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18. Decemöer 1855 Ar. GV. - »LM ^pedtt^tW Verantwortlicher Redakteur: Carl Ich ne, in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Diinstag» und Frestag«. Zu bezie-rn durch «ll« Postanstal» Sen Preis pro Ouärt, lONgr. Ein unterhaltende- Wochenblatt für den Bürger und Landman». Tagesgefchichte. Franktzrt a. M., 9. Dec. Das Stadtgespräch bildet das Roth sch Üb'sch« Testament, und eS dürste von Interesse sein, etwas über die Vertheilung eines PrivatvermögenS zu erfahren, das verschieden, von 36 -60 Mill. Fl. angegeben wird. DaS Testa ment vom Jahre 1849 bestimmt als Haupierben An selm v. Rothschild, einen Sohn Salomon s des Wie ners, für den ein Majorat von 4 Millionen, inbegriffen Vie schöne Besitzung Grüneburg bei Frankfurt, gestiftet ist. Willy, ein Sohn Karl Mayer'S, des Neapoli taners, erhält das Haus auf der Zeil und den Garten vor dem Bockenheimer Thor; dessen Bruder Karl Mayer, 1 Mill. Fl. Zur Fortsetzung der von dem Verstorbenen wöchentlich vertheilten Geldspenden und der jeden Winter ungeordneten Vertheilung von Brenn holz sind 1,200,000 Fl. bestimmt. Die israelitische ÄuSsteuerkaffe für BürgerSlöchler ist mit 50,000, di« israelitische Krankenkasse und kaS israelitische Versor- gungShauS sind je mii 20,000, die israelitische Real schule ist mit 5000 Fl. bedacht. Einer großen Anzahl christlicher Stiftungen ist je ein Capital von 3000 Fl. vermacht. Die Commis erhalten, wenn sie über 20 Jahre im Hause waren, 2000 Fl., sonst 1000, die Lehrlinge 500 — 300 Fl. Außerdem ist daö Dienst personal reich bedacht. Wien, II. Dec. Infolge der Reducirung unserer vierten Armee auf den Friedensfuß werden, dem Ver nehmen uach, vierzehn Generale in den Ruhestand treten. Paris, 9. Decbr. CS ist ein Leichtes, die Lage bezüglich der Frage über Krieg und Frieden, so wie man sie hier versteht, zusammenzufassen. Man sieht eS hier als zuverlässig an, baß Oesterreich ein Etwas verschlägt, auf dessen Annahme Seiten Rußlands eS rechnen kann, daß Frankreich eS angenommen hat, baß aber das englische Cabinet getheilt ist, indem die Mehrzahl auch für die Annahme stimmt, während da gegen die Minderzahl von Lord Palmerston gestützt wird. Die Königin scheint sehr geneigt, Frankreich zu folgen und auf DaS zu hören, was der Kaiser annimmt, denn seit ihrer Reise nach Paris setzt sie außerordentliches Vertrauen auf den Kaiser der Fran zosen- Lord Palmerston scheint jedoch weniger begierig, den österreichischen Vorschlägen deizutreten, weil die öffentliche Meinung in England, die er zu schonen sehr geneigt ist, einen dritten Feldzug wünscht. Wird man in Paris Frieden setzt schließen wollen, aus die Gefahr hin, einen Bruch des englischen Bündnisses herbeizuführen? Und andererseits, wird man eilten neuen Feldzug machen wollen, bloS um England zu i > 1 * gefallen? Der Kaiser Napoleon allein weiß eS. Ich glaube zu wissen, daß er eifrig den Frieden wünscht, und daß das Zögern deS englischen CabinetS ihn sehr stört. Dies, glaube ich, ist in wenigen Worten die Lage, wie man sie zur Zeil hier auffaßt. — Auf der Pariser Börse lastet der Druck H«S bevorstehenden vierten AnlehnS. Die Thatsache, welche eines der Wochenorgane der Börse vor zwei Tagen in Erinnerung gebracht hatte, baß England von 1794 bis 1810 durch Steuern und Anleihen 42,000 Mill. Francs an Kriegskosten aufgebracht habe, gereichte nur wenig zum Tröste. Man fürchtet sehr, daß tat. nächsten Jahre die fest 1848 aufgehobene MGsttüZr wieder eingeführt und der Tabakpreis erhöht werden solle, und schon behauptet man, das Pfund,Rmlch- tabak werde 6 Fr. (1 Thlr. 18 Ngr.), daS Pfund Schnupftabak 7'/r Fr. (2 Thlr.) kosten. Mittheil un gen über die Verhandlungen der Stadtverordneten in Dippoldiswalde. 32. Sitzung am 30. Novbr. 1855, > Gegenwärtig die Stadtverordneten: Nack«, Vorsitzender, Marbach, Jehne, Lauschte, Cuno, Wuschtg und Ochern al, sowie die Ersatzmänner Rein Hardt u. Kästner. 1) Beschloß man in Erwägung, daß die Beleuchtung deö neuen PathhauSsaaleS al- ungenügend sich darstellt, den StÄt^r rath zu ermächtigen, zu Hebung dieses UebelstandeS einen zweit»» Kronleuchter anzuschaffen. 2) Laut Verordnung vom 7. November dieses Jahres, die Verfügung über die von dem Königlichen Justiz - Ministerium zurückerstatteten 5000 Thlr. betreffend, hat die KöniglicheKreiS» dircetion zu Dresden die von den städtischen Kollegien beschlossene Verwendung zwar zum Theil und darunter namentlich die Be streitung deS Aufwandes für den RathhauSbau genehmigt, die Genehmigung des übrigen TheilS aber von dem Ergebnisse der über die Forsterträgniffe noch »»geordneten Erörterungen abhängig gemacht. DaS Collegium hielt eS für zweckmäßig, auf einiger dahin einschlagende Umstände aufmerksam zu mache» undEU^ dem Stadtrathe zur Berücksichtigung bei der fernerweiten - richtSerstattnng zu empfehlen. " > -hrm ssi' 3) Genehmigte'man die Darleihung von üOO THlrL rnch' ' SO Thlr. aus der Sparkasse gegen die offerirten Ustd, fÜHauS- reichend erachteten StcherheilSbestellunzen und beschloß -, 4) nach allgemeiner Besprechung über daSvo« demlNtadi- ralhe vorgelegte Einquartirungörcgulativ die speciellt BerathuiM desselben in der nächsten Sitzung vorzunehmen. A -siur-' Dippoldiswalde, den 6. Derber. 18LS. ' Das Stadtverordneten-Collegiüftt. '' * Nackr, vors.