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Erzgebirgtscher Volkssreund. Tage-unv Ämtsklatt für die GerichtSümter Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwärzender, und Wildenfels-, sowie für die Stadträrhe Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Nenstädtel, Schwar zenberg, Wildenfels und Zwönitz. «r.!Mittwoch, den 15, März/ PrriS vietteljäbrlich 15 Rgr. — Jnüraten-Annabme für die am Abend erscheinende Rnmmer bi« Vormittaq« 11 Ubr Tagesgefehichte Der Akationalverein und feine Sendboten. In den erstem Taxien dieses Monats hat eS der Nationalver ein für gerathen gehalten, einen Sendboten herein in unser Sach senland zu schicken, um als Dolkärcdner in den größeren Städten Sachsens aufzutreten und ganz ausdrücklich zum Beitritt in den Nationalverein aufzufordern. Der Sendbote war der bekannte Adv. Metz aus Darmstadt; jedenfalls ein Mann von tüchtigen Kennt nissen und guter Volksredner. Aufgetreten ist er unseres Wissens al» Redner in besonders dazu veranstalteten Volksversammlungen zu Leipzig, Dresden, Glauchau, Zwickau und Crimmitschau. Als Thema seiner Vorträge war in jeder Stadt bei der öffentlichen An kündigung seines Auftretens ausdrücklich angegeben: „Vaterländische Angelegenheiten." Und wie hat sich Herr Metz seine- Themas entledigt? Er hat, so viel wir gelesen, in beredter Weise die jetzigen zerrissenen poli tischen Verhältnisse Deutschlands geschildert und dann — mit vieler Wärme znm Eintritt i» den Nationalverein aufgefordert, weil nur vom Nationalverein aus das wahre politische Heil über Deutschland aus- und aufgehen könne- und sobald der Nationalverein 300,000 Mitglieder zähle, sei — ein einiges Deutschland fertig, sei... . Deutschland gerettet! Jetzt freilich zähle der Verein erst 30,000 Mitglieder (es fehlt also blos noch die Kleinigkeit von 270,00Y. Mitglieder)! — Wie viel in Summa Herr Metz in Sachsen jetzt neue Mitglieder gewonnen hat, vermögen wir nicht anzugeben. Viel können es ganz bestimmt nicht sein, schon aus dem Grunde nicht sein, weil man die Lärmtrommel nicht gerührt hat; denn wäre nur eine einigermaßen nennenswerthc Anzahl in den fünf volkreichen Städten beigetreten, gewiß man würde von nationalvereinlicher Seite viel Aufhebens davon machen. Also über „vaterländische Angelegenheiten" wollte Herr Metz bei seinem Auftreten sprechen. Doch wir meinen, daß man auch in Sachsen unter den vaterländischen Angelegenheiten etwas Anderes versteht als eine Aufforderung, dem Nationalverein beizntreten, ja daß man es geradezu als etwas anmaßend bezeichnen wird, diese persönliche Werbung und Agitation in die Form einer vaterländischen Bedeutung zu hüllen, und darum über die Fragen der Gegenwart hinwegzuschlüpfen, weil das Programm des Nationalvereins eine gründliche und unbefangene Discusston derselben nicht verträgt. Herr Metz und Genossen wünschen, so sehr sie es auch zu ver bergen suchen, die Herzogthümer in das Verhältniß der Union zu Preußen zu bringen, nm so zu dem Anfang zu dem beliebten „Klein deutschland" zu gelange», das „doch besser sei als gar kein Deutsch land." Ganz abgesehen davon, daß wir diesen sichern Weg zur Zerreißung und Schwächung Deutschlands an sich für verwerflich halten, möchten wir fragen: Ist es Herrn Metz gleich, auf welchem Wege, durch welche Mittel das Ideal der Gothaner verwirklicht werden soll? Ist es nicht die schreiendste Jncousequenz, wenn man in demselben Athen, und mit allem Pathos das Recht der Selbst bestimmung der Völker predigt und die Schleswig-Holsteiner gegen ihren entschieden ausgesprochenen Willen unter die preußische Pickel haube zwingen lassen will? Ist es nicht ein Hohn auf den gesunden Menschenverstand, wenn man heute in und mit dem Berliner Ab geordnetenhause Protest dagegen erhebt, daß das Recht zur Magd der Politik herabgewürdigt werde, während man morgen die Augen verschließt, wenn das sonnenklare Recht der Herzogthümer mit Füßen getreten werden soll aus politischem Interesse? Wem die „vaterlän dischen Angelegenheiten" wahrhaft am Herzen liegen, der vertuscht solche Thatsacheu nicht, der gibt der Wahrheit laut und offen dis Ehre. Herr Metz und Genossen wollen eine Stärkung Preußen», weil eine solche (angeblich) zugleich eine Stärkung Deutschlands sel. Ist das nicht eine pure Unwahrheit? Die Verfassung des deutschen Bun des soll und must einer Reform unterworfen werden. Wer hindert denn aber diese Reform? Preußen hauptsächlich ist e»,.«eil es von seiner Souveränetät nicht ein Fünkchen zu Gunsten de» Ganzen opfern will. Diejenige Partei, welche die einseitige Stärkung Preu ßens fördert, arbeitet zugleich dafür, daß eine Verbesserung unserer Bundesverfassung zur Unmöglichkeit wird, weil das gestärkte Preu ßen noch weit weniger zu Concesstonen geneigt sein dürste, als das Preußen in dem Stande seiner gegenwärtigen Machtverhältniffe. Ist es „national", auf solche ^Bahnen zu verlocken, ist es ehrlich, solche Gefahren zu verschweigen? Nun aber noch ei» Hmrptpunkt! Herr Metz hat i» seiner Rede, die er in der Volksversammlung zn Dresden gehalten hat, wörtlich gesagt: „Vor alle» Dingen handelt es sich dämm, die Preußen recht deutsch zu machen, und das eben ist das Ziel und das Streben des Nationalvereins." Auf diesen Satz antworten wir: Wenn es das Wollen des Natio nalvereins ist, „dw Preußen recht deutsch" zu machen, weshalb schickt denn dann der Nationalverein seine Sendboten nicht vorzugs weise nach Preußen? Wie sollen die „Preuße» recht deutsch wer den", wenn ihnen, d. h. den Preußen selbst, nicht recht deutsch ins Herz und iu die Seele geredet wird? Würde deshalb Herr Metz nicht ein wahrhaft gutes Werk thun, wenn er sich nun anch als Apostel nach Preußen aufmachte, um die Preußen „recht deutsch zu macheu." Das würde zugleich eine würdigere Aufgabe für Ehrgeiz und ,,Beredsamkeit" sein, als in Sachsen einige hundert Mitglieder für den Nationalverein zu bereden und z» erobern, wo man zwar nicht preußisch, aber doch „gut deutsch" gesinnt ist. Deutschland. Berlin, 9. März. Die officiösen Zeitungen schweigen noch über die „österreichische Antwort", es läßt sich aber aus den Berichte» der auswärtige» Blätter zlir Genüge ersehen, daß- sie den Erwar tungen, welche man von ihr gehegt, nicht entspricht. Sic mißbil ligt zwar die preußischen Forderungen, stellt ihnen aber keine anke ren entgegen. Sie leistet passiven Widerstand und wird dadurch Herrn v. Bismarck ermuthigen, auf dem von ihn, betretenen Wege fortzufahren. Hat er es doch schon dahin gebracht, daß sich ein Theil der nationalen Partei in Schleswig dafür ansspricht, daß Preußen die volle Militärhoheit zu Wasser und zu Lande, die dip lomatische Vertretung und die handelspolitische Führnng erhält. Was bleibt dem Lande aber noch an Selbstständigkeit, wenn der König von Preußen dessen Kriegsherr wird und Lie Bevölkerung preußische Uniformen anziehen muß? Dann kann der Herzog Fried rich nichts Besseres thun, als sich frühzeitig zum Vasallen Preußens anzubieten, denn seine Herzogskrone ist weniger werth als die preu ßische Statthalterschaft. Die Oberhoheit über die Herzogthümer wird Preußen allem Anscheine nach erreichen. Dann gibt cs aber noch ein zweites Hemmniß für Herrn v. Bismarck, das er nicht so leicht überschreiten wird, wie das erste: die Verfassung der Herzog thümer. An ihr kann er sich sehr leicht den Kopf zerstoßen, den» ihr verfassungsmäßiges Recht werden sich die Schleswig-Holsteiner nicht nehmen lassen und ihr Kampf wird mit dem des preußischen Volkes zusammenfallen. Berlin, 12. März, Aus mittelstaatlichen Kreisen verlau tet, die Mittelstaaten wollten in einem Anträge bei dem Bunde über die Intentionen Preußens und Oesterreichs Erkundigung ein ziehen. Darüber soll zwischen Baiern und anderen Regierungen verhandelt werden. Köln, 9. März. In diesem Jahre ist ein halbes Jahrhundert verflossen, d aß die Rheinprovinz Preußens einverlcibt wurde, und da dieses Ereigniß durch ein Jubiläum gefeiert werden soll, wurde von der städtischen Verwaltung der Antrag gestellt, es »löge die Stadt