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Dresdner Journal : 02.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-02
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 02.01.1896
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VernWret«: st-r Dresden viereeylhrttch 2 Mark ^oPs, bei de» Kaiser- llch dcunL>i> dierleljthi . »Wart; außer halb de« Deutsche» Reiche« Post und Etempelzuschläg Einzelne Nummern: 10 Ps. G^chetnrn: Lü-lich »it Aulnah»« der Eon» - und Friertag« abends »ernst«.»uM»»:«r.L«». 1. Dresdner Äonmal 1896 Donnerstag, den 2. Januar, abends. >» kün did»«i»«tdN^e«, Für de» Aaum einer aespal- tenen Zeile kleiner Schrift X) Pf. Unter „Lingefunkt" die Zeile 5« Pf Bei Tabellen - und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. -erin-geder: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr. so tzen,fpr..«nschlub-Rr 1«»^ Amtlicher Teil. Dresden, 2. Januar. Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, ist gestern Nach mittag 6 Uhr 34 Minuten aus Berlin hierher zurück- gekehrt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Betriebsinspcktor, Baurath Paul Heinrich Löser in Leipzig zum Betriebsdirektor, den Bau- inspektor Hugo Richard Baumann in Dresden zum Betriebsiuspektor und den Regierungsbaumeister, prä- dizirten Bauinspektor Julius Curt Peter in Dresden zum etatmäßigen Bauinspektor, sämmtlich bei der Staatseisenbahnverwaltnug, zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberschaffner 1. Klasse bei der Staatseisenbahn- Verwaltung August Ludwig Kämpfe in Reichen bach i. V. das Albrechtskrcuz zu verleihen. Dresden, 23. Dezember 1895. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Schuldirektor Karl Otto Mehner in Burgstädt das Verdienstkreuz zu verleihen. Die in LvLll^Iiei« beauftragten Staatsminister haben den ersten geistlichen Rath des evangelisch lutherischen Landeskonsistoriums, Oberkonsistorialrath I)r. tdeol. Clemens Gottlob Schmidt die erbetene Versetzung in den Ruhestand mit der Maßgabe be willigt, daß er dem Landcskonsistorium fernerhin als außerordentlicher Beisitzer anzugchören hat. WekannLmachung. Tas Ministerium des Innern hat der St. Josephs krankenkasse zu Bautzen, eingeschriebene Hülfs- kasse, auf Grund des I. Nachtrags vom 10. De zember dieses Jahres zu deren revidirtem Statute vom 8. Dezember 1892 bescheinigt, daß sie, vor behaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anfor derungen des tz 75 des Krankcnversicherungsgesetzes Dom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 nach wie vor genügt. Dresden, am 24. Dezember 1895. Ministerium des Innern, '.'lblheilmtg für rbck?rbim, Griverbr uns Hvnöe't. Bodtl. Lippmann. (»ruenuungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Allianzen. Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern. Befördert: der Nebenzoll und Untersteuereinnehmer Loos zum Assistenten bei dem Hauptzoll amte Zittau, der Zolleinnehmcr 2. Klaffe Katsch zum Lin nehmer bei dem Untersteiieramte Radeburg, der Zolleinnehmer 2. Klasse Rodig zum Einnehmer bei dem Nebenzollamte II und Untersteueramte Reichenau, der Uutersteueramtsajsistent Uhlig zum Oberkontrolassistenten in Borna, der Grenzaussehcr Junge zum Assistenten bei dem Untersteueramtc Riesa, der Grenzaussehcr f. d B König zum Einnehmer bei dem Neben zollamte II Seifhennersdorf gegen Rumburg. Angestellt: der Bicefeldwebel Dohrandt, der Bierfeld wedel (RegimentStambour) Zeigermann, der Hauptamtskopist John und der vormalige Stndent Schmeißer als Grenz- aussehrr. Pensionirt: der Steucraussehcrs d B Unger in Dresden, der Steucraussehcr Schneider in Grimma. Dem juristischen Hilfsarbeiter bei dem KrciSsteuerrate zu Dresden Referendar Zeuner ist nach erfolgter Ablegung der zweiten juristischen Staatsprüfung da- Dicnstprädikat „Assessor" verliehen worden. Amft und Wissenschaft. K. Hofthcater. — Neustadt. — Am 3l Dezember: „Der Raub der Sabinerinnen". Schwank in vier Akten von Franz und Paul v. Schönthan Die letzte Vorstellung des abgelauseneWMahres brachte altherkömmlich einen Schwank und dag^ayMich versam melte Publikum ergötzte sich zum wer weiMvie Delten Male an de» tragikomischen Schicksalen deü^WNkn Professor Gollwitz, der seine Römertragödie dem reisenden Schmieren- direktor Emanuel Ctrieße aus Leipzig vertraut hat. In der Rolle diese« Theaterdirektor«, die zugleich zum Ver suchsgaul und Paradepferd« aller Komiker geworden ist, sahen wir an diesem Abend Hm. Schubert, der mit seiner ganzen Auffassung der Figur, seiner Wiedergabe des reinsten „Leibziger" Dialektes, seiner komischen Maske großen Beifall und bei ein paar drastische» Abgängen Hervorruf erzielte. Im Gegensatz zu einigen anderen Dar stellern de» Striche Uch Hr Schubert den unverwüstlichen und optimistischen Glauben de« Theaterdirektors an sich selbst und die Zkdeutung seiner Bühne etwas zurück- und dafür den im Elend de» fahrenden Lebens geriebenen Pscffiku« etwa« stärker hervortreim. An ein paar Stellen gab er dem armen Gesellen sogar etwas zu klare» De- wußtsein seiner schäbigen Zweideutigkeit; wenn die Gestalt eine rein komische bleiben soll, darf sie mit keiner 'Nuance in» Schuftige Übergreifen. Ein eigentlich schöpferischer komischer Hauch, der gleichmäßig Erscheinung, Geverpenspie! und Sprache dmchdrmz,» und garst neue Seiten eiger alt bekannten Figur offenbart, ivar in der Darstellung dc« Hrn Schubert nicht zu ipüren, aber c» hieße arPj Un- bilüge» von einem jungen Künstler verlangen, sollte er gerade in diesem abgespielten Schwank und dieser Rolle ein «eson Uichtamtlichcr Leit. Tie Jtalir»er in Afiita. In Übereinstimmung mit einigen angesehenen rö mischen Blättern wie der „Italic" » a wendet sich unser Mitarbeiter in Rvm gegen die optimistische Darstellung der Lage in Asrika mit folgenden Aus führungen: Die aus Afrika hierher gelangenden (meist durch die „Agenzia Stefani" vermittelten) Nachrichten klingen ja sehr beruhigend: „Vor Macalle nichts Nene-, die abessynische Heeresleitung noch immer unter dem Ein drnck der Verluste von Amba Alahj'., der Könfo von Goggiam niit dem Herzen und bald auch mi- v!r T^.t auf unserer Seite, im Lager der Schoaner Viehseuchen und Mangel rc." Aber doch wirken sie nicht überall ihrem Inhalt entsprechend. In mili tänsckeil Kreisen glaubt man meist nicht an die Un thätigkeit der afrikanischen Gegner. Daß die Be wegungen der letzteren sich in Bezug auf Schnellig keit nicht mit denen europäischer Heere vergleichen lassen, wird zugegeben, auch erscheint cs glaublich, daß die Hauptmasse ihrer strategischen Avantgarde, der Schoaner unter Maconnen, seit dem Tage von Amba Aladji nur etwa 50 Km bis Guugumbus am Ghembela 12'/, hm südwestlich Macalle vorgerückt ist, das; der Neans 15 km nördlich Amba Aladji bei Mai-Mesghi lagert. Auf der anderen Seite wird jedoch darauf hin gewiesen, daß das Festsetzcn der abessynischcn Heeres teile in den Landschaften von Cnderta und llogerat mit ihrem Reichtnm an Getreide, Mais, Gemüsen nnd Früchten sich den wahrscheinliche» Absichten der feind lichen Heeresleitung durchaus anpaßt. Bereits am 11. Dezember, um die wenigen wichtigen Nachrichten aus den; Wust überflüssiger optimistischer Anführungen heransznschälen, wurde Lieutenant Gambi mit 50Man» bei Agola, 13 km nördlich von Macalle, von schoauischen Truppen aufgehoben. Jetzt wird die Möglichkeit zu gegeben, das; einer der Ras über d.^selbc Agola nach Hanssen vorrücken werde. Dieser Hauptort der gleich namigeu Provinz liegt 35, km südwestlich Adigrat. Tann werden Einfälle von „Banden" nach Cnderta, Temben (westlich Macalle) und Gheralta (nördlich Macalle) gemeldet; der Ausdruck „Banden" von den Vortrnppcn dc'S Feindes erinnert an die Tage des erste« gvvßen Mißgeschicks dci Jtulirm, in Afrika am 24.Januar 1^87 sprach MinisterRobilant in der Kammer von den „vierRäubern, die uns in Afrika zu thun geben nnd denen Bedeutung nicht beiznmcsscn ist", und am 20. Januar richteten diese Räuber unter 500 Italienern das Blin bad von Dogali an. Aus jenen Nachrichten crgiebt sich, das; Macalle mit seiner Garnison von 5000 Mann eingeschlossen ist, und es ist danach wahrscheinlich, daß eine zweite Kolonne sich znr Einschließung von Adigrat, eine dritte zn der von Adua anschickt Tic große numerische Überlegenheit der Abessimier wird von ihnen in sachgemäßer Weise ansgenutzt: wozn sich an den stärker oder schwächer befestigten Punkten die Kopse cinrennen, wenn man sich den Luxus gestatten kann, sie alle auözuhungern k Adua hat für den Negns eine besondere Anziehungskraft. Er ist noch nicht in der dicht daneben gelegenen „heiligen" Stadt Acsnm als Kaiser gekrönt, und er strebt sehr nach einer solchen außerordentlichen Mehrung seines Prestige. Besonders betont wird in den letzten Nachrichten immer der Mangel an Lebensmitteln im schoauischen Lager. Daß die Verpflegung der kolossalen Heeres «lassen der schwache Pnnkt der abessynischcn Heeresleitung ist, leuchtet ein. Aber cs dürste kann; ein Trugschluß sein, daß ein Heer, welches mit Hinterladegewehrcn und Mi traillcusen bewaffnet ist.deffcn Taktik, wie Amba Aladji beweist, einen europäischen Anstrich erhalten hat, das im Gegensatz zu früheren barbarischen Sitten die Ge fangenen und Verwundeten des Gegners menschlich behandelt, seinen Toten militärische lehren erweist —, das; ein solches Heer auch in der wichtigsten Frage der neueren Kriegführung, der Bcrpflegungsfrage, sich mindestens Anfänge von Einrichtungen geschaffen haben wird, als es sich zu einem langwierigen Feldznge vor bereitete. So spricht man denn auch in gut unter richteten hiesigen Kreisen von dem König von Goggiam als dem großen Getreidehändlcr für den Feldzug, von dem Stapelplatz und Markt Samara südwestlich Antalo, wohin seine Sendungen geleitet werden, und faßt die Nachricht von feiner Stellungnahme gegen Menelik sehr skeptisch cuff. Auch in B?7ö Peln, Borumieda, Ma^fü, Socota, in der Landschaft öasta sollen Maga- rine angelegt fein. Es kommt hinzu, daß 7 K^ Durrah Hirse atv Perpflegllugsration der genügsamen gemeinen abessynische» Solvay" sür zwei Wochen als. ausreichend betrachtet werden, daß die Emilie» der ^ölvalen alS Troß des Heeres dasselbe allerdings Awerfällig machen, doch zugleich eine ausgezeichnete VerpflegungStrnppe darstellen und daß schließlich das Regnisitionssystem, die Razzien nach vorwärts und nach den Seiten in den reichen abessynischcn Berglandschaften gewiß nicht unlohnend sein werden. Ter heroische Widerstand bei Amba Aladschi hat Maconnen und dem Negus gezeigt, daß der Feldzug noch schwieriger und zeitraubender sein wird, als sie ihn sich vielleicht gedacht hatten. Tas fordert sie dazu auf, seinen weiteren Verlaus durch Beschaffung der Verpflegung sichcrzustcllen. Anderseits ist aber für die italienische Heeresleitung so Feit gewonnen, die Verteidigung unter Berück sichtigung der eben aus dem Mutterlande eintreffendcn Verstärkungen und im Rahmen eines Kolonialcorps von etwa 25 WO Mann zu orgauisieren. Daß mau überall da, wo man den abessynischcn Kriegszug als eine aus gegnerischer Seite von langer Hand her und mit stärkstem numerischen Aufgebot vorbereitete, auf monatelauge Dauer berechnete Unternehmung ansieht, die von der Kammer und dem Senat geforderten Kredite nur als AbsHlagszahlung, als Dropsen auf einen heißen Stein oeiracyiet, isr selbstversiün^'.ich. Po» den bewilligten zwanzig Millionen sind über sieben bereits für die laufenden regelmäßigen Aufgaben der Kolonie festgclegt und zum großen Teil verausgabt. Von den verbleibenden Millionen werden nach vorläufigen aber wohl zuverlässigen Auf stellungen uvet dni Millionen für Vie Lransporle verbraucht werden, eine halbe Million ist für das Ge schwader im Roten Meere bestimmt (für einen längeren Aufenthalt dort eine lächerlich geringe Summe), der Wert des Armecau rüstungsmaterials und der Muni tion :c., die von Neapel abgegangen ist und in den heimischen Depots ersetzt werden muß, beansprucht weitere drei Millionen. Es bleiben also sechs Mil lionen sür das Ziel, das sich das Kabinett Crispi gemäß seinen Erklärungen im Parlament gesteckt hat, für die Wiederbefestigung des italienischen Prestiges da, wo die italienische Flagge gehißt ist, d. h die Verteidigung des noch im italienischen Besitz befind lichen Gebiets, die Wiedererobcrung und Behauptung von ganz Tigrö, die Pacifikation dieser Landschaft und ihre verläßliche Sicherung gegen Süden. „Dhu Geld in deinen Beutel, Jago'." Tic Btdeutuuq Kanadas für Rügland. v B-züglich des Grenzstreitcs zwischen England und Venezuela ist es ausgefallen, daß im nördlichen Nachbarlande, dem Bundesstaate von Kanada („vn- wiuion ok LavLÜL"), keinerlei Zeichen zu bemerken war, welches für den Fall eines Krieges zwischen den beiden großen, eng verwandten Nationen aus eine vielleicht in Thaten sich umsetzende Zuneigung der dercs JndividuaUsierungstalent an den Tag legen. B *>tzt der Komiker ein solches, so muß cs in anderen minvcr durch aller Hände gegangenen Aufgaben ben>ährt werden. A St Eine Sylvester-Betrachtung von Friedrich Haase. Mehr als einmal ist Friedrich Haase zu kleinen schriftstellerischen Gastspielen eingeladen morden und viel fach hat er in dieser Rolle Glück gehabt. Vor etwa vier zehn Jahren war «, da lud ihn Josef Lewinsky ein, zu einem Sammelwerk von ^Bekenntnissen und Erinnerungen unserer großen Bühnrnkünstlcr, da« er unter dem Titrl „Por den Eoulifser." hcrausgeben wollte, einen Beitrag zu liefern. In den letzten Stunden des Jahre« setzte sich der Künstler hin und schrieb eine lange Betrachtung nieder, die jetzt zum wesentlichen Teile vom „B B-C." wiedcr- gegeben wird und darin c« heißt: „Sylvester war's . . . wie heut! In dichten Flocken fiel der Schnee nud ein rauher Nord blics mit vollen Backen mitten hinein und ließ die glitzernde» Schnce- krystalle in tollem Wirbel dnrchcmandertanzen Nur wenig Tage trennten mich noch von meinen» ersten Autfluge nach Weunar! Ich saß in diesem Augenblicke bei meint» von mir innigst verehrten und darum unvergessenen Mentor und Lchrcr: Ludwig Tieck! Alle seine Gespräche in letzter Zeit »nit mir, fritdcm mein Probeausflug beschlossen, waren ernstc Ermahnungen uud weise Lehren, zumeist ge schöpft aus seine» eigenen reichen Erfahrungen. Heut war er ganz absonderlich weich gestimmt, er erinnerte sich an seinen vor einem halben Säkulum schon deüngegangcnrn Freund Wilhelm Heinrich Wackenroder - Ich erinnere mich genau", fuhr Tieck fort, „c« war am Hl.Jmn 17S3, als ich mit Wackenroder cin« solche Fußtour nach Nürnberg untkinahm Mein treuer Heinz, wie ich ihn nannte, hatte mich zu diesem Ausflug nach der alten merkwürdigen Reich städt beredet, weil er weiteren Stoff zu seinen „HerzenS- ergießungrn eines kunstliebendcn Klosterbruders" sammeln wolle. Ganz natürlich, daß unser Gesprächsthema „die Kunst und Künstler" war, in das wir uns ganz und völlig versenkten." „Die Virtuosität des künstlerischen Schaffens macht den Künstler" — rief Wackenroder — „ich lasse den Ver such, das halb, ja dreivicrtel Erreichte nicht gelten. Sie sind nur Sektionen, Ruhtpunkle auf dem langen Wege zur Vollkommenheit." ,Halt, mein Freund! Wo ist die Vollkommenheit der Kunst — wann und womit beginnt sie?" „Meine Vollkommenheit ist erreicht, wenn das Kunst werk alle die sinnlichen Eindrücke und dadurch erweckten und gesteigerten Empfindungen hervorzubringen vermag, die der schaffende Künstler, bewußt oder unbewußt, in ihrer Wirkung aus den Betrachter hcrvorbringcn wollte ^o lange mich der Maler nicht vergessen macht, daß ich einem Erzeugnis seines Pinsel« und seiner Palette, auf Leinewand über einem Blendrahmen mit Farben und Stift fixiert, gcgenübcrstehc, der Bildhauer mich an die Schwierig- kcit der Wiedergabe eincr gebrochenen oder verkürzten Linie und damit an sein Material und sein Hand- werkizeug mahnt, so lange muß ich ihm und scincm beabsichtigten Kunstwerk das Beiwort: vollkommen' versagen, denn die cinzclncn Telle des beabsichtigten Kunstwerkes harmonieren nicht mit dem Ganzen und diese störende Kluft ist cs, die da« Werk von der „Voukommcnhclt" ausschließt Di« vollkommenffe, überhaupt zu erreichende „Harmonie" aller einzelnen Trcke mit dem beabsichtigten Ganzen ist meine „'Itollkommenheit!" Meister Tieck lehnte sich nach diesem Satze in seinem Lehnstuhle erschöpft zurück Nach einer Paust richt:re er sich und, meine Hand erfaßend, sagte er: „Da- ist auch Deine Aufgabe, mein Sohn! Auch der darstellende Künst ler, der Reproduzent de» dichterische» Werke» m^iß diese Kanadier zu den Yankees hätte schließen lassen. In der nordamerikanischen Union betrachtet man vielfach Kanada als ein natürliches Zubehör derselben, das ihr früher oder später ganz von selbst zufallen müsse, und auch in Kanada fehlt es nicht an Leuten, welche den staatlichen Anschluß der Dominion an die Ver einigten Staaten sür das Beste und Natürlichste halten Bei dem jüngsten Anlaß haben sich aber solche Ge sinnungtn nicht an die Oberfläche gewagt, wenigstens nicht soweit, daß sie in die weitere Öffentlichkeit ge drungen wären; vielmehr gaben sich vielfach Sym pathien für das Mutterland kund, ja der Ruf nach Verstärkung dex Waffenrüstung, gewiß eine in den e.ygiischc» Kolonien seltene Erscheinnng, erscholl all gemein. Für England ist das ein sehr günstigrs Zeichen, denn es muß aus dcu Besitz von Kanaoa einen hohen Wert lenen. Wi? ^ElM ,eik etwa 25 Jahren gestaltet haben, verlöre England in Kanada nicht einfach eine seim'k vielen Kolonien, ein Landgebiet von einer bestimmten Größe mit einer gewissen Anzahl von Millionen Menschen, sondern eine wichtige Stütze seiner Weltstcllung. Bei oer jetzigen Weltlage könnte es leicht Vorkommen, daß ihm beide Seewege, durch dcu Suezkanal und um das Kap der guten Hoffnung, verlegt würden, die nach Süd und Ostasien führen, wo es so hohe Interessen zu verteidige» hat. Tann bliebe ihm wenigstens der Weg durch sei» nordamerikanisches Gebiet, der außerdem auch neben jenen beiden Wegen den Briten einen großen Vorteil gewährt, den näm lich. das; er ihnen neben dem Mutterlande eine zweite Operationsbasis darbietet, deren Wert noch dadurch erhöht wird, daß die Engländer von hier ans nach zwei Seiten, nach dem Atlantischen und dem Großen Ozean vorgehen können. Diese Bedeutung hat Kanada allerdings erst durch seine Pacisicbahn („Eanadian Pacific Nailway") er halten, die am 7. November 1885 vollendet wurde. In wenigen Tagen können auf ihr Truppen und Kriegsmaterial vom User des Atlantischen zn dem des Stillen Ozcans befördert werden. Sie ermög licht überhaup» dl! »wische» Europa einerseits, Ostasien und Australien ander seits. In Verbindung mit der zwischen Vancouver und Yokohama eingerichteten Schnelldampferlinic ist die Reife von Europa nach Japan auf etwa 22 Tage, also beinahe um die Halsic qeqcnübcr dem Wege durch dm Surzkanal abgekürzt. Zu einer sicheren Operationsbasis aber wird das Gebiet des kanadischm Bundesstaates mehr und mehr durch die zunehmende Besiedelung des Landes und die fort schreitende Erschließung seiner natürlichen Hilfsquellen Beide werden wiederum durch die Pacificbahn und die von ihr abzweigendm Linien sehr gefördert, da sie auch die abgelegenen Gegenden zugänglich machen. Welchen Wert Kanada als Operationsbasis bereits hat und noch erlangen kann, zeigt ein Blick auf feine Hilfsquellen. Wir folgen dabei den Andeutungen, welche vor einiger Zeit der Earl of Derby auf Grund seiner im Lande selbst gemachten Beobachtungen und Ersahrungen in einer Ansprache an die geographische Gesellschaft zu Manchester gegeben hat. Die maritimen Provinzen Neuschottland, Neubraunschweig und Quebec und das an den kanadischen Seen gelegene Ontario sind seit langen Zeiten besiedelt und bilden im wesentlichen ein England jenseits des Meeres, obwohl Kanada seine Arme allen Einwanderern ohne Unter schied der Herkunft und des Standes, der Rasse und des Glaubensbekenntnisses öffnet, vorausgesetzt, daß sie mit der Absicht komme», für die Dauer Bürger des Bundesstaates zu werden. In diesen Provinzen lebt die Hauptmasse der Bevölkerung, aber doch nicht so eng bei sammen, daß nicht Platz für neue Einwanderer wäre, die hier, wenn sie aus England kommen, ähnliche Verhältnisse Aufgabe erfüllen, will er auf den Titel „Künstler" berechtigte Ansprüche erheben und für Dich ist die Erfüllung dieser Aufgabe das schwerste, schwieriger als für Maler, Bildhauer und Dichter selbst Du sollst Material, schaffender Meister und — Kunstwerk zu gleicher Zeit sein! Das bedenke! Und wenn du alles dieses in vollkommenstem Maße bist, bist du doch nur — ein Teil des Ganzen und erst in der vollkommensten Harmonie aller Teile zum Ganzen crwäcbft das vollkommene Kunst werk. Der Künstler muß ein „Virtuos" sein und Du weißt, was alles dieses «ine Wort in sich schließt! Folgere stets: vir — virtuos—virtuosus! Und Du wirst nie den Weg zur vollkommenstcn Harmonie fehlen!" — Viele Jahre sind seit diesem Silvesterabend an Tiecks Seite vergangen und mein Schicksal hat mich ordentlich herumaewirbclt im Leben. Drei Jahre später betrat der namenlose Anfänger zum ersten Male die weltbedeutenden Bretter de« Königl Schauspielhauses in Berlin. Berlin konnte, trotz eine« definitiven Enqagement«antrageS, mich nicht halten. Was wäre mir neben dem mächtigen Drcigestirn: Döring, Dessoir uud Hoppö, geblieben? Also: hinaus in die Well und zunächst nach der alten Moldaustadt Prag Direktor Hoffmann Halle es verstanden, durch glänzend« Anerbiet- »mgcn mich auf drei Jahre zu fesseln. Ick bezog pro Monat die gewiß enorme Gage von — 75 Gulden, für die zch aber natürlich ein erstes Fach spielen mußt« Die Direktion Hoffmann ging zu Ende und die Direktion Stöger begann. Ich wäre gern in meinem schönen Prag, da» ich lieb gewonnen und in welchem man auch mich lieb hatte, geblieben Aber ich hatte «n die neue Direktion enorme Ansprüche gestellt, dir »an zu erfüllen sich außer stand« erklärte Ich halt« pro Lnno 1200 Gulden ge fordert! Eine G^enerhöhung »on 25 Gulden pro Monat — pnoo»sil>!o! Meine letzte künstlerische That mar der Gleudower in Alfred Meißner« Tragödie „Reginald Armstrong". Man entließ mich mit allen Ehren,
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