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Wchmh -Münz Nr. 37. 62. Jahrgang. Donnerstag, den 2. April 1896. Verantwortlicher Redacteur: Paul Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtsettlgem „Jllustrirten UnterhaltnngSblattt^. Mit land« «nd hanSwirthschaftlichrr Monatsbeilage. Inserat«, welch« bei dee bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amtshauplmamschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath z» Dippoldiswalde. Die „Weißrritz-Zeitung" .erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 4S Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie vi« Agenten nehmen Be stellungen an. O Tag, so schwarz und trüb«, Wie düstre Mitternacht! O Tag, so warm von Liebe, Wie'S keine Sonne macht! Dich schwärzen finstre Thaten, Du brütest schweres Leid, Du zeigst den Herrn verrathen, Den Herrn der Herrlichkeit. -<L> Cbarfreitag. An greuelhafte Gründe Führst Du den scheuen Fuß, Und ungeheure Sünde, DaS ist Dein Mvrgengruß. Und Liebe ohne Ende Aus GotteS Vaterhaus, Sie breitet hier die Hände Am Kreuze segnend aus. Verfolgt von blut'gem Haffen, Vergießt sie für die Welt, — Sie kann's und will's nicht lassen — Ihr Blut als Lösegeld. O Tag, so schwarz und trübe, Du zeugst von meiner Nacht; O Tag, so warm von Liebe, Ich seh' der Gnade Macht! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Ausnahmsweise hat diesmal Falb einmal Recht behalten. Nach seinem kritischen Tag erster Ordnung ist das bisher prächtige Wetter völlig umgeschlagen und hat uns wieder Nebel und Schneefall gebracht. Die warmen Tage hatten die Vegetation schon sehr entwickelt, waren doch am Wag- nerschen Hause am Schulgäßchen bereits völlig aus gebrochene Birnenblüthen zu sehen, so daß die jetzige Witterung ohne Schaden an der Pflanzenwelt kaum vorübergehen wird. — Die Rückgabe der Schlüssel, weiche mit dem Wohnungswechsel verbunden ist, verursacht häufig Streitigkeiten zwischen Ve-miether und Miether. Das Gesetz bestimmt hierüber, daß der HauSeigenthümer, so lange die Schlüssel vom Miether nicht vollständig übergeben sind, die MiethSräume nicht wieder zu über nehmen braucht. Schlüssel, welche sich der Miether beschafft Hai, darf derselbe allerdings behalten, er muß jedoch, um deren Benutzung unmöglich zu machen, die Bärte der Schlüssel zerstören lassen. Wenn der Miether nach Beendigung des Miethsverhältnisses nicht nachweisen kann, daß dies geschehen ist, so kann der Vermiether dieses sein Recht im Wege der Klage erwirken. Verloren gegangene Schlüssel hat der Miether nicht allein zu bezahlen, sondern er muß sich auch gefallen lassen, daß der Vermiether die noch vor handenen Schlüssel und ebenso, wenn der Hausschlüssel der verlorene ist, sämmtliche Hausschlüssel aller Haus bewohner abändern läßt, und ihm, dem Miether, die Kosten hierfür in Rechnung setzt. ! — Eine sehr wichtige Entscheidung über das Recht i der Arbeiterinnen, nach erfolgter Eheschließung die I von ihnen selbst geleisteten Beiträge der Jnvalidttäts- l unk Altersversicherung zurückzuverlangen, ist jetzt von : einer Versicherungsanstalt ergangen. Eine Arbeiterin hatte bis zu ihrer Eheschließung 175 Wochen gearbeitet And für jede-Woche eine Quittungsmarke vorzuweisen. Da ihr bekannt war, daß die gezahlten Beiträge nur I dann erstattet werden, wenn die Quittungskarten min destens 235 Arbeitswochen ausweisen, arbeitete sie j nach der Eheschließung so lange weiter, bis sie die erforderliche Anzahl Quittungsmarken in ihrer Karte hatte, und stellte dann erst den Antrag auf Erstattung ihrer Beiträge. Dieses Gesuch ist indessen abschlägig beschienen worden, und zwar unter Hinweis auf den I H 30 des Jnvaliditäts- und AlterSverstcherungsgesetzes. U Nach dieser Bestimmung, so heißt eS in der Begründung, i könne eine Beitragszurückerstattung nur dann erfolgen, ' wenn vor der Eheschließung die erforderliche Anzahl von Arbeitswochen geleistet und durch die Quittungs karten nachgewiesen sei. Eine Verstcherungspflichtige, die nach vollzogener Eheschließung noch weiter arbeite, gehe dadurch ihres Anspruchs auf Rückzahlung ihrer Beiträge verlustig. Seifersdorf. Die diesjährigen Schulprüsungen waren erfreulicher Weise von Eltern, bez. Vertretern des Schulvorstandes reichlicher besucht als andere Jahre. Auch zeichnete der Kgl. Bezirks-Schulinspektor das Examen der I. und II. Klaffe durch seine Gegenwart aus. Recht erwünscht'wäre es, wenn Dienst- bez. Lehrherrn regen Antheil nehmen würden an der öffent lichen Prüfung der Fortbildungsschule. — Am Palm sonntag erfolgte die feierliche Konfirmation der 49 Katechumen (33 Knaben und 16 Mädchen) unserer Parochie. Hr. P Köhler gründete seine treffliche Rede auf das Schristwort Luk. 9, 57—62, die Kinder be sonders ermahnen', auch im künftigen Leben ihrem Christenberuse treu zu bleiben. — Zum I. Ostectage gedenkt der hiesige Männer gesangverein nach mehrjähriger Pause ein öffentliches Concert zu veranstalten. Der Reinertrag ist dem „Schulfestsond" zugedacht. Im Interesse deS guten Zweckes hoffen und wünschen wir einen reckt zahl reichen Besuch seitens der Eltern und Kinderfreunde. Lauenstein. Die hiesige Kirche wird demnächst einer vollständigen Renovation und innerem Umbau unterzogen, weshalb am 2. Osterfeierlag der letzte Gottesdienst in derselben abgehalten wird. Dresden. Hunderte von Arbeitern sind gegen wärtig in der Nähe des städtischen Ausstellungsplatzes beschäftigt, um die angrenzenden Straßen und Plätze dis zum 2. Mai d. I., dem Tage, wo Se. Majestät der König von Sachsen die II. Internationale Gartenbau-Ausstellung in Dresden zu eröffnen gedenkt, in einen der glänzenden Veranstaltung würdigen Stand zu bringen. Im Innern des Ausstellungs palastes ist mit der Zuführung der elektrischen Be leuchtung begonnen, während die sonst darin nöthigen Herstellungen im Allgemeinen vollendet sind. Von Seilen der Gartenbau-Kommission wird der Bau der zahlreichen Nebenhallen und der Gewächshäuser — meist sind es Ausstellungsobjekte — mit Eifer betrieben. Alles läßt erkennen, daß man bemüht ist, den Aus stellern recht zweckmäßig eingerichtete Räume und den Besuchern ein thunlichst schönes, übersichtliches Bild von dem, was des Gärtners Kunst heute zu schaffen vermag, zu bieten. — Der Vorstand des Sächsischen Lehrervereins hat beschlossen, daß in diesem Jahre keine General versammlung abgehalten werden soll, wohl aber eine Delegirtenorrsammlung und zwar in Dresden. Dies geschieht einmal, weil kein dringlicher Gegenstand vor liegt, der die Einberufung einer Generalversammlung erforderte, und dann auch, weil man so in einen regelmäßigen Wechsel mit der Deutschen Lehrerver sammlung kommen will. Es wird also abwechselnd in dem einen Jahre die deutsche, in dem anderen die sächsische Lehrerschaft tagen. Weißer Hirsch. Die Vorarbeiten für die elek trische Bahn Dresden-Waldschiößchen bis Weißer Hirsch und Bühlau werden energisch betrieben. Man hofft, daß die Bahn noch in diesem Jahre vollendet werde. Meißen. Unsere Stadt steht leider schon wieder vor einem Wechsel in der Person ihres ersten Ver waltungsbeamten. Der stellvertretende Bürgermeister, Stadtrath vr. Rothe (Bürgermeister Schiffner weilt bekanntlich seit mehreren Monaten wegen geistiger Störung in der Anstalt Sonnenstein) hat einen sehr vortheilhasten Ruf als zweiter Direktor der Leipziger Hypothekenbank angenommen und wird Meißen am l. Juli verlassen. Die städtischen Kollegien haben sich erst dieser Tage wieder gelegentlich der Berathung Uber die Aushebung der Stadtgemetnderaths-Verfassung in der schmeichelhastesten Weise über den scheidenden tüchtigen Beamten ausgesprochen. Meißen. Der Stadtgemeinderath hat mit 13 gegen 10 Stimmen sich für die Trennung der städtischen Kollegien entschieden, obwohl auch von de« Vertheidigern des Antrags nicht verkannt wurde, daß die Neuordnung größere Kosten verursachen wird und eine Mehrbelastung der Stadt bei deren ohne» hin nicht glänzender finanzieller Lage nicht wünschenS- werth erschien. Gegen den Antrag stimmten der Stadtrath geschloffen mit einer Ausnahme und drei Stadtverordnete. Geltend gemacht wurde für die Trennung besonders, daß diese eine eingehendere Vor» berathung der Vorlagen ermöglichen würde. Von anderer Seite wurde allerdings betont, daß dies auch bei der jetzigen Verfassung zu erreichen sei. UebrigenS war schon bet der letzten Stadtverordnetenwahl den Kandidaten vom Hausbesitzerverein die Frage vor- / gelegt worden, ob sie für oder gegen die Trennung stimmen würden. Großenhain. Jetzt treffen wieder ganze Schaaren landwirthschaftlicher Arbeiter (sogenannte Sachs en - gänger) aus Schlesien und Polen über CottbuS hier ein, um in der Oschatzer und Leipziger Gegend, meistens auf ihren vorjährigen Arbeitsstellen wieder einzutreten. — Der Transport von Rindern, Schafen und Schweinen aus den preußischen Provinzen ist dieses Jahr ein sehr reger geblieben; es treffen fast täglich 2 Viehzüge, einer Vormittags, einer nachts aus hiesigem Cottbuser Bahnhof über Frankfurt a. O. resp. CottbuS ein. Diese Transporte finden meistens nur in Sachsen Verwendung und werden diese Thiers theils zum Schlachten, theils zur Zucht weiter verkauft. Großenhain. Aus einem UebungsritteBautzen- Großenhain trafen in diesen Tagen 10 Offiziere deS königl. sächs. 4. Infanterieregiments Nr. 103 unter Führung des Regimentskommandeurs Oberst von Götz hier ein. Bei dem Uebungsritte, während dessen auch Aufgaben auf dem Gelände gelöst wurden, sind mit kurzer Rast in Königsbrück 72, bezw. 74 Kilometer durchritten worden. Die Rückkehr wurde über Moritz burg nach Pulsnitz angetreten, von wo der Ritt nach Bautzen weiter ging. Grimma. Der Kinder Schutzengel waltete über einem dreijährigen Knaben, der zwischen die Pferde einer Kutsche hineinlies. Er kam so glücklich zwischen die Räder zu liegen, daß die Kutsche über ihn hinweg ging, ohne ihn zu verletzen. Nur am Fuße soll er eine Hautabschürfung davongetragen haben. LeiSnig. Geheimnißvolle Gerüchte kommen au» Queckhain. Dort sind Frauenspersonen in mehreren Fällen von unbekannter Seite in willenlosen Zustand versetzt worden. Die Betroffenen sind bis jetzt nicht in der Lage gewesen, nähere Angaben zu machen. Man nimmt an, daß stark betäubende Mittel in An wendung gekommen sind. Die. Spuren der dis jetzt unbekannten Thäter führen nach dem benachbarten Minkwitz. Wurzen. Das neue Ortsstatut für unsere Stadt ist nunmehr vom königlichen Ministerium des Innern genehmigt worden. Nach demselben sind noch 6 Stadlveroronete und 3 Stadträthe zu wählen. Die Slavtverordnetenwahlen werden jedenfalls Ende näch sten Monats vor sich gehen. Leipzig. -Der Fonds zur Erbauung eines Vülker- schlachtdenkmals ist aus 98 000 Mk. angewachsen und