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Dresdner Journal : 27.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189912276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991227
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-27
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 27.12.1899
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vrz»»«»rei»: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mari 50 Ps, bei den Kaiser lich deutschen Paslaustalten vrerteliährltch »Mark; außer halb d«< Deutschen Reiche« Post» und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pp Erscheine«» r Täglich mit Ausnahme der Kann- und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß. Nr 18»ft. Dresdner Journal. AukLnbt^uns-sebLhre«: Für den Raum einer g«Ipa-- trnen Zeile kleiner Schrift SV Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Ps. Bei Tabellen- und Zisserasatz entsprechender Ausschlag. HrrauSseber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. so. Fernspr.-Anschluß: Rr.tr»». Mittwoch, den 27. Dezember abends. 18SS. DE" Wir ersuchen unsere geehrten Post bezieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei den betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Stücke keine Unterbrechung eintritt. Geschäftsstelle des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 27. Dezember. Ihre König!. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg sind gestern nachmittag 2 Uhr 14 Min. nach Potsdam gereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Regierungsrath bei der KleiShauptmannschast zu Bautzen Freiherrn v. Uckermann den Titel und Rang als OberregierungSrath zu ve« leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem AmtShauptmann v. ErdmannSdorff zu Kamenz den Rang in der III. Klasse unter Nr. 9 der Hofranzordnung zu verleihen. Erueauuugeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I« Geschäft» bereiche des MtntftertnmS der Finanzen. Forstverwaltung. Versetzt: Klähr, Forstassessor, vom CannerSdorfer ausSachsenburger Revier; Boigt, Forstassessor, vom Thalheimer aus Markersbacher Revier; Land gras, Förster, vom Okrillaer aus EunuerSdorser Revier; Wendschuh, Förster, vom Einsiedler aus Okrillaer Revier, und Sela, Waldwärter,, vom Erlbacher aus Neudecker Revier. — Angeftellt: Paul zeither Fvrsterkandidat, als ASrster auf Einsiedler Revier; Ull mann, zeither Waldarbeiter. als Waldwärter auf Reitzenhainer Revier; Bläß, zeither Waldarbeiter, al« Waldwärter aus Erl bacher Revier; Krause, zeither ExpeditionShilfSarbeiter, al« Expedient bei der ForsteinrichtungSanstal«; Barthel, zeither Diener, als Diener und Hau-mann beim chemischen Labora torium derForstakademi« Tharandt —Pensioniert: Zobel, Förster aus Sachsenburger Revier, und Weidlich, Waldwärter aus Neudecker Revier. — Entlassen: Hinkel, Waldwärter aus Reitzenhainer Revier. Bei der Post-Berwaltung ist ernannt worden: Schulze, Bäckermeister, als Postagent in Rüßdorf (Oberlausitz). g« Geschäftsbereiche des Ministerin«,» de« Innern. Angestellt bez. befördert wurden: Rudolf Behnisch, Uffeflor beim Amtsgericht Nnnaberg, unter Belastung diese» DiensttitelS alS JnspektionSasisstent an der LaudeSanstalt Wald heim, und die Militäranwärter, HilsSausseher Friedrich Max Richter an der LaudeSanstalt Waldheim, und Friedrich Emil Schäfer an der LandeSanstalt Hohnstein al» Aufseher an der betreffenden Anstalt. — Dem Oberpfleger an der LaudeSanstalt Sonnenstein, Iuliu» Hermann Reichmann ist die Dienst bezeichnung al» Borsteher ertheill worden. Im Geschäftsbereiche des Mtntftcrtum» des Kaita» and Ssfentlichen Unterrichts. Zu besetzen Ostern 1900: das neugegründete Schuldirektorat in BricSnitz. Kollalor: das königl. Ministerium de» Kultur und öffentlichen Unter richt». Einkommen: 2600 M. Gehalt und freie Wohnung eventuell später 450 M. WohnungSgeld. Gesuche sind bi» zum S. Januar 1900 an den Königl. Bezirksschulinsprktor sür Dresden II, Schulrat Fink, einzureichcn. Persönliche Vor stellung zunächst nicht erwünscht; — die dritte und vierte ständige Lehrerftelle an der Schule zu Borstendorf. Kollator: da» Königl. Ministerium de» Kultus und öffentlichen Unterrichts Der Gehalt beginnt bei freier Wohnung und Garten mit 1200 M., der mit dem vollendeten 28. Lebensjahre auf 140« M. und von da in sieben weiteren Stufen von je drei Jahren bis zum Höchstgehalt von 2300 M., der also nach vollendetem 44. Lebensjahre erreicht wird, steigt BewerbungS- gesuche mit den erforderlichen Beilagen sind bis zum 1S. Ja nuar 1900 an den Königl. Bezirksschulinspektor für Chemnitz I einzureichen; — die ständige Lehrerftelle an der zweiklafsigen Schule in Rcppen bei Stauchitz. Kollator: die oberste Schul behörde Einkommen: außer freier Wohnung mit Garien- genuß und dem gesetzlich erforderten Mindestgehalt von 1200 M eine jährliche persönliche Zulage von 200 M. bis zum Eintritt der ersten AlterSzulage, 110 M. sür Fortbildungsichulunterricht und eventuell LS M. der Frau des Lehrer» sür Erteilung de» Unterricht» in den weiblichen Handarbeiten. Gesuche sind unter Beisügung sämtlicher Prüfung«- und Amt«sührung-zrugniffe bi» Mm 10 Januar 1900 bei dem Königl Befirksschulinspeklor Reil in Oschatz einzureichen; — Ostern 1900: 1) die zweite ständige Lehrerftelle zu Ansprung Kollator: die oberste Schuloehvrde. Einkommen: 1200 M Gehalt, 72 M. sür Turn unterricht, sreie Wohnung und Gartcngenuß; 2) die zweit« ständige Lehrerftelle zu Rothenthal. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M. Gehalt, 72 M für Turn unterricht und freie Wohnung. Besuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bi» zum 4. Januar 1900 bei dem Königl. Be- zirkSschulinspektor 0r. Bräutigam in Marienberg einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Der Krieg in Südafrika. Während der Weihnachtsfeiertage hat sich in der auswärtigen Politik nichts Bemerkenswertes ereignet, und auch die vom Kriegsschauplätze vorliegenden Meldungen lassen den Schluß zu, daß in diesen Tagen Kämpfe von Bedeutung nicht stattgefunden haben. Die englischen Truppen scheinen in nächster Zeit die Offensioe nicht ergreifen, sondern erst die Landung der Verstärkungen abwarten zu wollen, ehe sie zu neuen Schlägen gegen die Buren ausholen. Falls daher die Buren nicht einen An griff wagen, wird daS Jahr voraussichtlich ohne be sondere Ereignisse auf dem Kriegsschauplätze «-schließen. Unter den heutigen Meldungen sind von beson derem Interesse eine aus dem Hauptquartier der Buren vom 20. d. Mts. datierte amtliche Depesche über die Schlacht am Tugela, sowie die amtliche Verlustliste der Buren in dieser Schlacht. Aus ihnen geht hervor, daß sich zwar die Engländer mit aus gezeichneter Tapferkeit geschlagen Haden, daß eS ihnen aber der überlegenen Stellung gegenüber, die sich die Buren gesichert hatten, unmöglich war, trotz aller Tapfer keit einen Vorteil zu erringen, und daß diese Niederlage wieder in der Hauptsache dem mangelnden Aufklärun^S- dienst in der englischen Armee zu verdanken ist. Wie verlautet, ist General Buller infolge dieser Nieder lage genötigt worden, noch weiter nach Süden zuruck zugehen. Der „Daily Mail" zufolge kehrte nämlich ein Teil der Truppen angeblich wegen Wassermangels nach Frere zurück. Vor einigen Tagen war wieder einmal daS Gerücht vom Falle von Ladysmith verbreitet worden. Dem gegenüber fühlt sich- daS Kriegsamt veranlaßt, eine Depesche aus Ladysmith zu veröffentlichen, wonach zwar dort die Krankheit trassiere und die Todesfälle sich häufen, aber trotzdem die Nachricht von dem er folglosen Angriff des General Buller mit Gleichmut ausgenommen worden und jedermann voll Zuversicht sei, daß der Entsatz nur kurze Zeit verschoben und die Garnison im stände sei, unbegrenzte Zeit auszuhalten. Ob die englische Armee diescs blinde Vertrauen der Eingeschlossenen zu rechlfertigcn im stände sein wird, muß nach den bisherigen Leistungen höchst zweifelhaft erscheinen; jedenfalls ist aber der von dem Kriegsamt rühmend hervorgehobene stoische Gleichmut zu be wundern, den die Eingeschlossenen trotz der täglichen Beunruhigungen durch den Feind trotz der herrschen den Krankheit, die täglich neue Opfer fordert, und trotz des Mangels an Lebensmitteln zur Schau tragen sollen. Der unbeteiligte Zuschauer wird eher der Meinung Hinneigen müssen, daß sich angesichts dieser Lage ihrer eine gewisse Resignation hätte bemächtigen müssen. Die englische Presse beschäftigt sich gegenwärtig mit großer Schärfe mit der Frage, wen eigentlich die Schuld an den ganz unzureichenden Vorbereitungen für den Krieg trifft, den Oberbefehlshaber des englischen Heeces Lord Wolseley oder den General Buller. Gegen letzteren namentlich richtet sich der Zorn der Menge seit einiger Zeit in zunehmendem Maße, und man glaubt in ihm den Mann gefunden zu haben, dem man die Verantwortlichkeit für den unglücklichen Ausgang des Feldzuges aufbürden kann. Sir Wil liam Buller war bis vor einigen Monaten komman dierender General in Südafrika. Seine Aufgabe wäre es gewesen, über die militärische Lage und die Rüstungen der Burrn die heimische Regierung rechtzeitig zu benachrichtigen und über die notwendigen Vorbereitungen und Verstärkungen gleichzeitig geeignete Vorschläge zu machen. Er soll nicht nur über die Lage, unter onderm auch über die große Artillerie bewaffnung der Buren, nicht ausreichend be richtet, sondern gegen genügende Verstärkung der Besatzung am Kap sich geradezu gesträubt haben. AlS er dann in Abwesenheit Sir Alfred MilnerS als stellvertretender Gouverneur und Reichskommissar die Zügel führte, hat General Buller sicy geweigert, die Bittschrift der Ausländer in Transvaal an die Königin zu übermitteln und sogar die nötigen ersten Schritte zur Verteidigung der Kapkolonie zu thun. Heute sind die Dinge so weit gediehen, daß die großen Redaktionen mit massenhaften Zuschriften gegen Buller bestürmt werden, worin sehr deutlich aus gesprochen wird, ein Mann, der soviel Unheil ver schuldet habe, müsse mindestens gehängt werden. Neuerdings sängt nun auch der General an, sich seiner Haut zu wehren. Er betrachtet sich als un schuldiges Opferlamm, das verfolgt werde, weil es auS Irland stamme und katholisch sei, was natürlich unbegründet ist, und behauptet außerdem, er habe daS Kriegsministerium srühzeitig und dringend ge mahnt, daß Mafeking, Vryburg, Kimberley und mehrere Punkte an der Nordgrenze der Kapkolonie geräumt und mindestens 100000 Mann mit viel berittener Infanterie den Buren entgegengestellt werden müßten. Wieviel davon richtig ist, muß sich natürlich erst herausstellen, und zwar bald. Aber schon jetzt wird klar ersichtlich, daß demnächst im Parlament Stürme auSbrechen werden. Die neuesten Telegramme lauten: London. Den „Timer" zufolge hält eS die Regierung nicht für wünfchen-wert, weitere europäische Truppen aus Indien zu verlangen, falls nicht eine unvorhergesehene Schwierig keit eintritt. — Eine Depesche der „Times" aus Kapstadt vom 20. d. Mt». meldet, daß der kriegsgefangene Burenkommandant De Meillon entkommen ist. — Frldmarfchall L ord Robert- ist nach Southampton abgereist, um sich von dort zur Urbernahme de« Oberbefehl« nach Südafrika zu begeben. Aus dem Waterloo-Bahnhose hatten sich der Prinz von Wale«, der Herzog von Connaught, der Herzog von Cambridge, die Feldmarschüllc Lord Wolseley und Sir Donald Stewart, der Kriegsminiper Marquis os LanSdowne, der Erste Lord de» Schatzes Arthur Balsour und andere hervorragende Persönlichkeiten ringefunden. Eine un geheure Menschenmenge bereilete dem Feldmarschall eine be geisterte Abschiedskundgebung. — Dem „Reuterschen Bureau" lagen auS Süd- asrika gestern solgcnde Meldungen vor: Pretoria, 17 Dezember. General Joubert ist von feiner Erkrankung genefcn und zur Front zurückgekchrt. Kapstadt, 19. Dezember. Die Meldung, die Buren hätten wegen Wassermangels Stormberg verlassen, findet keine Bestätigung. — Die Pink-Eye-Krankheit tritt unler den Pfirden der Truppen des Generals Gatacce und in De Aar auf. Auch die Dysenterie macht sich einigermaßen bemerkbar, insbesondere in Moddcrriver. Kapstadt, 20 Dezember. Mehrere Kriegsbericht erstatter sind vom Modderfluh hierher zurückgekehrt, wodurch man hier in der Ansicht bestärkt wird, daß Methuen sür den Augenblick nicht beabsichtigt vorzurücken. Durban, 19 Dezember. Die norwegische Bark „Regina", von Java mit einer Ladung Ballen und Schwcllen zum Bahnbau kommend, wurde in der Nähe der Delagoabai von dem englischen Kriegsschiff „Forte' aufgebracht und dann nach Durban eskortiert. Kapstadt, 2b. Dezember. Eine amtliche Meldung be sagt: Am Modderriver ist die Lage unverändert Methuen ist gilt verschanzt Der Feind beunruhigt ihn nicht. — General Gatacr« meldet, daß IbO Mann Polizritruppen Dordrecht be setzt hätten. Die Buren gingen zurück. — „Daily Chronicle" meldet au« Modderriver vom 20. d. Mts.: Unter den Buren wütet ein Fieber. Die „Times" melden au» Modderriver vom 20. d. M1S.: Sech- Apparate für die drahtlose Telegraphie Marconi», welche für die Buren bestimmt waren, sind in Kapstadt aufgefangen worden. Die Experimente, welche in Oranje River mit den selben angestellt wurden, waren sehr erfolgreich. Die Ver bindung mit De Aar, das 70 Meilen entfernt ist, wurde her- gestellt. Die „Times" melden au» Sterkstrom vom 19. d. Mts.: Nicht loyale Gesinnung, sondern Furcht hält vor einem all gemeinen Ausstand zurück. Die in dm einzelnen Orten befind lichen Anhänger de» Asrikander-Vonde» sind illoyal. Ebenso wird berichtet, daß mit wenigen Ausnahmen säst all« Ort schaften im nördlich«» Kapland illoyal seien. Die Freifiaats- kommandoS sind zwar enttäuscht über die kleine Zahl von Freiwilligen, die sich zum Kriegsdienst gestellt haben; sollten aber Zweifel darüber entstehen daß England seine Sache bi» zum Ende durchführen könne, dann würden alle Kolonialburen zu den Waffen greisen — Die „Times" melden auS Modder- river vom 19. d. Mt».: Die Loyalität der Holländer am Kap und in der Kapkolonie ist noch im Schwanken. Die Besamt haltung der Holländer der Kolonie ist unverändert geblieben, allein die Mißstimmung ist gewachsen durch die Niederlage von Methuens Sntsatztruppen. Es sei weit nötiger, der Kap kolonie Erleichterung zu verschaffen, als in daS Gebiet der Burenrepublilen einzusallen. CHievely. Dem „Daily Telegraph" wird aus dem britischen Lager von Chievrly vom 19.d. Mt«. gemeldet: Heute wurden die Verschanzungen und Erdwerke der Buren bei Colenso von unserer Artillerie zwei Stunden lang mit Lyddit-Granaten beschossen Die Fahrftraßenbrücke wurde dabei zerstört, sodaß e- jenen Buren, die mit Wagen und Geschützen aus dieser Seite des Flusses stehen, schwer fallen wird, wieder hinüber zu gelangen. — Nach einem Telegramm dkS „Reuter- fchen Bureaus" au- Chicveley sind auch am 20. d MtS die Stellungen der Buren in Colenfo und am jenfeitigen Tugela- user einige Stunden lang mit Lyddit Granaten bcfchosfen worden. Die Buren antworteten nicht. Louren^o Marquez (Meldung des „Reuterschen Bureau-'.) Eine au« dem Hauptquartiere der Buren in Colenfo vom 16. d. MtS. datierte amtliche Depefche besagt: Gestern früh bei Tage«anbruch traf Hu- feit langer Zeit Er wartete ein. Der Artillerieoffizier Pretorius meldete uns, daß die Kolonne des Generals Buller im Anmarsch gegen unsere Stellungen am Tugela fei Da» feindliche Zentrum bestand au» einer sehr großen Masse Infanterie, während auf den Flanken je zwei Batterien vorgingen. Starke Abteilungen Kavallerie dienten al» Deckung. Unsere Artillerie beobachtete absolutes Schweigen, um nicht ihre Stellungen zu verraten. AlS zwei Batterien der Engländer bi« auf Gewchrfchußweite herangekommen waren, nahmen die Unfrigen das Feuer mit niederschmetternder Wirkung auf. Dann griff auch unfere Artillerie ein und brachte augenscheinlich den Feind, der in dem Glauben gelassen war, daß er die Brücke über den Tugela zur Passage benutzen könne, in Verwirrung. In zwischen hatte der rechte feindlich« Flügel unsere am weitesten nach Süden vorgeschobene Position angegriffen, aber da» Feuer unserer Maufergewehre wirkte so furchtbar, daß der An griff sich wie eine Welle brach, die ihre Kraft erschöpft hat. Reihenweise Tote und Sterbende zurücklassend, drangen die Engländer von neuem vor, wurden aber wiederum zum Rück züge gezwungen, wobei sich neue Berge von Leichen anhäuften. Die reitende Artillerie der Engländer drang bis zu dem User rande des Flusses vor, wo daS Kommando von Ermelo stand. Dieses eröffnete aber ein so mörderisches Fcuer, daß die beiden Batterien von den Engländern im Stiche gelassen werden mußten. Zweimal versuchten die Engländer, Pferde heranzu- bringen, um die Kanonen fortzuschaffen, e» glückte ihmn auch beim ersten Male, rin Geschütz zu bespannen. Beim zweiten Male fielen aber Menschen und Tiere, von unserem Feuer niedergeschmettert. Jetzt zogen sich die Engländer io ihr Lager zurück, von wo sie rin Sbrapnrl Feuer aus die Brücke eröff neten, um uns an der Wegnahme der Geschütze zu hindern. Es gelang uns indessen später, die neun Kanonen zu erbeuten Die Generale Botha und Trichart befanden sich stets an den gefährlichsten Punkten. Elf Ambulanzen schafften die toten und vrrwundeten Engländer fort DaS Schlachtfeld war in seiner ganzen, mehrere Meilen langen Ausdehnung von Toten und Verwundeten bedeckt. Die Niederlage der Eng länder ist eine zermalmende Pietermaritzburg. Da» KriegSamt veröffentlicht folgende Depesche au- Pietermaritzburg vom 24. d. Mt».: Bei Ladysmith sand am 22. d. MtS. ein Gesccht statt. An Offi zieren wurden 5 verwundet, an Unteroffizieren und Mann schaften 9 getötet und 10 verwundet. Modderriver. Ein hin und wieder unterbrochenes Ge- fchützfeuer dauerte am Donnerstag auf beiden Seiten an. Die Geschosse der Buren gehen zu kurz. Kunst u«L Wissenschaft. ausverkaaften Vorstellung nahmen die Sache für das, was sie war, erfreuten sich sichtlich an den erheiternden Wirkungen der Bühnenvorgänge und ließen e« an zahl reichen und lebhaften Beifallsbezeigungen nicht fehlen. Die Musik des in Paris lebenden Komponisten Audran, von dessen Bühnenwerken die Operetten „Mascotte" und „Olivette" auch in Deutschland bekannt geworden sind, überrascht in Erfindung und Ausdruck vielfach durch feinere Züge, die nach der komischen Oper hindeuten. Dem bevorzugten Wechsel von Tonika und Dominante, dem man in so manchen Operetten leichteren Schlages nur zu häufig begegnet, ist der Komponist erfreulicher weise nach Möglichkeit au« dem Wege gegangen. Aparte Harmoniefolgen und Rhythmen, nicht minder auch die Individualisierung einzelner Blasinstrumente, wie der Flöte und Klarmette, weisen auf die Vorbilder der besten französischen Meister hin. Auch für die charakteristische Gestaltung der Einzel- und Zusammen gesänge besitzt Audran eine geschickte Hand, wie die Terzette im ersten und zweiten Akte und da« Lied Lancelot« von der „Schüchternheit" beweisen. Um so sonderbarer erschien e«, daß den frommen Klosterbrüdern im Vorspiel der Operette ein Gesangsstück im flotten Polkarhythmus in den Mund gelegt wird; sonderbar ist dies um so mehr, als der Komponist seine Ausbildung an dem bekannten Kirchenmusikinstitut von Niedermeyer in Pari« erhalten hat. Ein dem Schlußakte der Operette «ingefügteS, zu mitternächtlicher Stunde in den Räumen de« Konvent« vorgetragene« regelrechte» Fugato für Männerstimmen vermochte die Erinnerung an jenes eigentümliche Präludium keineswegs zu verwischen Die Ausführung der Operette war durch Hrn. Kapell meister Dellinger in gesanglicher und instrumentaler Beziehung mit großer Sorgfalt und ersichtlichem Fleiß« einstudiert worden Namentlich ist die Zurückhaltung und Diskretion beiderlei Faktoren lobend hervorzuheben Frl. Poldi-Gersa bot sonderlich in schauspielerischer Hinsicht Refidenztheater. Am 25. d. Mt».: Die Puppe. Operette in drei Akten und einem Vorspiel von Ordonneau und Sturgeß. Musik von Edmond Audran. (Zum ersten Male.) Mit Audrans „Puppe", die in Berlin eine Reihe ausverkaufter Häuser erzielte, hat die Direktion de« Refidenztheater» dem Weihnacht»publikum ein Ausstattungs stück beschert, das für zahlreiche Abende eine gleichbleibende Anziehungskraft behaupten dürfte. Märchenhaft ist die Entfaltung von Glanz und Pracht durch die kostspielige Herstellung völlig neuer, ebenso farbenprächtiger und ge- schmackooller wie stilechter Kostüme, Dekorationen, Möbel, automatischer Figuren und sonstiger Requisiten, ja daS Schlußbild de» ersten Akte« im „Atelier" de« berühmten Puppenfabrikanten Hilariu« ist eine Sehenswürdigkeit sür sich allein. Märchenartig ist allerdings auch die au« den scenischen Vorgängen der „Nürnberger Puppe" und der „Puppenfee" genugsam bekannte Handlung de« Stücke«, denn an Dasein und Leistungsfähigkeit einer (durch die schöne Tochter des Puppenhändler« kopierter.) mechanischen Puppe, die nach Belieben ihre« Verfertiger« und späteren Besitzer« sprechen, singen, lachen, weinen, tanzen, scherzen, zanken und — fluchen kann, glaubt natürlich weder der Konvent«-Bruder Lancelot, noch da« Publikum. Die Be stätigung dieser Thatfache hätte somit auch nicht bi» zum letzten, ohnehin sehr aphoristischen Akte verschoben zu werden brauchen. Ebensowenig pflegen im gewöhnlichen Leben Puppen, und seien sie auch so vollendete Kunst werk«" wi« diejenigen de» Meister» Hilariu«, für zwanzig tausend Frank« verkauft und ebensowenig vier« oder sünn.ich größere Summen im Handumdrehen und ohne Anwartschaft auf irgendwelche Gegenleistungen verschenkt zu werden Die Besucher der bi« zum letzten Stehplätze eme jo reizende Verkörperung der „Puppe", daß die beliebte Künstlerin diese neue Rolle zu den besten Dar bietungen ihrer Dresdner Bühnenlaufbahn zählen darf. Hr. Karl Friese spielte in der köstlich lebens- und bewegung-vollen Figur des selbstbewußten Hilariu« seine besten Trümpfe aus, die in dem pathetischen, von einem entsprechend togaartigen Faltenwurf des langschößigen Oberrockr« begleiteten Ausruf: „Es ist erreicht" ihre jeweiligen Höhepunkte fanden. Sehr sympathisch in Spiel und Gesang wußte sich Hr. Karl Suckfüll mit der scdüchtern-bescheidenen Darstellung des Lancelot abzusinden, nicht minder trugen die Damen Minna Hänsel, Julie Kronthal, Gisa Linhardt, und die Herren Marcell Waldek, Richard Hungar und Karl Bayer zum Gelingen der Vorstellung bei. Daß der große Erfolg der letzteren auch Frau Direktor Karl und Hrn. Oberregisseur Rotier, dem die vortreffliche Jnscenierung des Stücke« zu sdanken ist, Gelegenheit bot, auf der Bühne zu erscheinen, sei zum Schluffe gerne bestätigt. U. S. Au der Wende des Jahrhunderts. Die Frage unserer Tage, ob da» neue Jahrhundert am 1. Januar 1900 oder am 1. Januar 1901 beginnt, ist offiziell gewiß im Sinne der Mehrzahl de« Volke» entschieden worden Den Tag besonders zu feiern, an dem zum ersten Male die 1900 in der Zeitrechnung er scheint, hätte sich diese« kaum nehmen lassen. Daß vor der exakten Wiffenschaft al« Datum de« Beginne« de« neuen Jahrhundert« der 1. Januar 1901 zu gelten hat, bleibt deshalb unbestritten und unbestreitbar. Interessant dürfte e« nun sein, zu erfahren, daß unsere Großeltern und Urgroßeltern den heute wieder aktuell gewordenen Streit auch auf musikalischem Gebiete zu lösen trachteten Da will im 1. Jahrgang (1798—1799) der „Allgemeinen Musikalischen Zeitung" unterm 18. Sep tember 1799 ein Wr. in D. zeichnender Verfasser die Frage: Wann sängt taS XIX. Jahrhundert an? mittels eines vierstimmigen Kanon« beantworten. Er geht von folgender Erwäge ng auS: „Die Zeit verschwindet, kommt nie wieder, nimmt Jahre, Tage, Minuten, bis auf den letzten Augenblick gewaltsam mit sich fort und ist nicht eher vollendet, al« bis (was ewig wahr bleibt) der letzte Augenblick auch vorüber ist." „Ich muh also", sinnt er weiter, „hier einen Gegenstand zum Vergleichen und Er klären annehmen, der in ein recht ängstliches Zeitmaß eingepaßt ist; und dies finden wir nirgends ängstlicher, als im musikalischen Takt. Hat nun einer in einem Musikstücke 12 Takte zu pausieren, so sängt er — wie jeder Musiker weiß — gleich beim Niederschlagen des ersten Takte« 1 zu zählen an; lagt er endlich 12, so muß er noch den ganzen 12. Takt schweigen und fängt erst mit 13 zu spielen an " Und nun bringt er al» Beispiel seinen Kanon auf die Worte: „Wann fängt da» 19. Jahrhundert an?" Zu ihm giebt er den Kom mentar: „B hat 4 Takte zu pausieren und fängt erst dann zu singen an, wenn er 5 sagt; C hat 8 Takte Pause und fängt erst mit 9 an; D hat 12 Takte, muß also, wenn er 12 sagt, erst den ganzen 12. Takt ab warten und fängt dann mit dem 13. zu singen an " — „Hätte nun einer", so folgert er ganz richtig, „1800 Takte zu pausieren, wovon jeder Takt ein Jahrhundert dauerte, so würde er, wenn nicht der böse Sensenmann dem Zähler oder Pausiere» ein Ende bereitete, auf jeden Fall nicht mit dem 1800 , sondern mit dem 1801. zu spielen an fangen". Dann aber bringt der Verfasser, der bisher die Sache so klar geführt hat, die bekannte GrburtttagS» frage (ich bin 30 Jahre alt geworden, feiere aber den 31. Geburtstag) vollständig in Verwirrung, und rin neuer vierstimmiger Kanon, „kurioso" zu singen, muß her» halten, um da« Gegenteil von dem zu beweisen, wa« der erste beweisen sollte. Kurz, endlich ruft der Bedrängte: „Nein, e« streite wer will". „Sie, weine Herren Jubi- Iäum«komponisten, aber werden e» un« Dank wissen; denn
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