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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Mit Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. des Gememderates den Beilagen „Neue Illustrierte", lMeOltWS Diese Zeitung veröffentlicht die md AUiMtt amtlichen Bekanntmachungen zu Ottendorf-Okrilla. „Mode und Heim" und „Der Kobold". - Die »Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens- tag, Donnerstag und Sonnabend. - Der Bezugs-Preis wird mit Beginn - jeden Monats bekannt gegeben. - Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. - ü irgendwelcher Störungen des Betriebes der - H Zeitung, d. Lieferanten od. d. Beförderungs- 2 Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An- »» spruch auf Lieferung oder Nachlieferung der - - Zeitung od. Rückzahlung d. Bezugspreises. !! HIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII« Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. »IlllllllllllllllllllllllllttllNlNl» - Anzeigen werden an den Erscheinungetagen ü - bis spätestens vormittag 10 Uhr in di» »» Geschäftsstelle erbeten. « Die Festsetzung des Änzeigen-Preises » I wird bei eintretcnder Änderung eine Nummer „ vorher bekanntgegeven. L L Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, wenn H - der Anzeigcn-Betrag durch Klage eingszogen - werden muß oder wenn der Auftraggeber in Konkurs gerät. Gemeinde-Giro-Konto Nr. 136. , Nummer ^24 Freitag den 22. Oktober ^926 - > — — 25. Jahrgang Amtlicher Teil. E» isi beabsichtig', einen Teil der mit 12V, °/v auf-; gewertete» Sparkasseuguthav«« schon jetzt zur Auszahlung zu öringe«. U ber 60 Jahre alte Eigentümer von Spa kaflenbüchern der Sparkasse Ottendorf-Okrilla, soweit sie erwerbsunfähig oder Bezieher irgendwelcher Renten find und soweit fi« Interest« an einer früheren Rückzahlung ihrer aufgewertet»n Sparkasseneinlagen hoben, wollen sich bis 15. November dss. As. unter Vorlage ihrer Büch-r bei der unterzeichneten Kassen- Verwaltung melden. Nach Feststellung de» Bedarf« erfolgt Mitteilung der AuSzahlungSquot«. Httrndorf-Hkrilla, am 15. Oktober 1929. Sparkasse onena-rl-Okrilla. Geffentl. Ätzung der Gemeindeverordneten Freitag, den 22. Vkt. ^26, abends 7 Uhr im Sitzungszimmer des Rathauses. Tagesordnung ist am Amtsbrett im Rathause an geschlagen. Httendors-Hkrilla, den 21. Oktober 1926. Der Vorsteher OertlicheS und GächfifcheS. Vitendorf-Vkrilla, den 2,. Oktober ,92«. — Dit Eiokommensttuer und die nicht buchführendtn Gewerbetreibenden. Der Landtagsausschub des sächsischen Handwerk» hat unter dem Titel: Die Einkommensteurroer- aulagung 1925 und di« Veranlagung der nlchtbuchführruden Gewerbetreibenden eine Denkschrift erscheinen lassen. Sie geht au» von den zahlreichen Protestkundgebungen de« sächsischen Handwerk« anläßlich der Einkommensteuerveran- lagung 1925, zeigt aber auch für die Schwierigkeiten, die den Behörden erwachsen, volle» Verständni» und legt die Notwendigkeit der Aenderung de» steuerlichen Schätzungsver fahrens dar, dem die überwiegende Mehrzahl der Handwerks meister unterliegt. Es wird dir Judividualveranlaguug gefordert. Dresden. Am Dienstag früh ließ sich auf der Bahnstrecke—Tharandt auf Dölzschen« Flur unterhalb der Begerburg «in 15 Jahre, alte« Dienstmädchen von einem Personenzuge überfahren. Der Kopf wurde ihr sofort vom Rumpfe getrennt. Bischofswerda. Gelegentlich der Beratung der Gtadtrechnung auf das Jahr 1924 wurde festgestellt, daß diese «in Manko von 2500 Mark aufweist. Bürgermeister Dr. KUHu führte dies aus »inen wegen Geisteskrankheit ent- laffen«n städtischen Kaffenbeamten zurück. Der Fehler sei schon vor zwei Jahren bemerkt und sofort Sicherheit ge schaffen worden. Al« der Rechnung scharfe Kritik geübt und dem Rat« der Vorwurf gemacht wurde, daß er dir Beschlüsse de« Kollegium» mißachtet, mußte die Sitzung wegen der entstandenen Erregung unterbrochen werden. Später kam eine Eingabe de» Stadtverordneten Dr. Hüttner an die Kreishauptmannschaft zur Leratung, in der dieser gewisse Bedenken wegen Verwendung der der Stadt gegebenen Darlehen äußert. Al« Dr. Hüttner betonte, daß er Zweifel hege, daß Eigentum und Vermögen der Stadt im Interesse der Stadt verwaltet werden und diese« an Beispielen erhärten wollte, wurde ihm da« Wort ent zog«« und di» Sitzung abgebroch»«. Am Ende drr Sitzung legte Stadtverordnetenvorsteher Baumeister Mittag sein sei über 10 Jahren verwaltete» Amt nieder. Ja derPreffe gibt Dr. tzüttn» bekannt, daß man in der Stadt glauben» sei, daß die Stadt entgegru den Beschlüssen de» Kollegium« da« Bürgermetsterhau« größer und teurer gebaut habe. Bürger meister Kühn verläßt demnächst die Stadt. Zittau. Zum Kampfe gegen die Mücken wurde tu der letzten Sitzung drr Stadtverordneten der Stadtrat auf- gesordert. Ran wies auf da» Beispiel Dresden» hin, wo man bereit« Hautbesttzer zu einen Feldzug gegen die Mücken mobilisiert hat. Die Mückenplage war in diesem Sommer ganz besonder» schlimm. Sie war zum größten Teile hervorgerufen durch die wiederholten UeLerschwemm- ungcn drr Mandau und Neiße, die weite Flächen der Fluß niederungen in Sumpsaebiete verwandelt hatten, was dar Entstehen der Plagegeister in dem an und für sich nassen Sommer außerordentlich begünstigte. Rabenau. Um die Wasserversorgung auch ia trockener Jahreszeit gewährleisten zu können, beschloss«« di« Stadtverordntteu die Errichtung eine« zweite» Hochbehälter«. Auch die Erbauung eine» Wafferturme« soll erwog«« werden, da nur durch einen solchrn die Wafferdruckvrrhältniffe be- anders bei FeuerSgefahr in den oberen Stadtteilen aus reichend sein werden. Lommatzsch. In der Meißnerstraße beschäftigte da« Stadtverordnetenkollegium in seiner letzten Sitzung. Bürger- meister Benndorf trug das von dem städtisch»» Bausachver- tändigen, Oberbamat Riemer abgeg«bene Gutachten vor, i« dem betont wird, daß e» sich nicht um einen Wafferrohrbruch handelt, der d»u Einsturz drr Straße h«rb»igeführt hat, andern daß Bodenmaffen de« Straßenkörper« niedergrbrocheu rnd und da« Waff«rleitungarohr auf eine Länge von vier Meter vollständig durchbrochen hoben. Dieser Ansicht ist auch der Vorstand de« Straßen- und Wasserbauamte« Meißen, Baudir«ktor Rohland. Das Kollegion beschäftigte ich darauf mit der Schadenersatzfrage. Obwohl rechtlich wohl kinwa .dfrei fesiftrht, daß für die Schäden an der Straß: die Stadt rinzutreten hat, glaubt man doch, daß der Staat ein- greifen müsse, d»nn die letzte Ursache de« Einsturzes ist der außerordentlich starke Kraflwagenverkehr. Vertreter der Stadt ind brreit« persöhnlich im Ministerium vorstellig geworden, >aben aber dort k»ine bestimmte Zusichtrung erhalten. Im Finanzministerium hat mau den Vertretern geraten, nach Feststellung de« Gesamtaufwande« eine Beihilfe ans dem ogeuannten Au«gleich»ßock zu erbitten. Sollten diese Ver- uchr fehlschlagen, so solle an den Landtag zwecks Erlang ung einer außerordentlichen Unterstützung herangetreten werden. Au- der produktiven Erwerbslosensürsorge ist nicht« zu erlangen. Noch völlig ungeklärt ist dir Frage, wer für den Schaden an de« Häusern haftet. Die von den An liegern an die Stadt gestellten Ansprüche find zunächst bei dem Gemeindevrrstcherungsamt augem»ldet. Da« Kollegium bewilligt« all« in diesrr Angelegenheit getroffenen Maß nahmen- Penig. In da» Kontor b»r hiesigen Tageblatt- druckerei wurde in der Nacht vom Montag zum Dienstag ein verwogener Einbruch ausgeführt. Di» Einbrecher an scheinend zwei, durchschnitten dir Fensterscheibrn und stahl«« au« der Kaffe etwa 150 Mark. Leipzig. Bet einem etwa 20 jährigen Patienten, an dem eine kleine Nasenoprration vorgenommrn werden sollte, wurde in einer städtischen Spitalohrruklinik zur ört lichen Betäubung eine Kokaineinspritzung angeordnet. Ver sehentlich wurde eine hochprozentige, nur für eine Pinselung in betracht kommende Lösung injizirrt, und nach noch nicht zwei Minuten war der junge Rann eine Leiche. Die Verant wortung trifft die Oberschwester, eine im übrigen durchaus «rprobt« Kraft, die seit 14 Jahren ihren Posten zur all gemeinen Zufriedenheit ausübt. Die Angelegenheit wurde der Staatsanwaltschaft übergeben. — Am Mittwochnachmittag 1 Uhr find durch ein» Verpuffung in der Entstaubungsanlage dr« Presse-Hause« im Braunkohlenwerk Böhlen ein Teil di« Dache«, sowie zwei darauf stehende Entlüstungshauben abgehoben und «ine Reihe Ftnsterscheiben eingedrückt worden. Glücklicherweise ging der Hauptstoß der Verpuffung durch die für solche Fälle vorgesehenen Klappen über da« Dach hinau«. Der Beditvung«mann wurde zur Seite geschleudert, kam aber mit dem Schrecken und einigen Hautabschürfungen davon Nach kurzer Zeit konnte der Betrieb der Briäettfabrik wieder ausgenommen werden. Thalheim. Vom Prrfouenzug, der 6 Uhr 10 früh au« Thalheim in Chemnitz eintrifft, wurde heute der 30 jährig« verheiratete Streckenarbeiter Beier aus Ottendorf überfahren. Er war auf dem Wege zur Arbeitsstelle uud offenbar das Heranahea di« Zuge« nicht gehört. Er war sofort tot. Chemnitz. Gestern stürzte infolge der heftigen Sturmes auf der Theaterstraß« ein Gerüst «in, da« zur Aufstellung von Schildern errichtet worden war. Ein vor- überochende« ältere« Ehepaar wurde von dem umstürzenden Gerüst getroffen. Li« Frau erlitt schwer«, d«r Manu leichte Verletzungen. Die Arbeiter kouutrn sich durch Abspringen rechtzeitig in Sicherheit bringen. Eingesandt. Für diese Veröffentlichung übernehmen wir nur die preßgesetzliche aber nicht die ideelle Verantwortung. — Morgen Freitag, d«n 22. soll noch kurz vor der Wahl ein mit 17 Punkten versehene Tagesordnung einer Gemeindeoerordneten-Sitzung erledigt werden, allein 8 An träge kommen von der kommunistischen Partei di« sich da durch anscheinend kur, vor der Wahl bei der Wählerschaft in Erinnerung bringen will. Es seien um einige Anträge besonder« genannt. „Zuschläge zur Grund und Gewerb«- steuer sind überhaupt nicht zu erheben!" Wie wirkt sich dieser Antrag in Fall seiner Annahme aus? Abschneidung drr Hauptfinanzeinahmeu der Gemeinde. Also die Gemeinde in eine gefährliche Bankrottsttuation bringen. Sollten sich hierzu noch Gemrindeoerordneten finden, diesen Abweg mit- g-hen wollt«? Auf einer Sette Anträge über Anträge auf Aus gaben audtrrrsiit« Abschnürung der notwendige« Einnahme«. Ein Ausgabrantrag der K. P. D welcher noch al« unnütz anzusprechen ist, sei hier noch mit angeführt. Die paar Exemplare der kommunistisch»«, von Moskau diktiert«« Ar beiterstimme sollen fglrichberechtigt sein in Bezahlung der amtlichen Bekanntmachungen mit anderen hier bedeutend mehr verbreitrten Zeitungen. Auch für die Ortszeitung, die doch von allen Schicht»» d»r Broölkerung gelesrn wird, hat mau natürlich nichts übrig. Man ficht klar und deutlich au« d!:sen beiden hrrausgezogeneu Anträgen das Resultat das die Antragsteller erwar!«ru Erzieluug von Unruhe uud Uu- frieden unter den O-tseinwohnern, gleichzeitig aber auch Bereicherung ihrer Partei auf Kostin der Allgemeinheit. Ist diese Politik noch zu Nutzen di« Orte« und seiner Ein wohner ? V. tzs wird lnimtt besser und besser oder die gestohlene» Wanzen. Der selige Apotheker Couö hat doch recht gehabt: ma« muß sich nur wohlfühlen wollen in diesem irdischen Jam mertal, und man fühlt sich auch wohl. Die meisten von uns rennen mit schwarzen Brillen umher und behaupten: es wird immer schlimmer und schlimmer! Da wird denn her vorgesucht, wach „alles passiert": Die schrecklichen Wetter tatastrophen im letzten Sommer, die dauernde Geldknapp heit, die Außenpolitik (trotz Genf und Locarno!) und end lich die steigende Kriminalität der Bevölkerung, die sich in der auch noch in mancher anderen Hinsicht sehr sehens werten Polizei-Ausstellung, die die derzeitige neueste Sen sation Berlins bildet, widerspiegelt. Ob man nun an die Ueberfälle in deutschen Badeorten oder die Eisenbahn attentate, ob man an den Raubmörder Schröder in Magde burg oder an Böttcher, der die Gräfin Lambsdorf ab- schlachters, denkt, ob man den „Prozeß der zärtlichen Ver wandten" in Dresden gegen den Sanitätsrat Böhme ver folgt oder sonst aus der täglichen Kriminalchronik irgend einen Fall herausgreift — wir sind wirklich weit gekom men. Manchmal allerdings drängt sich das komische — wenn auch tragikomische — Motiv in den Vordergrund. So in dem in nächsten Tagen vor Gericht zur Verhandlung gelangenden Kriminalfall, der merkwürdig an den noch er innerlich gebliebenen Bücherraub des Privatdozenten Dr. Hauck gemahnt. Da hat ein Berliner Eemeindeschullehrer, der üch in. wissenschaftlichen Kreisen großen Ansehens er freute, in Berliner zoologischen Instituten nicht nur meist sehr wertvolle Buchwerke im Gesamtgewicht von über fünf zig Zentner — gestohlen, sondern dazu noch unzählige — man spricht von über zwanzigtausend — Jnsektenpräparate, nm größten Teil Wanzen, bei seinen Besuchen in Jnsekten- summlungen des Zoologischen Museums der Berliner Uni versität mitgehen heißen. Der seltsame Wanzenliebhaber gibt nun vor, im Trancezustande gehandelt und seins Leidenichast zu der anderen Mitteleuropäern wenig ange- imbmon '-ivpschaft der Wanzen durch krankhafte Wißbegier noch gesteigert zu haben. Wie dem auch sei: cs wird immer besser und besser! Herr Wald, seines Berufs Kavalier- Fasiadenkletierer, und Herr Spruch, der mit Feuerwerk und Schwefelkamb-N gleich dem leibhaften Gottseibeiuns seine ..Arbeit" oernchret, werden weiter Schule machen. So auch Herr Dr. Hauck und nun der treffliche Wanzen- ffcund Schumacher. Vielleicht lieft man bald einmal, daß irgendwo ein Flohzirkus ausgcraubt worden ist. Nichts kann uns mehr wundernehmen. Was heute noch Phan tasie, wird morgen zur Wabrheit. Es wird immer besser Und besser! Euter Couch steh uns Armen bei!