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Nr. SV 21. Jahrg. Fernsprecher: Redaktion 32723 - Geschäftsstelle 32722 Postscheckkonto; Dresden Ne. 1479? Mittwoch, 12. April 1922 Redaktion «ad Geschästoftel«; Dr«»dea«A. 1«, Holbrtnsteabe 46 « An«r«ge„ Preis, Di« etiigetpalt«»« VcUi>«>i« 4 ilir gomtNen- >,»!> VereinSnioeiaen. Kt«tt«n> mit» M «Igevicki« Di« Velit-Nclinn,«,,«»» im rrduk- j Uonelle» Teil. W mm die«, I» lZiu Inlcrate mit b«i»»dcr«r P>n,i«r!,ngSvorIck,r>it a„i ob,ge Prcii« S» Prozent Zuschlag» vheriengebichr, >!>« Lcibsirbboter I bei U«beft«ttd>,ug durch die Poii aiitzcrdein Pociopnchnig. lvezugspreiSi Vieri«!,iibriich «rei lud Vau» N4 ,w«,mo»äilich itt.SV muuaiiich l l ^r. iitiiizemummei 8» 4. Di« Lctchwche Loildzeiliiiig ericheui wocheiillich ,ech»mai. Spr>"«>I»»lde der Redaiiion:!?-«Nbr nachm. Nich! aniidriirklich,>ikürkv«rla»ai«niid l giu und >i«,ch gc>ck,r>ede„e ,»wie durch gkrinprccder -lii'aciieb«»« SI»»«>a«n w> Rliaporronichi »er>«i>e»eiri»i»»d„»g«> andikiiiedattioi, werden nichi miibewabr . I chnne» w„ di« Veraniworiiichkoii uir die ,iiich»qi«> des Terie« „ich, überiiedmen. - tlnnahme von <8eichdildanzeio«n bis I» Uhr. oo>, ,Zan»ne»a,„eigen bi» t I Uhr vormttlags. — Aniiabinesielleii i» Dresden: ^chmidt'ich« B„chhar.dlu»ti Inhaber P. Beck. Zchion>'irakie 5. in Bande», gram iiiiria! iiln der Peirliirch« 4 Hauptversammlung der Zentrumspartri des Freistaates Sachsen zu Dresden, Ständchaus am 10. April 1922 Vors. D r. Hille: Meine sehr geehrten Damen u. Herren! Ich eröffne als Vorsitzender der Lachsischen Zentrninszmrtel den Ö. Parteitag und heiße Sie alle herzlich willkommen. Ich be grübe insbesondere die Vertreter der Presse, dir allen Dingen auch die Presse der anderen Parteien und hoffe, dag sie auch im Verlaufe unseres Parteitages de» Eindruck gewftm.n ne den reu der Eleschlossentzeit der sächsischen Zeittrumsparlei. fttebhrfter Beisall.) Wir legen daraus besonderes Gev.cht, weil im Lause des vergangenen Vierteljahres durch Mitteilungen der Nichl- zentrumspresse der Anschein erweckt worden :st. als sei d'eft Geschlossenheit nicht vorhanden. Nunmehr erst «ne ich den Jahres» bericht: Die Sorge, welche dem GeschäftSsühr.ndeu A is'chuß von dein letzten Parteitage mit aus de» Weg rege n» werden rar, war die Aufgabe, das Verhältnis der Sächsische» ZentrumSparlei zu der Parteipresse ,;» regeln. Wenn ch Phnen rlso beute den Jahresbericht zu erstatte» habe, so ist das m wesentlichen cm Bericht über die Tätigkeit des Geschäftsführenden Ausschusses »uv des LandeSvorstaiides auf diesem Gebiete. Ich kan» Ihnen be. richten, daß die Regelung, die wir getroffen haben, so ist, daß nach meinem und des GeschäftSsührenden Ausschusses Dafür halten die Rechte und die Interessen der Partei vollinhaltlich ge- »vahrt sind. Es ist uns gelungen, mit der Saronia-Druckerei und dem Presseverein, welche bisher die Herausgeber der Sächsischen Volkszeitung und die Anstellungskerperschaften der Redakteure waren, eine Verständigung zu treffen, die dahin geht: die Sächsische Volkszeitung erscheint nach wie vor im Verlage der Saxonia-Druckerei. G. m. b. H., und die ganze wirtsckwftlich« Sorge liegt der Saxonia-Buckidruckerei, G. m. b. H., ob. Inwie fern der Bressevercin dazu beizutragen hat, interessiert u»S als Partei nicht, ich brauche mich daher auch darüber nicht weiter auszusprechen. Die Partei hat aber ein Interesse daran, einen Einfluß darauf zu haben, daß in unserer Zeitung Zentrums. Politik und nur Zentrumspolitik vertreten wird. (Lebhaftes Sehr richtig!) Deshalb hat auch die Partei ein Interesse daran, daß der Parteivorstand mitzusprechen hat. und zwar bestimmend mit zusprechen hat, sowohl bei der Entlasiuna wie bei der Gestellung der Redakteure. So ist denn auch die Regelung von uns ange strebt und erzielt worden: die Redakteure der Sächsischen Volks zeitung werden seit Ende September von dem Aussichtsrat der Saronia-Duchdrnckerei in Nebereinstimmnng mit dem Geschäfts führenden Ausschuß der Sächsischen Zentrumspartei bestellt und entlassen. Ich mache dabei darauf aufmerksam, daß alles Ge- wicht auf die Worte zu legen ist: „in lkebercinstimmung". Es müssen also beide Körperschaften einig sein, sonst kann kein Re dakteur entlassen und kein Nedalteur bestellt werden. Dadurch hat die Partei jederzeit das unbedingte Vetorecht sowohl bei der Bestellung wie bei der Entlassung der Redakteure. M. D. u. H.! TaS ist das Ergebnis langwieriger und zum Teil, ich kann es sagen, auch lebhafter Verhandlungcn gewesen. Wir müssen uns immer vergegenwärtig,», daß auf der anderen Seile eme rein wirtschaftllclw Körperschaft steht, die mit ihren: Geldbeutel dafür emznsiehen hat und naturgemäß ihr? Rechte wahren mußte. Wir sind aber, das kann ich Ihnen berichten, in voller Harmonie mit den mashievenden Persönlichkeiten der Saroiii'a-Buchdruckere! und des Vressevereius auseinauderge- gangcn. Sodann habe ich Jbnen zu berichte», daß 'ich die Partei im letzten halben Jahre einem schwierigen Pie nie nie gegenüber ge sehen hat; es trat nämlich die Notwendigkeit ein. einen neuen Redakteur zu wählen, weil Herr Generalsekretär Heßlein mft einem Briefe vom 18. Oktober in seiner Eigenschaft als Redak teur das Am! des Schriftleiters der Sächsiichen Voikszeitung niederlcgte, kündigte und die Kündigung vom GeschäftSsührenden A'Nsschnß und dem Anssichtsrate angenommen wurde. Wir hatte» dann also einen neuen Redakteur zu gewinne», der unbedingt zentrumStreu sein mußte. Die Wahl ist ans Herrn Redakteur Linzen gefallen, der setzt der verantwortliche Leiter der Sächsischen Volkszeftuna >si, und der. wie ick berichten kan», un bedingt zenirumstreu ist. Netzer die Mitarbeit des Herrn Abg. Heßlein an der Sächsischen VolkS.zeituiig auch nach dieser Zeit sind Sie ans der Zeitung unterrichtet. Im übrigen ist das Parteilichen ruüig beelause». Die Tätigkeit der Ortsgruppen war eine sehr rege und eS muß be sonders auch bervorgehobeu werden, daß unser Generalsekretär sich bemüht hat, diese reae Tätigkeit zu gestalte» und eö ist Ihnen bekannt, es gibt wohl kaum eine Ortsgruppe im Laude, in der er nicht mindestetis einmal im Jahre gewesen ist. (Bravo!) Aber auch andere Parteifreunde haben sich in sehr reger Weise beteiligt an der Belehrung und volilftchen Information unserer Mirglieder. Von dieser Stelle aus unser herzlichster Dank! Nun zu einer traurige» Begebenheit des letzten Viertel jahres. Von iraendwelcher unveranlwortlicher Seite sind um die Mitte Februar Nachrichten in die Oesiemlichkeit und in die Nicht- zcntrnmspresse gegeben worden, welche von einer Krisis im Sächsischen Zentrum handeln. Es ist Ihnen dfts allen bekannt Unsere heutige Nummer umfaßt 4 Seiten Taqesschau Der Matin schreibt: Ter letzte Sonntag stand im Zeichen dcS Rückzuges Llotzd Georges. Die französische Politik habe de» ersten Sieg errungen, den Sowjets bleibe die Wnhl zwischen der Annahme der Bestimmungen von Ennnes oder ihrer Abreise. Deutschland und Rußland halten alle Aussicht verloren, eine politische Rolle zu spielen. Gegen die Beschlagnahme der Kircheuschätz« durch die Towjrtrcgicrnng nimmt das gläubige russische Volk immer mehr entschiedene Stellung ein, mancherorts lagern Tausende »m dte Kirchen, um das kirchliche Besitztum zu verteidigen. Auf die Behauptung dcS französischen Ministerpräsidenten Poincarö über eine angebliche militärische Ausbildung der batte- rischen Schupo und einer Aufstellung von »ichtgenehmigtcn drei Kompanien Skiabteilungen erklärt die amtliche bavcrische Stelle diese Nachricht als von Anfang bis zu Ende erfunden. Die Antwortnote der deutschen Negierung an die Nepara- tioiiskommistion ist in Paris ringetroffen und wurde am Montag abend veröffentlicht. Die Autonomie Oberschlesiens Von Nlihka, M. d. R. Die durch die Ueberschrift bezeichnet,: Frage weckt das größte Interesse nicht nur innerhalb Oberschlesiens, sondern im ganzen Deutschen Reiche, ja über die Grenzen desselben bi »aus. Sic ist nicht bloß von hoher innerpolitischer Bedeutung, sondern auch von außenpolitischer. DaS Interesse wächst und wird immer tätiger, je näher di« Stunde der Entscheidung über diese Frage rückt. Die Hauptinteressenten haben bereits Stellung genommen und der Aufmarsch der am Kampf um die Staats form Obersckie» sienS nächst Beteiligten hat begonnen. Wo steht nun die ober schlesische Zentrumsl>artei, die fr-vgloS von allen Parteien in Oberschlcsien die stärkste Gefolgschaft hat? Des öfteren und neuerdings wieder auf der VertranenSmämierversamnilung in Neustadt O.-S. am 27. März dieses IahreS hat die Zen:r»mr- I-artei Oberschlesiens klar und entschieden erklärt, daß >ic sich der der Abstimmung über die Frage, ob Oberschlesien ein se vständi» gcS Land, ein Gliedstaat in» Anschluß an das Reich werden soll, für die Autonomie einsehe» wird. Für dies« seine Stellungnahme bat es di« gewichtigsten Gründe, die auch diejenigen würdigen müssen, welche gegen' die Autonomie sind. Im Kampfe um die Staatsform Oberschlesiens steht da» Vertraue» der Bevölkerung zur Zentrumsparteft ja zum Deutsch tum ükcrbaiipt auf dem Spiele. Als im Abst'unuungskamof. in me chem die Bevölkerung zu wählen hatte, ob !ft ! e: Deutschland verbleiben oder sich Polen anschließen wollte, die polnische Pro. iumanda mit größtem Erfolg die Oberschkesier damit schreckte, sie würden bei einem Entscheid für Deutschland unter das verhaßte preußisch» Joch zurückkelsren. da legten wie den größten Nach- druck darauf, dem Volke sagen zu können, daß ihm der Weg zum autruomen Staate offen stehe und daß wir ihnen zur "rreichung -essellen behilflich sein würden. Alles, was zur Förderung die» seS Zieles geschehen ist, erfolgt auf Betreiben des Zentrums. Unsere Partei war zur Trägerin dieser Fsee geworden. Da- nit iß ibr auch der Weg vorgeschrieben, den sie fttzl zn gehen Lar Eft" Schwenkung würde uns das ganze Ver,rau?» des VelkcS 'osten. Unsere Haltung in der Antonomle'rcr,« war von An» ang an eingegeiben von dem Bestreben, Oberftch eiftn beim Deik- scheu Rciche festzuhalten. Wir wurden in dieser Haltung auch >on den anderen deutschgcrichteten Kreisen erin ift rt und gestützt. Wenn diese Kreise auch nicht so klare und entschiedene Verspre- hunfeu gemacht habe», nne wir, so hat man doch den Autono me! rstrebnngen offensichtliches Wohlwollen geze'gt. Auch tte übrigen Parteien mögen sich darüber nicht tä iich:»: Gegnerkchajt tezcu die Autonomie würde mich ihnen -As Unebrlichkeit nur tztortlruch auSgelcgt werden und dem Deutschtum im oberichte. npche.r Volke unberechenbaren Schaden zufüge». Man mente mcht ein Ol>erschlesien sei durch en Genfer Sornch geteilt, cs lei nur ein Teil bei Deutschland verbli'.b!», die VoranSsehmrge', sür die Gewährung der Autonomie seien verändert, darum sei man nichr mehr an da- gegebene Versprechen m>bunden. Diese Deduktion wird nickt ernst genommen, schützt nicht vor dem Vor wurf deS Wortbruchs. Wenn vollends das oberschlesische Zentruni. dem es ge- knnaen ist, im Abstimmungskampf einen großen Teil der ober- schlesischen polnisch sprechenden Bevölkerung an unserer Teste zu halten und in neuer Zeit weitere Kreise zurückzugewinnen, m der Autonomiefrage das Volk enttäuschen würde, dann würde es säst die gesamte polnisch sprechende Bevölkerung in die Arme der ,'olnischcn Partei treiben, welche für die Autonomie mit aller Entschiedenheit eintritt. Damit wären diele Kreise der Bcvöl- 'erunq aber auch dem deutschen Neichsgedanken verloren, verloren snr immer. Und der Verlust ist nicht zu unterschätzen, denn wir haben in dem uns verbliebenen Teile noch immer über 600 000 wlnisch sprechende Oberschlesier. In das denkbar ungünstigste Licht seht sich auch die preu ßische Negierung, wenn sie ietzt gegen die Autonomie agitiert. ES war darum ein Fehler schwerster Art. daß Mftiistervräsident Brauns in seiner bekannten Rede auf der Breslauer Messe so chroff aegen die Autonomie Stellung oenommen hat. Der preu ßische Staat hätte in Anbetracht der schweren und vielen Fehler, ie er an der oberschlesiscken Bebölkcriina begangen hat. alle Ver- inlassung, sich um das Vertrauen desselben zu bemühen. Was w aber jetzt tut. ist anaetan. den lebten Rest des Vertrauens zu erlieren. Demgegenüber wird unser« Partei ehrlich und un entwegt den einmal eingeschlagenen Weg weitergehen, um daS Vertrauen zur Partei und zu all denen, di« im AbsiimmuugS» kämpfe zum Verbleiben beim Deutschen Reiche geraten haben, zu retten Das Eintreten für die Autonomie sind wir unserem Inter esse an der glückliche» Zukunft des oberschlesischen Volkes schuldig. Auf Grund unserer Erfahrungen in der Vergangenheit und Gegenwart vermögen wir nicht z» Holsen, daß die an der ober schlesischen Bevölkerung begangenen Fehler nicht iviederkehren. Es ist manches anders acwovden. Doch geschah dies nicht in dem Umfange und in dem Tempo, daß mau zur preußischen Negie rung Vertrauen haben könnte. Dazu kommt, daß weite Kreise des oberschlesischen Volkes, auch wenn dies oder jenes besser wird, das Mißtraue», die Abneigung gegenüber Preußen nicht über winden können. Diese Gefühle sind zu tief eingewurzelt. Sie mögen berechtigt sein oder nicht, jedenfalls sind sie vorhanden und muß mit ihnen gerechnet werden. Möge sich Preußen nicht verleiten lasten, einen Druck auf die Bevölkerung auözuüben. um die Autonomie Oberschlesiens zu Verbindern cder gar im Terror zu arbeiten. Die Anfänge davon sind leider schon zu fühle». Mau denke an die Rede deS Ministervräsidenten Braun, man be obachte die Beeinfliistunae» niederer Beamte» durch höhere, man verfolge in'ensiv die Provaganda geoen die Autonomie, die von der Bevölkerung schon bentc als ein Unternehmen der preußischen Regierung crufoefaßt wird. Woher sonst, — fragt man sich — soll daS Geld für die Agitation, kür die Bureaus, für die AuioS Herkommen, die im Diensie der Aiiticiiitonomievrovanaiida stehen. Würde auf diese Weise die Autonomie verhindert werden, dann wäre dies ein BbrrhiiSsieg schlimmster Art. Die oberschleiische Bevölkerung würde sich um die Ersülluno ihrer Wünsche durch Preußen bekrönen suhlen und mit neuem Mißtrauen, mit Unmut unter die Regier»»» VrenßcnS zurüctkehren und der Bode» ftir eine polu'kchc Jr«edenta wäre o"ls beste wu'hereftet. D'? letz'en Dinoe würden äraer werde,, „ls die ersten. Wenn Preußen durchaus Priwagauda treiben will, dann ersuch' es die berech tigten Wünsche deS oberschlesischen Volkes. Die von Preußen gemachte» Fehler würden sich nicht tzchß in unheilvoller Weise an, oh^rli-Ksesisch«,, BM?« auSwirke». ländern ^' b im VerlsiVlnis Oberschlesiens zinn Reich«. Es würde von uem das vereitelt werden, was wir als oberste? Ziel erstrebten, die oberlchlesische Bevölkerung auch innerlich ftir du? Deutlch« Reick' zu aewinuen und zu bewirken, daß diele'be, wen» wieder einmal eine Volks abstimmung staftfti-den sovc«, sich wie ein Mann für das Ver bleiben bei Deutschland erklären. Durch die Gewährung der Autonomie a» das deukichblei- bende Oberschlesie» würde den Deut'chen im polnisch werdenden Oberschlelicn ein »nlchätzbarer Dienst erwiesen werden. ES un- terlleat keinem Zweifel, daß die Law unserer ob.wlchlesischcu Landsleute in Bolen »'elentlich erleichtert werden.würde, wenn die Pole» z»salleiiden Teile Oberschlesie» zuaedacklle Autonomie 'Wotewodschaft) zustande käme. Die chauvinistische Tendenz Warschaus würde dadurch erheblich geschwächt werde». Diese Autonomie sür Vosni'sch-Oberschlesie» würde aber in Frage ge- stellt oder wesentlich beschränkt werden, wenn der deiitschbleibende Teil die Autonomie nicht erhallen würde. Im allgemeinen be achte mau, daß sich die Lage der Deutschen iv Polnisch-Lbe» schtesien iveseutlich danach richten wird, wie das polnisch sprechende Volk in Dentsctzober'chlesieri behandelt werden wird. N»d haben wir nicht alle Ilwache, unseren so hart betroffenen Landsleuten mit allen Mitteln zur ftilse zu kommen? Es wäre überlxnlpt zu wünschen, daß man sür das beNagenswerie Schicksal unserer VolkSgenosten in den an Polen fallenden Gebieten mehr Per» suftiduie chaben würde, als inan bisher bewiesen bat. 'Bei alle« dcni wissen wir die Bedenken geaen ein autonomes Ober'chlesien durchaus zu würdigen. Wir übersehe» nicht, daß durch den Genfer Spruch ein erheblicher Teil Oberschlesiens an Polen ver loren gegangen ist; es sind »ns mit de» Oberi'chlesierii im Nicht« abstimmungsgebiet 1 300 0«u> Seelen geblieben. Indes das Ge biet ist immer noch groß genug zur Errichtung eines Gliedstaates. Es ist so groß wie Hesse» und siebt unter den deuiscben Glied staaten au ö. Stelle. Wir berkeunen nicht, daß die Errichtung und Unterhaltung eine? eigene» Landes nielir kosten würde als -ine P- z, wenn gleich die bisher veröiientücbten Summen übertriebe., sind. Wir sind an der Arbeit, die betreffenden Zablen zu prüft» und einen ganz objektiv gehaltenen Etat auszuitell.ui. Wir wollen hierbei ehrlich und offen zu Werke gebe». Wie dem aocki sei. mir sind überzeugt, daß die entstehenden Lasten bei äußerster Sparsamkeit und Bescheidenheit erträglich sein werden. Opicr wüsten freilich gebracht werde», wenn es gilt, ein so Hobes Z,el zu erreichen, wie es »ur bei der Ncuaestaltuug Oberschlesiens vorsckiwebk, wen» es sich darum bandelt, einem Volke, das so viel geduldet bat wie das obersch'eiische, den Friede» zu bringen und die ReichSsreudig- keit in weiten Kreisen zu wecken und zu erhalten. DaS Bedenken, ein autonomes Overichlesieu würde der Voloiiisaiiou verfallen, vermögen wir »ich: zu teilen. Daacgen sprechen ja schon die nackten Zahlen. Di? Overschleiier mit nur deutscher Muttersprache bilden die Majorität und von den Otz r- schlesiel» mit polnischer Muttersprache ist nur ein geringer Bruch teil polni'ch gesinnt. Damit fällt auch das Bedenken, ein auto nomes Oberschlesien würde» dem aroßvoliiiickien Ansturm von Oste» nicht standhaltcu können. DaS Gegenteil ist der Fall. Wenn wir die oherschlesische Bevölkerung innerlich gewinnen, ihnen eine verständnisvolle »»d gereckte Betzandlung angedeiben laßen, dann errichten wir den ein ft,i leiten Wall gegen alle Los- reißiiiigsbestrehniigen. Der inil'täriscl'e Schutz der Grenze ober wird einem anioiwme» Oberschlesien in demselbe» Mane zuteil, wie einer preußischen Provinz, da der iniütorische Schutz der Grenzen ReichSsache ist. Bei unserem Eintreten für die Autonomie gebt es uns nicht darum, ein eigenes Land Oherschlcsieii zu besitzen, leiten u»S par« teikiilaristische, separatistisch»« Beweggründe. Wir wollen durch die Autonomie lediglich die Erfüllung der hereebtiaten Wünsche des ober'chlesisclie» Volkes sicherstelle», wollen die Wiederkehr de» batakistischen SvstcmS, das die Mitschuld an dem Verlust eine» Teiles Obcrschlcsiens trägt, verhüten, wollen den Anschluß an das Reich enger und fester gestalten.