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Dienstag, den 2. April 1935 Sv. Jahrgang besser wäre e». *) Ausführliche» an anderer Stelle. Beginn der Warschauer Besprechungen Ileukirch und Umgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischosswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Tagesschau. * Der Reichsminisker der Luftfahrt, General der Flieger, Göring, ha« den Oberbefehl über die Flakartillerie übernommen, die damit in die »eicholnstwasfe eiag-glieder« wird. * Der englische Lordsiegelbewahrer -den ist Montag abend in Warschau -ingekoffen. Er wird heute vormittag zuerst dem Mi- «ifier-räsidenten uud dem Außenminister Besuche machen. An schließend findet die erst« schlich- Konferenz statt, der eine Audienz beim Staatopräfidenteu folgt. Mittwoch um 17 Uhr wird Eden «ach krag weiterreisen. Iq pari, rechne« mm in parlamentarischen «reisen damit, daß die Kammer heute Dienstag abend ohne besondere Zwischenfälle bi, zum 28. Mal iu die Ferien geh«. Ministerpräsident Flandln dütfle eilte Anfrage benutzen, um eine Erklärung über die allge- mein« Politik det Regierung abzugeben. Anschließend dürfte er di« Vertrauensfrage stellen. Vie Luxemburgische Regierung hat, dem belgischen Beispiel folgend, den Franken um 10 vom Hundert abgewertet. Der Führer der französischen Marxisten, Leon Vlum. forderte in einer Rede in Vordem? ein allgemeine, Abrüflung,abkommen. Der Vorsitzende der Abrüstungskonferenz, Henderson, kündigte in einer Rede an, er werde in den nächste« Tagen nach Genf reisen, um zu sondieren. 2e eher man in Genf zusammenkomme, desto besser wäre e». * Mich Wldun«n au, Schanghai sollen lm Arsenal in Muk- den am 88. Mürz «nem Großfeuer 8» Personen zum Opfer ge- Aufrechterhaltung des Friedens im Osten erwiesen. Es sei nur an di« Kownoer Bluturteile erinnert, di« das völkische und das Völkerrecht mit Füßen getreten haben. Die jahre lang geübt« schamlose Verletzung des Memelstatuts durch di« litauischen Behörden hat uns Deutschen gezeigt, welch gerin gen Wert international« Garantien, die im Namen des Völ kerbundes und seiner Ideal« gegeben wurden, bisher gehabt haben. Bevor wir uns an ähnlichen und sehr viel weiter reichenden Varantiepakten beteiligen, müssen wir erst in der Praxi» erfahren, daß bk« Unterschrift von vier Großmächten, di« unter dem Memelstatut steht, auch ein« tatsächliche völker rechtliche Verpflichtung bedeutet, der man sich nicht einfach wie eines zu eng gewordenen Abzugs entledigen kann. In einem kollektiven Sicherheitssystem, wie es der ge plante Ostpakt ist, darf es außerdem für all« daran teil habenden Staaten nur das gleiche Maß der Wirkungsmög lichkeit geben. Es dürfen sich in dem durch ihn erfaßten Kreis der Nationen keine Cliquen bilden, es dürfen inner halb dieses Systems keine Sonderabmachunaen getroffen oder übernommen werden. Alles dies wären Verschwörun gen, dis- die Gleichberechtigung unter den Paktpattnern von vornherein illusorisch machen würden. Aber es darf auch keine Freuudschafts- und Militärbündnisse einzelner Pakt- teiln«kiner Mit außenstehenden Staaten geben, wenn das gapze System überhaupt «inen Sinn «rhalten soll. Durch di« Außerachtlassung dieses Punktes ist beispielsweise der Vhlkerbuich völlig entwertet worden! Die gleiche Gefahr abpr bÄteht für hie in Aussicht genommenen Regionalpakt«. Es stehl'-war in dem Moskauer CommuniquS der Satz, daß' der vorgesehene Pakt zur gegenseitigen Unterstützung „nicht die Isolierung oder Einkreisung irgendeines Staates be zwecke, sondern die Schaffung der Garantie gleicher Sicher heit für alle Paktteilnehmer" — ein« Auslassung, di« wir von deutscher Seite mit Befriedigung zur Kenntnis neh ¬ men —, aber diese Versicherung des guten Willens kann nach dem Vovgefallenen für uns einstweilen nur theoreti schen Wert haben. Erst wenn diese Hoffnungen sich nicht wie so oft, als bittere Enttäuschungen herausgestellt haben, werden wir auch an den praktischen Wert solcher Beteuerun gen glauben können. Di« ausländische Presse hat besonders den Umstand ver zeichnet, daß entgegen allen Erwartungen sich kaum irgend welche Widersprüche hinsichtlich der Auffassung der politi schen Weltlage zwischen Eden und den roten Staatsmännern ergeben haben. Dies« Uebereinstimmung Londons und Mos kaus in den hauptsächlichsten Punkten ist nicht so verwun- dorlich, wie es auf den ersten Blick scheinen möchte, denn die Sowjetunion ist schon vor Jahren in der status quo-Lage abgeschwenkt, sie hat ganz im Geiste der Versailler Mächte eine riesige Aufrüstung betrieben und brauchte sich im Ge gensatz zu Deutschland nicht durch irgendwelche entehrenden Militürklauseln gebunden zu fühlen. Wenn daher im Laufe der Nachkriegszeit die englisch-russischen Beziehungen sich allmählich verbessert haben, wenn die weltpolitischen Gegen sätze zwischen den beiden Großmächten zu einem beträcht lichen Teil ausgeglichen werden konnten, wie jetzt behauptet wird, so kann das im Interesse einer allgemeinen Beruhi gung der internationalen Lage auch von uns nur begrüßt werden. Das in Moskau verkündete Ziel, nur der allge meinen Wohlfahrt zu dienen, ist gewiß wünschenswert. Lei der war die Praxis, di« das bolschewistische Rußland in der internationalen Politik -«übt hat, meist von anderen Ge- sichtspunkten bestimmt. Davon weiß Polen als nächster Nachbar ein besonderes Lied zu singen, und es wird deshalb für den englischen Lordsiegelbewahrer Eden nutzbringend und interessant sein, in Warschau neuartige Informationen einzuholen und so das Bild der gesamteuropäischen Politik zu vervollständigen und abzurunden. Anzttgeuprei»: Die 46 nuo breite einspaltige Millimeterzeile 8 Rps. Im Textteil die SV mm breite Millimeterzeile 2S Rpf. Nachlag nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. i dar, wenn „Times" dann fortfährt, „im Gegensatz zu Deutschland seien die Beweggründe Polens nicht dem Ver dacht ausgesetzt, daß es sich eine Bahn für eine Ausdehnung in östlicher Richtung" offenzuhalten suche. Polen gehöre nicht zu den Ländern, die glaubten, daß ihnen Gebietsteil« geraubt worden seien, die ihnen rechtmäßigerweise gehör ten. Polens Widerstand gegen den Sicherheitspakt gründe sich daher auf den Wert des Vorschlages und die eigene geographische Lage. Polens Gründe seien, wie auch die Deutschlands, der ernstesten Erwägung wert. Polens Stellung in Europa mache es zu einer breiten Brücke zwischen zwei mächtigen Nachbarn im Westen und im Osten. Wenn unglücklicherweise Krieg ausbrechen soll te, so würde er so gut wie sicher auf polnischem Gebiet ausgefochten werden. Ueberdies würde Polen den Einmarsch deutscher oder sowjetrussischer Truppen auch dann nicht begrüßen, wenn sie als Verbündete statt als Feinde kämen, „denn in beiden Fällen würden sie das Land schwerlich wieder verlassen, ohne einen Preis in Form von Gebietsteilen erhalten zu haben". Deshalb gebe Marschall Pilsudski, ebenso wie Deutschland, einfachen Nichtangriffspakten vor Pakten bewaffneten Beistandes den Vorzug. Eines der interessantesten Ergebnisse der Reise Edens werde daher sein Bericht über die Haltung Polens gegenüber dem vorgeschlagenen Ostpakt sein, ob das Mißfallen des Marschalls Pilsudski irgendwie überwunden worden sei oder ob er eins Abänderung oder einen anderen Weg Vorschlägen könne. Hierauf kommt die „Times" auf den Moskauer Besuch zurück und sagt, es sei am Platze, daß eine nationale briti sche Regierung sich um engere Beziehungen zu einem na tionalsozialistischen Deutschland und einem kommunistischen Rußland bemühe. Jedes Land, das bereit sei, bei der Schaf fung eines kollektiven Systems mitzuhelfen, könne be< stimmt britische Unterstützung erwarten. Was den östlichen Sicherheitspakt angehe, so wünschten weder Sowietrukland noch Großbritannien jemand davon auszuschließen. Na türlich habe Eden sein Land zu nichts weiter verpflichtet, als zur diplomatischen Unterstützung des europSischen Paktes. Auf jeden Fall habe nichts darauf hingedeutet, daß Großbritannien eine aktive Verpflichtung über den Bereich der Locarnomächte hinaus «ingehen wurde. Der diplomatische Mitarbeiter des „Daily Herald" be richtet unter anderem aus Warschau, daß nach Ansicht der polnischen Regierung «in Pakt ohne Deutschland ein« Einkreisung bedeuten würde. Diese würde früher oder später zu einem Krieg« führen, der nur auf polnischem Gebiete ausgetragen werden könnte. Der Patt in feiner jetzigen Form werde als unannehmbar bezeichnet werden. Eden werde gefragt werden, ob er auf Grund feiner Mos- tag«, y-zn^prei» für die Reit eine» halben Monat«: Frei in, Hau» halbmonatlich Mark K1V, beim «bholen in der Geschäfts- stell« wöchentlich 4» Pfg. Einzelnummer 10 Pfg (Sonnabend- / nummer IS Pfg.) DNB. Warschau, 2. April. Lordsiegelbewahrer Eden ist am Wonlaaabend mit dem Moskauer Schnellzug hier eingelroffen. Die polnische Regierung Halle ihm von der russischen Grenze ab einen Salonwagen zur Verfügung gestellt. Zum Empfang Eden» auf dem warschauer Ost bahnhof war Außenminister Oberst Beck erschienen, ferner der englische Geschäftsträger Avellna mit Mitgliedern der englischen Botschaft. Rach einer kurzen Begrüßung im Skaakszlmmer des Bahnhof» fuhren die englischen Gäste in» Hotel Europa, wo sie wahrend der Dauer ihres war schauer Aufenthalte» wohnen werden. Für den Aufenthalt Edens ln Warschau ist folgendes Programm vorgesehen: 2n den heutigen Vormittags stunden stattet Eden dem Ministerpräsidenten Oberst Sla we! und dem Auheumlnlster Oberst Beck Besuche ab. So- daun findet die erste sachliche Konferenz statt. E» folgt eine Audienz beim polnischen Staatspräsidenten, der sich ein Frühstück anschlieht. Der Nachmittag ist weiteren Kon ferenzen sowie einem Empfang beim Marschall pilsudski Vorbehalten. Abends gibt Außenminister Beck ein Essen. Mittwoch vormittag werden die Konferenzen fortgesetzt. E» folgt dann ein Frühstück in der englischen Botschaft. Am Mittwoch um 17 Uhr reist Eden nach Prag weiter. * Warschau, 2. April. (Eig. Funkmeld.) Die offiziöse „Gazeta Polska" widmet dem Beginn der Besprechungen mit Eden einen langen Artikel. Die Informationsreise Edens, so sagt das Blatt dabei, stelle in der langen Kette der Bemühungen der britischen Diplomatie, wenigstens eine Lage in Europa zu schaffen, die es gestatte, die immer unvermeidlichen Schwierigkeiten tunlichst in gerechter und wirkungsvoller Art zu beseitigen, eine wichtige Etappe dar. Hoffentlich werde Eden mehr als einen Berührungspunkt zwischen den Auffassungen des britischen und des polnischen Kabinetts finden. Englisches Presseecho za Warschau. London. 2. April. (Eig. Funkmeld.) Die „Times" be- < schäftigt sich in einem Leitaufsatz mit dem Beginn der War schauer Besprechungen. In dem Artikel heißt es, Edens Besuch in Warschau sei wahrscheinlich der wichtigste Teil seiner Sendung. Der Besuch in Moskau sei bedeut sam und erfolgreich gewesen, aber die Haltung Sowjetruß- lands gegenüber den jetzigen europSischen Fragen sei be- ? kannt gewesen. Der östliche Sicherheitspakt sei ja nun «in- < mal der Mittelpunkt der jetzigen Verhandlungen. Sowjet- > rußland sei als einer seiner Urheber natürlich von ganzem < Herzen für ihn» Polen dagegen habe bisher dem Vorschlag j beharrlich widerstrebt. Eino erhebliche Entgleisung stellt es i Fernsprecher Amt vischoftwerda Nr. 444 und 445. Im Fall« von Betriebsstörungen oder Unterbrechung der Beförderung,elnrichtunaen durch höhere Gewalt hat der Be zieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Moskauer Nachlese. Entkleidet man die Berichte, die über die Unterredun gen des englischen Lordsiegolbewahrers Eden mit den sow- jetrussischen Staatsmännern nach Mittel, und Westeuropa gelangt sind, alles Rankenwerks, das di« Sprache der Diplomatie, di« internationale Höflichkeit und «ine geschäf tige'Rüstungspresse um di« Verhandlungen gesponnen _ha- ben, und untersucht man das für uns allein stichhaltige Ma terial, das von der sowjetrussischen Telegraphen-Ägentur ausgegebene Communiquö, auf seinen eigentlichen und für Deutschland maßgebenden Inhalt, so ergibt sich zunächst die Feststellung, daß auch nach Ansicht Moskaus die Berliner Besprechungen mit Sir John Simon und Mr. Eden voll kommen ihren Zweck erfüllt haben. Denn es heißt in der amtlichen russischen Verlautbarung ausdrücklich, daß die in der Reichshauptstadt geführten Unterredungen „zur Klärung der europSischen Lage beitrugen". Diese Klärung und In- formation über die gegenseitigen Ansichten ist schon vorher als das wichtigste Ziel der englischen Ministerreise nach Deutschland ausgemacht worden. Es ist durch die offenen und rückhaltlosen Gespräche in der Wilhelmstraße erreicht worden- daß die verantwortlichen britischen Politiker und nun auch däe Sowjetruffen in völliger Klarheit darüber un terrichtet sind, was Deutschland will. Zu den deutschen Ab sichten gehört aber — und das dürfte dem englischen Besuch auch nm besonderer Deutlichkeit klargemacht worden sein, wie das Berliner Communiquö beweist — in erster Linie die Schaffung eines wahren Friedens in Europa. Daß dies in Mosttru klavgestellt worden ist, kann von unserer Seite nur begrüßt werden. Ob es dort auch richtig verstanden worden ist, kann nur die Zukunft lehren. England hat auch seine eigenen Ideen über die zukünf tige Gestaltung der internationalen Politik in Moskau, vor gebracht, es hat sich für das System der kollektiven Sicher heit wiederum ausgesprochen und damit sicherlich bei den Räte-Rüssen großen Anklang gefunden. Wenigstens wird die« in dem Emnmuniquö ausdrücklich heroorgehoben. Wie weit «» jed -ch Stalin gelungen ist, die Engländer für den in der amttichen Mitteilung namentlich erwähnten Ostpakt zu erwärmen, bleibt noch abzuwarten. Cs ist nicht bekannt ge worden, ob Troßbrttanmen nur «inen Ostpart unter Ein schluß Deutschlands und Polens gelten lassen will, ob es auch einem Pakt zvr'schen Frankreich, Rußland und der (vielleicht um die Kleine Entente erweiterten) Tschechoslowakei sein« Zustimmung geben oder sich vielleicht gar selbst an irgend einem östlichen Regionalpakt beteiligen würde. Es ist anzu nehmen, daß die englischen Vertreter sich aus nationalem Interesse ihre endgültige Stellimgnahme zu diesem schwieri gen Problem vorbehalten haben, genau so wie Deutschland eine gesunde Scheu davor besitzt, das etwas waghalsig kon struiert« Paktgebäude zu betreten. Die soviel erörterten und vor allem von französisch-russischer Seite gepriesenen Garan- tien und Sicherheiten, di« die verschiedenen Paktpläne dem allgemeinen Friedensgedanken bieten sollen, haben sich in der bisherigen Praxis der internationalen Nachkriegspolitik al» absolut unzuverlässig, ja als höchst gefährlich für die ^erSäHWeLrzAßler P Tageöück firIWAverda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amttichen Bekannt machungen der Amtshauptmannjchaft, des Hauptzollamis und de» Be zirksschulamts zu Bautzen sowie des Finanzamts und des Stadtrats zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt