht sich von diesen Bestrebungen >o gute Resultate, daß nach neuesten Nachrichten bei der Duma das Projekt vorliegt, die ganze Einrichtung, wie erwähnt, nicht nur für das gesamte Reich gesetz lich zu regeln, sondern sie auch obligatorisch zu machen. Glne neue Marakko-konlerenz üer Möchte? „Die Quintessenz der Frage, ob eine Wendung in der Marokkopotitik im Sinne der Revision der Algecirasakte bevorsteht oder nicht, scheint die allmählich in allen Kabinetten durchbrechende Er kenntnis zu sein, daß die Abmachungen von Alge ciras allzusehr auf der Fiktion aufgedaut waren, es könne in Marokko mit einer wirklichen und vollen Souveränität gerechnet werden." An diesen unlängst gefallenen Ausspruch eines hohen deutschen Würdenträgers und Mitglieds des Bundesrats an- knüpsend, schreibt die „Mil.-pol. Korrespondenz" auf Grund einer besonderen Informationsgebung weiter: Daß noch der Sommer 1911 den Zusammen tritt erner Reoisionskonferenz über die Marokko frage bringen kann, darf als nicht ausgeschlossen gelten. Die aus französischer und spanischer Ini tiative hervorgegangenen Besprechungen zwischen Herrn Cambon und Herrn v. Kiderlen - Wächter einerseits und zwischen unfern Pariser und Madrider Vertretern und den dortigen Kabinettchefs anderer seits haben u. a. ergeben, daß Deutschland sich möglicherweise mit einer gemelnsamen sranzüsisch- jpanischen, über die Bestimmungen von Algeciras binausgehenden, zeitlich genau zu begrenzenden Aktion gegen Fez einverstanden erklären würde, vorausgesetzt, daß wir hierbei gewisse ganz sichere Kautelen erhalten. Selbst gegen eine — vorübergehende— Besetzung von größeren Teilen des Sultanats scheinen in Berlin keine unüberwindlichen Schwierigkeiten zu bestehen. England würde sich, schon in Hinblick auf das ägyptische Abkommen von 1904/05, den beson deren Wünschen Frankreichs in dieser Richtung an schließen. Ein Beweis dafür, daß wichtige Entscheidungen bald bevorstehen, wird in Berliner diplomatischen Kreisen in der Tatsache erblickt, daß dec Staats sekretär des Auswärtigen Amtes sich nur mit kurzem Urlaub nach Süddeutschlano begeben, nicht aber, wie er zuerst eigentlich geplant haben soll, eine Aus landsreise angetreten hat. Das Vertrauen in Herrn v. Kioerlen, daß wir in einer marokkanischen Neu ordnung der Dinge gut fahren werden, ist allgemein. Man sieht in dieier Hinsicht den von ihm 1909 mit Geschick und Würde erledigten Easablanca-Fall als ein freundliches Präzedens an. Nochmals: Mangel an Ssnttäts- oMzieren. Zu dem kürzlich hier veröffentlichten Artikel „Der Mangel an deutschen Sanitätsoffizieren" erhalten wir folgende bemerkenswerte Zuschrift: „Wenn auch der Generalstabsarzt d«r Armee dem Kriegsminister erklärt hat, „daß von einem Miß verhältnis zwischen aktiven Offizieren und Sanitäts offizieren nicht gesprochen werden kann", so sind es doch Gründe ähnlicher Art, die in letzter Linie den Mangel an Sanitätsoffizieren veranlassen. Um es kurz zu sagen: der Sanitätsoffizier wird gewisser maßen als Offizier zweiter Klasse an gesehen. Obfchon im Kriege 1870/71 ein größerer Prozentsatz von Sanitätsoffizieren gefallen ist als von Offizieren, erhielten erstere Auszeichnungen für ihr Verhalten nur am weißen Bande, obschon sie es an Mut und Entschlossenheit und am Dreinsetzen ihres Lebens nicht hatten fehlen lassen, wie die Ver lustlisten beweisen. Und im „s ü d w e st a f r i- konischen Feldzuge" wiederholte sich dasselbe: obschon die Sanitätsoffiziere in doppelter Eigenschaft als Aerzte wie als Truppensührer ihren Mann ge standen hatten, sollten sie auch hier die Auszeichnung wieder nur am weißen Bande erhalten. Rur leb haftem Widerspruch gelang es in einer Anzahl von Fällen ein« Abweichung herbeizuführen. Es mag kleinlich erscheinen, aber bei dem strengen Formenwesen im Heer ist es das nicht, wenn hier darauf hingewiesen wird, daß auch im Gruß genau zwischen Offizier und Sanitätsoffizier unterschieden wird. Wenn z. B. Se. Exzellenz der Generalstabsarzt der Armee in Begleitung des jüngsten Leutnants Sr. Majestät einer Abteilung Soldaten begegnet, dann hat diese auf Befehl ihres Führers nicht den General stabsarzt, sondern den jüngsten Leutnant zu grüßen. Die Schärpe ist nur den Offizieren, Festungsbau offizieren usw. vorbehalten, den Sanitätsoffizieren wird sie vor« n t halten. Ich weise ferner hin auf die verschiedene Farbe ssilber bzw. Gold) der Kantillen bei den Offizieren und Sanitätsoffi zieren höheren Ranges, auf die Unterschiede im Koppel und auf sonstige kleine formell« Unterschiede in der Uniform, die zwar klein erscheinen, aber doch I bezeichnend und von Bedeutung sind. Ein wichtiger
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