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Dresdner Journal : 19.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189608199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-19
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 19.08.1896
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Erscheine»: Täglich mit Au-nahme der Koan und Feiertage abend«. Kernspr -Anschluß: Nr1LS5. vei»,«pret«. Aitr Dresden vitNeyLhrllch 2 Mart 50 Pf, bei den Kaiser- lich deutschen Postanstallen vierteljährlich «Mart; außer halb de« Deutschen Reiche« Paß- und Stempelzuschlag Einzelne Nummern: tv Ps Dresdner M Äonrnal. «»kündlgnugSgebützren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner «chnft 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile so Ps Bei Tabellen- und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr Anschluß: Nr 12S5. 182. 188« Mittwoch, den 19. Anflust, abends. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat September werden zum Preise von 85 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für a«s- mrts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 1 M. Löuigl. Lrpe-itiou des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 15. August. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Bäcker meister Friedrich Ernst Kurth in Brockwitz bei Meißen für die von ihm am 8. Juni dieses Jahres nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung eines 10jährigen Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Elbe die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. WeKannLrnachung. Die Prüfungskommissionen für Ärzte, Zahnärzte und Apotheker sind für das Prüfungsjahr 1896 07 nach erfolgtem Einvernehmen und im Einverständnisse mit dem Ministerium des Innern, wie folgt, bestimmt worden: I. Für die ärztliche Vorprüfung: Vorsitzender: der Dekan der medizinischen Fakultät, Geheimer Medizinalrat Professor l)r. Sattler Mitglieder: die Professoren Geheimer Rat vr Leuckart, Geheimer Hofrat Vr. Wiedemann Geheimer Medizinalrat vr. His, Geheimer Hof rat vr. Wislicenus, Geheimer Hofrat vr. Pfeffer, vr. Ostwald und Geheimer Medizinal rat vr. Hering. II. Für die ärztliche Prüfung: Vorsitzender: Geheimer Medizinalrat Professor vr. His- Stellvertretender Vorsitzender: Geheimer Medizinalrat Professor vr. Hofmann. Mitglieder: die Professoren Geheimer Medizinalrat vr. Böhm, Geheimer Medizinalrat Vr. Birch- Hirschfeld, Geheimer Medizinalrat Vr. Hoff mann, Geheimer Medizinalrat vr. Zweifel, Geheimer Medizinalrat vr. Curschmann, Ge Heimer Medizinalrat Vr. Sattler, Geheimer Medizinalrat Vr. Trendelenburg, Geheimer Medizinalrat vr. Hering nnd Medizinalrat Vr. Hennig. III. Für die zahnärztliche Prüfung: Ler praktische Zahnarzt und Direktor des zahnärzt lichen Instituts, Professor vr. Hesse als Bei geordneter der ärztlichen Prüfungs-Kommission. IV. Für die Prüfung der Apotheker: Vorsitzender: Geheimer Hofrat Professor vr. Pfeffer. Mitglieder: die Professoren Geheimer Hofrat vr. Wiedemann, Geheimer Medizinalrat Vr Böhm, Geheimer Hofrat vr Wislicenus, vr. Ost wald und der Apotheker vr. Lößner in Leipzig. Dresden, am 11. August 1896. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, v. Seydewitz. Hausmann. Ersenuoußt«, Versetzungen re. im öffentliche« Dienste. Departement der Finanzen Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern. Befördert: der ZollsckretSr v. Abendroth zum Obergrenzkoniroleur in Eibenstock — Versetzt: der Lbergrenzlontroleur Nötzold in Eibenstock al« Zollsekrctär nach Dresden — Gestorben, der Steueraufseher Meyer in Neustadt i. S. Bei der Postverwaltung ist ernannt worden: Gott fried Oskar Paul Crucius, zeither Postassiitent in Weißenfer bei Berlin, als Postafsistent im Bezirke der Kaiserlichen Ober Posidirektion zu Leipzig Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: Eine stänbige Lchrerftelle in Nirderyaßlau. «ollator: Der Gemeinderat daselbst. Einkommen: 1000 M Gehalt und freie Wohnung oder 150 M. WohnungSgeld Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher PrüsungS und Amts führungSzeugnisse bis zum 4. September bei dem Gemeinderat in Niederhatzlau einzureichen Im tScschSftsbcretche des evangelisch-lutherischen LanSesconsiftariums sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt: das Diaconat zu Rötha (Borna) — kl. I — Collator: Kammerherr Freiherr von Friesen aus Rötha, da- Pfarramt zu Oberfrohna ^Chemnitz II) — kl. III (A) — Collator: das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium, da- Pfarramt der Trinitatiskirche in Dresden (Dresden I) — kl. VI (v) — Collator: der Stadlrath zu Dresden, bas Diaconat zu Radeberg mit dem Pfarramt Schönborn — Kl. I — Collator für diesmal: der Stadt,ath zu Radeberg, da- Archi- diaconat an St. Marien in Zwickau (Ephoralort) — Kl.V(v) — Collator: der Stadlrath zu Zwickau, das Pfarramt zu Burgstädt (Rochlitz) - Kl. VIII (II) — Collator: Se Erlaucht Gras Clemens von Schönburg-Hinterglauchau-Rochsburg Hierüber ist zu besetzen: das neubegründete Pfarramt zu Hoyenfichte (Chemnitz II) — Kl. Ill (A) — Collator: das evangelisch-lutherische Landcskonsiftorium Dagegen wurden angestellt, beziehentlich befördert: Georg Christian Seydel, Predigtamtscandidat, als Hilss- geistlicher an St Michaelis in Chemnitz Altchemn-Y (Chemnitz I), Karl Felix Hempel, 3. Anstaltsgeistlichcr in Waldheim, als Pfarrer der Landesanstalt Sonnenstein, Karl Rudolf Vogel, Pfarrer in Rüdigsdorf, al- Pfarrer in Nassau (Dippoldiswalde), Georg Gustav Säring, Diaconatsvicar an St. Michael in Bautzen, ais Diaconus daselbst (Oberlausitz). Nichtamtlicher Teil. Italien und ^beHynien. Auf das gegenwärtige Verhältnis dieser beiden Mächte, den Stund der Friedensverhandlungen und das Schicksal der italienischen Gefangenen in Schoa werfen zwei Interviews, welche die letzten Tage ge bracht haben, ein ziemlich klares Licht Zunächst hat der römische Berichterstatter der „Stampa" einen einflußreichen Politiker über dessen Kenntnis und Auffassung der Dinge befragt, und seine Darlegungen stimmen mit den Thatsachenmeldungen der letzten Wochen — zu unterscheiden von diesen sind Börsen- und Alarmnachrichten — nach allen Richtungen hin überein. „Ich kann Ihnen versichern, daß Menelik die Gefangenen schwerlich an den Zaren oder an den Papst ausliefern wird, wohl aber an Italien." „Und unter welchen Bedingungen", war die Frage des Berichterstatters, „weshalb hat er es noch nicht gethan?" „Die Bedingungen der Rück lieferung sind Gegenstand einer Meinungsverschieden heit. Es handelt sich nicht um die Geldfrage; Menelik weiß, daß ein Handelsgeschäft mit den Gefangenen jetzt, wo seine Kassen erschöpft sind, allerdings von Vorieil sein, daß es aber seiner internationalen Stellung und seinem Staat nichts Helsen würde Der Beherrscher Äthiopiens legt das höchste Gewicht dar auf, sein Land in der Geltung Europas zu heben, er ist sich bewußt, daß ein Verkauf der Gefangenen in Europa einen sehr schlechten Eindruck machen und daß man überall sagen würde, von dem gekrönten Sklaven jäger wäre ja nichts anderes zu erwarten gewesen. Menelik will, daß der Schluß dieses Dramas möglichst großartig vor sich gehe, innerlich und äußerlich auf der Höhe der vorangegangenen Ereignisse stehe. Mit einem Wort, er will einen von unserem Monarchen, von den in Frage kommenden Ministern unterzeichneten Fnedensvertrag. Derselbe müßte folgende Bestimm ungen enthalten: den Italienern würde die Mareb- Belesa Grenze zugesichert, ein für uns vorteilhafter Handelsvertrag würde abgeschlossen, die Märkte des inneren Abessynien dem italienischen Handel ge öffnet werden. Italicn würde auf jede weitere Ge bietsausdehnung verzichten und die vollkommene Unabhängigkeit Abessyniens anerkennen. Diese Be dingungen sind keine drückenden, sie unterscheiden sich nicht viel von den Erklärungen, die die Regierung in dieser Frage im März dieses Jahres im Parlament abgegeben hat. Aber in der verlangten feierlichen Form des Friedensabschlusses liegt für die Regierung, die natürlich auf dem entgegengesetzten Standpunkte wie der Meneliks steht, ein Hindernis. Wenn man seine Forderungen annimmt, würde man ja mit dem Könige von Schoa als mit einem gleich stehenden Herrscher, würde man „von Macht zu Macht" unterhandeln. Die Erinnerungen an Adna sind aber noch zu frisch und zu schmerzlich, als daß ein solcher Schritt nicht zu vielen Bedenken Veranlassung gäbe Es wäre das erste Mal, daß eine besiegte europäische Macht einen Friedens vertrag mit einem afrikanischen Herrscher abschlösse. Da liegen die Schwierigkeiten, die, wie Sie sehen, nur formaler aber doch recht ernsthafter Natur sind. Vorläufig hält Menelik die Gefangenen zurück und wird sie weder an den Papst, noch an Rußland, noch an Frankreich ausliefern. Er weiß zu gut, daß wenn diese Frage erledigt wäre, Italien die Erledig ung der anderen Streitfragen nck c-ulonckus ^rrweun vertagen, auf die Zeit, auf unvorzusehende Ereignisse rechne» würde. Aber mit dem Stachel im Herzen, daß unsere Landsleute in Abessynien schmachten, müsse» wir das Problem zu lösen suchen, natürlich ohne das Interesse und die Würde Italiens außer acht zu lassen . . Der Antwort auf die Fragen: „In welchem Stadium befinden sich die Bcrhand lungen?" und „Was wird aus den Gefangenen, wenn jene zu keinem Abschluß geführt werden?" wich der Gewährsmann der „Stampa" aus. a,Seinen Ausführungen seien die Auslassungen deS Kapitän Leontiefs, der wie der Schweizer Jlg, der Franzose Clochette als der russische Vertrauensmann des Negus gelten kann, gegenübergestellt Sein aben teuerndes Lebe» hat ihn jetzt nach Marseille geführt und nach seiner Ankunft hat ein Berichterstatter des „Figaro" ihn ausgefragt Leontiefs glaubt nicht an ein Wiedererwachen des Krieges. Uebercinstimmend mit der Anscdauuug des „Stampa"-Politikers meint auch er, daß Menelik in den Gefangenen die einzige Bürgschaft dafür sieht, daß Italien die Frage des Friedensschlusses nicht verschleppe. Die Gefangenen würden von Menelik nicht schlecht behandelt, aber sie litten an Kleidung und an Geld not und auch die Ungewißheit ihrer Zukunft laste schwer auf ihnen; leide' thue ja die italienische Regierung, trotz der entgegen kommenden Haltung Meneliks, in dieser Hinsicht wenig, um das Los der Gefangenen zu erleichtern. Di? Aussichten eines gedeihlichen Abschlusses der Friedens verhandlungen würden durch die Persönlichkeit des italienischen Unterhändlers, des Stabsarztes vr. Nerazzini, herabgemindcrt. Nicht, daß diesem diplo matisches Geschick abzusprechen wäre, aber der Negus verlange — auch hierin begegnet sich Leontiefs mit dem Gewährsmann der Stampa — als Vertreter Italiens eine hochgestellte Persönlichkeit, einen General, einen beglaubigten Diplomaten. Für die Eitelkeitssucht abessynischer Herrscher, die Augen Europas auf sich zu lenken und die An ¬ erkennung ihrer Dynastie zu erlangen, hätte Leontiefs einen geschichtlichen Beleg anführen können. Der englisch abessynische Krieg der Jahre 1867/68 entstand, weil die Königin von England einen von NeguS Theodorus an sie gerichteten Brief unbeant wortet ließ und weil der darüber empörte Negus erst den englischen Konsul und dann drei englische Ge sandte gefangen setze» ließ. Der von Leontiefs gegen die italienische Regierung erhobene Vorwurf der Un thätigkeit in Bezug auf die materielle Unterstützung der Gefangenen ist nicht ganz unberechtigt. Auf den Erfolg von Privatunternchmungen dürfte man sich nicht verlasse», und in dem gefangenen General Albertone, in Handelshäusern wie Bienenfeld u. Co. in Zeila hätte »ran Vermittler, um bestimmte Summen zur Ver teilung an die Gefangenen gelangen zu lassen. Der Versuch mußte selbst dann gemacht werden, wenn das Schicksal von einigen hunderttausend Francs nicht ganz sicher war. Es berührt peinlich, wenn jetzt (allerdings nicht der auswärtigen Presse) gemeldet wird, daß General Albertone, der verschiedentlich mit dem Mutterlande in Verbindung getreten ist, von der Königin Ta'itu für sich und seine Mitgefangenen eine Geldspende erhalte» hat. Wenn Leontiefs, der sich bei der Uebersührung der fünfzig von Menelik freigelassenen Gefangene» nach Djibuti und ihrer Uebergabe an Nerazzini übri gens durchaus korrekt und gentlemanlike benommen hat, zum Schluß ousführt, daß Europa sich nach dem Ausgang des italienisch abessynische» Krieges daran gewöhnen müsse, in Abessynien ein achtunggebietendes Staatengebilde, eine Macht zu sehen, deren Empor kommen das Schwergewicht der politischen Bedeutung Afrikas nach Nordosten verschoben habe, so liegt seinen Darlegungen etwas Wahres zu Grunde. Wir glauben, daß Italien srüher oder später, so schwer es ihm auch werden mag, die Schlußfolgerungen daraus auch in formeller Beziehung wird zieben müssen, wie es sie inhaltlich ja längst gezogen hat. Ilbcr den gegenwärtigen Stan der kretischen Frage orientiert folgende Auslassung der „Köln. Ztg": Es war vorauszusehen, daß die Sendung Zichni Paschas als besonderen Kommissars nach Kreta eine jener halben Maßregeln sei» würde, wie sie im bisherigen Verlaufe der kretischen Frage stets von der Pforte angewandt worden sind, um Zeit zu gewinnen und den Schein zu erwecken, daß sie etwas thun wolle. Die Bestimmung, daß Zichni Pascha auf der Grundlage des Vertrages von Haleppa ver handeln solle, eines Vertrages, der längst von de» Aufständischen als unzulänglich bezeichnet worden ist, mußte seine Bemühungen von vornherein mit Un fruchtbarkeit schlagen, ganz abgesehen davon, daß zu „Verhandlungen" zwischen der Pforte und den Äuf ständische» überhaupt keine Zeit mehr ist. Den Ver trag von Haleppa hätten diese schon lange haben können. Sie sind jetzt gut mit allem versehen, was zur Kriegführung nötig ist, auch die östlichen Teile der Insel haben sich ihnen angeschlossen, Griechenland leiht ihnen immer offenkundiger seine Unterstützung, in allen größeren Gefechten tragen sie den Sieg über die türkischen Truppen davon, — wie sollten sie wohl in solcher Lage daran denken, sich mit der Wiedereinführung von Einrichtungen abfindcn zu lassen, die deutlich genug als unzulänglich erkannt sind? Es wird daher niemanden überraschen, daß den „Daily News" gestern aus Kanea gemeldet worden ist, die christlichen Deputierten hätten Zichni erklärt, sie könnten von den schon unterbreiteten Forderungen nicht abgehen. Da die Pforte diese Forderungen gutwillig aber nicht einräumt, so ist die Sache wieder auf dem alten Fleck. Kunst und Wissenschaft. 1 Der Bernstein. (Schluß) Der gesamte Rohbernsteinhandel ist in Königsberg kon zentriert. Dem Aussehen nach unterscheidet man hier hauptsächlich den klaren, durchsichtigen Bernstein, den slohmigen Stein mit wolkigen Trübungen, den nur wenig durchscheinenden Bastard, den ganz undurchsichtigen knochigen Stein, sowie endlich die dunklen, schaumigen und unpoller baren Stücke. Im Werte steht zur Zeit der sogenannte Bastard, und speziell dessen gelbgefärbte Sorte, der „kunst farbige'" Bernstein, am höchsten. In früheren Zeiten hatte aber der „Knochen" den größten Wert; er wurde fast mit Gold ausgewogen und hauptsächlich als ein an geblich sehr wirksames Arzneimittel geschätzt, das beispiels weise noch vom Herzog Albrecht von Preußen als eine fürstliche Gabe an Luther gesandt wurde, als dieser schwer krank daniederlag. Die Verarbeitung des Bernsteins ist ziemlich einfach, wenn man von den eigentlichen Schnitzereien, die oft kleine Kunstwerke darstellen, absieht. Im größeren Betriebe wird nur die Herstellung runder oder facetierter Perlen und Korallcn sowie die Anfertigung von Mundstücken für Tabakspfeifen und Zigarrenspitzen vorgenommen Alle Absallstücke, und deren giebt e« bei der Bernstcinindustrie recht viel, werden in verschiedener Weise technisch ver arbeitet; dasselbe geschieht natürlich auch mit den großen Mengen kleiner und unansehnlicher Bernsteinstücke, die von vornherein als sonst unbrauchbar auSgelesen worden waren. So wird au« einem Teil de« Abfall« Bernsteinsäure dar- gestellt, die in der Medizin allerdings nur noch eine sehr beschränkte Anwendung findet; kleinere Mengen Bernstein werden auch noch zu Räucherpulvern verarbeitet; bei weitem der größte Teil dieser Abfälle wird zur Fabrikation eines ausgezeichneten Bernsteinlackes benutzt Bei dem hohen Werte des Bernsteins und bei der Beschränktheit seines Vorkommens kann es nicht Wunder nehmen, daß man häufig seine Nachahmung und Ver fälschung versucht hat. Das Einfachste war natürlich, andere Harze zu seinem Ersatz heranzuziehen. Indessen bleiben diese fast sämtlich nur wenig politurfähig oder werden im Gebrauch schnell matt und unansehnlich. Auch haben sie den großen Nachteil, schon bei verhältnismäßig sehr niedrigen Temperaturen etwas weich und klebrig zu werden Glas ist bei seiner Härte sofort vom Bernstein zu unterscheiden. Andere in neuester Zeit versuchte Nach ahmungen mittelst Eelluloid rc. sehen zwar ganz bestechend aus, verraten sich aber sofort durch ihren unangenehmen kampferartigen Geruch, den sie beim Warmwerden aus strömen, und sind vielleicht auch als gesundheitsschädlich und feuergefährlich zu betrachten Eine wesentliche Kon kurrenz ist jedenfalls dem echten Bernstein durch derartige Surrogate bisher nicht entstanden Eine Umwälzung der gesamten Bernsteinindustrie mußte erfolgen, sobald es gelang, einzelne kleinere Bern steinstücke zu einem großen Ganzen zusammenzuschmelzen Leider zersetzt sich da» Material, wenn es unter ge wöhnlichen Verhältnissen einer höheren Temperatur aus gesetzt wird Ist indessen jeder Luftzutritt sorgfältig ab geschloffen, so kann man den Bernstein durch vorsichtige Erhitzung auf ungefähr 150 ' klebrig und biegsam machen, eine Eigenschaft, die man zur Herstellung gebogener Zigarrenspitzen seit langer Zeit bereits benutzt hat In neuester Zeit sind vor allem von Königsberg, aber auch von Wien aus größere Gegenstände aus Bernstein, z B Teller u. dergl, in den Handel gebracht worden, die durch ein bisher natürlich geheim gehaltene« Verjähren zusammengeschmolzen sein dürften Der Fachmann kann aber auch sie durch die mikroskopische Untersuchung sofort von gewachsenem Bernstein unterscheiden Zum Schluß sei einiges aus der interessanten Ge schichte des Bernsteinhandess mitgeteilt. Bereits in den ältesten Zeiten der menschlichen Kulturentwickelung ist der Bernstein ein wohlbekanntes und hochgeschätztes Produkt gewesen. Durch einen eigentümlichen Wechsel der Mode geriet dann, wie schon oben erwähnt wurde, der Bernstein fast ganz in Vergessenheit. Während der Blütezeit des klassischen Altertums war er wenig bekannt und beliebt Erst als die römische Weltherrschaft ihre Grenzen immer weiter ausdehnte, kam der Bernstein wieder zu Ehren Es bildeten sich Karawanenstraßen, die von Oberitalien bis zur preußischen Bernstcinküste zu verfolgen sind Für den direkten Verkehr zwischen Rom und der Bernsteinküste spricht auch die Thatsache, daß z. B. TacituS das deutsche Wort glesum, mit welchem die Eingeborenen den Bern stein bezeichneten und das — beiläufig bemerkt — mit dem modernen Worte Glas in Verbindung zu bringen ist, bereits kannte, und daß PliniuS den Bernstein mit Succinum bezeichnet, ein Wort, das zweifel los von der litauischen Bezeichnung für Bern ¬ stein, von Succas, herstammt Jedenfalls war der Bernstein zur Zeit der römischen Kaiserherrschaft trotz seiner relativen Seltenheit und seiner entlegenen Heimat sehr beliebt und in großen Mengen im Handel gewesen Die Völkerwanderung mit ihrer furchtbaren Umwälzung des gesamten Kulturlebens der damaligen Zeit scheint dann den Bernsteinhandel völlig vernichtet zu haben. Nur in der nächsten Umgebung der Ostsee dürfte sich eine ge wiße Vorliebe für das durchsichtige Gold deS Meeres er halten haben Im Beginn unseres Jahrtausends betrachteten die pomerellischen Herzöge den Bernstein bereits al» ein Regal, das heißt sie erklärten den anscheinend herrenlosen Auswurf der See für das natürliche Eigentum des Souverän» und zwangen daher ihre Unterthanen, so weit sie am Strande wohnten, allen an die Küste getriebenen Bernstein zu sammeln und al» Staat«eigentum gegen einen ganz geringen Finderlohn abzuliefern Die Ordensritter dürften, als sie ihren Einzug in Ostpreußen gehalten hatten, zunächst keinen besonderen Wert auf den Bernstein gelegt haben, oder seine jährliche Ausbeute muß eine verhältnis- mäßig geringe gewesen sein Bald jedoch scheint den Rittern das Verständnis für die Verwendbarkeit des Bern steins gewachsen zu sein; sie nahmen von ihren Nachbarn die Anschauungen über das Regal an und hielten sich daher auch bald für berechtigt, dasselbe ganz oder teilweise an andere gegen Entschädigung abzutreten. Später nahmen sie das Monopol wieder selbst in die Hand Als der hanseatische Handel allmählich an Bedeutung verlor, konnten die Bernsteinverkäufe nicht mehr mit den großen Kontoren in Lübeck, Brügge und an anderen Orten in der bis dahin leichten Weise abgeschlossen werden Gleichzeitig hatte aber auch die Ordensherrschaft viel von ihrer Macht verloren und mit der Einführung der Reformation wurde die Nachfrage nach Bernstein, der damals zum größeren Teil zu Rosen kränzen und zu Räucherungen beim katholischen Gottes dienst verwendet worden war, erheblich eingeschränkt Gegen den Willen des Ordens, der es aber nicht mehr zu hindern vermochte, wurden unmittelbar an den Grenzen des Ordensgebiets und unter dem Schutze der pomerellischen und polnischen Regenten Bernstcindrehereien in Stolp, Köslin und in Danzig eröffnet, die durch heimlichen An kauf unterschlagener Fundstücke den Erträgnissen des Regals großen Abbruch thaten und allmählich den gangen Bern steinmarkt beherrschten. Um überhaupt nur den Bernstein verkaufen zu können, mußte man sich nach vielen miß glückten Versuchen dazu bequemen, mit einer großen Danziger KaufmannSsamilie, mit den Köhnen von JaSki, 1533 einen erblichen Kontrakt abzuschließen. Es wurden sieben Strandreiter und je zwei Kammerknechte für jeden der neu errichteten Bezirke angestellt, die auf strengste Be folgung der gesetzlichen Vorschriften über die Einsammlung und Ablieferung de« Bernstein« rc zu wachen hatten Die Ablieferung des gefundenen Bernstein« mußte in Germau erfolgen, wo ein höherer Beamter, der Bernstein-
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