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Wochen- und Nnchnchtsblatt zugleich WiD-AWM fiir Sohndorf, Niidlitz, Berishorf, NüsSorf, Zt. KBien, ßeiimDort, Maliern mi> Klsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. —— —— — — 1«. Jahrgang. — —— — — Nr. 4. Sonntag, den 5. Januar 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (anher Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisers Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergeipaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Sparkasse Lichtenstein. Wegen Vornahme der Zinsenberechnung bleibt die hiesige Sparkasse vom S. bis I». Januar ISS« für Ein- und Rückzahlungen geschlossen. Lichtenstein, den 23. Dezember 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Oeffentliche Stadtverordnetensitznng Dienstag, den 7. Januar 188«, abends /s8 Uhr. Tagesordnung: 1. Wahl des Vorsitzenden und dessen Stellvertreters, sowie des Schriftführers, 2. Wahl von Mitgliedern des Kollegiums zu den städtischen Ausschüssen, 3. Wahl zweier Bürger zum Sparkassenausschuß, 4. Wahl eines Bürgers zum Schulausschuß. Die Anmeldungen der Kinder, welche nächste Ostern schulpflichtig werden sollen vom 13—17. Januar d. I. und zwar in der Zeit von 11—12 Uhr Vorm, und von 3—4 Uhr nachm. im Direktorialzimmer des Hauptschulgebäudes stattfinden. Dabei wolle man folgendes berücksichtigen: 1. Schulpflichtig 'werden nächste Ostern alle Kinder, welche bis dahin das sechste Lebensjahr erfüllt haben: doch ourren auch solche Kinder ausge nommen werden, welche bis zum 30. Juni 1890 das sechste Lebens jahr vollenden. 2. Auch solche Kinder, welche wegen Kränklichkeit noch nicht in die Schule eintreten können, sind unter Vorlegung eines ärztlichen Zeugnisses anzumelden. 3. Als Nachweis über die erfolgte Impfung an den anzumeldenden Kindern ist ein Impfschein vorzulegen. 4. Für auswärts geborene Kinder ist ein Geburtsschein und ein Tauf zeugnis beizubringen. Lichtenstein, den 28. Dezember 1889. Tie Schuldirektion. —— Poenicke. Auf Fol. 4 des Genossenschafts-Registers nach dem Reichsgesetz vom 1. Mai 1889 ist am 20. dieses Monats eingetragen worden: u) die Firma „Konsumverein zu Mülsen St. Michaelis eingetragen« Genossenschaft mit beschränkter Haft pflicht in Mülsen St Michaelis, st) das Statut datiert vom 2. Dezember 1889 und befindet sich in Urschrift Bl. 8 fg. der Spezial-Akten. Gegenstand des Unternehmens ist der gemeinschaftliche Einkauf von Lebens- und Wirtschaftsbedürfnissen im Großen und Ablaß im Kleinen an die Mitglieder und deren Vertreter. Der Geschäftsanteil und die Haftsumme eines jeden Genossen beträgt vierzig Mark. Jeder Genosse kann sich nur mit einem Geschäftsanteile beteiligen. Die von der Genossenschaft ausgehenden Bekanntmachungen sind unter deren Firma im „Zwickauer Tageblatte" zu veröffentlichen und von zwei Mitgliedern des Vorstandes zu unterzeichnen. o) u. Johann Traugott Böhm, Weber in Mülsen St. Michaelis, als Vorsteher, st. Erust Louis Junghans, Weber in Mülsen St. Michaelis, als Kassirer und 0^ Hermann Theodor Freitag, Comtorist in Mülsen St. Michaelis, als Schriftführer, sind Mitglieder des Vorstandes. Willenserklärungen und Zeichnungen für die Genossenschaft sind verbindlich, wenn sie durch zwei Vorstandsmitglieder und, soviel die Zeichnungen für die Genossenschaft anlongt, in der Weise erfolgen, daß die Zeichnenden der Firma der Genossenschaft ihre Namen beifügen. Die Einsicht der Liste der Genossenschaft während der Dienststunden des Gerichts ist Jedem gestattet. Lichtenstein, am 24. Dezember 1889. König'. Amtsgericht. Gehler. Hörig. Nutzholz-'^ ' Montag, den 13. Januar t88«, sollen im Gasthause zum Deutschen Kaiser in Zwickau, Ende der Bahnyofsjtraße, von vornuttag 9i/s Uhr ab, die pro 1890 auf nachgenannten Fürstlich-Schönburgischen Revieren zum Verschlag kommenden Nladelholzstämme und Klötzer, an ca. 8700 Fest meter, größtenteils noch anstehend, und zwar: ca. 900 Festmeter aus Oelsnitzer Revier, „ 800 „ „ Streitwalder „ „ 900 „ „ Pfannenstieler „ „ 1000 „ „ Steiner „ „ 1300 „ „ Lichtensteiner „ „ 1300 „ „ Oberwaldenburger „ „ 800 „ „ Niederwaldenburger „ „ 1700 „ „ Remser unter den vor der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen und gegen An zahlung von 3 Mk. pro Festmeter meistbietend versteigert werden. Die vorstehende Reihenfolge der Reviere wird bei der Auktion beibehalten. Sämtliche zum Ausgebot gelangenden Hölzer können an Ort und Stelle be sichtigt werden und wollen sich die Herren Kaufliebhaber deshalb au die er- waltungen der genannten Reviere wenden. Waldenburg, den 28. November 1889. Fürstlich Schönburgische Forstinspektion, von Hopffgarten. Mit dem Anfang des neuen Jahres haben wir allen Anlaß, zufrieden zu sein. Neujahrs reden sind, wie in den letzten Jahren schon, so auch diesmal wieder m Nom von König Humbert von Italien, in Paris von dem Präsidenten der französischen Republik, in Budapest von dem ungarischen Minister präsidenten Tisza gehalten worden. Der deutsche Kaiser hat keine allgemeine Ansprache am Neujahrstage gehalten, seine Kundgebung zum Jahreswechsel ist das Glück wunschschreiben an den Reichskanzler Fürsten Bismarck, welches ja deutlich genug spricht. Der italienische Herrscher ist ein wahrer Freund des Friedens; er hat immer die Hoffnung ausgesprochen, daß der europäische Friede im betreffenden neuen Jahre ungestört bleiben möge. In diesem Jahre hat aber die Ansprache eine bemerkenswerte Vertiefung dadurch erhalten, daß der König darauf hinwies, wie bei allen Regierungen und Nationen der Wunsch nach Erhaltung des Friedens sich verstärkt habe. Um die Bedeutung dieser Worte ganz zu erfassen, müssen wir uns in die Lage Italiens hineinversetzen, das den größten Teil des Jahres hin durch in einem recht ungemütlichen Verhältnis zu seinem Nachbar Frankreich sich befand, in welchem erst in der allerletzten Zeit eine Wendung zum Besseren ein getreten ist, nachdem auch in Paris eingesehen ist, daß bei dem Zollkriege zwischen Frankreich und Italien nichts herauskomme. Es ist also offenbar Frankreich, auf welche die vom König Humbert besonders betonten Worte Hinzielen. Präsident Carnot ist als versöhnlicher und verträglicher Mann längst bekannt, und wenn auch sein höflicher Neujahrsdank an das diplomatische Korps in Paris sehr friedlich lautet und betont, daß die französische Republik im neuen Jahre sich erst recht friedlichen Bestrebungen und friedlicher Arbeit widmen wird, so ist es wohl zu glauben, daß das seine Herzens meinung ist- Die professionsmäßigen Revancheprediger in Paris werden dadurch zwar nicht bekehrt werden, aber in manchen Kreisen von Industrie und Gewerbe bricht sich doch nach den Erfahrungen von 1889 die Anschauung Bahn, daß auch ein reger Geschäftsverkehr in friedlicher Zeit nicht gerade zu verachten sei, und mehr Nutzen bringe, als das Nachbeten der Pariser Kriegsschreier. Die Hoffnung, Elsaß-Lothringen ivieder- zugewinneu, werden sich die Franzosen in ihrer großen Mehrheit friedlich nie rauben lassen. Mögen sie aber unseretwegen denken und glauben, was sie wollen, wenn sie sich nur ruhig verhalten. Die bedeutsamste von allen Neujahrskund gebungen ist und bleibt die des deutschen Kaisers. Der Kaiser betont in seinem sehrZherzlichen Handschreiben an den Fürsten Bismarck nicht nur, daß es uns, damit ist offenbar der Kaiser selbst und der erste Ratgeber des Monarchen gemeint, gelungen sei, den äußeren Frieden zu erhalten, sondern auch, daß die Bürgschaften für die Erhaltung des Friedens ver stärkt sind. Worin diese verstärkten Bürgschaften bestehen, ist in dem knappen Rahmen des Handschrei bens nicht gesagt, und konnte auch nicht gesagt werden. Ganz gleich, ob sie im festeren Aneinanderschluß der Mächte, in der versöhnlicheren Gesinnung des Czaren, der Annäherung Englands an den Drei bund oder aber in der Erhöhung der Wehrhaftigkeit und Schlagfertigkeit der Reichsarmee bestehen, sie sind vorhanden nach den kaiserlichen Worten, und wir haben keinen Grund, uns Sorgen zu machen. Daß dem Kaiser die Fertigstellung der social- politischenGe setzgebung besonders am Herzen gelegen hat, zeigt auch der Neujahrbref an den Fürsten Bismarck. Die darin besonders hervorgehobene Arbeiter-Alters- und Invalidenversicherung wird aller Wahrscheinlichkeit nach am 1. Januar 1891 in Kraft treten, und dann praktisch sich zu bewähren haben. Es ist zu hoffen, daß dann bald auch der allseitige Wunsch, die Altersgrenze vom 70. auf das 65.