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Dresdner Nachrichten : 15.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187308152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-08
- Tag 1873-08-15
-
Monat
1873-08
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.08.1873
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» »kerteljUr« durch dt, N'd do «^r. «tntü« «u»»ern » «-?. »fl»««: »I,«» »rr«»l. Mtr dle Nttckgade ri»>r» kandier Manulcrttzt» macht sich dl- Rkd-cU«» «!cht VtttiNdltch. Inseraten-«nnadme au»« wärt»: uuck Vo,I«r tn Lamdura. Ber lin. Men. Lriüt«, Basti, «reilau. Frankfurt a.«. — LaL dl»«» in Berlin, LNp^a. wtcn. «amdurg, grankfurt a. M.. Mit», chm. — v»ud» ch c«. tn Frankfurt M. — kr. V«I,t tn Ldemntd. — 8»- »alli« » La. t» Bari». Tageblatt für Unterhaltung Md Geschüstsverlehr. Druck und Sigent-um der Heraurgeber: Llepfch L Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redakteur: SttliLS Nrichar-t. Nr: 227. Achtzehnter Jahrgang. rat dt»! »t«l a^e» »t/ »Ad. ll i >>«r Raum «tn» , Petit,eitel «n-eland sseiltS «Pt. Pt« Garantie «n?d«^n?tr-te Nicht -e,ede». «u»»I!rttae «nnaneep. ,e »an uv»«««» !-derP°dei«ae. luna. « Ltwen ko«n I-/, «ar. «n»l»Mjlx kvnnen die gahluna auch aus eine Dretdnußtrina anvetsen. Die ltz». Mttredacteur: Vr. Für daS Feuilleton: LnÄNrlx Dresden, Freitag. iS. August 1873 »d genb mein igen gen. mag- Ucgt. . ioll aler, then ipreiS 5au» fttzof. nche. e. >ampi- .unten »»«: Sonn- icbmit. > Win. ittagS d S tem ork, an ablwoi ekchem ab das eignet, nnt zu -erden annten ach ein steigert !g. 4. iS der ganz tttaer cetuns Moscn- itz zu anebsi id tie H»» i- in . »S» Polittsche». Überraschungen sollen es sein, mittelst deren der Bourbonen thron in Frankreich wieder hergestellt werden soll. Gleichwohl bieten die Monarchisten das Möglichste auf, damit die Überraschun gen gelingen. Vor Allem suchen sie sich einer Mehrheit in der Na tionalversammlung für die Monarchie zu versichern. Nachdem einen Pariser Telegramm sind zu diesem Zwecke bereits 327 Stim men gewonnen und man hosst auf den Beitritt von 40—45 weite ren D"yutirten; nach dem andern Telegramm halten bereits einige 370 Deputate sich bereit, den Antrag auf Wiederherstellung der Monarchie durchzusetzen. Man glaubt sogar, daß damit noch nicht die höchste Ziffer ausgedrückt sei, »veil eine Anzahl Deputirter nur deshalb Republikaner vom Schlage deü Herrn Thiers wurden, da seiner Zeit keine Aussicht aus Einigung in der königlichen Familie vorhanden war, dieses Hinderniß aber, wie Figura zeige, geschwun den sei. Bis zum 5. November wollen die Monarchisten die Zeit benutzen, die Hindernisse, welche sich der „Restauration" entgegen stellen könnten, zu beseitigen. Durch Majoritätsbeschluß soll dann die Nationalversammlung die Republik für aufgehoben erklären und die Wiederherstellung der Monarchie proklamiren; gleichzeitig würde ein Verfassungsausschuß niedergesetzt, die Kammer aber für zwei Monate vertagt werden. Im Januar k. I. hätte sich demnächst die Nationalversammlung mit dem in der Zwischenzeit zu Stande ge kommenen Verfassungsentwurfe zu beschäftigen, nach dessen An nahme nichts weiter übrig bliebe, als eine Deputation abzuordnen, mit dem Aufträge, den König Heinrich V. seinen getreuen Unter- thanen zuzuführen-, dem gegenwärtigen Präsidenten der Republik aber würde die Rolle zuertheilt werden, als .JientonLnt xsuor»! äu Lo?" die Ordnung im Lande aufrecht zu erhalten. Also der Plan. Wie er ausgeführt wird, ob seine Ausführung überhaupt möglich, Darüber enthalten wir uns, angesichts eines Landes und Volkes, bei welchem das Unberechenbare da« Wahrscheinlichste ist, jeder Muth- maßung. Wir begnügen uns blos die Meinung der Kölnischen Zeitung wiederzugeben, die über die Stimmungen in Frankreich gewöhnlich gut unterrichtet ist, wenig Sympathie für die Monarchie sten besitzt, gleichwohl aber zu dem Resultate kommt: „Sehr wahr scheinlich ist Folgendes: Die Armee folgt Mac Mähon, die konser vativen Landleute geben sich zufrieden und die Republikaner haben weder den Muth, noch das Material zu offenem Widerstand." — Von verschiedenen Seiten wird berichtet, daß Thier« fchr empört über Mac Mahon'S Verhallen sei. Wie die Patrie wissen will, soll er bei Wiederbeginn der parlamentarischen Session offen die Führ ung des linken Centrums übernehmen wollen, und dieses würde Horton in allen Verfassungsfragen mit den beidsn andern Gruppen der Linken zusammengehen. Nach Paray-le-Monial, dem Wundersitze, zu dem in nächster Zeit die Grafen von Chgmbord und Paris wallfahrtes,, werden sich .auch — man lache nicht — Pilger der hohen englischen Aristokratie begeben. Die „Times" schreibt so wahr ak« treffend: „Es wird wahrscheinlich nöthig fein, unseren Lesern ins Gedächtniß zu rufen, welchem Umstande das zur Pilgerfahrt bestimmte Paray l«-Monial den Geruch der Heiligkeit verdankt. .Eine Frau, eine gewisse Marie A.acoque hat behauptet, sie habe eine Unterredung ynt dem Erlöser gehabt und diese Unterhaltung ist jüngst in eine, Broschüre von einem der Mitarbeiter des „Univers" veröffentlicht worden/ Es ist schwer in solchen Fällen das passende Wort zu brauchen, ohne Schmerz zu verursachen, den wir wohlmeinenden Personen mindestens ersparen möchten, allein es ist doch in derThat eine beklagenSwerthe Illustration zu unsrer gerühmten Aufklärung daß Personen in der Stellring der katholischen Edelleute sich einer solchen Täuschung hingeben sollten. Es liegt eine eigenthümliche Ungereimtheit übrigens in dieser neuaufgeweckten Bewegung. Bei den alten Pilgern lag die Voraussetzung zu Grunde, daß sie ihre Fahrt unter Umständen begannen, welche derselben das Element der Abtödtung beimischten, und es konnte kaum angenehm sein, viele hundert Meilen zu wandern nur mit Muschelhut und Pilgerstab bewehrt. Dagegen machen die heutigen Pilger die besten Anstalten, um eine billige und angenehme Eisenbahnvergnügungsreise zu machen. Der Preis für die Reise hin und zurück, 5 Pfund Sterling per Kopf, ist sicherlich nicht hoch, namentlich wenn man an die über natürlichen Vortheile denkt, welche zu erwarten sind, und die heutige Glaubensprobe scheint viel einfacher als die alte. Allein die Sache nimmt sich seltsam genug aus, namentlich um die Jahreszeit, wo die gelehrten Gesellschaften ihre Zusammenkünfte halten. Die bri tische Assoziation wird demnächst die Förderung der Wissenschaft feiern, und mittlerweile veröffentlicht eine englische Zeitung',Berichte über Wunder auf das einfache Zeugniß erregter Bauernphantasie hin, und Mitglieder der englischen Aristokratie organisiren Pilger fahrten nach dem Schauplatze solcher Ereignisse. Aehnliche Vor kommnisse wie die in Frankreich, welche unter das Kapitel sogenann ter Erweckungen fallen, haben sich immer von Zeit zu Zeit wieder holt. Es ist aber nicht leicht, die katholischen Prälaten zu entschul- ! digen, welche unbedenklich unterschreiben, was Vielen als krasser ! Aberglaube bekannt sein muß. Daß aber dieser Aberglaube vor handen ist, muß als höchst bemerkenswerth bezeichnet werden. Wir haben vor uns den Beweis, daß ein beträchtlicher Theil der Be völkerung in einem Lande, welches auf die Führerrolle an der Spitze der Civilisation Anspruch macht, immer noch im Stande ist, sich den unvernünftigsten Ausschreitungen de« Fanatismus zu Überlaflen. Die übrigen Nachrichten entbehren eine« allgemeinen Interesses, Vir verweisen auf die „Tagesgeschichte." lthiitt Lokale» uvd Sächsische«. — Der Kirchschullehrer und Cantor Hattaß in Gröditz hat die kdldene Medaille vom Verdienstorden, der Führer des Fuß-Artillerie- RegimentS Nr. 12, Oberstlieutenant Walther Alt den königlich preu- ßischen Kronen-Orden 3. Classe erhalten. — Nach den Bestimmungen des Post-Reglements über die Verwendung unbrauchbar gewordener Postwerthzeichen konnten bisher die mit dem Frankostempel versehenen, oder mit Freimarken be klebten Formulare zu Postkarten und Postanweisungen, welche in den Händen des Publikums unbrauchbar geworden sind, von den Postanstalten gegen neue Formulare umgetauscht werden. Infolge vorgekommener Mißbräuche ist diese Vergünstigung jetzt zurück gezogenwerden. Dagegen sollen die aus verdorbenenFranco-Couverts ausgeschnittenen Franco-Stempel, deren Freimarken, welche von Couverts, Briefadressen oder Postanweisungs-Formularen abgelöst oder aus solchen ausgeschnitten sind, als giltige Postwerthzeichen zugelaffen werden, wenn sie auf die betr. Briefschaften haltbar auf geklebt sind und unzweifelhaft feststeht, daß sie vorher postseitig noch nicht entwerthet worden waren. Auf Frankostempel, welche von Postkarten-Formularen und gestempelten Streifbändern herrühren, oll diese Vergünstigung nicht ausgedehnt werden. — Der Tag von vorgestern bis gestern Mittag ist ver gangen, ohne daß in Dresden auch nur ein neuer Cholera- ErkrankungS- oder Todesfall zur Anmeldung gekommen wäre. Da hoffentlich nun auch die heißesten Tage hmter uns liegen, so darf jede weitere Besorgniß verschwinden und die Hoff nung ausgesprochen werden, daß die Cholera im Verschwinden -egriffen ist. — Nach der Bekanntmachung des Kgl. Gerichts amtes und des Kgl. Bezirksarztes sind im Verlaufe der ver gangenen Woche 39 Cholera-Erkrankungsfälle in einigen um liegenden Dörfern zu constatiren, darunter 17 mit tödtlichem Aus gange. Auch hier ist also der schlimme Gast gegen die vorver flossenen Wochen bedeutend geschwunden. — Aus Plauen bei Dresden geht uns eine Privatmittheilung zu, daß am 12. d. M. Abends eine Arbeiterin, Wittwe Fischer aus Gittersee, welche in der Dresdner Papierfabrik gearbeitet hat, auf dem Nachhausewege sich unwohl fühlte und bei ihrer in Plauen verheiratheten Toch ter Schönberg blieb. Diese Frau hatte die Cholera und ist trotz der Herbeirufung des Herrn vr. Donau und des Herrn Bezirks arztes vr. Lehmann gestern Morgm */z2 Uhr gestorben. Seiten des Gemeindevorstandes in Plauen ist sofort Alles geschehen, um eine etwaige Ansteckung zu verhüten und ein weiterer Erkrank ungsfall ist dort noch nicht wieder vorgekommen. — Bei der ziemlich über ganz Mitteleuropa sich verbreitenden Choleraepidemie hat man von sachverständiger Seite neuerdings für angemessen erachtet, an entscheidender Stelle darauf hinzuweisen, wie bedenkliche Folgen die Ueberfüllung der Eisenbahncoupees mit Reisenden nach sich ziehen könnte. Es wäre sehr zu wünschen, daß diese Hinweise nicht unberücksichtigt blieben, da der angeregte Uebel- stand ohnehin unerträglich ist. — Nach anderweiten Nachrichten hat der preußische Handelsministör auch wieder eine Verfügung an die königl. Eiscnbahndirectionen erlassen, in welcher den Eisenbahn beamten, und namentlich denen, welche mit dein Publicum in direkte Berührung kommcn, eine höfliche und bereitwillige Erledigung von Beschwerden und Anfragen zur Pflicht gemacht wird, wie solche im Interesse sowohl des Publikums als der Eisenbahnverwaltung liege. Es wird noch besonders darauf hingewiesen, daß nur eine derartige Behandlung der vom Publicum erhobenen Beschwerden und eine erforderlichenfalls belehrende Bescheidung im Stande sein werde, das Publicum über das berechtigte Maß der an die Bahnen zu stellenden Anforderungen aufzuklären und übertriebenen Ansprüchen cntgegenzuwirken. — Der siebente deutsche Protestantentag ist in Leipzig am l3. August Vormittags in der Aula der Universität eröffnet worden. Als Thcilnehmer waren u. A. die Prediger Richter und Thomas aus Berlin, Fretwel, der Vertreter der British und Foreign Unita- rian-Association in London, und Delcgirte aus Chicago und New- Aork anwesend. Den Vorsitz führte Professor Rüdiger aus Bres lau. Auf der Tagesordnung stand die Verhandlung über die Fol gen der Einführung der Civilehe. Nach längeren Debatten wurden fünf Thesen angenommen, in denen die Versammlung die Einführ ung der obligatorischen Civilehe als nothwcndig anerkannte und darauf den geschäftsführenden Ausschuß beauftragte, weitere Schritte nach dieser Richtung hin zu thun. Ein zahlreiches Publi kuin wohnte den Verhandlungen bei. — Die durch das jüngste traurige Ereigniß zum Tagesgespräch gewordenen, auch von sächsischen Truppen mit ausgeführtcn Uebungen in und um Graudenz gehen in einer so energischen Weise vor sich, wie wir sie hier, man kann schon sagen glücklicherweise nicht kennen lernen, und gegen welche unsere Heller - Manöver gewaltig abstcchcn. Man denke sich, daß das FcstungSerobern dort so ernst haft probirt wird, daß einige umliegende Dörfer ganz oder zum Theil wenigstens von den Bewohnern geräumt werden mußten, daß sowohl gegen die Festung von den Angreifern, als auch aus der Festung von deren Besatzung scharf geschossen wird, und daß es dabei gar nicht darauf ankomme, ob man ein Bauernhaus de- molirt oder in Brand schießt. Natürlich werden die Geschädigten für Alles, was ihnen Nachtheiliges infolge der Uebungen passirt, entschädigt. Die Besatzung der Festung hat sich gegen den äuße ren Feind zu decken — ganz wie im ernsten Kriege, und wer nicht ganz gewaltig aufpaßt, kann erschossen werden in aller Freund schaft. Am Freitag Vormittag wurde dem Hauptmann Kutzbach — dem verunglückten Commandcur der Minenvertheidigung — ge meldet, daß der Feind mit seinen Minen schon ziemlich in der Nähe sein müsse, da man seine Arbeiten ganz deutlich hören könne. Auf diese Mittheilung ordnete der Hauptmann das Sprengen an, was auch ganz gut vor sich ging. Etwa eine halbe Stunde nach der Sprengung gewann jedoch die Ansicht allgemein Raum, daß dem Feind dadurch kein so bedeutender Schaden, als man beab sichtigt hatte, zugesügt worden sei, und um nun wenigstens zu sehen, ob die Sprengung nicht den eigenen Galerien geschadet habe, begab sich — wie bekannt — der Hauptman« mit einem Sergeanten in die Mine hinein. Die Pulvergase hatten sich aber noch nicht verzogen und das übrige traurige Ereigniß ist bekannt. Am 11. d. fand die Beerdigung der sechs Leichen statt, bei d-mn die de- Hauptmanns Kutzbach jedoch nicht war, da sie vom Onttli des Tobten, Herrn Oberst von Gärtner, nach seiner Vaterstadt geführt worden ist. Die sechs Särge, die man in traurigem Zug« hintereinander trug, wurden in ein Grab nebeneinander ge legt und so schloß sich eine unvorhergesehene Katastrophe jener kriegerischen Uebungen. — Das Musikchor des hier garnisonirenden Schützen-Regi ments kam gestern Mittags 12 Uhr wohlbehalten und hoffentlich pecuniijr sehr zufriedengestellt von seiner längeren Urlaubsreise aus Amerika wieder hier an. Das Ehrlichsche Musikchor des Leib-Gre nadier-Regiments war bereits vorgestern hier eingetroffen. Ein auS zwei vierspännigen und einem dreispännigen Wa gen bestehender Pulvertransport, welcher von Leipzig kam und auf der Bautzner Straße weiter nach Schlesien ging, passirte unter der gewöhnlichen polizeilichen Aufsicht gestern Vormittag in der neunte» Stunde die hiesige Stadt. — „Es geht doch Nichts über die Gemüthlichkeit." So muß ten wir auSrufen, als wir die Nummer des Pirnaer Anzeiger vom 13. August in die Hand nahmen und darin eine zwei Spalten lange Beschreibung eines Schützenfestes in Stadt Wehlen fanden. Wir können uns nicht versagen, den Lesern unsers Blattes eine Blumen lese aus betreffendem, jedenfalls von einem der Theilnehmer ver faßten Berichte mitzutheilen; doch um mit Horaz zu reden, riauw tsusatis, awici! zu gut Deutsch, haltet Euch den Bauch, sonst fallt ihr vom Stuhle! Also hört, hört! „Freudiger Stolz muß wohl am Sonntag die Geister der ehemaligen Beherrscher (!) der Burg Weh len erfüllt haben, wenn sie sahen, daß die Nachkommen ihrer einstigen Reisigen und Knappen dem edeln Handwerk der Waffen ('S wird immer schöner!) sechs (warum nicht gleich bis Wittekind zurück gehen?!) Jahrhunderte hindurch so treu geblieben sind." Nach einer leider unerfüllt gebliebenen Einladung an besagte „ehemalige Be herrscher mit Schild und Waffen" sich an die Spitze der wackern Schaar (unvergleichliche Turkobekämpfer!) zu stellen, erzählt uns der Pirn'sche, daß sich die „ehemaligen Beherrscher" jedenfalls ganz ver teufelt über die schönen Wehlen'schen Uniformen (ob die Schützen dort Federstütze tragen oder nicht, ist nicht gesagt) gewundert haben würden und daß „die Freihandschützen mit Musik, festen Schritt und gut geschloffenen Gliedern von der Elbterrasse (jedenfalls nach einem Stehseidel) nach der Stadt gerückt sind, um sich dort mit den Com pagnien der alten Garde (die Garde stirbt, doch sie ergiebt sich nicht- zu vereinigen." Nach Beendigung des strapaziösen Marsches pro- menirte dann die vereinigte, 60 Mann starke Armee verschiedene Male um das auf dem Markte stehende Brauhaus herum (ob sie sich darin gestärkt, ist zwar nicht gesagt, aber zu präsumiren) und dann ging es nach dem Rathhause, wo man die von Sr. Majestät dem König geschenkte Fahne in Empfang nahm, welche das Wappen zeigte, „welches die Gilde seit 6 Jahrhunderten führt" (man sieht, was die Wehlener Freihandschützen für alte Knaben sind). Mit „fliegenden Fahnen, Pauken und Trompetenschall" und gefolgt von einer „jubelnden Kinderschaar" (natürlich die dürfen nicht fehlen, dennKinder und — haben an solchen Sachen doch einzig Vergnügen) wieder uni das Brauhaus herum (Dritter Knipp!) und dann „aufs Feld der Ehre" (jedenfalls ist mancher dort geblieben!) Daß es übrigens gerade so viel Chargirte, sog. Offiziere wie Schützen giebt, kann der enthusiastische Correspondent leider nicht verschweigen, aber er hat eine Erklärung dafür: man ist nchmlich mit einer Reorgani sation der Schützen beschäftigt „ganz wie jetzt in Spanien" (siiä die Wehlschen Carlisten, Republikaner oder CommunardsDas Weitere um und im Schützenhause hat sich leider den Blicken des geistreichen „Touristen" entzogen, „er zog seines Weges fürbaß" Und chrieb den Artikel für die Pünschen : mags diesen und unfern Lesern gut bekommen. — Von der Vigilanz des oft schon genannten Hamburger Haupt-Lotterie-Collecteurs Julius Gertig liegt uns wieder ein hübsches Pröbchen vor. Am 7. dies, machte ein hiesiger Bürger in den hiesigen Blättern bekannt, daß ihm ein Kind geboren worden sei und am 9. dies, schon erhält er von Freund Gertig aus Ham burg einen Brief, in welchem ihm freundlich zu der Geburt des Kindes gratulirt und ein — LotterielooS überreicht wird. Die hovx Kunst benutzt Gertig auch um das Menschenherz an sein Glück glau ben zu machen, denn über dem gedruckten Brief, welchen er mit ^er nicht mehr ganz neuen Bemerkung ansängt: „da die Natur dem Menschen den Wunsch, sein Geschlecht fortgepflanzt zu sehen, kiek ins Herz gelegt hat —" befindet sich ein großes rührendes Bild, darstellend wie die gute Fortuna, engagirt bei Julius Gertig, "uf ein in prächtiger Wiege schlummerndes Kind Blumen streut; im Hintergrund schweben Engel mit Blumen über einem Teiche, wahr scheinlich als feine Andeutung, daß das Glück auch — ins Waffer fallcn könnte. — Wie es scheint, haben sich neuerdings wieder unbekannte Diebe auf die Industrie gelegt, aus Hofräumen und Gärten Mes sing- und Kupfcrrohre zu entwenden. Wir haben erst in diesen Ta gen einen ähnlichen Diebstahl mitgetheilt und erfahren, daß in der Nacht zum vergangenen Dienstag ein messingener Patenthahn von einem in dem Hofe eines Grundstücks auf der Webcrgasse stehenden Wasserfaffe gewaltsam abgetrennt und gestohlen worden ist. — Eine fremde, hier auf Besuch anwesende Opernsängers« wollte in diesen Tagen einer Vorstellung im hiesigen k. Hoftheater beiwohnen. Wegen zu starken Andrangs des Publikums zur Casse war sie veranlaßt, mitten im Gedränge kurze Zeit zu verweilen, ehe ie endlich Zutritt zur Casse erhielt. Als sie aber hier nach ihrem Portemonnaie griff, um das verlangte Billct zu bezahlen, entdeckt- sie zu ihrem Schrecken, daß ihr dasselbe inzwischen mittelst Taschen, diebstahls entwendet worden war.
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