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Warandi, Aoßen, Sieöwtehn und die Awgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogstvaldr mit Landberg, Hühndorf, Kaufbsch, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neuranneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, — Seeligstadt. Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und -war Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1MI. 30 Pf, durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 18 Uhr angenommen. Znserttonspreis 15 Pfg. pro viergespaltme CorpuSzeile. DmU und Verrao vun Marlin Bkiger In WWdrun. — Verankworklich für dis Morkri! Ns 34. DsNnerstag, den 7. Mai lWZ. 62. Jahrg. Sslitische Rundsehcru. Der Besuch des deutschen Kaisers in Rom erscheint noch immer als eine ununterbrochene Kette glänzender Festlichkeiten und bedeutsamer politischer Kundgebungen für das Büuduiß. und Freundschaftsverhältniß zwischen Deutschland und Italien. Am schönsten kam dasselbe zum Ausdrucke in dem Trinkspruche des Königs Victor Emanuel zum Festmahle im Quirinal am Sonntage Abend und in der Antwort des Kaisers Wilhelm. In ebenso schlichten als herzlichen Worten betonten die Monarchen in diesen Reden die durch ihre Begegnung hervorge rufene neue Kundgebung ihres festen Willens, die von den Großvätern ererbte Freundschaft der beiden Herrscherfamilien und verbündeten Staaten zu erhalten und den europäischen Frieden zu hüten. Ein Bild von unbeschreiblichem Glanze bot dann die am Montage zu Ehren des Kaisers abge haltene Parade von 25,000 Mann auserlesener Truppen, zu welcher der Kaiser in der Uniform der Gardes du Corps und die Prinzen in großer Uniform erschienen waren. Nach dieser glänzenden Parade begab sich der Kaiser nach der deutschen Botschaft und empfing dort die hervorragendsten Vertreter der deutschen Kolonie in Rom. Der Botschafter Graf Monts und der Gesandte Freiherr von Rotenhan stellten dabei die betreffenden Herren, cirka 30, dem Kaiser vor. In der Botschaft fand auch am Montag die Frühstückstafel statt, zu welcher der Kaiser auch den italienischen Minister des Auswärtigen, Morin, und den Bürgermeister von Rom, Fürsten Coloma, ge- laden hatte. Montag Nachmittag begab sich der Kaiser nach dem berühmten Forum Romanum, wo er mit dem Könige Victor Emanuel zusammentraf und gemeinsam mit diesem sehr eingehend das Forum und die neuesten Aus grabungen auf demselben besichtigte. AmMontageAbcnofand imQuirinal wiederum eine Galatafel stait, bei welcher ocr Kaiser zwilchen der Königin und dem Könige von Italien saß. Am Dien tag früh kurz vor 9 Uhr fuhr König Victor Emanuel mit seinem kaiserlichen Gaste, gefolgt von den deutschen und italienischen Prinzen unter dem Jubel der dichtgedrängten Volksmassen zum Bahnhof, um den an der Eisenbahn Rom-Neapel gelegenen Kloster Monte Cassino^ einen Besuch abzustatten. Der kleine Ort hatte reichen Schmuck angelegt. Alle Häuser trugen Guirlanden U"d Flaggen in den deutschen und den Italien schm Farben, grobe Triumphbogen waren errichtet, von denen eimr die Inschrift trug: Cassino grübt seine königlichen Gaste. Auf den Besuch des uralten herrlich auf einer Anhohe gelegenen ehemaligen Klosters halte sich der Kaiser ganz besonders gefreut, wie er auch durch reiche Zuwendungen kostbarer Bücher der Abtei wiederhol! sein Wohlwollen verkündet hatte. Das Kloster Monte Cassino war im Jahre 529 vom heiligen Benedict ge- gründet worden und bildete während des ganzen Mittel- alters die hervorragendste Pflegstätte der Wissenschaften. Sein Ruhm war in allen Kulturländern verbreitet. Wiederholt h„ben auch deutsche Abte an der Spitze des Klosters gestanden, aus dessen Zöglingen eine Reihe von Päpsten hervorgcgangen sind. Von der alten Macht und Herrlichkeit und dem großen Reichthum des Klosters, das im Jahre 1866 säkularisirt wurde, legen heute noch die kostbare Krrch^ deren Inneres mit Gold, Marmor und wunderbaren Gemälden ausgestattet ist, Zeugniß ab. Der größle Schatz aber, den das Kloster besitzt, besteht in seiner unvergleichlichen Bibliothek, die die werihvollsten Handschriften und Drucke, letztere in zahlreichen Exem plaren aus der Zeit unseres Gutenberg, des Erfinders der Buchdruckerkuust aufweist. Von der Höhe des Klosters vermag der Blick nach Westen bis auf das Thyrrenische Meer, nach Osten bis zu den schneebedeckten Abruzzen zu schweifen. Um den Besuch Monte Casstnos könnte man den Kaiser beneiden, ihn würden Tausende den prunk vollsten Galadiners vorziehen. Auch der Kaiser thut es. Auf die Rückkehr nach Rom folgte nur Festtafel im Quirinal. Am heutigen Mittwoch ist Abschied ano Heimfahrt. — An Nachklängen vom Besuche des Kaisers! im Vatikan verlautet noch, daß jeder Besuch, den unser f Kaster beim heiligen Vater abstattet, die ansehnliche Summe! von etwa 17000 Mark erfordert, da zu diesem Zweck jedesmal 15 bis 18 Pferde, 3 Kutschen und 14 bis 18 Beamte des kaiserlichen Marstalls in Berlin nach Rom befördert werden müssen. — Der Reichskanzler Graf Bülow hatte am Montage mit dem italienischen Minister präsidenten Zanardelli und dem Minister des Auswärtigen Morin eine längere Konferenz. Die innere Politik des deutschen Reiches konzentrirt sich gegenwärtig doch schon vollständig auf die Wahlbcwegung, da die meisten Parteien, darunter die Centrumspartei, die Nationalliberale Partei und die So zialdemokraten, bereits ihre Wahlaufrufe haben erscheinen lassen, und die Wahlaufrufe der übrigen Parteien jeden falls in diesen Tagen bekannt gegeben werden, wodurch nothgedrungen nunmehr dec Wahlkampf in den einzelnen Wahlkreisen eingeleilet worden ist. Möchten doch in diesen Kämpfen die Wogen der Leidenschaften nicht so hoch gehen, Und jeder Wähler sein Stimmrecht gewissenhaft ausübcn. Was dem deutschen Reiche Noth thut, fühlt jeder Vater landsfreund heraus. In nationalen Fragen Einheit! Auf dem Gebiete der inneren Politik, in Kirche und Schule, in Wissenschaft und Kultur, Freiheit! Und wo es sich um wirlhschaftliche Jnteresseufragen und um soziale Probleme handelt, Verständigung in Gestalt von Kompromissen, da wirlhschaftliche und soziale Reformen nur in engem An schluß an das Bestehende ersprießlich durchgeführl werden können. Der König von England ist über Cherbourg reisend von seiner Auslandsreise am 5. Mai wieder glück lich von Paris aus in London eingetroffen. An den Präsidenten der französischen Republik Loubet sandte der König von England noch von Cherbourg aus folgendes Telegramm: Bevor ich den französischen Boden verlasse, wünsche ich Ihnen nochmals meinen wärmsten Dank für die freundschaftliche Aufnahme auszusprechen, die Sie, die Negierung und das Volk mir in Frankreich und während meines Aufenthaltes in Paris bereitet haben. Die Erinnerung daran wird niemals meinem Gedächtnisse entschwinden. — Der Präsident Loubet hatte am Montag Mittag in Paris den König Eduard von der englischen Bolschaft avgeholt und zum Bahnhof begleitet. Die Fortdauer des Schlendrians in der spanischen Regicrungspflege und die Nichleinführung der ver sprochenen Reformen hat sich nun in Spanien dadurch gerächt, daß bei den jüngsten Corteswahlen die republikan ische Partei einen großen Zuwachs erfahren hat. In Madrid, Barcelona und Valencia sowie in einer Reihe von anderen Städten ist es den Republikanern gelungen, bei den Wahlen zu siegen, das ist thatsächlich diesmal gelungen, und so werden die neuen Cortes denn die doppelte Anzahl — man glaubt 34 — republikanische Deputirte sehen wie bisher. Die türkische Regierung hat es für nothwendig erachtet, in Bezug auf die Lage in Konstantinopel eine Beruhigungserklärung an die Vertreter der Großmächte zu richten. Aehnliche Vorgänge wie in Saloniki seien in Konstantinopel nicht zu befürchten, dafür garantire die Regierung und Polizei. In Saloniki selbst ist die Lage noch nicht ohne große Gefahr. In Saloniki ver suchte am Montag ein als türkischer Priester verkleideter Auiständischer das Telegraphenamt in die Luft zu sprengen; er wurde bei diesem Vorhaben aber vou den türkischen Polizisten sofort getödtet. Die Professoren des bulgarischen Gymnasiums, welche, wie man sagt, die aufständische Be wegung leiten, wurden alle verhaftet. Der neuernannte türkische Gouverneur Edib Pascha zeigte sich zu Fuß in den Straßen von Saloniki. Gleich nach seiner Ankunft ließ Eoib Pascha überall in der Stadt bekannt machen, daß der Sultan ihm den Auftrag gegeben habe, die Schuldigen streng zu bestrafen. In Ueskucb hielt die Polizei Haussuchungen bei Bulgaren ab, wobei sie einen Vorrath von Dynamit fand. ichyOi Kist M Wkm ist im Lindauer Schlosse einer Prinzessin genesen. Der armen Mutter, aber noch vielmehr dem vaterlosen Kinde wird man die Theilnahme nicht versagen können. WaS nun aus der kleinen Prinzessin, die unter so ganz anderen Umftänocn, als es Prinzessinnen sonst zu thun pflegen, das Licht der Welt erblickte, werden wird, ist bis zur Stunde noch ein Geheimniß. Es ist aber wohl anzu nehmen, daß das Kind einstweilen noch bei der Mutter bleibt, von deren weiteren Verhalten möglicherweise auch das Schicksal des kleine» Mädchens abhängt, das jetzt im Lindauer Schlosse seinen ersten Schrei that. Zn der Geburt schreibt das „Lindauer Tageblatt" Folgendes: Prinzessin Luise von Toskana wurde gestern Abend 9 Uhr von einer Prinzessin entbunden. — Die Dresdner Hebamme Helbig war gestern in Lindau ein» getroffen. Die Entbindung nahm einen normalen Ver lauf. Mutter und Prinzessin befinden sich wohl. An- wesend waren außer der Kronprinzessin von Toskana Hof rath Or. Beyer und Assistenzarzt vr. Sauter. Zur ärzt lichen Hilfeleistung kam gestern früh 3 Uhr Geh. Me- dizinalrath Or. Leopold aus Dresden in Lindau an. Durch die jetzt erfolgte Geburt dürfte der Nachweis er bracht sein, daß eine Vaterschaft Girons nicht in Frage kommen kann, da dieser sich in der in Frage kommenden Ko^zeptiouszeit auf Urlaub befand, während das Kron- prinzenpaar Reisen (nach Paris usw.) unternahm. Rurze Chronik. Große Schneefälle in den Schweizer Alpen. Wie aus Zürich unterm 4. Mai telegraphirt wird, ist die Simploustraße durch meterhoch liegende Schneemassen für jeden Verkehr gesperrt. Heute ist auch die telegraphische Verbindung unterbrochen, nachdem gestern noch der Draht ein schweres Unglück gemeldet hatte. Eine zu Thal donnernde Lawine fegte das in der Nähe des Simplonhospizes ge legene Schirmdach Nr. 6 hinweg und tödtete eine 80jährige Frau mit ihren beiden Enkelkindern. — Auch aus Davos sind Berichte von starken Schneefällen eingetroffen. Explosionin einerTorpedofabrik. Cleveland (Ohio), 3. Mai. Die hiesige Kohlsche Torpedofabrik ist durch eine Explosion zerstört worden. Zahlreiche Nachbar häuser sind ebenfalls zerstört oder stark beschädigt. Im Umkreise vou einer halben Meile sprangen die Fenster. Als die Explosion erfolgte, arbeiteten 30 Personen, meistens Mädchen, in der Fabrik. Es sind 4 Personen getödtet und 28 schwer verletzt worden. Ein Feuerwehrmann als — Brandleger. Graz, 2. Mai. Schon seit längerer Zeit befanden sich die Be wohner der Sommerfrische Trofaiach (Obersteicrmark) in großer Aufregung, da kurz nach einander Brände aus gebrochen waren. Endlich gelang es dem Nachtwächter, heute am frühen Morgen den Kaminfegergehilfen Eduard Pietsch, der ein sehr eifriges Mitglied der Trofaiacher Feuerwehr ist, bei frischer That zu überraschen. Er gestand, bereits 5 Brände gelegt zu haben. Ein Hausbesitzer befand sich vor kurzem, dieser Brandlegung verdächtig, unschuldig in Untersuchungshaft. Der Nachtwächter erhält 500Kronen Ergrctfer-Prämie. Ein Touristenunfall wird wieder von der Raxalpe in Oesterreich berichtet, die schon so viele Opfer gefordert hat. Der jetzt Verunglückte ist der 25jährige Maschinen arbeiter Johann Machacek, ein gewandter Bergsteiger und Kletterer, der häufig Touren im Rax- und Schneeberg, gebiet unternahm. Machacek wählte unmarkirte Steige in der Nähe der Teufelsbadstube und achtete in der Anstreng ung des Kletterns so wenig auf die Umgebung, daß er sich in den steilen Wänden vollständig verstieg. „Um halb 9 Uhr Morgens" so erzählt er selbst, „war ich zu einer jäh aus der Wand vorspringenden Felszacke gekommen. Von dort konnte ich nicht mehr vorwärts, denn die Wand stieg steil vor mir auf, und jede Möglichkeit, hinaufzukommen, war ausgeschlossen. Aber auch nach rückwärts, hinunter,