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verord»»i»Mlatt der SreiSha»Pt«a«schUft va»tze» z»ßleich al» ltoasiftorialbehSrde der vderlaafitz AmLsvlatL der Amtshauptmannschasten Bautzen und Löbau, de- Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, des Hauptzollamts Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautze« und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Orga» d-r -aadels- «ad G - » e rd e t a « « e r z« Sitta«: Verantwortlicher Redakteur Arno Zschuppe (Sprechstunden wochentags von 10—11 und von 3—4 Uhr). — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Bautzen. Fernsprechanschluß Nr. 51. M« Bautzener Nachrichten erlchetnen, mit Ausnahme der Soun- und Festtag«, täglich abends. Preis deS vierteljährlichen Abonnement- 3 ^l JnserttonSgebühr für den Raum ein« Pettt-Spattzev« gvoöhulicheu Satze- 15 in geeignet« Fällen unter Gewährung von Rabatt; Ziffern-, Tabellen- und anderer schwieriger Satz entsprechend teurer. RachwctSgebühr für jede Anzeige und Insertion 20 j, für brieflich« «nstunstsertruung 10 4 (uud Porto). WM- R« hi- früh LV Uhr et»sehe«hr Inserate finde« «och i« de» ade»ds erschei«e«de« Blatts R<s>aDMt. Inserate nehmen die Geschäftsstelle de- Blatte- Mtd di« Annonceubureau« au, desgleichen die Herren Wald« in Löbau, Clauß tu Weißenberg, Lippitfch io Schirgiswalde Gustav Kröltng in Bernstadt, Buhr in Königshain bei Ostrttz, Reußner in Ober-CunnerSdorf und von Lindenau in PulSnitz. Nr. 215 1905 Dreitag, den 15. September, abends Sitzung des Dienstag, am 26. September >905, vormittags V«>2 Uhr. ^Löbau, am 14 September 1905. Königliche Amtshauptmannschaft. Oeffentliche Z » st e l l u « g. In der Privatklagesache deS Händlers Gustav Adolf Augst auS Bautzen, jetzt unbekannten Aufent halts, Privatklägers, gegen den Schneider Georg August Horack in Bautze», Angeklagten, wegen Beleidigung, wird der Ptlvalkläger aus Anordnung des hiesigen Königlichen Landgerichts, 2. Siraskammer, zur Haupt- Verhandlung über die von ihm gegen das Urteil oeS Königlichen Schöffengerichts zu Bautzen vom 8. August 1905 eingelegte Berufung auf den 26. Oktober 1965, vormittags 9 Uhr die bezeichnete Strafkammer, Schloß Ortenburg, Gebäude der Staatsanwaltschaft, geladen. Wenn Privatkläger weder selbst noch durch eineu mit schriftlicher Vollmacht versehenen Rechtsanwalt erscheint, so wird die Berufung verworfen werden. Es ist geladen: als Zeuge der Soldat iHornist) Pöhland hier Der Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts Bautzen, am 12. September 1905. Mittwoch, den 20. September 1905, vormittags 9 Uhr gelangen in dem Auktionslokale an der Petrikirche S, Parterre, hier, größere Posten Schablonen, groß? Buchstaben, Kreuzstich-Monogramme und Doppel-Buchstaben gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Bautzen, den 14. Septembir 1905. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. Große- Reinmachen ia der Sozialdemokratie. In den Begrüßungsartikeln, welche die sozialdemokra tische Presse demnächst der am Sonntag zu Jena be ginnenden Tagung des „Arbeiterparlaments" widmen wird, wird wieder von der Macht und dem Ansehen, von dem unaufhaltsamen Fortschritten und dem Siegesbewußtsein der Proletarirrpartei die Rede sein. Mit „gehobenen Ge fühlen" werden die sozialdemokratischen Blätter den Jenaer Beratungen entgegensetzen und felsenfest davon überzeugt sein, daß die Einigkeit und Unteilbarkeit der Sozialdemo kratie nach der Zusammenkunft in dem freundlichen Univer sitätsstädtchen Heller leuchten werde als jemals. Und doch hat vermutlich die sozialdemokratische Parteileitung nebst einem großen Teile der Partridelegierten noch niemals eine Reise nach einem Parteitagsorte mit solchem Bangen ange treten wie die nach Jena. Vor der Dresdner Tagung gab Bebel die Parole aus: Kein Komödiespielen, kein Vertuschen mehr! Es sollte im Trianonsaal ein großes Reinmachen vorgenommen werden. Aber wie kläglich unsauber ging die Sozialdemokratie daraus hervor. Viel schmutzige Wäsche wurde ja dort gewaschen; aber der „Jungbrunnen" halte keine reinigende Kraft, er nahm vielmehr den Schmutz in sich auf. Das große Rein machen war vergeblich; dle sozialdemokratische Partei ist noch unsauberer auS der Dresdner Tagung herausgekommen, als sie hineingegangen war. Kein einziger Führer, dem nicht in Dresden ein großer und allen Retrugungsprozessen Wider stand leistender Schmutzfleck angehängt worden wäre. Am übelsten zugerichtet freilich sah damals „Genosse" Mehring aus; ober dir Parteileitung fand an seinem Aussehen ein so großes Wohlgefallen, daß sie ihm das Zeugnis aus- sleüte. er lei ein los sauberer Parteigenosse, der auch weiterhin das Amt eines Wächters über die Hochhaltung der Parteigrundsätze mit alter Gewissenhaftigkeit wahrzunehmrn habe. Seitdem hat es sich „Genosse" Mehring, unter treuer Mitwirkung des gleichfalls unfehlbaren Theoretikers Kautsky, angelegen sein lassen, vorläufig privatim ein großes Rein- machrn — nicht an sich selbst natürlich, sondern an seinen „Freunden" — vorzunrhmen, um der obersten Parieiinstanz gehörig vorzuarbeiten. In Bremen wurde daraufhin nach seiner Anweisung der revisionistische Wirrkopf Schippel zu der Erklärung genötigt, daß er „auch anders" könne. In Jena aber soll die letzte Hand angelegt werden, um die Partei von all den Literaten und Skriebefaxen zu reinigen, die das wahre, von Mehring unv Kautsky nach den Dogmen der Maixschen „Parteibtbel" verkündigte proletarische Evan gelium nicht anerkennen wollen. Vor allem aber haben es sich die beiden genannten Dogmen-Hüter als Ziel gesetzt, die „Vorwärts"-Redaktion zu reinigen, oder im Fall dies nicht gründlich gelänge, dieses Blatt seiner Eigenschaft als Zentralorgan der Partei zu entkleiden. Das war eine „wackre" Arbeit, die dabei besonders „Ge nosse" Mehring leistete. Man merkte, daß er so recht in seinem Element war. Eine Reihe von Parteiblättrrn, die sich die Gunst des vielvermögenden und vielgefürchteten Leiters der „Leipziger Volkszeitung" nicht verscherzen wollte, drang gleichfalls drohend auf den „Vorwärts" ein, eine andere Reihe aber verstand unrecht, kehrte den Spieß um und richtete ihn gegen Mehring. „Der Krieg ist schrecklich wie des Himmels Plagen", so fingen die fernerstehenden .Genossen" an zu seufzen; aber kein Friedcnsschwärmer ließ sich sehen. Die Paiteilrilung verhielt sich schweigend, und sogar Bebel, der sonst so „erklärungs"lustige, bot das un glaubliche Aussehen eines auf den Mund Gefallenen. Jetzt st der frische fröhliche Krieg von selbst zum Stillstand ge- ommen; die Parteidelegierten sollen ihn tn Jena zu Ende ühren. ES soll wieder einmal ein Großreinemachen statt- inden. Mehring und die Seinen rufen: Fort mit den miß- iebigrn„Vorwärts"-Redakteuren, und diese mit ihrem Anhänge ordern: Fort mit Mehring, Beseitigung dieses „Kraters des Zankes und Zwistes"! Das Treiben, so resümieren sich beide Widersacher unisono, muß ein Ende nehmen! Mit einiger Spannung kann man nun abwarten, wie diesmal das große Reinmachen verlaufen wird. Vermut lich wird die oberste Instanz allen beiden den Pelz waschen, ohne ihn naß zu machen. Eine wirkliche Wäsche verträgt kein echter rechter Proletarier, sonst würde nicbts „Charak teristisches" von ihm übrig bleiben. „Genosse" Mehring, der als demokratischer Skandalmacher kaltgestellt, sein Heil bei der Sozialdemokratie suchte, ist für die Proletarierpartei ganz unentbehrlich; ec ist gewissermaßen die Signatur der Sozialdemokratie, und speziell Bebel wäre ohne ihn hilflos. Und doch scheint es manchmal, als beginne in der sozial demokratischen Partei einige Erkenntnis, sich durchzuringen. So lesen wir in einem „Vorwäris'-Artikct, der sich gegen Kautsky wendet, folgende Sätze: „Man balgt sich mit Worten, denen jeder einen anderen Begriff unierschtebt, widerlegt am liebsten entrüstet daS, waS der parletgenöjsische Gegner weder gesagt noch gedacht hat, spielt mit herouSgefetzten Satz- ftagmentcn Fangball, erhitzt sich Immer mehr, schreit Immer lauter, uud wenn mau gar nicht mehr weiter kann, kreischt man den Ruf: „Schutz mann! Der Kerl muß raus!" An diesen Kreislauf der Debatten haben wir uns so sehr gewöhut, daß manch eimr mit diesem rettenden Schluß effekt der Einfachheit halber gleich beginnt." Hieraus gehl hervor, daß die Erkenntnis von der un- chrlichen und skrupellosen Polemik der sozialdemokratischen Presse wirklich hier und da in sozialdemokratischen Kreisen zum Durchbruch gelangt ist. Aber wenn man meinen sollte, diese Erkenntnis werde zur Besserung führen, so winde man sich täuschen. In den vorstehenden Sätzen ist mit Recht ge sagt, die Sozialdemokraten habcn sich an diese Art der De batten zu sehr gewöhnt, als daß sie davon lassen könnten. Zuerst und hauptsächlich haben 'ja die „Genossen" diese Kampfesart gegen die „Bourgeois" angewandt; aber sie Haven schließlich sich „so sehr daran gewöyni", baß sie auch innerhalb der eigenen Partei bei dieser Uebung blieben. Ehe aber nicht die Sozialdemokratie auch die Gegner ehrlich bekämpft, ihnen nicht falsche Begriffe unterschiebt, ihnen gegenüber mit herausgefetzten Satzfragmenten Fangball spielt, ihnen nicht Worte oder Gedanken inS Gegenteil verkehrt — eher wird sie auch nicht imstande sein, bei sich selbst den Krakehl auszurotten. Das große Reinmachen muß also gründlicher ausgeübt werden, als dies bisher geschehen ist und als es vermutlich auch in Jena geschehen wird, wenn die Sozialdemokratie wirklich gesäubert daraus hervor gehen will. Die gewerbliche Ausbildung im Königreich Sachsen. Der 5. amtliche Bericht über die gesamten Unterrichts- und Erziehungsanstalten im Königreiche Sachsen ist kürzlich veröffent- licht worden. Von besonderem Umfang ist naturgemäß das Zahlenmaterial über die gewerbliche Bildung. Suchen wir daS Interessanteste davon hervorzuheben. Schon seit über einem Jahrhundert hat der Staat sein Augenmerk auf die Förderung der schulmäßigen Fachausbildung gerichtet, denn bereits 1766 ward die Bergakademie Freiberg, ein Jahrzehnt später die Bergschule eröffnet. 1796 ward die König!. Gewerbezetchenschule in Chem nitz ins Leben gerufen, die eigentliche Stammmutter der heutigen „technischen Staatslehranstatten" tn Chemnitz. Bald empfand auch die damals noch ausschließlich der Handarbeit sich bedienende Textilindustrie daS Bedürfnis nach Fachschulen; so ward 1810 die erste Klöppelschule in Schneeberg, der bald andexe folgten, und 1830 die städtische Webschule in Reichenbach gegründet. Aus Mangel an Raum bleibe hier die gewerbliche Hochschul bildung unberücksichtigt. Bis dicht an deren Schwelle führen eine ganze Reihe Anstalten. Die technischen Staatslehranstalten in Chemnitz bestehen aus der Gewerbe-Akademte mit Abteilungen sür Maschinen-Jngenieure, Elektrotechniker, Ingenieure der chemi schen Technik und Architekten. Ferner umfassen sie eine Schule für Maschinenbau und Elektrotechnik, eine Färber schule und eine Gewerbezeichenschult, eine Bibliothek. 1904 gewährte der Staat einen Zuschuß von 247 040 Mk. Die Gesamtschülerzahl betrug 1904: 759, unter ihnen 159 Nichtsachsen. Der Rückgang, den der Besuch der Maschinenbau- und Färberschule von 229 im Jahre 1884 auf 157 tn 1904 aufweist, ist den Foitschritten des preußischen Fachschulwesens zuzuschreiben. Das mit der Ge- werbe-Akademie in Wettbewerb tretende Technikum des Ingenieurs Prof. Holzt in Mittweida sucht mit der Chemnitzer StaatSanstalt zu wetteifern. 1904 war diese Anstalt von 1509 Schülern be- sucht, darunter 592 Ausländer. Als ganz besonders wertvoll er weisen sich die Lehrwerkstättm zur Erwerbung der praktischen Vor bildung sür die Jngenteurprüsung. Füns andere „Technika" in Zwickau, Limbach, Hainichen, Riesa und Dresden bestehen als Privatunternchmen. Königliche Baugewerkenschulen besitzt Sachsen, abgesehen von der erwähnten Chemnitzer Abteilung der Staatslehranstalten, noch in Dresden Leipzig, Plauen i. V und Zittau, welch letzterer seit 1898 eine Tiesbauschule angeschlosse» ist. Diese 1904 von 782 Schülern besuchten Anstalten, kosten jährlich dem Staate etwa 146 000 Mk Im Laufe der letzten 30 Jahre ist der Gesamt besuch von 331 auf 890 gestiegen Außer den Königlichen Bau gewerkenschulen gibt es noch 7 wettere Bauschulen, die zum Teil von Gemeinden und Vereinen errichtet worden sind. Ein besonders wichtiges Glied im Fachschulwesen find die Schulen der Textilindustrie, des Hauptausfuhrgcwerbes. Sachsen besitzt 18 Web-, 2 Wirk-, 4 Posamentier- und 2 kombinierte Schulen. Acht davon find große Tagesschulen. Letztere allein wurden 1904 von 436, die Abendschulen von 2107 Schülern be sucht. Die wachsende Intensität des Unterrichts ersteht man am besten daraus, daß <884 an den Textilschulen 123 Lehrkräfte wirkten und einen Gehalt von 49000 Mk. zusammen bezogen, während 1904 177 mit zusammen 103 193 Mk. angcstcllt waren. Der Durchschnittsgchalt betrug also vor 20 Jahren 398 Mk., gegenwärtig 583 Mk., woraus hervorgcht, daß srüher verhältnis mäßig mehr Lehrer im Nebenamt sunktionicrt haben. Der Zu- schuß z» k)?n Textiuchnlen seitens der Gemeinden helnm 1904 47 754 Mk., seitens deS Staats 75 637 Mk. und seitens der Unternehmer 24410 Mark. Die anderen gewerblichen Fachschulen bieten ein ebenso buntes Bild wie die sächsische Industrie überhaupt. Die Zahl derselben ist seit'1884 von 20 auf 97 gestiegen. Die Unternehmer der Schulen sind vorwiegend Innungen (42), Private (27), Ge meinden (8), Vereine (16), deutsche Fachverbände (3), StaatS- anstalten find die beiden Fachschulen für Spielwaren-Jndustrie zu Grünhainichen und Setffen. Fachschulen von nationaler Bedeu tung find die sür Uhrmacher in Glashütte, für Blccharbeiter in Aue i. E., für Gerber in Freiberg, für Drechsler und Bildschnitzer in Leipzig, für Müller in Dippoldiswalde, für Schlosser tn Roß wein, sür Schuhmacher in Stebenlchn, die Deutsche Bekleidungs- akademie tn Dresden und II Lehranstalten für„Zuschneidekunst". Die Uhrmacherschule genießt einen Weltruf für Präzifions- mcchantk und subtilste Uhrenherflellung. Der SchülerkreiS auch der übrigen reicht, wie bei manchen Lextilschulen, weit über Sachsen, ja Deutschland hinaus. Es find Tagesschulen mit I- bis 2jährigen Kursen. Die Gesamtzahl der Schüler aller 97 An stalten betrug 7967. Von den 489 Lehrern der Fachschulen waren 204 im Gewerbe tätig. Als Anstalten größeren Stils, die im neuen Jahrhundert entstanden find, wären noch aufzuführen eine „Höhere Lehranstalt für das Perücken- und Frtseurgewerbe" tn Leipzig, die I >r. Dreverhoffsqe „Brauer- und Mälzerschule" in Grimma, das Mäsersche „Technikum für Buchdrucker" tn Leipzig, ferner Poppes „Höhere Fachschule für das Hotelwesen" in Friede wald-Buchholz bet Dresden, dann Sonntag-Schumanns „Fach- schule sür Photographie und Maleret". 1902 wurde in Dresden eine „Fachschule für Schaufenster- Dekoration von R Rennecke begründet. Ferner wurden 1903 die „Fachschule der Vereinigung der Leipziger Fuhrwerks- und Pferdebefitzer" und die „Fachschule sür Handmaschinen-Stickerri" in Schneeberg vom Vogtländisch.Erzgebtrgischen Jndustrteveretn ins Leben gerufen. Bei den kleineren gewerblichen Fachschulen, deren Unterricht sich immer mehr der Praxis deS gewerblichen Lebens angeschmiezt hat, ist vor allem ein ersreultcheS Zurückweichen des Sonntags- und späten Abendunterrichts bemerkbar. Der SonntagSunterrtcht beschränkt sich auf 72 Stundm; nur noch 19 Schulen halten ihn