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Rr. 194. Dnhebuter Jahr«.' Erscheint: «glich früh 7 Uh,. Inserate «trtxn angensmmen: «« Abend» s,Sonn, jagt bis Mittag» 18 Uhr: Marienstraße 18. Knzeig in dies. Blatte -finden-ine erfolgreich« Verbreitung. Auflage: Lfeinplar» Sovita- dm 12 Juls 1868. Tageblatt für Unterhaltung md Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Abonnement' vierteljährlich 20 Ngr bei unenigeldlichertt»- serung in'» Han«. Durch die Äönigl. Past vierieljährl 22> «Ngr- Einzelne Stummer» I Ngr Inseratenpreis«: Für den Raum ein« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eing«, sandt" die Zeile 2 Ngr Druck und Tigrnthinn der Herausgeber: §lkpslh A Rcilhardt. — Berantwonlicher Redacreurt ÄutluS Nelltsardl. Dre-de«, dm 12 Juli. — Dem seitherigen Einnehmer bei dem Untersteueramte Wilsdruff, Friedrich Wilhelm Tauscher, ist die zum Verdienst- Orden gehörige Medaille in Gold verliehen worden. — Dresden ist unbestritten um eine Zierde reicher gewor den. Ein Verkaufsgewölbe im fiscalischen Hause, Nr 18 der Schloßstraße, hat durch den jetzigen Inhaber, Herrn A. Gunkel aus Wien, eine Einrichtung resp Ausstattung erhalten, welche an die glänzenden Lädm der Pariser Boulevards erinnert. Der Vernehmen nach ist der architektonisch schöne Ausbau von dem Dresdner Tischlermeister, Herrn Götte jun, nach Plan und Zeichnung des Architekten und ÄmtsbaumeisterS -Herrn Gärtner ausgeführt worden. Riesige Spiegel, mit anderen minder großen effektvoll gruppiri, rcflectiren des Abends ein wahres Lichtmeer, während sie am Tage sehr we sentlich zur inneren Erhellung des Gewölbes beitragen. Kurz es wird durch diese Einrichtung ein recht augenfälliger Beweis geliefert, wie wirkungsvoll auf Lichtvermehrung eine reichliche Verwendung von Spiegeln in einer nicht eben zu Hellen Par- terrelocalität ist. Das Waarenlager des Herrn Gunkel zu beschreiben, zu dessen Bergung diese brillante Einrichtung be stimmt ist, dies ist weder unsere Sache noch unsere Aufgabe. Wir wissen nur soviel, daß es sehr reichhaltig isi und nach dem Ausspruche von Kennern das Schönste und Neueste enthält, was die renommirtesten Fabriken Deutschlands, Frankreichs und Englands an Bekleidung^stoffen liefern, und zwar zunächst zu dem Zwecke, um diejenigen männlichen Individuen, welche eini gen Werth auf ein modernes und g-sschmackoollcs Exterieur legen, und deren Portemonnaies nicht allzu mageren Inhalts sind, damit bekleiden zu können. Aber auch soviel wissen wir, daß Herr Gunkel sein von Wien nach hier übersiedeltes Ne- nomme besonderer Geschicklichkeit in Anfertigung geschmackvoller Kleider während der kurzen Zeit seines Hierseins nur befestigt hat Und da geschickte Industrielle keiner Stadt zum Schaden, wohl eher zur Zierde gereichen, so freuen wir uns als Dresd ner, daß Herr Gunkel jetzt unser Mitbürger ist, und wünschen ihm in sc nein neuen Geschäftslocale die beste Prosperität. — Die botanische Excursion in das hohe Erzgebirge nach Altenberg. Geising und Zinnwalde, welche gewöhnlich die in teressantche und reichste Ausbeute gewährt, findet statt an einem der nächsten Sonnabende früh mit Sonntag, sobald eine hinlängliche Zahl zuverlässige Theilnchmer im botanischen Gar ten sich unterschrieben haben. — Den 27. d. Mts. wird bei der Militär-Examinationk- Tommission wiederum eine Prüfung von Portepeefähnrichs- Aspiranten al^ehalten werden, worauf wir dujenigen jungen Leute ausimrksain machen, welche die Ofsizierscarriore wählen und sich deshalb rechtzeitig bei einem Regiments Commando um e:n Nnnahmezeugniß bewerben wollen. — Aus dem Heller finden jetzt tägliche Schießübungen der Artillerie statt, wobei die neuerfundenen preuß. Geschosse, die in der Last explodiren, erprobt werden. Die Resultate sollen außerordentlich günstige sein. — Gutrm Vernehmen nach beabsicht-gm einige Capitali- sten, der von Einheimischen und Fremden mit gleichem Mitleid betrachteten Menschcnquälerei der Schiffezieher eBomätschen) beim Ziehen der Schiffe durch die Elbbrückcn dadurch ein Ende zu machen, daß sie diese Arbeiten durch aufzustellende Ketten dampfer verrichten lassen wollen und soll die hierzu erfordere liehe Concession vom K. Finanzministerium bereits erlangt sein. Ein sich gebnocteS Cmsortium wird dieses Geschäft entriren und dürste neben Erreichung eines humanen Zweckes jedenfalls auch noch gute Procente erzielen. — Heute findet in NeSmüllcr's Sommertheater die erste Aufführung der viel gerühmten balligen komischen Operette von Offmbnch: ..Paris,r Leben" statt, und wird deshalb wegen der vielen Vs. o- ceitu: gen heute keine Nachmittagsvorstellung stattfinden, s.ndc-n nur die Abendvorstellung und zwar An fang 6 U'r. Pariser Leben, von dem Componisten für die varige Weltausstellung geschrieben, hat seinen Weg über alle deutsche Lheare, gemacht und ist in Wien, Paris, Berlin noch heute Eaffenmagmt. — Aus den: Erzgebirge lausen Klagen ein, daß die Te- legraphmlcitungm, welche die jetzige Bundestelegraphie in Len- gefeld, Srobben:, Lugau und anderen Orten legen läßt, so außerorderirlich iaug'am bewerkstelligt werden Man fürchtet, -aß der Winter h. rankommt, ehe diese Leitungen fertig wer den. Die hiesige Geschäftswelt klagt wiederum sehr über den mangelhaften Betrieb auf der Strecke Dresden-Berlin. Die Vermehrung der Linien um eine wäre höchst nothwendig, leider aber ist dazu wung Aussicht vorhanden. Es ist jetzt so gut wie unmöglich, in den Besitz der Berliner Börsen Course zu kommen; sic br uckui zu viel Zeit. Es fehlt sowohl an Linien, als an Viumlin. "elbst das sonst so schweigsame ,Journal" nimmt darüber I iucrdings wieder das Wort und klagt beson ders über o s ver,pätete Eintreffen der Telegramme vom Li verpooler Baumwollenmarkt und der Berliner Börsen-Telegramme, wodurch es, „wenn der Uebelstavd in Berlin nicht zu heben sei", genöthigt fein würde, die Liverpool Telegramme einzustel len. Daß Telegramme von hier nach Leipzig häufig 2 Stunden Zeit brauchen, scheint auch mit den Fortschritten der Telegra phie nicht ganz im Einklang zu sein. (S. Z.) — Ein dieser Tage in Leipzig ang,kommener ältlicher Herr, wie sich später ergab ein Stadtrath a. D. Namens Bredow aus Görlitz, ist in dem Zimmer des Gasthauses, wo er sich einlogilt hatte, erhängt ausgefundcn worden. — Das sächsische Trainbataillon ist in letzterer Zeit mit neuen Probssäbeln, denen des 3. Reiter-Regiments entsprechend, ausgerüstet worden. — In Leipzig auf dir Königstrrße hat vorgestern Abend die SchantwirlhSwittwe D. durch Erhängen ihrem Leben ein Ende gemacht — Meerane. Ein abscheuliches Verbrechen ist in hie siger Umgegend verübt oder wenigstens versucht worden. Am frühen Morgen des 9. Juli ist nämlich die 5l Jahre alte Ehefrau eines hiesigen Schmiedemcisters in ein benachbartes Gehölz gegangen, um sich einen Korb Streu zu holen. Plötz lich kommt ihr ein unbekannter Kerl entgegen, packt sie, wirft sie zur Erde, hält ihr den Mund zu und versucht es, ihr Ge walt anzuthun. Die Frau hat sich jedoch standhaft zur Wehr gesetzt, hat .Hilfe" und „Feuer" geschrieen, so daß der Unbe kannte eud.ich, ohne seinen verbrecherischen Zweck zu erreichen, Hut entfliehen müssen. Den umsichtigen und energischen Recherchen der Gendarmerie ist cs gelungen, den Verbrecher in der P rson eines Essmbahnarbeilers zu ermitteln und ihn den Händen der Behörde zu überliefern. — Wie es öfters in anderen Restaurationen mit aller hand Zeitungen geschieht, so war auch in einer Restauration auf der Breitestraße s-.it circa 14 Tagen das .Dresdner Journal" fort und fort ausgeführt worden. Der Wirlh paßte nunmehr auf einen Verdächtigen scharf auf uns — der Zei tnngsmarder wurde entdeckt. Am Sonnabend hatte er eben wieder ein Exemplar weggeangelt. Als er seine Zeche bezahlt und Weggehen wollte, erklärte ihm der Wirih, er möge doch herausgeben, was ihm nicht gehöre. Nach längerem Wider spruch gab der Gast klein zu und zog das eben gestohlene Zeitungtblait aus der Tasche. Damit war die Sache in der Gaststube abgemacht. Außerhalb aber stand ein Gendarm, der bereils herbeigcholt war, welcher den Zeitungsmarder in den betreffenden Gewahrsam brachte, wohin er gehört. — Wetterprophezeihung. Wenn man auf der nördlichen oder auf der südlichen Erdhälfte durch alle Orte, welche eine und dieselbe mittlere Jahrestemperatur haben, z. B. durch alle Orte, welche als mittlere Jahrestemperatur 5 Grad Wärme besitzen, eine Linie legt, so erhält man die Curve (krumme Linie) der Jahres Isothermen (Jahres gleiche Wärme). Auf ähnliche Weise bildet man die Sommer-Isothermen, Winter- Isothermen und die Isothermen der einzelnen Monate. Die Isotherme für 20 Grad mittlere Jahrestemperatur liegt in un gefähr 30 Grad geographischer Breite und weicht, um die ganze Erve herum, nur einige Grad bei großen Meeresstrccken oder großen Fesllandsstrccken von dem Paralle'ckreis ab Bei weitem größere Ein- und Ausbiegungen haben die Curven niederer Temperaturen. So geht z B. die Jahres-Curve von 0 Grad Wärme über Island, Drontheim, Chrisliania Petersburg und Moskau In gleicher Weise weichen die Monats-Isothermen von der Lage eines Parullelkreises ab: es geht z. B die Juli- Isotherme für nur 8 Grad Wärme über die Mündung der Lena ^74 Grad nördl. Breite., das Nordcap z7l Grad), Is land (65 Grad), Cap Charles (52 Grad), Bäiensee (66 Grad). Hieraus ist zu ersehen, daß vsn uns aus nordwärts und nord- ostwärtS im Juli die wärmere Temperatur weit hinauf nach Norden dringt, während von uns aus nordwestwärts und west wärts die kältere Temperatur im Juli weit herabsteigt nach Süden. Es müssen daher im Allgemeinen bei uns im Juli die Nordwinde und Nordostwindc lau, die Nordwestwinde kalt und die Westwinde kühl sein. Die Ost-, Südost-, Süd- und Südwestwinde wehen im Juli aus warmen Gegenden zu uns. — In dieser Woche werden die ersten Tage sehr warm sein und nachdem einige Male durch starke Luftströmung die Wollen zertheilt worden, heftige Gewitter sich entladen. Es wird aber die Temperatur dadurch nicht beträchtlich erniedrigt werden. In den letzten Tagen werden die Wolkenbildungen sich wieder ver mehren, «rber kaltes, regnerisches Wetter wird nicht entstehen. ttnronioirjv». — Dem aufmerksamen Auge der behördlichen Sicherheits organe ist es wieder einmal gelungen, einem der Bubenstreiche, wie sich solche so oft im Zerschlagen von Hausnummern, wie im Ruiniren der Einzäunungen der Gärten zu documcntiren pflegen, in dem nahe gelegenen Dorfe Plauen auf die Spur zu kommen und die Thärer zur Anzeige zu bringen. Hoffent lich wird sie die gebührende Strafe treffen, der sie sich nun nicht mehr zu entziehen vermögen. — Daß Vorsicht im Geschäftsverkehr mit fremden, uns unbekannten Personen, zumal wenn man solchen Werthsachen anvertraut, höchst nöthig ist, sah leider zu spät und sonach zu seinem Schaden ein hiesiger Geschäftsmann ein Derselbe wollte vor einigen Tagen in einem hiesigen Pfandgeschäft verschiedene Kleidungsstücke verpfänden lassen und bediente sich als Ver mittler hierzu, da ein Dienstmann augenblicklich nicht zur Hand war, eines aus einer nahe gelegenen Wirtschaft herbeigeholten unbekannten Mannes. Derselbe hat sich auch mit dm ihm übergevenen werthvollen Sachen entfernt, solche aber nicht in dem ihm bezeichneten Geschäft verpfändet, sondern dieselben jedenfalls in seinem eigenen Nutzen verwerthet, da er sich bis dato nicht wieder bei seinem Auftraggeber sehen ließ. — — Die Unternehmer des bereits erwähnten Extrazuges nach dem schönen Tirol (incl. Brennerbahn hoffen, den Ab schluß mit den betreffenden Bahndirecüonm dahin zu Stande zu bringen, daß die Abfahrt von Dresden aus besonderen Wunsch fast aller bis jetzt angemeldetm Theilnchmer noch vor Ende Juli stattsindcn kann Nicht minder ist der Anschluß auswärtiger Theilnchmer auf dm sächsischen Zwischmstationen in Aussicht genommm. Ein sofort nach Erledigung aller Vor» arbeiten auszugebmdes Programm wird alle nöthigen ausführ licheren Mittheilungen mthaltm. — Im Feldschlößchen wird morgm und übermorgen, Mon tag und Dienstag, das übliche, alljährlich stark frequeaürte, große Vogelschießen stattsindm. Morgm wird hierbei besonders die Beleuchtung des Gartens Abends eine sehr prachtvolle wer den. Schon gestern wurde in der Mitte des Ganms ein künstlicher Palmbaum aufgerichtet, unter dessen Blättern Gas flammen heroorstrahlen und die Umgebung magisch erleuchten sollen. Nicht minder splendid wird am Dimstag das Feuer werk ausgestattet sein. An beidm Tagen wird die in jenem Etablissement beliebte Capelle des Musikdirectors Trmkler con- certirm, und da das jetzige Sommerlagerbier an Güte den alten Feldschlößchmruhm aufs Neue bewährt, so stehm dem Publikum genußreiche und dem thä.igm Herrn Restaurateur Frei)er arbeitreiche Stunden bevor — Im Jnseratmtheilc unseres heutigen Blattes sind Be kanntmachungen der hiesigen Pfarrämter, die Errichtung von Kirchenvorstänlen betreffend, enthalten. — In dem Fischzuge bei Zehrm haben Meißner Fischer neulich Abmds einen schweren, aber glücklichen Zug gehabt, indem sie einen großen, über 5 Ellen langen und circa 200 Pfund schweren Stör im Netze ans Lanv brachten. — An einem Weingeleite innerhalb der Stadt Meißen zeigten sich be reits die ersten lauternden Trauben. — Nach dem Schützenfest zu Wim werdm auch von Dresden aus 200 Kellner gesucht und ist namentlich dabei die Zahl der Lohnkcllner ins Auge gefaßt worden. Es wurden von Wien aus buchstäblich 200 „Subjecte" gesucht, die täglich einen Gulden erhalten, also für die ganzen 21 Tage 2l Gul den. Davon haben sie noch vor dem Beginn des Festes, also noch in Dresden und zwar am 15. Juli 9 Thlr. 20 Ngr. für die Hin- und Rückfahrt per Bahn pränumerando zu er legen unv dem hiesigen Vermittler des glänzenden Engagements 2,, Ngr. fürs „Einschreiben" vorweg zu bezahlen. Es versteht sich von selbst, daß sie in Wien auch die Kost erhalten. Diese Thatsache ist den Wiener Kellnern bekannt geworden und habm dieselben nach abgehaltener öffentlicher Ver-ammlung, wie die „Presse" vom Sonnabend bcrichtet, ihre Dresdner College« über die wenig glänzende Sachlage aufgeklärt und denjenigen, welch« dennoch nach Wien kommen würden, für dm schlimmsten Fall freie Rückfahrt in Aussicht gestclli. In Folge dessen ist gestern (Sonnabend Mittags 12 Uhr im Dresdner Vereinslocale, gr. Brüdergasse 27, eine zahlreich besuchte Versammlung hiesiger Kellner abgehaltcn worden und wurde am Schluß an den Vor stand des Wiener Kellnervereins folgendes Danklelegramm ab gesandt: „Ein dreifaches Bravo dem Wiener Kellneroercin für die Conseguenz. Brief folgt nach. Der Dresdner Lohnlellner Verein" — Ocffentliche Gerichtssitzung am 11. Julik Schon öfters ist im Gerichtssaal des Bezirk-gerichts Dresden ein Verbrechen abgcurtheilt worden, welches gegen eine bestimmte Anstalt gerichtet gewesen ist, und der Verchcidiger des heutigen Angeklagten erwähnte in disser Beziehung, daß er seit Einfüh rung des neuen Verfahrens wohl 30 bis r,0 Personen ver- therdigt habe, welche der Bedrohung mir Brandstiftung gegen die hiesige städtische ArbeitSanstalt anzeklagt gewesen seien. Carl Gottlob Moritz Schierer von hier, 40 Jahr alt, Schloffergeselle, criminell noch nicht bestraft, ist ebenfalls dieses Verbrechen« angeklagt. Schierer ist oft mit der Polizei in Conflict gekom men und hat deshalb auch mehrfach polizeiliche Strafm wegen Trunkenheit, Obdachlosigkeit re. verbüßt, war auch bereits als freiwilliger Arbeiter in der städtischen ArbeitSanstalt unterge bracht gewesm. Am 17. Mai hatte er ebenfalls einen vier tägigen Arrest aus der Polizei wegen Völkern verbüß:. Bei sci er Einlassung erklärte ihn der Polizeirekerendar, daß er an