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Wchklih-IkitW Jnl«at«. v^ch« bei d« bedeutenden Auflage des Blattes «in« sehr «m» same Verbreitung finden, »erden mit 10 Pfg- di« Spaltenzeile oder oerm Raum berechnet. — Ta» bellarische und eomplicirte Inserate mit entsprechen» dem Ausschlag. — Sing sandt, un redaltionem« »heile, die SpaltenzeU« M Pfg. Die „Wei-eritz.Zektung» «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 R. L5 Pfg-, iweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Psa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen »«- . e e l ungenm AMtshltttt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe ' " zu Dippoldiswalde und Arauenstem Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Dienstag, den 25. März 1890. Nr. 36. 56. Jahrgang. Zum Rücktritt Bismarcks. So ist es denn geschehen, was das Herz von Millionen Deutschen bis zum letzten Augenblick sich weigerte, zu glauben. Fürst Bismarck, der erste Kanzler des neuen Deutschen Reiches, ist von seinem Posten, auf dem er zwanzig Jahre lang mit unver gleichlicher Kraft die Geschicke einer Welt gelenkt, zu rückgetreten. Wie vertraut klingt uns im Ohr, fließt eS aus der Feder: Reichskanzler Fürst Bismarck! Wie widerwillig sprechen die Lippen das neue unge wohnte: Herzog von Lauenburg, Generaloberst der Kavallerie! In früheren Zeiten sprach der eiserne Staatsmann oft davon, wie er sich sehne, als ein facher Edelmann in der Stille des Landlebens seine Tage zu verbringen; aber je älter er wurde, desto mehr wurzelte im Volke der Gedanke, daß nur mit dem Leben Fürst Otto von Bismarck die Zügel der Regierung aus den Händen lassen werde. Drei Wochen nach dem Tode seines Großvaters, während sein edler Vater schon dahinsiechte, am 1. April 1888, am Geburtstage des Fürsten Bismarck feierte der jetzige Kaiser den Reichskanzler als den Fahnenträger, dem sie Alle in schwerer Zeit folgen wollten. Und kaum zwei Jahre später zieht sich der so gepriesene Staatsmann in die Ruhe des Sachsenwaldes zurück! Was mag inzwischen einaelrelen sein, um diese Wandlung zu erklären? Viele Einzeldinge werden angeführt, die alle zusammen wohl die Thatsache des Rücktritts nicht erklären können. Fürst Bismarck ist der Held einer großen Vergangenheit, der Kaiser fühlt sich als Träger einer neuen Zeit — in diesem Gegen satz, der psychologische Tiefen von unüberbrückbarer Breite enthält, und sich seit Jahr und Tag immer klarer aufgethan hat, liegt des Räthsels Lösung. Es ist einer Tageszeitung nicht möglich, die Fülle der Gedanken und Thalsachen, welche die beiden Männer verkörpern, auch nur in Umrissen zu zeichnen; jeder Denkende, der den Dingen gefolgt ist, weiß überdies sich selbst das Bild zu entwerfen. Aber auch nur aus diesem Gegensätze heraus begreift es sich, wie des Kaisers und des Kanzlers Wege mit Naturnothwendig- keit sich scheiden mußten. Wilhelm II. entläßt den un vergleichlichen Staatsmann mit Worten des Dankes und des Ruhmes, die aus vollem Herzen quellen — gleichwohl läßt er ihn ziehen! Fürst Bismarck mag mit bangem Blick in die Zukunft schauen — trotzdem muß er auf seinem Rücktritt bestehen! Der 20. März 1890 wird für immer den Markstein zweier Zeilen bilden: hinter uns liegt eine Vergangenheit, so groß, so erhaben, so gewaltig, wie sie schwerlich je ein Volk in kurzen Jahrzehnten erlebt hat; aber auch voll in neren Unfriedens, voll Zwietracht der Volksgenoffen! Vor uns liegt ein weites Reich von Hoffnungen und Befürchtungen: möge sich der Grund, auf dem das Deutsche Reich aufgebaut ist, so fest erweisen, daß aus edlen, aber vielfach unklaren Bestrebungen nur Heil sames erwachse und daß die häßlichen Schlacken, welche das Feuer der äußeren Machtgestaltung Deutschlands auf sein inneres Leben warf, verschwinden! Ein wesentliches Erforderlich für die Erfüllung dieses Wunsches ist gegeben: das feierliche Gelöbniß des Kaisers, an der „weisen lhatkrästigen Friedenspolitik" Bismarcks sestzuhalten. Dies werden die Völker Europas offenen Ohres hören! Die Verdienste und Thaten Otto von Bismarcks nun zu würdigen, das, was ihm mißlang, zu kenn zeichnen, ist heute unmöglich. Zu nahe stehe uns der Niese, dessen Schultern seit nahezu einem Vierljahr- hundert die Geschicke Europa's trugen, als daß man ihn aus dem objektiv richtigen Gesichtspunkte schildern könnte. Es bedarf besten auch nicht: er lebt in dem Geiste und in den Herzen aller Zeitgenossen! Und wenn jetzt in der Stunde seines Rücktritts grämliche und verbitterte Pygmäen nur zu erblicken vermögen, was ihm mißrathen ist, so misten wir uns Eins mit der ungeheuren Mehrheit in dem unerschöpflichen Danke gegen den Gewaltigen, der unseres Volkes vor nehmstes Sehnen zu stillen wußte, indem er ein deut sches Vaterland, ein mächtiges einiges Reich schuf und diesem zwei Jahrzehnte reichgesegneten Friedens be wahrte. Mit Schmerz sehen wir jetzt den eisernen Kanzler scheiden, aber uns dünkt, der schönste Zoll der Verehrung, den ihm sein Volk bringen kann, ist der, daß es im Vertrauen auf die schwer errungenen Güter der Vergangenheit mit Muth und Besonnenheit der Zukunft entgegengeht! Die neue Zeit hat neue Auf gaben und braucht neue Kräfte, die mächtig zur Lösung drängende soziale Frage eröffnet Ausblicke in sehr ungewisse, ja bedrohliche Fernen. Der gute Wille allein kann hier wenig helfen. Es gilt Alles zu prüfen und das Beste zu behalten. Möge unserem feurig vorwärts strebenden Kaiser beschicken sein, dem deutschen Volke eine ebenso glückliche Zeit heraufzu führen, wie besten jüngste Vergangenheit gewaltig war! Niemand wird sich darüber mehr freuen, als der Herzog von Lauenburg, besten Fülle des Ruhmes für immer in dem Namen: Reichskanzler Fürst von Bismarck beschlossen ist! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 24. März. Wie uns mitgetheilt wird, ist am vergangenen Sonnabend die ministerielle Bestätigung des zum hiesigen Schuldirektor gewählten Herrn Oberlehrer Rasche-Meißen hier eingegangen. — Gestern eröffnete die Handelsschule den Reigen der Osterprüfungen. Außer mehreren Prinzipalen beehrte auch Herr Bezirksschulinspektor Richter den wichtigen Schulaktus. Die Prüfung erstreckte sich auf Korrespondenz bei der 1., einfacher Aufsatz in der 2. Abtheilung (Schuldirektor Engelmann), sodann auf Handelsgeographie (Lehrer Eidner) und Handelslehre (Dir. Simon-Ackermann). Die ausgelegten Hefte be zogen sich auf Rechnen, Korrespondenz, Französisch, Latein- und Rundschrift; außerdem war eine große Anzahl von den Schülern sauber gezeichneter und kolorirter Landkarten ausgestellt. Am Schluß der Prüfung richtete Herr Schuldirektor Engelmann herz liche Worte der Ermahnung an die bleibenden und die nach Zjährigem Kursus abgehenden 5 Schüler. — Die am vergangenen Sonnabend vorgenommene Zusammenschüttung der Cigarrenabschnitte zum Besten bedürftiger Konfirmanden hat überhaupt 20Pfd. ergeben; außerdem gingen in baarem Gelbe auch noch 8 Mark ein. — Herr Gutsbesitzer Gemeindevorstand Richter in Oberhäslich theilt uns freundlichst mit, daß er sich jetzt längere Zeit im Pinzgau aufgehalten habe und heute Montag Abend mit einem größeren Transport Kühen, die er zu eigenem Bedarf, nicht zum Verkauf erworben, im Bahnhofshotel Dippoldiswalde oder im Gasthofe Schmiedeberg einzutreffen gedenke. Er ist gern bereit, Landwirthen und sonstigen Interessenten, die sich an einem reinen Viehschlage erfreuen wollen, die Besichtigung des Viehes zu gestatten. — In Anbetracht dessen, daß vielfach Klagen dar über geführt werden, daß die Konfirmanden um die Zeit ihrer Konfimation und insbesondere am Tage der letzteren, sowie am Gründonnerstag, in den Schankwirthschasten ausliegen, machen wir darauf auf merksam, daß nach Z 135 der König!. Sächs. Armen ordnung vom 22. Oktober 1840 Schankwirthe, welche Kindern, Schulknaben und Lehrlingen das Aufliegen in Schankstätten anders als in Begleitung erwachsener Personen, denen sie angehören, bet sich verstauen, von der zuständigen Behörde mit Geldstrafe von 15 bis 60 M. oder verhältnißmäßiger Haststrafe belegt wer den können. — In Sachen des verschwundenen Glashütter Buchhalters geht uns folgende Zuschrift, die allerdings keine Berichtigung ist, zu und die wir buchstäblich zum Abdruck bringen: „Glashütte, den 2l. März SO. — In Ihrem Blatte der Weißeritz-Zeitung vom SO. März betreffen des Verschwindens des Buchhalters der Bau unternehmer in Glashütte, wäre es ratsam sich in Zu kunft bester zu informiren, da Ihre Angaben ganz falsch sind, indem eine Gelddifferenz durchaus nicht vor liegt, wir erwarten sofort eine Widerrufung, widrigen falls von unser Seite sofort andere Schritte gethan werden, pr. Windisch L Meyer. Tetzner." — Im Hinblick auf die bevorstehende Konfirmation erscheint es nothwendig, darauf aufmerksam zu machen, daß junge Leute, welche außerhalb ihres Wohnorte- in die Lehre oder in ein Arbeitsverhältniß treten, sich in der Heimath schon mit dem in der Gewerbeordnung vorgeschriebenen Arbeitsbuchs zu versehen haben, da zur Ausstellung desselben die Zustimmung des VaterS bez. Vormundes erfordert wird. Die Erfahrung hat gelehrt, daß dies in vielen Fällen Unterlasten wird und dadurch den Eltern oder Vormündern nachträgliche Weiterungen und Unkosten entstehen. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat Februar 1890 gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen: Tourbillets. Tag II. esbilktS. Militär- II. III. III. killt». Chemnitz . . . — 6 — 7 — Dresden-Neust. . — 4 — — Dresden-Ältst. 23 226 99 591 59 Tharandt . . . — 4 — 15 — Hainsberg. . . 36 411 55 558 — Freiberg . . . —- 7 I 12 —— Dippoldiswalde . 31 528 285 I2II 33 Potschappel . . 12 3 93 — v. d. Haltestellen 83 1186 108 2125 43 Sa. 173 2384 551 4612 135 7855. Es wurden befördert von Januar 1890 an 26,496 Personen. Befördert wurden 3,396,263 Kilogramm Güter. Demnach vom 1. Januar 1890 an 6,382,560 Kilogramm Güter. Im gleichen Monat des Vorjahres wurden 8139 Billets verkauft und 2,050,111 Kilogr. Güter befördert. — Der neue Sommer-Fahrplan auf unserer Bahnstrecke weist gegen den im vorigen Jahre nur ganz geringe Aenderungen auf. Die Züge gehen ab Kipsdorf früh 4,»-, Vorm. 10,4,, Nachm. 3,,» und Abends 8,»i; von Schmiedeberg 4,5», 10,17, ?,,«« und 8,5»; von Dippoldiswalde 5,34, 10,5«, 4,»» und 9,,«; von Rabenau 6,„, II,«g, 5,,» und 10,,5, in Hains berg treffen dieselben ein 6,4,, 11,5«, 5,,« und 10,3,. — Ab Hainsberg 7,»5, 12,4«, 3,«« und 8,»«; ab Rabenau 7,5», 1,«s, 4,07 und 8,45, ab Dippoldis walde 8,44, 1,5«, 4,5» und 9,85, ab Schmiedeberg 9,i», 2,34, 5,8« und 10,i,; an Kipsdorf 9,»s, 2,54, 5,«» und 10,3 s. — Außerdem werden aber an Sonn- und Festtagen noch 2 Extrazüge in jeder Richtung ver kehren und zwar: ab Kipsdorf Vorm. 10,4», Abends 7,58, ab Schmiedeberg 11,«,, 8,,», ab Dippoldiswalde 11,88, 8,57, ab Rabenau 12,,,, 9,4«; an Hainsberg 12,3«, 10,07. — Ab Hainsberg Vorm. 8,,», Nachm. 5,3«; ab Rabenau 8,49, 6,0s; ab Dippoldiswalde 9,35, 6,47; ab Schmiedeberg 10,,3, 7,„; an Kipsdorf 10,3», 7,3«, Die beiden Züge ab Kipsdorf Vorm. 10,4, und ab Hainsberg 5,5« erleiden aber insofern eine kleine Beschränkung, als dieselben nur zur Aufnahme von Paffagieren nach Bedarf an den einzelnen Stationen halten werden. f Schmiedeberg. Am 21. d. Mts. hielt der Verschönerungsverein hier seine Frühjahrssitzung ab, in welcher die Rechnung auf das Jahr 1889 ab gelegt und die Neuwahl des Vorstandes, sowie der Ausschußmitglieder vorgenommen wurde. An Stelle des bisherigen Vorsitzenden, des nach Loschwitz über siedelnden Herrn vr. Schurtz, den man zum Ehren-