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74. siahrvang. -rr.ro» A-enö^Aussa-e Montag, 4 Mat ISZ» Drah»an1cf>r<ft: Nachr^chtn, Dresden Ferrllpreclier-Saulmelnuminer: LL24L V^ur für Skachtgejprüche: Nr. L0011 Echriftlettung u. Ha»,ptge,k1iäjtsstelle: Dresden-A. 1. Martenstrabe 38/4S Gegründet 18SS ««z»c,8arrcu>r vom I. I»» 1». Mol I»»a »e« tSglick, >w«im»I>a«r ZlistkNun« rri Hau« 1.7« Ml. PoftbkjugSprci« iiir Monat Mai !>.«« Ml. einicht. »« Psg. Postgebühr tohne Postjuftellungsgebühr». ciinzelnummer lo Psg. Anzeigen preise' Die Anzeigen werden nach Goidmarl berechnet: di« etr> ipaltige so mm breite Zeile Sb Psg.. sstr anSwart« «o Psg. ffaniiiienanzetgen und Stellengesuche ohne Rabatt 15 Psg.. ausserhalb 85 Big., die so mm breite ReNamezeite soo Psg. austerhalb LbO Psg. Ossertengcbühr S0 Psg. AurwSrtige Austrilge gegen Borausbczahlung «ru« «. «erlog: Stehsch « «elchardt, Dreiiden. Poftscheck-Kto. 1088 Drctden Nachdruck nur mit deutt.QueUenangabe lDrcidn. Nachr. > zulässig. Unverlangt, Schriststückc werde» nicht ausbewahr« Gandhi verhaftet Trauer in Indien London, 5. Mat. (Yandhi ist in der Nacht zum Montag in einem kleinen Ort in der Nähe von Sn rat verhaftet wor den. Die Verhastung erfolgte aus Grund einer Verfügung vom Jahre 1827; da die Negierung die Tätigkeit des zu Ver haftenden mit Besorgnis betrachten müsse, werde ihm nach Mahgabc dieser Ordonnanz eine Freiheitsbeschränkung aus- cricgt. Die angezogene Ordonnanz sieht die Möglichkeit vor, gewisse Persönlichkeiten ohne gerichtliches Urteil in Hast zu halten. Nach der Verhaftung wurde Gandhi in einem Postzug nach Borivli setwa kl» Kilometer von Vomban cntscrnts und von dort in einem geschlossene» Auto nach dem Gcsängniö in Puna sink Kilometer südöstlich von Bombays gebracht, wo er zunächst verbleiben wird, wenn nicht der Verhaftung so fort ein Gerichtsverfahren folgt. In Bombay sind um- sangrciche Vorkehrungen zur Verhinderung von Demon strationen und Unruhen getroffen worden. Die Regierungsbehörden in Bombay «nd die indische Negierung waren im Verlaus einer gemeinsamen Beratung z» der Ueberzcugung gekommen, dast Gandhi nicht mehr ^ länger in Freiheit gelassen werden könne, ohne dast die Ruhe in Indien schwer gefährdet werde. ES ist Vorsorge getrosten > worden, dast G a n d h i s G e s u n d h c i t nicht unter der Hast leidet »nd dast er während seiner Gcsangcnschast keine Be quemlichkeit entbehrt. Die Nationalistenftthrer der Provinz sind sofort nach dem Nekailntmcrdcn der Nachricht von der Verhastung Gandhis zu einem sogenannten Kriegsrat zusammcngetrcten und haben beschlossen, für heute und morgen einen allgemeinen indischen Trau erlag anznsetzcn. Die aus Indien vorliegenden Berichte geben keinen be stimmten Anhaltspunkt dafür, ob »nd welche ernsteren Er eignisse Gandhis Verhastung veranlastt haben konnten. lieber eine anhaltend ernste Lage wird nur an der Nord- wcstgrenze berichtet. Die Verfügung, mit der ein frühe^s Verbot gegen die Ab Haltung aufrührerischer Versaniinlnnge» wieder in Kraft ge setzt wurde, ist daraus znrückzii?ühren, dast unter verschiedenen wichtigen Stämmen an der Nvrdwestgrenze starke Unruhe herrscht. Die soeben erfolgte Neubesetzung des Postens des b r t t i s ch c n K o in m i s s a r s an der Nordwestgrcnzc hängt nicht nitt den Unruhen oder der kürzlichen GehorsamSvcrwcigernng indischer Truppen in Peschawar zusammen, hat aber die Besorgnis in englischen Kreisen ver stärkt. Der Ausschuss der Bombancr europäischen Vereinigung hat einen Brief an den Gouverneur der Provinz Bombay gerichtet, in dem verlangt wird, dast die Negierung in Zn tunst fiir die Anfrcchterhaltnng der Ruhe schärfere Mass nahmen ergreife, alle Uebergrisse sofort ahnde, die Demon strationen verbiete und eine Bewegung gegen Gandhis Feld zng etnleite. Das Unvermeidliche ist also geschehen: Gandhi verhaftet. Er ist einer der letzten indischen Freiheitskämpfer gewesen, der in Freiheit gelassen wurde. Lange haben die Eng länder gezögert, ehe sie sich an den grossen Nationalhclden herangewagt haben. Keiner durfte unbehelligt das Salz- monvpol brechen — nur Gandhi hat es getan, ohne lange Zeit hindurch von den britischen Behörden daran verhindert zu werden. Aber schliesslich musste auch an ihn die Ncihc kommen. Nachdem seine Söhne, nachdem schliesslich der Vorsitzende des indischen Nattvnalkvngrcsscs, Nchrn, in den Kerker ge worfen wurden, war es klar, dass cs nicht mehr lange bis zur Verhaftung Gandhis dauern könne. Die Engländer sind zu dieser äusserstcn Massnahme sehr ungern geschritten. Sie wissen gut, dast sie sich selbst dadurch schaden. Aber anders konnten sic auch nicht handeln, ohne ihren Regieruilgsgrundsätzeu untreu zu werden. Genau ge sehen, müsste jeder unvoreingenommene Engländer schon die Tatsache allein, dast einige tausend seiner Landsleute ein altes Kulturvolk von etwa 35,l» Millionen Seelen beherrscht, als ungerecht empfinden. Da aber die Engländer einmal in Indien sind und es nicht freiwillig verlassen wollen, müssen sie sich unter allen Umständen zu behaupten suchen. Gandhi hat das Gesetz überschritten und seine Volksgenossen zu der Ucbcrschrcit»ng des Gesetzes aufgcsordcrt. Genauer gesagt, er hat ihnen dazu geraten, wie es seine Prinzipien verlangen. Die englische Negierung kam infolgedessen um die ihr selbst so unbequeme Verhaftung nicht mehr herum. Es war vom englischen Standpunkt aus schon ein Fehler, dast Gandhi solange in Freiheit gelassen wurde. Die britischen Behörden wollten vermeiden, aus Gandhi einen Märtyrer zu machen. Durch die gleichzeitige Verhaftung seiner Anhänger wollten sie jedoch zeigen, dass sie die Macht in ihren -Händen haben. Sic haben nur erreicht, das, die Inder die Sonderstellung Gandhis noch mehr empfanden, und dabet jegliche Achtung vor den britischen Gesetzen, die von den Engländern selbst durch ihr Zögern miss achtet wurden, verloren. Anderseits wird die Empörung der Inder nicht dadurch geringer, dast Gandhi jetzt und nicht >schon Wochen vorher ins Gefängnis geworfen wurde. Die Geschichte der Verhaftung Gandhis muh daher als Beweis dafür gelten, wie grob die Ratlosigkeit der Engländer in Indien ist. Was wird nun geschehen? Es ist außerordentlich schwer, zu prophezeien. Die Nachwirkungen der Verhaftung Gandhis werden außerordentlich tief sein, ganz unabhängig davon, ob es den Engländern diesmal noch gelingt, die Welle der Em pörung etnzudämmen und die Ordnung im Lande wieder herzustellen. Durch die Inhaftierung des indischen National hclden hat das britische Weltreich einen schweren poli tischen und moralischen Stoß erhalten. Gerade die Notwendigkeit solch brutaler Maßnahmen gegen den Mann des seelischen Kampfes, beweist die Haltlosigkeit der jetzigen Zustände in Indien und die Unmöglichkeit der Fortdauer der britischen Herrschaft im Lande Ghandis in der Form, wie sie jetzt ausgeübt wird. Der Kampf in Indien geht weiter. Das Ziel dieses Kampfes ist bekanntlich die völlige Unabhängigkeit und nicht, wie noch vor einigen Monaten, die Gewährung der Domintal- rechtc an Indien. Mit der Stellung Indiens als Dominion im Nahmen des britischen Reiches will sich die nationalistische Freihcitspartei nicht mehr zufrieden geben. Entsprechende Beschlüsse wurden auf dem letzten allindtschen National- kongrcß in Lahore im Dezember des vergangenen Jahres gefasst. Der jetzige Kampf Ghandis geschieht im Verfolg dieser Beschlüsse. Der Salzmonopolkrieg ist nur die Einleitung zu kdoto LLdr Dr. August Zerrst, der am 1. Januar 1SSS bet der Industrie- und Handelskammer Dresden ats Hilfsarbeiter eintrat und seit 1. Juli 18O6 als ihr Syndikus außerordentlich „ — verdienstvoll für da« sächsische grossen Ereignissen, die vielleicht noch aufgehalten, aber auf ! ^Wirtschaftsleben wlrkte, verschied am Sonnabend ans der Ikolleu- dic Dauer nickt mehr vermieden werben können. ^dorfer Höhe au den Folgen «ine» schweren ^raftwagrnunsalls. Riesige Mal-brän-e in Amerika Dörfer und Stabte vernichtet Ncnyork, 8. Mai. In verschiedenen Staaten des Landes sind große trockene Graöslächcn und Fichtenwälder in Brand geraten. Bei dem gestrigen starken Winde erreichten die Brände teilweise eine beängstigende Nusdeh, nung und richtete« Schäden an, die bisher auf insgesamt 20 Millionen Dollar geschätzt werden. Namentlich in Mittel- und Süd-New-Jersey gewannen die Brände eine solche Ausdehnung, daß sie als die schlimmsten in der Geschichte dieses Staates Schwere Ekvlesien in einer Selkuchensabrtk London. 8. Mai. Am Montagvvrmittag um ^12 Uhr er eignete sich in der O c l k u ch e n s a b r i k der Gebrüder Bibbys in Liverpool eine schwere Explosion, bei der nach den bisherigen Feststellungen 5K Personen getötet oder verletzt worden sind. Die Explosion wurde durch ein Feuer hervor- gerusen, das in einem der Silos in dem neuen Kabrikteil aus- gebrochen war. Aus allen Teilen der Stadt eilten Feucrwehr- abteilungen und Rettungswagen an die Unglücksstätte. Man befürchtet, dast die Zahl der Todesopfer der Explosion sehr groß sein wird. Links- gegen Rechts-emokraten Um die Gründung der „Staatspartei der Mitte* Vrodtmvlckaag uosoror vorUuor Sokrittlottnng Berlin, 8. Mai. Der Partcivorstand der Demokraten ist heute vormittag 1l Uhr im Reichstag zusammcngctreleu, um sich mit den krisenhaften Erscheinungen zu befasse», deren Opfer die Demokratische Partei in den letzten Wochen und Monaten in steigendem Maße geworden ist. Der Partei- vvrstand besteht aus 4K Köpfen, und es dürfte in ihm der Kampf ausgcsvchtcn werden zwischen dem rechten Flügel der Partei um Hellpach und dem linken Flügel, der durch den Abg. L e m m er geführt wird. Dabei handelt es sich u. a. auch um das Verhältnis der Demokratischen Partei zu den Plänen der Gründung der sogenannten „Staats partei der Mitte". Die Beratungen wurden durch ein ausführliches Referat des Parteivvrsitzcnden Koch-Weser ciugclcitct, in dem dieser die Haltung ^>cr Retchötagsfraktiou in der letzten Zeit rechtfertigte und davci sich auch über die Gerüchte über an gebliche Fustonsbc strebt, ngen mit anderen Par teien äußerte. Danach sprach der preußische Landtags- abgeordnetc N u s ch k e, der den linken Flügel der Partei ver tritt, und der sich gegen eine wettere Beteiligung an der jetzige» Reichsrcgiernng wandte. Gegen 2 Uhr trat eine Mittagspause ein. Die Be ratungen werden am Nachmittag fortgesetzt. Die Abstimmungen über die verschiedenen vorliegenden Anträge und Ent- chließnngen dürsten gegen k Uhr vor sich gehen. Der inter essanteste von allen Anträgen ist der von l t n k S d c m o k r a t i- scher Sette eingebrachte Antrag, der dahingeht, den Reichs- bezeichnet werden müssen. Ein Waldfeuer, bas tn Smithburg begann, brannte »2 Meilen weit bis Lake hurst und zerstörte dabei unterwegs einen Teil der Ort schaft Bastville. In L a k e h u r st war der Rauch dieses Feuers derart dicht, daß die Feuerbevbachtuugsstclle aus der Lustschiffhalle, die dem Zeppelin als Unterkunft diente, nutzlos wurde. Die Waldbrände übersprangen breite Landstraßen, die des Nachts voll von Wild waren, das aus den brennenden Wäldern sich geflüchtet hatte. In der Stadt Nashua, 60 Kilometer nordwestlich von Boston, stehen das NegierungSviertcl, zwei Fabriken und die Eisenbahnstation tn Brand. Bisher sind 3KK Häuser den Flammen zum Opfer gefallen. Die Bekämpfung des Feuers wird durch die starken Winde sehr erschwert. Ueber 1KKK Personen sind obdachlos geworden. Wie verlautet, haben bisher fünf Personen schwere Brandwunden davongetragen. Drei Kinder werden noch ver misst. Es gelang zwei Geistlichen, noch im letzten Augenblick 6 kg Kinder aus der katholischen Kirche zu retten. Tie Kirche mar gleich darauf ein Raub der Flammen. » Ans sämtlichen Staaten der Ostkiiste, von Neu-Eng land bis nach Virginia herunter, werden jetzt Brände gemeldet. Namentlich aus Delavare, Pennsylvanien und dem westlichen Teil des Staates Ncuyork wird von Feuern mächtiger Ausdehnung berichtet. Die zur Besichtigung der Brandstellen aussteigenden Flugzeuge mußten wegen der Hitze sich in einer Höhe von 8KKK Fuß halten. Die Forstbehördc» haben den Verdacht geändert, daß die Waldbrände teilweise von Arbeitslosen angelegt worden seien, die bei der Bekämpfung des Feuers zu ver dienen hassen. wirtschaftsminister und Vizekanzler Dietrich-Babe partciosfiziell zu veranlassen, aus dem Kabinett Brünin auszuscheidcn. Dietrich-Baden hat sich in gewissen demr kratischcn Kreisen wegen seines Verständnisses für die Lag der Landwirtschaft denkbar unbeliebt gemacht. Dieser Ar trag dürste jedoch, wie wir Horen, keine Mehrheit findet Faleski bedauert. . . Vraktruvlckung unsorvr Lsrliuer Scdrlttloitung Berlin, 6. Mai. Wie in der Wtlhclmstrasse mitgeteilt wird, hat der deutsche Gesandte in Warschau, Rauscher, am 2. Mai den angekündigten Protestschritt beim Außenminister Zaleski wegen der dauernden Uebcrflicgung rcichsdcutscher Gebiets teile durch polnische Militärflugzeuge unternommen. Ter Auszenminister Zaleski bedauert diese Zwischenfälle und erklärt, dast die Untersuchung bereits eiugclcitct worden sei. Außerdem sicherte er zu, daß die polnische Note an die deutsche Regierung vom letzten Jahre, wo bereits schwere Disserenzen wegen des dauernden Uebersliegcns retchödeutschen Gebietes entstauben waren, noch voll in Kraft sei. Schuldige würden bestraft, und man sei nach wie vor bemüht, Grenzverletzungen irgendwelcher Art zu verhindern. Haftentlassung des Geschäftsführers dcS Deutschen Sänger bundes. Durch Beschluss des K a in m e r g c r i ch t s ist in der Strafsache wegen der Unterschlagung beim Deutschen Sänger bund der ehemalige Geschäftsführer des Bundes, GerichtS- assessor a. D. Reblin, ans der Haft entlassen worden. Das Verfahren gegen ihn nimmt seinen Fortgang.