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Dresdner Journal : 28.09.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187509280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750928
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-09
- Tag 1875-09-28
-
Monat
1875-09
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 28.09.1875
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2V22L Dienstag, den S8. September. I» x»L»i» L««t»eL« L«l«L«: dLbrttoku... 18 ^jLbrUeb: 4 Hvk 60 kk. LiorvtosKuwmsr»; 10 kk. L««^r»«IV 6s» ä«ot«d«o k«oil«« tritt kott und 8towp«I»u»vt>l»z di»«». Iv»sr»t«oprei»er ? Nr 6«o k»vw sio«r ^«»»»Itsvso kstittsil»: 20 kt. Oot»r „LiQ^v»ui6t" äi» ZmI«: 6V kk. Ln>odvl»«or 1'Ljxlied mit ^oivLdwv der Komi- »ad kstetta^a, Fb«od» kür 6«» kol^eadsa 1'»^. DreMerMimml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 187S luserateaauaabine ausncLrt«: H. Landstetten, Ovmmi^nionLr äs» Drvsdasr doueaal»; ebenda».: LnAen />'ontSamdunx-IerllL Vl»a-I.»ixit^- 8«»»z->r„l»»-rr»aktarl ». N.: ^/äasenstesn F ^«A/sr; 2«rUa VI«, - Uawdarx - - 2>«aLkilrt ». ». - »ü»ed«o: Luci. M-see, NerUa: L. Lonnicz,- /nvatiden- ciant, I/. F/önec/»t, 8r«m»a: L. Lctitotte,- 8ro»I»a: F ütänAen'» öürsau; 0d«wrüt«: n. 1'oiot, ?r«Lkturt »H.: L daegen^übs u. F. 6. d/ennmann »su« Uucdd., LaaLe-tOo., OOrUlrt /nv-D., Uaaaover: (7. §c/»ü«>!en»' kart,: //avMt, La/itte, Lattten F Sluttxart: DuuLs F <7o., UndarL: L LisuciA««, Vi»o: Ft. t-xxei»L. Uvraas^edert Lüvixl. Lrpväitiou dv» vreidaor douenals, Dresden, Llarxlu-etdenstr»,»« Ko. 1. Amtlicher Theil. DreSdea, 27. September. Ihre Majestäten der König und dir Königin baden heute das Hoslager zu Pillnitz verlassen und Sich nach dem Zagdhause Rehefcld begeben. Seine Königliche Hoheit der Prinz August von Portugal und Algarbien, Herzog von Cmmbra, ist heute Nachmittag 4 Uhr nach der Schweiz abgereist. Dresden, 27. September. Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen allergnädigst geruht, daß der ge heime Justizrath Hermann Gustav.Held das ihm von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Sach- sen-Weimar-Gsenach verliehene Comthurkreuz des Haus- vrdens der Wachsamkeit oder vom weitzen Falken an- nehme und trage. Bekanntmachung der Königlichen Brandversicherung--Commission vom 24. September 1875. Nachdem an die Stelle des interimistisch ernannten bisherigen Vertreters der Feuerversicherungs - Actien- Gesellschaft: North British and Merkantile zu London und Edinburg, des Gcsellschafts-Jnspectors Herrn Otto Carl Dietrich Lange allhier, nunmehr Herr Heinrich Wilhelm Hönicke in Dresden zum wirklichen hierländischen Bevollmächtigten und Ge neral-Agenten dieser Gesellschaft ernannt worden ist; so wird Solches und daß der Letztere in dieser Eigen schaft bei der Brandversicherungs-Commission legitimirt und bestätigt, sowie bei dem Rathe der Stadt Dresden in Pflicht genommen worden ist, hierdurch zur öffent lichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 24. September 1875. Königliche Brandversicherung- - Commission. von Oppen. Rudolph. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Köln. Doberan. Rostock. München. Wien. Prag. Paris. Bern. Rom. Madrid. Kopenhagen. St. Petersburg. Konstantinopel. Belgrad.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Provinzial-Nachrichten. (Zittau. Großdobritz. Frei berg. Brandis. Schneeberg.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. TagrSkalender. Börsennachrichten. Inserate. Beilage. Gerichtsverhandlungen. (Freiberg.) EingesandteS. Ziehungslisten der im MichaeliStermine d. I. aus- geloostcn Landrentenbriefe. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonntag, 26. September, Niichmit- tagS. (W. T. B.) Wie die „Agence SavaS" meldet, ist ein in Cuba wohnender französischer Untli:than, NamenS Rigaudeau, von den gegen die Ausländi ¬ schen kämpfenden spanischen GuerrillaS getödtet worden, und hat der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herzog DecazeS, deshalb den frauröfischen Botschafter in Madrid angewiesen, der spanischen Regierung energische Vorstellungen zu machen, damit eine Bestrafung der Schuldigen herbeigeführt werde. Bukarest, Sonntag, 26. September, Mor gens. (W. T. B.) DaS amtliche Blatt veröffentlicht ein fürstliches Decket, wonach die rumänischen Truppen mit theilweise eingezogenen Reserven zu den gewöhnlichen Herbstübungen im Oktober d- I. in ihren Territorialdivifionen zusammengezogen werden. Belgrad, Sonntag, 26. September, Morgens. (W. T. B.) Die hiesige Kaufmannschaft bat bei der Regierung um ein allgemeine» Moratorium nach- aesucht, weil sie infolge der politischen Krisis außer Stande sei, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Man glaubt, daß die Regierung im Laufe dieser Woche dem Anträge stattgcbcn werde. Rio-de-Janeiro, Sonnabend, 2s. Septem ber. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat ihre Zustimmung dazu ertheilt, daß der Kaiser eine auf 18 Monate berechnete Reise in das Ausland antrcte. TageSgeschichte. Dresden, 27. September. Se. Excellenz der Herr Staatsminister Abekcn ist gestern zurückgekehrt und hat die Leitung des Justizministeriums wieder über nommen. Dresden, 27. September. Gutem Vernehmen nach haben die in LvanAoliem beauftragten Staatsminister die im evangelisch-lutherischen Landesconsistorium vacaut gewordenen Stellen wieder besetzt. Wie man hört, sind Geh. Nath Uhde zum Präsidenten, die geh. Kirchcnräthe vr. Zapfs und Jentzsch (Bautzen) zu ordent lichen Mitgliedern und der Hofprcdiger Ür. Löber zum außerordentlichen Mitgliede des Landcsconsistoriumö er nannt worden. * Berlin, 25. September. Se. Majestät der Kaiser wird heute Abend 11 Uhr aus Mecklenburg zurückkeh ren. — Auch die „N. A. Z." meldet jetzt, daß die zu ständigen Ausschüsse des Bundcsraths die Berathung des Börsensteuerentwurfs am Mittwoch, die Bc- rathung des Brausteuercntwurfs am Donnerstag been digt und beschlossen haben, im Wesentlichen die unver änderte Annahme beider Entwürfe beim Plenum des Bundesraths zu beantragen. — Die Reichstagsjustiz commission hat gestern, wie bereits kurz gemeldet, die Berathung des Entwurfs der Strafproceßordnung ge schlossen und die Sitzungen des Plenums auf eine Woche vertagt. In der Zwischenzeit wird die zweite Lesung des Entwurfs der bürgerlichen Proceßordnung vorbereitet werden. Auch hofft man, daß der Bundcsrath in dieser Zeit Stellung zu den Beschlüssen der Commission nehmen und bei Wiedereröffnung der Sitzungen der letzteren über die Annahme oder Nichtannahmc der Beschlüsse durch die Negicrungscommissare sich erklären werde. Nicht minder soll die Zwischenzeit dazu benutzt werden, die Bestimmungen über die Handelsgerichte für den Fall in Vorberathung zu nehmen, daß der Reichstag den Beschluß der Commission, welche die Aufhebung der Handelsgerichte beschlossen hat, nicht bestätigen sollte. Zu diesem Behufe ist eine Subcommission niedergcsctzt worden, welche aus folgenden Mitgliedern besteht: Abgg. Reichensperger, Wolffson, Grimm, Bär, Struckmann, Klotz und Thilo. Dieselbe wird bei dem nächsten Zu sammentritt der Commission Bericht über diese Bestim mungen erstatten; zum Vorsitzenden hat sie den Abg. Reichensperger gewählt. Uebrigcns wird der „Post" mitgetheilt, daß die Commission bis jetzt 80 Plenar sitzungen und die Redactionscommission 30 Sitzungen gehalten hat. Die Subcommission wegen der Zustellung der Ladungen rc. im Strafverfahren hat den Abg. vr. v. Schwarze zum Vorsitzenden und den Abg. Hauck zum Berichterstatter gewählt — Zur Verhütung des Mißbrauchs der deutschen Flagge durch seeuntüchtige Schiffe sind die kaiscrl. Consularbehörden in den briti schen Hafcnplätzen angewiesen worden, für ein daselbst in das Eigenthum von Reichsangchörigcn übergehendes Schiff das Attest über den Enverb des Rechts zur Füh rung der deutschen Flagge nur auf Grund des Zeug nisses eines Schiffsbesichtigers des britischen bonrä ok traä« über die Untersuchung des Schiffs und dessen Seetüchtigkeit zu ertheilen. Die Schiffsbesichtiaer sind vom donrä ol trnäs beauftragt, diese Untersuchung, deren Kosten von dem Rheder des Schiffs zu tragen sind, auf Antrag der kaiserl. Consularbehörden vorzu nehmen. — Der „Elbf. Ztg." wird von hier geschrieben: Der k. deutsche Ministcrresident in Mexico, Graf Enzen- bcrg, welcher früher in hessischen Diensten stand, ist von seinem jetzigen Posten, dem er seit dem Sommer 1872 vorstand, zurückgetretcn. Zu seinem Nachfolger ist der Ministerrcsidcnt bei der argentinischen Republik, Herr Le Maistre, designirt, welcher mir den Verhält nissen Südamerikas durch langjährigen Aufenthalt da selbst vertraut ist. Le Maistre, der seit 1869 in Buenos- Mrrs accreditirt war, hat zur Uebernahmc seines neuen Postens sich bereits nach Mexico begeben. In jüngster Zett hat Herr Le Maistre das Comthurkreuz erster Klasse des Herzog!, sachsen-crnestinischen Hausordens erhalten. Köln, 25. September. (K. Vlksjtg.) Heute Vor- mittag hat der commissarische Polizeipräsident, Regie- runtzsrath Fischer v. Treuenfeld, im Auftrage der Minister des Innern und des Cultus das hiesige Ursulinen kloster in Beschlag genommen und auf höheren Befehl den Klosterfrauen eröffnet, daß schon am 1. October also innerhalb sechs Tagen, das Kloster sowohl von ihnen als von den Pensionairinnen geräumt sein müsse. Den Verkauf des Klosters an den Grafen v. Hoens- broech in Schloß Haag bei Geldern hat das Ministerium für ungiltig erklärt. Doberan, 25. September. (W. T. B.) Ter Kaiser hat am Schluß des heutigen FeldmanöverS den Groß- Herzog von Mecklenburg-Schwerin zum Chef des hannöver schen Husarenregiments Nr. 15, den Kriegsminister v. Kamckc zum Chef des 2 hannöverschen Infanterie regiments Nr. 77, den commandirendrn General des IX. Armeccorps, General v. Trcsckow, zum Chef des 2. Magdeburgischen Infanterieregiments Nr. 27 ernannt. Dem Gencrallieutenant v. Schlothcim wurde der Stern mit Eichenlaub zum rothen Adlerordcn 2. Klasse, dem Gencrallieutenant v. Düringshofcn derselbe Orden mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe verliehen. Nach dem im grobherzoglichen Palais stattfindenden Döjeuncr begiebt sich der Kaiser um 4 Uhr nach Rostock. Von dort erfolgt um 5 Uhr die Rückreise nach Berlin. Rostock, 25. September. (H. St.) Sc. Majestät der Kaiser ist hier im besten Wohlsein von Doberan ein- gctroffen und mittelst Extxazuges nach Berlin weiterge reist. In seiner Begleitnng waren der Kronprinz, Prinz Friedrich Karl und Feldmarschall Graf Moltke. — In Betreff der Seemanöver ersehen wir aus der „Rost. Ztg.", daß die Segelbriggs der kaiserlichen Flotte „Nover", „Undine" und „Musquito" gestern Nachmittag von der Warncmünder Rhede nach Kiel abgcgangcn sind. Die Gefahr, welche vorgestern eine Zeit lang, wie telegraphisch berichtet, dem „Nover" drohte, war auch für die anderen Segelschiffe vorhanden. Die „Rost. Ztg." meldet darüber unter dem 24. d. M.: Gestern Morgen ging das Panzergeschwadcr, Sr. Maj. Schiffe „König Wilhelm", „Kronprinz", „Kaiser" und „Hansa", sowie die Fregatte „Niobe", welche während des Manövers auf derWarne- münder Rhede vor Anker lagen, nach Kiel ab. Die drei Briggs Sr. Maj. „Musquito", „Nover" und „Undine" konnten ihre Anker wegen einsctzcndcn Nord- wcststurmeS nicht aufnehmen und infolge dessen die Rhede nicht verlassen. Im Laufe des Nachmittags nahm der Nordnordweststurm an Kraft so sehr zu, daß alle drei Schiffe in eine sehr gefährliche Lage gcücthen, da sowohl dem „Rover", als dem „Musquito" die eine Ankerkcttc gesprungen war und somit die Strandung der Schiffe zu befürchten stand. Es wurden deshalb Rettungsboot und Rettungsapparatc im Häfen in Bereitschaft gehalten. Glücklicherweise trat aber später am Abend eine Wendung des Wetters ein, und sind die Schiffe dann heute gesegelt. München, 25. September. (A. Z.) Unter ebenso großer, als innigster Thcilnahmc der Gesammtbcvölkc- rung der Residenzstadt hat gestern Stachmittag das feier liche Leichenbegängniß des Prinzen Adalbert statt- grfunden. In allen Straßen, durch welche sich der imposante Leichenzug bewegte, warm die Verkaufslädcn geschlossen, und stand zu beiden Seiten der Straßen die Bevölkerung in großen Massen. Dem mit zahlreichen Blumenkränzen geschmückten Leichenwagen mit der sterb lichen Hülle des edlen Prinren folgten, zunächst dessen beiden Söhne, die Prinzen Ludwig und Alphons, dann der Herzog von Modena, die Prinzen Luitpold, Ludwig und Leopold und Herzog Ludwig. Während der Zug sich unter dem Geläute aller Glocken durch die Straßen bewegte, begaben sich Ihre Majestät die Königin Mutter mit der kleinen Prinzessin Isabella, der Tochter des Ver storbenen, und mit der Frau Herzogin von Modena, der Frau Prinzessin Gisela und der Prinzessin Theresia mit hohem Gefolge in die Hofkirchc zu St. Cajctan, wo selbst sich auch die Mitglieder des diplomatischen Corps eingefunden hatten. Nachdem der Sarg mit der sterb lichen Hülle des Prinzen auf die im Chor der Kirche aufgerichtete Estrade gebracht worden war, wurde die Vesper abgehalten, und vollzog der Erzbischof die Ein segnung der Leiche, die hierauf mit den vorgcschriebenen Förmlichkeiten in die k. Gruft gebracht und dort zur ewigen Ruhe beigcsetzt wurde. Heute Vormittag wurde in der St. Michaelshofkirche das feierliche Requiem für den Entschlafenen unter sehr großer Theilnahme abge halten. Ihre Majestät die Königin Mutter mit dem Herzog und der Frau Herzogin von Modena und unsere künigl. Prinzen und Prinzessinnen, sowie die Mit glieder des diplomatischen Corps, die höchsten Hof- und Staatsbeamten, das Offiziercorps, Vertreter aller königl. Stellen und Behörden und der Gcmeindecollegien haben dem Trauergottesdienstc beigewohnt. * Wien, 25. September. In der heutigen Sitzung des Ausschusses für auswärtige Angelegenheit«« der ungarischen Delegation erklärte Graf Andrassy, wenn er keine Erhöhung des Dispositionsfonds ver lange, so geschehe dies nur aus Rücksicht für die finan zielle Lage der Monarchie. Von einer Herabminderung oder Ersparung könne schlechterdings nicht die Rede sein. Er babe sogar die Absicht gehabt, die Posten für die Unterstützung der infolge der Jnsurrection auf öster reichisches Gebiet übergetrclenen Herzegowiner einzustellcn; er sei jedoch hiervon abgegangrn, weil die Zahl der Flüchtlinge, welche heute schon nahe an 100,000 beträgt, noch immer im Wachsen begriffen und daher der Um fang der diesfälligen Kosten nicht vorher zu berechnen sei. Er werde jedoch bis zur nächsten Delegation in dieser Beziehung eine genaue Rechnung zusammcnstcllcn und hierfür einen Nachtragscredit fordern. Die gestern vom Grafen Andrassy in demselben Ausschüsse gegebene Rechtfertigung wegen Nichtvorlage eines Nothbuches er fährt heute in der officiösen Journalistik eine wesentliche Vervollständigung. Die „Polit. Corr." enthält nämlich eine längere Auseinandersetzung über das „österreichisch ungarische Nothbuch", in welcher gegen die weitere Pu blikation eines solchen aus principiellcn und sachlichen Gründen schwere Bedenken erhoben werden. Zunächst wird die Vorlage eines Rothbuchcs als eine ^Nachah mung fremder Einrichtung" bezeichnet, die in Oesterreich erst im Jahre 1867 zur Anwendung kam. Dergleichen Veröffentlichungen haben jedoch, wie es weiter und unter Berufung auf das bekannte Urtheil des Fürsten Feuilleton. Redigirt »oa Otto »au«. Der Brautstab. Bou P. K- Rosegger. (Fortsetzung aus Nr- 223.) In manchen Gegenden Steicrmarks wird auch noch der zweite Tag mit allerhand Spielen gefeiert. Besonders beliebt ist daS „Wiegenholzführen", bei welchem junge Burscht aus dem nächsten Wald einen grünen Baum stamm herbeischleppen und denselben mit Sträußen und Bändern schmücken. Vor alten Tagen sollen jungfräuliche Mädchen zu Diesem Werke auserlesen gewesen sein. Heute haben dies Geschäft, wie gesagt, Junggesellen übernommen. ' Sie stellen den grünen Baumstamm entweder vor dem hochzeitlichen Wirthshause auf, oder sie verrammeln damit die HauSthür des jungen Brautpaares. Dieses aber kommt schon irgendwo hinein zu seinem eigenen Herd Und vorüber ist nun da» bunte, hoch- bedeutungsvolle Drama der Bereinigung v.wb es beginnt die Zett der stillen zurückgezogenen Häuslichkeit. Das Glück kann wohnen im Kämmerlein, das Un- heil kann einziehen — aber fest hält t^s Band, das da geschmiedet worden unter dem Tc ccte der lustigen Klänge; der Tod allein nur ists, dc.r kommen kann, als Zerstörer einer seligen Zeit oder als Retter aus bedrängten Tagen. Einstweilen noch wird jung We chchen gar roth im Gesicht, wenn eS das herbeigeschlepp tr Wiegenholz steht; — über- Jahr aber sitzt sie am S< Laukelchrn und wie get und wieget. Nachdem das Paar zu leben, zu schaffen und zu sparen begonnen hat, beginnt gar bald die Anlage eines Baues, der wohl nirgends sonst wo, als in Steiermark zu finden ist, ein Vermächtnis vielleicht aus urgerma- nischer Zeit. Der Autor gicbt davon eine eigene kleine sehr poejievollc Erzählung, und dieser Bau heißt das Schatzkästlein. Das Cchatzkästlein ist nun einmal die Hauptsache. Der Landmann verbirgt selbes nicht etwa in die ver borgenste Nische seines Hauses; nein, sondern er stellt es frei in die Luft und in den lichten Sonnenschein hinaus. Wen aber stellt er darüber zum Hüter auf? Den, unter dess' Schutz und Schirm er selber steht, der seine Wälder bevölkert, seine Felder bewahrt, seine Wiesen bethaut, der ihm Wiege und Brautbett und Sarg baut: den Baum. Dort — abseits von Haus und Stall und Scheune ragt die Riescntanne empor, und tief im Schatten ihres wuchtigen Geästes duckt sich ein kleiner hölzerner Bau. Der hat eine sorgfältig gezimmerte Wand mit glatten, zierlichen Eckpfälzcn und ein Giebeldach von feinen Schindeln. Der untere Theil des Baues bildet häufig ein Gelaß für Wagen und Ackcrgeräthe. Zu dem obrrn führt eine schmale, feste Stiege. Dort ist eine enge, niedere Thür aus schwerem Ahornholzc mit gewaltigen Eisenbändern und einem mächtigen Stahlschlossc. Im ganzen Hofe ist kein so wichtiges Schloß, als an dieser Neinen Thür. Dieser feste, niedrige Bau, der „Feldkasten", ist eben das Cchatzkästlein. Da hinein läßt er nur sein Weib treten und seinen ältesten Sohn, und etwa seinen Gevatter. Hier ist das Herz seiner Wirthschast, von hier aus giebt er dem Kaiser, waS deS Kaiser-, von hier aus bctheilt er den Bettler und den Brandstcucr- mann. Hierher führt er auch zuerst seinen Eidam, und wäre etwa die Braut zu leicht befunden: ein schwerer „Feldkasten" bringt die Angelegenheit unschwer in Gleich wage. Zuletzt — wer in des Landmanns Cchatzkästlein eitel Gold und Edelgestein wollt' suchen, der wäre arg auf dem Holzwege. Beim fleißigen Landmann findest du nicht die Stellvertretung des Nützlichen, sondern gerade wegs das Nützliche selbst. Im Feldkasten liegt das Korn aufgcspcichcrt zwischen hohen Bietern. Und neben dem Speicher stehen geräu mige Truhen voll feinen Flachses. Und hinter densel ben stehen drei große Körbe mit Schafwolle der reich ergiebigen Sommerschur. Und darüber auf rauchge schwärzten festen Stangen hängt das Selchfleisch, hängen Schinken, hängen fettige Schmecrlaibe, hängen dicke Speckklumpen, daß man meint, die starken Stangen müßten brechen unter solcher Wucht. Und cs lehnen ferner an länglichen Flcchtgestellcn riesige Laibe von Schwarz« und Weißbrod, und neben an den Eisenhaken der Wände sind die Häute von Rindern und Schafen und Schweinen, wohl gegerbt und gefärbt für Schuh- werk; und daneben stehen im Vorrath neue Schuhe zu Paar und Paar, als gingen sie eben den lieblich gesel ligen Weg zur Kirche, zum Traualtar. Auf den Brcter- lefften liegen gewichtige Lodenbündel und schwere Lein- wandrollrn, des bchendigcn Schneiders harrend, und daneben stehen die umfangreichen Schmalzkübcl und die bauchigen Buttertöpfe, bis, durch andere abgelöst, sie die weite Fläche des Tisches mit ihrem beliebten Inhalte be lasten und besegnen. Und hinter all' diesem im dunkeln, von Svinnenwebe verschleierten Winkel steht ein altes Faß mit verbogenem, rostigem Eisengerümpel, staubigem Spulwerke, zerrissenen Brodbackkörben und andern un brauchbaren Dingen. Und unter diesen altehrwürdigen Dingen liegen grobe, verblaßte Kotzen und Leinenlappcn, ergrautes, zerfressenes Strumpfwerk und dichtes, bcpech- tcs Reiscrgcflecht. Und unter dem Rcisergeflccht liegt eine alte, versteifte Ledertasche und in der Lcdcrtaschc steckt — aber das darf nur das Weib und der älteste Sohn und kaum noch der Gevattersmann wissen — altes, schweres Silbergcld. Warum steht der Bau so abseits vom Wohnhausc? Damit, wenn eine unglückliche Stunde kommt, und die Flammen im Hofe aus den Fenstern schlagen und über das Strohdach hinauswirbcln, so, daß Alles zu sammenbrennt und bricht, bis auf den steinernen Hccrd in der Küche — für diesen Herd noch etwas übrig bleibt zum Kochen. Und warum steht der Bau so versteckt zwischen hohen Tannen? - Damit, wenn der Wcttcrsturm heranwogt, das ein schichtige Holzwerk geborgen ist. Und wenn ein Blitz aus den Wolken springt und umherzuckt, ein Ziel suchend, wo es was zu verderben giebt, und endlich nicderschießcn will auf den Neinen, reichen Bau — so fange« ihn die Tannen mit ihren Armen aus, oder gar mit ihrem Haupte, und der Feldkasten bleibt bewahrt. Seht ihr den Baum dort mit dem langen Geäste und dcm kahlen, schwarzgcbranntcn Strunke? Ein schönes, stolzes Haupt mitsammt der Krone hat er aufgcopfert für den Menschenbau zu seinem Fuße. Leute, das war eine wüste Stacht gewesen! Maria Geburt war schon vorüber und die Fcldfrüchte eingc- heimst. Die Scheunen waren voll des Erntesegens, und die Rinder in den Ställen standen fett und schwer und der Feldkasten war voll und übervoll von der Frucht jahrelangen Mähens. Seit Wochen hatte die Sonne gestrahlt. Der Löwen-
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