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Dresdner Journal : 06.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189705068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-06
-
Monat
1897-05
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 06.05.1897
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Phila- - 40»z, «reinig» Silber, ngS fest, skurjen. ukten- K, per ,2ü M, », per , matt. ;,7S M, 6,40 M , >,30 M, brauch»- 50 M, M Smster» '2^^ Vetcr»« IM h: 23V, 3, 4, e. : 6, 7, 3,0. 4, 3, S30, 7, 8, », 4, S, 6, r, 1, d, >30, Szo. , 12, 1, >3«, S30. 2, 1, 2, >3», S30. 63» schau». Sodt' .> 0, 1130, s 6»r, S, 1130, L**, 830. o, 2lS*. Be,«gS»rc,S: Für Dresden viertcffährlich: 2 Mark öoPs., bei den Kaffer- liä> dcuisreu Posianstalten viertcffahttich 3Mark; außer- yaw de» Deutschen Reiches Post- und Stempclzuschlaa. Linzelue Nummern: 40 Pf. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonu- und Feiertage abends. Fern pr Anschluß: Nr. 129» Dresdner M Journal. AnkündigungSgrbühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schnst SO Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf. Bei Tabellen- und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeder: königliche Expedition dc« Dresdner Journals Dresden, Zwlngerstr 2V Fernspr.-«nschluß:Str.ir»L. HF 103.Donnerstag, den 6. Mai, abends.1897 Diejenigen Te-ieyer unseres Mattes, welche dasselbe von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Über weis u n g s g e b ü h r einsendcn zu wollen. Die selbe beträgt im ersten Atonal eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und iw dritten Monat 20 Pf. König!. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Lt. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Inhaber der Verlags Handlung von Breitkopf k Härtel in Leipzig, vr. von Hase den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Kronen orden 4 Klasse annehme und trage Srnenuungev, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Jm tScschäftSbereichc derVlenrralSirettion SerKönigl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft. Angesiellt: Doc zeith«r probeweise a s Aussetzer venvendeie MilitLran- sr Friedrich Kail Richter als Aussetzer bei den Kömgl. Sammlungen. Im «cschästSbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die neu gegründete 3. ständige Lehr» »stelle in Mosel. Kollator: das König! Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Ein kommen: 1000 M Gehalt und 200 M. WohnungSgeld Ge suche sind unter Beisügung sämtlicher Prüfunas und Amts- führungSzeugnisse bis zum 26 Mai bei dem Königl BezirkS- schnlinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen Nichtamtlicher Leit. Tie Lage ans dem griechisch türkische» Kriegsschauplätze zeigt das griechische Heer in täglich wachsender Be drängnis Den Depeschen, welche von griechischen Wasfenerfolgcn zu melden wissen, zollt k?in Hachmann Glauben, aus dem einfachen Grunde, weil sie sich mit der Logik der Thatsachen in einen unlösbaren Wider sprucy setzen. Bei Belestino nnd an einigen anderen Punkten in der rechten Flanke der griechischen Stellung wird zwar noch gekämpft, und die neuesten, im telc graphischen Teile unseres Blattes miedergegebenen Meldungen der „Agence Havas" berichten mit großer Ausführlichkeit von bewundernswerten Heldenthaten der Griechen, aber der Plan der Türken geht offenbar nur dahin, den Gegner hintanznhalten, bis die auf dem Anmarsch befindlichen Verstärkungen an Ort und Stelle eingetroffen sein werden. Das mag immerhin noch einige Zeit währen, da die einzige den Türken zur Verfügung stehende Bahnlinie von Mnradli Feredichik mit Militärtransporten aller Art überfüllt ist und daher Stockungen eintreten, welche zu tage langen Verzögerungen des Truppentransports führen Tie Griechen könnten das Olhrysgebirge verteidigungS weise vielleicht behaupten, wenn sie über moralisch intakte Truppen, eine hinreichende Artillerie nnd ge sicherte Lebensmittel wie Mnnitionszufuhren verfügten. Von alledem ist aber keine Rede mehr, die thessalische Armee ist znr Lieferung einer geordneten Feldschlacht schlechterdings unfähig. Lunk und Wissenschaft. Schiller und Lotte. Line Ausgabe des Briefwechsels zwischen Schiller und seiner Frau ist unter dem Titel „Schiller und Lotte" zuerst von der letzten über.ebcnden Tochter Schillers, der Frei frau Emilie v Gleichen-Rußwurm, l855 veröffentlicht, in zweiter und dritter Ausgabe von Oi. Wilhelm Fielitz wesentlich vervollständigt, im gegenwärtigen Augenblick aber zum viertenMalc als „Briefwechsel zwischen Schiller und Lotte 1788 l805" meinem auf drei Bände berech neten Drucke der„Cottaschen Bibliothek der Weltlitteratur" mit neuen Ergänzungen und Erläuterungen von W Fielitz herausgegeben worden Es geht aus der Wiederholung der Auflagen deutlich hervor, daß dies Buch nicht bloß, wie unzählige andere zur Geschichte der klassischen Littcrarur- periode dienende Briefe und Briefwechsel, in litterarischen und litterar-historischen Kreisen als „Ouelle" geschätzt ist, sondern daß es ein Publikum gewonnen hat, das ganz andere Tinge in Schillers und Lottes Briefen sucht, als die genaue Feststellung gewißer Daten, die Nachweise, zu welcher Stunde diese oder jene Arbeit Schillers begonnen und vollendet worden ist und die Erörterungen über ganze Reihen untergeordneter Persönlichkeiten, die vorüber gehend einmal in den Lebenskreis Schillers getreten sind Das Wort der Frau v Gleichen, „ein ganz treues Bild der schönen Zeit der Liebe Schiller» und Lottens könnte nur in dieser Briefsammlung gegeben werden", ist in Ehren und in Kraft geblieben und das Bedürfnis, sich mit Phantasie und geistigem Anteil in diese schöne Zeit zurückzuversetzen, scheint in viel zahl reicheren Menschen der Gegenwart zu leben, als es unter dem Drucke gewißer Tagetzeindrücke den Anschein hat Wunderlich genug nehmen sich freilich in der Hast und Unruhe unserer Zeit, die da» Briesschreiben fast verlernt Nicht viel besser steht die Sache auf dem epiroti schen Kriegsschauplätze Hier haben die Griechen ihren Vormarsch gegen Janina endgiltig einstellen und über den Artafluß zurückgehen müssen. Die türkische Heeresleitung, durch 20 Bataillone verstärkt, konnte die Offensive ergreifen und festhalten. Nach der Besetzung von LuroS und der Einnahme von Arta sind die Türken Herren der Situation auch im Westen der griechischen Aufstellung geworden. In Athen giebt sich das Ministerium Ralli, wie die Inhibierung der weiteren Annahme von fremden Freiwilligen darthut, denn auch keiner Täuschung mehr hin, es zögert nur noch, den entscheidenden Schritt zu thun und sich vor Europa zu demütigen, weil dort offenbar niemand mehr dem anderen traut, und die Möglichkeit nicht abzuweisen ist, daß der entschlossene Appell an die gesunde Vernunft von dem Straßen pöbel mit einer republikanischen Schilderhebung be- antworlet weiden würde Die Lage dürste dadurch mindestens keine Vereinfachung ei fahren, und so wäre es immeihin denkbar, daß ein weiteres militärisches Mißgeschick hinzukommen müßte, um auch den bornier testen Kriegsschreiern den Mund zu stopfen. Tie vom Kriegsschauplatz vorliegenden Meldungen sind folgende: Konstantinopel. S. Mai. Eine von heute datierte De pesche des BlaUes „Sabah" aus Larissa meldet, die Division Hairi Paschas habe Pazaraki genommen, und die Divisionen Memduh Paschas, Nejchat Paschas und Hamdt Pascha» die Orte Haffantatar, Hadzilar, Maimuli, Haliler, Mussalar und die Po sition Tschemerdil besetzt Konstantinopel, 5. Mai Die Nachricht von dem Aus bruche von Unruhen aus der Insel Mytilene ist unrichtig und scheint daraus zurückzuführen zu sein, daß angesichts der Mög lichkeit von LandungSversuchen der Griechen ein Redifbataillon von Bergama nach Mytilene geschickt wurde. Konstantinopel, s. Mai Eine offizielle Mitteilung dementiert, daß bei Pharsala für die Türken unglücklich» Kämpse stattgesunden hätten; es wird sestgestellt, daß seit der Einnahme Larissas gegen Pharsala nur RekognoSzierungS- versuche erfolgten. Der Kommandant des epirotischen Corps meldet, daß nach der Besetzung von Luros auch der Gebirgssuß Kilberini, welcher die Abhänge gegen Arla dominiert, ohne Widerstand okkupiert wurde Athen, S. Mai (ü Uhr 30 Min nachmittags. Rach hier eingegangenru Telegrammen haben die Türken mittags in ter Ebene von Pharsala vor der griechischen Armee, welche 23 000 Mann zählt, eine Schlachtpellung eingenommen. — Das Panzergeichwader kaperte in der Einsahrt zum Gols von Salonichi einen Schooner, der das Mitglied des englischen Unterhauses Bartlett, einen bekannten Türkensrrund, an Bord hatte, der sich bisher im Lager Edhem Paschas ausgehallcn hatte und aus den, Seewege abreisrn wollte Barllett wird nach Athen gebracht, wo eine Untersuchung gegen ihn statt- sinden soll Athen, 5 Mai (6 Uhr abends) Einer Tepejche zusolge hat bei Aivali, zwischen Belestino und Pharsala, das Gesicht begonnen. Larissa, 5 Mai. („Havas" Meldung) Die letzten Divisionen der thesj Nischen Armee sind aus dem Marsche gegen Pharsala Es geht das Gerücht, Griechenland fordere einen Waffenstillstand. Edhem Pascka habe Vollmacht erhalten, hier über zu entscheiden Larissa, 5 Mai, 2 Uhr nachm („Havas"-Meldung) Tie letzten Konzentrationsbewegungcn der türkischen Armee werden heute ansgesührt Edhem Pascha ist mit seinem Generalslabe und den sremden Militärattaches hier eingelrossen Der Mal schall verläßt Larissa wieder, um persönlich die Leitung zu übernehmen. Voraussichtlich wird die türkische Armee Henle nachmfftag Fühlung mit dem Feinde gewinnen Larissa, 5. Mai (,,Havas"-Meldungä Zwei Haubitzen Batterien sind heute abend rat' einem schwierigen Marsche über den Melnna-Paß hier eingetroffen — Die türkischen Trappen vor Belestino sind um 14 Bataillone, 4 Schwadronen und 4 Batterien verstärkt worden. Tagesykschichte. Dresden, (>. Mai. Wie wir von zuständiger Seile erfahren, können wegen dcr übergroßen Anzahl von jungen Leuten, die sich gegenwärtig im Vor bereitungsdienste lAcceffe) der Zoll- und Struerverwaltung befinden, bei dieser Verwaltung innerhalb eines Zeitraumes, der voraussichtlich etwa die nächsten zwei Jahre umfassen wird, Zulassungen zum Accesse überhaupt nicht mehr stattfinden. Dresden, 6. Mai Für nächsten Sonntag ist von der hiesigen Reformpartei eine große Versammlung ausgeschrieben worden, in welcher eine Kundgebung gegen die in Österreich erlaßene Sprachenverordnung erfolgen soll Zahlreiche österreichische Abgeordnete und Politiker sollten an dieser Versammlung teilnehmen Sicherem Ver nehmen nach hat die Königl. Polizeidirektion verboten, daß diese österreichischen Redner in der gedachten Ver sammlung sprechen dürfen Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser trafen, aus Stettin zurückkchrend, vorgestern abend in Berlin ein und übernachteten im Königl Schlosse Gestern früh empfingen Se. Majestät den Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe zum Vortrage und besichtigten sodann auf dem Tempelhofer Felde die Bataillone des Kaiser Alexander-Garde-Grenadier- regiments Nr I Nach Schluß der Besichtigung nahmen Se. Majestät im Osfizierskasino des Regiments das Früh stück ein. — Se. Majestät der Kaiser haben anläßlich der Brandkatastrophe in Paris an den Präsidenten Felix Faure das nachstehende Telegramm gerichtet: Kousieur le Oresickent cke la kepubllgue Oran^aise. Karis. Veuiller Ke perwettrs cke K assoeier au ckeuil, <>us Ilaris et la dVunee t ute entiers rsssentend en ee Moment par suite cke I borrible eatastropbe cke la rue ckeau Ooujon. Hue Oieu soulaxe tous les malbeureux «zui züeurenk en se moment une vie cb-rie! 6uiIIaume, I. I!. Präsident Faure hat hieraus das nachfolgende Anlwort- telegramm abflehen laßen: Oe krssickent cke lu llepublitzue b ran^aise ä 8a Käsest? 6uillaume II, Lmpereur ck^U?maxn? l'otsckam Xvuss I'alais. cke suis tres touebe ckes Sentiments erprimes ckans I« telexramms pur leczuel Votre Kaj?st? Imperiale et Royale 8'assoeie au ckeuil oü la eatastropbe ck bier a plovxe Paris et la kraue? toute entiers. cke Ta remereie ckes voeux ^u'klle forme pour «zue Oieu soutienne et console les malbeureux attkixes par le terrible ä«sastre, <zui nous smeut prokovck, ment kelix kaurs. — Wie auch die „Nordd Allg. Ztg." hört, wird an- flenommen, daß zum Nachfolger des Staatssekretärs O>. v Stephan der Unterstaatssekretär im Reichspostamt Oi. Fischer ernannt werden werde. — Slatin Pascha ist gestern morgen von Wien in Berlin angekommen und auf dem Bahnhof vom Kolonial- direktor Or. v Richthofen und vom Major Or. v Wiß mann empfangen worden Zur Mittagstafel hatte der Pascha eine Einladung vom Reichskanzler erhalten — Der Seniorenkonvent des Reichstags sollte, der „Post" zufolge, gestern abend zusammentreten Es handelte sich darum, ob eine weitere kommissarische Beratung der Unfallversicherungsnovelle überhaupt noch Wert habe, nach dem in der vertraulichen Besprechung sestgestellt worden sei, daß eine Einigung zwischen den Parteien nicht er folgen werde. — Nach einer im ReichsversicherungSamtc angefcrtigten Zusammenstellung waren am Ende 1896 von dem Ver mögen der 31 deutschen Versicherungsanstalten 30808611,81 M zu gemeinnützigen Zwecken her- gegeben oder zur Hergabe bereitgestellt Von dieser Summe entfielen auf den Bau von Arbeiterwohnungen 12,1 Mill, wovon wieder 6,8 Mill, innerhalb der Grenzen der Mündelsicherheit, 5,3 unter Überschreitung dersilben hergegeben waren Die Provinz Hannover über- rugt alle anderen Anstalten durch die Höhe der zu diesem hergegrbenen Gelder Sie belausen sich auf 4,4 Mill Ihr folgte das Königreich Württemberg mit 1,8 und die Provinz Schleswig-Holstein mit l,t Mill Zur Befriedigung des landwirtschaftlichen KreditbedürfnisfeS waren 12,8 Mill., und zwar fast ausschließlich in den Grenzen der Mündelsicherheit hergegeben Hier steht die Anstalt Sachsen-Anhalt mit 5,3 Mill an der Spitze, es folgt Thüringen mit 1,7 Mill, Niederbayern mit 1,3 und Schwaben und Neuburg mit 1,2 Mill Für den Bau von Kranken- und Rekonvale-zentenhäusern, Herbergen zur Heimat, Volksbädern, Kleinkinderschulen, für Spar- und Konsumvereine und andere ähnliche WohlfahrtSeinrichtungen waren 5,9 Mill angelegt, und zwar 4.8 in städtischen und 1,1 Mill, in ländlichen Gemeinden Hier steht Württem berg* mit 1,2 Mill an der Spitze, die nächstfolgende An stalt ist die de« Königreichs Sachsen mit 1,1 Mill — In der Reichstags-Kommission für die Hand werkervorlage wurden gestern die tzß 100s und 100t angenommen, der erstere mit einem Anträge Gamp, der die Aufhebung oder Schließung der Innung erschwert Damit ist der erste Teil über die Innungen erledigt Teil H: JnnungSausschüße, und Teil III: Handwerker kammern, erfuhren nur unwesentliche Abänderungen, ebenso Teil IV: Jnnungsverbände. Darauf wurde in die Be ratung des Abschnitts über die Lehrlingsverhältniße ein getreten Die Verhandlungen werden heute fortgesetzt — Die Budgetkommission des Reichstags ver handelte gestern über die Servisnovelle Es wurden mehrere Anträge und Resolutionen zu dem Text des Gesetz entwurfs gestellt, ohne daß es indes hierüber zu einer Abstimmung kam — Bezüglich der im Abgeordnetenhause vom Kultus minister in Aussicht gestellten Vorlage eines Gesetz entwurfs über die disziplinarischen Verhältnisse der Privatdozenten erfährt die „Kreuzztg ", vaß die Disziplinargewalt in erster Instanz den Fakultäten zu stehen solle Als zweite Instanz solle der Disziplinar- hos für nichtrichterliche Beamte fungieren Die Geschäfte der Staatsanwaltschaft würden den Universitätsrichtern zufallen. — Das Reichsversicherungsamt hat bekanntlich über die Ursachen der entschädigungspslichtigen Un fälle bisher zwei Statistiken ausgestellt Die erstere, welche für dieZ gewerblichen Berussgenoßenschaften vor genommen wurde, erstreckt sich auf das Jahr 1887, die zweite, landwirtschaftliche, auf 1891 Nachdem nunmehr zehn Jahre seit dem Beginn der Arbeiten für die erstere Statistik verfloßen sind, gedenkt das Reichsversicher- ung«amt die gewerbliche Unfallstatistik zu wiederholen Es hat bereits den Berussgenoßenschaften zwecks Angabe der bezüglichen Daten Zählkarten zugehen laßen und eine Anleitung für die Ausfüllung ausgestellt Für die Ver öffentlichung der statistischen Ergebnisse ist beabsichtigt, im wesentlichen die Anordnung des Jahres 1887 beizu- behalten ES wird dies um so zweckmäßiger sein, als ein Vergleich der beiden, durch einen Zeitraum von zehn Jahren getrennten Zähljahre dadurch wesentlich erleichtert wird. Nach diesem Vorgänge wird man wohl zu der Annahme berechtigt sein, daß das Reichsversicherungsamt nach Durcharbeitung der gewerblichen Unfallstatistik auch für die landwirtschaftliche eine Wiederholung, und zwar gleichfalls nach Ablauf von zehn Jahren seit der Ver anstaltung der ersten Zählung, also im Jahre 1901, plant — Die „Eonservative Eorresp." schreibt: In der „Freis Ztg" Nr 67 war in einem Artikel über die zweite Lesung des Marineetats im Reichstage folgendes zu lesen: „Staatssekretär Graf Posadowsky hatte nach Kräften gesucht, die Finanzlage „himmelblau" zu malen ES war dem Abg Richter leicht, ein Bild der Wirtlichkeit entgegenzuhalten" In der er wähnten Rede vom 19. März halte Hr Eugen Richter in der That „nachgewiesen", daß Graf v Posa- dowsky einen „außerordentlichen Optimismus" zur Schau trage, wenn er die Finanzlage als günstig be zeichne 1896 97 habe „noch fünf Millionen übrig" und „trotz aller Steuern und Zölle seien wir in der Finanzlage doch nicht weiter gekommen, als daß die Einzelsta teil höchstens nichl mehr Matrikularbeiträge zu zahlen brauchten, als ihnen aus Steuern und Zöllen überwiesen würden " So sah also das „Bild der Wirklich keit" deS Hrn Eugen Richter vor sechs Wochen auS. Heute aber nach der teilweisen Ablehnung der Marine- vorlage rechnet die „Freisinnige Zeitung" mil der größten Befriedigung heraus, daß sich sür den eigenen Haushalt des Reiches ein Ueberschuß von Hal und vie lakonische Klirre des Telcgrammenjttls auch im Briese bevorzugt, die den Individualismus selbst in der Handschrift verletignen und die öde Gleichheit dcr mit dcr Schreibmaschine gedruckten Epistel selbst sür die Herzensergüsse der Liebe anwcnden möchte, die drei Bände des intimsten Gefühls- und Gedankenaustausches zwischen Friedrich Schiller und Eharlotte v Lengefeld aus. Tics Glück in der Beschränkung, aber auch diese hohen An sprüche an menschlichen Wert, an persönlichen Gehalt, diese Weltweite des Blickes in den engsten und be scheidensten Verhältnissen, diese geistige Vornehmheit, die durch die lange Reihe der Briefe hindurchlcuchtct, deren äußerliche Schale zwar ost eine gewiße Ausschließlichkeit der Bildung, deren innerster Kern aber jederzeit die Goethische Maxime „edel sei der Mensch, hilsreich und gut" bleibt, sie gehören der Vergangenheit an Und doch will uns die Empfindung übcrschlcichen, als sei ein Element in ihnen, dessen das Leben keiner Zeit entratcn könne Wenn der verdiente Herausgeber meint: „unter allen Briefwechseln aus der Zeit der Empfindsamkeit nehmen die beiden ersten Bücher des vorliegenden an Bedeutung der Briefsteller, an Vollständigkeit der Erhaltung, an charakteristischer Wieder spiegelung der Zeit einen der ersten Plätze ein Alle die Elemente, die den Charakter jener Zeit bestimmen, finden wir hier reichlich vertreten", und auf die Briese der Gatten während Schillers Ehe Bezug nehmend, hinzufügt, daß „Lotte durch ihre einfache Natürlichkeit, ihre bescheidene Decenz, vor allem aber durch ihre unerschütterliche Liebe ganz der geeignete Eharakter war, um unbewußt in der Atmosphäre des reinen Glücks, die sie um den Gatten verbreitete, ihn von den krankhaften Anschauungen der Zeit zu heilen", so trifft er den Kern deS Interesses, das die ganze Sammlung einflößt, aufs glücklichste. Nur daß man fragen muß, ob, wenn Lotte nicht einen Zug der Schwärmerei, nicht die Sehnsucht nach Natur, nicht die Abneigung gegen die alltägliche prosaische Gesell schäft in sich getragen hätte, ihre Liebe sür den Dlchur uno lyre -Vclrat mit lnefem Überhaupt möglich gewesen wäre? Tie von Fielitz mit Achselzucken behandelte „schöne Seele", die Entschlossenheit, sich selbst oder vielmehr den höheren Pflichten zu leben, die man sich selbst setzt, die gesteigerte Geistes- und Herzensbildung bleibt in Lottes und Schillers Falle, wie in unzähligen andern, die Voraussetzung des ruhigen, reinen, crauicklichen Glücks, das uns aus dem letzten Teil des Briefwechsels entgegentritt Man hat die Frucht nicht ohne die Blüte, und wenn Lotte v Lengefeld ein Gesellschaftsgänschen, eine platte Natur der alltäglichsten Art gewesen wäre, würde sie Schiller weder Glück gegeben, noch Glück an seiner Seite gefunden haben Ter Hintergrund, auf dem sich der Liebesroman Schillers abspielt, hat durch die Benutzung der hand schriftlichen Tagebücher Knebels und des Erbprinzen von Schwarzburg-Rudolstadt an Teutlichkelt und einer Fülle charakteristischer Züge gewonnen. Wenn man den Inhalt der Briese Schillers, namentlich aus dem beglückten Sommer von 1788 und die Erläuternnaen zusammensaßt, so treten einem vollständige Bilder der Äußerlichkeiten, wie des be sonderen geistigen Hauchs der letzten und besten Zeit des Sturms und Dranges vor Augen Alle Ueberhebungen des Gegenwartsbewußtseins scheitern an der Thatsache, daß diese Menschen, mit dem Drangs, Unendliches zu gewinnen und zu leisten, mit der hingebendsten Treue für ihre Ideale die schlichtesten Forderungen für ihr persönliches Genießen und Behagen verbunden haben Es ist ihnen natürlich gar nicht eingefallen, die äußeren Verhältnisse des Lebens außer acht zu lassen, sie haben sehr bestimmte Vorstellungen über das „Milieu" in dem sie leben und sich wohl fühlen können, aber ein bewunder- ungS- und beneidenswertes Gefühl für das Unentbehrliche uni» das Gleichgiltige und Zufällige giebt ihnen innere Freiheit und wahrhafte Genußfähiflkeit Denkwürdig ist e», wie sicher Schiller mitten in dieser Entwickelung»- und Gärungsperiode seine» Lebens und Wesens die ZutunN voraursühtt Am 25. Februar 1789 schreibt er an Karoline v Bculwitz, seine künftige Schwägerin, die mit ihm Gedanken über Goethes Wesen austauscht: „Was Sie von Goethen schreiben mag aller dings wahr sein — aber was folgt daraus? Wenn ich auf einer wüsten Insel oder auf dem Schiff mit ihm allein wäre, so würde ich allerdings weder Zeit noch Mühe scheuen, diesen verworrenen Knäuel seines Charakters auf zulösen Aber da ich nicht an dieses einzige Wesen ge bunden bin, da jeder in der Welt, wie Hamlet sagt,' seine Geschäfte hat, so habe ich auch die meinigen, und man hat wahrlich zu wenig bares Leben, um Zeit und Mühe daran zu wenden, Menschen zu entziffern, die schwer zu entziffern sind. Ist er ein so ganz liebenswürdiges Wesen, so werde ich das einmal in jener Welt ersahren, wo wir alle Engel sind Im Ernst, ich habe zuviel Trägheit und zuviel Stolz einen Menschen abzuwarten, bis er sich mir ent wickelt hat Es ist eine Sprache, die alle Menschen ver stehen, diese ist: gebraucke deine Kräfte Wenn jeder mit seiner ganzen Kraft wirkt, so kann er den anderen nicht verborgen bleiben Dies ist mein Plan Wenn einmal meine Lage so ist, daß ich all meine Kräfte wirken laßen kann, so wird er und andere mich kennen, wie ich seinen Geist jetzt kenne " Die Entwickelung dcr Dinge hat Schiller recht ge geben, er hat Goethe, wie dieser ihn ganz kennen gelernt Charakteristisch aber ist die stolze Faßung, mit der Schiller auch einem tieferen Leid seines Lebens — denn das war die Gleichgiltigkeit Goethes gegen ihn — entgegentritt und eS in einem Ausschwung seines Willens überwindet Daß Lotte v Lengefeld als Geliebte, als Braut und als Frau Schillers dielen Zug seines Wesens nicht nur geliebt, sondern im tiefsten verehrt und heilig gehalten, den Dichter nie aus der Höhe dieser Gesinnung herabgelockt hat, das tritt mit hundert anderen wohlthuenden Ein drücken aus dem Briefwechsel entscheidend hervor. Und so bleibt dieser ein Erguickungstrank und ein LebenSzeugniS,
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