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WOMUMMill PoMicklonto L-Ipjlg iS 4«4. — «emeindeglrokont» »4. — Bank- lonto Dormstädter Bant Zweigniederlassung Hohenriei«.rrnsitdol — Unverlangt eingesandte Manuskripte «erde» nicht gurüikge. schielt. Einsendungeir ohne Nauientnennung finden keilte Ausnahme «et «läge», Konkursen. S-rgietche» nur. wird oer Bruttodetrag m Rechnung gesieA. Im 8°U- höherer Sewall — Nr««, »der sonstiger irgend welcher Störung veS vetrtehe« der Z-ttmrg, de> Lieseranten oder der B-sörderungtelurlchtungen — hat der «» jieher keinen «Nipruch auf Lieferung oder Nachlteftrmi, ter Zeltung oder aus Siiiekzahlung de» verugthretie». HohensteinErnstthaler Zeitung» Nachrichten und Neueste Nachrichten Gsneralaitzekgsr für Hohenstein-Emstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, I "EckMMl Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, Finanzamts und Hermsdorf, Bernsdorf, Nüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken. Langenchursdorf, Reichen. ! des StadtratS zu Hohenstein - Ernstthal, sowie der Behörden der umliegmden Ortschaften, bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand. Grüna, ! Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Nutzdorf. t Verantwortlich für Lie Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch. Rr. 173 'Dienstag, den 28. JuliE HTÄHrg^ Zkl WMM W sss «kl «WM»! Bon unserem Berliner Vertreter Die diplomatische Lage, die nach der lleberreichung der deutschen Antwortnote an Frankreich und der sofort einsetzenden Debatte über die deutschen Forderungen in der Sicher- hcitsfrage in ein ganz neues Stadium einge treten ist, läßt sich nunmehr viel klarer über sehen, als man sich zuerst in den deutschen Re gierungskreisen versprochen hat. Jin ersten Mo ment schien es, als wolle die französische Regie rung die sehr deutlich erkennbaren deutschen Vorbehalte überhaupt ignorieren und aus möglichst schnellem Wege den Weg direkter Verhandlungen beschreiten. Dieses Bild hat sich aber in dem Augenblick geändert, wo der deut sche Reichskanzler in ösfentlichcr Rcichstagsrede die Frage der Abrüstung angeschnitten und be tont hat, daß Deutschland, das allein den Abrüstungsforderungen nachgekommen sei, auf den Bestimmungen des Versailler Vertrages bestehe, wonach die Ab rüstung allgemein durchgeführt werden müsse. Damit ist der natürliche Zusam menhang zwischen der Sicherheitsfrage und dem Abrüstungsproblein hergestellt worden. Aller dings zeigt sich jetzt, daß die französische Diplo matie die deutsche Abrüstungsforderung mit schärfster Ablehnung zurückweist und durch die offiziösen Presseorgane die Frage stellt, wie Deutschland eigentlich zu dieser Frage komme. Daß die Reichsregierung sich jedoch auf die klaren und eindeutigen Bestimmungen des Ver sailler Friedensvertrages berufen kann, scheint man französischerseits völlig zu übersehen. Man ist über den Widerspruch des Quai d'Orsay aller dings nicht überrascht, da man deutscherseits von pornherein damit gerechnet hatte, daß Frank reich den deutschen Abrüstungsforderungen ab lehnend gegenüber stehen würde. Es wird da her die Aufgabe der deutschen Diplomatie sein, die französische Regierung an den Gedanken zu bewöhnen, daß ein Sicherheitspakt nur dann für Deutschland einen Sinn haben würde, wenn das Abrüstungsproblem verwirklicht wird und die den europäischen Frieden störenden Rüstungen gewisser Länder endlich eingestellt werden. Es kann daher schon jetzt gesagt werden, daß man in Berlin nicht daran denkt, in der Abrüstungs- srage einen Rückzug anzutreten. Eigentümlich berührt die Stellung nahme Englands, das ebenfalls im gegen wärtigen Stadium der Dinge von einer Erörte rung der Abrüstungsfrage nichts wissen will. Der englische Premierminister Baldwin hat dem deutschen Reichskanzler Dr. Luther in seiner in Wiremingham gehaltenen Rede geantwortet: „Ihr seid zu schnell mit Euren Abrüstungs- Wünschen! Erst mutz der Sicherheitspakt ge schlossen werden, dann kann man auch an Ab rüstung denken." Die englische Regierung will demnach den deutschen Reichskanzler auf eine spätere Zeit vertrösten und der Berliner Regierung nahe legen, zuerst den Sicherheitspakt abzuschließen, in dem guten Vertrauen darauf, daß die alli ierten Mächte dann nachträglich bereit sein wer den, auf die deutschen Forderungen einzugehen. Sehr vertrauenerweckend erscheint der Berliner Diplomatie diese englische Taktik nicht, aber man wird deutscherseits die Frage aufwerfen, welche Garantien man der deutschen Regierung geben will, daß das Abrüstungsversprechen in der ähn lichen Weise eingelöst wird wie die Räumung des Ruhrgebiets, die auch erst ein Jahr nach dem Abschluß des Londoner Abkommens zur Durch führung gelangte. In diesem Zusammenhang muß auch auf die Stellungnahme der amerikanischen Re gierung verwiesen werden, die den englischen Standpunkt in der nachdrücklichsten Weise zu unterstützen scheint. Präsident Coolidge soll erklärt haben, daß die Mächte zur Zeit noch nicht in der Lage seien, an einer Abrüstungskonferenz in Washington teilzunehmen, zumal noch keine Aussichten dafür bestehe, daß Deutschland den Sicherheitspakt ermöglichen werde. Bis zum Ab schluß des Sicherheitspaktes müßten die Mächte ihre gegenwärtigen Streitkräfte aufrecht erhal ten. Demnach sind die Aussichten für eine Ab rüstungskonferenz in Washington zur Zeit ent schieden ungünstig. Die deutsche Oeffentlichkeit darf sich aber — und das ist die absolut fest stehende Meinung der deutschen Reichsregierung — durch solche Tatsachen keineswegs davon ab schrecken lassen, auf dem einmal eingenommenen Standpunkt zu verharren. Berlin wird trotz allein an seiner Forderung auf allgemeine Ab rüstung bestehen, auch wenn vorübergehend eine Lage geschaffen wird, die einem völligen Still stand der Erörterungen gleichkommt. Die Räumung wird fortgesetzt Seit dem frühen Morgen des Montag ver lassen die in Essen stationierten Trup pen in kleineren Abteilungen die Stadt, nachdem das Artillerie-Regiment am Sonntag zurückgezogen worden war. Die restlichen Be fände des in Essen stationierten Infanterieregi ments 171 und di« Trai»sormationen werden Mitte dieser Woche die Stadt verlassen. Nach Aeußerungen von Offizieren sollen in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch die Truppen ab marschieren. Einschließlich der am Sonntag ab transportierten Teile des Artillerieregiments hatte Essen eine Besatzung von 4 0 00 Man n. Kurz vor der vollständigen Räumung ist bereits ein Teil der beschlagnahmten öffentlichen Ge bäude übergeben und von den deutschen Be hörden übernommen worden. So sind sämtliche von den Franzosen im Justizgcbäude besetzten Räume bereits freigegeben worden, die franzosi- chen Posten vor dem Gerichtsgefängnis sind zu rückgezogen worden. Noch nicht wurde das durch die Besatzung außerordentlich in Anspruch ge nommene Polizeipräsidium und das Gebäude des Bergbaulichen Vereins und die Sparkasse nm Bahnhof geräumt. Die freigcgebenen Privat quartiere und Kasernen sind nach den bisherigen Feststellungen st a r k beschädigt. Das letztere ist nur selbstverständlich. Die Besatzungsbehörde bat die Gemeindever waltungen in Kenntnis gesetzt, daß sie die bei der Besetzung abgelieferten Privatwaffen ldie als Kriegswaffen geltenden wurden ausdrücklich aus geschlossen) gegen Aushändigung der seinerzeit ausgestellten Empfangsbescheinigungen und ge gen eine von der Polizei ausgestellte Vollmacht wieder in Empfang nehmen können. Wie die „B. Z." weiter erfährt, wird die von Paris und London amtlich bestätigte Räu mung der Sanktionsstädte Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort am letzten Tage des in London vereinbarten Termins, am 18. August, erfolgen. Die Franzosen haben nach einer amtlichen Meldung aus Koblenz 2 Blocks der früheren Jnfanteriekaserne in der Steinstraße geräumt. Süddeutsch« Reis« des Reichspräsidenten Berlin, 28. Juli Wie wir hören, wird sich Reichspräsident von Hindenburg im Verlaufe des nächsten Mo nats nach München begeben, wo anläßlich sei nes Besuches große Feierlichkeiten und Empfänge stattfinden sollen. Vorläufig ist geplqnt, diese Reise bereits am Abend des 11. August anzutre ten, doch steht zur Zeit noch kein endgültiger Ter min fest. In den Berliner politischen Kreisen nimmt man an, daß der Reichspräsident anläß ¬ lich seiner Anwesenheit in München auch politi sche Besprechungen mit der bayrischen Regierung haben wird. Der Kampf um die Neichsamnestie Ut I a « n » Drabtmrionna« Berlin, 28. Juli Nachdem die preußische Regierung in der Frage einer Amnestie für das preußische Landesge biet erheblich weitergegangen ist als die von der Reichsrcgierung vorbereitete Neichsamnestie, fin den gegenwärtig zwischen den Regierungspar teien im Reichstag Verhandlungen darüber statt, die A m n e st i e v o r l a g e der Regierung in einigen Punkten zu verbessern. Wie wir hören dürfte ein Kompromißantrag des volksparteilichen Abgeordneten Geheimrat Kahl angenommen werden, wonach in di« Am nestie auch Zuchthausstrafen bis zur Höhe eines Jahre» «inbezogen »erden sollen. Di« Etenerdebatte im Reichstag beginnt Bon unl«r»m »«rla«»IarUe>»n »Ularvecre» Berlin, 27. IM Der Reichstag begint nunmehr mit der Durch berat ung der Steuervorla gen, die im Eiltempo verabschiedet werden sollen. Trotz der Wichtigkeit des Stoffes war die heutige Sitzung ziemlich schwach besucht, was daher kommt, daß die Fraktionen zum größten Teil Sitzungen abhalten, und die meisten Abge ordneten sich angesichts der Hitze nur noch bei den Abstimmungen im Sitzungssaal sehen zu lassen pflegen. Bei Eröffnung der Sitzung ereignete sich ein bemerkenswerter Vorfall. Der Reichs- tagsprösident Loebe gedachte in einer Trauer rede, die vom gesamten Haus« stehend angehört wurde, des gestern plötzlich verstorbenen kom munistischen Abgeordneten Eichhorn, dem er „Pflichteifer und Gesinnungstreue" nachrühmte. Das ganze Haus folgte aufmerksam dieser Trauerkundgebung für einen verstorbenen radi kalen Abgeordneten, der manchmal böse Zwi schenfälle hervorgerufen hatte, dem man aber als einem einfachen, aus dem Arbeiterstand hervor- gegangeuen Menschen die Achtung keineswegs versagen konnte. Schon zu Beginn der sachlichen Beratungen kam es zu einer kleinen Aus einandersetzung zwischen den Rechtsparteien und Kommunisten, denen die Trauer um Eichhorn nicht allzu nahe gegangen zu sein schien. Eines ihrer lebhaftesten Mitglieder unterbrach den deutschnationalen Abgeordneten Dr. Ober fohren, der im Namen der Regierungspar teien eine schnelle Verabschiedung der gesamten Eteuervorlagen forderte, dauernd durch heftige Zwischenrufe, sodaß sich der Reichstagspräfidcnt gezwungen sah, ihn zur Ordnung zn rufen. Die Linke setzte alsdann mit scharfen Angriffen gegen die Steuervorlagen der Negierung ein und suchte den Neichsfinanzminister Dr. v. Schlie- b e n, den sie diesmal besonders scharf aufs Korn genommen hatte, mehrfach zu zitieren. Die An griffsreden der Opposition gingen vor einem fast ganz geleerten Hause vor sich, zumal man der ewigen Zusammenstöße müde ist und die Flucht ergreift, sobald die rhetorischen Leidenschaften einiger allzu temperamentvoller Redner die Un bequemlichkeiten des „Sichaufregens", das be kanntlich sehr viele künstliche Anstrengungen er fordert, in unmittelbarer Nähe heraufbe schwören. Streiks Md Streikbrohungen überall Der Streik d«r Eaarbergarbeit«» Der Ausstand der Bergarbeiter im Saar gebiet ist vollständig. Rund 99 Pre zent der Belegschaft steht Im Ausstand. Die Notstandsarbeiten werden durchgeführt. Be waffnete Landjäger halten die Gruben besetzt. Die Bergleute bewahren größte Disziplin, lleber- all herrscht Ruhe. Die Gewerkschaftsführer wei len in Paris, um mit dem französischen Ar beitsminister über die Lohnfrage zu ver handeln. Die großen Metallarbeiterver bände des Saargebietes haben sich mit den ausständigen Bergarbeitern solidarisch er klärt. Der Landesrat des Saargcbietes wendet sich an das französische Arbeitsministerium mit einem Telegramm, in dem die große Notlage der Berg arbeiter als die Ursache des Streiks bezeichnet wird und wegen der schweren Folgen für di« ganze Bevölkerung dringend gebeten wird, den Forderungen der Bergleute weitestgehend gerecht zu werden. In einer Eingabe an die Rcgierungskom- mission des Saargebietes sprechen ferner die Landesratsfraktion der Zentrumspartei und der deutsch-saarländischen Dolkspartei die dringende Bitte um sofortige Hilfe aus. Gleichzeitig wird die Regierungskommission ersucht, anzuordnen, daß den Bergleuten im Saargebiet für all« Feierschichten, die in den letzten Wochen vorge kommen sind, E r w e r b s l o s.e n u n t er st ütz ung unter Verdoppelung der Sätze ohne Verzug ausgezahlt werde. Blättermeldungen zufolge beträgt die Zahl der in den Ausstand getretenen Bergleut« 74 000. Die Gruben Metallarbeiter haben sich dem Streik angeschlossen, nachdem sich der deutsche und der christliche Metallarbeiter- verband mit den Bergarbeitern solidarisch erklärt hatten. Vor einem Brrgarbciterftreik in England Der Selmar des Bergarbeiterverbande« Cook, sagte einer Rede, er werde heute nach Frankreich re.,en, um mit Vertretern des Inter nationalen Transportarbeiterverbandes Vorkeh rungen zu treffen, daß in den bevorstehenden Lohnkämpfen einheitliche Aktionen mit de« Kameraden auf dem Kontinent sichergesteklt würden. Am Mittwoch werde es zn einer Kon ferenz mit den Arbeitgebern in London kommen, doch sei es zwecklos, dem britischen Publikum einzureden, daß eine Möglichkeit auf Frieden bestehe. Die Kluft zwischen den Forde rungen der Bergleute und denen der Bergwerks besitzer, wela) letztere auf Sklaverei hinausgin gen, sei viel zu groß. Baldwin fordert Linlenken der Grubenbesitzer In der gestrigen Unterredung Baldwins mit dem Eewerkschaftsausschuß über die Berg- baukrife erklärte der Ministerpräsident, daß er von den Grubenbesitzern di« Zurück ziehung ihrer Vorschläge und einen Aufschub der Vertragskündigung verlange. Den Arbeitern empfehle «r, di« Arbeit unter den jetzigen Bedingungen während der Verhandlungen fortzusetzen. Bryan f William Jennings Bryan ist am Sonntag in Dayton gstorben. Er «urd« tot In seinem Bette «ufgefunden, nachdem er sich mit der Erklärung zur Ruhe begeben hatte, «r fühle sich wohl. Mit William Jennings Bryan ist einer der meistgenannten, meistgcpriesenen und meist be fehdeten politischen Persönlichkeiten der Ver einigten Staaten aus dem Leben geschieden. Von der ganzen Leidenschaft, dem ganzen unge» yemmten Fanatismus, die das Wesen dieser Kämpfernatur ausmachten, hatte die Wett erst in den letzten Tagen ein Beispiel in seiner Stellungnahme i« Daytoner Affeuprozest §