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Meißeritz-Zeitung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. DK, Meiberitz-Ztitunt^, erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- jag und Sonnabend und wkd anden vorhergehen- henAbenden ausgegeben. Preis visrteljShrlich 1M. zg Pfg., zweimonatlich S4 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern jg Pfg. — Alle Postan- galten, Postboten, sowie znsereAusträgernehmen Bestellungen an. Inserate werden mit N Pfg., solche aus unser«! ÄmtshauptmaUNschast mit 12Pfg.die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite sm« vor: Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. W Pfg. - Tabellarisch« und komplizierteJnserati mit entsprechendem Aut schlag. - Eingesandt, i« redaktionellen Teile, di Spaltenzeile 30 Pfg Nr. 124. Mit achtfeittgem „Illustrierten Avterhaltungsblatt". Mit land« und hauswirtfchastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eitles Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Jelpke in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 21. Oktober 1911. 77. Jahrgang - — in > > > 7 > , , - - Freitag und Sonnabend, den 27. und 28. ds. Mts. werden die hiesigen Geschäfts räume gereinigt und daher nur dringende Geschäfte erledigt. 1289 ä. Königliche Amtshanptmannfchaft Dippoldiswalde, am l 9. Oktober l9li. Formulare und andere Drucksachen für Gemeinde- und ander« Behörden liefert in zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Carl Aehne, Dippoldiswalde. HauMSnng »er Feuermehreit Sonntag, den 22. Oktober 1911, früh Punkt 7 Uhr. Die Mannschaften der Wehren haben sich 3/47 Uhr vor den betreffenden Geräte häusern zu versammeln und des Weiteren gewärtig zu sein. Dippoldiswalde, am l7. Oktober 1911. Der Stadtrat. Die Ereignisse in China. Das Eingreifen des Landungskorps mehrerer deutscher Kriegsschiffe in den Straßenkampf zu Hankau legt die Vermutung nahe, daß Leben und Eigentum der Fremden in ernster Gefahr waren. Wir haben von vornherein den Versicherungen, für die fremden Staatsangehörigen sei bei den chinesischen Unruhen nichts zu befürchten, skeptisch gegenüber gestanden, da bei allen bisher im Reiche der Mitte vorgekommenen Revolten der Pöbel die Oberhand erhielt und seinen Hatz an den Fremden aus- ließ. Es war daher nur zu billigen, daß die deutsche Regierung gleich den anderen ausländischen Staaten Kriegsschiffe an die bedrohten Plätze sandte, um bei dem Versagen der chinesischen Truppen und Polizei Selbsthilfe zu üben. Es steht zu hoffen, daß unsere deutschen Lands leute unversehrt aus dem Kampfe hervorgegangen sind und Latz auch unsere Marinesoldaten keine Verluste erlitten haben. Die Lage im Reiche der Mitte scheint sehr ernst zu sein, der Geist der Empörung ergreift immer weitere Kreise. Am lebhaftesten interessiert man sich für den Gang der Ereignisse wohl in Japan, wo man es vielleicht nicht ungern sähe, einen Grund zum Einschreiten zu er halten. Dütz Japan noch weitgehende Ziele verfolgt, die auch das große chinesische Reich betreffen, ist ja kein Ge heimnis. Man darf sich durch die anscheinende Indifferenz der maßgebenden Kreise in Tokio nicht täuschen lassen. Ob die auf China bezüglichen japanischen Pläne mit den Interessen Europas zu vereinigen sein werden, steht dahin, wir möchten es bezweifeln. Nach übereinstimmenden Meldungen liegt der Handel in den vom Ausstande heimgcsuchten Teilen Chinas stark darnieder. Das ist ja auch ganz erklärlich, denn niemand weiß, was die Zukunft bringen wird. Zu der provisori schen republikanischen Regierung der Revolutionäre hat niemand Vertrauen und die Pekinger Regierung ist zu nächst machtlos. Auch der deutsche Handel wird natür lich in ungünstigster Weise beeinflußt, was sich bei unseren am Export beteiligten Erwerbszweigen 'empfindlich be merkbar machen wird. Handelt es sich doch um Werte von 66,5 Millionen Mark, die im letzten Jahre in deutschen Waren nach China ausgesührt wurden und die meisten Industrien hatten daran Anteil! Insofern werden uns also aus diesen Unruhen direkte Verluste entstehen, die gerade zu dieser Zeit umso fühlbarer sein werden, als infolge des von Italien eingeleiteten Raubzuges nach Tripolis, den bekanntlich die deutsche Regierung für be rechtigt «klärt hat, weitere Beschränkungen unseres Handels unvermeidlich sein dürften. Auf die Weiterentwickelung der Ereignisse in China kann man wirklich gespannt sein. Es ist sehr bedauerlich, daß nunmehr die Reformen voraussichtlich einen neuen Aufschub erfahren. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Fallende Blätter! Während uns am Tage die Sonne vom azurblauen Himmel leuch tend herniederlacht und das herbstliche Gewand der Natur in besonderer Farbenschönheit erstrahlen läßt, sind die Nächte doch schon recht empfindlich kalt geworden. In den frühen Morgenstunden zeigt der Thermomelerstand nur noch wenig über Null, auf Wasserbehältern, die der Zugluft ausgesetzt sind, findet man eine schwache Eisdecke — es hat gefroren, obgleich Wintersanfang kalendermäßig erst in zwei Monaten zu erwarten ist. Unter dem Ein flüsse des Temperaturrückganges mehren sich natürlich die Anzeichen, die das große Sterben draußen in der Natur künden, überraschend schnell Das in malerische Farben fülle getauchte Laub der Bäume und Sträucher vermag dem kalten Hauche der scharfen Winde nicht mehr zu widerstehen, lautlos gleiten die Blätter zur Erde hernieder, unsere Gärten und Anlagen ihres herbstlichen Schmuckes beraubend. Fallende Blätter! Bange Wehmut und melancholische Stimmung wird beim Rascheln des dürren Laube», das noch vor kurzer Zeit in üppiger Pracht grünte, im Menschenherzen wach, mit Ernst gemahnend an die Vergänglichkeit alles Irdischen. — Mit der Sichtbarkeit des neuen Kometen dürfte es schon wieder vorüber sein. Er wurde am 20. Juli von Brooks im Geneva entdeckt und trägt auch seinen Namen. Damals stand er im Sternbilde des „Pegasus" und bewegte sich seitdem durch die Bilder des „Schwan" „Drachen", „Boot" und der „Jagdhunde" in das „Haar der Berenice", aus dem er am 22. Oktober in das Bild der „Jungfrau" übertritt. Nun ist sein Lauf direkt südlich. D!e Helligkeit des Gestirns war im September die der Sterne 4. Größe, wuchs aber in der ersten Okioberhälfte auf 2,8 an, und der Stern war mit dem bloßen Auge sehr gut sichtbar Die Schweifentwickelung war ziemlich stark, und ganz charakteristisch war das blitzartige Auf leuchten im Kern und im Schweife. Jetzt steht der Komet so tief am Abendhorizont, daß er kaum noch sichtbar ist, dagegen könnte er am Morgenhimmel noch kurze Zeit erscheinen. Komet Brooks gelangt erst am 28. Oktober in seine Sonnennähe, die er in einem Abstande von 73,28 Millionen Kilometer durchschreitet; Mitte Oktober stand er noch 85,68 und am 16. November wird er schon wieder 101,45 Millionen Kilometer von der Sonne ent fernt stehen. Der Erde war er bereits am 17. September am nächsten: 77,30 Millionen Kilometer; am 15. Oktober betrug sein Erdabstand 98,27 und am 16. November wird er 180,72 Millionen Kilometer betragen. (Bei günstigem Wetter wurde der Komet in den Morgenstunden mehrfach auch hier in Dippoldiswalde beobachtet) — Am 20. Oktober wird zwischen den Stationen Tharandt-Hainsberg der viergleisige Betrieb eröffnet, der sodann in absehbarer Zeit auch bis Potschappel aus gedehnt werden wird. Die Linie Dresden-A—Tharandt, anfangs Albertbahn genannt, wurde am 28. Juni 1855 dem öffentlichen Verkehr übergeben. Schmiedeberg. Beinahe wäre Sudermanns Schau spiel „Hei math" am Dienstag abend hier in Szene gegangen. Das Haus erfreute sich lebhaften Zuspruchs, auch von Kipsdorf und Bärenfels. Allein eine Künstler laune vereitelte das Zustandekommen. Diejenige Dame, der die Hauptrolle zusiel, versagte noch im letzten Augen blick ihre Mitwirkung, vermutlich weil ihr die Bühnen- Verhältnisse nicht genügten. Nachdem die Kasse das Ein trittsgeld zurückerstattet hatte, begab nian sich enttäuscht nach Hause. Wäre 1. April gewesen, so würde nian die Sache als gelungenen Scherz ausgefaßt haben. Börnersdorf, 19. Oktober. Gestern berührte Seine Majestät unser alloerehrter König auf seiner Landesreise im Bezirk Pirna auch unsern Ort. Die Bewohner des Ober landes ließen es sich mcht nehmen, ihrem Landesvater zu huldigen. Zu diesem Zwecke hatten sich im festlich ge schmückten Unterdorfe die Gemeinderatsmitglieder, Schul- und Kirchenvorstände von Börnersdorf, Hennersbach, Breitenau, Waltersdorf, Döbra und Berthelsdorf ver- sammelt, sowie die Schulkinder der genannter. Ortschaften mit ihren Lehrern, l/45 Uhr kam Se. Maj. der König im Automobil und wurde durch Herrn Gemcindevorstand Süß, Börnersdorf, begrüßt. Durch Herrn Amtshaupt- rnann Or. Sala wurden Sr. Majestät die einzelnen Korporationen vorgestellt. Ein Schulmädchen überreichte einen Blumenstrauß. In seiner leutseligen Weise zog Se. Majestät verschiedene Anwesende ins Gespräch und setzte dann unter brausenden Hurra Rufen seine Reise nach Liebstadt fort. Liebenau. Ein bedauerlicher Unfall ereignete sich am Dienstag gegen abend vor dem Muhleschen Restau rant. Der Wagen des Herrn Fleischermrister Weinhold aus Glashütte stürzte beim Umlenken um, der Insasse wurde herausgeschleudert und zog sich mehrere große Wunden am Kopse zu. Die Pferde rannten mit einem Teile des zertrümmerten Wagens davon, konnten aber bald aufgehalten werden. Dem blutüberströmten Verun glückten konnte glücklicherweise sofort sachkundiger Samariter- dienst geleistet werden, bis der Arzt zur Stelle war. Dresden. Der Anschluß der beiden Fürstentümer Neuß an das sächsische Oberverwaltungsgericht wird an. l. Juli 1912 vollzogen werden. Es fehlt nur noch die Zustimmung des sächsischen Landtags, die aber so gut wie sicher ist. Dresden. Die gemeinsame Vereidigung der Rekruten von Dresden findet, wie im vergangenen Jahre, am 2. Dezember statt, dem Jahrestag der Schlacht bei Villieres. Der König wird der Vereidigung voraussichtlich beiwohnen. Radeberg. Der Ehrenbürger der Stadt Radeberg, früher langjährigerVorsteher des Stadtverordnetenkollegiums, Justizrat Oertel hier, feierte das Jubiläum vierzigjähriger Zugehörigkeit zum evangelischen Kirchenvorstand. Leipzig. Wie verlautet, wird das bisher liberale „Leipz. Tageblatt", das kürzlich in andere Hände überging, künftig eine politische Richtung verfolgen, die sreikonservativen Grundsätzen entspricht. Das Blatt erhält damit den Charakter wieder, den es zur Zeit seiner größten Blüte hatte. Brambach i. V. Für die Ausnützung der starken, hier entdeckten Radiumquellen, die mit mehr als 2000 Macheeinheiten derzeit als stärkste überhaupt gelten, tritt der Bezirksausschuß der Königlichen Amtshauptmannschafk Oelsnitz ein. Lr erkannte einstimmig den Wunsch der Gemeinden als berechtigt an, daß die gewerbliche Ver wendung der Quellen in Brambach selbst erfolgen möge, und schloß sich einer in diesem Sinne gehaltenen Petition an die Königliche Staatsregierung an. Bautzen. Die Errichtung eines König-Albert- Denkmals am Lauenturm wurde dem Bildhauer Hau schild (Berlin) übertragen. Der Stadtrat hat den Werk vertrag mit dem Bildhauer genehmigt. Darnach soll das Denkmal mit einem Gesamtaufwands von 30000 Mark spätestens im Oktober 1912 zur Enthüllung fertiggestellt werden. Tagesgeschichte. Köln^ 18. Oktober. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Aachen: Heute vormittag kippte auf der Trierer Straße der Anhängewagen eines aus Stollberg kommen den Triebwagens der Kleinbahn in ver Weiche um. Bon den Insassen wurden fünf schwer und zwölf leicht verletzt. Die am schwersten Verletzten erlitten doppelte Arm- un» Beinbrüche. Hamburg, 18. Oktober. Die Bürgerschaft nahm den Gesetzentwurf beir. die Erhebung einer Lustbarkeitssteuer an. Die Steuer soll 1 100000 Mark bringen Budapest. Der „Pester Lloyd" erhielt von einge weihter Seite eine Darstellung der durch den italienisch- türkischen Krieg entstandenen Lage, die folgendermaßen charakterisiert wird: Auf dem Balkan bestehen friedens- gefährliche Tendenzen. Diese werden jedoch durch die von den Großmächten beeinflußten Balkanregierungen ein gedämmt, sodaß vorläufig kein Grund zur Schwarzseherei besteht. Die Lage könnte sich jedoch verschlimmern, falls der italienisch-türkische Konflikt länger dauern oder sich räumlich ausdehnen würde. Es könnten hieraus Konse quenzen entstehen, die für die Ruhe Europas bedrohlich sein würden. Nom. Wie die Blätter melden, hielt der Kardinal Vincenz Vannutelli bei der Hochzeitsfeier der Prinzessin Odescalchi mit dem Marquis Patrici eine Rede, in der er auf die ruhmreichen Kämpfe gegen die Türken auf Anregung des Papstes Jnnocenz Xl. aus dem Hause Odescalchi erinnerte. Italien vollbringe ein Werk der Zivilisation, indem es in Tripolis den Halbmond durch das Kreuz ersetze. Der Kardinal schloß mit dem Wunsche, Italien möge seine Mission glücklich zu Ende führen. — „Giornale d'Jtalia" schreibt hierzu: Diese Rede, in -der zum ersten Mal ein Kurienkardinal sich vollkommen auf den patriotischen Standpunkt stellt, hat bei den Zuhörern großen Eindruck gemacht. London. Wie man der „Morningpost" aus Washington meldet, wird am 31. Oktober im Neuyorker Hafen die größte und mächtigste Flotte mobilisiert sein, welche die Vereinigten Staaten jemals zusammengebracht haben, Konteradmiral Osterhaus wird an diesem Tage 102 Schiffs