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Dresdner Journal : 13.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189009135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-09
- Tag 1890-09-13
-
Monat
1890-09
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 13.09.1890
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M213 Sonnabend, den 13. September, abends. I8W v«,uU»pr»l» r ?ür vrsiäoi» visrtoIMttrliok 1 tl»rlr KO , d« ä«v L»i»«rl. U«ut«vU»u vi«rt«I- jLLrllod S I1»rki »u»»«rluad äs« a«ut»ol»e» ltoiot»«« tritt kort- uo<i 8tewpvttu»eNi»^ tüi»a. Liorstos Uuiomsr»- 10 kt. ^otvoaissii>x,^vdN>»r«i»r kür äso L»uiu «ü»«r ^s»p»tt«L8u /-eU« tcloi».«» Nvtuilt 10 kk. llntsr ,, kiußvsitoät " ärs ^cnv KO kk. Lai UdaUso- m»ä LiNsrQüLtt sottpr. Vkzliod mit Fu,u»l»ri»« ä«r Soor»- u. koiorto^o »dt k«ru»pr«oN-^o»vNio»r l^r. LLNL» dresdMrIMrnal. Für die <S«samUettrmg rxranttvorttich: ^ofrat Gtto Banck, Professor der Eeratur- und Kunstgeschichte. Lrrood»» r», ^»NNoätU»ox,> »«MLrt»t l^ipriU: F> Lrancketettse, NoouoirilooLr ä«, vr«»äo«r ^ourool»; Uomdor» Narllo Vt«o >»»«I 8r««1»a «. H.: Laa»««rte,>» cd ko-irr, >«rU» Vt«u L»»d»rU kr»U L«tp«lA-rr»»»tenrt ». N. NÜLckio: ^/o««,' kort» Loirckoo LarUo rraottorr ». N ItoU»»rl: Da«-« F 6Ä., N«rlto: ^nvatt<ien«jant, FMit Ladat-, U«ooov«r: D Lc-ü«i«r, 8»U« ». ».: F Laret ct O» Nvr»o»x«d«rr LSoi^t. Lipoäitiou öv, vi«äo«r Joorool». vrosäso, 2«ir»js«r»tr. LV. korvsprsoU-Ausotrluo«: lir. 128b. it Amtlicher Teil. Dresden, 13. September. Ihre Majestät die Königin sind aus dem Seebade Blankenberghe heute Vormlttag in Chemnitz eingetroffen und im Hotel „Römischer Kaiser" abgetreten. Dresden, 13. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Kommandeur der 1. Kavallerie Brigade Nr. 23, Generalmajor von Kirch bach, zum Generallieutenant zu befördern. Heneral- Anordnung wegen der, den Krankenkassen und Gememde- behörden obliegenden rechtzeitigen Beschaffung von Quittungskarten und Beitragsmarken sowie wegen anderweiter Vorbereitungen zur Durch führung des Reichsgefetzes, betreffend die Jn- validitäts- und Altersversicherung vom 22. Juni 1889 (Reichs-Gesetzblatt Seite 97) vom 5. September 1890. DaS Ministerium des Innern sieht Sich veranlaßt, mit Bezug auf die bevorstehende Inkraftsetzung des Reichsgesetzes, betreffend die JnvaliditätS- und Alters versicherung vom 22. Juni 1889 (Reichs-Gesetzblatt Seite 97) vorbehältlich weiterer Anordnungen des Ministeriums sowie des Vorstandes der Versicherungs anstalt Folgendes zu bestimmen: I. 1) Die Krankenkassen, Gemeindebehörden und sonstigen Stellen, welchen nach 88 9 und lO der Aus führungs-Verordnung vom 2. Mai 1890 (Gesetz- und Verordnungs-Blatt Seite 69) die Ausstellung der Quittungskarten, Einziehung der Beiträge, Verwen dung der Marken u. s. w. obliegt, haben ihren vor aussichtlichen Bedarf an Quittunas karten und Beitragsmarken zunächst auf ein Vierteljahr erst malig bis zum 15 November 1890 und zwar u) die Krankenkassen ihrer Aufsichtsbehörde, b) die den Amtshauptmannschaften unterstellten Gemeindebehörden der ihnen vorgesetzten Amtshaupt mannschaft, e) die übrigen Gemeindebehörden aber unmittel bar dem Vorstande der Versicherungsanstalt in Dres den anzuzeigen. Die nach a) und b) bei den Aufsichtsbehörden eingehenden Bedarfsanzeigen sind von diesen zu sam meln und spätestens bis zum 1. December dieses Jahres gleichfalls bei dem Vorstande der Versicherungs anstalt emzureichen. 2) Späterhin ist der Bedarf an Quittungskarten und Beitragsmarken von den Krankenkassen, Gemeinde behörden und sonstigen Stellen dem Vorstande der Versicherungsanstalt stets unmittelbar und zwar jedes mal so zeitig anzuzeigen, daß ein auch nur vorüber gehender Mangel, welcher die regelmäßige Erledigung der Geschäfte stören oder hemmen könnte, unbedingt vermieden wird. 3) Bei der Bestellung der Beitragsmarken ist die Zahl derselben für jede einzelne Lohnklafse (8 22 des Gesetzes) anzugeben. 4) Die Ouittungskarten und Beitragsmarken wer den den vorgenannten Stellen (Krankenkassen, Gemeinde behörden und sonstigen Stellen), welche für die in 88 9 und 10 der Ausführungs-Verordnung bezeich neten Geschäfte als Organe der Versicherungs anstalt zu gelten haben, unentgeltlich geliefert. Für die Abrechnung wegen der eingezogenen Beiträge sowie der für Quittungskarten ausnahmsweise verein nahmten Gebühren sind besondere Vorschriften zu er warten. Feuilleton. Verschlungene Pfade. Novelle von H. v. Goetzendorff-BrabowSki. il (Fortsetzung.) Hardy Vanquish befand sich kaum wieder in seinem Zimmer, als Thomas nach respektvollem Anklopfen in demselben erschien. „Sir Rupert sendet mich, Sir, um zu sehen, ob Mr. Vanquish sich noch außer Bett befindet und ihn in diesem Falle noch für ein halbes Stündchen herunterzubitten," sagte er mit der ihm eigenen Gran- dezza. ,Jch war der Meinung, Sir Rupert schlafe schon, Thomas?" „Desgleichen Mrs. Laughton und ich, Sir. Sie hatte sich bereits zur Ruhe begeben und ich stand im Begriff, es ebenfalls zu thun, als des Herrn Schelle ertönte." Daher die beiden Lichter! dachte Vanquish, laut hinzufügend: „Ich hoffe, daß Sir Rupert sich nicht unwohl befindet, Thomas?" „Nicht unwohler, als gewöhnlich, Sir. Er leidet bisweilen an Schlaflosigkeit und läßt sich in solchen Stunden gern unterhalten. DaS ist alles." Als der Maler bei dem Baronet eintrat, fand er ihn völlig angeklcidet auf dem Divan ruhend: als er sein Erstaunen darüber äußerte, entgegnete Sir Ru pert: „Sie haben mich in der kurzen Zeit Ihres Hiersein- bereit- verwöhnt, Vanquish. ES ist mir II. Obwohl der Tag für die Inkraftsetzung des Ge setzes gegenwärtig noch nicht feststeht, sind zur Bor- b reitung seiner Durchführung doch schon jetzt folgende weitere Vorkehrungen zu treffen: A Von den Krankenkassen. I) Die Verwaltungsorgane der Krankenkassen (Ort--, Betriebs- (Fabrik-), Bau-, Jnnungskrankenkassen, Knapp- schastSkassen und Gemeindekrankenversicherungen) haben, um ihren Bedarf an Quittungskarlen und Beitrag- marken festzustellen und die Ausstellung der Quittungs karten vorzubereiten, schon jetzt vorläufig zu prüfen, wer von ihren Mitgliedern nach 88 1 bis 4 des ReichS- gesetzeS vom 22. Juni 1889 der Versicherungspflicht unterliegt und welcher Lohnklasse derseloe nach 8 22 des Gesetzes angehört. 2) Da die Bestimmungen in 8 22 Absatz 2 Ziffer 1 bis 5 des Gesetzes nur die unterste Grenze des für die Lohnklasse maßgebenden Jahresarbeitsverdienstes festsetzen, so sind Einrichtungen zu treffen, welche dem Versicherten Gelegenheit geben, im Einverständnisse mit seinem Arbeitgeber die Zugrundelegung eines höheren Jahresarbeitsoerdienstes zu beantragen (Beispiel: Der nach 8 22 Absatz 2 Ziffer 1 ermittelte Jahres arbeitsverdienst eines, einer Gemeindekrankenversiche rung angehörigen landwirthschaftlichen Arbeiters betrüge 450 Mark, der Arbeiter würde also an sich der Lohn klasse Il zuzuweisen sein. Mit Zustimmung seines Arbeitsgebers kann er jedoch beantragen, daß ein höherer Bettag, also vielleicht 600 Mark als sein Jahres arbeitsverdienst angenommen und er sonach der Lohn klasse III zugetheilt wird). ö. Von den Gemeindebehörden. 1) Die Gemeindebehörde hat sich alsbald schlüssig zu machen, ob sie die in 88 9 und 10 der Aus führungs-Verordnung angegebenen Geschäfte rücksichtlich derjenigen Versicherten, welche keiner der unter A.1 genannten Kassen d. h. also entweder einer eingeschrie benen oder auf Grund landesrechtlicher Vorschrift er richteten Hülfskasse angehören oder überhaupt nicht nach Maßgabe des Krankenversicherungsgesetzes ver sichert sind, selbst übernehmen oder einer andern, von der Gemeindebehörde zu bezeichnenden Stelle über tragen will. Letzterenfalls ist es nöthig, die erforder lichen Schritte unverzüglich einzuleiten und die Ge nehmigung der Gemeindeaufsichtsbehörde zu den hier über gefaßten Beschlüssen einzuholen. 2) Ferner haben die Gemeindebehörden auf Erlaß der in 8 11 Absatz 2 der Ausführungs-Verordnung vorgesehenen Anmeldebestimmungen Bedacht zu nehmen. Hierbei sind die Arbeitgeber darauf hinzuweisen, daß es sich in ihrem eigenen, wie im Interesse der Ver sicherten empfiehlt, die Anmeldung auch auf solche Personen zu erstrecken, deren Versicherungspflicht zweifelhaft erscheint, damit hierüber eventuell auf Grund von 8 122 des Gesetzes entschieden werden kann. In der Anmeldung sind solchenfalls die Gründe anzugeben, aus denen die Versicherungspflicht bezweifelt beziehentlich bestritten wird. 3) Da die Versicherten, für welche die Einziehung der Beiträge u. s. w. gemäß 8 10 Absatz 1 Ziffer 2 der Ausführungs-Verordnung den Gemeindebehörden obliegt, ausschließlich unter die Bestimmung in 8 22 Absatz 2 Ziffer 1 und 5 des Gesetzes fallen, so wird für die Lohnklasse derselben in der Regel entweder der durchschnittliche Jahresarbeitsverdienst land- und forst- wirthschaftlicher Arbeiter oder der 300 fache Bettag des für die betreffende Gemeinde festgesetzten ortsüblichen Tagelohns maßgebend sein. Aus den unter A. 2 dar gelegten Rücksichten ist jedoch — eventuell durch Auf nahme einer entsprechenden Spalte in das Anmelde formular — Gelegenheit zu geben, daß im Falle des Einverständnisses zwischen Arbeitgeber und Versicherten, die Zugrundelegung eines höheren JahreSarbeitsver- diensteS beantragt werden kann. Dresden, den 5. September 1890. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Lippmann Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Deutsch-Lissa, 13. September. (Tel d Dresdn. Journ.) Die kaiserlichen Majestäten und die übrigen Fürstlichkeiten sind um ^10 Uhr hier eingetroffen. Se. Majestät der Kaiser stieg hier zu Pferde und ritt nach dem Manöverterrain. Ihre Majestät die Kaiserin folgte im sechsspän nigen Wagen. Wien, 12. September. (W. T. B.) Im Ge meinderate wieS Bürgermeister Ui. Prix auf die bevorstehende Ankunft Sr. Majestät deS Kaisers Wilhelm in Wien hin und erinnerte an den glän zenden Empfang des Kaisers Franz Joseph bei seiner letzten Anwesenheit in Berlin. Diesen Akt der Berliner Bürgerschaft sei die österreichische Resi- devz verpflichtet, ebenso glänzend zu erwidern. Ur. Prix beantragte hierauf die Bewilligung eines außerordentlichen unbestimmten Kredit» zur AuS- schmückung der städtischen Gebäude an den von dem Allerhöchsten Gaste zu passierenden Straßen, Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Bern, 13. September. (Tel.d.Dresdn.Journ.) Aus Tessin trafen wieder beruhigende Berichte ein. Ler eidgenössische Kommissar wurde von den Truppen in Bellinzona enthusiastisch begrüßt. Seit vorgestern ist die Ruhe nicht mehr gestört worden. - Der BundeSrat ernannte zu Schieds richtern in der englisch portugiesischen Streitfrage betreffs der Lelagoabay den BundeSrichter Bläsi- Lausanne, den Professor Heußler-Basel, den StaatSrat Soldan-Lausanne und den Sekretär Ur. Brüstlein Bern. Dresden, 13. September. , AuS Portugal. Aus Portugal sind in diesen Tagen Nachrichten eingegangen, welche nicht ganz unbedenklich lauten Am letzten Sonntag meldete der Telegraph, daß die von den Republikanern geplanten Kundgebungen in den Straßen Lissabons durch das Eingreifen des Militärs vereitelt worden seien und aus Madrid wurde diese Nachricht noch dahin ergänzt, daß die Unruhen einen nicht ungefährlichen Charakter gehabt hätten. Jetzt geht der „Kreuzztg." direkt aus Lissabon eine Bestätigung dieser Meldungen zu. Nach derselben ist es der Regierung allerdings gelungen, mit Hilfe eines starken Aufgebots an Polizei und Militär die beab sichtigten Kundgebungen in Lissabon und Oporto zu unterdrücken und jeden Versuch eines Aufruhrs im Keime zu ersticken. Trotzdem aber wird die Gesamt lage des Staates von dem Gewährsmanne des ge nannten Blattes nicht als eine erfreuliche bezeichnet. Derselbe äußert vielmehr die Befürchtung, daß über kurz oder lang eine Katastrophe eintreten könne. Die Ursache dieser bedenklichen Lage erblickt er in dem englisch-portugiesischen Abkommen, gegen welches die Opposition von Tag zu Tag zunimmt. Anfangs, so heißt es in der betreffenden Aus lassung, schien es, als habe die Regierung eine Mehr heit auf ihrer Seite, welche zwar keineswegs erfreut über den Inhalt des Vertrages, ihn aber doch als das kleinere Übel hinzunehmen nicht abgeneigt war. In zwischen aber ist die Stellung des Ministerium- eine weit unsicherere geworden; von den regierungsfreund lichen Blättern haben jetzt mehrere den Vertrag in der vorliegenden Form für unannehmbar erklärt. So bezeichnete das ministerielle Blatt in Oporto, da- „Commercio do Porto", den Vertrag so lange als „un diskutterbar für jeden Portugiesen", als England den Paragraphen aufrecht erhalte, welcher verlangt, daß Portugal nichts von seinen afrikanischen Besitzungen ohne die Zustimmung Englands an einen anderen Staat abtreten dürfe Auch die „Geographische Ge sellschaft" in Lissabon, die ihre Sitzung, in der über das Abkommen ein Gutachten abgegeben werden sollte, zwei Wochen hinausschob, um die Stimmung im Lande abzuwarten, hat am 5. September den ein stimmigen Beschluß gefaßt, „den Vertrag in der von England diktierten Form als mit den Lebensinteressen Portugals unvereinbar" zu bezeichnen. Progressistische Blätter, welche den Republikanern durchaus fernstehen, gehen in ihrer Verurteilung des Abkommens so weit, daß sie sagen, lieber solle ^Portugal auf die ganze Provinz Mozambik verzichten, als daß es sie zu einem Durchgangsthor für die Engländer nach dem mittleren Sambesigebiet und dem Nyassasee herabdrücken lasse. Angesichts derartiger Urteile ist es begreiflich, daß sich viele konservative Kammermitglieder scheuen, für die Annahme des Vertrages zu stimmen, und daß der Wiederzusammentritt des Parlamentes, welches nur auf einige Wochen vertagt war, noch immer hinaus geschoben wurde. Die Opposition kennt diese Sachlage sehr wohl und sucht dieselbe nun nach Kräften zu ihren Zwecken auszubeuten. Sie will eine ähnliche regierungsfeindlicke und antidynastische Campagne einleiten wie die, welche ' sie nach dem englischen Ultimatum vom 1l. Januar einen Monat lang i» zügellosester Weise betrieb. Man braucht nur einige Proben aus jenen Blättern zu geben, in denen zu den Demonstrationen des vorigen Sonntages aufgefordert wurde. So erschien das Blatt „Patria" am Sonntag früh mit Trauerrand und be gann seine Expektorationen mit folgenden Worten: „Nachdem wir unsere koloniale Selbständigkeit einge büßt haben, werden wir bald auch unsere Unabhängig keit auf dem Kontinent verlieren. Die Annahme des Vertrages mit England ist die Unterzeichnung des Todesurteils für Portugal. Aber wenn auch der König, die Minister und die gekauften Deputierten sich den Engländern auszuliefern im stände sind, so wird doch das Volk dies nicht thun Und sobald des halb der Konflikt einttitt zwischen der Monarchie, welche uns als Sklaven dem ersten besten Käufer ausliefern will, und zwischen dem Volk, welches ver langt, über sich selbst bestimmen zu können, so ist das Resultat die Revolution! Und wir glauben, daß das Volk nicht mehr darüber im Zweifel ist, was es zu thun hat..." —- Das Blatt „O Povo de Aveiro" gab am Sonnabend abend ein Extrablatt heraus, in welchem die Ankündigung für die Demon stration zu Sonntag gegeben wurde, worauf es wärt- lich hieß: „Wir werden agitieren mit allen Mitteln eines gesetzlichen Kampfes; zwingt man uns aber zur Gewalt, nun, so werden wir uns ans den Barrikaden zusammenfinden und unser Leben für die Integrität des Vaterlandes daran fetzen!" — Das seit dem 1. September erscheinende Blatt „A Republica Portu- gueza" schreibt an demselben Tage: „Wir haben jetzt nichts mehr zu erwarten, weder vom König, noch von der Regierung, noch von dem Parlament; nur das Volk allein, nur die Revolution kann die Schmach ab wenden, die jene Elenden dem Vaterlande zufüyen wollen . . . Sollte deshalb unser Volk heute nicht den erkennen, dessen Untergang allein die Neugeburt zur lieben Gewohnheit geworden, nach der Abend mahlzeit noch ein Stündchen mit Ihnen zu verplau dern und diesen Genuß wollte ich mir auch heute nicht rauben lassen. Meine Müdigkeit ist ganz verflogen. Wollen Sie mir noch 60 Minuten Ihres kostbaren Schlafes opfern?" „So viel Minuten, als Sie wünschen, Sir Rupert. Wovon sollen wir plaudern?" „Erzählen Sie mir etwas, Vanquish, Sie haben eine so hübsche Art. Ihr Künstler seid allesamt halbe Poeten." „Was wünschen Sie zu hören, Sir Rupert? Etwa von dem kleinen Mädchen im Epheurahmen, von Su san Montgomery?" „Sie sind ein Spötter, Vanquish — aber ein gut herziger. Weshalb sollte ich es auch leugnen, daß das Bild jener Susan Montgomery mich überall und immer verfolgt? Ich machte noch niemals eine Er fahrung dieser Art und sie erscheint mir um so be deutsamer, als das fremde und starke Gefühl sich meiner in einer Zeit bemächtigt, wo ich bereits völlig mit dem Leben abgeschlossen zu haben glaubte. Meinen Sie denn, Vanquish — aber ehrlich ant worten, lieber Freund! — daß ich es in der That noch einmal träfe, zu leben und glücklich zu sein? Mrs. Laughton, welche meine Natur und meinen Gesundheitszustand kennt, warnte mich noch gestern, diesem trügerischen Aufflackern meiner Lebensgeister zu sehr zu trauen, und meint, wenn ich je Genesung finden könne, so sei es hier innerhalb dieses rnhigen Asyl-" Hardy Vanquish hatte Mühe, die zornige Er regung, durch welche er seine Gesinnungen für Mrs Laughton nur zu schnell verraten hätte, nieder zukämpfen. „Ist es Ihnen denn noch nicht klar ge worden, Sir Rupert, daß Mrs. Laughton keineswegs die richtige Ratgeberin und Pflegerin für Sie ist?" fragte er nur. „Manchmal allerdings will es mir scheinen, als gehe sie von falschen Ansichten aus", gestand der Baro net, „und oft quält mich ihre übertriebene Sorge für meine Gesundheit, aber in Anbettacht der Treue —" „Sind Sie dieser Treue so sicher, Sir Rupert?" Die Stirn des Baronets legte sich in unwillige Falten. „Würde ich Mrs. Laughton sonst in meinem Hause, in meiner unmittelbaren Nähe dnlden, Mr. Vanquish?" erwiderte er mit einiger Schärfe. „Was brachte Sie überhaupt auf einen derartigen Zweifel, wenn ich fragen darf?" „Das werde ich Ihnen ein andermal, vielleicht morgen fchon sagen, Sir Rupert. Für jetzt müssen wir uns einen anderen Gesprächsgegenstand suchen, um Ihnen zum Schlaf und zu angenehmen Träumen zn verhelfen. Ich will Ihnen von Rotton-Row erzählen und davon, wie Susan Montgomery ihre kleinen, keineswegs lernbegierigen Herren Brüder unterrichtet." „Schön, Vanquish. Das Bild liegt auf jenen, Tischchen, geben Sie es mir. Ich finde Vergnügen daran, das süße Gesicht hin und wieder anzusehen. Nun vorwärts!" Am folgenden Morgen — es war zu ziemlich früher Stunde und Sir Rupert Mulligan hatte sein Schlafzimmer noch nicht verlassen — kehrte Mr. Van quish bereits von einem AuSgange zurück und erhielt gleich darauf den Besuch eines schwarzgekleideten Herrn, der sehr jovial aussah und gegen Mrs. Laughton, welche ihm mit argwöhnischem Blicke die Thür öffnete' eine ausgezeichnete Höflichkeit zur Schau trug. Nach dem Mr. Vanquifh und sein Gast ungefähr zwanzig Minuten im Zimmer des Ersteren rauchend und plau dernd bei einander gesessen, ward James, der zweite Diener, an Mrs. Laughton abgesandt, mit der Bitte, sie möge sich für einen Augenblick zu Mr Vanquifh heraufbemühen. Diese Aufforderung mochte der wür digen Dame ein wenig sonderbar und befremdlich er scheinen, denn sie zögerte nachdenklich, bevor sie sich Schürze und Scheitel glatt strich und dem Rufe Folge leistete. Als sie eingetreten war, erhob sich Hardy Vanquish aus der Sofaecke, verschloß die Thür und steckte den Schlüssel in die Tasche. „Sie sind nun meine Gefangene, Nirs. Laugthon", fagte er ruhig, „für wie lauste, das wird von Ihnen selbst abhängen. Ich will Sie nicht unnötig über die Gründe mcines gewaltthätigen Verfahrens im un klaren lassen Es 'handelt sich hier um eine Sache von Wichtigkeit. Um unterschlagene Briefe, MrS. Laughton! Verstehen Sie?" Sekundenlang zeigte das ohnehin farblose Antlitz der Frau eine wahre Totenfarbe, dann nahm es sein gewöhnliches Kolorit wieder an, auch sein indifferenter Ausdruck hielt noch Stand. (Fortsetzung folgt.) Neue Litteratur über Marie Antoinette. Nicht viele historische Personen von Bedeutung sind im Licht der späteren Forschung so hoch emporgewachsen, als die charakterfeste Gemahlin Ludwigs XVI. von Frankreich. Fast jedes Jahr bringt dem Gefchichts- freunde neue Veröffentlichungen über diese Unglück-
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