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Antechalmngs- und Intelligenz-Blatt. » ^2. Stück. xxr.Jahkg. Sonnabends, den 12. Januar 1833. Das Schloß Ham und die Ex-Minister. kleine Stadt Ham, auf welche sich nach der vorletzten oder Juli-Revolution in Paris die allge meine Aufmerksamkeit richtete, weil die Ex-Minister in dieselbe als Gefangene kamen, ist ziemlich alt. Nach Adrean von Balois rührt ihr Name von den Franken oder Germanen her, welche sie gründeten, und so viel ist gewiß, daß man dort schon zu Karl des Kahlen Zeiten Geld prägte, wie man aus den . Umschriften* einiger Münzen ersehen kann, welche Leblan in s-iner historischen Abhandlung über die Münzen FraMreichs beschreibt. Ham war zum Be sitzthum des Grafen von Vermandois gehörig, lange A Zeit der Herrschaft jenes Herbert unterworfen, wel- cher Karl den Einfältigen in dem alten Thurme von Peronne Mkommen ließ, in welchem er selbst bald nach diesem sein Leben endigte. In der Zeit, als die Stadt Ham ein Besitzthum Herberts war, wurde das Schloß von Hugo dem Großen zerstört, welcher gegen Herbst einen erbitterten Krieg führte. Das jetzige Schloß rührt aus dem iZ. Jahrhundert her. Der CoMretable von St. Pol, der eine so berüch tigte Nolle in der Geschichte Ludwig XI. spielt, er« baute dieses Schloß, um sich dem Unwillen dieses Monarchen zu entziehen, wenn dieser, was sich später auch ereignete, seinen Verrath entdecken sollte. Dieser große Vasall bot Alles auf, um einen furcht baren Waffenplatz daraus zu machen, eines der feste sten Schlösser Europas. Zu diesem Zweck erbaute man auf seinen Befehl den berühmten Thurm von roo Fuß im Durchmesser und Höhe, dessen Mauern Zd Fuß dick sind. Der Connetable, welcher auf die Stärke seines Schlosses zu sehr vertrante, ließ über dem Eingänge folgende Inschrift einhauen, welche, wie man sagt, Ludwig XI. insolent schien: ((Non »ueux); (mein Bestes). — Diesem ungeachtet wurde der Graf von St. Pol, wie bekannt, den Emissären feines Feindes ausgeliefert und auf dem Greve- Platze hingerichtet. — Der Aufenthalt im Schlosse Ham ist nichts weniger als angenehm; nur in der schönen Jahreszeit kann man von der Höhe des Thurmes herab, von dem wir so eben gesprochen haben, einige Punkte der herrlichsten Aussicht ent decken. Der größte Theil der Zimmer daselbst ist gewölbt, eng und niedrig; kaum dringt das Tages licht hinein, und daher ist es auch nicht zu ver wundern, daß sich Herr v. Peyronnet nach der kler- nen Stube zurücksehnte, die er in Vincennes be wohnte. Der Berathungs-Saal, der sich oben im Hauptthurme befindet, verdient die Aufmerksamkeit der Alterthumsforscher und Künstler wegen feiner gothischen und eigenthümlichen Bauart. Urbrigens ist es nicht wahr, daß im Schlosse Ham heimliche Ge fängnisse sind. Man steht dort nur eine Fallthüre, die ein tiefes Loch bedeckt, eine Art vacie in pses. Bor Herrn v. Polignac, v. Peyronnet, v. Guernon- Ranville und v. Chantelauze waren in diesem Schlosse eine Menge Gefangene jeden Ranges Und Standes eingesperrt. Die Geschichte dieser Gefangenen würde sehr interessant seyn. — In Ham wurde Bade ge boren , bekannt durch seine Scherzgedichte, und der General Foy, dem feine großen Talente und frü hem Dienste einen edlern Ruhm verschafft haben. Nun noch einige nähere Details von der Art und Weise der Obhut über die Gefangenen des Schlosses Ham. « Die Mauern des Schlosses sind sehr hoch, und man gelangt nur durch einen einzigen Eingang von der Stadt her in die Festung. Man muß über zwei Zugbrücken, die am Tage heruntergelassen, und 8 Uhr des Abends aufgezogen werden. Zwischen die sen beiden Brücken ist ein Wachposten von 20 Mann aufgestellt; ein anderer Wachposten steht am Ein gang ins Schloß. Zur Aufsicht stehen Schildwachen