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Amtsblatt für die königlichen städtischen Behörden zu Freiberg und Braud Trichkinl jeden Wochentag Nachmittag» 6 Uhr für den Mg andern Tag. Drei» vierteljährlich 2 Mark 25 Pfg., E/U— * zweimonatlich 1 M. 50 Pf. und einmonatltch 75 Pf. ie I. V-: Hfm. Freiberg, den 11. Juli 1890. Brand, am 9. Juli 1890. R. "gst UM nach vier ten unser in seinem dies zur »Pner. ' Mittags Sarthel. nd Nachm. L Mauckis» arrantworilich: Druck: Buch- Mauckifch Der Stadtrath I. V.: rf INI Königliches Amtsgericht Vi». OI»«»». A.-R. 43. Rabroana. Sonnabend, den 12. Juli Bekanntmachung. Im Laufe des Monats Mai a. c. ist unter Anderem über folgende Diebstahlsfälle Anzeige erstattet worden. Es wurden gestohlen: 1. aus einem Hause an der Kreuzgasse hier, ein Zweirad (Opel-LUtLHsIbrseer, Modell 1890,) mit schwarzen Speichen, schmalem Gummireifen (5/8"), Zacken-Kugel- Pedalen, langem, vernickeltem Bremslöffel, Doppelglocke mitLäutwerk, auf welcher oben „Dima Vietoris." eingravirt, Inserate werden bi» Bormittag 11 Uhr augenom- FMFU men und beträgt der Preis für die gespaltene Zelle » 18 oder deren Raum tü Pfg. 2. ein Paar neu besohlte lederne Kinderhalbschuhe mit Gummieinsätzen und blumen- artig verziertem Fußblatt, aus einem Haufe im Fürstenthal hier, 3. vom Perron des hiesigen Bahnhofes eine Kiste, enthaltend: 1 braune Hose, zwei schwarze Röcke, 1 blaues Halstuch und eine graue Mütze. Da die zur Ermittelung der Diebe und Wiedererlangung der gestohlenen Sachen ange- tellten Erörterungen bis jetzt erfolglos geblieben sind, wird solches mit der Aufforderung be gannt gegeben, sachdienliche Wahrnehmungen ungesäumt der unterzeichneten Behörde mit- zutheilen. Freiberg, am 2. Juli 1890. Die Stadtpolizeibehörde. Sperrung der Rotzwein-Freiberger Stratze betr. Der in Schmalbacher Flur gelegene Trakt der alten Roßwein-Freiberger Straße vom „goldenen Hirsch" bis an das Reichenbacher Staatsforstrevier ist wegen Aufbringung von Massenschutt in der Zeit vom 14. bis mit 18. dieses Monats für schweres Fuhrwerk K«8perrt, und wird der Verkehr über Goßberg gewiesen. Königliche Amtshauptmannfchaft Döbel», den 9. Juli 1890. Delegirten der Possibilistengruppen (Vertreter der gemäßigten Sozialdemokratie) deren Wünsche vortragen. Diese verlangten die Einführung des Achtstundentags und des Minimallohnes, sowie das Verbot von Ueberstunden außer beim Eintritt un berechenbarer Ereignisse; alsdann soll für dieselben der doppelte Stundenlohn gezahlt werden. — Man meldet der „Krz.-Ztg." aus Paris: „Es bestätigt sich, daß die meisten der verurtheilten Nihilisten auf eine Berufung gegen das Urtheil, das über sie gefällt worden, verzichten, indem sie zugleich ihr Erstaunen vorüber kundgeben, wie sehr besten Härte mit der sonst üblichen Nachsicht der französischen Gerichte kontrastire. Die politische Bedeutung dieses Urtheils wird auch von den in Paris wohn haften Revolutionären aus allen Länden nicht verkannt, sie fassen dasselbe als einen Beweis dafür auf, daß die Regierung entschlossen ist, alle nach innen wie nach außen gerichteten Komplotte fortan strengstens zu bestrafen. — Das gepanzerte Kanonenboot der zweiten Reserve „Fusee" lief am 9. bei einer Probefahrt im Touloner Hafen auf den Strand. Man arbeitet an seiyer Flottmachung. In einem Mittwoch in Madrid abgehaltenen Meeting der Führer der spanische» Liberalen erklärte Sagasta, die Libe ralen würden fortfahren, die Monarchie und die Freiheit zu unterstützen und würden sich nicht mit anderen Parteien ver einigen. Bei den Wahlen seien sie verpflichtet, ihre Rechte zu Vertheidigen. — Die karlistischen Journale veröffentlichen eine Kundgebung der Karlistenpartei, welches das Uebergewicht der Kirche in der Regierung, dem Staate, der Erziehung und der Familie empfiehlt und den Spaniern räth, diese Prinzipien hoch zu halten, um endlich die glücklichen Zeiten der vergangenen Jahrhunderte wieder herzustellen. Die Verhandlungen über Aenderungen in der Zusammen setzung des englischen Kabinets dauern fort. Wie verlautet, würde der erste Lord des Schatzes, Smith, in den Pairsstand erhoben werden; an dessen Stelle würde auf Anrathen Lord Hartingtons, welcher es fortgesetzt ablehne, ein Portefeuille an zunehmen, Lord Randolph Churchill als Führer des Unter hauses treten. — Lord Salisbury beantragte im Oberhause die zweite Lesung der Bill über die Abtretung von Helgo land und befürwortete dabei das mit Deutschland getroffene Abkommen, durch welches jede Gefahr einer Uneinigkeit und eines Konfliktes zwischen beiden Nationen beseitigt und deren Freundschaft befestigt worden sei. Nach etwa zweistündiger Debatte wurde die Bill in zweiter Lesung angenommen. Der Entwurf ermächtigt die Königin, „Helgoland sammt dessen Dependenzen" an Deutschland abzutreten und „Alles zu thun, was ihr zur Durchführung der Vereinbarung nothwendig oder gehörig dünkt." In diese Vollmacht würde auch die Bestimm ung über die äußeren Formen der Uebergabe, sowie über den Zeitpunkt für dieselbe eingeschlossen sein. Die Beschlußfassung des Unterhauses über die Bill wird etwa für die dritte Juliwoche erwartet; hier wird ein Antrag auf Befragung der Bewohner der Insel die Verhandlungen vielleicht um etwas verzögern, auf die Entscheidung aber keinen Einfluß üben. Sobald die Bill Ge setzeskraft erlangt hat, stände englifcherseits dem Akte der Ueber- Grunvstücksversteigerung. Erbtheilungshalber soll von dem unterzeichneten Amtsgerichte Mittwoch, de» SS. Juli 18S0, 1» Uhr Vormittags, das zu dem Nachlasse des pens. Bergarbeiters Johann Ferdinand Stet» in Rieder- laagenau gehörige Hausgrundstück, Fol. 62 des Grundbuchs, Nr. 45 des Brandkatasters und Nr. 66, 67, 161 und 163a des Flurbuchs für Niederlangenau, welches ortsgerichtlich auf 8100 Mk. — Pfg. gcwürdert worden ist, an Amtsgerichtsstelle freiwillig versteigert werden. In dem Grundstücke ist zeither ein schwunghafter Materialwaarenhandel betrieben worden und würde der Ersteher das vorhandene Waarenlager mit übernehmen können. Die Versteigerungsbedingungen sind aus dem an der hiesigen Gerichtstafel aushängenden Anschläge zu ersehen. Tagesschau. Freiberg, den 11. Juli. Der deutsche Kaiser hat Donnerstag Vormittag 10 Uhr unter dem Salut des gesammten Geschwaders aus der Kaiser- Aacht „Hohenzollern" von Bergen aus die Weiterfahrt nach Eide (Hardanger) angetrcten und ist Abends 6 Uhr daselbst eingetroffen. — Das Hauptquartier des Kaisers wird während der Anfang September stattfindenden Kaiser-Manöver das Schloß Gravenstein in Schleswig-Holstein bilden. Nordwest lich vom Schlosse wird demnächst ein 27 Meter langes und 19 Meter tiefes Gebäude aufgeführt werden, welches zur Auf nahme der Kaiserlichen Küche, der Telegraphie re. dienen soll. Als Kaiser-Pavillon wird ferner ein aus Wellblech errichtetes, schon bei den Kaiser-Manövern in Springe benutztes Zelt dienen, welches zwischen den beiden Seitenflügeln des Schlosses errichtet wird. — Die Prinzessin Heinrich ist, wie aus Kiel gemeldet wird, an einem Halsübel erkrankt. Prinz Hein rich, von dem Befinden seiner Gemahlin telegraphisch benach richtigt, wurde in Kiel erwartet. Außer dem Hofarzt vr. Ehrhard ist Medizinalrath Professor vr. Werth an das Kranken lager der hohen Frau berufen worden. — Se. Königl. Hoheit der Prinz Rupprecht von Äayern ist in Jüterbog! eingetrvffen, um dem Uebungsschießen des 1. Garde-Feld-Artillerie-Regi- ments beizuwohncn. — Nach einer Meldung aus Friedrichsruh geht Fürst Bismarck am 15. Juli nach Schönhausen und später nach Varzin. Eine Badereise wird er voraussichtlich nicht unternehmen. — Der Bundesrath hat sich bis zum Herbst vertagt. Die Wiederaufnahme der Arbeiten wird viel leicht erst in der zweiten Hälfte des Oktober erfolgen. Das Ablaufen des Sozialistengesetzes hat auch auf die spätere Be rufung des Bundesrathcs in diesem Jahre seine Wirkung ge übt. Bisher war ein Zusammentreten des Bundesrathes während der letzten Jahre im September erforderlich, weil die Erneuerung von Maßregeln auf Grund des Sozialistengesetzes, die Verhängung des kleinen Belagerungszustandes u. s. w. er- forderlick war. Dies kommt nun in Fortfall, und der Zu- sammentritt des Bundesrathes kann daher vertagt bleiben, bis eine Anhäufung von Verwaltungs-Angelegenheiten oder Vor arbeiten für den nächsten Reichstag es erfordern. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die Reporterphantasie versorgt gewisse Blätter täglich mit einigen Neuigkeiten über angebliche Ministerkrisen. Die im Amte befindlichen Herren scheinen der Reihe nach als „gehende Männer" abgehandelt werden zu sollen; so wurde in den letzten drei Tagen über den Rücktritt der Herren v. Maybach, v. Goßler und Herrfurth auf Grund derartiger „Quellen" ausgiebigst in den Blättern verhandelt. Wir würden von dieser gewohnten Sommcrferien-Beschäftigung kaum Notiz genommen haben, wenn nicht die „Frankfurter Zeitung" dazu überginge, eine Notiz des „Reichs-Anzeigers", nach welcher Se. Majestät der Kaiser auf manche lohnende Parthie an der norwegischen Küste in Rücksicht auf dieHeimath verzichten will, „da die zu erledigenden Regierungsgeschäfte ein längeres Fernbleiben nicht wünschenswerth erscheinen lassen", reikerger Wyei^ mdTa-ML rmer. KS. Hott unser ter, mit jenen Neuigkeiten in Verbindung brächte. Diesem Ver suche, denselben einen Hintergrund zu geben, gegenüber, können wir versichern, daß von „schwebenden Ministerfragen" in amt lichen Kreisen nichts bekannt ist. — Die Veröffentlichung des offiziellen Wortlautes des deutsch-englischen Abkommens im deutschen „Reichs-Anz." steht unmittelbar bevor. Wie die „Nat.-Ztg." vernimmt, bereitet der Reichskanzler auch eine ausführliche, eingehende Denkschrift vor, in welcher die Einzel heiten des Vertrages begründet werden. — Eine Anzahl von Ham burgern will einen Ausschuß bilden, um dem Generalfeld marschall Grafen von Moltke, der bekanntlich Ehrenbürger von Hamburg ist, zu seinem 90. Geburtstage am 26. Oktober eine Kundgebung zu bereiten. — Der Reichskommissar Major von Wißmann leidet seit einigen Tagen an asthmatischen Beschwerden und muß das Bett hüten. Der Chef in der ost afrikanischen Schutztruppe, Premier-Lieulenant v. Gravenreuth, ist zum Besuch des Reichskommissars in Lauterberg im Harz efttgetroffen. Wie der meist aut informirte ministerielle Mailänder „Pungolo" meldet, find die englisch-italienischen Verhand lungen bezüglich Afrikas dem Abschlusse nahe. Englandscheine geneigt, auf alle eventuellen Rechte an der Somaliküste zu Gunsten Italiens zu verzichten. Das in den belgische» Kammern eingebrachte Gesetz, be treffend einen Vertrag Belgiens mit dem Kongostaat, beschäf tigt die öffentliche Meinung ebenso lebhaft, wie das Testament des Königs, durch das der Kongostaat an Belgien vermacht wird. Die konservative Presse billigt die Abmachung, beglück wünscht den König und dankt ihm für sein Geschenk. Die ge mäßigt liberalen Blätter dagegen zeigen sich sehr zurückhaltend, fast frostig, während die Radikalen und die sozialistischen Zei tungen -den König sogar mit außerordentlicher Heftigkeit an greifen. Die Gesetzesvorlage wird wahrscheinlich am Freitag in der Kammer zur Verhandlung gelangen. In der französischen Deputirtenkammcr wünschte der Abgeordnete Laur (Boulangist) die Regierung betreffs des deutsch-englischen Abkommens in Ostafrika zu interpelliren. Der Minister des Aeußern, Ribot, erklärte, er stehe der Kammer zur Verfügung. Trotz der Zwischenrufe seitens der Kammer: „In einem Monat!" bestand Laur auf seiner Interpellation; da der Vertrag veröffentlicht sei, könne derselbe auch besprochen werden; das Stillschweigen Frankreichs in diesem Augenblicke würde einer Verzichtleistung gleichkommen. Uebrigens wünsche er nur die Frage zu stellen, und überlasse dem Abgeordneten Brisson, dieselbe weiter zu erörtern. Die Kammer vertagte die Interpellation mit 220 gegen 181 Stimmen auf einen Monat. — Einige Blätter kämpfen gegen die Unmasse der gesetzlichen Bestimmungen in dem neuen Gesetzentwurf über die Frauenarbeit, besonders gegen die Einführung der obligatorischen Sonntagsruhe. Sie bezeichnen das Gesetz als ein System von Plackereien. Die „Lanterne" hofft, die Re gierung werde nicht die Dummheit begehen, Frankreich ein solches Gesetz aufzuzwingen. — Die parlamentarische Kom mission für die Arbeiterfrage ließ sich am Mittwoch von den Bekanntmachung, den Jahrmarkt betr. Andurch bringen wir in Erinnerung, daß zufolge stadträthlicher Bekanntmachung vom 28. Februar 1890 von jetzt ab Marktkisten nur bis an den Bord des MarktspiegelS gefahren werden dürfen, daselbst avzuladen und von da ab nur mittelst niedriger Karren, deren Räder mindestens L« ei» Felgen breite haben müssen, an Ort und Stelle zu schaffen sind, und daß Zuwiderhandlungen auf Grund 8 366 10 des Reichsstrafgesetzbuchs mit entsprechender Geld- oder Haftstrafe geahndet werden. Gleichzeitig weisen wir auf die Bestimmungen der 88 9 und 15 der Marktordnung hin, wornach jeder Marktfiera,»t sich seinen Stand vom Marktmeister anweisen zu lasse« und das dafür zu entrichtende Stättegeld in der Zeit von Sonntag früh 0 Uhr bis spätestens Montag Mittag 1t Uhr in der Markterpcdttion — Kaufhaus, Kastenstube — zu entrichten hat und datz Diejenigen, welche bei der darauf vorzunehmenden Revifion ohne Stättegeldquittung betroffen werden, das Stättegeld nachträglich zu bezahlen Haven und außerdem in eine sofort an den Markt- meister gegen Quittung zu zahlende Strafe von 0,50 Mk. verfalle«. In obengenannter Expedition sind auch Anträge wegen Lös««g Vo« Stelle« anzu bringen, woselbst auch die Budenordnung ausliegt.