Suche löschen...
Dresdner Journal : 07.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189707071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-07
-
Monat
1897-07
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 07.07.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vez»»«vret«: Für Dresden vierteljährlich: 2 Marl 50Pf, bei den Kaiser lich deutschen Postanstaltr» vierteljährlich »Marl; außer- halb de» Deutschen Reiche« Poft- und Stempelzuschlaa. Einzeln« Nummern: 10 Ps Grschetueu: Täglich mit UuSnahmr der Eonn- und Feiertage abend«. Fernspr.-Lnschluß: Nr 128k DreMer M Ammml. U»kft««i»»nge,ebÜbrr»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" di» Zeile dv M. Bei Dabelle»- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Hera »«»eher: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwrngerstr. 20 Fernspr..Anschluß:«rtr»L. ^§154 1897 Mittwoch, den 7. Zuli, abends. Diejenigen Ke-ieyer unseres Ktaites, welche dasselbe von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Ueber - Weisungsgebühr einsenden zu wollen. Die selbe beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Auf ausdrücklichen Wunsch besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Die Ge bühren hierfür richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Postpackmeister Sperling und d"m Postschaffner Kleeberg in Dresden das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Srneuuungtu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im httschäftSberciche des Ministeriums des SultnS und öffentlichen Unterrichts. Zur Erledigung kommt: die 3 ständige Lehrerstelle in Breitenbrunn. Kollator: die oberste Sckulbehörde. Einkommen: 1000 M. Geyalt, 54 M. sür FortbildungSschulMiterricht, 18 M. für Turnunterricht, außerdem sreie Wohnung und Gartengenuß Musikalische Bildung erwünscht Gesuche nebst den erforderlichen Beilagen sind bis 24. Juli an den König! Bezirksschulinspektor vr. Hanns in Schwarzenberg einzureichen. — Zu besetzen, die zweite ständige Lehrerftclle in HärtenSdors bei Wildenfels. Kollator: da« König! Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts Einkommen: 1000 M Gehalt, 100 M. persönliche Zu lage, wofür der Turnunterricht zu erteilen ist, bis auf weiteres 216 M. für Ueberstunden und freie Wohnung; außerdem werden der Frau de» Lehrer» SV M. für den Handarbeitsunterricht ge währt, fall» sie diesen erteilen kann Gesuche sind unter Bei fügung sämtlicher Prüfung-- und AmtSsührungSzeugnisse bi« zum 28. Juli bei dem König! Bezirksschulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen; — eine ständige Lehrerstelle an der Sklassigen Volksschule zu Burkersdorf bei Burgstävt. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 M. Gehalt und 150 M. LoZSgeld Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse bis in die neueste Zeit bis zum 24 Juli bei dem Königl Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Böhme in Rochlitz einzureichen Nichtamtlicher Teil. Neber die beschäftigungslosen Arbeitnehmer haben bekanntlich am 14. Juni und am 2. Dezember 1895 umfängliche statistische Erhebungen stattgcfundeu. Mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen befaßt sich in längerer Ausführung ein Aufsatz des Assessors vr Wächter in dem soeben herausgegebenen neuesten Hefte der Zeitschrift des Königl. Sächsischen Statistischen BureauS. Wir entnehmen dem Aufsätze Nachstehendes; Die erste amtliche Statistik der Arbeitslosen sür das ge samte Reichsgebiet wurde am 14. Juni 1895 erhoben, und zwar Kunst und Wissenschaft. Nefideuztheater. Am 6. Juli: „Fernands Ehe kontrakt". Schwank in drei Akten von Georges Feydeau, in deutscher Bearbeitung von Bruno Jacobson. (Neu einstudiert.) Den französischen Schwank, dessen Voraussetzungen die üblichen der Pariser Viertelswelt sind, der aber nicht ohne Geist, ohne kecke Lebendigkeit, nicht ohne wirksame komische Situationen nach einem vielangewandten und immer wieder bewährten Grundriß ausgebaut und durchgeführt ist, haben wir schon bei Gelegenheit eines Gastspiel« des Hrn. Felix Schweighofer gesehen, nach Gebühr belacht und als elastischen Boden übermütiger Darstellervirtuosität gekenn zeichnet Das Gastspiel eines vielberufenen Künstlers, des Hrn Richard Alexander vom Nesidenzthcater in Berlin, gab Anlaß, die tolle Komödie neu einzustudieren, und cS scheint, daß das Residenztheater damit einen guten Griff gethan hat Auf alle Fälle bewährte sich der Gast in der Rolle de« in tausend Nöten befindlichen Monsieur Boi« d'Enghien als ein Meister in seiner Art; seine Ver körperung des Pariser Schlingels, dem eS so sauer gemacht wird, sich unter die Masie der anständigen Leute — was man so anständig nennt — zu verlieren, ist von einem Wurf im Ganzen und einer sorgfältigen Durchbildung in den Einzelheiten, die man unübertrefflich nennen möchte. Die Mühe, die sich der Darsteller nimmt, seinen Bois d'Enghien wenigsten» äußerlich als einen wohlerzogenen, in guter Gesellschaft heimischen Mann erscheinen zu lassen, steigert die Wirkung der possenhaften Verlegenheiten, in die dieser gerät, und der erfinderischen Auskünfte, mit denen er sich im zweiten und dritten Akte über die lächer lichen Situationen immer wieder zu erheben trachtet, beträchtlich; auch der von Hrn. Alexander angeschlagene Grundton behält mitten in allen komischen Unmogttchkeiten bei Belegenheit der Berufszählung. Liefe erfuhr dadurch eine Erweiterung gegen frühere Beiusszählungen, daß neben der Zahl der jeder BerufSart angehörigen Personen auch diejenige der Beschäftigungslosen ermittelt wurde. Gleichzeitig wurde die Zeit sestgestellt, seit welcher diese unfreiwillig Feiernden be schäftigungslos waren. Da schon vor der Berus-zäylung Zweifel darüber gellend gemacht wurden, ob den an einem Sommcrtage scstgestelllen Zahlen der Beschäftigungslosen be sonderes Gewicht beigemessen werden könne, weil cs im Sommer gerade verhältnismäßig wenig Arbeitslose gebe, die wirtschaft lichen Nachteile mangelnden Verdienstes mit ganzer Schärfe vielmehr erst im Winter fühlbar würden, so wurde von Ansang an in Aussicht genommen, die amtliche Zählung der Beschäftig ungslosen bei Gelegenheit der Volkszählung am 2. Dezember 189b zu wiederholen Die Fragen, welche zur Ermittelung der Beschäftigung- losen in die ErhebungSsormulare der Berus-zählung und der Volkszählung ausgenommen wurden, lauteten (Spalte 12 bi- 14 der Haushaltungsliste sür die Berufs- und Spalte 13 bis 1b sür die Volkszählung): Für männliche und weibliche Arbeiter, Dienstboten, Ge sellen und sonstige Arbeitnehmer, auch sür Hau-industrielle und Heimarbeiter mit Ausschluß der dauernd völlig Erwerbs- unsählgcn: ob gegenwärtig in Arbeit (in Stellung) mit Ja oder Nc zu beantworte«; wenn Nein, seit wieviel Tagen außer Arbeit (Stellung); ob außer Arbeit (Stellung) wegen vorübergehender Arbeitsunsähigkeit; mit Ja oder Nein zu beant worten. Erläuternd zu diesen Fragen war auf den Erhebungslisten bestimmt, daß die Frage „ob gegenwärtig in Arbeit" für jede männliche und weibliche Person zu beantworten sei, die mit einem Hauptberuf und in diesem als Arbeitnehmer — nämlich als Arbeiter oder Tage öhner in einem bestimmten Erwerbs- zweigc oder wechselndem Erwerbszweige, als Geselle, Gehilfe, Dicnstvote oder als Angestellter irgend einer Art — ein- geiragcn war. Kein Eintrag sei zu machen 1. für Ehesrauen ohne eigenen Hauptberuf, 2. für Zivil- und Militärpersvnen, welche aus Reichs, Staats- oder Kommunalkasscn Pension beziehen und für Witwen von solchen, 3. sür Empsänger von Invalidenrente, 4. sür Empsänger von Unsallrente, sofern diese wegen dauernder völliger Erwerbsunfähigkeit gewährt wird. In Arbeit und Stellung seien alle in Lohn und Arbeit Beschäftigten, so lange das Lohnverhältnis dauert. Die letzte Frage, ob außer Stellung wegen vorübergehender Arbeits unfähigkeit sei besonders bei Beschäftigungslosigkeit infolge von Krankheit mit Ja zu beantworten. Nach den Erfahrungen, die bis jetzt mit allen statistischen Erhebungen gemacht worden sind, stand mit Sicherheit zu er warten, daß auch die Fragen, durch welche die beschäftigungs losen Arbeitnehmer zur Zeit der Berus-zählung und der Volks zählung im Jahre 1893 ermittelt werden sollten, nicht ganz einwandfrei beantwoitet werden würden. Die Bevölkerung muß immer erst durch Erfahrung lernen, wie die Fragen auszusassen und -u beantworten sind. Namentlich bei genauerer Prüfung der Zählungsergebnisse in großen Städten hat sich verauSgestellt, daß der B griff der Beschäftigungslosigkeit vielfach etwa« zu weit gefaßt worden ist, daß sich Personen al- beschäftigungslos bezeichnet haben, die unter normalen Verhältnissen einen eigenen Hauptberuf gar nicht auszuüben pflegen Bei einer Nachprüf ung der ZäylungSergebmsse der Stadt Dresden stellte sich her aus, daß viele Personen, die sich als arbeitslos bezeichnet hatten, selbständige Gewerbtreibcnde, oder Rentner, oder Ehe srauen, oder bei den Eltern lebende Kinder, oder bei ihren Kindern lebende Witwen waren, die gar keine Arbeit juchten. Bei Anderen, die sich al- arbeitslos bezeichnet hatten, ergab die nähere Untersuchung, daß sie teils bauernd crwerbsunsähig waren, teils noch in ihrem alten Lohnverhälinis standen. Unter den vorübergehend Anwesenden sanden sich einige, die nur als Besuchsgäste in Dresden anwesend waren und nach kurzer Zeit wieder in ihre srüheren Arbeitsstellen zurückkehrttu. Endlich hatten sich auch eine Anzahl Personen als beschäf tigungslos bezeichnet, die am Zählungstage zwar Arbeit yatten, aber keinen Lohn bezogen, weil sie als Schüler, Lehrlinge, Lehrmädchen ic. überhaupt noch unbesoldet waren. Vergl. auch Mitteil, des Statist. Amtes der Stadt Dresden 6 Heft 1897., Ähnliche Beobachtungen wurden in Leipzig gemacht, wo die Zählungscrgebnifse ebenfalls eine genaue Nachprüfung seitens des dortigen Statistischen Amtes erfuhren; cs waren Personen als arbeitslos bezeichnet, die in der Regel gar nicht erwerbsthätig sind, wie schulpflichtige Kinder, pensionierte Be amte, Rentner re., oder Personen, die nicht alS Arbeitnehmer im Sinne dec Erhebung zu betrachten waren, wie Künstler, Techniker, Lehrer, Ärzte, Sänger ic *) *) Aus mehrsachen Gründen war es ausgeschlossen, die durch nachträgliche Kontrolle in diesen beiden Städten be wirkten Änderungen sür die Landesstatistik zu verwerten. Wenn auch in kleineren Orten und vorzugsweise in länd lichen Gemeinden, wo die Erwerb-verhältnisse einfachrr sind und deshalb Mißverständnisse über dcn Begriff de- be- schäslignngSloien Arbeitnehmers wenn auch nicht ausgeschlossen waren, so doch wahrscheinlich viel seltener vorgekommen sind als in großen Städten, so kann doch angenommen werden, daß die Zählungen der Arbeitslosen im Jahre 1895 Resultate er geben haben, die al- Maxima der Arbeitslosigkeit an den Er hebungsterminen betrachtet werden können. Es scheint, als ob bei einem Teile der Gezählten überhaupt die Tendenz ob- gewaltet Hötte, wenn irgend möglich, zu den beschäftigungs losen Arbeitnehmern gezählt werden zu können, damit die Gc samtheit der letzteren möglichst groß sich ergebe Über Zahl und Geschlecht der beschäftigungslosen Arbeitnehmer wird dann bemerkt: Die Hauptergebnisse über die Zahl der beschäftigungslosen Arbeitnehmer im Königreiche Sachsen am >5. Juni und am 2. Dezember 189b sind in der folgenden Tabelle I zusammen- gefaßt. Tab I. Zahl und Geschlecht der beschäftigungslosen Arbeitnehmer. Berns--Abteilungen. Am 14 Juni 1895 Am2 Dezbr.1895. ML,in Uche Wkid gutam MLnn W ib- liche > men Uche ! liche Zusam men A Landwirtschaft, Gärt nerei und Tierzucht, Forstwirtschaft und Fischerei 1495 I 1206 2701 2787 2116 4853 8 Bergbau und Hütten wesen, Industrie und Bauwesen 17312 ! 4676 22018 27658 3971 31629 0 Handel und Verkehr. 2759 908 3667 3409 899 4308 V u. 0. Häusliche Dienste und Dienende, die im Hause der Herrschaft leben (einschl persönliche Bedienung, auch Lohn arbeit wechselnder Art) 962 4002 4964 1179 2515 3694 8. Militär-, Hof-, bürger licher n. kirchlicherDienst. auch sogenannte freie BerufSaricn 409 201 610 447 151 598 Summe 4 bis K 22967 10993 33960 35430 9652 45082 Danach wurden am 1b. Juni 33960 und am 2 Dezember 45082 beschäftigungslose Arbeitnehmer beiderlei Geschlechts er mittelt. Es sind dabei auch Personen inbegriffen, die wegen vorübergehender Arbeitsunsähigkeit außer Arbeit sich befanden. Dieselben sind ausdrücklich mit erfragt worden, nicht weil sie als zu dcn Arbeitslosen im eigentlichen Sinne des Worts ge hörig betrachtet wurden und deshalb ermittelt werden sollten, sondern vielmehr, um sie als nicht zu den Arbeitslosen gehörig von diesen wieder ausscheidcn zu können. Der Unterschieb der Zählungscrgebnisse am 1». Juni und am 2. Dezember betrug 11122 oder säst 33 Proz, die im Dezember mehr ermittelt wurden Von allen Beschäftigungslosen zusammen waren am 14. Juni 67,6 Proz männlich und 32.4 Proz. weiblich, am 2. Dezember 74,2 Proz. männlich und 25,8 Proz. weiblich. Die Zahl der weiblichen Arbeitslosen war am 2. Dezember nicht nur relativ, sondern absolut geringer als am 14 Juni. Was die prozentuale Verteilung der Arbeitslosen aus die fünf großen BerusSabteilungen anlangt, jo gehörten der Land wirtschaft, Gärtnerei und Tierzucht, Forstwirtschaft und Fischerei am 14. Juni 8 Proz. und am 2. Dezember 10,8 Proz. an. Zur Abteilung Bergbau und Hüttenwesen, Industrie und Bau wesen gehörten am 14 Juni 64,8 Proz. und am 2. Dezember 70,i Proz. Die Beschäftigungslosen im Handel und Verkehr bezifferten sich um 14 Juni auf 10,8 Proz. und am 2 De zember auf 9,6 Proz der Gesamiheit; die feiernden Perlonen für häusliche Dienste (einschließlich persönliche Bedienung und Lohnarbeit wechselnder Art» betrugen am 14 Juni 14,6 Proz. und am 2. Dezember 8,2 Proz aller Beschäftigungslosen; als zum Militär-, Hof, bürgerlichen und kirchlichen Dienst ein- ichließlich der Angehörigen freier Berufsarten gehörig endlich wurden am 1«. Juni 1,8 Proz. und am 2. Dezember 1,8 Proz. aller Personen, denen cs an Erwerbsgclegenheit fehlte, ermittclt. Es hat demgemäß vom 14 Juni dis 2 Dezember 1895 nicht nur eine absolute, sondern auch eine prozentuale Zunahme der belchästigungslosen Arbeitnehmer in den Berufsabteilungen (A) Landwirtschaft, Gärtnerei und Tierzucht, Forstwirtschaft und Fischerei und (L Bergbau und Hüttenwesen, Industrie und Bauwesen stattgesunden, wogegen in den übrigen drei Berufs- abteiluogen am 2. Dezember 1895 relativ weniger Beschäftigungs lose gezählt wurden als am 14 Juni derselben Jahres. Daß im Winter ungleich mehr landwirtschaftliche Arbeiter stellen!»--, d. h in der Landwirtschaft ohne Beschäftigung sind als im Sommer, erklärt sich ohne weitere- aus dem Charakter deS landwirtschaftlichen Betriebs, dessen hauptsächlichste Arbeiten, die Feldbestellung, das Säen und Ernten, in den Sommer- Her Vorgänge etwas Natürliches und LebenswahtcS. Sehr fein und vorzüglich gießt der Gast den resignierten glück lichen Schluß, wo eS den« siegreichen Herrn bei seiner end- giltigen Verlobung mit Mademoiselle Viviane Duverger dämmert, daß er nun genau das hat, was er verdient Wir empfangen den Eindruck, daß Hr Alexander auch Lebemänner und komische Gestalten höheren Stils über zeugend verkörpern wird, inzwischen ist es ein Genuß zu sehen, was er aus der Rolle des heiratslustigen Hrn Fernand herausbildet. Die Unterstützung des Gastes durch das Zusammenspiel des Residenztheaters war im allgemeinen sehr löblich, die szenische Anordnung lebendig. Ein paar ganz vorzügliche Figuren stellten die Herren Carl Friese (Notariatsschreiber Bouzin) mit seinem ver unglückten aber komisch selbstbewußten Chansonverfasser und I. Janda (General Jrrigua) hin; auch eine ganze Reihe der kleinen Episodenrollen waren glücklich und wirk sam besetzt Den Damen Flora Garnow (Lucette Gartier) und Rudi Stehle (Viviane Duverger) liegen die Chantant-Diva und das vorurteilslose Fräulein vom Ende des Jahrhunderts nicht besonders, sie thaten ihr Beste«, und schließlich kommt für den Erfolg de« Stückes nicht viel darauf an, ob die schwüle Atmosphäre, in der der Schwank vor sich geht, noch um einen Grad verdichtet wird oder nicht. A. St. Der Ankauf der Villa Borghese durch die Stadt Nom. Rom, 4. Juli. In der tropischen Hitze dieses Vor sommers interessieren hier nur wenige Fragen; aber die Frage de« Ankauf« der Villa Borghese durch die Stadt bewegt doch lebhaft die Bewohner von Rom, mögen sie unter den schon jetzt herrschenden 35° C. in der ewigen Stadt ausharren, mögen sie das Albaner Gebirge oder da« Seegestade von Änzio-Nettuno aufsuchen oder noch weiter nordwärt« und außerhalb Italiens flüchten E« handelt sich ja um daö abendliche Ziel von reich und arm, von alt und jung in der an öffentlichen Spazier gängen und Parks so armen „ewigen" Stabt. Die über I «ilcm sich erstreckende Villa ist ja zudem ein wichtiger Bestandteil der täglichen Wagensahrt von der Piazza Venezia über den Korso, den Pincio, durch die Villa und wieder über den Korso. Tic herrliche Schöpfung des Kardinals Scipio Borghese, des Neffen Paul V, mit ihren Pracht thoren und schattigen Alleen, ihrem Hippodrom und ihren weiten baumbestandenen Flächen, ihrem Seegarten und dem 1782 erneuerten prunkvollen Kasino steht nach dem Zusammenbruch des Borgheseschen Vermögens und ins besondere nach dem Konkurs des Fürsten Paul Borghese infolge des römischen Baukrachs unter Sequester; die be rühmten Sammlungen des Kasinos sind zum größten Teil Fideikommißbesitz der Familie. Diese Verhältnisse scheinen zum Anlauf der Villa durch die Stadt auszufordern Man fordert sür sie — ohne die Sammlungen, sür deren Ankauf durch den Staat der Unterrichtsminister Gianturco Unterhandlungen eingeleitet hat — drei Millionen Die dem Ankauf günstig gegen- überstehenden 42 Mitglieder der Stadtverordnetenversamm lung betonen, daß durch Eintrittsgelder, Ausnutzung der Wafserkräste rc. eine jährliche Einnahme von 50000 Lire zu erzielen sei. Die Minderheit, welche den Ankauf be kämpft und deren einflußreicher und über jeden Verdacht der Beeinflussung erhabener Wortführer der Exminister de« Auswärtigen, Herzog von Caetani-Sermoneta ist, meist darauf hin, daß die Unterhaltungskosten der Villa etwa 40000 Lire betragen, namentlich aber, daß andere wichtige und dringlichere Aufgaben an das Stadtbudget herantreten, so z. B die Schaffung einer genügenden Ver- kehrSstraße für den Norden der Stadt durch Erweiterung der via DomaeeUi und ihre Verbindung mit dem künf tigen ponts Cavour. Die Versicherung des Syndikus der Stadt, de« Prinzen Ru«poli, daß die Budgetverhältniffe der Stadt den Ankauf gestatteten, ist nicht allzuhoch anzuschlagen: die Stadtgcmeinde Rom hat leider die Ge- monaten »errichiel werden müssen. Deshalb hat man aber nicht anzunehmen, daß die vielen im Winter als beschäftigungslos bezeichneten landwirtschaftlichen Arbeiter sämtlich auch brotlos seien. Viele von ihnen besitzen selbst kleine Anwesen, deren Erträgnisse im Winter au-gedroschen werden, andere betreiben Bcsenbinderei, Stroh- und Korbflechterei oder sonst ein Haus gewerbe, das zwar vielleicht weniger lohnend ist al- die berus«- mäßige Arbeit, aber doch die Mittel zum notwendigsten Lebent- unterhalte oder einen erheblichen Zuschuß dazu abwirst In der Abteilung Bergbau und Hüttenwesen, Industrie und Bauwesen, der bei dem vorwiegend industriellen Charakter der sächsischen Bevölkerung von allen BerusSarten die meisten ErwerbSthätigen angehören, weichen auch die Zahlen für die Beschäftigungslosen im Juni und im Dezember absolut am meisten voneinander ab. In der Hauptsache erklärt sich da», wie au- der Tabelle Vll über die Beschäftigungslosen nach Berufen und BerusSstellung hervorgeht, aus den Verhältnissen im Baugewerbe, das im Winter größtenteils ganz ruht. Im Baugewerbe allein wurden am 2. Dezember 1895 über 8300 Arbeitslose mehr gezählt, als bei Gelegenheit der Berufs- und Gewerbezählung am 14. Juni desselben Jahres. Bon den Angehörigen de» BaugewcrbcS gilt aber ähnliches wie von denen der Landwirtschaft; sie sind daraus vorbereitet, daß sie ihrem eigentlichen Beruje zeitweilig nicht nachgehen können und treiben deshalb irgend eine, wenn auch weniger lohnende Nebenbeschäftigung, sobald die Witterung-Verhältnisse im Baugewerbe Stillstand gebieten Deshalb darf auch die verhältnr-mäßig große Zahl Arbeitsloser im Bauhandwerke zur Zeit der letzten Bolkszäylung keineswegs al- ein Zeichen wirt schaftlicher Not betrachtet werden. Auch in der Berufsgruppe „Industrie der Steine und Erden" wurden am 2 Dezember 1895 teilweije mehr Arbeitslose gezählt als am 14. Juni desselben Jahres; so betrug beispielsweise die Zahl der beschäftigungs losen Steinmetzen und Steinhauer am 14 Juni 35, am 2 De zember aber 210 und die Zahl der Arbeitslosen in der Berus«- art „Marmor-, Stein- und Schieserbrüchc, Verfertigung von groben Marmor-, Stein- und Schieserwaren" am 14 Juni 44, am 2. Dezember hingegen 122. Daß auch die Arbeiten der Steinmetzen und Steinbrecher, die Gewinnung von KieS, Sand, Cement, die Kalkbrennerei, die Ziegelsabrikation ic. zur Zeit der Fröste eingeschränkt oder auch ganz eingestellt werden müßen, ist ja eine längst bekannte Thatsache Die Zahl der Arbeitslosen ergab sich am 14. Juni wesent lich größer al- am 2 Dezember in der Abteilung „Häusliche Dienste, auch Lohnarbeit wechselnder Art und Dienende im Hau-dalte der Herrschaft" (Abteilungen v und 6). Man wird wohl mit der Annahme nicht sehlgehen, daß diese größere Zahl Stellenloser im Sommer in der Hauptsache Dienstmädchen waren, die im Sommer häufig ihre Stellen zu wechseln pflegen und aus diesem Grunde befchäsligungSIoS sind, zuweilen auch beurlaubt oder entlassen werden, wenn Herrschaften wegen größerer Reisen die Führung der Haushaltungen wochenlang unterbrechen. Gegen Ende VeS Jahres giebt es in der Regel wenig stellenlos Dienstmädchen, weif sich dieselben in Ansehung des nahe bevorstehenden Weihnacht-fester einen festen Dienst ge sichert haben. Tie spanische Lache aus (5uda steht nicht jo günstig, als et die Madrider SituationStelegrawme der letzten Wochen dem Publikum einzureden trachten. Wenn gleich Amerika einstweilen noch in vorsichtiger Zurückhaltung verharrt, so bildet doch die Anncktion Hawaiis ein sehr ver dächtiges Präccdenz Die gleichen Interessen de- in Washington allmächtigen Zuckertrust, die zur Hissung deS Sternenbanner« in Honolulu führten, machen dcn Anschluß auch deS zucker produzierenden Cuba an die Union in irgend einer Form wünschenswert und bedingen einen mächtigen Ansporn des Flibustiertums, das den Rückhalt dcs kubanischen Aufstande- bildet. In Madrid verhehlt man sich das Mißliche der ganzen Lage keineswegs und sieht mit wachsender Spannung dem Ein treffen des für den Madrider Posten neucrnannten amerika nischen Gesandten, General» Woodsord, entgegen Der General gedenkt Amerika in den letzten Tagen des Juli zu verlaffen, und da er zunächst noch in London und Paris Station machen will, dürfte sein Eintreffen in Madrid kaum vor Ende August zu gewärtigen sein. In den politischen Kreisen der spanischen Hauptstadt nimmt man an, daß mit der Ankunft General Woodfords ein frischer Zug in die diplomatische Aktion kommen werde, ohne sich allerdings zu verhehlen, daß die Verhandlungen möglicherweise einen minder erwünschten Verlaus bringen können Dem „Newyork Hcrald" zufolge soll General Wood ford vom Präsidenten Mac Kinley persönlich sehr be stimmte Weisungen erhalten haben, die auf die Alter native hinauskämen: Frcigcbung Cubas oder aber Ein- mifchung Amerikas Natürlich ist daS nur ein Fühler, der mehr dem Wunsche der amerikanischen Cubafreunde als dem ihatsächlich-n Sachverhalt entspricht Nach dem Madrider „Heraldo" bezöge sich die Instruktion Gcmral Woodsord- nur aus die Dauer des cubanischen Feldzuges und auf die den amerikanischen Staatsangehörigen aus der Perlt de, Antillen dadurch erwachsenden Schädigungen. Äbcr selbst in dieser etwa- freundlicheren Beleuchtung präsentiert sich der spanisch-ameri- wohnheit, ohne finanziellen Rückfall dcn Grandseigneur zu spielen und dann nach geschehenen Ausgaben wie ein Kind sein Taschengeld verputzt hat, hilfeflehend zu den Eltern, das heißt Staat und Parlament zu kommen. Eine Anleihe der Stadt von 150 Mill , die für 15 Jahre berechnet war, ist in »7 Jahren verbraucht und in den städtischen Kaffen wohl kaum noch etwas von ihr vorhanden. Der mit 42 gegen 15 Stimmen gefaßte Beschluß de« Ankaufs von feiten der Stadtverordnetenversammlung bedarf noch einer zweiten Lesung.und der Genehmigung der vorgesetzten Behörden. * In der Julisitzung der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin berichtete vr. Seler, welcher am Museum für Völkerkunde da« Studium mittclamerikanischcr Prähistorie und Archäologie vertritt, über seine Reise, die er im Anschluß an den Internationalen Amerikanistcnkongreß im Jahre 1895 in Mexiko nach Süd-Mexiko und Gua temala unternommen hat und von der er erst vor kurzer Zeit zurückgekehrt ist In Oaxaca knüpfte die neue Reise Vr. Seler« an seine frühere an; ihr Zweck galt der Er forschung der Wege, die in alten Zeiten au« Mexiko nach Guatemala führten; man durfte hoffen, längs derselben Überreste alter Siedelungen und Zentren alter Kultur zu finden, die bei der mangelhaften Kenntnis, die wir von jenen Gegenden besitzen, bisher unbekannt geblieben sind Seine Arbeiten begann vr. Seler in Mixteka, dem Wolkenland, wie es die alten Mexikaner nannten; „da« Land des Regen«" hießen c» die alten Mixteken Die Namen entsprechen dem Charakter diese« im Westen der großen Cakada gelegenen Berglandes in der Regenzeit In der trockenen Jahreszeit, in der e« vr. Seler bereifte, batte man nicht unter Nässe, sondern nur, zumal in der Nacht, unter empfindlicher Kälte zu leiden Das Land selbst, eine Aufeinanderfolge von Mulden, die durch Berg- züae getrennt sind, macht im Schmuck der seine Berghänge beileidenden Wälder au« Eichen und Erdbeerbäumen nicht
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite