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WM-EllWer UM Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Dernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Griina, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. Arntsblcrtt für den Verwaltungsbezirk -es Stavtrathes zu Hohenftein-Grnstthal. Gvgcrn crller Gerireirröe-Verrvcrltrrrrgen öev irirrlregeiröerr Mrtschcrfteir. Nr. 124. Donnerstag, den 1. Ium 1899. 19. Jahrgang. Bekanntmachung. Sonntagsruhe im Handelsgewerbe betr. Aus Anlaß des diesjährigen Schützenfestes — Altstadt — wird am Sonntag, den 4. Juni dss. Js. der Gewerbebetrieb in hiesiger Stadt 1 ., in aüe« offenen UerkanfssteUen für die Zeit von vormittags 11 bis 8 Uhr nachmittags; 2 , in de« auf Straße« n«d Matze« anfgesteUte« Uerka«fsstä«den von 3 bis 10 Uhr nachmittag» gestattet. Ter Hanstrhandel ist an diesem Tage ebenfalls nur von 3 bis 10 Uhr nachmittags zulässig. Hohenstein-Ernstthal, den 29. Mai 1899. Der Stadtrat h. vr. Polster. Tr. Ten 7. Juni, Vormittags 10 Uhr kommt hier, in der Altstadt, eine Parthie Drennholx, Körbe, Flasche«, Kiste«, verschiedenes Handwerksxe«g u. A. m. gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Sammelpunkt der Bieter: Gasthofzum bra««e« Uotz. Der Gerichtsvollzieher beim Königl. Amtsgerichte Hohenstein-Ernstthal. Sekr K«rth. Bekanntmachung. Nachdem das neue Anlage«-Ueg«lativ für hiesigen Ort oberbehördlich und zwar zunächst für das laufende Jahr genehmigt worden und in Kraft getreten ist, liegt dasselbe Von heute ab 14 Tage lang zu Jedermanns Einsicht im Gemei«deamte hier öffentlich aus. Oberlungwitz, am 31. Mai 1899. Gemeindevorstand Gpprrman«. LüchfischeH. Hohenstein-Ernstthal, 31. Mai 1899. (Mittheilungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent gegengenommen und evevtl. honor>rt.> *— Eine entsetzliche Brandkata strophe hat sich abermals in unserer Stadt zu getragen. Dieselbe ist in ihren Einzelheiten so überaus gräßlich, daß es unfaßbar ist, wie der ver ruchte Elende, der, wie zweifellos feststeht, den Brand böswilliger Weise verursacht hat, auch nur eine Stunde lang das Bewußtsein seiner Schuld ertragen kann. Drei blühende Menschenleben sind die Op'cr jenes un sagbar gemeinen, 'eigen Verbrechens geworden, ein Mädchen von 12 Jahren ein Knabe von 8 und ein Knabe von 4 Jahren sind in den Flammen umgckom- men und liegen zur Zeit noch unter den rauchenden Trümmern begraben. Ueber die Art und Weise der Ausbruches dieses Brandes läßt sich natürlich nichts genaues sagen, denn als die Menschen gegen 1 Uhr Nachts, aus dem ersten tiefen Schlafe gescyreckr, am Brandherde anlangten, da brannte im Innern ;chon Alles lichterloh. Doch mag noch den uns gegeben, u Schilderungen der Hergang etwa folgender gewesen sein: Es wo* wohl gegen ^1 Uhr Nachts, als der im Hauke seiner Mutter, Frau verw. Roch, auf der Bahnstraße wohnhafte Nadelmacher Roch, der sammt seiner Familie (Frau und sechs Kinder) in der einen Hälfte des obersten Stockes nächtlicher Ruhe pflegte, durch ein verdächtiges Prasseln und Knistern aus dem Schlafe geweckt wurde. Aus dem Bett springen und die Frau und Kinder wecken war ems. Beim Oeffnen der Thür schlug den Unglücklichen bereits die Helle Feuersgluth entgegen, der Weg über die Treppe war somit abgeschnitten und es gab nur eine Rettung: durch das Dach. Im Begriff, das Dach zu durchbrechen und sich so einen Weg in die Freiheit zu bahnen, stürzte der Aermste ab und so unglücklich zu Boden, daß er be wußtlos liegen blieb. Mittlerweile hatte Frau Roch die von ihrem Manne ins Dach gebrochene Oeffnung erspäht und war mit dem kleinsten ^jährigen Kinde im Arm auf die Straße hinabgesprungen, wo sie in dessen ebenfalls zufammenbrach, da sie sich un Kreuz bedeutend verstaucht hatte. Ein 9jähnges Mädchen er schien ebenfalls am Dachrand, sprang auf die Zurufe untenstehender Leute herab und wurde glücklich auf- gefangen. Ebenso ein drittes Kind. Eine 12jährige Tochter, der 8jährige Willy und der 4jährige Walther dagegen waren in der fürchter lichen Todesangst unters Dach gekrochen und mögen wohl hier infolge des dichten Rauches sehr bald erstickt sein, sodaß sie es nicht mehr fühlten, als die gefräßigen Flammen auch ihre kteinen Körper erfaßten und ver nichteten. Die inzwischen wacker eingreifende Feuer wehr fand indessen sogleich den bewußtlos im Haufe Liegenden, vom Feuer bereits arg verbrannten Vater, der, über und über verbrannt und geschwollen, sogleich nach der Neustädter Wache transportirt wurde, wo ihm zunächst der Sanitäter und dann die Herren vr. Götz und vr. Eichhoff die erste Hilfe angedeihen ließen. Indessen ist nach dem Ausspruch der Aerztc wenig Hoffnung, den Unglücklichen, dessen Rücken geradezu geröstet ist, am Leben zu erhalten. Seine Frau, Pau line Roch, war ebensowenig im Stande, zu laufen, und mußte, halbrund zufammeugekrümmt, in einem Bett tuch nach der Wache getragen werden. Schließlich brach Has Roch'schc Haus in sieb zusammen, die Leichen der Kinder, alles Mobiliar rc. unter sich begrabend. Inzwischen wurden von dem entfesselten Element auch die beiden Nachbarhäuser, Herrn Weber Martin und Herrn Appreteur Schreiber gehörig, mit ergriffen und eingeäschert. Da im Martinschen Hause auch der Handarbeiter Barth und der vormalige Strumpf wirker und jetzige Handarbeiter Preiß und im Schreiberschen Hause, außer der Besitzerin Witrwe Schreiber mit ihren Kindern auch die Wittwe Albani mit einem Kinde von 8 Jahren, einigen erwachsenen Töchtern und einem 16jährigen Sohne (welch' letzterer aucti verschiedene Brandwunden davontrug) wohnhaft waren, und um die kritische Zeit wohl alle in tiefem Schlafe lagen, hätte das Unglück, das so schon gräß lich genug ist, womöglich nocy entsetzlicher werden können. Das Mobiliar aller Genannten, ebenso das der bedauernswerthen Mutter des verunglückten Hermann Roch, Frau verw. Roch und deren lediger Tochter Bertha, ist sümmtlich verbrannt. Die Feuer wehr mußte eben ihre ganze Aufmerksamkeit darauf richten, oie von der furchtbaren Gluth bedrohten, dem Brandherde gegenüberliegenden Gebäude zu schützen und sie gehörig mit Wasser zu übergießen. (Weiteres siehe Nachschrift.) (II. Bericht.) Der neueste Brandstiftungs- Fall hat in allen Kreisen unsrer Bewohnerchaft eine begreifliche, hohe Aufregung hervorgerufen. Nicht nur am Brandplatze, wo man noch immer nach den trau rigen Ueberrcsten der unter dem Schutt begrabenen verbrannten drei Kinder sucht, sondern überall auf den in der Nähe gelegnen Straßen bilden sich erregte Gruppen, die über das fürchterliche Vorkommniß disputiren. Grenzenlos ist die Aufregung über die Verruchtheit des unbekannten Brandstifters. Man ist allgemein der Ansicht, daß derselbe, wie aus den letzten, in der kurzen Zeit von ca. 8 Wochen erfolgten 4 Bränden zu ersehen ist, geradezu systematisch vorgeht. In den in letzter Nacht weggebrannten 3 Häusern ist schon früher wiederholt Feuer ausgekommen, glücklicher Weise aber stets rechtzeitig wieder gelöscht worden. Auch hat der verunglückte Roch erst vor Kurzem wieder zu den Nachbarn geäußert: „Weckt nur mich und meine Kinder, wenn wieder mal was vorkommt!" Und so ist es kein Wunder, wenn sich unsrer Ein- wohuerschaft nachgerade eine permanente Angst und Sorge davor bemächtigt, Abends überhaupt schlafen zu gehe«. Möchte es doch den vereinten Bemühungen der Staatsanwaltschaft und der Polizei reckt bald gelingen, Len elenden Schurken ausfindig za machen, der Leben nd Eigenthum unfec-r Bürgerschaft in so tückffchcr und verbrecherischer Weife bedroht. — Der verunglückte Nadelmacher Hermann Roch ist heute Morgen 10 Uhr 'n wenig hoffnungsvollem Zustande in das KreiS- kravkenstlst zu Zwickau überführt worden. Frau Roch, feine Gattin, die bedoucrnswerthe Mutter der ver brannten Kinder befindet sich im hiesigen Krankenhaus und hat von dem vollen Umfange des entsetzlichen Un glücks noch keine Ahnung. Ihr Zustand ist den Ver hältnissen angemessen befriedigend. Bei ihr befindet sich ihr ^jähriges Kind, mit dem zusammen sie den verzweifelten Sprang in die Tiefe gewagt hat. Die gerettete 14jährige Anna Roch «vorige Ostern erst konfirmirt) hat am Rücken und am linken Arm schwere Brandwunden davongetragen und befindet sich bei Verwandten am Reumarkt im Hintergebäude von Glaser Beyers Grundstück. Rach ihrer Angabe ist sie in dem Mon-ent über den Dachrand „hinabgekugelt", als ihre 11jährige Schwester im Begriff war, eben falls Vie Dachöffnung zu erklettern, während der Fuß boden der Dachkammer bereits zu brennen anfinz und Lem 4jährigen Knaben, d:c sich eben'ails nach der Dachöffnung hin retten wollt', schon die Füße ver brannten. Wie die Verwundete -einer aussagte, hat die im Zimmer sichende Nachtlampe noch ruhig ge brannt, als die Katastrophe auShrach. Von irgend welcher Fahrlässigkeit kann affv nicht die Rede 'ein! Markerschütternd war in der Nacht dar verzweifelte Hilf geschrei der unglücklichen Kinser, daS bis hinter an das Bahnwärterhäuschen am Logenhaus gehört wurde, ohne daß Jemand im Stande war, den rings von den flammenden Gluthen umwogten armen Kindern Hilre zu bringen. Die beiden Schweine, denen man das sürchterliche Geschrei anfangs zu schreiben wollte, wurden gleich im Anfang mit gerettet und haben wenig Lärm verursacht. Ebenso trostlos ist heute der Jammer der glücklich mit dem Leben davo »gekommenen Geschwister der Verbrannten und der sonstigen Angehörigen derselben. Kein Trost ver mag sie zu beruhigen und um so furchtbarer fühlt mau angesichts dieses wortlosen und thränenlofen Schmerzes die entsetzliche Schuld desjenigen, der das ganze Unglück angerichtet hat. *— Die Leichen der 3 Kinder, weiche bei dem Brande in vergangener Nacht eines so fürchter lichen Todes sterben mußten, wurden heute Mittag gegen ^3 Uhr von nachgrabenden Arbeitern im Schutt des Hauses gefunden. Schwarze, unförmige Massen waren es, die aus den noch immer qualmen den Schlittmassen herausgehoben wurden, vollständig verkohlt und zusammengeschrumpft. Nur wenige, innere Körpertheile waren noch verhältnißmäßig gut erhalten. Die traurigen Ueberreste der gestern noch fröhlichen und blühenden Kinder, die in drei leinen umhüllte Pastete zusammengepackt, heute unter anderem alten Gerümpel auf der Straße aufgeschichtet lagen, wurden von ärztlicher Seite untersucht und sodann nach der Leichenhalle überführt, um demnächst dem Schooße der Erde übergeben zu werden. — — Herr Referendar Richter vom Kgl. Amtsgerichte ZSblitz ist zum Kgl. Amtsgerichte Hohenstein-Ernstthal versetzt worden. — Eines der wichtig st en Ergebnisse der Kasseler Tage ist dem „Berl. Lokalanz" zufolge für die deutsche Sängerwelt die Erkenntniß, baß der deutsche Männergefang im allgemeinen aut einer wüt höheren Stufe der Kunst steht, als gemeinhin ange nommen wird. Es war auch, wird dem genannten Blatte geschrieben, ein erfreuliches Zeichen guten Ge schmackes, daß die Vereine bei der Wahl ihrer sonder- vorträge die sogenannten Liedertafeleien glücklich ver mieden. Nur litten die Kompositionen, die zum Vortrage kamen, meist daran, daß sie zu instrumental geschrieben waren, die Stimmen, zumal die Tenöre, häufig über ihren natürlichen Umfang hinausführen. In den meisten dieser modernen Chöre von H-zar, Curti u. a. wird auf die Tonmalerei mehr Gewicht gelegt, als auf die Empfindung. Dieser Wahrnehmung hat auch der Kaiser den Preisrichtern gegenüber Aus druck gegeben; denn er hat nicht, wie es in einem osficiösen Berichte heißt, den volksthümlichen Zug des Liedergesanges rühmend erwähnt, sondern im Geg,n- theil die Meinung ausgOprochen, daß dieser volksthüm- lichc Zug gar zu häufig gefehlt habe. Das ist un zweifelhaft zutreffend. Der Männergefang soll Volks- gesaug sein, und das Feld seiner Bethätigung ist so recht eigentlich das Volkslied. ff - Langeuchursdorf, 30. Mai. Begünstigt von kühlen aber trockenen FrühlingSwetter 'eierte der Collenberger Zweigverein mr Heidenmission, zu dem oie Gemeinden Callenberg, LangenchurSdor', Langen berg, Rüßdorf und Grumbach gehören, am vergangenen Sonntag in unserer schöngefchmückten Kirche unter zahlreicher Betheiligung sein JahreS'est. In dem um 2 Uhr beginnenden Festgottesdienst predigte Herr Oberpmrrer Harleß aus Waldenburg über Jesaia 42, 5—8 und schilderte in zu Herzen gehenden Worten die Mission als ein nothwendigeS, gesegnetes und herr liches Werk; das werde und müsse sie uns sein, wenn wir erwägen, woraus sie quillt, wem sie dient und was sie leistet Der Kirchenchor, unter Leitung de- Herrn Cantor Teichmann, verschönte den Gottesdienst durch Vortrag einer Motette. Die Collecte ergab 63 Mk. In der Nachverfammlung, die um 4 Uhr in der Turnhalle gehalten ward und zu der der Andrang so groß war, daß eine ganze Anzahl keinen Platz bekam, begrüßte zunächst der Ortsp'arrer die Versammelten, indem er aui die Freude hinwies, die es jedem treuen Christen machen müsse, an der Mission Mitarbeiten zu dürfen, weshalb em Missions'est im edelsten Sinn ein Freudenfest sei, wie der Christ aber zugleich im Bild der Mission den Rand des Zeigers an der Weltenuhr erkenne. Darauf führte Herr Pastor Vogel aus Lugau die ammersam lauschenden Zuhörer in mehr als ein stündigem Vortrag in ein Pariadorf in Ostindien und legte da., was die Mission an dieser verkommensten aller indischen Kasten nach mühevoller Arbeit ausge richtet habe, indem er erst in lebendiger Schilderung ein heidnisches Pariadorf und dessen Bewohner und Sitten, dann aber ein christliches Tauffest, Erntefest und Kirch weihfest unter diesen Leuten auszeigte. Nachdem Herr Pastor Lehmann aus Callenberg den Cassenbericht er stattet, laut welchen der Zweigvcrein 285 Mk. für Miffion in Berichtsjahr geopfert hat und Herr Pastor Harleß eine Collecte 'ür die Mission unter den kanras angeregt, erzählte Herr Pastor Werner, Altstadtwalden- burg von Cbaracter, Sitten und Leben der Eingeborenen, Opfer und Thätigkeit der Missionare und Erfolge der Verkündigung des Evangeliums in Ostairika. Auch in der Nachversimunlung bot der Kirchenchor treffliche Werke dar. Die Collecte für die Pariamission ergab 28,50 Mk. Möge das schöne Fest den Missionssinn in unseren Gemeinden immer mehr belebt und geweckt haben. — Glauchau, 30. Mai. Die Maul- und Klauenseuche ist auf hiesigem Schlachthof ausgebrochen. — Gestern wurden hier zwei Militärpflichtige, welche das 25. Lebensjahr bereits zurückgelegt haben und bis her zuröckgestellt waren, da sie die einzigen Ernährer ihrer Mütter waren, diesen Verpflichtungen aber nicht genügend nachkamcn, zur activen Truppe ausoehoben und sehen ihrer Einstellung baldigst entgegen. — Bor einigen Tagen mußte ein Pferd des Gutsbesitzers Herm. Petermann in Reinholdshain, welches an der Bor- naischen Pierdekrankheit litt, getödtet werden. In Grumbach ist ein Pferd an der Seuche verendet. — Seitens unseres Stadtraths ist vor kurzem eine Ver mögens-Aeberstcht der Stadt Glauchau erschienen. Rach diejer Uebersicht besitzt die Stadt ein Vermögen von 5,710,563 Mk. 44 Ps. (ohne Berücksichtigung des mit 71,640 Mk. 50 Pf angetetzten Werthcs von Ge rechtsamen bei der Armen- und Schulkasse), die Schulden dagegen betragen 2,746,640 Mk. 46 Pf. DaS Re- suitat hieraus ist also am 31. März 1898 ein reiner