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Vesper in -er Sophienkirche. Dresden, Sonnabend, den 4. März 1899, nachm. 2 Uhr. 1. Khromatische Auge aus der Orgel-Sonate (^.-moll) von Jos. Rheinberger. 2. Motette von Rob. Papperitz. Lcloramns te, Obristo. et i>ene<>ieiniu8 tibi, ^uia per eauetam orneem tuum rsclenii8ti mnnäum. 1li8orere nob>8. (Wir beten dich an, Christus, und verherrlichen dich, weil du durch dein heiliges Kreuz die Welt erlöst hast; erbarme dich unser). 3. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 87, I. Lasset uns mit Jesu ziehen, seinem Vorbild folgen nach, in der Welt der Welt entfliehen auf der Bahn, die er nns brach, immerfort zum Himmel reisen, irdisch noch schon himm lisch sein, glauben recht und leben rein, in der Lieb' den Glauben weisen. Treuer Jesu, bleib bei mir, gehe vor, ich folge dir. BorlesttUfl. 4. Hhacorme für Violinesolo von Joh. Seb. Bach, gespielt von dem Concertmeister Herrn E. Cl. Schröner. 5. Der Levens ström, Motette für 2 Chöre und Solostimmen von Osk. Wermann. Es ist ein Strom erflossen, der wallt gar tief und hell; Gott selbst hat ihn ergossen aus seines Herzens Quell. In Abrabams Gezelten begann er seinen Lauf, rauscht nun durch alle Welten und höret nimmer auf. Das ist der Strom, der Schmerzen und Angst vom Busen spült, den heißen Durst der Herzen mit süßer Labung kühlt, der Strom, von dem vergebens kein Lechzender genießt: der Strom des Gotteslcbens, das durch die Menschheit stießt; Der Strom, der, nie verschwunden, jetzt, eine Fluth von Licht, aus Jesu heil'gen Wunden Lieb überwallend bricht; der Schuld und Todesgrauen in seiner Fluth versenkt und, die sich ihm vertrauen, mit ew'gem Leben tränkt. Und wer da weiß zu lauschen, wie seiner Wogen Gang mit wunderbarem Rauschen durch alle Zeiten klang, dem wird die Welt zum Bette für diesen Strom allein, und aller Sel'gen Kette reicht bis zu ihm herein. O Strom der heil'gen Gnade, von Lieb' und Licht durch haucht, in deinem Wellenbade sind wir ja eingetaucht; vom Himmel quillst du nieder, zogst nns in deinen Lauf, und strömst zum Himmel wieder und ziehst uns mit hinauf. O heil'ge Fluth, durchwallc die Herzen kräftiglich, daß neu geeinigt Alle lobjauchzen über dich: daß aus der Seele Tiefen dein Wogen mächtig bricht, daß segnend von uns triefen Geist, Leben, Lieb und Licht! Dann wird von deinem Bade das dürre Ufer grün, dann wird dein Weltgestade von Friedenssegen blüh'n, dann zieh'n in deinen Wogen wir fröhlich durch die Zeit, bis sie uns aufgezogen zur stillen Ewigkeit. (Victor v. Strauß).