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Dresdner Journal : 09.11.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188911090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18891109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18891109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-11
- Tag 1889-11-09
-
Monat
1889-11
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 09.11.1889
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1889. Sonnabend, den 9. November, abends. ^262 Sviuxvprvl,: k°Lr Vrviäs» vtvrt«!MlrUod 2 Ll. LV kt., dsi äs» äsottckso ko«t»llit»Ito» ^iertsl- ^LNrUot, S H.; »u,»«rk»Id 6«, äsutvede» ksicks« tritt ko»t- »oä 8t«wpviru,oM»^ dimu. -obU»a>xiu,u»Usd0br«» r kür äs» Nsam «i»«r »v,p»Ite»«n 2oll« KIsiosr kodrikt 2V kL vntsr „ki»^«^u»ät" äi» 2«U« LV kk. Lvi l^dsllvv- uoä 2iTers«ttr sottpr. Fukivdl»^. Lrvvbsluv»: TllzUck» wit ^ouuüiws äer Lono- iu>ä kviertt^v »dsnä». k'srviprsck-XvreNli»,: Nr. 180k. Vres-nerMmMl. Lür die Gesamtleitung verantwortlich: ^ofrat Dtto Banck, profeffor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Amtlicher Teil. Dresden, 2. November. Se. Majestät der König haben dem bisherigen Küster au der Universität»- Paulinerkirche zu Leipzig Karl Friedrich Rothe das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen Allergnädigst geruht. Dresden, 8. November. Se. Majestät der König haben dem Referendar bei dem Amtsgericht Herrnhut Karl Buschmann den Charakter als KommissionSrath beizulegen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht , dem Obermeister der vereinigten Täschner- und Tapezirer-Jnnung zu Dresden, Bernhard Gustav Boigt daselbst, das Albrechttkreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Geographische Wachrichierr. Paris, S. November. (T^t. d. DreSdn Journ.) Die Nachrichten mehrerer Blätter über eine be vorstehende Demission d»S Marineministers Crantz find unbegründet. — Die Boulavgisten bereiten für kommenden Dienstag auf dem Coucordieuplatze gelegentlich der Kammereröffnung eine Kundgeb ung vor. 5 Delegierte des Wahlkomitees von Montmartre werden Eintritt in die Kammer ver- langen, um dem Präsidenten einen Protest gegen die Proklamation JoffriuS als Deputierten zu überreichen. Rom, 8. November. (W. T. B.) Se. Köaigl. Hoheit der Kronprinz ist durch königliches Dekret zum Oberstlieuteuaut des 5. Infanterieregiments und General Boni an Stelle deS General- Bo nelli zum kommandierenden General des 11. Armee- corps ernannt worden. Ein weitere» königliches Dekret reorganisiert den militärischen Hofstaat des Königs; 4 Offiziere sind zur Dienstleistung bei dem Kronprinzen kommandiert. Dresden, 9. November. Der Schluß der Pariser Weltausstellung. Am 6. d. M. ist die Pariser Weltausstellung ge schlossen worden Eine zahllose, nach Hunderttausenden zählende Menschenmenge hatte sich noch am letzten Ausstellungstage auf dem Marsfelde eingefundcn, um den Schluß des Festes mit anzusehen. Noch bis zum Abend brachten die Eisenbahnzüge ganze Scharen von Schaulustigen aus der Provinz nach der französischen Hauptstadt und der Zufluß an Fremden war nach den Berichten der Pariser Blätter ein so enormer, daß alles früher in dieser Beziehung Dagewesene dadurch übertroffen wurde. Heute gedenkt Paris nur noch mit Trauer und Wehmut des glänzenden Unter nehmens, welches Monate lang für die gesamte Pariser Geschäftswelt zu einer Quelle des Segens wurde und Tausenden von beschästigungSlosen Existenzen Erwerb und Lebensunterhalt gewährte. Vicle derselben wer den es zweifelsohne schmerzlich genug empfinden, daß die goldene Zeit für sie vorüber ist und daß sie wieder daran denken müssen, Brot und Brunnenwasser statt Austern und Champagner zu sich zu nehmen. Überschaut man die Erfolge der Ausstellung, so kann man nur sagen, daß alle an dieselbe geknüpften Hoffnungen und Erwartungen vollauf gerechtfertigt, ja sogar übertroffen wurden und daß die Republikaner mit Befriedigung und Genugthuung auf ihr Werk zurückblicken können. Die radikale Partei, von der der Plan zu dem großen Weltjahrmarkte herrührt, hatte ursprünglich nur eine Verherrlichung des republikanischen Gedankens damit beabsichtigt. Den hundertsten Jahres tag der großen StaatSumwälzung von 1789 festlich zu begehen, war die eigentliche Absicht der Veran stalter des Unternehmens. Durch die Wiederauffrischung d"- Erinn-rnna an iene g-it, aedackte man die Nation, Feuilleton. Der Afrikareisende. 8 Erzählung von Reinhold Ortmann. (Fortsetzung.) Der Graf hatte seine Erzählung so leicht und ge lassen angebracht, als wenn eS sich um gleichgilttge Dinge handelte, und er wäre wahrscheinlich sofort auf etwa» andere» übergesprongen, wenn ihn nicht eine überraschende Handlung seiner Zuhörerin daran ge hindert hätte. Anfänglich war ihm Nelly nur mit weiblicher Zerstreutheit gefolgt, denn ein zierliche», kleine» Segelboot, welche» unten auf dem Flusse kreuzte und langsam in der Richtung gegen Schulau hin verschwand, schien ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen; je weiter Walderode aber in seiner anspruchslosen Darstellung de» v rwegeveu und zugleich heldenmütigen Reiterstückchen« gekommen war, desto vollständiger und ausschließlicher hatte er ihre Teilnahme sür seine Erzählung gewonnen. Und sie hatte sich nicht bemüht, dieselbe vor ihm zu verbergen. Die linke Hand auf die Brust gepreßt, sah sie in höchster Spannung zu ihm auf, und der kleine Aufschrei deS Schrecken«, welcher ihren Lippen entschlüpfte, al» der Rittmeister bei der eigentlichen Katastrophe angelangt war, klang wahrhaftig natürlich genug. Jetzt, da er die Sache anscheinend mit einer bescheidenen Wendung abthun wollte, löste sie plötzlich da» Sträußchen von ihrem Busen, und indem sie eine» kleine» Schritt auf ihn zutrat, sagte sie mit niedergeschlagenen Aage«: welcher die wirklichen Errungenschaften der Revolu« tionSjahre auch heute noch unvergessen sind, für di« Sache der Republik zu gewinnen. Dieser erste und eigentliche Zweck der Ausstellung war die Ursache, daß die meisten monarchischen Regierungen Europa», in Erinnerung daran, daß die 1789er Umwälzung in einen einseitigen unheilbaren Bruch de» Verhältnisses zwischen Fürst und Volk auslief und sich unter Greueln und Verbrechen vollzog, die offizielle Beteiligung ab« lehnten. Da- Ministerium Tirard-ConstanS, welche» die Erbschaft de» radikalen Kabinetts Floquet über nahm, war indes einfichtia genug, den revolutionären Charakter des Festes nicht zu sehr in den Vorder grund treten zu lassen; eS vermied diese Klippen klüg lich, suchte das Unternehmen lediglich al» ein Werk de» Frieden» zu fördern und brachte es so dahin, daß die Geschäftswelt Vertrauen zu demselben gewann und daß die meisten europäischen Industrie- und Kultur staaten, wenn auch nur privatim, als Aussteller in Paris vertreten waren. So wurde die 1889er Weltausstellung zu «'nem unbestreitbaren Ersolge für die dritte Republik, zu einem Erfolge, der auch von den entschiedensten Geg nern derselben nicht in Abrede gestellt werden kann. Siu ganzer Strom von Fremden ergoß sich während der letzten Monate über die Seinestadt; auS allen Teilen der bekannten Welt erschienen die Schaulustigen und Wißbegieiigen, um die Herrlichkeiten der Aus stellung zu sehen und der Bevölkerung der Hauptstadt glänzenden Gewinn zu bringen. Hierin, in dieser Beteiligung des gesamten Auslandes, liegt rin sehr wesentlicher Teil de» erzielten Ersolge». Wäre da» Au»land fortgeblieben, wären all die Fremden, welche sich auf dem Pariser Marsfelde ein Stelldichein gaben, nicht erschienen, so wären viele, die heute von dem er zielten Ergebnis iu höchstem Maße befriedigt sind in Un zufriedene verwandelt worden. Aber daß das Gegenteil eivtrat, daß neben den Nord- »nd Südamerikanern, neben den bezopften Söhnen Chinas und Japans und den dunkelhäutigeu Bewohnern Indiens und Süd afrika» au» allen europäischen Ländern Vertreter in Paris erschienen waren, da» den Erfolg und zwar nicht nur in finanzieller, sondern auch in moralischer und politischer Beziehung. Denn der Strom der Fremden führte nicht nur dem Laude und der Hauptstadt unendliche Summen zu, er erweckte auch in der Bevölkerung ein Gefühl der Befriedigung und die Überzeugung, daß ein Laud, welches durch seine Leistungen die Aufmerksamkeit der ganzen Welt in so hervorragender Weise auf sich zu lenken vermag, doch noch nicht io völlig im N eder- ganze begriffen sein könne, wie dies von den Feinden der Republik ohne Unterlaß behauptet wird. Eine zu verlässige Probe diese» Eindrucks geben die jüngsten Üammerwahleu, welche den Boulangisten und den mit ihnen verbündeten Antirepublikauern eine schwere Ent täuschung bereitet und da» Vertrauen in die Politik des am Ruder befindlichen opportunistischen Kabinett» sehr gehoben haben. Das Land hat gezeigt, daß eS Ruhe im Innern und Friede nach Außen haben will und dieser Strömung wird sich auch die neugewählte Sammer schwerlich ganz entziehen können, so daß zu hoffen ist, daß endlich in die Politik de» Landes mehr Stetigkeit kommt und daß die nächste Zeit ohne wesent liche Umwälzungen verlausen wird. Nicht zum gering sten Teile aber ist dieser erfreuliche Umschwung in der Stimmung der Bevölkerung dem glänzenden Erfolge der Pariser Weltausstellung zuzuschreiben und man kann denselben daher auch vom deutschen Standpunkte aus nur mit ungeteiltem Beifall begrüßen. Tagtsgeschichte. * Dresden, 9. November. Wie wir hö en, ist der Hr. Finanzminister Frbr. v. Könneritz, an einer „Die MoschuSrose, welche ich Ihnen gab, beginnt schon zu welken. Diese Kinder de» Südens sind so empfindlich! Vielleicht erlauben Sie mir, sie gegen diese dauerhafteren Blüten zu vertauschen " Und sie selbst befestigte die bedeutungsvolle Gabe in den Schnüren keines Attila. Graf Walderode aber nahm, nachdem sie das kleine Liebe-werk beendet, mit der Linken ihre Hand und führte sie mit großer Wärme an seine Lippen. ,Al» man Sr. Majestät den kleinen Vorfall mel dete, von dem ich Ihnen eben erzählte,* sagte er, .ge ruhte Höchstderselbe, mir eine AuSzcichnuuq zu ver leihen, und ich bekenne, daß ich stolz war aus dieselbe. Der Lohn aber, welchen ich in diesem Augenblick em pfing, gilt mir wehr! Er bat mich nicht nur stolz, sondern auch glücklich gemacht!* De? feierliche Ausdruck seiner Worte setzte Nelly in Verwirrung. E« kam ihr wie ein Argwohn, daß Waldrrode ihrer raschen Handlung zu den wirklichen Motiven noch ein weitere« unterlegen könnte, au das sie nicht gedacht. Da- Blut stieg ihr heiß in die Wangen; aber sie fand trotzdem keine Erwiderung. Noch einmal schweifte ihr Blick über die weite Wasser fläche dahin, wo sie da» kleine Segelboot mit der wohlbekannten Flagge zuletzt gesehen hatte. Aber e» war verschwunden, und ein deutlicher Zug de» Trotze lag auf Nelly« schönem Gesicht, al« sie jetzt den Ann de« Grasen annahm, um sich von ihm nach dem Laud hause zurückführen zu lassen. Der Konsul kam ihnen schon auf halbem Wege entgegen. Er sah Nelly» glühend« Wauqen und er iah auch da» Sträußcheu an der Brust de» Rittmeister». Aver seine gute Laune wurde keineswegs beeinträch- leichteo Lungenentzündung erkraukt. Sr. Excellenz ist größte Schonung zur Pflicht gemacht wordeu. Dresden, 8. November. Der Kaiser! russische Ministerrestdent, Baron v. Mengden, hat eineu mehr wöchentlichen Urlaub augetreten. Während der Dauer seiner Abwesenheit ist der Kaiser!, russische LegatiouS- sekretär, Graf Prozor, mit der Führung der Gesandt- schaftSaeschäfte betraut. * Berlin, 8. November. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin werden, nach den neuesten hier eingegangeneu Nachrichten, mit ihrer Begleitung am Sonnabend den l6. d. MtS. hier wieder eintreffen- — Heute befinden die Majestäten sich auf der Reise nach Venedig, wo Allerhöchstdieselben am 12. d. MtS. eintreffen werden. Der Kaiser wird sich alsbald nach ersolgter Ankunft nach Monza begeben, begleitet von dem Chef deS MilitärkabinettS Genecallieuteuant v. Hahnke und dem KabinettSrot 0r. v. Lucanu», so wie den Adjutanten. Der Kaiser wird an einer Jagd im Park teilnehmen. Die Abreise Sr. Majestät nach Verona, wo Allerhöchstderselbe mit Ihrer Majestät der Kaiserin zusammeutriffh ist für den 14. d. MtS. in Aussicht genommen. Von dort soll die Reise über den Brenner fortgesetzt werden. — In der am 7. d. MtS. unter dem Vorsitz de» Vizepräsidenten de» StaatSministeriumS, Staatssekretär» v. Bötticher, abgehaltenen Plenarsitzung erteilte der BundeSrat dem Anträge der Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen, betreffend Abänderung der Zucker- und Branntweinsteuervergüt ung»- und der BranntweinsteuerberechtigungSscheine, die Zustimmung und erklärte sich mit der vom Reichs kanzler beantragten weiteren Ausprägung von Ein pfennigstücken einverstanden. Von den vorgelegten Aktenstücken über den Aufstand in Ostafrika nahm die Versammlung Kenntnis. Die Vorlage, betreffend die Erstattung von Gutachten seilen- der LaudeSmedizinal- behörden in militärgerichtlichen Angelegenheiten und die hierfür auS ReichSfonds zu entrichtende Vergütung, wurde den Ausschüssen für Handel und Verkehr uud für da» Landhecr und die Festungen zur Vorberatung überwiesen. Die in der Übersicht der Ausgaben und Einnahmen der Landesverwaltung von Elsaß-Loth ringen für 1887/88 nachgewiesrnen und begründeten EtatSüberschreitungen wurden vorbehältlich der beider Prüfung der Rechnungen sich etwa noch ergebenden Erinnerungen genehmigt. Bezüglich der allgemeinen Rechuuvg über den LandeShau-halt von Elsaß-Loth ringen für 1884/85 erteilte der Bundesrat die Ent lastung. Südlich wurde noch über die Bemessung des Ruhegehalt» für mehrere Reich-beamte Beschluß gefaßt. — Die »Berl. Pol. Nachr." schreiben: Drr Zusammenbruch europäischer llnternehm- ungr» iu Jnnerafrika, der Rückzug Stanley« und Emin«, die Eroberung der Äquatorialproviuz Wadelai durch den Mah- dismu«, die Ermordung de« ttr. Peter», sind Ereignisse, welche sich ihrer vollen Tragweite nach zur Zeit noch kaum übersehen lafleu. Wenn man einen Blick aus die Gesamtlage de« dunklen Erdteil« wirft und sich die europäische Zivilisation al- die an- greisrnd«, die Barbarei der Reger und Araber a'S di« sich vrr- lcidigende Partei vorstellt, so muß man sich gestehen, daß die verschiedentlich errungenen Ersolge jeuer ersteren eigentlich nur dazu gedient habeu, die außerordenllicheu Schwierigkeiten der Eroberung Afrika« sür Kultur und Gesittung iu da« hellste Licht zu rücken Wir sehen, wie von allen Seiten, von der Küste al- natürlicher Overation-basit aotgehend, die Kolonialaktion der europäischen Mächte sich Bahn io» Innere zu brechen bestrebt ist, iadeS schon nach Zurücklegung verhältnismäßig kurzer Strecken auf Hindernisse stößt, welche durch da« Zusammen wirken drr uagebändigteu tropischen Natur- und Menschen- kräste gebildet und so in ihrem Eindruck gesteigert werde». Nur da, wo große natürliche Wasserstraßen, Nil, Niger, Kongo, Zambesi leichter zugängliche und militärisch zu beherrschende Verbindung darbiettu, finden die europäischen Kulturpit'niere leichtere Arbeit, uud auch da »ur innerhalb ge wisser Grenzen. Wo diese überschritten werden, tritt die elemen tare Wildheit de« Laude» und seiner,Bewohner wieder in ihr alte» Recht; Niederlage», wie die der Ägypter unter Hick« Pascha bei El Obeid, der Engländer gegen die Zulu», ter Italiener tigt durch diese Wahrnehmungen und durch den ver borgenen Zusammenhang, welchen er zwischen den beiden Thatsachen vermalen mochte. Zweites Kapital. Gegen 3 Uhr nachmittag» faß Graf Waldrrode allein io einem Coupä de» Eisenbahnzuge», welcher iHv von Blankenese nach Hamburg führen sollte. Der Konsul hatte beim Abschied das Versprechen von ihm verlangt, seinen Besuch bald zu wiederholen, und er hatte ihm mit verbindlichster Bereitwilligkeit diese Zu sage gegeben. Scherzend und mit lachendem Munde batte er noch auf dem Perron de» Bahnhofe» dem Reservelieutenant, d-n er überhaupt seit der ganzen Dauer seiner kurzen üburgSzrit völlig wie einen eben bürtigen Kameraden behandelte, Lebewobl gesagt; aber mit dem Augenblick, da die Thür de» Wagen» hinter ihm zugefallen war, hatte sich seine fröhliche Miene ganz und gar verändert. Ein Ausdruck finsteren Ernstes war aus sein Antlitz getreten, und er hatte sich, tief aufatmend, in die Polster zurückgelehnt wie jemand, der rin lästige» Werk endlich hinter sich hat. Langsam keuchte der Zug durch die hier wenig anmutevde Landschaft dahin. Da- ewige Einerlei dürftig belaubter Bäume und kahler Telegraphen- stangen, welche an ihm vorüdrrflogev, schien dem Ritt meister unerträglich zu werden. Er zog die Gardine vor da» Fenster, an welchem er saß, und nahm dann hastig einen kleine», bereit» erbrochenen Brief au« der Tasche, dessen Inhalt er an diesem Tage wohl nicht zum ersten Mal durchfliegen mochte. Das Blatt war von einer zierlichen, aber festen Hand eng beschrieben. Selbst «in Sachverständiger Lonodw« eo» K»llll»ckln»»n«» »«rrLrtv: Loipl»«: F>. Lranäst etter, LowllüaaiovLr äsa Vreaäovr äoaruula; U»wb»r» -L,rU» epi«» - L-tpol? - >»»»! >r»»t»»rr»»^ellrt ». U.: //aase^tem «« tto-lee, N»rUn Vi-uL-wdar,- kr»G-r,«tx«iz; ». N.-Nü»eb«t: Lkoaae,' korti -l.ooao»-L,rU» ». N . >tt»ttU»rt: «. (7o.N«rU»! /nvakiäenäant, 0»rliw: O. L/ülker» N»»oo-»r: 6. Keäüarter, L»U» ». «.: F Larct «. Co. L » r » » » x « d « r r XSuixl. Lrpoäittoa äs» Orvsäasr äoaruul». vrsaäe», Aviogerstt»»»« 20. koruaprseb-^nacstlua»: Nr. 18-k. arge» die Abessinier, erkläre» sich i» letzter Instanz immer au» der eine» überall austreteuden Schwierigkeit der Ausrechterhal- tuog gesicherter rückwärtiger Berbiadunge». Dieselbe führte schlltßttch auch zur Preisgabe der Oquntoiialproviaz, oachbem Emin Pascha durch lange Jahre mit wunderbarer Lhatkraft und Vu-dauer diesen letzten uad am weitesten iu» Innere vor geschobenen Posten europäischer Autorität gegen de» Fauali»- mu» drr mahdipische» Jelawstreiter gehalte» hatte Gegen wärtig scheint der Triumph de« MohammedaniSmu» mit seiner den Europäern und dem Christentum gleichmäßig feindliche» Teadenz im Herzen Afrika» vollständig, und die mit der kolo nialen Erschließung de» dunklen Weltteil« sich befassenden Staaten werden gut thun, bei Zeiten ihre Aufmerksamkeit auf die vorau-sichtlich unau-bleiblichen Folgen zu richten, welche der Zusammenbruch drr Ezprdittonru Stanley» und Petrr» nach sich ziehen dürste. Lie Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß da« Frrmen«, welche» von de» ihre wichtigste» L«ben-interrsien be droht sehenden arabischen Cklavenjägeeu uud Sklavenhändlern in die Bevölkerungen drr binncnafrikanischcn J-lamläadrr schon vor Jahr und Tag eingrsbhrt wurde, von nun an doppelte und dreisache Fortschritte machen und da» Tempo de» Erobrrung«- zuge» der Religion de« Propheten entsprechend beschleunigen wird. Wissen doch die, welche e» angeht, sehr wohl, daß mit dem Vordringen der europäischen Kultur die Befreiung der Neger vom Joch der Sklavrrer, die Beseitigung te» arabischen Au«beutuug»mouopol» der an Lropenerzeugvissrn überreichen Gebiete de» äquatorialen Binnenafrrka« fortschrritet, und daß sie keine Zeit verlirre» dürfen, wenn sie drin in seinen Küsten» slclluugcn sicher eingerichteten Europäertum eine» fest organi sier trn Widerstand im Innern entgegensetzen wollen. Der in Europa und Borderasien längst auggetragrnr Entscheidunatkrmps »wischen der christlichen und den i»lamitischen Weltanschauung steht in Afrika »och bevor. * München, 8. November. In der Kammer der Abgeordneten wurde nach dreitägiger Debatte heute der Zentrumsantrag in betreff des klaee- tum regirum und der Altkatholiken mit 81 gegen 78 Stimmen angenommen. — Der „Magdeb. Ztg." wird über die Sitzung berichtet: Schon vor Beginn der Kammersitzuug herrschte lebhafte Erregung, weil der Ministerpräsident v. Lutz das Vatikanum staats gefährlich genannt hatte. Die Versammlung bot ein buntes Bild. Die meisten Redner wurden oft unter brochen und stürmische Austritte wurden nur durch die Energie de» Präsidenten verhindert. Im Schluß wort rief Abg. Daller: „Das Zentrum war es, da» 1886 dem bayerischen Königshause die materielle Existenz gerettet hat!' (Furchtbarer Lärm. Rufe lmkS: „Was soll das heißen?" „Heraus mit der Sprache'/) Ver geblich war da» Läuten der P Ssidentenglocke. Daller wurde immcr hitziger. Er schrie mit drr größten Heftigkeit, wurde aber fast bei jedem Satz mit Pro testrufen unterbrechen. Dem Präsidenten war e» large unmöglich, die Ordnung hrrzustellen. Gänzlich heiser verla» Daller namens der Rechten eine Erklär ung, daß sie den geleisteten Berfasjuogseid so ausge dehnt, wie der Minister ihn interpretierte, nicht aner kennen könnten, daß sie ferner gegenüber den Erklär ungen de» Ministers die entsprechende Haltung bei der Beratung des LultutbudgetS eiunrhmrn würden. G Wien, 8. November. Nach Berichten aus Inns bruck und Buda-Pest wäre die Begegnung Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph mit Kaiser Wilhelm, die nach den bekannten Mitteilungen der „Politischen Korrespondenz" in Innsbruck stattfinden soll, sür den 13 oder 14. d. Mts. in Aussicht genommen; eine authentische Meldung über den Zeitpunkt drr Zu sammenkunft liegt jedoch nicht vor. — König Milan von Serbien wird dem Vernehmen nach heute abend von einem Jagdausfluge, den er in die Nähe Wiens unternommen, hier emireffen. Derselbe beabsichtigt, bis Sonntag in Wien zu bleiben, um sich alsdann auf einige Tage nach Belgrad zu begeben. — Die hiesigen Organe der VcrfassungSpartei beschäftigen sich lebhaft mit der Adreßdebatte im böhmischen Land tage. Sie treten, ohne der ganzen Debatte eine große Bedeutung beizulegen, mit aller Schärfe den Anschau ungen entgegen, welche von jungtschechischer und alt tschechischer Seite über das böhmische Staatsrecht ent wickelt werden. Die meiste Beachtung findet nächst würde Mühe gehabt Haden, auf den ersten Buck zu entscheiden, ob eS eine männliche Handschrift oder die jenige einer Dame sei. Auch trug das Billet weder ein Wappen noch ein Monogramm. Seine Mittei lungen aber, die Graf Waldrrode noch einmal Zeile für Zeile in sich aufnahm, obwohl die Falten auf seiner Stiru während de» Lesen« immer tiefer wur den, hatten folgenden Wortlaut: „Lieber Vetter Guido! „In Deinen Händen, meine gute Sabine, liegt jetzt die Entscheidung über die Zukunft de» Hauses Watte rodel Ich kenne Dich gut genug, um darauf zu ver- trauen, daß Du im Bewußtsein Deiner Verantwortung den rechten Weg einschlagen und nicht daran denken wirst, ein thörichte» uud hoffnungsloses Spiel fortzu- setzen." Die» ungesähr waren die letzten Worte, mit denen wich gestern abend Deine Mama, meine gnä- digste Frau Tante, au« dem Theezimmer entließ. Aber Du mußt darum nicht glauben, daß ihnen eine hochdramatische oder auch nur sonderlich ernsthafte Unterredung voraufgegangen sei. Wir waren vielmehr wie immer im allerbesten Einvernehmen und nur die halben Andeutungen, welche die Frau Gräfin vorher hier und da in unsere Konversation eingeflochten, hatte» mich auf do» feierliche Schlußwort vorbereitet. Ader eS hätte dieser etwa« pathettscheu Anrufung weine» Famil ensinue» wirklich nickt bedurft, um mich deu „rechten Weg" finden zu lassen. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die iu uberflteßcndem Edelmut irgeud eine» Vorurteil oder einer durch ihr Alter zur ge heiligten Tradition gewordenen Verrücktheit mit einige» sentimentalen Seufzen» da» Glück ihre» Leben» bereit»
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